Schulkinder ohne Masernimpfung: Hunderte Bußgelder gegen Eltern

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DRESDEN. Kinder, die in Kindergarten oder Schule gehen, müssen seit 2020 immun gegen Masern sein. Doch nicht alle Eltern lassen ihre Kinder impfen, wie jüngst ein Ausbruch gezeigt hat. Ihnen drohen Bußgelder. Exemplarisch die Situation in Sachsen.

Seit dem 1. März 2020 gilt eine Masern-Impfpflicht für Kinder und Jugendliche in Bildungseinrichtungen sowie das dort tätige Personal. Foto: Shutterstock

Wegen fehlender Masernimpfung bei Schulkindern haben Sachsens Behörden in den vergangenen Jahren Hunderte Bußgelder gegen Eltern verhängt. Der Landkreis Mittelsachsen berichtet auf dpa-Anfrage von 185 Bußgeldbescheiden in den vergangenen zwei Schuljahren, der Kreis Görlitz von 314 verhängten Bußgeldern 2023, die Stadt Leipzig im selben Jahr von 184 Ordnungswidrigkeitsverfahren, die hierzu eingeleitet wurden.

Seit März 2020 müssen Kinder, die eine Einrichtung wie Kindergarten, Hort oder Schule besuchen, gegen das hoch ansteckende Virus geimpft sein. Im Vogtland war es jüngst zu einem größeren Ausbruch gekommen. Laut Gesundheitsamt waren die betroffenen Kinder nicht ausreichend geimpft.

Während in Kindergärten und Horten ein Betretungsverbot ausgesprochen werden kann, wenn Kinder nicht geimpft sind, ist bei Schulen die Lage komplizierter. «Schulpflicht bricht Impfpflicht», erklärte das Kultusministerium auf Anfrage. Daher müssten auch ungeimpfte Kinder von Schulen aufgenommen werden. Doch melden die Schulen dies den Angaben zufolge an die Gesundheitsämter, die dann Bußgelder gegen die Eltern verhängen können.

Die können bis zu 2.500 Euro betragen, fallen aber meist geringer aus. Das Landratsamt Bautzen etwa sprach von Beträgen zwischen 50 und 200 Euro bei den mehr als 300 im vergangenen Jahr verhängten Bußgeldern, das Landratsamt Pirna von 250 Euro (79 Bußgelder 2023). «In der Kita gibt es keine Besuchspflicht», so das Ministerium. «Daher ist die Aufnahme der Kinder ohne Masernimpfung zu verweigern.»

In solchen Fällen haben die Ämter im vergangenen Jahr zahlreiche Betretungsverbote ausgesprochen. Im Landkreis Bautzen waren es 13, in Dresden seit der Umsetzung des Masernschutzgesetzes 39, von denen 26 wieder aufgehoben wurden. Die Mehrzahl dieser Kinder sei zweifach geimpft gewesen, doch hätten es die Eltern trotz mehrfacher Aufforderung versäumt, den Nachweis vorzulegen, erklärte die Stadtverwaltung. «Für 13 Kinder besteht aktuell das Betretungsverbot fort.» In Chemnitz wurden voriges Jahr 50 Kita-Kinder ohne Nachweis einer Immunität gegen Masern dem Gesundheitsamt gemeldet. Dem Gesundheitsamt Leipzig liegen nach Auskunft der Stadt dagegen keine Angaben hierzu vor.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt eine zweifache Impfung in Kombination von Masern, Mumps und Röteln für alle Kinder. Babys und Kleinkinder sollen die erste Impfung im Alter von 11 bis 14 Monaten erhalten, die zweite mit 15 bis 23 Monaten. Auch Erwachsenen wird eine einmalige Impfung empfohlen, wenn sie nach 1970 geboren sind und ihr Impfstatus unklar ist oder sie in der Kindheit keine oder nur eine Impfung erhalten haben.

