„Nichts ist so motivierend wie Ideen, die man direkt umsetzen kann“: Die Lehrerin und Influencerin „emitheteacher“ im Interview

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BERLIN. Die Lehrerin Emily Horbach hat neben dem Unterricht angefangen, Videos mit konkreten Unterrichtsstrategien für Lehrkräfte zu drehen – und sie als „emitheteacher“ auf verschiedenen Social Media Plattformen hochzuladen. Inzwischen hat sie sich eine richtige Community aufgebaut und sucht neben ihrem Job als Lehrerin immer nach neuen, spannenden Themen. Im Interview erzählt sie, welche Fehler sie zu Beginn gemacht hat und warum eine Social Media Karriere auch harte Arbeit ist.  

 

News4teachers: Du bist Lehrerin, hast aber auch angefangen, verschiedene Social Media Kanäle zu bespielen und dir dort einen Namen als „emitheteacher“ zu machen. Was war deine ursprüngliche Intention und wie hat es sich dann entwickelt?

Emily Horbach: Kurz nachdem ich das Referendariat abgeschlossen habe, habe ich das „Instalehrerzimmer“ entdeckt. Ich habe damals eine volle Stelle gehabt, also 26 Unterrichtsstunden, immer um die 30 Schüler in der Klasse, eine Klassenleitung und alles, was dazugehört. Ich war damals echt schockiert über den Workload und über die Masse an Aufgaben, die man parallel managen muss. Dazu noch die wenige Hilfestellung… Da hat mir das Instalehrerzimmer geholfen und hat mein Interesse an Social Media geweckt.

News4teachers: Und dann hast dir noch eine Aufgabe an Land gezogen (lacht).

Emi: Nicht direkt. Erstmal habe ich angefangen, Lösungen für meine Probleme zu suchen, weil ich gedacht habe: „Das kann es doch nicht sein.“ Ich hab hier einen Kurs mit 30 Schülern und ich weiß nicht, was ich mit denen machen soll, die in der letzten Reihe sitzen und sich einfach nicht beteiligen. Wie schaffe ich es, dass alle Schüler in meinem Unterricht was lernen? Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Eindruck, mein Unterricht sei schon irgendwie okay, aber ich könnte noch ganz viel optimieren und besser machen, damit wirklich alle Schülerinnen und Schüler etwas für sich daraus mitnehmen. Es ist ein Trugschluss zu denken, dass man nach dem Referendariat fertig ist. Wenn man eine gute Lehrkraft werden will, geht es danach erst richtig los. Der Ausgangspunkt war also, dass ich Antworten auf meine Fragen gesucht habe.

News4teachers: Zur Einordnung, das Instalehrerzimmer ist eine Community auf Instagram, in der sich Lehrkräfte austauschen.

Emi: Genau. Und gleichzeitig ist mir ein Buch aus der amerikanischen Didaktik in die Hände gefallen, von Doug Lemov. Es gibt deutliche Unterschiede zwischen der deutschen und der amerikanischen Didaktik und ich habe mir ganz viele konkrete Strategien dort abgeschaut, die ich sofort in meinen Unterricht einbinden konnte, die mir meine Arbeit erleichtern und dafür sorgen, dass alle meine Schüler in meinen Unterricht etwas lernen. Diese Kombi hat dann dazu geführt, dass ich dachte: „Diese Ideen aus der amerikanischen Didaktik sind so gut, die will ich dem Instalehrerzimmer und der Community zurückgeben, weil ich dort auch so viel Hilfreiches gefunden habe.“ So habe ich angefangen, einfach mal mein erstes Video zu drehen und zu teilen. Danach hat das Ganze so ein bisschen seinen Lauf genommen und es hat mir auch einfach super viel Spaß gemacht, meine Ideen zu teilen. Ich hab mich immer tiefer eingelesen, neue Autoren gefunden, neue Ideen entworfen und so weiter. Das war im Grunde wie ein Schneeballsystem.

News4teachers: Und du hast immer mehr ausprobiert?

Emi: Genau. Ich habe mich in dieser Welt sozusagen ausgetobt und habe ziemlich schnell auch viel positives Feedback bekommen, gerade von jüngeren Lehrkräften und Referendaren. Die haben mir geschrieben: „So konkrete Hinweise, die kriegen wir an der Uni nicht. Die kriegen wir im Referendariat nicht. Das hat mir total geholfen.“ Das hat mich darin bestätigt, dass es richtig ist, diese Dinge auch mit anderen zu teilen.

