Verhüllungsverbot an Schulen in der Kritik – mehr Islamismus-Prävention gefordert

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HAMBURG. Verschleiert in den Schulunterricht? Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen das an Hamburgs Schulen verbieten. Die Linke übt Kritik.

Vollverschleierung soll künftig in Hamburgs Schulen verboten sein (Symbolfoto). Foto: shutterstock/Pop Paul-Catalin

Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft hat das von SPD und Grünen geplante Verbot von Gesichtsverhüllungen an Schulen kritisiert. Die religionspolitische Sprecherin der Fraktion, Insa Tietjen, sprach am Dienstag von einem «übereilten Schnellschuss» des Senats. «Es ist völlig unverständlich, warum Rot-Grün das Schulgesetz im Hauruckverfahren ändern möchte – ohne vorherige Beratung oder Anhörung im Ausschuss.» Etliche Eltern hätten bereits Bedenken angemeldet, sagte sie. Tatsächlich gibt es Kritik daran, dass auch medizinische Masken von der Regelung betroffen wären (News4teachers berichtete).

Ein entsprechender Antrag der Regierungsfraktionen von SPD und Grünen zur Änderung des Schulgesetzes liegt der Bürgerschaft an diesem Mittwoch zur Entscheidung vor. Er sieht ein Verbot jeglicher Form der Gesichtsverhüllung – sei es durch Schutzmasken oder Schleier – vor. Ausnahmen sollen im Einzelfall möglich sein – etwa aus medizinischen Gründen.

Mit dem Verbot der Gesichtsverhüllung auf formal-gesetzlicher Ebene soll den Vorgaben des Hamburgischen Oberverwaltungsgerichts entsprochen werden, heißt es in dem Antrag. Das Gericht hatte 2020 entschieden, dass einer damals 16-jährigen muslimischen Schülerin das Tragen eines Gesichtsschleiers von der Schule nicht untersagt werden könne, da hierfür die gesetzliche Grundlage fehle.

«Sollte es Rot-Grün bei diesem Antrag vor allem um die Bekämpfung des Islamismus in unserer Stadt gehen, wäre es deutlich klüger, die Präventionsarbeit in den Haushaltsverhandlungen zu stärken oder das Senatskonzept gegen Salafismus und religiösen Extremismus nach sieben langen Jahren mal zu überarbeiten», sagte Tietjen.

Durch das Verbot soll nach Angaben von SPD und Grünen eine offene Kommunikation garantiert werden, die Basis für den Lernerfolg und für ein gutes Miteinander an Schulen sei. Dazu gehöre insbesondere, die Mimik des Gegenübers lesen zu können, hieß es zur Begründung. News4teachers / mit Material der dpa

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RainerZufall
2 Monate zuvor

Medizinische Masken werden ausgenommen, fertig!

Was die Verhüllung betrifft, bin ich nicht sicher, wie viele hundert Schülerinnen betroffen sein werden, wir werden das aber garantiert faktenorientiert und respektvoll machen.

Ich meine Kindesmissbrauch, Verschleierung (von Strataten), Antisemitismus, Homophobie, Frauenverachtung und Paralelgesellschaften mit eigener Gerichtsbarkeit kennen wir ja bereits von unseren Kirchen 😉

Kevin
2 Monate zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ich kenne Ihre Kirche nicht, aber das scheint ja brutal zu sein. Unfassbar, ganz anders als bei uns. Welcher Konfession gehören Sie an?

RainerZufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Kevin

Nicht mehr der katholischen.
Die „Brüder im Nebel“ waren mir zu viel. Später sah ich dann noch im Spiegel einen Artikel über meinen früheren Pastor, der sich eine Akte vors Gesicht halten durfte…

Ich glaube nicht, dass sich in Deutschland die Niederträchtigsten einer Konfession allzu sehr unterscheiden wollen -___-

Unfassbar
2 Monate zuvor

Was haben die Mädchen, die aktuelle schon zur Verhüllung gezwungen werden, von Prävention? Diese würde, wenn überhaupt, erst bei den Kindern dieser Mädchen greifen.

Lisa
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ich kannte nur einmal ein vollverschleiertes Mädchen. Das war eine Konvertitin. Und natürlich selbst überzeugt, nicht gezwungen. Ein Islamverband stürzte sich auf sie, ihre Rechte zu verteidigen. Einige muslimische Jungs machten sich stark, für die “ Schwester“ Das war für ein pubertierendes Mädchen insgesamt eine Chance, bedeutsam zu werden oder sich so zu fühlen. Selbst die lokale Presse hat darüber berichtet.
Den Grad zu finden zwischen zuviel Wichtigkeit geben und zu helfen, der ist sehr schwierig. Man glaubt es nicht, wie viele Leute gerne “ Märtyrer für ihre Sache“ sind. Zumal es hierzulande nicht wirklich gefährlich ist, das zu sein.
Wenn die Schülerin jeden Morgen mir ihr Gesicht zeigt, damit ich nachprüfen kann, dass es wirklich sie ist, wäre es mir offen gesagt gleich, was sie an hat.

RainerZufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Aber wo ist hier der Unterschied zu unseren Freikirchen oder Mormonen?
Da regt sich doch auch niemand auf, wenn die Töchter zum Erziehen und Haushalten erzogen werden.
Ist halt scheiße, aber was tun? Wenn die bei uns im Hof liest, soll ich das „böse“ Buch verbieten? =(

RainerZufall
2 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ich verstand es so, dass die Sechzehnjährige von sich aus Klage einreichte und recht bekam

Kevin
2 Monate zuvor

Und glauben die denn, wenn man die Verhüllung verbietet, werden Mädchen und Väter zu westlich-toleranten Demokraten?

447
2 Monate zuvor
Antwortet  Kevin

Dann SIEHT man es aber weniger. Michel freut sich, ist beruhigt. Gut, ausser einen Zentimeter ausserhalb der Schule, da ist dann doch alles wie vorher.
Aber in der Schule, ja, da…bin auf den ersten Prozess seitens irgendwelcher Islamisten(freunde)gespannt, kann mir nicht vorstellen, dass diese Regelung bestehen bleibt oder durchsetzbar ist.

RainerZufall
2 Monate zuvor
Antwortet  447

Es müssen wohl Extremisten sein, wie bei jeder Religion…
Wie lächerlich der Gedanke, manchen würden ihre Kultur und Glauben ernst nehmen wollen.

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