Tarifstreit Öffentlicher Dienst – GEW: „Jetzt werden wir die Streiks ausweiten!“

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POTSDAM. Die Arbeitgeber legen in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst im Bund und in den Kommunen auch in der zweiten Runde kein Angebot vor. Die GEW zeigt sich empört – und will nun mehr Druck machen.

Verdi ruft Kita-Fachkräfte zum Warnstreik auf. Illustration: Shutterstock

Die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes haben nach der zweiten Verhandlungsrunde für die Beschäftigten von Bund und Kommunen weitere Warnstreiks angekündigt. „Die Arbeitgeber haben kein Angebot vorgelegt. Sie blockieren alle wesentlichen Verhandlungspunkte und weisen die Forderungen der Gewerkschaften als unfinanzierbar zurück. Das werden wir nicht hinnehmen und unsere Warnstreiks ausweiten“, sagte Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), nach Abschluss der zweiten Runde am Dienstag in Potsdam.

Die Gewerkschaften fordern 8 Prozent, mindestens jedoch 350 Euro mehr Gehalt sowie drei zusätzliche freie Tage im Jahr. Der Tarifabschluss soll eine Laufzeit von einem Jahr haben. Ob es in einer dritten Verhandlungsrunde zu einer Einigung kommen kann, sei offen, erklärte Finnern. „Die Arbeitgeber sind noch meilenweit entfernt von den berechtigten Forderungen der Kolleginnen und Kollegen“, so Finnern.

„Nur so können die Arbeitgeber zusätzliche Fachkräfte gewinnen, die auch im Sozial- und Erziehungsdienst so dringend gesucht werden“

„Kein Angebot für eine Gehaltserhöhung, keine Bereitschaft über zusätzliche freie Tage auch nur zu reden und eine vorgeschlagene Laufzeit von drei Jahren. Das ist ein Hohn! Damit verschließen die Arbeitgeber die Augen vor den Problemen. Die Kolleginnen und Kollegen sind am Limit und brauchen jetzt Entlastung“, sagte die GEW-Vorsitzende. Bund und Kommunen müssten die Arbeitsplätze wieder attraktiver machen. Dazu gehörten höhere Gehälter und wirksame Maßnahmen zur Entlastung der Beschäftigten etwa über mehr freie Zeit.

„Nur so können die Arbeitgeber zusätzliche Fachkräfte gewinnen, die auch im Sozial- und Erziehungsdienst so dringend gesucht werden“, sagte Finnern. Sie kündigte an, dass die Beschäftigten den Forderungen der Gewerkschaften in den nächsten Wochen mit Warnstreiks und vielfältigen Aktionen Nachdruck verleihen würden.

Die GEW-Chefin stellte klar, dass die Anteilnahme gegenüber den Opfern des Anschlags von München bei einem Demozug von ver.di die anstehenden Streikaktionen begleiten werde. „Wir sind zutiefst erschüttert über diesen Anschlag. Die Menschen, die in München und auch in anderen Städten zusammengekommen sind, haben ihr demokratisches Grundrecht ausgeübt und für ihre Anliegen gestreikt und demonstriert. In diesem Sinne werden wir weiter für ein ordentliches Ergebnis kämpfen“, sagte Finnern.

Hintergrund: Die Gewerkschaften verhandeln für rund 2,5 Millionen Beschäftigte, die im öffentlichen Dienst beim Bund und in den Kommunen arbeiten. Der Abschluss dürfte allerdings auch Signalwirkung für die Beschäftigten der Länder haben, über deren Bezüge im Herbst verhandelt wird. Die Gewerkschaften fordern unter anderem 8 Prozent mehr Gehalt, mindestens jedoch 350 Euro, höhere Zuschläge für Überstunden und ungünstige Arbeitszeiten, drei zusätzliche freie Tage pro Jahr, einen weiteren freien Tag für Gewerkschaftsmitglieder, ein „Meine-Zeit-Konto“ sowie die Reaktivierung der Altersteilzeitregelung. Ver.di hat die Verhandlungsführerschaft für die Gewerkschaften des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Die dritte Verhandlungsrunde ist vom 14. bis 16. März 2025 in Potsdam geplant. News4teachers

