„Da bewirbt sich niemand hin“: Der Lehrermangel auf dem Land beeinträchtigt zunehmend die Chancengerechtigkeit

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GRIMMEN. Gerade erst trat Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst im Streit über Rezepte gegen den Lehrermangel zurück. Aber ihr Bundesland steht nicht allein vor einem Riesenproblem. Kinder spüren das jeden Tag – auf dem Land noch mehr als in der Stadt.

Auf dem Land werden Lehrkräfte händeringend gesucht. Foto: Shutterstock

Um 6.12 Uhr steigen die Kinder in Millienhagen in den Schulbus, um 16.40 Uhr sind sie wieder zu Hause. Dazwischen liegen ein Schultag am Gymnasium in Grimmen und drei Stunden Gezuckel über die Landstraßen Vorpommerns. Eineinhalb Stunden hin, eineinhalb Stunden zurück. «Meine Tochter nimmt das soweit hin», sagt Diana Nurkewitz, die mit ihrer Familie im Dörfchen Millienhagen wohnt und in einer Elterninitiative für kürzere Wegezeiten kämpft. «Aber als Mutti sehe ich, das ist schon ein Problem.» Ein Problem gleicher Bildungs- und Lebenschancen. Ein Problem, das nicht leicht zu lösen ist.

Das System Schule ist fast überall unter Druck, weil Lehrer fehlen. Vielleicht noch drastischer als in der Stadt spüren das viele auf dem Land und da besonders in sehr dünn besiedelten Gegenden Ostdeutschlands. In der brandenburgischen Uckermark ist die Rede von Pendelzeiten für Schüler von 270 Minuten pro Tag. Das sind viereinhalb Stunden. Und selbst dieses löchrige Schulangebot ist nur mit Mühe aufrecht zu erhalten. Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) trat jüngst im Streit über die richtigen Konzepte zurück. In Thüringen wird um Mindestklassengrößen gerungen. Sachsen lässt Miniklassen zu, um weitere Schulschließungen zu vermeiden.

Im Osten gingen nach der Deutschen Einheit Hunderte Standorte verloren – damals, weil Kinder fehlten. In Mecklenburg-Vorpommern sank die Schülerzahl von 300.000 zu Zeiten des Mauerfalls bis 2010 auf knapp 130.000. Die Zahl der Schulen halbierte sich fast – von 960 auf 560. Die zumindest sollen bleiben, verspricht Bildungsministerin Simone Oldenburg (Linke). Aber reicht das? Seit 2009 steigen die Schülerzahlen wieder, seit Ankunft der Flüchtlingskinder aus der Ukraine sogar deutlich.

Das Gymnasium im Nachbarort ist zu

So hat es auch Diana Nurkewitz erlebt. Auf dem Gymnasium ihrer Tochter in Grimmen seien die Klassen voll, sagt die Mutter. Ihr Traum wäre es, das 2008 geschlossene Gymnasium in Franzburg wieder zu öffnen. Das liegt nur wenige Autominuten von ihrem Wohnort Millienhagen entfernt, der dreistündige Schulweg mit dem Bus hätte sich erledigt. «Aber das wird nicht passieren», sagt Nurkewitz. Denn auch sie weiß: «Da bewirbt sich niemand hin.» Die wenigen ausgebildeten Lehrer auf dem Markt bleiben lieber stadtnah.

Der Lehrermangel treffe Schulen auf dem Land besonders, bestätigt die Greifswalder Erziehungswissenschaftlerin Anne Heller. Ihre Universität versucht, mit Programmen gegenzusteuern. In der «Lehrer-Landpartie» fahren Kurse in ländliche Räume. Bildungsministerin Oldenburg verweist auf Zulagen von 20, ab Herbst sogar von 40 Prozent der monatlichen Bezüge für Referendarinnen und Referendare an ausgewählten ländlichen Schulen. Berufsanfängern in Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie und Physik winken auf dem Land Boni.

Aber selbst wenn junge Lehrer fürs Ländliche offen sind, angetan von niedrigen Mieten und viel Luft zum Atmen – am Ende, so berichtet es Heller, bleiben Fragen nach dem nächsten Laden, der nächsten Kneipe, dem nächsten Theater, der Anbindung mit Bus oder Zug. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. «Das sind ganz fundamentale Probleme», sagt die Bildungsexpertin.

