Landesregierung scheut davor zurück, Kinder auf die Hauptschule zu zwingen

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STUTTGART. Großer Erfolg oder nur Flickwerk? Darüber, wie die die geplanten Bildungsreformen von Grün-Schwarz in Baden-Württemberg zu bewerten sind, gehen die Meinungen naturgemäß weit auseinander – wie die Debatte in dieser Woche gezeigt hat. Ein wesentlicher Streitpunkt: die (aus Sicht von Philologen- und Realschullehrerverband) unzureichende Einschränkung des Elternwillens bei der Wahl der weiterführenden Schule. Tatsächlich scheut die Koalition davor zurück, Kinder auf die Hauptschule zu zwingen.

Da lang. Foto: Shutterstock

Sind sie nun ein «großer Wurf», wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) findet oder stellen sie schlicht «Schönheitsreparaturen» dar, wie SPD-Fraktionschef und Oppositionsführer Andreas Stoch kritisiert? Der Landtag in Stuttgart hat in dieser Woche über die geplanten Bildungsreformen der grün-schwarzen Koalition debattiert. «Grüne und CDU kommen ja in der Bildungspolitik durchaus aus unterschiedlichen Richtungen. Trotzdem ist es uns gelungen, einen Konsens zu finden, der von der frühkindlichen Bildung über die Grundschule bis hin zu den weiterführenden Schulen reicht», sagte Kretschmann.

Dieser Konsens sei weit mehr als der kleinste gemeinsame Nenner. Das Bildungspaket sei das größte und umfassendste, das er in seiner Zeit als Abgeordneter erlebt habe. «Und Sie wissen: Ich bin schon ein Weilchen dabei.» Mit den Maßnahmen stelle man das Schulsystem auf eine «gute, stabile und zukunftsfähige Basis». Das Paket stärke die Bildungsgerechtigkeit, gebe den weiterführenden Schulen ein klares und attraktives Profil, sorge für mehr Übersichtlichkeit der Schullandschaft und gebe Eltern und Kindern mehr Orientierung.

«Gibt es künftig eine Verbindlichkeit nur beim Übergang auf die Gymnasien, wird die Realschule als eigenständige Schulform in der bisherigen Form bald nicht mehr existieren»

Unter anderem will die Koalition den Werkrealschulabschluss abschaffen und erreichen, dass sich bestehende Werkrealschulen mit Realschulen zu Verbundrealschulen zusammenschließen. G9 soll demnach zum Schuljahr 2025/2026 eingeführt werden und mit den Klassen fünf und sechs starten. Die Gymnasien sollen zudem die Option erhalten, G8-Züge anzubieten – allerdings ohne dafür zusätzliche Mittel zu bekommen. Außerdem soll es mehr Ganztagsgrundschulen geben. Grundschulen in Brennpunkt-Gegenden sollen gar zu verbindlichen Ganztagsschulen werden.

Eine Einigung im Bereich der frühkindlichen Bildung sieht vor, ein Programm zur Sprachförderung an Kitas und Grundschulen zu starten. Damit sollen Kinder mit Sprachproblemen frühzeitig gefördert werden. Verständigt hat sich Grün-Schwarz auch darauf, die Grundschulempfehlung wieder verbindlicher zu gestalten. Der Elternwille allein reicht künftig nicht mehr aus, um ein Kind aufs Gymnasium zu schicken. Zumindest ein Test muss dann noch bestanden werden.

Die Einschränkung gilt aber eben nur fürs Gymnasium, wie nun bekannt wurde. Bei der Realschule sollen die Eltern weiterhin frei bleiben, auch gegen die Grundschulempfehlung und ein Testergebnis zu entscheiden – offensichtlich scheut die Landesregierung davor zurück, Kinder auf die unbeliebte Hauptschule zu zwingen. Das sorgt bei zwei Lehrkräfteverbänden, dem Philologenverband und dem Realschullehrerverband, für harsche Kritik.

Die Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlung im Jahr 2012 sei ein Kardinalfehler der Bildungspolitik in Baden-Württemberg gewesen, erklärten die Verbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung. «In der geplanten Form ist die ‚Verbindlichkeit‘ eine Mogelpackung, mit der allen Kindern, deren Eltern nicht das Gymnasium anstreben, ebenso wie dem differenzierten Schulsystem insgesamt weiterhin großer Schaden zugefügt wird», betonen Karin Broszat, Landeschefin des Realschullehrerverbands, und Ralf Scholl, Landesvorsitzender des Philologenverbands, unisono.

