VBE-Seminar zum Thema Rechtschreibung: Welche Fehler von Schülern typisch sind

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MÜNSTER. „Rechtschreibkompetenzen effektiv und zeitsparend fördern!“, so lautet der Titel eines Online-Seminars, das der VBE Niedersachsen am 4. Juni 2024 veranstaltet*. Fragestellung dabei: „Was brauchen Lehrkräfte, um die Lese- Rechtschreibkompetenzen ihrer Schülerinnen und Schüler tatsächlich zu verbessern und die dafür vorhandene Zeit sinnvoll zu nutzen?“ Referent ist der Bildungsforscher Prof. em. Friedrich Schönweiss, der sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Rechtschreibung beschäftigt und dafür eigens den Lernserver, ein Diagnose- und Förderportal, entwickelt hat. Wir haben ihn gebeten, typische Fehler aufzulisten.

Die Rechtschreibung hat in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen – das belegen Leistungsstudien. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

„Wir erhalten ja monatlich tausende von handschriftlich ausgefüllten Schülertexten. Uns fällt dabei auf, dass die Kinder sich immer schwerer damit tun, die einzelnen Wörter zusammenzubasteln“, sagt Schönweiss. Selbst in einfachen Wörtern nähmen die Fehler zu. „Es hapert schlicht und einfach an den basalen Kenntnissen der Kinder – ein Handicap, das sie dann durch die gesamte Schulzeit mitschleppen.“

Was sind denn typische Rechtschreibfehler? Viele Kinder kommen laut Schönweiss bei diesen Bereichen ins Stolpern:

Groß- und Kleinschreibung:

löwe statt Löwe
spanung statt Spannung
nichts neues statt nichts Neues
schlaf Zimmer statt Schlafzimmr
Wir Laufen in die Schule

Konsonanten:

Artzt statt Arzt
Blummen statt Blumen
jezt statt jetzt
ein bischen statt ein bisschen
hofentlich statt hoffentlich
Bäker statt Bäcker
sie entdekte statt entdeckte

Dehnungszeichen:

gefärlich statt gefährlich
Lerer statt Lehrer
nähmlich statt nämlich
dret statt dreht
Briele statt Brille
Maschiene statt Maschine
Gardiene statt Gardine
Kriese statt Krise usw.

s-Laute (s, ß, ss):

das statt dass
Grüsse statt Grüße (Schönweiss: „Der Klassiker!“)
beisen statt beißen
beser statt besser
gros statt groß
flüsstern statt flüstern
fremdeß statt fremdes

Getrennt- und Zusammenschreibung:

Warte Zimmer statt Wartezimmer
Käse Kuchen statt Käsekuchen
Kinder Wagen statt Kinderwagen
trink Glas statt Trinkglas
schlaf wandeln statt schlafwandeln

Umlaute:

Beume statt Bäume
vertreumt statt verträumt
kreftig statt kräftig
Schefchen statt Schäfchen

Auslautableitung:

entlich statt endlich
er überlekte statt er überlegte
Liepling statt Liebling
Stattfest statt Stadtfest

v und x-Laut:

fäterlich statt väterlich
ferletzt statt verletzt
Hekse statt Hexe
Bügse statt Büchse

Darüber hinaus bereite die Zeichensetzung vielen Kindern große Probleme, so Schönweiss, „auch weil sie oft zu Unrecht für unwichtig gehalten wird. Gerade das Zergliedern von Texten mithilfe eines Kommas ist für das sinnentnehmende, schnelle Lesen besonders wichtig. Zudem bereitet die Handschrift immer mehr Kindern Schwierigkeiten; übrigens auch deshalb, weil Lehrkräfte häufig unsicher sind, wie sie diese basale Fähigkeit denn genau unterrichten sollen.“

Der Rechtschreib-Experte betont: „Alle diese Fehlerschwerpunkte stellen schon immer Hürden dar, aber lassen sich dann, wenn sie von Anfang an gezielt und systematisch mit den Kindern angegangen werden, ohne allzu große Schwierigkeiten ‚erobern‘. Hier die Kinder nicht allein zu lassen, sondern solche grundlegenden Schwierigkeiten gleich zu Beginn des Schriftspracherwerbs oder eben später in Form einer individuellen Schleife nachholen zu lassen, ist zur zentralen Herausforderung für unsere Lehrkräfte geworden, über alle Schulformen hinweg. Zum Glück gibt es immer mehr Schulen, die mit neuen Konzepten für echte Abhilfe sorgen.“ News4teachers

*Das Seminar

Das Online-Seminar des VBE „Rechtschreibkompetenzen effektiv und zeitsparend fördern – Voraussetzungen kennen, gezielt unterstützen‘“ findet am 4. Juni 2024 von 16 bis 18 Uhr statt.

