
Angehende Lehrerinnen und Lehrer sollten schon im Studium für ein halbes Jahr an die Schulen gehen – und das vorzugsweise auf dem Land, fordert der Philologenverband Niedersachsen (PHVN). Das soll dem Mangel an Lehrkräften in ländlichen Regionen entgegenwirken und den Praxisschock nach dem Studium lindern.
Integriert werden soll das Praxissemester dem Vorschlag zufolge in das Masterstudium. Schulen in ländlichen Regionen sollen bei der Verteilung der Studierenden bevorzugt werden – mit der Hoffnung auf einen «Klebeeffekt», wie der Vorsitzende Christoph Rabbow sagte. «Man muss die Vorteile des Landlebens kennenlernen, um sich dafür zu entscheiden», heißt es in einem Positionspapier des Verbandes, der überwiegend Gymnasiallehrer vertritt.
Land soll Lehrkräfte einstellen, bevor der Bedarf entsteht
Die Studierenden sollen in dem Praxissemester nach Vorstellung des PHVN von den Schulen eng begleitet werden und keinen eigenverantwortlichen Unterricht geben. Bislang beklagen viele Referendare, dass ihnen der Übergang in das Lehramt schwerfällt.
Mit Blick auf den anhaltenden Mangel an Lehrkräften fordert der PHVN zudem mehr Flexibilität bei den Stellenangeboten des Landes. Landesweit falle derzeit jede siebte Unterrichtsstunde aus, sagte Rabbow. «Das ist zu viel.»
Verfügbare Lehrkräfte sollten deshalb auch schon eingestellt werden, wenn der Bedarf für ihre Fächer oder in ihrer Region absehbar erst in einem Jahr entstehen wird. Auch die Absolventen müssten sich aber stärker auf eine Stelle auf dem Land einlassen. «Da brauchen wir mehr Akzeptanz auch von der jüngeren Generation», sagte Rabbow. News4teachers / mit Material der dpa
Ein ähnliches Prinzip gibt es in NRW bereits. Es trägt nicht gerade dazu bei, dass es besser wird. Zu dem sorgt das Bewerbungsprinzip für das Referendariat hier dazu, dass man sich davor auch gar nicht auf eine Schule einlassen will.
Wer finanziert eigentlich den für das Praxissemester notwendigen Umzug aufs Land? Wer in Hannover wohnt und studiert, kann nicht mal so eben zwischen dem Wohnort und dem 150km entfernten Mintenburg pendeln.
Finanzieren das Praxissemester!? Nee, du also wo käme man den dahin. Studierende bekommen doch alle horrendes Bafög.
Nee im Ernst die meisten Praktika in der Wirtschaft sind an dem dritten Monat bezahlt. Aber hey so gewöhnt man die Studies schon dran, dass Wertschätzung im System nicht vorhanden ist.
Ha ha, eine weitere Schnapsidee, um das Lehramtsstudium noch unattraktiver zu machen…
Was bietet denn das Lehramtsstudium?
Da muß man ja echt total besch… ich meine natürlich “idealistisch” sein, um das noch zu machen, wenn der Seiten-/Quer-/Um-/Abstieg mit praktisch jedem x-beliebigen Studium mit garantierter Verbeamtung in vielen Bundesländern mittlerweile möglich ist, teilweise auch mit Bachelor und demnächst Deutsch-Kenntnissen auf A2-Niveau (“Kennst du dich nicht aus mit Schrift und Wort, gehe ins Lehramt, sofort!”)
Mal sehen, was demnächst aus der Wundertüte kommt. Lehrer in den Ferien als Erntehelfer aufs Land, also in die Produktion, weil die “Fachkräfte” fehlen bzw. keiner unter den Bedingungen dort arbeiten will? Gab’s ja alles schon einmal, “im Osten”…
Bei der Überschrift (und dem Bild) musste ich auch prompt an die Kulturrevolution in China unter Mao denken. Beruhigend, dass es nicht ganz so gemeint war….
Endlich mal eine Idee, die den Beruf massiv aufwertet. Hoffentlich wird der ländliche Raum nicht mit neuen Lehrkräften überflutet.
Da kann doch der Landesvorstand des Philologenverbandes geschlossen mit gutem Beispiel voran in die Provinz gehen – das stärkt die Glaubwürdigkeit.