«Die Landesregierung plant eine Vereinheitlichung der Sekundarstufen-Schularten außerhalb der Gymnasien bei weiter geltender Unverbindlichkeit der Grundschulempfehlung für die Realschulen. Das ist ein Sieg der Ideologie über die Interessen der Kinder!», heißt es. Damit gehe «die fatale Reise zur Zweigliedrigkeit» weiter. «Gibt es künftig eine Verbindlichkeit nur beim Übergang auf die Gymnasien, wird die Realschule als eigenständige Schulform in der bisherigen Form bald nicht mehr existieren.» News4teachers / mit Material der dpa

Eltern dürfen weiterführende Schulform nicht mehr frei entscheiden – Schüler dagegen

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SoBitter
2 Monate zuvor

Wo ist eigentlich das Problem mit der Hauptschule? Ein guter Hauptschulabschluss, dann ne Ausbildung und dazu den Realschulabschluss in der Berufsschule ist für viele der beste Weg. Wozu sechs Jahre in der Realschule quälen? Ich kapiers einfach nicht!

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Wieso Realschulabschluss in der Berufsschule? Meines Wissens zählt eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung auch schon als solcher. Sie dürfen mich aber gerne korrigieren.

Teacher Andi
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Eine abgeschlossene Ausbildung beinhaltet nun mal Berufsschule. Oder etwa nicht?

moi aussi
2 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Die betroffenen Schüler verstehen es leider auch nicht. Der Spruch der Eltern ist immer öfter: „Wir wollten es halt mal versuchen.“ Meiner anekdotischen Evidenz nach können die Eltern oft gar nichts mehr versuchen – weil das Kind bereits in der Grundschule in den Brunnen gefallen ist. Viele meiner Kids würden das intellektuell schon irgendwie auf die Kette bekommen, sind aber mit der Selbstorganisation heillos überfordert, da zu Hause aus den verschiedensten Gründen = 0 Unterstützung möglich ist.

Aktuell sind 30% „meiner“ Kids völlig am Limit und fangen an zu stören – und ich muss sie auch noch durch die 6. Klasse ziehen, bevor ich in den Leistungsüberprüfungen das Niveau anpassen kann.

Da muss man sich schon ein dickes Fell zulegen wenn man Kinder so leiden sieht!

Indra Rupp
2 Monate zuvor
Antwortet  moi aussi

Aber die Eltern, die „es mal versuchen“ wollen, sind doch nicht diejenigen, von denen 0 Unterstützung kommt…?

moi aussi
2 Monate zuvor
Antwortet  Indra Rupp

Doch, auch. „Versuchen“ dürfen nämlich nur die Kinder… .

Der Zauberlehrling
2 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Die Reputation der Hauptschule als Nachfolger der Volksschule ist in den letzten vier Jahrzehnten heruntergewirtschaftet worden. Von einer Regierung zur nächsten und so fort.

Ihr eigentlich ist lange her. Aber so kenne ich das auch noch. Hauptschule und dann eine gute Ausbildung führte auch zum Realschulabschluss.

Aber wenn die Abiturientenquote über 50 % soll, wird das halt nichts mit „Hauptschule“ für die Mehrheit. Des Volkes Schule ist die Volksschule nicht mehr.

Katze
2 Monate zuvor

Ein Land im Akademisierungswahn
„Wenn alle das Abitur haben, hat keiner das Abitur.“ (Josef Kraus)

„Laut jüngstem OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ hat Deutschland im OECD-Vergleich die höchste Steigerung der Abiturientenquote: von rund 40 auf rund 60 Prozent zwischen 2005 und 2015. Da liegt natürlich der Verdacht mehr als nahe, dass diese massive Steigerung in so kurzer Zeit nicht mit einem entsprechenden Anstieg der Qualität einhergeht. Das Problem des Qualitätsverlusts gilt nicht nur fürs Abitur. In Berlin hat man, weil die Notenergebnisse der Mittleren Reife nicht passten, im folgenden Jahr Fragen auf Grundschulniveau in die Prüfungen aufgenommen.“
https://www.wiwo.de/politik/deutschland/bildungspolitik-wenn-alle-das-abitur-haben-hat-keiner-das-abitur-/20439058-3.html
Ich hab da keine Fragen mehr.