Neben Prof. Friedrich Schönweiss wird Maria-Valentina Westermann, Projektleiterin des Lernservers, dabei referieren. Das Seminar ist Teil zwei der Veranstaltungsreihe „Handschrift und Rechtschreibung auf dem Rückzug? Worauf es jetzt ankommt“. Für VBE-Mitglieder ist die Teilnahme gratis. Für Nicht-Mitglieder wird eine Gebühr von 15 Euro erhoben. Hier geht es zur Anmeldung: https://vbe-laender-akademie.de/seminare/0921ded3267f84ffdacef2202b1735f0

Debatte um Rechtschreibung: „Wenn Lehrkräfte die Texte ihrer Schüler nicht mehr entschlüsseln können, ist das ein echtes Problem“

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RainerZufall
24 Tage zuvor

Danke für die Info.

Wobei ich echter Fan bin von
schlaf zimmer

Was als danach?
Heb, Amme! Lach, Sack! Schaufel, Bagger! 😀

unverzagte
7 Tage zuvor
Antwortet  RainerZufall

Hüpf, Ball!, Spiel, Platz ! Kugel, Schreiber!, Ess, Löffel! …. 🙂

NRW-Biene
24 Tage zuvor

„Zudem bereitet die Handschrift immer mehr Kindern Schwierigkeiten; übrigens auch deshalb, weil Lehrkräfte häufig unsicher sind, wie sie diese basale Fähigkeit denn genau unterrichten sollen.“

Ich glaube nicht, dass Lehrkräfte nicht wissen, wie sie das unterrichten sollen, sondern eher das WANN. Lehrpläne sind bereits in der Grundschule überfüllt, in den weiterführenden Schulen erst recht. Das Unterrichten und auch Üben sowohl der Rechtschreibung als auch Zeichensetzung sowie dem Schriftbild wird in den Lehrplänen kaum Beachtung geschenkt und benotet werden darf es auch nicht wirklich. Reine Klassenarbeiten darüber dürfen gar nicht geschrieben werden. Stattdessen soll alle integriert behandelt werden. Da kommt das Üben dieser (anscheinend von oben als nicht so wichtig angesehenen) Kompetenzen einfach zu kurz.

Rüdiger Vehrenkamp
23 Tage zuvor

Also gibt es in nahezu allen Bereichen Defizite. Was ich an meinen Kindern beobachte: In der Freizeit ist ihnen Rechtschreiben herzlich egal. Wenn sie via Whatsapp mit Freunden kommunizieren, wird die Rechtschreibung automatisch verbessert und wenn nicht, spielt das ebenfalls keine Rolle. Das heißt: Wenn ich im Alltag null auf Rechtschreibung achte, wie soll ich mir das korrekte Schreiben dann antrainieren? Klar, in der Schule wirds gefordert, doch im Beruf übernehmen KI und Rechtschreibprogramm alles Notwendige.

Besseranonym
23 Tage zuvor

Nö, viele Leichtleister möchten das gerne, trainieren aber zu wenig mit KI und der Schuss geht nach hinten los – die Beurteilung des KI – erzeugnisses ist vielen, die ansonsten wenig lesen und schreiben, schwer möglich.

Und, die großen Betriebe wehren sich. So lassen manche zB im Assessment -Center einen ausführlichen Lebenslauf per Hand schreiben, in kurzer Zeit Textinhalte extrahieren, Graphiken interpretieren – teils darf sogar auf KI zurückgegriffen werden …….

Wandervogel
23 Tage zuvor

Das ist interessant. Ich wäre auf die Lösungsvorschläge gespannt.

