Regionspräsident fordert Demokratie als Schulfach – von der ersten Klasse an

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HANNOVER. Wie kann die Demokratie gestärkt werden? Der Präsident der Region Hannover hat Vorschläge, die sich vor allem an die Politik richten.

Demokratische Prinzipien in der Schule zu vermitteln, braucht Zeit. Foto: Shutterstock
Demokratie ist eine komplexe Staatsform, deren Abläufe und Mechanismen gelernt werden müssen. Foto: Shutterstock

Demokratie sollte aus Sicht von Hannovers Regionspräsident Steffen Krach (SPD) von der ersten Klasse an als Schulfach unterrichtet werden. Das sagte der SPD-Politiker in einem Interview der «Nordwest-Zeitung». Es sei wichtig, bei Kindern und Jugendlichen dafür zu werben, was für ein großes Privileg es sei, in einer Demokratie leben zu dürfen.

Von den demokratischen Parteien forderte Krach einen fairen Umgang miteinander. «Vor allem kann es nicht sein, dass der demokratische Mitbewerber als „Hauptfeind“ bezeichnet wird», sagte er der Zeitung. Es sei wichtig, den politischen Kompromiss wieder als positiv anzusehen. «Die Verärgerung und der Hass auf Politiker haben sich über Jahre hinweg aufgebaut. Vertrauen zurückzugewinnen, wird ebenfalls dauern», so der Regionspräsident.

Angebote gerade in den ländlichen Regionen sind Krach zufolge enorm wichtig. «Jedes Jahr werden in Deutschland 80 Schwimmbäder geschlossen. Das ist ein Skandal», sagte er. «Man stelle sich vor, jedes Jahr würden 80 Autobahnen abgeschafft. Der Aufschrei wäre groß.» Krach verwies darauf, dass es Aufgabe des Staates ist, soziale Strukturen zu organisieren. «Andernfalls machen die Feinde der Demokratie im ländlichen Raum entsprechende Angebote für Jugendliche.» News4teachers / mit Material der dpa

Was passiert, wenn Demokratiebildung ausbleibt, zeigt sich jetzt in Ostdeutschland

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7 Kommentare
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JoS
2 Monate zuvor

Das Fach „Demokratie“ gab es schon einmal, es nannte sich je nach Bundesland Sozial- oder Gesellschaftskunde. Ob man den bei der Umgestaltung zu PoWi stärker auf ökonomische Themen gerichteten Fokus wieder ändern möchte, ist allerdings eine berechtigte Frage.

vhh
2 Monate zuvor

Fehlt noch ein angepasster deutscher ‚Pledge of allegiance‘, in dem jedes Kind jahrelang seine unverbrüchliche Treue zur Demokratie versichert, dann wird das schon passen. Vielleicht reicht es sogar dazu aus, die fehlenden ‚Angebote im ländlichen Raum‘ vergessen zu lassen, Parolen waren schon immer billiger als Aktionen.
Was streichen wir für ‚Demokratie‘? Sport, Religion, Kunst/Musik? Oder doch besser Deutsch und Mathe, sind sowieso zu viele Stunden? Ein Regionalkomiker mit Ambitionen mehr…

Generische Feminina
2 Monate zuvor

Demokratiebildung ist eine Haltung- auch eine gesamtschulische- kein Fach!

Jada
2 Monate zuvor

Genau so ist das. Wenn man über Partizipation und eine ernst gemeinte Kultur der Mitbestimmung Schule lebt, indem man die Schüler*innen demokratisch in Schulentwicklung einbezieht, dann bilden sich die dazu gehörigen Werte und Kompetenzen ganz von allein aus.
Das ist eine ganz tolle und spannende Erfahrung!!

Lisa
2 Monate zuvor

Vermutlich wäre es am überzeugendsten, wenn die Schule selbst ein demokratisches und kein hierarchisches System wäre.
Im übrigen gab es früher die Fächer Gemeinschaftskunde, Sozialkunde und Wipo. Dazu noch Geschichte. Warum wurde das abgeschafft?

PaPo
2 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Hierarchien stellen keinen Widerspruch zu demokratischen Systemen dar.
Das demokratische Element in unserer repräsentativen, demokratischen Republik bezieht sich ja primär auf die Legitimation der Legislative (mit entsprechenden Ausstrahlungswirkungen auf andere Verfassungsorgane, Institutionen u.ä.), ebenso auf entsprechende Diskussions-/Debattenkultur u.ä.

Aber ja, ich hatte früher noch Sozialwissenschaften in der Schule, die diese Bezeichnung auch verdienten (und primär soziologisch ausgerichtet waren), muss aber selber heutzutage „Sozialwissenschaften“ unterrichten, die eigtl. Wirtschaftswissenschaften light (OK, wäre schlimmer, wenn die Ideen mancher Wirtschaftswissenschaftler doch noch umgesetzt würden und der Unterricht zum VWL-BWL-Propädeutikum verkommen würde) sind. Ebenso in der Unter-/Mittelstufe, wo Demokratiebildung/-erziehung hinter ökonomischer Bildung im Fach „Wirtschaft-Politik“ (früher „Politik-Wirtschaft“, davor „Politik“…) massiv zurückstecken muss.

Ilka
2 Monate zuvor

Demokratie muss vorgelebt und nicht gelehrt werden. Nur so werden ihre Werte verinnerlicht und gehen in Fleisch und Blut über.
Ansonsten bleibt Demokratie ein hohler Begriff, mit dem sich jeder gern schmückt und über andere erhebt. Mit „Demokratie“ auf den Lippen kann heute sogar Hass und Hetze gegen Menschen verbreitet werden, die nicht haargenau dieselbe Ansicht vertreten und Feindbilder pflegen wie man selbst.
Wer hätte gedacht, dass im Namen der Demokratie jemals so viel Rechthaberei, Feindseligkeit und Gewaltbereitschaft verbreitet werden könnte.