News4teachers: Aber ein Publikum, eine Community, hat man ja am Anfang erstmal nicht. Wenn man einen YouTube-Channel aufmacht, dann hat man zu Beginn vielleicht ein, zwei Leute, die sich mal dorthin verirren, die aber im Zweifel gar nicht zur Zielgruppe gehören, die man erreichen möchte. Wie geht das, eine Community aufzubauen?

Emi: Das war schon viel harte Arbeit, das muss man wirklich so sagen. Es sieht ja bei Social Media immer alles ganz leicht und locker flockig aus. Aber hinter so einem Video steckt natürlich viel Arbeit. Man muss sich zu jedem Video Gedanken machen, ein Script schreiben, einen sinnvollen Aufbau überlegen und so weiter. Und man muss konsistent sein, immer dranbleiben. Die Erfahrung habe ich gemacht. Die ersten zwei Monate habe ich fast jeden Tag ein Video gepostet und hatte in dieser Zeit aber nur so 600 Follower. Irgendwann – bei mir war es so nach zwei Monaten glaube ich – belohnt dich dann der Algorithmus für die Regelmäßigkeit und spielt vereinzelt Videos auch ein bisschen größer aus. Dann erreicht man direkt mehr Leute und ich habe viel Zuspruch für meinen Content bekommen. Für Lehrkräfte gibt es wenig, was so motivierend ist, wie Ideen zu bekommen, die man direkt umsetzen kann. Kleine Schritte, kleine Strategien, die sich für alle Schulformen eignen. Das hat dann dazu geführt, dass mir immer mehr Leute gefolgt sind.

News4teachers: Welche Themen sind es konkret, die du auf deinen Kanälen bespielst?

Emi: Ich habe angefangen mit ganz konkreten Methoden, Unterrichtsstrategien, die man schnell umsetzen kann. Aber man entwickelt sich als Influencer natürlich auch weiter mit der Zeit. Jetzt gerade befinde ich mich auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, was gute Lehrkräfte eigentlich anders machen und was eine gute Schule ausmacht. Ich würde schon gerne zeigen, wie wir deutsche Schulen besser machen und dafür sorgen können, dass Schülerinnen und Schüler noch besser lernen.

News4teachers: Die Königsfrage…

Emi: (lacht) Die Königsfrage, genau. Die finde ich super spannend, auch die Thematik des evidenzbasierten Lernens. Es gibt viele wissenschaftliche Untersuchungen dazu, wie der Mensch eigentlich am besten lernt. In diesem großen Themenspektrum bewege ich mich gerade. Einen Fahrplan, wie der Content der kommenden Monate aussehen soll, habe ich gar nicht. Ich lese viel, informiere mich viel und höre mich um, was beispielsweise andere Länder machen. Daraus versuche ich dann, Impulse aufzugreifen und überlege, was mich selbst inspiriert hat. Das ist eben auch das Schöne an Social Media, dass ich selbst entscheiden kann, was ich mache und was ich teile.

“Man muss bei Social Media schon genau überlegen, wie man etwas sagt und wie man etwas teilt beziehungsweise welchen Kontext man dazugibt, damit man nicht falsch verstanden wird”

News4teachers: Gibt es denn auch mal Kritik? Ich weiß aus Erfahrung, dass sich nicht alle Lehrerinnen und Lehrer gerne belehren lassen (lacht).

Emi: Ja. Einer der Knackpunkte an Social Media ist ja diese Schnelllebigkeit. Man muss Dinge super schnell auf den Punkt bringen, am besten gar nicht viel drum herum erklären. Aber bei vielen Dinge müsste man eigentlich ein bisschen mehr drum herum erklären, um es zu erfassen. Das geht dann bei YouTube zum Beispiel besser, dort kann man auch mal ein größeres Fass aufmachen.

