Bildungsminister: “Markt ist abgegrast” – Besetzung von Lehrerstellen immer schwieriger

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ERFURT. Im ersten Schulhalbjahr 2024/25 wurden in Thüringen weniger Lehrkräfte eingestellt als ein Jahr zuvor. Der Fachkräftemarkt sei «abgegrast», beklagt der Bildungsminister. Mehr bezahlte Studienplätze sollen helfen.

Beisst keiner an… (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Das Besetzen freier Stellen im Schuldienst mit Lehrerinnen und Lehrern wird nach Einschätzung von Thüringens Bildungsminister Christian Tischner (CDU) immer schwieriger. Im ersten Schulhalbjahr 2024/2025 wurden 590 Lehrerinnen und Lehrer in Thüringen eingestellt, wie aus Daten des Bildungsministeriums hervorgeht, die der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt vorliegen. Im ersten Schulhalbjahr 2023/2024 waren noch 653 Lehrkräfte eingestellt worden.

«Die Einstellungszahlen zeigen, wie schwierig die Bewerbersituation in Thüringen zuletzt war und nach wie vor ist», sagte Tischner. Die Besetzung der Stellen werde immer anspruchsvoller. «Der Fachkräftemarkt ist abgegrast.»

670 Stellenangebote

Den 590 Einstellungen stehen derzeit etwa 670 Stellenangebote für Lehrerinnen und Lehrer im Stellenportal des Freistaats Thüringen (Stand: 12.02.2025) gegenüber. Die Zahl der Stellenangebote kann den Angaben nach täglich schwanken.

Dabei setzt Thüringen wie andere Bundesländer verstärkt auf Seiteneinsteiger – 148 Seiteneinsteiger wurden im ersten Schulhalbjahr eingestellt. Ihr Anteil betrug 25,1 Prozent. Damit war erneut jede vierte neu in den Schuldienst eingestellte Lehrkraft ein Seiteneinsteiger.

Bezahltes Studium

Abhilfe im Kampf gegen den Lehrermangel soll auch ein Maßnahmenpaket im 100-Tage-Programm der Brombeer-Landesregierung bringen. Tischner will angehende Lehrer schneller an den Freistaat binden und mehr duale Studienplätze schaffen. Das duale Lehrerstudium an der Universität Erfurt gilt als beliebt. Das Konzept sieht vor, dass die angehenden Lehrerinnen und Lehrer schon während ihrer Ausbildungszeit Geld erhalten – im Bachelor 1.400 Euro im Monat und im Master 1.650 Euro im Monat. Dafür binden sie sich aber für die Zeit des Studiums sowie fünf weitere Jahre an den Freistaat.

Tischner sagte, es solle künftig mehr duale Studienplätze geben. Derzeit seien es 50. «Mit diesem exklusiven Studienangebot steigern wir Thüringens Attraktivität als Arbeitgeber für angehende Lehrerinnen und Lehrer weit über den Freistaat hinaus.». Zugleich führe man Gespräche mit den lehrerbildenden Hochschulen zu den Studienkapazitäten und Zulassungsbeschränkungen. News4teachers / mit Material der dpa

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Sapperlot
7 Monate zuvor

Da ja nun wieder alle Bundesländer verbeamten, kann das eine Bundesland dem anderen nicht mehr die Lehrkräfte abziehen. Sich darauf zu verlassen, anderen die Lehrer abzuwerben, hat sich also als Holzweg erwiesen. Man hätte vielleicht doch gleich länderübergreifend nach Lösungen suchen sollen.

Se Länd
7 Monate zuvor
Antwortet  Sapperlot

Das beschreibt unser aktuelles Bildungssystem sehr gut. Jeder für sich!

Philine
7 Monate zuvor

Vor Jahren habe ich mal in Thüringen gearbeitet, es waren die Zeiten, wo man nach “Ost-Tarif” bezahlt wurde und nur die Führungsriege verbeamtet wurde. Alle anderen speiste man mit kleinem Geld ab und dachte wohl, auf Dauer aus einem breiten Angebot von Aspiranten wählen zu können. Daher sehe ich die jetzigen Bemühungen, attraktiver für BewerberInnen zu werden mit einer gewissen Genugtuung.

Rüdiger Vehrenkamp
7 Monate zuvor

Ich kenne im Rhein-Neckar-Kreis mindestens drei Lehrkräfte verschiedener Schularten mit einjährigen Zeitverträgen, die noch keine Ahnung haben, ob und wie es nach dem Schuljahr weitergeht. Das Land BW möchte sie natürlich mit Beamtenstellen Richtung Schwäbische Alb und mittleren Schwarzwald locken, gebraucht werden die Leute aber auch bei uns. Die besagten Schulen wollen diese Lehrkräfte nach meiner Kenntnis auch behalten, nur verhallen diese Wünsche ungehört. An den Schulen sind diese Lehrer eben Menschen. Im Ministerium sind sie Akten und Nummern.

Und ganz ehrlich würde ich als Junglehrer auch nicht in die tiefste Provinz wollen, wenn mein gesamtes soziales Leben einfach anderswo stattfindet.

447
7 Monate zuvor

Wir Lehrer usw. (also allgemein: Menschen, die sozial arbeiten) sind halt oft viel zu langsam und zögerlich darin, einfach mal MARKTKONFORM zu handeln.

Gen Z ist da glücklicherweise deutlich rationaler und ich persönlich lerne da aktiv von den Jüngeren:
“Preis” passt nicht?
Angebot runterfahren.
So geht Markt.

Besseranonym
7 Monate zuvor
Antwortet  447

Oder Glorreichen Dünger herausholen, damit wieder was wächst – und auf dem Markt das Angebot wieder größer wird.

Die resultierende Frage:
Welchen Dünger brauchts, – wahrscheinlich eine ganze Chemiefabrik, weil der Boden schon lange , mangels glorreicher Pflege vertrocknet und absolut nährstoffarm ist.
In die wüste Schule muss viel investiert werden, damit die Lebensbedingungen wieder besser sind/werden und der Markt wieder brummt – und die zarten Pflänzchen sich wieder wohlfühlen – können.

Se Länd
7 Monate zuvor

Tja, dann sollten die Dienstherren halt mal die Teilzeitanträge ablehnen die nicht mit triftigen Grund gestellt wurden. Beispielsweise ist eine Kollegin von mir auf Teilzeit damit sie ihrem DJ Hobby nachgehen kann. Für so etwas habe ich leider gar kein Verständnis. Das wird zwar nicht alle Probleme lösen, aber es wird die Gesamtsituation etwas entspannen.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Se Länd

Bravo, dass Sie kein Verständnis für die Nebentätigkeit Ihrer Kollegin haben. Da kann man froh sein, dass Sie nicht der Entscheider sind….

Alex
7 Monate zuvor
Antwortet  Se Länd

Tja, NRW hat Teilzeitanträge abgelehnt. Ende vom Lied: die Kollegen haben ihre Dienstfähigkeit überprüfen lassen. Unsere beiden arbeiten jetzt weniger Stunden, als sie ursprünglich beantragt hatten.