Großschreibung scheitert oft daran, dass Nomen nicht als Nomen erkannt werden. Aber das Problem ist ja auch, alles Mögliche kann zum Nomen gemacht werden (das Gelbe vom Ei, mit lautem Krachen, zu viele Regeln…). Die Artikelfähigkeit hilft vor allem nicht, wenn gar kein Artikel da ist oder aber doch denkbar (lachen – das Lachen).

Auch bei den Dehnungszeichen ist unsere Rechtschreibung besonders für Kinder sehr unlogisch, weil es einfach zu viele Ausnahmen gibt. So gibt es ja mehr Wörter ohne Dehnungs-h nach langem Vokal oder Umlaut als mit. Warum „holen“, aber Fohlen; Fähre, aber fertig; Rune, aber Buhne? Auch das e nach langem i durchbricht die eigentliche Regel, dass lange Vokale nicht gekennzeichnet werden, beim i dann doch, nur selbst da gibt es wieder Ausnahmen (Tiger, Biber, Kino…).

Doppel-s folge nach kurzem Vokal oder Umlaut (Fluss, nass), lernen alle, aber doch wieder nicht, wenn danach ein Konsonant steht (Mast, List). Den x-Laut kann man als x, ks, gs, chs oder cks schreiben (Taxi, Keks, flugs, Dachs, Klecks). Wie soll ein Kind da durchsehen?

Und nun kommen die vielen, vielen Anglizismen dazu, die alles noch mehr durcheinander bringen, weil dann für ä/e nun auch oft einfach a geschrieben wird (Handy, Fan, Gang). Usw.-usf.

Unsere Kinder haben es wirklich nicht leicht.  

Mario
23 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Ich stimme Ihnen in den allermeisten Punkten zu. Außer bei der Artikelprobe: Die muss man halt im Kontext vom jeweiligen Satz machen, dann funktioniert sie meistens ganz gut. Also: „(Das) Lachen macht Spaß“ vs „Die Kinder (das) lachen über den Witz.“
Mit den inkonsequenten Dehnungszeichen haben Sie ebenfalls Recht, bis auf das Wort „fertig“, das im Standarddeutschen einfach keinen langen Vokal hat. Allerdings wird das e in manchen Dialekten, etwa im Rheinischen dann doch langgezogen.
Die Rechtschreibung im Deutschen ist wirklich kompliziert und dann lernen die Kinder noch englisch, wo sie dann noch mal schwieriger wird …

Wandervogel
23 Tage zuvor
Antwortet  Mario

Ja, einiges habe ich auf die Schnelle nicht genau genug bedacht (fertig), aber es ging auch nur ums Prinzip.

Wandervogel
23 Tage zuvor
Antwortet  Mario

Problem ist eben auch die Kindersicht. Kinder sind keine Sprachwissenschaftler. Auch wenn eine Regel der Theorie nach gut funktioniert, überfordert sie viele Kinder. Dann haben wir den Satz „Das laute Lachen macht Spaß“. Nun muss das Kind wiederum erkennen, dass sich „das“ gar nicht auf „laute“ bezieht, sondern auf „Lachen“. Man kann dutzende solche Klippen aufzählen. Für viele Kinder ist das nicht durchschaubar (zumal es sie auch nicht sonderlich interessiert).

Interessanterweise werden im Englischunterricht doch eigentlich nie englische Rechtschreibregeln vermittelt. Oder? Warum schreiben die Kinder die englischen Wörter dann doch mit der Zeit meistens richtig?

Kann man das nicht auf Deutsch übertragen?

Zole
23 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

In Englisch lernen die Kinder Vokabeln (auswendig) und schreiben Tests! Sie setzen sich dadurch auch mit der Schreibweise auseinander.
Das gab es vor langer Zeit auch im Deutschunterricht: Wortlisten, die gelernt werden mussten und in Diktaten abgeprüft wurden.
Vielleicht war früher doch nicht alles schlecht…

Sonnenblume614
23 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Das stimmt so nicht. Auch im Englischen gibt es Rechtschreibregeln, allerdings nicht so viele. Und diese Rechschreibregeln werden auch vermittelt, z.B. Groß- und Kleinschreibung.
Ansonsten lernen die Schüler die Rechtschreibung beim Vokabellernen mit. Die Rechtschreibung der einzelnen Worte hat im Englischen also weniger mit Regeln als mit Auswendiglernen zu tun. Wenn man das auf das Deutsche übertragen will, müsste man Schreibweisen, die sich nicht logisch ableiten lassen, auswendig lernen lassen. Aber Ausweniglernen ist ja „bäh“!