«Das nimmt Bildungschancen»

Die Folgen sind für sie klar: «Das nimmt Bildungschancen». Die Auswahl sei kleiner, etwa wenn man sich ein sprachlich oder naturwissenschaftlich ausgerichtetes Gymnasium wünscht, berichtet Heller. «Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass nicht Bildungschancen für alle angeboten werden.» Die Wegezeiten nähmen den Kindern Zeit für Hobbys oder auch für Nachhilfe.

In einem Beitrag für die Bundeszentrale für politische Bildung beschrieb Heller 2021 zwei wunde Punkte: Die Zahl der Abgänger ohne Abschluss ist in einigen entlegenen Gebieten besonders hoch. Und auf dem Land machen weniger Schüler Abi. In kreisfreien Großstädten gehen demnach 40 Prozent der Schulabgänger mit Hochschulreife. In dünn besiedelten ländlichen Kreisen sind es nur 28 Prozent. Mancher scheut die endlosen Wege und Mühen.

Streit über Lehrerstellen in Brandenburg kippte Ministerin Ernst

In entlegenen Ecken Brandenburgs ist das nicht anders. «Für mich ist ganz klar, dass wir den Unterricht in allen Regionen des Landes Brandenburgs sichern müssen», betonte die nun ehemalige Ministerin Ernst in ihrer Rücktrittserklärung. Den Schritt begründete sie damit, dass ihre eigene Partei, die SPD, ihre Konzepte nicht mittrug.

Brandenburg braucht für das kommende Schuljahr nach offiziellen Prognosen 1.800 neue Lehrkräfte. Da so viele vollständig ausgebildete Pädagogen nicht auf dem Markt sind, wollte Ernst 200 Lehrerstellen in Stellen für Verwaltungsfachkräfte und Schulsozialarbeiter umwidmen. So sollten die Lehrer in Schulen auf dem Land mit hohem Anteil an Seiteneinsteigern von Verwaltungsaufgaben entlastet werden, um zumindest den vorgeschriebenen Unterricht zu garantieren.

Physik nur zwei Mal im Halbjahr

Der Knackpunkt waren geplante Kürzungen an anderer Stelle, nämlich bei Ressourcen für Förder- und Ganztagsunterricht sowie für Inklusion. Da rebellierten die SPD-Landtagsfraktion und die mitregierenden Grünen. Auch der Landesschülerrat Brandenburg findet, dass es mit Umverteilung nicht getan ist. «Das Land muss einfach mehr Geld in die Hand nehmen», sagt Schülervertreter Paul Neumann.

Was Lehrermangel heißt, kann der 18-jährige Abiturient recht plastisch beschreiben: «Von der 7. bis zur 10. Klasse hatte ich fast kein Physik», erzählt Neumann von seinem Gymnasium in Erkner. «Fast kein» heißt ein oder zwei Stunden pro Halbjahr. «Es gibt sehr wenig Lehrer, und wenn dann noch einer ausfällt, gibt es gar keinen Unterricht mehr», sagt Neumann. Man kann sich vorstellen, dass nach einer solchen Schulzeit nicht allzu viele Physik studieren werden. Wieder so ein Katze-Schwanz-Problem.

«Weitere Reduzierungen nicht vorgesehen»

Auch Sachsen kämpft mit Lehrermangel und Stundenausfall, auch Kultusminister Christian Piwarz (CDU) will aber keine Schulschließungen: «Ein Basisnetz an Schulen im ländlichen Raum ist bereits festgelegt. Weitere Reduzierungen sind seitens des Freistaates derzeit nicht vorgesehen.» Der Freistaat erinnert sich noch gut an die Proteste ab Mitte der 1990er. Bis 2010 wurden auch hier rund 1000 Schulen dicht gemacht. Seither gewährt man lieber Ausnahmen, sollte die erforderliche Schülerzahl unterschritten sein.

Laut Kultusministerium führen derzeit 20 Grundschulen gesetzeskonform eine oder mehrere Klassen unterhalb der Mindestschülerzahl von 15. Davon sind 19 im ländlichen Raum. Bei einer Gesamtzahl von mindestens 60 Schülern pro Schule ist auch eine Klasse mit weniger als zwölf Kindern möglich. Wird auch diese Zahl verfehlt, sind jahrgangsübergreifenden Klassen denkbar. Eine offizielle Prognose geht aber von steigenden Schülerzahlen bis 2029/30 aus. Mindestens bis dahin fehlen vor allem Lehrerinnen und Lehrer.