Seitdem sind schon wieder ein paar Jährchen vergangen. Und weiter geht’s mit „in den Brunnen fallen“(nach moi aussi) und „herunterwirtschaften“ von Bildungsqualität an allen Schularten.

uwe
2 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Wenn sie Kinder haben: Lassen sie mich raten, die haben sie auf einer Hauptschule angemeldet , richtig?

Dejott
2 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Kennen Sie die sozialen Probleme einer reinen Hauptschule? Wissen Sie, wie sie Lehrer bekommen, die dort unterrichten? Ist Ihnen der Ruf bewusst, den Hauptschulen haben?

Lisa
2 Monate zuvor
Antwortet  SoBitter

Auf der Hauptschule sind nach Elternsicht das Problem die Mitschüler. Da gibt es Ängste, dass freundliche und schüchterne Kinder jeden Tag verprügelt werden und dass alle in den Leistungen immer mehr zurück fallen..wegen des letzteren Punktes empfiehlt auch beispielsweise Arbeiterkind eV manchmal, es trotzdem mit der Realschule oder dem Gymnasium zu versuchen. Dazu trägt bei die öffentliche Berichterstattung, da werden öfter die Problemschulen als die netten Hauptschulklassen ( die gibt es auch sehr viele, generieren aber keine Clicks) gezeigt..oder Hauptschülerinnen – Karikaturen wie Chantal aus dem Kinofilm.

Rüdiger Vehrenkamp
2 Monate zuvor

Mal sehen, wie viele von den Plänen (außer G9 und verbindlichere Grundschulempfehlung) bis zum Ende dieser Legislaturperiode (Frühjahr 2026) überhaupt umgesetzt werden.

Dass sich die Landesregierung vehement wehrt, die Realschulen und damit Schulen der „Mitte“ wieder zu stärken, ist ein Unding in meinen Augen, denn wahrscheinlich werden diese den meisten Zulauf kriegen, wenn die Gymnasien nach missglücktem Eingangstest die Absagen verschicken.

Ale
2 Monate zuvor

Was mich immer noch stört:

  • Zentrale Prüfung in der 4. Klasse: war es nicht Ziel, denn Leistungsdruck der Schüler zu reduzieren? Jetzt baut man den schon auf 4. Klässler auf. Und im anderen Artikel beklagt man sich, dass die psychosomatischen Probleme der Schüler massiv zunehmen. Wunder mich ehrlich gesagt nicht mehr. Wieso nicht das ganze auf freiwilliger Basis, wenn der Vorschlag der Klassenlehrer nicht ins eigene Bild passt? Warum immer mehr „Druck, Druck, Druck“.
  • Für mich ist das die Gesamtschule (eine Schulform die sich nicht durchsetzen konnte, weil vielen die Mittel zur guten Qualität fehlen) durch die Hintertür. Und in 5 Jahren werden wir wieder merken, dass die Leistungen noch weiter sinken. Weil es wieder ohne entsprechende Mittel durchgeboxt werden muss.
Jette
2 Monate zuvor
Antwortet  Ale

Eigentlich wäre es dann sinnvoll, die VERA-Arbeiten nicht in Klasse 3, sondern in Klasse 4 zu schreiben und mit einer verbindlichen Empfehlung zur weiterführenden Schule (schließt auch Realschule ein) zu verknüpfen. Dann hat man nur eine Prüfung und die ist überall gleich. Außerdem sind dann die Realschulen ebenfalls mit bedacht.
Aber sinnvolle Sachen haben sich im KuMi noch nie durchsetzen können!