Kohlrabi
21 Tage zuvor
Antwortet  Sonnenblume614

Aber der Wandervogel schrieb nicht, dass es im Englischen keine Rechtschreibregeln gäbe, sondern dass im Englischunterricht keine englischen Rechtschreibregeln Thema sind und trotzdem „alle“ richtig schreiben. Hätten Sie mal Belege, dass das doch passiert? Buchseiten von Google oder so? Das würde mich interessieren.

Im Deutschunterricht gibt es doch in der Grundschule immer noch die Lernwörter. Das ist doch dann wie Vokabellernen im Englischunterricht. Warum funktioniert in Englisch, was in Deutsch nicht funktioniert?

Das Englische ist eigentlich als Sprache bekannt, wo vieles nicht so geschrieben wie gesprochen wird. Das Deutsche gilt als Sprache, wo eher so geschrieben wie gesprochen wird (deutsche Wörter). Aber nur im Vergleich zum Englischen.

Sonnenblume614
21 Tage zuvor
Antwortet  Kohlrabi

Ich arbeite gerade in Klasse 5 mit access 1 von Cornelsen. In jeder Unit gibt es eine Seite Spelling Course, die sich explizit Rechtschreibregeln witmet. Das können z.B. Groß- und Kleinschreibung, die Verwendung des Apostrophs oder die verschiedenen Pluralendungen (-s, -es, -ies) sein. Das kommt zwar im Grammatikteil des Buches, häufig auch im Vokabelteil und im Unterricht sowieso vor, wird hier aber nochmal explizit geübt.
Warum es mit dem Vokabellernen in der Fremdsprache besser klappt als mit dem Lernen von Lernwörtern im Deutschen, darüber kann ich nur spekulieren. Ich nehme an, dass es gesellschaftlich noch eher anerkannt ist, dass man in einer Fremdsprache Vokabeln und deren Schreibung lernen muss. Deutsch kann man doch „sowieso“. Darin Zeit zu investieren ist noch weniger schick als Vokabeln zu lernen. Dass man trotzdem verstanden wird und es augenscheinlich nicht so wichtig ist. sehen die Schüler in sozialen Medien, in der Presse oder bei ihren Eltern. (Manche Elternbriefe strotzen vor Fehlern.) Dabei ist die Frage, ob es den Schülern überhaupt auffällt.

unverzagte
7 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Vereinfachter Artikel „the“ anstatt bestimmte wie „der, die, das“ erleichtern.
Generelle Kleinschreibung abgesehen vom Satzanfang und Eigennamen wäre auch hilfreich.
Andererseits hat die deutsche Sprache bei weitem nicht soviele Ausdrucksmöglichkeiten bzw. weniger vorhandene Vokabeln …

AvL
6 Tage zuvor
Antwortet  unverzagte

Unverzagte , sie schreiben :“ Andererseits hat
die deutsche Sprache bei weitem nicht so viele
Ausdrucksmöglichkeiten bzw. weniger vorhandene Vokabeln….“

Die deutsche Sprache und deren Schriftsystem
verhalten und verhielten sich anderen Sprachen
sehr viel mehr aufnahmebereit gegenüber,
was an den vielen übernommenen Wörtern erkennt,
die aus italienischen Sprache (Zucchini, Tomate
Avocado, Timo, Tiber Gino etc.) , der französischen
Sprache (z.B. Option, Konfusion, Cousine, Orange,
Ruine, Zitrone, Mandarine, Attraktion etc.),
der lateinischen Sprache (alle Verben auf -ieren,
griechischen Sprache (Photo/Foto, Bibel, Xylophon, Apotheke,
Theater Gymnasium etc.) und eben auch an englischen Wörtern
(Back)-Shop, shoppen von Shopping gehen, E-Mail )erkennt.