In Sachsen-Anhalt hat die Landesregierung vor ein paar Monaten zusätzliche Maßnahmen gegen den Lehrermangel eingeleitet. «Schule muss sich auch auf diese neuen Maßnahmen einstellen», sagte Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) vergangene Woche im Landtag. Lehrkräfte sollen nun eine Stunde pro Woche länger vor der Klasse stehen. Zudem sollen Schulen mit eigenen Budgets Personal bezahlen können. Weiterhin werden Grundschullehrerinnen und -lehrer in den nächsten Jahren schrittweise besser bezahlt. An Sachsen-Anhalts Schulen fehlen aktuell rund 1000 Lehrkräfte. Von Frank Pfaff, Klaus Peters, Jörg Schurig und Verena Schmitt-Roschmann, dpa

Was Schulen auf dem Land und Schulen in der Stadt benötigen – Bildungsforscher legen Gutachten zu regionalen Unterschieden vor

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Realist
11 Monate zuvor

„…bleiben Fragen nach dem nächsten Laden, der nächsten Kneipe, dem nächsten Theater, der Anbindung mit Bus oder Zug.“

Ja, die verwöhnten Lehrkräfte, wollen Einkaufsmöglichkeiten, Zug und Theater statt ein frugales Leben im Dienste der Bildung der Kinder zu führen…

Wenn man ehrlich wäre, würde man einmal zusammenfassen, wie es zur jetzigen Situation gekommen ist:

  • Die Politik hat aus Sparwahn („schwarze Null“) Schulstandorte geschlossen und „Schulzentren“ aufgebaut: Statt „unrentabler“ Mini-Schulen große Schulen an wenigen Orten, was logischerweise lange Fahrtwege für einige bedeutet
  • Die Bahn hat, weil die Politik seit Jahrzehnten vom den „Kapitalmarktfähigkeit“ und dem „Börsengang“ fabuliert, rigoris das Streckennetz ausgedünnt, also fahren auch keine Züge mehr „ins nirgendwo“.
  • Dazu der Trend, das qualifzierte Arbeitskräfte in die Städte ziehen, weil es dort erstens entsprechende Jobs gibt und zweitens das kulturelle Angebote und die entsprechende Infrastruktur gibt (haben sich die „Leistungsträger“, im Gegensatz zu den „faullen S…“ ja auch verdient, oder?)
  • Bevölkerungsrückgang auf dem Land führt auch zu weniger Ärzten, weniger Einkaufsmöglichkeiten (Teledoc und Amazon sind nicht das, was alle wollen…) usw. (was soll so ein „fauler S…“ auch zum Arzt gehen ider Einkaufen, der soll sich lieber sozialverträglich zu Tode korrigieren, bevor er das Pensionsalter erreicht, die Pensionen ruinieren sowieso schon jetzt die Landeshaushalte, wie die „Leitmedien“ wissen…)

Es ist immer noch so: Wer kann, will da weg („flyover land“). Da nützen auch ein paar Euro „Buschprämie“ nichts. Da sind „faule S…“ nicht anders als der Rest der Bevölkerung (und schon schreit einer wieder:“ Vorbildfunktion! Zwangsversetzung!“ -> Gen Z: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“)

Carsten60
11 Monate zuvor

Jetzt soll man doch bitte nicht so tun, als wenn es die geschilderten Nachteile auf dem Lande nicht schon seit Jahrzehnten gibt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das Problem mit den Bussen und den Entfernungen zu Schulen mehr Ungerechtigkeit nach sich zieht als die unterschiedlichen sozialen Schichten in einer Großstadt bewirken.
Wie schaffen es nur die Skandinavier mit ihren extrem dünn besiedelten nördlichen Landesteilen, das anders zu machen? Ich habe noch nie gehört, dass man sich in DIESEM Punkte was von denen abgucken will. Und das trotz der Finnland-Euphorie wegen PISA.

Julia
11 Monate zuvor

Vielleicht wäre es mal ganz gut, nicht alles über einen Kamm zu scheren! Land ist nicht gleich Land- ebenso wie Stadt nicht gleich Stadt ist.
In unserer ländlich geprägten Region ist das kein Problem. Hier wollen viele wohnen, bleiben, Planstellen werden stets besetzt. Anbindung ist gut, Schüler:innen noch halbwegs „normal“. Internet klappt auch prima.
Also nicht immer diese Plattitüden vom platten Land hinter dem Mond usw.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Julia

In unserem Land/ Niedersachsen ist es seit Jahrzehnten so, dass die abgelegenen Schulen unterversorgt sind und dort ausgeschriebene Stellen nicht besetzt werden können. Die Schulen retten sich von Jahr zu Jahr irgendwie durch den Mangel.