Individualist
2 Monate zuvor
Antwortet  Jette

Man meint doch, dass vom Test in Klasse 3 bis zum Ende von Klasse 4 die Kinder das alles noch aufholen, was ihnen fehlt. Deshalb Klasse 3. Wie viel tatsächlich aufgeholt wird, scheint unbekannt zu sein.
Ich nehme allerdings an, dass die Übergangsempfehliung deshalb nicht von VERA abhängen soll, weil sonst vielleicht Gerichte urteilen könnten, dass VERA dafür überhaupt nicht geeignet ist. Es fällt doch auf: Von keinem dieser großen Tests hängt irgendwas Konkretes für die schulische Karriere ab, sie sind mehr eine Spielwiese für Statistiker. Diejenigen, die diese Tests veranstalten, möchten das wohl nicht. Sie hätten sonst ggfs. die Beweislast.

mama51
2 Monate zuvor
Antwortet  Ale

Leistungsdruck reduzieren? Von welchen Leistungen? Von welchen Lernzielen kann / soll noch weiter nach unten abgerückt werden? …Wenn bei Realschulprüfungen bereits „Hauptschulfragen“ gestellt werden (müssen)… Wo führt das hin?

  • Leistungsgesellschaft? – NEIN – DANKE??????? 🙁
Ale
2 Monate zuvor
Antwortet  mama51

In der 4. Klasse muss man keine zentrale Prüfungen schreiben, meiner Meinung nach. Das ist unnötiger Leistungsdruck. Eine Leistungsgesellschaft sollte nicht über Druck funktionieren, dass sorgt eben für psychosomatische Belastung (Stichwort: BurnOut). Und gegen eine verbindliche Empfehlung der Klassenlehrer bin ich nicht, aber ich sehe schon die Eltern in der 4. Klasse und deren unsäglichen Druck auf ihre Kinder => nein nicht schon so früh.

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Wir müssen aufhören uns gegen jedwede Veränderung zu wehren. Die Welt, die Gesellschaft hat sich weiterentwickelt nur der Unterricht, die didaktischen Konzepte wurden nicht angepasst, Herr Köller sagte zu den PISA Ergebnissen „Hierzulande tut man sich wahnsinnig schwer sich auf die veränderten Interessen der SuS einzustellen…Man erreicht SuS nicht mehr, weil man an den SuS „vorbei unterrichtet.“

Sepp
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Es gibt in der Schule viele Dinge, die nicht dem Interesse der Schüler entsprechen, weil sie Anstrengung bedürfen.

Früher hat man es trotzdem gemacht, weil man es musste, bspw. weil man einen Abschluss bekommen wollte, weil die Eltern hinterher waren usw.

Heute sehe ich weniger Anstrenungs- und Leistungsbereitschaft bei den Schülern. Da spielt sicherlich Digitalisierung, der schnelle Kick, oberflächliches Lesen von kürzesten Nachrichten usw. eine Rolle, aber auch, dass einige Eltern weniger Zeit für ihre Kinder haben.

Warum sollte ich mich als Lehrkraft, warum sollten wir als Gesellschaft uns darauf einstellen, dass viele Kinder ständig Videospiele spielen, am Handy daddeln, kaum noch Lust auf Lesen haben und daher bspw. kaum noch sinnentnehmend lesen können? Genau solchen Entwicklungen müssen wir als Schule doch entgegenwirken.

Ale
2 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Ja, und bekommen wir das durch eine zentrale Prüfung in der 4. Klasse hin? Oder wären schülernahe Lektüren als Beispiel nicht viel sinnvoller (so gab es doch mal in NRW den Versuch Thomie Bayer zu lesen, bei den Schüler damals mit Erfolg, nur die Lehrer waren damit nicht zufrieden, in BW hat man politisch gewollt „Gestern war Heute“ durchgesetzt mit gegengesetzter Wirkung.

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Ach – und Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft sind nicht mehr vorhanden? Haben Sie sich schon mal gefragt, wie man Schülerinnen und Schüler zu mehr Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft motivieren kann? Ja, die Nutzung des Smartphone und die sozialen Medien haben die Gesellschaft verändert und nicht nur unsere Kinder. Darauf muss auch Schule sich einstellen und ihre didaktischen Unterrichtskonzepte anpassen. Das ist so, Schule muss mit der gesellschaftlichen Entwicklung Schritt halten und kann nicht „stehenbleiben“.

Und auf die Verantwortung des häuslichen Umfelds beim Bildungserfolg ihrer Kinder hinzuweisen darf eigentlich gar nicht sein! Der Bildungserfolg muss unabhängig vom sozialen Umfeld sein und es gilt die Voraussetzungen dafür zu schaffen! Auch da hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt, die meisten Eltern sind berufstätig. Und manche Elternhäuser sind leider nicht in der Lage ihre Kinder entsprechend zu unterstützen, weil sie selber keine Unterstützung erfahren haben oder weil sie aus anderen Gründen nicht in der Lage sind.

