Integrationsbeauftragte mahnen: “Sprache ist das Fundament für alles andere”

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BERLIN. Die Integrationsbeauftragten der Länder und des Bundes sind sich einig: Deutschland braucht Einwanderung. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie mehr Unterstützung der Städte und Gemeinden. Den Kitas und Schulen kommt eine Schlüsselrolle bei der Integration zu.

«Unser Bildungssystem muss sich besser auf die längst gelebte Vielfalt in unserem Land ausrichten»: Reem Alabali-Radovan. Foto: Integrationsbeauftragte / Krautz

Die Integrationsbeauftragten der Länder und des Bundes fordern mehr Unterstützung der Kommunen bei deren Integrationsbemühungen. «Deutschland profitiert von Einwanderung und ist in Zukunft darauf angewiesen», heißt es in der «Berliner Erklärung», die sie bei ihrem Herbsttreffen in der Hauptstadt verabschiedet haben. Die Frage gelungener Integration entscheide sich maßgeblich in den Städten und Gemeinden. «Bund und Länder sind gefordert, die Kommunen bei dieser Aufgabe dauerhaft und verlässlich zu unterstützen.»

«Integration ist kein Projekt, es ist eine Regelaufgabe», sagte Berlins Integrationsbeauftragte Katarina Niewiedzial. «Wir brauchen eine krisenfeste Infrastruktur, die den Kommunen hilft, diese Aufgabe zu bewerkstelligen. Dazu zählen Wohnungen, Kitaplätze, Schulplätze und auch eine sozial ausgewogene Nachbarschaft.»

«Der Bildungserfolg eines Kindes darf sich nicht durch die sozio-ökonomischen Lage des Elternhauses bedingen»

Dass den Kitas und Schulen eine Schlüsselrolle bei der Integration zukommt, hatte die Integrationsbeauftragte des Bundes, Reem Alabali-Radovan, erst unlängst betont. «Unser Bildungssystem muss sich besser auf die längst gelebte Vielfalt in unserem Land ausrichten», erklärte sie. «Ich wünsche mir eine Schule, in der jedes Kind die gleichen Chancen hat, seine Potentiale zu entfalten. Alle Kinder haben ein Recht auf das beste Bildungssystem, das wir ihnen bieten können, unabhängig von ihrem Namen und ihrer Herkunft. Der Bildungserfolg eines Kindes darf sich nicht durch die sozio-ökonomischen Lage des Elternhauses bedingen. Dafür braucht es eine große, gemeinsame Kraftanstrengung.»

Eine weitere Forderung in der «Berliner Erklärung» ist die nach ausreichender Finanzierung von Integrationskursen, bei denen nicht zuletzt die deutsche Sprache gelernt wird. Sie sei das Fundament für alles andere, sagte Niewiedzial. «Wenn das wegfällt, dann bricht uns hier das ganze System zusammen. Das darf nicht sein.»  Genauso wichtig ist aus Sicht der Integrationsbeauftragten, Migrantenorganisationen als zentrale Akteure der Einwanderungsgesellschaft zu stärken. «Sie benötigen auf allen Ebenen mehr Repräsentanz, Teilhabe und eine auskömmliche Finanzierung», heißt es im gemeinsamen Resolutionstext.

Die aktuelle Asyldebatte bediene migrationsfeindliche Ressentiments und schade dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. «Die Integrationsbeauftragten bekräftigen, dass sie am grundgesetzlich gesicherten Recht auf Asyl festhalten und sich gegen jeden Versuch seiner Einschränkung wehren.»

«Am Ende geht es auch um unsere Haltung»

Niewiedzial wies darauf hin, dass das alleine nicht reiche: «Wir können Verordnungen und Gesetze machen, aber am Ende geht es auch um unsere Haltung», betonte sie. «Um unsere Haltung, die eindeutig sagt: Einwanderung und Vielfalt sind kein Problem, sie sind eine Chance. Diese Haltung verkörpern und fordern wir ein, weil sie gerade in die Defensive gerät.» Die Integrationsbeauftragten aus den Ländern und die Beauftragte des Bundes kamen ab Montag zu ihrem zweitägigen Treffen in Berlin zusammen. Berlin war turnusmäßig Gastgeber der Runde. News4teachers / mit Material der dpa

Schon zwei von fünf Schülern aus Einwandererfamilien: “Schulen sind Integrationsorte Nummer eins” (leider nicht so ausgestattet)

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52 Kommentare
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Nick
10 Monate zuvor

“Der Bildungserfolg eines Kindes darf sich nicht durch die sozio-ökonomischen Lage des Elternhauses bedingen”… Tut es aber und das ist auch grundsätzlich nicht zu verteufeln.

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Warum trennen Sie das? Es kann doch durchaus sein, dass das Kastenwesen mit dem Leistungsprinzip sehr gut umgehen kann. Die Begüterten sind ja nicht zwangsläufig dumm.

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Es gibt z.B. Stipendien.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Was ist an Almosen schlimm? Ist das Bürgergeld nicht auch eine Art Almosen? Damit werden doch Bedürftige unterstützt, damit es Ihnen besser geht. Und ein Stipendium unterstützt eben auch Menschen, die sich ansonsten eher kein Studium leisten könnten. Oder habe ich da wieder einmal einen Denkfehler?