Ich kann mich noch sehr gut an eine Kritik erinnern zu einem meiner ersten Videos. Darin ging es damals um das Thema Cold Calls. Das ist eine Strategie aus dem Amerikanischen, die aber jede Lehrkraft kennt: Man ruft Schülerinnen und Schüler auf, obwohl sie sich nicht melden. Es gibt ganz viele, auch evidenzbasierte Untersuchungen dazu, warum es eine gute Strategie ist, aber auch, wie man einen Cold Call richtig einsetzen sollte. Denn auch da, gibt es verschiedene Strategien und es sollte nicht darum gehen, Schülerinnen und Schülern Angst zu machen oder sie unter Druck zu setzen.

Das Video, das ich dazu gemacht habe, hat Kritik bekommen, weil ich da so ein bisschen unbedarft rangegangen bin, glaube ich. Weil ich auch noch nicht so richtig wusste, wie Social Media funktioniert. Da gab es zum Teil ziemlich harte Rückmeldungen – wahrscheinlich zu Recht, würde ich rückblickend sagen. Es hat einfach Kontext gefehlt. Das ist etwas, was mir in Erinnerung geblieben ist und was mich auch geprägt hat in der weiteren Arbeit. Denn zum Glück lernt man ja aus seinen Fehlern. Man muss bei Social Media schon genau überlegen, wie man etwas sagt und wie man etwas teilt beziehungsweise welchen Kontext man dazugibt, damit man nicht falsch verstanden wird – obwohl man teilweise nur 90 Sekunden Zeit hat. Das ist manchmal ganz schön herausfordernd (lacht).

“Ich habe schon das Gefühl, dass das zwei getrennte Welten sind, meine Social Media Tätigkeit und meine Tätigkeit in der Schule”

News4teachers: Wenn ich Schüler bei dir wäre, wäre es dann eine schlaue Taktik, mir deine Videos anzugucken, um zu schauen, was mich so in den nächsten Tagen wohl erwartet?

Emi: Mir folgen auf jeden Fall ganz viele meiner Schüler, das weiß ich. So wahnsinnig viel erfahren sie da allerdings nicht. Ich habe schon das Gefühl, dass das zwei getrennte Welten sind, meine Social Media Tätigkeit und meine Tätigkeit in der Schule. Es klingt paradox, weil ich natürlich über Dinge spreche, die ich in der Schule auch mache. Aber ich bin auf Social Media eine andere Person, also eine andere Person als die Lehrerin, die vor einer Klasse steht. Außerdem sage ich in meinen Videos ja nicht: „Übermorgen schreibe ich einen Test und das und das kommt darin vor.“ Beziehungsweise sind das ja auch Informationen, die meine Schüler eh haben. Selbst wenn ich darüber sprechen würde, würden sie daraus also nicht wahnsinnig viel neues mitnehmen.

News4teachers: Wenn man sich ganz grundsätzlich die Situation von Lehrkräften anschaut, wird ja zu Recht viel geklagt, über die Arbeitsbelastung, den Lehrkräftemangel und so weiter. Und meine Beobachtung ist, dass Ratschläge, wie man vielleicht effizienter werden und besser mit Belastungen umgehen kann, häufig nicht gut angenommen werden. Denn es ist ja eine willkommene Ausrede für Kultusminister zu sagen, Lehrkräfte müssten einfach effizienter werden. Wurde dir in diese Richtung schonmal Vorwürfe gemacht?

Emi: Kommt eher selten vor. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich das Ventil bin, wo man seinen Stress mal kurz rauslassen kann, das schon. Aber ich hoffe natürlich, dass die Leute, die mir folgen, es auch gut finden, Tipps zu bekommen, wie man sich selbst besser organisieren oder seine Woche planen kann. Und Leute, die es saublöd finden, die folgen mir vielleicht gar nicht. Wenn Kritik in diese Richtung kommt, versuche ich Verständnis zu haben. Ich weiß ja, wie viel Stress man als Lehrkraft manchmal hat. Wie gesagt, die Menge an Aufgaben, die man als Lehrkraft hat, ist der Wahnsinn. Gekoppelt mit dem fehlenden Management ist das schon echt hart.