Tarifstreit Öffentlicher Dienst: Faeser dämpft Erwartungen auf schnelle Einigung

 

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Jess
7 Monate zuvor

GEW. Hohe Geldforderungen zwecks “Wir tun ja was” aber von realen Verbesserungen der Arbeitszeit hört man nichts.
Was ist eigentlich aus dem “A13 für alle” und dem viel besungenen “Gleiches Geld für gleiche Arbeit” geworden? Irgendwie haben die Angestellten immer noch 1000Euro weniger.

Auch ich habe 100Euro weniger als meine verheiratet Fachkollegin.

Wo bleibt das “Altersgeld” in allen Bundesländern?
Die Wahl zwischen gesetzlicher und privater Krankenkasse ohne im ersten Fall gleich auch den Arbeitsgeberanteil zahlen zu müssen?

Sorry GEW. Ihr werdet lediglich 3,5% mit einer Laufzeit von 27Monaten aushandeln können.

Ich unterstütze als Beamtin lieber Schild NRW. Die versuchen wenigstens realistische Probleme anzugehen und veranstalten keine Show bei den Tarifverhandlungen.

Kolumbus
7 Monate zuvor
Antwortet  Jess

Genau. Dieses “Schild” (heißt doch bisschen anders?!) sollte sich mal bundesweit ausweiten!!!

Lapislazuli
7 Monate zuvor
Antwortet  Kolumbus

Das heißt SCHALL. Ja, wäre deutschlandweit gut.

https://www.schall-nrw.de

Uhrmacher
7 Monate zuvor
Antwortet  Lapislazuli

Ja, eine Alternative zur GEW wäre mal gut.

uwe
7 Monate zuvor

3 Tage mehr Urlaub , wie münzt man das auf Lehrer um?
mindestens 8 % mehr Gehalt
und eure 4 Tage Woche sollte für mich schon dabei sein nech
und ab 60 kürzer treten, was meint ihr?

anka
7 Monate zuvor
Antwortet  uwe

NRW: ab 55 -1 Stunde; ab 60 -2 Stunden Altersermäßigung. Meinen Sie das?

Thomas D
7 Monate zuvor

Ich sag‘s nur:
Autoindustrie Ruhestand ab 60 + Gehalt bis 63
Und Lehrer?

Kaspar D.
7 Monate zuvor
Antwortet  Thomas D

Kinderzuschlag
Familienzuschlag
Ortszuschlag
Fette Pension.
Noch Fragen?

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  Kaspar D.

Mindestens drei Kinder und dauerkrank. Sonst lohnt sich das nicht…

Gen Z wei0 Bescheid!

Nachtgedanken
7 Monate zuvor
Antwortet  Kaspar D.

Genau! Und die Angestellten dürfen dann dafür streiken, dass es den Beamten noch besser geht.

anka
7 Monate zuvor
Antwortet  Thomas D

was wolle sage?
ÖD Wirtschaft
Arbeitzsplatzsicherheit vs. Entlassungen (AUDI, VW, Daimler,…)
Beamte*(meist) vs. Angestellte*
Pension (Beamte) vs. Rente (Angestellte)
etc. pp.

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

“Entlassung” heißt bei VW usw. ab über 50 Jahre aber fast eine halbe Million Abfindung. Und zur Rente gibt’s noch einen vierstelligen Schluck aus der Betriebsrentenpulle dazu…

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

Speziell zu VW:

“Im vergangenen Jahr hatte VW kurz entschlossenen Bürokräften, die ihren Job aufgeben, bis zu 450.000 Euro geboten.

