Schuldenfalle: Zinslast bei KfW-Studienkrediten ist stark gestiegen (über neun Prozent!)

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Ebenso wie die allgemeinen Zinsen sind auch die Zinsen für einen KfW-Studienkredit im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Das zeigen Daten der staatlichen Förderbank, die das Bundesbildungsministerium auf Anfrage der Linken herausgegeben hat.

Ein Zinssatz von über neun Prozent ist happig – und bringt so manchen in Not. Foto: Shutterstock

Die durchschnittliche Zinszahlung pro Kredit lag demnach im Februar 2024 bei 85,74 Euro und damit gut 41 Prozent über dem Vorjahresmonat (60,70 Euro). Das am höchsten verschuldete Zehntel der Kreditnehmer zahlte in diesem Februar durchschnittlich 224,87 Euro Zinsen pro Darlehen, im entsprechenden Vorjahresmonat lag der Wert bei 158,07 Euro.

Christian Görke von der Gruppe Die Linke im Bundestag sagte, es sei kaum zu glauben, dass manche Studierende fast so viel Zinsen für einen KfW-Studienkredit wie für die Miete zahlten. «Dabei ist der hohe Zins kein Naturgesetz. Schon in der Finanzkrise und in der Corona-Pandemie wurde politisch eingegriffen.» Der Zins müsse als erster Schritt ausgesetzt werden, sonst drohe eine Schuldenfalle bei den Fachkräften von morgen.

Ein KfW-Studienkredit wird nicht in einer Summe ausgezahlt, sondern monatlich. Es gibt maximal 650 Euro pro Monat für höchstens 14 Semester. Die Höchstsumme liegt damit bei 54.600 Euro. Nach der letzten Zahlung beginnt eine 18-monatige sogenannte Karenzzeit, danach folgt die Rückzahlungsphase. Maximal 25 Jahre Zeit bleibt für die Tilgung. Zinsen werden in der Regel über die gesamte Zeit von der Auszahlungsphase bis zur Rückzahlungsphase fällig.

Zurzeit liegt der Zinssatz für einen KfW-Studienkredit bei 9,01 Prozent, im Oktober 2021 lag er noch bei 3,76 Prozent. Die Bank begründete das mit dem Anstieg des europäischen Referenz­zinssatzes Euribor. News4teachers / mit Material der dpa

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Dil Uhlenspiegel
1 Monat zuvor

Man hört oft so einen Spruch mit Bildung und Geldbeutel … weiß jetzt nicht, ob man das übertragen kann auf Studis.

JoS
1 Monat zuvor

Es ist erbärmlich, dass dieser Bildungskredit einer staatlichen Bank einen so viel höheren Zinssatz hat als Konsumentenkredite, mit denen man sich einen neuen Fernseher oder ein Auto kauft. Aber das illustriert sehr gut den Stellenwert von Bildung in Deutschland.

Spirale
1 Monat zuvor
Antwortet  JoS

Nein, der Zinssatz illustriert das nicht.

Die Zinsen sind zu hoch, ja. Aber das ein Konsumkredit billiger als der KfW-Srudienkredit ist liegt vor allem daran, daß der Studienkredit ohne Bonitätsprüfung vergeben wird. Das Ausfallrisiko ust also höher. Ob das nun den heftigen Aufschlag rechtfertigt? Gefühlt eher nicht. Da müsste also die Politik einen Ausgleich schaffen.

JoS
1 Monat zuvor
Antwortet  Spirale

Genau das ist ja der Punkt. Die KfW gibt für alles mögliche vergünstigte Förderkredite unabhängig vom Ausfallrisiko. Nur Bildung scheint das Risiko nicht wert zu sein.

Spirale
1 Monat zuvor

Was ich an der Selle noch erwähnenswert finde ist, dass die KfW durch ihr Marktverhalten im Grunde die Konkurrenz vom Markt verdrängt hat in den vergangen Jahren und nun die Zinsen so stark anhebt, weil es für viele Studierende inzwischen beim Studienkredit fast schon alternativlos über die KfW läuft.

JoS
1 Monat zuvor
Antwortet  Spirale

Wieso alternativlos? Mittlerweile ist es für Studierende wohl billiger, sich einen teuren Fernseher per 0%-Finanzierung zu kaufen, diesen dann mit einem ordentlichen Abschlag weiterzureichen und vom Erlös den KfW-Kredit abzulösen.