Inzwischen werden Stellen in der nächsten Uni-Stadt ausgeschrieben, die an eine längere Abordnung aufs Land gebunden sind. Aber die aufnehmende Schule arbeitet dann jemanden ein, der/die nach wenigen Jahren wieder geht. Immerhin kein halb-jährlicher Wechsel, aber auch keine stabile Situation.
Und die Ref-Stellen werden an die weniger begehrten Schulen verlagert, ohne Zulage. Damit wird die Schule besser versorgt, denn 6 Stunden eigenverantwortlicher Unterricht der Ref verschönert die Statistik. Wenn es an der Schule ein sonst gutes Umfeld gibt, bleiben die Referendar:innen im Anschluss vielleicht, aber die Schulen mit Unterversorgung stemmen zunächst die Ausbildung der Referendar:innen zusätzlich.

Die unterversorgten Schulen bekommen keinen Ausgleich und Lehrkräfte, die dort sind, müssen immer den Mangel auffangen und selbst sehen, wie es gehen soll und was sie noch schaffen wollen.
Da das bekannt ist, sind Stellen an diesen Schulen noch unattraktiver.
Das ist vergleichbar mit Schulen im Brennpunkt, aber auch die gibt es auf dem Land oder in abgelegeneren Kleinstädten, oft ohne Uni-Projekte, Unterstützung durch Studierende oder Sozialpädagog:innen.

Bewerber:innen auf Stellen sind rar, sodass die stadtnahen und gut situierten Schulen mit dem bildungsnahen Einzugsgebiet und dem zahlungskräftigen Förderverein und entsprechender Ausstattung die Stellen besetzen können.

Die anderen Schulen gehen zunächst leer aus und arbeiten dann mit ständig wechselnden Abordnungen, bilden Referendare und Quereinsteigende aus, lassen Unterricht ausfallen und fangen die Aufsicht durch Personen ohne Lehramt oder Aufsicht durch Kräfte ohne pädagogische Ausbildung auf. Doch selbst die Stellen für Vertretung laufen häufiger ins Leere, Lehramtsstudierende mit Bachelor stehen im Umkreis der Uni dafür zur Verfügung, nicht aber in abgelegenen Schulen, da fressen die Fahrtkosten den Verdienst auf.

Die Länder haben seit über 10 Jahren dabei zugeschaut, die Schülerzahlen kleingerechnet und abgewartet, dass der Schweinezyklus wieder mehr Lehrkräfte in die Schulen bringt.
Bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung schienen unnötig und der herbeigeführte Mangel war dann auch Alibi genug, dass Verbesserungen durch Entlastungen nicht möglich seien. Dafür wenden sich junge Menschen nun anderen Berufen zu.
Einen gerechten Ausgleich zwischen den Schulen unterschiedlicher Standorte hat man gar nicht in den Blick genommen, weder in der Stadt noch auf dem Land.

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

Aber in der Stadt (besonders in Uni-Städten) sind doch die Wohnungen so teuer, besonders für junge Leute, die jetzt eine suchen. Darüber wird doch viel geklagt. Ist das kein Argument, aufs Land zu ziehen, wo man auch mit normalem Gehalt ein Häuschen kaufen kann?

Mika
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Ich wohne in einem der Randgebiete Brandenburgs, in der absoluten Pampa. Hier gehen uralte, sanierungsbedürftige Hütten, in die man locker noch mal 120.000 reinsteckt, inzwischen für 250-300000 weg – mit Grunderwerbssteuer, Makler, Notar, Sanierung sind Sie für 100-120qm Haus plus um die 3000qm Land dann auch schnell bei 400.000 – 500.000€. So günstig finde ich das nicht, zumal hier lediglich zweimal am Tag der Bus fährt, Geschäfte, Ärzte, Infrastruktur gibt’s in der 15km entfernten Stadt, Kita ähnlich. Kitaplätze sind hier ähnlich knapp, Kinderärzte gibt’s in 50km Entfernung (kein Scherz). Man braucht also als Paar definitiv 2 Autos, falls beide arbeiten. Letztlich lebt man teurer als in der Großstadt. Das „auf dem Land leben ist billiger“Argument stimmt schon lange nicht mehr.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  Carsten60

Und wer sagt, dass die Häuser auf dem Land so günstig sind?
Wer hier ein Haus hat, hat es oft in Nachbarschaftshilfe aufgeschichtet, Wer jetzt eines kaufen möchte, braucht mehr als ein normales Gehalt.