Bei der Altersteilzeit stockt VW das Entgelt auf 78 bis 95 Prozent vom bisherigen Netto auf und zahlt weiter die vollen Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung und zur betrieblichen Altersversorgung.”
https://www.heise.de/news/Jeder-vierte-VW-Mitarbeiter-soll-vorzeitig-gehen-auch-dank-Altersteilzeit-10288406.html

Ja, ist schon hart in der “freien” Wirtschaft… Dann doch lieber zum öD und Reallohnverluste ohne Ende mitnehmen… (“Kein Geld da! Kasse leer! Bla bla bla…”

dickebank
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

Arbeitzsplatzsicherheit vs. Entlassungen (AUDI, VW, Daimler,…)

Blöd, wenn man auf’s falsche Pferd gesetzt hat. Der Getriebebau in Baunatal ist in Zeiten der Elektromobilität so sinnvoll, wie Heizer auf E-Loks. Der Stelenabbau im Automotive-sektor war spätestens seit dem chinesischen Beschluss, keine Verbrenner mehr zuzulassen, absehbar – und das vollkommen technologieoffen.

Für die Region BS/SZ bleibt zu vermelden, dass es demnächst ein überproportionalen Anteil von Bäckern und Metzgern unter den Arbeitslosen geben könnte.

Kolumbus
7 Monate zuvor

Ernsthaft? Bei nicht mal 10% Streikteilnahme? Das wird ja dann richtig gefährlich!?!

Uhrmacher
7 Monate zuvor
Antwortet  Kolumbus

Aufrufe der GEW locken niemanden mehr hinter dem Ofen hervor? Warum wohl? Das ist doch keine Gewerkschaft, das ist der verlängerte Arm von SPD und Linken.

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Uhrmacher

Soll das ein peinlich anmutender Aufruf zur “politischen Neutralität” sein?

Nachtgedanken
7 Monate zuvor

Wer wird für diese Forderungen kämpfen? Dürfen wieder die Angestellten für die Beamten streiken, die dann über den mageren Abschluss meckern?

JoS
7 Monate zuvor
Antwortet  Nachtgedanken

Dafür füllen wir eure Streikkasse, ohne jemals etwas daraus in Anspruch nehmen zu können.

Spazierstock
7 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Tut ihr das? Wie viel Prozent der Beamten sind in der Gewerkschaft?

Lessi
7 Monate zuvor
Antwortet  Spazierstock

An meiner Schule sind es 20 % der verbeamteten LuL, die fleißig in die Gewerkschaftskasse einzahlen und nicht streiken dürfen!
Einige Angestellte meckern nur, gehen dort jedoch nicht hin!
So sieht es aus…

Ansys
7 Monate zuvor
Antwortet  Lessi

Die sind nur wegen dem eventuell verloren gegangen Schulschlüssel in der GEW.

Uhrmacher
7 Monate zuvor
Antwortet  Lessi

Ja, stimmt, die Streikbereitschaft der angestellten Lehrer ist ziemlich mau. Vielleicht liegt es ja auch an der politischen Ausrichtung der GEW? Die tritt ja eher wie eine Partei auf als wie eine Gewerkschaft.

anka
7 Monate zuvor
Antwortet  Uhrmacher

Der Kardinalfehler der GEW war es damals, der Auflösung des BAT zuzustimmen und den TdL zu akzeptieren. Seitdem hat sie -für Angestellte*- nur die Erfahrungsstufe 6 erreicht. Keine stufengleiche Beförderungen -im Gegenteil: Angestellte werden um eine Erfahrungsstufe zurückgestuft (mit Garantiebetrag). Also z.B. von 13.6 auf 14.5.
Das sollten die mal mit Beamten* probieren, das würde die aus ihrer Komfortzone aufschrecken.
Kein Wunder, dass der Organisationsgrad und die Streikbereitschaft so niedrig sind.
Stattdessen versucht die GEW, ihren Einfluss anders, politisch, zu wahren. Funktioniert echt toll!