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

In beiden Fällen lebt der Empfänger von Geldern, die Dritten erwirtschaftet haben.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Okay, mein Fehler. Da hatte ich nicht bedacht, dass es heute anders läuft als noch zu meiner Zeit. Damals kam das Stipendium vom Staat.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Diese staatlichen “Spenden”? ermöglichten aber auch weniger “begüterten Menschen” ein Studium, wenn die schulischen Leistungen stimmten.
https://www.ngo-online.de/2005/01/26/stipendien-statt-gebuhren/
(Und ja, es durfte nicht jeder in der DDR Abitur auf dem direkten Weg machen und studieren. Manche mussten Umwege in Kauf nehmen. – Sie können sich also die üblichen Bemerkungen sparen, liebe Redaktion. Aber es gab eben auch sehr viele soziale Aufsteiger durch diese “Unterstützung”).

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

… aber gerne doch: Wer sich nicht entsprechend der “Verfassung der DDR” verhielt, konnte nicht studieren. 🙂
Versucht nicht jeder Staat, seine Verfassung/sein Grundgesetz zu sichern? Ob es funktioniert, wie “von oben” gewünsch und sich auch alle Bürger daran halten, zeigt dann die Geschichte.
https://berufsverbote.de/tl_files/docs/Aufruf50JahreBerufsverbot_interaktiv.pdf

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Der “Radikalenerlass” seinerzeit, war natürlich gaaanz was anderes. Stimmt, Tote und politische Gefangene gab es da nicht, aber Berufsverbote und psychische Folgen schon!
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/346271/vor-50-jahren-radikalenerlass/
https://deutsches-schulportal.de/bildungswesen/der-radikalenerlass-traf-vor-allem-lehrerinnen-und-lehrer/
Wie ist das mit dem Splitter im Auge, oder dem Glashaus?
Nur weil ich Einiges in der DDR besser fand als jetzt, verniedliche oder verherrlicheich diese Zeiten nicht. Aber ich bin nicht blind oder doof, um nicht zu sehen, dass auf der anderen Seite der Mauer auch nicht alles perfekt war und dass es auch heute einiges zu kritisieren gibt. Kritik und Selbstkritik sind mMn. zwei ganz wichtige Dinge, aus denen man lernen kann und auch sollte. Wer eigene Fehler ignoriert und immer nur bei anderen die Fehler sucht, läuft Gefahr Fehler zu wiederholen. Und manchmal kann man auch ein paar Kleinigkeiten von seinen “Feinden” lernen, manchmal sogar mehr als von “Freunden, die einem immer nach dem Mund reden”.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

“Wir haben noch nicht einen Post hier von Ihnen gelesen, in dem Sie Zustände in der DDR kritisiert hätten”.
Ich antworte Ihnen darauf mit Ihren eigenen Worten:
@Redaktion:
“Wir halten es für absurd, von Menschen zu verlangen, sich immer wieder von etwas zu distanzieren, für das sie nicht verantwortlich sind.”
Und zum Kontext “Integration” – Wer sich gut integrieren will, darf also keine Kritik an Deutschland üben und niemals etwas erwähnen, dass in seinem Heimatland anders und evtl. besser war? Also sind nur Ja-Sager, Wendehälse und Duckmäuser erwünscht? Gilt das eigentlich für alle Migranten oder nur für ehemalige DDR-Bürger?

Walter Hasenbrot
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

“Wer sich gut integrieren will, darf also keine Kritik an Deutschland üben und niemals etwas erwähnen, dass in seinem Heimatland anders und evtl. besser war? Also sind nur Ja-Sager, Wendehälse und Duckmäuser erwünscht?”

Offensichtlich haben Sie den Kommentar der Redaktion nicht verstanden.

Oder sit das Ihre Masche, einfach eine Position anzugreifen, die das Gegenüber gar nicht vertreten hat. (Strohmann)

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Oh, Sie haben die politischen Gefangenen der DDR (zu denen auch Rechtsextreme und Nazis gehörten übrigens) ins Spiel gebracht. Ich habe Ihnen geantwortet.

Mika
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich vergleiche nicht. Ich Verweise auf die Problematik der Abgrenzung des Begriffs des politischen Häftlings vom Begriff des legitimen Häftlings.

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Schwere Kost… Auch in der DDR gab es studierte Ärzte. Ein Parteibuch allein war wohl kein Garant dafür, ein zweifelsohne anspruchsvolle Medizinstudium zu bestehen.

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Es war auch nicht notwendig, SED-Mitglied zu sein, um studieren zu können.

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion
Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Eine Gegenfrage sei erlaubt. Bei welchen Posten dürfte wir gern noch mehr bezahlen und wo soll das Geld herkommen?

Brennpunktschule
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das Bürgergeld ist die Unterstützung durch die Solidargemensolidagemeinschaft in Notlagen, aus denen sich Menschen nicht selbst befreien können.