Mit Blick auf die Masernimpfpflicht bei Kindern in Kindergarten, Schule und Hort bietet der Landkreis Zwickau Beratungsgespräche an. Doch nur vier Prozent der Nachweispflichtigen nutzten das Angebot. Häufig gehe es in den Gesprächen etwa um die Sicherheit der Impfstoffe, die mögliche Höhe von Bußgeldern, die Sinnhaftigkeit der Nachweispflicht oder die Vereinbarkeit der Impfung mit dem eigenen Glauben, informierte Landkreissprecher Sebastian Brückner. Die Reaktionen reichten von Resignation bis hin zu Aggression. «In der Regel, so unser subjektiver Eindruck, kann jedoch nur wenig Verständnis für die Nachweispflicht aufgebracht werden.» Im Landkreis Zwickau wurden voriges Jahr 254 Verfahren eingeleitet, weil entsprechende Nachweise nicht oder nicht rechtzeitig vorgelegt wurden. Das wird dann als Ordnungswidrigkeit verfolgt.

Ende Februar hatte das Gesundheitsamt des Vogtlandkreises einen größeren Ausbruch der Masern bei zwölf Kindern im Alter von einigen Monaten bis 13 Jahre gemeldet. Der hat sich inzwischen ausgeweitet. In dieser Woche seien zwei weitere Kinder erkrankt, teilte das Landratsamt am Freitag auf Anfrage mit. Die Rede ist von milden Krankheitsverläufen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hätten sie zum Zeitpunkt der Ansteckung Kontakt zu den beiden zuvor betroffenen Familien gehabt. Beide neu erkrankten Kinder seien nicht schulpflichtig und gingen nicht in den Kindergarten.

Auch wenn es nach wie vor Eltern gibt, die sich gegen die Masernimpfung ihrer Kinder sperren, hat sich die Impfrate nach Einschätzung des Gesundheitsministeriums «erfreulich positiv entwickelt». Dabei bezieht es sich auf Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen. Während es bei anderen Impfungen wie Polio, Tetanus und Keuchhusten Rückgänge gebe, sei die Rate bei Masern seit 2019 gestiegen. Demnach lag sie für die 1. Impfung zuletzt bei 99,2 Prozent, für die 2. Impfung bei 95,6 Prozent. Einen ähnlichen Trend zeigten Auswertungen bei Vierjährigen in Kindertagesstätten sowie Sechstklässlern in Schulen.

Die insgesamt niedrigen Fallzahlen sowie die Umstände bei dem jüngsten Ausbruch im Vogtland belegten die Wirksamkeit des Masernschutzgesetzes, Infektketten zu unterbinden, resümierte das Gesundheitsministerium. News4teachers / mit Material der dpa

Lehrer erkrankt trotz doppelter Impfung an Masern – Kollegen in Quarantäne

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Der Zauberlehrling
9 Monate zuvor

https://www.dpma.de/dpma/veroeffentlichungen/meilensteine/besondereerfinderinnen/pasteurimpfen/index.html

Wissenschafts- und Realitätsleugnern ist nicht beizukommen, das hat die Corona-Pandemie gezeigt.

Den wenigen, die sich tatsächlich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, hilft die Herdenimmunität.

Wenn die nicht mehr hilft, kommt es eben zu größeren Ausbrüchen und Schäden. Ist halt mal so (Epidemiologie).

Denjenigen Impfgegnern, die alle Erkenntnis leugnen, wünsche ich einfach eine maximal schlecht verlaufende Maserninfektion.

AvL
8 Monate zuvor

Man wünscht anderen Mitmenschen nichts Schlechtes,
und das gilt gerade auch für irrational denkende Mitmenschen.

Es sind aber andererseits die Kinder zu schützen,
und die Impfung erfolgt auf der Grund der evidenten
medizinischen Erkenntnisse.
Da sind irrationale Argumentationslinien aus der
Denkrichtung eines Rudolf Steiner genauso verrückt
wie die der Impfgegner und Corona-Leugner.

Carsten
8 Monate zuvor

Auch den Kindern, für die die Eltern entschieden haben ?