Wenn ich zum Beispiel meinen Mann anschaue, der in vielen verschiedenen Unternehmen gearbeitet hat, der hatte in der Regel montags ein Meeting, in dem die Themen der Woche besprochen wurden und jeder seine Projekte, seine Prioritäten genannt und meist auch Feedback bekommen. Es gibt also eine Struktur. So was haben wir Lehrkräfte nicht oder in den seltensten Fällen. Jeder ist für seinen Unterricht selbst verantwortlich. Es hat natürlich auch Vorteile, dass ich mir meine Arbeit selbst einteilen, viel selbst bestimmen und den Unterricht recht frei gestalten kann. Freiheit ist schön, aber Freiheit führt auch dazu, dass man anfängt zu schwimmen.

News4teachers: Ist das vielleicht ein Stück weit das Geheimnis Deines Erfolgs, dass du in gewissen Bereichen ein Team ersetzt und mit deinem Content eine Art Supervision bietest?

Emi: Ich hoffe es. Ich meine, ich kenne das von mir selbst ja auch, wenn ich mir YouTube-Videos von anderen Leuten anschaue. Das kann schon wahnsinnig inspirierend und motivierend sein. Man kann über Social Media ganz viel Schlechtes sagen, aber es ist am Ende auch ein Tool, durch das man viel Neues für sich erschließen kann, wenn man es richtig benutzt. Und das wäre natürlich schön, wenn ich für andere Lehrkräfte so eine Art Teampartnerin wäre, in der sie sich vielleicht wiedererkennen.

News4teachers: Oder als Maßstab, um zu schauen, wie man etwas auch ganz anders und vielleicht besser machen kann.

Emi: Ja. Das ist auch was, was in Schulen total fehlt, meiner Meinung nach. Als ich angefangen habe, als Lehrerin zu arbeiten, war ich nach den ersten Konferenzen irgendwie ganz irritiert, weil ich dachte: „Wir reden hier irgendwie über alles, aber gar nicht über das, was eigentlich unsere Arbeit ist, nämlich unterrichten.” Also, ich habe irgendwie immer gedacht, man müsste sich doch auch methodisch austauschen. Aber das passiert nicht, jeder ist Einzelkämpfer. Ich finde das ist ganz, ganz viel verschenktes Potenzial, auch wenn es um das Teamgefühl an einer Schule geht. In England gibt es zum Beispiel ein Instructional Coaching. Das finde ich richtig spannend. Dadurch bekommt man als Lehrkraft zum einen Hilfestellungen und Tipps, was man im Unterricht machen kann, damit die Schüler besser lernen und man selbst entspannter durch den Unterricht kommt. Und es sorgt außerdem für einen ganz anderen Teamgeist.

News4teachers: Du hast zuletzt ein aktuelles Video über Großbritannien und über die PISA-Erfolge der Briten online gestellt. Rutscht du jetzt thematisch schleichend in die Bildungspolitik rein?

 

Emi: Das hat mich eigentlich nie so wahnsinnig interessiert. Ich habe immer gedacht, kleine Schritte sind das, auf das ich mich konzentrieren möchte. Auch, weil ich dazu natürlich die Erfahrung habe. Ich merke aber, dass mich diese großen Fragen mit der Zeit nun immer mehr interessieren. Das Thema England ist überhaupt nur aufgekommen, weil ich Kontakt mit einem britischen Lehrer hatte, der mir dazu ein bisschen etwas erzählt hat, was ich wahnsinnig spannend fand und womit ich mich dann noch intensiver beschäftigt habe. Also mal schauen, wohin es geht.

Die Frage, was gute Schulen anders machen oder wie ein gutes Schulbildungssystem aussieht, damit Kinder gut lernen können, ist natürlich bildungspolitisch. Damit verfolge ich aber keine politische Agenda oder so. Ich versuche einfach, die Fragen, die sich mir so auf dem Weg stellen, zu beantworten. Oder zumindest Ideen und Inspirationen zu bekommen, was eine mögliche Antwort sein könnte, um die dann zu teilen. Und ja, ich bin noch lange nicht am Ende angekommen, sondern ich habe das Gefühl, ich habe mich gerade erst auf den Weg gemacht, um an Antworten zu kommen. Und diesen Weg teile ich mit den Leuten, die mir folgen wollen oder die sich meine Videos anschauen möchten. News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek führte das Interview.