Oben.an.Deck
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

“Der Kardinalfehler der GEW war es damals, der Auflösung des BAT zuzustimmen und den TdL zu akzeptieren.”

Ja, in einer gerechten Welt wäre das der Todesstoß für die GEW gewesen, aber Lehrer sind sehr, sehr geduldig…

JoS
7 Monate zuvor
Antwortet  Spazierstock

Die Statistiken finden Sie sicher selbst. In meiner GEW-Schulgruppe ist jedenfalls der Großteil verbeamtet. Auch in meinem weiteren Bekanntenkreis sind die meisten verbeamteten Lehrkräfte in der Gewerkschaft. Also keine Ahnung, warum Sie hier einen auf Spaltung machen. Wir sind jedenfalls solidarisch, was ja auch der Grundgedanke einer Gewerkschaft ist. Wenn ich mir so einen Müll wie von Ihnen anhören muss, bekomme ich allerdings schon Lust, mir die knapp 500 Euro im Jahr zu sparen.

Uhrmacher
7 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Also Sie treten aus der Gewerkschaft aus, weil eine anonyme Person im Internet etwas schreibt, was Ihnen nicht passt?!?

Spazierstock
7 Monate zuvor

Ich weiß jetzt schon, wer bessere Gehälter erstreikt und wer uns wieder im Stich lässt, aber jede Gehaltserhöhung mitnimmt, die man kriegen kann.

Alex
7 Monate zuvor
Antwortet  Spazierstock

Ach, Sie meinen all die Angestellten, die brav weiter buckeln statt zu streiken? Ich weiß, die meinen Sie nicht, sollte halt mal wieder Beamtenbashing sein. Doof nur, dass bereits 2018 das Streikverbot für Beamte als verfassungsgemäß eingestuft wurde. Aber solche Kleinigkeiten interessieren ja nicht…
https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2018/bvg18-046.html

Uhrmacher
7 Monate zuvor
Antwortet  Alex

Sie meinen also, die Streikbereitschaft unter den verbeamteten Lehrern sei sehr viel höher als die Streikbereitschaft unter den angestellten Lehrern? Woraus schließen Sie das? Es lässt sich leicht behaupten, wenn man es nicht nachweisen kann. Logisch ist es aber nicht. Sind verbeamtete Lehrer vom “Typ” her so viel anders als angestellte Lehrer?

Uhrmacher
7 Monate zuvor

Naja, wer folgt denn noch Aufrufen der GEW? Die gebärdet sich ja eher wie eine politische Partei. Kein Wunder, dass alle, die der “Parteilinie” nicht folgen möchten, von dieser GEW Abstand nehmen.

anka
7 Monate zuvor

Genau: jetzt rufen wir die Angestellten* auf, die Streikarbeit für die Beamten* zu übernehmen.
Damit das erstreikte Ergebnis dann 1:1 auf letztere übertragen werde.
Zu den Fahnen, auf die Straßen, Angestellte; die Beamten werden euch wohlwollend auf ihrem Pensionsanspruch ruhend zuwinken.
Und sich freuen, dass sie nicht raus in die Kälte müssen.

Oben.an.Deck
7 Monate zuvor
Antwortet  anka

Was ist denn jetzt dein Problem? Hättest du nicht auch Beamte werden können?
Ist dir in deiner Neiddiskussion wichtiger, dass die Beamten (die, sollte man eigentlich wissen, nicht streiken dürfen) ebenfalls profitieren könnten, anstatt selbst mehr Gehalt zu bekommen? Angestellte streiken schließlich nicht für die Beamten, sondern in erster Linie für ihre eigenen Interessen.

Ich bin sicherlich kein Freund der GEW, aber diese Diskussion kann ich absolut nicht nachvollziehen und das betrifft nicht nur die Angestellten, sondern auch die Beamten, die anderen Beamten ebenso etwas neiden.

Was hier gegenseitig an Neid übereinander ausgegossen wird, das ist einfach erbärmlich.