Rainer Zufall
8 Monate zuvor

Hoffen Sie auch bei Passant*innen, die über Rot gehen, dass sie vom Auto erfasst werden?
😛

Mary-Ellen
8 Monate zuvor
Lisa
8 Monate zuvor

“Dabei bezieht es sich auf Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen. Während es bei anderen Impfungen wie Polio, Tetanus und Keuchhusten Rückgänge gebe, sei die Rate bei Masern seit 2019 gestiegen.”
Gibt es eine Erklärung für die Rückgänge? Ich meine Tetanus muss auch bei Erwachsenen alle 10 Jahre nach geimpft werden, Polio ist auch schwerwiegend. Beide potentiell tödlich.

Ale
8 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Gespräch mit einem anderen Elternteil: wir impfen unsere Kinder nicht gegen Tetanus. Eine Ärztin (Ergänzung im Internet) hat erklärt, dass Tetanus sich nur in totem und schlecht durchblutetem Gewebe vermehr (das ist auch richtig) und kleine Kinder sind gut durchblutet (was ja auch im Grunde richtig ist). Was verschwiegen wird: bei einer Verletzung entsteht genau das, aber soweit berichtet man nicht im Netz. Wir werden als “dumm” bezeichnet, weil unsere Kinder nach Stiko und KiA durchgeimpft sind.
Für mich hat dieser ganze Stuss/Wahn begonnen, als mir meine Schüler älter 15 Jahre erklären wollten (ich war Sani, war Zivi im KH, habe davor bei einem großen medizinischen Dienstleister gearbeitet), dass eine ECMO doch nichts schlimmes sei (Erkenntnis auch aus dem Internet). Na ja, zum Glück gibt es VideoDokumentationen wie eine ECMO gelegt wird, was alles schief gehen kann und was ECMO eigentlich für den Patienten bedeutet. Aber gehen Sie auf Twitter und Konsorten: das wird heute dort immer noch propagiert. Und die Politik macht mit, hat gestern nicht erst ein CDU Politiker wieder behauptet es gäbe Impfschäden”Zwar in geringem, aber nicht zu vernachlässigenden Umfang”. Wir haben unter 500 anerkannte Impfschäden, dass sind bei ca. 65 Mio Geimpfte in Deutschland 0,0007%. Jeder Fall tragisch, aber ob das ein “nicht zu vernachlässigender Umfang” ist stelle ich mal total in Frage.

MuttiMolli
8 Monate zuvor
Antwortet  Ale

Das ganze Thema ist inzwischen total politisiert, deshalb lässt sich darüber nicht mehr auf sachlicher Ebene sprechen.

Diese Aussage sollte gerade noch neutral genug sein, um nicht umgehend in eine Schublade gepackt und angefeindet zu werden.
Alles darüber hinaus, schwierig, weil es für viele keine medizinische Entscheidung, sondern eine bedeutsame säkulare Glaubensfrage ist.

Ale
8 Monate zuvor

Ähm bzgl. der Verlaauf der Masern im Vogtland: wenn 9 Kinder im KH waren kann man nicht von einem milden Verlauf sprechen ohne zu betonen, dass mild alles ist, was nicht invasiv beatmet wird nach WHO und eben nicht “mild” in Form eines harmlosen Krankheitsverlauf bedeutet. Wie schon gesagt, 9 Kinder laut dem Artikel im KH.: https://www.freiepresse.de/vogtland/plauen/masernausbruch-im-vogtland-neun-kinder-im-krankenhaus-artikel13268945

Jan
8 Monate zuvor

Und in der Einrichtung, die mein Sohn besucht, waren dieses Jahr Röteln am Start! Danke liebe Impfgegner…

Wutbürger
8 Monate zuvor
Antwortet  Jan

Was heulen Sie rum? Ihr Sohn war doch nicht betroffen, da geimpft.