Es macht es den Schulanfängern nicht gerade
einfacher unser Schriftsystem in seiner Systematik
und Struktur zu erfassen, wenn derartige Wörter
im Anfangsunterricht zur Anwendung kommen,
anstelle diese ab erst ab der 3 oder 4. Klasse zu vermitteln,
wenn die Wörter mit einem deutschen Sprachstamm
einiger Maßen gefestigt sind.

potschemutschka
23 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Hatten es die Generationen davor (vor der Rs-Reform) leichter und gab es da mehr oder weniger oder genau so viele Menschen mit Rs-Problemen?

Mario
23 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ich würde sagen, vor der letzten Rechtschreibreform hatten die Kinder es schwerer, da es beispielsweise auch ß nach kurzen Vokalen gab …

Individualist
23 Tage zuvor
Antwortet  Mario

Genau! In diesem Punkt gibt es jetzt eine Regel, die man sich merken kann. Aber die verstärkte Großschreibung von Wörtern, die eigentlich keine „richtigen“ Substantive sind, sondern Adjektive („im Allgemeinen“), ist kontraproduktiv. Hier hätte man „im Zweifel“ die Kleinschreibung zulassen sollen mit dem Ziel, überhaupt eine gemäßigte Kleinschreibung einzuführen oder wenigstens zu tolerieren. In anderen Sprachen geht es doch auch. Und in der Deutsch-Schweiz ist das ß abgeschafft und wird durch ss ersetzt. Bei uns dagegen wird für ß noch ein Großbuchstabe neu eingeführt, der aber auf keiner Computer-Tastatur zu sehen ist, irgendwie verrückt.

AvL
7 Tage zuvor
Antwortet  Mario

dto

Wandervogel
23 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Die Rechtschreibreform hatte einen Grund, nämlich die vielen Falschschreibungen. Insofern kann die alte Rechtschreibung nicht erfolgreicher gewesen sein. Das wäre eine Mär.

potschemutschka
22 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

„Das wäre eine Mär.“ – Sicher? Das müsste man mal untersuchen. Nur anekdotische Evidenz: die Tagebücher des Großvaters meines Mannes von vor 100 Jahren. Der Mann hatte „nur“ höchstens 8 Jahre die Volksschule besucht, stammte aus einer Bauernfamilie – wir fanden fast keine Rs-Fehler. Da machen meine Akademikerkinder 100 Jahre später wesentlich mehr (wenn keine Korrektur durch Rs-Programme) 🙂

Kohlrabi
21 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das dürfte wirklich eine anekdotische Evidenz sein. 🙂 Jemand kennt jemanden, der jemanden kennt, der jemanden kennt, der ein Tagebuch schrieb, in dem es angeblich fast keine Rechtschreibfehler gibt. Wir können das nicht einmal hier überprüfen, ob es keine Rechtschreibfehler gibt. Nach der alten Rechtschreibung !!) Hätten Sie mal eine Seite für uns (unbearbeitet), damit wir uns das anschauen können?

In jedem neuen Duden gab und gibt es kleine Veränderungen der Rechtschreibung. Immer schon! Nach welcher Rechtschreibung schrieb also Ihr Großvater? Die von 1924 also? Oder die seiner Schulzeit? 1901 wurde die erste einheiltliche Rechtschreibung eingeführt? Da waren die Getrennt- und Zusammenschreibung noch nicht geregelt. Und nach welcher Variante beurteilen Sie seine Fehler? Nach der von 1924?

Der Wandervogel schrieb richtig, es gab ja Gründe dafür, warum jahrzehntelang an einer Reform der Rechtschreibung gearbeitet wurde. Es ging doch nicht nur darum, damit manches anders aussieht. 😉

Kohlrabi
21 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Ein Beispiel:

Nach der alten Rechtschreibung gab es 3 Regeln für das Partizip 1:

Singend ging sie die Straße entlang.
Laut singend (,) ging sie Straße entlang.
Sehr laut singend, ging sie die Straße entlang.

Viele wussten und wissen nur einfach nicht, dass sie gar nicht sooo richtig schreiben, wie sie glauben. 😉

potschemutschka
21 Tage zuvor
Antwortet  Kohlrabi

Sie haben natürlich recht, das müsste man nach den damals gültigen Rs-Regeln bewerten. Es wäre aber trotz allem interessant, ob damals im Durchschnitt mehr Rs-Fehler gemacht wurden als heute (natürlich unter Beachtung der Rs-Regeln der jeweiligenZeit)?
Meine Frage: Was hat mehr Einfluss auf die Rs-Kenntnisse – vereinfachte Regeln oder die Qualität des Unterrichts?