Wohnungen entstehen übrigens erst in den letzten Jahren hier, traditionell sind alles Häuser, auch auf dem Land ist der Markt leergefegt oder wird von Städtern mit sehr viel Geld als WE-Haus oder Altersruhesitz gekauft, obwohl die ärztliche Versorgung schlecht ist. Auch für werdende Eltern ungünstig, wenn die nächste Klinik mit Geburtsstation weit weg ist.

Als junge Familie guckt man dann, wie man es regeln soll, keine KiTa-Plätze, kein Hort, keine Ganztagsplätze, das alles ist auf dem Land auch weit weniger ausgebaut.
Dann kann nur eine voll arbeiten gehen und die Hausfinanzierung wird wackelig.

Wenn die Nachteile überwiegen, geht man nicht auf das Land.
Wenn die Nachteile so eklatant sind, kann man sich in der Stadt auch eine andere Arbeit suchen.

Carsten60
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

In den Zeitungen steht doch, wo es am teuersten ist: in München, Frankfurt, Hamburg, Berlin usw. Es gibt ja nun auch kleinere Städte mit einer nahen Infrastruktur, auch Schulen, Ärzte, Geschäfte. Dort sind die Grundstückspreise definitiv niedriger. Ein Grundstück in Berlin mit 3000 qm (die Zahl hat Mika oben genannt) würde mehr als eine Million kosten, selbst an der Stadtgrenze in abgelegener Lage. Reihenhäuser haben oft nur 200-400 qm Grundstück.

Realist
11 Monate zuvor
Antwortet  Palim

„Bessere Arbeitsbedingungen und angemessene Bezahlung schienen unnötig und der herbeigeführte Mangel war dann auch Alibi genug, dass Verbesserungen durch Entlastungen nicht möglich seien. Dafür wenden sich junge Menschen nun anderen Berufen zu.“

Und das rächt sich jetzt: SWK mit Teilzeitverbot, Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung, größeren Klassen vs. Trend zur 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich und Homeoffice in der harten, „freien“ Wirtschaft… wer da wohl den Kürzeren zieht…

Öllp
11 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Kann mir jemand einen Link zu Stellen mit 4 Tagewoche bei vollem Lohnausgleich schicken? Ich halte das für eine Mär!

Lakon
11 Monate zuvor

Was folgt aus alledem für die Integration junger Migranten?

kanndochnichtwahrsein
11 Monate zuvor

Warum nur Berufsanfänger fragen?
Man könnte ja auch „gestandene“ Lehrer, die GERNE dorthin wollen würden, dort wo sie sind freigeben…
Will ein Lehrer einfach nur aus irgendeinem Grund umziehen, wird er zum Bittsteller, oft über Jahre vergeblich. Er wird nicht freigegeben, wartet jahrelang, riskiert eine Trennung der Familie, braucht einen Tauschpartner, sein Examen oder seine Fächerkombination wird im Ziel-Bundesland nicht anerkannt…

Ich wünschte mir mehr Flexibilität für Lehrer – und ich denke nicht, dass dann plötzlich Tausende sich in ganz neue Regionen versetzen lassen würden. Das bleiben doch eher Einzelfälle. Die können aber die Zielregionen entscheidend entlasten.
Es gibt doch durchaus Menschen, die gerne auf dem Land leben würden, diese Entscheidung aber nicht treffen, weil der Job nicht automatisch „mitkommt“.
Auch solche Hindernisse führen dazu, dass Menschen nicht mehr Lehrer werden wollen!