Zur Person

Emily Horbach ist Lehrerin an einem Gymnasium in Berlin für die Fächer Englisch und Geografie. Nach ihrem Referendariat 2018 hat sie zunächst Vollzeit gearbeitet, sich dann aber nebenbei eine Social Media Karriere aufgebaut. Inzwischen arbeitet sie Teilzeit, um ihre Tätigkeit als Lehrerin mit ihrer Tätigkeit als Influencerin zu kombinieren.

Zu finden ist sie unter dem Namen „emitheteacher“ unter anderem auf Instagram (www.instagram.com/emitheteacher), YouTube (www.youtube.com/channel/UCk-mxALfvuGCowSWLJdOqqQ) und Tiktok (www.tiktok.com/@emitheteacher).

Weitere Informationen gibt es außerdem auf ihrer Webseite: https://emitheteacher.de/

Ein Gastbeitrag von Bob Blume: “Es ist Zeit, aufzuwachen” – KI wird den Unterricht radikal verändern!

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Canishine
7 Monate zuvor

Das verlinkte Video werden viele Kolleginnen und Kollegen (hier im Forum) vermutlich mit Erleichterung aufnehmen. Danke, Frau Kollegin.

Canishine
7 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Um es konkreter zu machen: Voraussetzung für die Entwicklung von Kompetenz ist Sachwissen. Ebenso ist der übende Erwerb von Grundfertigkeiten eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt eine Motivation zur Projektarbeit entwickeln zu können. Die Motivation steigt mit dem Können. Das sind erfrischend konservative Aussagen, die auch meiner Erfahrung entsprechen.

Achin
7 Monate zuvor

Frau Horbach kann bestimmt vielen Kolleg*innen einen guten methodischen (!) Tipp, der im Klassenzimmer hilfreich sein kann. Mein kollegialer Dank dafür! Dass sie als Influencerin auftritt, ist ein Merkmal ihrer Generation und von älteren Lehrer*innen wie mir, nicht zu bewerten.

Problematisch wird es, wenn Frau Horbach vorgibt, einen Überblick über “die” Didaktik als Unterdisziplin der Erziehungswissenschaften zu besitzen:

“Es gibt deutliche Unterschiede zwischen der deutschen und der amerikanischen Didaktik…”

Dieser Satz ist bestenfalls naiv. Es gibt zahlreiche unterschiedliche didaktische Ansätze auf beiden Seiten des Atlantiks, die von verschiedenen Grundannahmen ausgehen, von fachdidaktatischen Feinheiten ganz zu schweigen. Hier wünsche ich mir von Kolleg*innen, welche die Öffentlichkeit suchen, eine gewisse solide Kenntnis der Geschichte und Theoriestränge unserer Disziplin.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

Ich habe mir gerade auf YouTube das ein oder andere von ihr angeschaut. Es macht Spaß ihr zuzuhören. Sie sagt eigentlich ganz banale Dinge, aber unterfüttert sie mit Beispielen, die anschaulich und authentisch sind. Finde ich inspirierend. Von mir ein absolutes „Daumen hoch“.

ed840
7 Monate zuvor

UK finde ich auch ein spannendes Thema. Zum Beispiel warum dort die Unterrichtsmethoden bei den Schüler*innen mit Migrationshintergrund so gut anschlagen, während die Schüler*innen ohne Migrationshintergrund mit fortschreitender Beschulung immer weiter hinter die Migranten zurückfallen und z.B. bei PISA 2022 Mathematik sogar noch schlechter abgeschnitten haben als die aus DE-gesamt. Oder warum in UK 26% der Probanden angaben sich an ihrer Schule nicht wohl und fehl am Platz zu fühlen und 19% als Außenseiter / von Dingen ausgeschlossen ( DE 14%/12%) .

Katze
7 Monate zuvor

Nichts ist so demotivierend wie der Verlust von Bildungsidealen und Leistungsansprüchen, die man hatte als man hochqualifiziert mit zwei Staatsexamen nach 7 Jahren (Studium und Referendariat) als “Direkteinsteiger” im Lehramt startete und von denen man sich dann peu à peu immer mehr und immer schneller verabschieden musste.
“Wie gesagt, die Menge an Aufgaben, die man als Lehrkraft hat, ist der Wahnsinn. Gekoppelt mit dem fehlenden Management ist das schon echt hart.”