Diese Unterstützung geht auf Kosten und zu Lasten dieser Solidargemenschaft und erfordert im Gegenzug vom Empfänger entsprechend alle Anstrengungen, um seine Notlage zu beenden.

Das wird leider häufig vergessen und das Bürgergeld nur als “gesetzlicher Anspruch” wahrgenommen.

Brennpunktschule
10 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

@Redaktion

Ich verstehe allerdings ihre Antwort auf meine Aussage nicht. Woher ich weiß, dass das Bürgergeld eine Unterstützung in Notlagen ist?

Weil es kein bedingungsloses Grundeinkommen ist.

Ich habe auch an keiner Stelle insinuiert, dass alle Bürgergeldbezieher oder eine Mehrheit eine Notlage nur vortäuschen.

Die Augen davor zu verschließen, dass es Fälle gibt in denen Bürgergeld bezogen wird, ohne dass eine eigene Erwerbsunfähigkeit vorliegt, scheint mir aber naiv zu sein.

Wir könnten uns auch über die Rahmenbedingungen des Bürgergeldbezugs argumentativ auseinandersetzen, das ist hier aber wohl nicht der richtige Ort.

Herzlich Grüße aus der
Brennpunktschule

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Sie werden bald in den USA sehen können, wie sich sowas entwickelt und zu Ende gehen wird…

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

USA-BRICS-Russland… Man kann gespannt sein. Insbesondere wird es spannend, wie Deutschland damit umgehen und letztlich selbst bleiben wird. Ein “weiter so… wir sind die Guten” kann ich mir schwer vorstellen.

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Vor allem, wenn es zwei Russlande geben sollte 😛

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

… die da wären?

potschemutschka
10 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

@rainer Zufall
Es würde mich wirklich sehr interessieren, was Sie mit “zwei Russlande” meinen und wie die aussehen könnten.

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Einen Elon Musk muss man nicht lieben, aber er ist unstrittig ein erfolgreicher Unternehmer. Die gegenwärtige Management-Kultur i.S. VW bleibt da nur zweiter Sieger.

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Das ist grober Unfug.
Ihrer Logik folgend wäre der Vorwurf, dass Deutschland zu wenig korrupt ist und VW alle staatlichen Aufträge zuschustern soll, während kritische Meinungen verfolgt werden müssten.
Ich gehe mal ganz mutig davon aus, dass Sie sich hier kein Beispiel an den USA nehmen wollen 😉

Zudem gibt es keinen Zusammenhang – das Gegenteil ist naheliegender – dass ein “erfolgreicher Unternehmer” gute Politik machen würde.

Aber warten wir erstmal ab, ob die erfolgreichen Unternehmer nächstes Jahr wirklich millionen Arbeitskräfte abschieben und das Bildungssystem schließen.

Lisa
10 Monate zuvor

” Um unsere Haltung, die eindeutig sagt: Einwanderung und Vielfalt sind kein Problem, sie sind eine Chance.”
Vielleicht ist das kein Entweder – oder, sondern ein Sowohl – als auch. Es war ein großer Fehler, der unter anderem das Thema den extremen Kräften überlassen hat, Probleme unter den Teppich zu kehren

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Garantiert:

Zu hohe Mieten, Inflation, Klimkatastrophe, marode Schulen, Pflegekrise, anstehende Rentenkatastrophe, Antisemitismus, Frauenhass, Wirtschaftsschwäche – ALLES die Ausländer schuld.

Zum Glück konzentrieren sich jetzt alle Parteien darauf, dass werden die Probleme automatisch gelöst (augenroll)

Rainer Zufall
10 Monate zuvor

Keine Sorge, die Politik ist dran… 🙁

https://taz.de/Drohende-Kuerzungen-bei-Sprachunterricht/!6050568/

Nick
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Es ist kein Geld da.

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  Nick

Nein. Es kann Geld aufgenommen werden, Steuern erhöht oder (klimaschädliche) Subventionen gekürzt werden.

Wir sind ein reiches Land mit einem sehr hohen Ranking bei Banken, alles andere als bankrott.
Wir WOLLEN kein Geld ausgeben. Da sollten sich alle ehrlich machen

Walter
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Subventionen sind laufende Zahlungen ohne Gegenleistung.
Investitionen wären sinnvoller.

PaPo
10 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

“Sprache ist das Fundament für alles andere”Bei ihren allg. Textproduktions- und -rezeptionsproblemen sollten Sie sich zu so einem Thema vielleicht besser nicht melden (und Ihre Replik wird mich sicherlich wieder bestätigen).

HHCityroller
10 Monate zuvor

Was Deutschland nicht so alles braucht… hat sich bisher ja als tolles Erfolgsrezept erwiesen.

Rainer Zufall
10 Monate zuvor
Antwortet  HHCityroller

Wer rastet, der rostet.
Wer sich ändert, bleibt sich treu 🙂

DerechteNorden
10 Monate zuvor

Es ist schön mitzuerleben, wie sich ein Kind mit Fluchtgeschichte reinhängt.
Ich habe ein afghanische Schülerin, die das wirklich ernst nimmt. Und auch Hilfen annimmt, um möglichst schnell möglichst gut Deutsch zu lernen.