Wenn mir heute ein KM sagt, dass er mich in Mecklenburg oder Brandenburg oder in der Eifel braucht und dass ich dann auch zum Umzugstermin freigegeben werde, kann ich mir dort ein Haus suchen und ohne Existenzsorgen umziehen…

Palim
11 Monate zuvor

Mehr Flexibilität würde bedeuten, dass noch mehr Lehrkräfte aus den schlecht ausgestatteten Schulen weggehen.
Man könnte ggf. bestimmte Stellen mit einer zeitnahen Versetzung koppeln.

dickebank
11 Monate zuvor

Wenn ein Bundesland wie MV nur halb so viele Einwohner hat wie das Land BE, das eine aber über ein Vielfaches der Fläche des anderen verfügt, hat das Folgen für die Einwohnerdichte.
Man muss ja nicht die Einwohnerdichte von Berlin erreichen, aber es wäre auch im ländlichen Bereich – und damit sind nicht Orte im Speckgürtel von Großstädten gemeint – sinnvoll über Konzentration an wenigen Siedlungspunkten nachzudenken. In der Fläche blieben dann Aussiedlerhöfe/Agrarunternehmen. Die schulpflichtigen Kinder der Mitarbeitenden dieser Agrarunternehmen würde dann ein ähnliches Schicksal zuteil, wie den den Kindern von kleineren Inseln und Halligen. Sie würden unter der Woche in den Schulwochen bei Verwandten oder Internaten in der Nähe der Schulstandorte leben müssen. Verbunden mit einer 4-Tage-Unterrichtswoche hieße das, die Hälfte in der Schule, die andere zuhause.
Alles sinnvoller als einzelnen Kindern und Jugendlichen Fahrten zur Schule und zurück nach Hause von mehreren Stunden zuzumuten.
Alternativ in Australien erkundigen, wie da die Beschulung von Kindern im Outback gelingt.

Palim
11 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

An die Inselschulen musste ich auch denken, da gibt es auch online-Formate, die helfen können WENN es denn stabiles Internet gäbe.

Zuvor gibt es auch auf den Inseln Zwergenschulen mit jahrgangsübergreifenden Klassen
oder die Schulen werden als Verbund geführt, also Grundschule+SekI (IGS oder Oberschule/ ähnlich KGS).

Andere Unterbringung wird dann erst ab der 11. Klasse notwendig, es sei denn, die Familien suchen schon vorher eine Gastfamilie auf dem Festland oder das Internat auf in Esens aus.

Der Mangel an Lehrkräften trifft aber nicht allein die ganz abgelegenen Regionen, sondern beginnt 30 min Fahrzeit hinter der größeren Stadt. Schulen mit guter Autobahnanbindung haben es leichter, ihre Stellen zu besetzen.

Peter D.
11 Monate zuvor

..und wieder versucht man die jungen zu locken und tritt die alten in den A… Immer wieder der gleiche Fehler – hat die übertarifliche Zulage in Berlin den Lehrermangel beseitigt?! – und trotzdem versucht man dies wieder. Ich wohne in der Uckermark – Mathe/Physik/Informatik – Diplomlehrer, pendele jedoch jeden Tag 80 km nach Berlin, weil hier niemand meine E14 in Stufe 6 bezahlen will – außer Schulleiter und Stellvertreter keine Funktionsstellen und dieZulagen braucht man ja wohl für die Referendare und Quereinsteiger, statt für ausgebildete gestandene LehrerInnen, die auch mit über 50 noch mindestens 10 Jahre unterrichten können.

Se Länd
11 Monate zuvor
Antwortet  Peter D.

Als würde mein älteres Ich schreiben ☺️. Ich finde es einfach schade, dass dieses Beschäftigungssystem so maximal unflexibel ist.

Indra Rupp
11 Monate zuvor

Mensch, Redaktion!
Was sollen immer die Kühe und Schweine auf den Titelbildern bei diesen Themen? Wir haben auch Wälder, Berge, Seen, Blühwiesen, Wildgänse, Pseudoschlangen, Hummeln,…
Vorgestern mit meinen vier Ziegen beim Abendspaziergang im Wald. Da standen in fünfzehn Metern Entfernung etwa dreißig je 200 Kg schwere Hirsche! Die hatten keine Angst und sind nicht abgehauen. Wenn die Ziegen auch keine Angst haben, muss die Tante ja nett sein!
Ihr wißt nicht, was ihr verpasst!

Manfred Mannweim
11 Monate zuvor

Lösung: Homeoffice 2 Tage wie in der freien Wirtschaft und Verwaltung / 4 Tage Woche und weniger Pendeln für Lehrkräfte und Schulys.
Werden die Schulys eh bald einfordern, weil es ihre Eltern auch machen!

Die Verwaltung in Wedel probiert die 4 Tage Woche. Warum nicht auch flexibel für das Schulpersonal?!

Canishine
11 Monate zuvor
Antwortet  Manfred Mannweim

Wer in der Schule eine 4-Tage-Woche haben möchte, versucht sich in Teilzeit bei vollem Lohnverzicht.