Ale
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Na ja, wir müssen aber auch aufhören, jeden Mist durchführen zu wollen. Wir kopieren immer mehr Südkorea: in Bezug auf den frühen Leistungsdruck in Schulen und die damit verbundenen psychosomatischen Problemen, im Hinblick auf den Stellenwert von Familien, Kinder werden immer mehr als Last gesehen und die Erziehung in Richtung Schule verlagert. Diese und andere Veränderungen führen wir seit mehr als 10 Jahren durch, mit welchem Ergebnis? Die Leistungen sinken, die psychosomatischen Erkrankungen nehmen zu und die Kinderzahl sinkt. Warum also weiter versuchen die gescheiterte Veränderung durchzuboxen und nicht ehrlich zugeben, dass der Weg so nicht funktioniert?! Man hat das G8 abgeschafft, weil die Schüler überlastet sind (war auch so einen Veränderung die gescheitert ist) und setzt jetzt in den Grundschulen eine zentrale Prüfung an. Man hat die GMS eingeführt, meist mit sehr schlechten Ergebnissen, weil man nicht die Mittel in die Hand genommen hat, das richtig zu machen. Sorry, wir verändern doch nur noch, aber nie richtig. Es wird nur „schnell schnell“ gemacht. HIer auch: man hat die Lehrer auf den Gymis nicht, also macht man ein Auffangbecken. Auch traut man den Lehrern an den Grundschulen nicht zu, einzuschätzen ob ein Kind das Gymi schafft oder nicht. Es geht eben nicht um „keine Leistung“ sondern um „zu viel und zu früher Druck“.

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  Ale

Von welchem Leistungsdruck sprechen Sie? G8 ist vor allem gescheitert, weil man die Lehrpläne nicht angepasst hat – man wollte den Stoff von 13 Jahren einfach in 12 Jahren bearbeiten, dass da eine Überlastung zustande kommt finde ich nicht unlogisch. „Man traut den Lehrern an den Grundschulen nicht zu, einzuschätzen ob ein Kind das Gymi schafft oder nicht.“ Ich halte die Einordnung der Leistungen und die Zuordnung der Kinder auf entsprechende Schulformen nach der 4. Klasse tatsächlich für schwierig und auch falsch. Das ist der einzige Druck den ich sehe, aber den hatten wir früher auch. Wenn wir ein Gemeinschaftsschulsystem hätten gäbe es diesen Druck nicht. Aber man sollte Veränderungen auch nachhaltig umsetzen, nicht im Schnellverfahren.

Ale
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Irgendwie verlassen Sie mein Thema, es geht mir um die zentrale Prüfung in der 4. Klasse. Das ist unnötiger Druck. Und unsere Gemeinschaftsschulen hatten mEn nur das Ziel Geld und Ressourcen zu sparen, es gab mEn nicht die Anstrengung diese Schulform konkurrenzfähig zu machen. Wie schon erwähnt, die GMS bei uns im Dorf ist zur Werksrealschule degradiert worden, weil die Kursgrößen nicht erreicht worden sind. So wird durch die Hintertür ohne die notwendigen Mittel diese Schulform reingedrückt. Das wird auch nicht funktionieren. Und nochmals bitte keine zentrale Prüfung in der 4. Klasse

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  Ale

Ich habe nicht ihr Thema verlassen, aber ich komme aus Niedersachsen da gibt es keine zentralen Prüfungen nach der vierten Klasse – deswegen meine Frage von welchem Leistungsdruck Sie sprechen. Und auch ohne diese zentrale Prüfung ist auch hierzulande immer die Rede davon, dass der Leistungsdruck auf die SuS zu hoch sei. Das kann ich nicht nachvollziehen. Unsere Kinder müssen ja auch lernen Herausforderungen anzunehmen und zu bestehen. Und ich frage mich dann immer von welchem Leistungsdruck, dem es zu begegnen gilt, man hier spricht.

Ich würde ein Gemeinschaftsschulsystem befürworten, statt miteinander konkurrierende Schulformen, wo in der Regel die Schulformen am schlechtesten ausgestattet sind, die es am meisten brauchen.