MitlesendeMutter
8 Monate zuvor
Antwortet  Jan

Aktuell grassieren in ganz Deutschland die Ringel(!)röteln, gegen die, anderes wie gegen die richtigen Röteln, nicht geimpft werden kann. Beide Sorten sind für werdende Mütter gefährlich. Im Kindesalter sind sie aber unproblematisch. Kinder sind ansteckend, bis der Ausschlag zu sehen ist, dann nicht mehr. Daher grassieren sie so stark. Das macht sie auch für werdende Mütter so gefährlich.

Man kann also hoffen, dass die Kinder sie aufschnappen, um Immunität für eine Schwangerschaft zu erhalten. Oder ihr Sohn, damit er sie später nicht an eine potentielle Partnerin oder fremde Schwangere weitergibt.

Jan
8 Monate zuvor
Antwortet  MitlesendeMutter

Ringelröteln und Röteln haben so viel miteinander gemein wie wir beiden!

Ich habs so satt
8 Monate zuvor
Antwortet  Jan

Was von den zutreffenden Äußerungen von @MitlesendeMutter verstehen Sie nicht?
Auch Ringelröteln sind nicht ohne, z.B. für Schwangere und v.a. den Fötus.

Jan
8 Monate zuvor
Antwortet  Ich habs so satt

Dass die Äußerungen zutreffend sind, bestreite ich nicht. Was haben diese aber damit zu tun, dass man sich gegen Röteln impfen lassen kann und dass es m.E. dumm ist, das nicht zu tun.

Eines meiner Kinder hatte übrigens im letzten Monat Ringelröteln.

Rainer Zufall
8 Monate zuvor

Tja… Wenn sich diese Impraten als positiver Trend bezeichnen lassen, weil es vorher noch schlechter war.. Glückwunsch, schätze ich.

Ich würde ja gerne noch mehr zu Sachsen schreiben, aber ich bin in BW, wo es in wohlinformierten Kreisen der Bevölkerung als sicher bewiesen gilt, das Impfungen Autismus auslöst und Fotoaufnahmen die Seele stehlen…

Mary-Ellen
8 Monate zuvor

Anekdotische Evidenz, ja – dennoch:
Mit 6 Jahren erkrankte ich während des Nordseeurlaubs meiner Familie an einer Maserninfektion.
Hochfiebrig fehlten mir 2 Tage in meiner damaligen Erinnerung. Erinnern kann ich mich
allerdings noch heute an schreckliche, aufwühlende Albträume.
Meine Mutter berichtete mir später, ich hätte sie auf ihre Ansprache hin nicht mehr erkannt, sie mit dem Namen meines damaligen Spielkameraden angesprochen.
Muss man nicht unbedingt erleben als Kind…

potschemutschka
8 Monate zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

War bei mir ähnlich, damals gab es noch keine Masern-Impfung. Meine Kinder und Enkelkinder sind deshalb geimpft!

potschemutschka
8 Monate zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

P.S. Als der Frauenarzt den Impfausweis meiner Schwiegertochter wegen der Schwangerschaft kontrollierte, meinte er: “Sie sind ja vollständig gegen alles geimpft! Entweder Sie sind aus dem Ostteil Berlins, oder Ihre Eltern arbeiten in einem medizinischen Beruf.” – letzteres traf zu, ihre Mutter ist Krankenschwester!

Keno
8 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ist bei mir und den Kindern auch so, obwohl weder das eine noch das andere zutrifft.
Allerdings haben meine Eltern (beide während des 2. WK geboren) viele der Krankheiten (Masern, Diphtherie, Röteln, Mumps, TBC,…) mit ihren verheerenden Wirkungen noch bei sich selbst und ihrem Umfeld erlebt, so dass z.B. ich, obwohl Pocken- und TBC-Impfung damals nur auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern gegeben wurde, gegen Pocken und auch gegen TBC geimpft wurde.
Leider (zum Glück) verschwindet unser Wissen über die möglichen schlimmen Folgen vieler Krankheiten. Und das gibt Platz für Verharmlosungen.