Wie gesagt, die Menge an Aufgaben und Herausforderungen, die immer weniger mit Lehre und Lernen zu tun haben und mir als Lehrkraft im (selbstausbeuterischen) Selbstmanagement übergestülpt werden, ist Irrsinn. Gekoppelt mit der fehlenden Rückendeckung und Wertschätzung durch Schulleitung und Dienstherrn ist das nicht nur echt hart, sondern gefühlt nur noch eine Statistenrolle (Leidmedium) in einer immer leistungsfeindlicheren und für viele von uns immer schwerer erträglichen Bildungsinszenierung.

Keinen Bock mehr auf Häschen hüpf im Klassenraum der (nahen) Zukunft.
Generation X – wir sind noch so blöd, aber nicht mehr lange.

Besseranonym_2
7 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Fangen wir mal damit an, die Latten/ Karotten für uns Häschen hüpf niedriger, bequemer zu legen und resilient langsamer, achtsam die Pfötchen zu schonen – wurde uns ja schließlich KMmäßig aufgetragen ( > Häschengesundheit)

– Es darf auch häschenmäßig getrommelt werden – auch wenn die 16 Tiersachverständigen bestimmt auch gegenüber Häschen taub reagieren werden -.
Das gäbe eine schöne Rammelei – im Olymp – wenn sich mehr Häschen
(auch männliche) anschließen würden.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Besseranonym_2

*zieht Fell über*
“Ehhhhm, Hasen haben jetzt Winterschlaf! Das weiß doch jeder von youtube!”
*duckt sich*
*kleine Räder aus Chassis ausfahren*
*surrendes Verschwinden*

Karl Heinz
7 Monate zuvor

Ich wundere und frage mich immer wieder, wie Lehrkräfte (i.d.R. mit Arbeit und Anforderungen schon völlig überlastet) die Zeit finden, nebenbei noch tonnenweise Material bei Eduki anbieten, als Influencer gleich mehrere Plattformen bedienen oder wie Herr Blume als Hans Dampf in allen Gassen agieren zu können…

Alese20
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Ganz einfach – sie reduzieren ihre Stunden und machen Teilzeit, um das tun zu können.

Frust
7 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Ich habe auf das mir gerade mal erlaubte Maß reduziert, damit ich meine egentliche Arbeit nebst ständig verordneter Zusatzaufgaben überhaupt so einigermaßen tun kann.
Videos erstellen ist da nicht drin.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Ich liebe Eduki und bin guter Kunde, warum? Weil ich nach 25 Jahren keinen Bock mehr habe so liebevoll und gut strukturierte Arbeitsmaterialien selber herzustellen oder zusammenzukopieren. Spart einfach Zeit….genausowenig verbringe ich heute meine Zeit damit zu basteln und Materialien zeitwändig selber herzustellen (ich habe damals unendlich viele Stunden damit zugebracht)…Heute shoppe ich diese Sachen….
Und woher diese Kollegen die Zeit nehmen? Sie haben Ihren Beruf auch zu ihrem Hobby gemacht und haben so ganz nebenbei natürlich auch immer die besten Materialien….und sind bestens aufgestellt….

Karl Heinz
7 Monate zuvor

da ich Ihre Poste schätze, antworte ich mal, obwohl Sie gar keine Frage gestellt haben ^^

ich bin auch Kunde bei Eduki.

Beruf als Berufung und Hobby – und damit kein Leben mehr – mag es auch geben.
Verengt aber m.E. schnell alle Sichtweisen.

tendenziell glaube ich aber eher Alese20
Teilzeit
d.h. der Anstrengung, der Verantwortung einer Vollzeitstelle entziehen,
lieber Work-Life-Balance und so
aber dann vom Sofa aus klugscheißen.
Das sagt m.E. einiges über Einstellung und Charakter eines solchen Menschen.
Wie Humboldt sagte: “…so mögen wir bewundern, was er tut, aber wir verachten, was er ist.”

Alese20
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Aber so sehe ich es gar nicht. Natürlich gehe ich davon aus, dass Youtuber-Lehrkräfte das nur schaffen, wenn sie in TZ gehen. Aber ich finde das keinesfalls verwerflich. Im Gegenteil – wenn sie dadurch glücklicher und zufriedener sind und noch hilfreich oder inspirierend für andere, ist das doch ebenfalls eine gute Sache. Immerhin kommt dann auch mal was von LuL von der Front und nicht nur von Wissenschaftler*innen 😉

Karl Heinz
7 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

ich wollte Ihnen keinesfalls etwas unterstellen.
Das Argument TZ war nur der gemeinsame Nenner.
Er wird auch oben im Kästchen “Zur Person” erwähnt.