Ale
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

In BW (siehe Artikel) wird eben diese zentrale Abschlussprüfung in der 4. Klassen eingeführt oder soll eingeführt werden. Und das ist für mich unnötiger Leistungsdruck. Und Gemeinschaftsschulen in BW haben mEn nur einen Sinn: Geld sparen – wie man es bei uns im Dorf sieht. Und genauso wird es mMn weiter laufen, die GMS werden ohne die nötigen Mittel eine massiv heterogene Schülerschaft bekommen und weiter von oben den Sparkurs verdonnert.
Warum reicht nicht die verbindliche Empfehlung der Klassenlehrer und wenn man anderer Meinung ist eben ein Aufnahmetest. Aber nicht für alle 4. Klässler eine weitere zentrale Prüfung. Wir bekommen die GS nach nicht mal mit den Kollegen mwd richtig versorgt.

Moni
22 Tage zuvor
Antwortet  Ale

Welche zentrale Prüfung? Sollten die Schüler und Schülerinnen keine Empfehlung für das Gymnasium bekommen, dann haben sie die Möglichkeit eine Aufnahmeprüfung auf einem Gymnasium zu machen. Aber von einer zentralen Prüfung war doch gar nicht die Rede, oder habe ich das falsch verstanden?
Zwei Zustimmungen sollen für das Gymnasium vorhanden sein.
Empfehlung der Eltern und Lehrer langt also völlig. Und wer das nicht hat, dennoch auf ein Gymnasium möchte, der schreibt eine Prüfung.

Anika von Bose
2 Monate zuvor

Ich frage mich warum braucht es überhaupt schon eine Einordnung der Leistungen der Schülerinnen und Schüler und eine Schullaufbahnempfehlung nach der vierten Klasse? Ist mir völlig unverständlich. Was ist denn so schlimm daran, wenn wir tatsächlich ein Gemeinschaftsschulsystem einführten? Die meisten Länder haben ein Gemeinschaftsschulsystem und erzielen gute Ergebnisse damit. Aber in Deutschland geht das nicht – hier brauchen wir die Elitenbildung nach der vierten Klasse…und da wollen natürlich alle dazugehören…aber unsere Schulen sind ja alle „inklusiv“ – wie geht das?

Individualist
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

„Die meisten Länder“ der Welt sind aber bei PISA deutlich schwächer als Deutschland. So „gute Ergebnisse“ sind das nicht. Welche europäischen Länder sind denn deutlich besser? Das sind einige kleinere Länder (auch Finnland ist von der Bevölkerungszahl her „klein“ zu nennen).

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  Individualist

Und von kleineren Ländern wie Estland, Finnland, Schweden oder Dänemark können wir nichts lernen? Es muss alles so bleiben wie es ist? Wenn wir uns an den PISA Ergebnissen orientieren, dann liegt Deutschland beim Lesen auf Platz 18 und Österreich (die auch ein gegliedertes Schulsystem haben) auf Platz 17…Vor Deutschland und Österreich liegen Irland (auf Platz 1), Estland (auf Platz 4), Großbritannien (auf Platz 9), Finnland (auf Platz 10), Dänemark (auf Platz 11), Polen (auf Platz 12), Tschechien (auf Platz 13), Schweden (auf Platz 14), Schweiz (auf Platz 15) und Italien (auf Platz 16). Auch beim Thema Mathematik liegen viele europäische Länder vor Deutschland… 3. Estland, 4. Schweiz, 6. Niederlande, 7. Irland, 8. Belgien, 9. Dänemark, 10. Großbritannien….und auf dem 21. Platz Deutschland….Also ich finde Ihre These, das nur die kleineren europäischen Länder deutlich besser sind schlicht falsch…klar ist Deutschland eines der bevölkerungsreichsten Länder, aber wie gesagt ich finde das ist kein Kriterium….

MitlesendeMutter
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Es wird aber oft vergessen, dass andere Länder auch eine andere Gesellschaftsstruktur und andere Bildungsambitionen haben. Wo anders sind Kinder z.T. Viel mehr Druck ausgesetzt. Sie leben damit, dass es auf den richtigen Kindergarten, die richtige Grundschule ankommt, um dann auf ein gutes Lyzeum wechseln zu können etc. In den USA büffeln die Kinder für ein Stipendium. Hier denken manche, dass es alleine mit Druck raus und 7-9 Jahre alle zusammen klappen wird.