Rüdiger Vehrenkamp
19 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Das Smartphone.

AvL
7 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Sie liegen falsch, denn es gab mehr Anleitung im Anfangsunterricht..

Lisa
23 Tage zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wer viel gelesen hat, war oft – nicht immer – auch gut in Diktat. Ich erinnere mich aber, dass in meiner Schulzeit eine Lehrerin ein Diktat über das Thema s- ss -ß, also was man eigentlich nicht machen soll, Schwierigkeitshäufung , schreiben ließ. Das war 1975. Die beste Note war dann damals auch schon eine 3,5. Es gab Tränen, allerdings keine Elternbeschwerden. Also so fließend ging das auch vor 40 Jahren nicht.

Leo Lausemaus
23 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

Bei „was man nicht machen soll“ möchte ich immer gerne wissen, wer sagt das auf welcher Grundlage und mit welcher Kompetenz?

Immer wieder geht das Gerücht um, klassische Diktierdiktate seien verboten. Sind sie aber nicht. Bestenfalls wird davon abgeraten und genauso wie es welche gibt, die das schlecht finden, gibt es welche, die es gut finden.

AvL
7 Tage zuvor
Antwortet  Wandervogel

Das Dehnungs-H folgt bei bei Wörtern mit einem
deutschen Sprachstamm (Zweisilber in der Verlängerung) ,
wenn nur ein Konsonant im Anlaut steht und ein
l,m,n,oder r auf einen Langvokal folgt.
Nach einem T-Anlaut folgt nie ein Dehnungs-H
Das st wird als ein Graphem gewertet, sp nicht.
Beispiel : Zähne, wählen, Stühle, Mühlen mahlen Mehle
( vs.Maler malen mal), Fehler, lahmen, Rohre, Ohren, Kähne

Bei Wörtern mit den Anlauten mit mehr als einem Konsonanten
qu(älen(, sch(öner), Kr(ane), Sp(äne),T(öne),T(üren) folgt
kein Dehnungs-H nach einem Langvokal und l,m,n,r nach diesem.

-chs als Graphem findet seine systematische Anwendung
bei Wörter mit einem deutschen Sprachstamm
(Zweisilber in der Wortverlängerung) bei allen Tiernahmen
wie Ochse, Echse,Lachse, Luchse etc., Achse, Sachsen, wechseln,
wachsen etc.
Taxi endet auf i, Kleckse
Der Tiger lebt in Indien, der Tiber fließt durch Rom,
die Bibel stammt aus Israel, der Igel ist ein Ausnahmewort
mit deutschen Sprachstamm,
Timo endet auf o, Hohl von Höhle( vs. holen siehe oben Maler malen mal )
Da hilft nur üben, üben und üben.

Lisa
23 Tage zuvor

Systematisches Üben verbessert die Situation, wer hätte das gedacht. Meiner Erfahrung nach scheitern Kinder mit auch nur der geringsten Teilleistungsschwäche an den freien Formen gnadenlos. Solche Schwächen sind jedoch sehr verbreitet. Ich erinnere an die Ganzheitsmethode beim Lesen. Wer auditive oder visuelle Abweichungen hatte, kam damit oft nicht klar, lernte aber mit der Einführung jedes Buchstabens und viel Üben zum Zusammenziehen der Wörter lesen. Rechtschreibung am besten mit geübten Diktaten und einem sicheren Grundwortschatz. Das hat nichts mit Intelligenz zu tun.

Fräulein Rottenmeier
21 Tage zuvor
Antwortet  Lisa

„Rechtschreibung am besten mit geübten Diktaten und einem sicheren Grundwortschatz.“

Sehe ich genauso. Schreiben können kommt vom Schreiben. Rechtschreibung fällt nicht vom Himmel, sollte geübt und geübt und geübt werden. Wenn allerdings Diktate und die dazugehörigen Übungen jedweder Art verpönt sind und nur noch Lückentexte auszufüllen sind, dass muss man sich nicht wundern. Rechtschreibung geht nicht nur über die Regeln, sondern vielmehr über das Üben.