“Verwerflich” würde ich es auch nicht nennen. In gewisser Weise haben Sie schon recht. Jeden seine Sache, wie er sich das einteilt.

Aber – und da unterscheiden sich dann unsere Standpunkte:
Inzwischen lehne ich dieses ganze Influencertum radikal ab.

Das würde ich dann schon auch nochmal von den von Fräulein Rottenmeier beschriebenen Robotniks unterscheiden.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Das weiß ich natürlich nicht, ob solche Menschen Teilzeit arbeiten, um noch nebenbei solche Dinge auf die Beine zu stellen…
Also für mich wäre das nicht möglich, für viele andere auch nicht….
Aber tatsächlich kenne ich vereinzelt Kolleginnen, die neben ihrer Vollzeitstelle auch noch Seminare in der Uni geben, die noch in einigen Arbeits- und Fachgruppen mitwirken, die aufwändige Fortbildungen besuchen, die dann und wann Artikel in Fachzeitschriften veröffentlichen…..und das scheinbar mühelos….tja, keine Ahnung, wie die das machen….oder eigentlich weiß ich schon, wie sie das machen….sie sind extrem strukturiert indem, was sie tun. Sie haben Tagespläne, Wochenpläne und Monatspläne. Sie haben Ziele und verfolgen sie….denen reicht das Tagesgeschäft nicht….
Das kann man gut finden oder auch nicht (wie man hier ja schön lesen kann….) Ich persönlich bewundere das, denn diese Kollegen sind meist auch die, die Impulse setzen, die uns evt voranbringen….von denen man sich inhaltlich noch etwas abschauen kann….

Frust
7 Monate zuvor

Das hat ja jetzt damit nichts zu tun, dass Eduki toll ist.
Ich nutze es auch, aber die Frage muss erlaubt sein, wann diese ach so tollen Lehrkräfte ihren ach so tollen Unterricht noch halten können, denn auch sie werden zwischen dem Drehen und Posten von tollen Videos in nutzlosen Konferenzen und Pflichtfortbildungen sitzen müssen und sich mit schwierigen Eltern herumschlagen müssen.
Haben die Tage mancher Leute mehr als 24 Stunden?

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Frust

Ich schätze, diese Kollegen strukturieren ihre Tage anders….das kenne ich sehr gut von meiner Konrektorin. Die plant ihren Tag durch, setzt sich und anderen Zeitfenster, die sie auch einhält und sich nicht ablenken lässt. Wenn man so arbeitet, kann man mehr schaffen als viele andere….und hat auch mehr Kapazitäten für weitere Dinge (z.B. im Freizeitbereich)….so meine Beobachtung….

Raucherpflaster
7 Monate zuvor

Oh ja, so einen strukturierten “setzt sich und anderen Zeitfenster” und “hat auch mehr Kapazitäten … im Freizeitbereich” haben wir auch an der Schule.

Wenn man mit einem Problem oder einer Anfrage kommt und grade nicht ins Zeitfenster passt, wird man zwischen Tür und Angel kurz abgefertigt und steht halt dann blöd da und hat nichts geklärt oder abgesprochen.

Zwischendurch bekommt man mal ganz schnell ein Zeitfenster übergestülpt, in dem etwas zu erledigen wäre, ein Gesprächstermin (ohne vorherige Rücksprache natürlich!) angesetzt ist, o.ä.

Insgesamt wird immer deutlich, dass die Zeit dieser strukturierten Person deutlich wertvoller ist, als die Zeit anderer Menschen.

Danke, aber Nein Danke!