Andere Länder haben vielleicht auch deshalb bessere Ergebnisse, weil sie mehr verlangen? Die SuS mehr lernen? Weil sie dort ihr Abi nicht hinterher geschmissen bekommen, wie in Deutschland.

Ich rede jetzt mal nur von Gymnasium: was für eine faule Brut ist das (und was für Eltern) heutzutage? Text lesen und Fragen dazu als Hausaufgabe beantworten. Mehr als 50% hat sie nicht gemacht und beteiligt sich nicht beim Besprechen in der Stunde. In der nächsten Stunde (angekündigter!) Test mir den exakt gleichen Fragen. Und 30% unterm Strich. Für so eine Leistung wirst du in Asien aufn Pott gesetzt, hier beklagt sich die Elternschaft noch über zu viel Druck.

Wir sind eine Mimimi-Gesellschaft mit Mimimu-Kindern

Katze
2 Monate zuvor
Antwortet  MitlesendeMutter

Volle Zustimmung! Danke für die klaren Worte!
Eine Mitlesende Mutter, die nicht zur Kampfhelikopter- und Rasenmäher-Elternschaft gehört.

Besseranonym
2 Monate zuvor
Antwortet  MitlesendeMutter

[…] “ Eine weitere Besonderheit an Japans Grundschulen ist neben den typischen Schulfächern wie Mathe, Japanisch, Naturwissenschaften usw. das Unterrichtsfach für Ethik und Moral. In dem Pflichtfach sollen sich die Grundschüler mit sozialen Situationen und moralischen Dilemmata auseinandersetzen, wobei es in der Regel keine richtigen oder falschen Antworten gibt.

Dazu passt auch, dass es an japanischen Schulen in der Regel keine Hausmeister gibt (bei privaten Schulen kann es Abweichungen geben) und die Schüler in kleinen Teams für die Sauberkeit und Ordnung verantwortlich sind. „:)
[…]

Gefunden bei

https://www.japanwelt.de/blog/japan-schulsystem-bildung

Unfassbar
2 Monate zuvor
Antwortet  Besseranonym

Japan ist halt generell sehr diszipliniert. Auf den Straßen finden Sie trotz fehlender Mülleimer auch keinen Müll und an den Hauswänden keine Graffiti.

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  MitlesendeMutter

Ich habe in meinem Beitrag nur europäische Länder als Vergleich zu Deutschland herangezogen – ich möchte hier keine asiatischen Verhältnisse für unsere Kinder.

Mir geht es auch „auf den Wecker“, wenn wir über Leistungsdruck diskutieren und wir Druck aus dem System nehmen müssen. Ich glaube nicht, dass die europäischen Länder, die ich als Vergleich herangezogen habe, mehr von ihren SuS erwarten sondern, dass diese Länder andere Konzepte verfolgen als wir in Deutschland die einfach erfolgreicher sind.

Mika
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Woran machen Sie denn den in Bezug auf D besseren Erfolg anderer Länder fest? An den PISA- Ergebnissen? An der Jugendarbeitslosigkeit? Was genau bedeutet „erfolgreicher“ denn für Sie?

Sepp
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

„Ich glaube nicht, dass die europäischen Länder, die ich als Vergleich herangezogen habe, mehr von ihren SuS erwarten…“

Dann sprechen Sie bspw. mal mit Eltern aus osteuropäischen Staaten. Wir haben u.a. Kinder in der Klasse, deren Eltern aus Polen, der Ukraine und Albanien kommen.
Dann werden Sie schnell eine andere Meinung bekommen vom Schulsystem dort und von den Erwartungen der Eltern…

Kevin
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Meine Neffen und Nichten haben Schule in Deutschland und in Norwegen besucht. Sie sagen, das Niveau sei in Norwegen deutlich niedriger, so ist z.B. die anspruchsvollste Oberstufe das „International baccalaureat“.

Mika
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Der Besuch des Gymnasiums bedeutet für Sie Elitenbildung? Yeah, wir sind ein Land mit knapp 50% Elite!!!
Vergessen Sie‘s, das normale Gymnasium ist heute eine ganz normale Regelschule, welche zwar das Abitur vergibt, aber nicht unbedingt studierfähig macht.
Elite ist was ganz anderes. Da geht’s um Beziehungen, Geld und Macht. Zu finden an elitären Privatschulen. Gibt ne nette Doku dazu in der ZDF – Mediathek.