Das Referendariat ist auch oft auf dem Land, führte aber kaum zu einem Klebeeffekt..Es wird auch unterschätzt, dass viele junge Studenten in Partnerschaften leben oder selbst schon Kinder haben, und ob Partner oder Partnerin immer mit nach Hintertupfingen ziehen kann, ist fraglich. In Berlin beispielsweise haben auch weniger junge Leute Auto oder Führerschein, dort sind die Öffentlichen Verkehrsmittel eben gut ausgebaut.
Und gerade Studenten, wenn sie schon das Glück hatten, in einer Studentenstadt eine bezahlbare Unterkunft zu ergattern, werden die sie ungern für ein Landsemester/ Landjahr sausen lassen.
Ich könnte mir eher ein bezahltes Praktikum nach der Schule vorstellen, als Bufdi.
Oder ein freiwilliges Landjahr nach dem Referendariat auch mit irgendeinem Bonus, zum Beispiel das Jahr doppelt für die Pensionierung zählen.
Wenn ich von mir selbst ausgehe: Ich hätte es als Junglehrerin nicht gemacht. Ich war erst einmal froh, in die Stadt (und zum Freund!) zurückkehren zu können. Erst später, als ich Vergleichsmöglichkeiten hatte, habe ich dann gemerkt, wie angenehm es gewesen war, in einem klassischen Dorf zu unterrichten, in den Neunzigern noch Bullerbü.
„Erst später, als ich Vergleichsmöglichkeiten hatte, habe ich dann gemerkt, wie angenehm es gewesen war, in einem klassischen Dorf zu unterrichten, in den Neunzigern noch Bullerbü.“
Ja, dass es etwas, was ich auch nicht verstehe. Unterrichten in einer Kleinstadt oder auf dem Dorf, hat sehr viele Vorzüge….
Ein Punkt der dem Klebeeffekt von Praxissemester und Referendariat entgegen steht ist wohl auch das beides eine immens Belastende Situation ist. Da ist es natürlich ein logischer Schluss, wo anders ohne das alles neu zu starten.
Ich sag mal so, ich bin mit Mitte 30 kein junger Student mehr, dafür verheiratet mit Kind. Und ich sehe mich nicht für ein Praktikum auf dem Land
Wo wohnt man denn eigentlich in der Zeit? In der Turnhalle? Beim Hausmeister? Oder zeltet man im Garten?
Auf dem Land wird in der nähstgelegenden Scheune doch noch ein Plätzchen frei sein… Muuh!
Eben. Hier gibt es kein Studentenwohnheim, nur private Vermieter und die nehmen nur Singles und Doppelverdiener (ohne Kinder, Haustiere, Migrations Hintergrund, Behinderung, Krankheit,…) mit unbefristetem Arbeitsvertrag. Wie konnte der Philologenverband das übersehen? Ach ja…
Och, da werden sich doch sicher Gästezimmer im Kollegium rekrutieren lassen. Soviel Engagement ist doch wohl zu erwarten, damit vielleicht jemand “kleben” bleibt. Außerdem ist dann in den späten Abendstunden Zeit für Betreuung.
Sie wollen in der heutigen Zeit in einem “Abhängigkeitsverhältnis” (betreuende Lehrkraft – Studierender) ernsthaft jemanden bei sich zu Hause einquartieren?
Naiv oder die letzten Jahrzehnte in einer Höhle ohne Internetzugang und Rundfunkempfang gelebt?
Nee, nur ein wenig der Ironie gefrönt.
Die Idee ist gut, funktioniert das auch mit anderen Berufen in anderen Ländern? Ich bräuchte dringendst einen Hausarzt (mwd), da alle Ärzte hier überlaufen sind (die Statistik meint es zwar etwas anders, aber da halte ich mich an Churchill!).
Weltfremder Vorschlag. Welche “Vorzüge” sollen das denn sein? Ich musste jahrelang fast eine Stunde pendeln aber selbst das war besser, als in einer so trostlosen Umgebung zu leben. Das Kollegium bestand fast nur aus Berufsanfängern, die zum größten Teil auch nur weg wollten. Für Frauen war das natürlich einfacher, nach dem ersten Kind ist die Versetzung in die Großstadt Formsache.