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  Raucherpflaster

Ja, solche Typen muss man dann selbst knallhart auflaufen lassen. Wenn der selber was will: Zeitfenster setzen, soll erst einmal klar (schriftlich) formulieren, was er will, wenn dann nichts kommt, neues Zeitfenster setzen: 1 Woche später oder so. Bloß nicht “auf Abruf” zur Verfügung stehen. Und auch “zwischendurch” hat man dann wichtigere Dinge zu tun: Der Unterricht, der gleich anfängt, die Toilette, die dringend aufgesucht werden muss, die Kopien, die noch gemacht werden müssen…

Muss man halt einmal “den Pädagogen” ablegen und selber “struktuiert” rüberkommen: “Nein, tut mir leid, jetzt ist gerade meine Essenspause eingeplant… Nach der 6. Stunde habe ich wieder 5 Minuten Zeit für dich.”

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Raucherpflaster

Man kann es auch wirklich extra falsch verstehen…aber gut….Sender und Empfänger….

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

Dann kommen Sie bitte strukturiert rüber und stehen nicht an am SL-Büro…..sondern fragen an oder schlagen Termine vor….

MINT-Lehrer
7 Monate zuvor

Vielen Dank für diese Antwort. Ich halte mich auch für ziemlich strukturiert, wenn auch wahrscheinlich nicht so sehr wie Ihre Konrektorin oder Ihre andere Kollegin, die Sie beschreiben.
Das hilft schon sehr, sich nicht zu verzetteln. Und ich habe gelernt, nur einen Teil der Zeit zu verplanen, weil eben oft Unerwartetes kommt, oder ich um Hilfe gebeten werde.
Allerdings finde ich es durchaus nicht unkollegial, wenn es eben einmal gar nicht passt und ich dann dem betreffenden Kollegen verspreche, es später zu erledigen.

Frust
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Das war beim Lesen auch mein allererster Gedanke.

Ich habe auf Instagram mal bei zwei oder drei solcher Kolleg*innen, die professionelle Videos von nahenden Lehramtsprüfungen, schwierigen Klassen, Elterngesprächen, Unterrichtsmaterial,… gepostet haben, vermutet, dass in ihren Ressourcen offensichtlich noch einige Luft nach oben sein muss.

Spoiler: Derlei kritische Kommentare werden generell zensiert.

Was bleibt, ist:
(Leider gehen hier keine Emojis!):

“Aaaaaaawwwww!”
“So eine tolle Lehrerin hätte ich auch gern gehabt!”
“Ich würde meinem Kind wünschen, dass es bei dir in die Klasse geht. Aber unsere Lehrerin ist ja echt die Hölle!”
“Ich fühl dich so sehr!”
…..

Bin jetzt raus aus Insta. Das ist mir zu blöd!

Rainer Zufall
7 Monate zuvor
Antwortet  Frust

So eine tolle Lehrerin! 🙂
Sind Sie jetzt auch aus dem Forum raus? 😉

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Frust

Wo Gefühle von Kindern und Nicht-Fachleuten das entscheidende Kriterium sind – da sind genau solche Reaktionen die maximale Zielerfüllung.

Das SOLL so sein.

Müssen viele KuK wohl noch (ganz nüchtern) zur Kenntnis nehmen.

Ragnar Danneskjoeld
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

Herr Bume hansdampft in genau einer (Sack-)Gasse: der digitalen. Ein one trick-pony.

Rainer Zufall
7 Monate zuvor

Krass, wie schwer es manchen Kolleg*innen fällt, sich einfach für die Frau und jene, denen sie helfen kann, zu freuen.

Selbst wenn die Tipps eher etwas für Neue seien sollten, können sich diese Kommentator*innen doch gerne ermutigt fühlen, Ihre Wünsche an Frau H. heranzutragen oder gar eigenen Content zu erstellen 😀

Se Länd
7 Monate zuvor

Ich frage mich stets wie dass die Dienstherren so etwas genehmigen und auf der anderen Seite über den Lehrermangel jammern. Bei uns ist eine Kollegin auf Teilzeit, weil sie ansonsten als DJ unterwegs ist. Ich persönlich kann das nicht so ganz nachvollziehen. Und nein, ich möchte niemanden etwas wegnehmen und nein es ist keine Kritik an den Nebentätigkeiten im Allgemeinen.

Raucherpflaster
7 Monate zuvor
Antwortet  Se Länd

Eine ganz “tolle” Sache, die meines Wissens noch nicht mal genehmigt werden muss, sind Schöffendienste. Da fallen Unmengen an Fehlzeiten an, die alle von den übrigen Lehrkräften vertreten werden müssen.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Raucherpflaster

Gleich mal googeln…