Anika von Bose
2 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Im Vergleich zu den anderen Schulformen in jedem Fall. Und es stimmt leider, der Bildungserfolg unserer Kinder ist abhängig vom sozialen Umfeld. Und das die Abiturienten häufig noch nicht „studierfähig“ sind – stimmt wohl (auch wenn ich dazu keine Zahlen kenne…), aber sie sind auch nicht ausbildungsfähig, wenn sie die anderen Schulformen verlassen. Es braucht also dringend eine Weiterentwicklung unseres Bildungssystems, aber dagegen wird sich hierzulande ja mit Händen und Füßen gewehrt. Da setzt man lieber wieder alte Hüte auf…

Sepp
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

„Und das die Abiturienten häufig noch nicht „studierfähig“ sind – stimmt wohl (auch wenn ich dazu keine Zahlen kenne…), aber sie sind auch nicht ausbildungsfähig, wenn sie die anderen Schulformen verlassen. Es braucht also dringend eine Weiterentwicklung unseres Bildungssystems, aber dagegen wird sich hierzulande ja mit Händen und Füßen gewehrt. Da setzt man lieber wieder alte Hüte auf…“

Ich sehe das inzwischen anders:
In den letzten Jahren sind zig pädagogische „Säue“ durch die Schulen getrieben worden, die Lernpläne wurden immer wieder überarbeitet und trotzdem – oder gerade deshalb – werden die Leistungen der Schüler immer schlechter.

Vielleicht braucht man nicht immer mehr „Modernisierungen“, sondern Rückbesinnung auf Inhalte und Leistung.

Sokrates
2 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Mehr Leistung, ja. Mehr Inhalte, nein. Stattdessen mehr Kompetenzen, um sich selbständig und effektiv neue Inhalte erschließen zu können. Sich nur an Inhalte zu klammern statt in Kompetenzen zu investieren, ist mMn nicht sonderlich zukunftsfähig.

Ale
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

An einer Gemeinschaftsschule ist nicht verwerflich, wieso denn auch. Aber meist ist es gleichbedeutend mit „Einheitsbrei bzw. Gleichmacherei“ d.h. es gibt keine Möglichkeit für individuelle Schwerpunkte und „Sparerei“, d.h. z.B. größerer Klassen. Meiner Meinung nach ist es in BW eine Rohrkrep…, weil man nicht mal das Geld in die Hand genommen hat, die Schulen in der Anfangsphase entsprechend zu versorgen. Bei uns im Dorf gibt es so eine GMS, faktisch ist es eine „Werksrealschule“, weil man eben für mehr Vielfallt nicht genug Schüler zusammen bekommt. Und dieser Einheitsbrei funktioniert dann nicht.

SB HS Lehrer
2 Monate zuvor
Antwortet  Anika von Bose

Bevor wir ein Gemeinschaftsschulsystem fordern und fördern hätte ich erstmal gerne eine einheitlich Bildungspolitik in ganz D

Kevin
2 Monate zuvor
Antwortet  SB HS Lehrer

Berliner oder bayrische Bildungspolitik in ganz D?

Sokrates
2 Monate zuvor
Antwortet  Kevin

Aus eigener Erfahrung ist die bayrische Bildungspolitik nicht besser, sondern nur selektierender. Bayrische Abiturienten sind i.d.R. nicht gebildeter als die aus anderen Bundesländern – aber dafür gerne eingebildeter. Wenn es an der Universität dann nicht mehr um Auswendiglernen, sondern um Problemlösung und konstruktiv-selbständiges Lernen geht, schlägt die vermeintliche Überlegenheit ganz oft ins Gegenteil um.

Kevin
2 Monate zuvor

„Unter anderem will die Koalition den Werkrealschulabschluss abschaffen und erreichen, dass sich bestehende Werkrealschulen mit Realschulen zu Verbundrealschulen zusammenschließen. “ Im Nachbarland Rheinland-Pfalz führte das im Verlauf von ca. 10 Jahren zur faktischen Abschaffung der Realschule. Denn „Realschule Plus“ ist praktisch eine Hauptschule.