Hausaufgaben weg! Bürgerrat Bildung und Lernen übergibt Empfehlungen an die KMK

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SCHWERIN. Schon der Schulalltag kann anstrengend sein. Und dann sind häufig noch Hausaufgaben zu erledigen. Das Festigen des Erlernten soll auf anderen Wegen erfolgen, meint der Bürgerrat Bildung und Lernen – und macht Druck auf die Politik.

Beim Bürgerrat Bildung und Lernen kommen auch Kinder und Jugendliche zu Wort. Foto: Montag Stiftung Denkwerkstatt / Christoph Soeder

Hausaufgaben sollten nach Meinung des Bürgerrates Bildung und Lernen abgeschafft werden. Übungsphasen sollten stattdessen in der Schule stattfinden. Der Rat wirbt zudem für mehr Selbstbestimmung für Schüler beim Lernen sowie eine Kita-Pflicht zur frühen Sprachförderung vor dem Schulstart. Vertreter der Initiative übergaben am Montag in Schwerin die Liste ihrer Vorschläge für eine gerechtere, lebensnahe und zukunftsfähige Bildung an Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsministerin Simone Oldenburg. Die Linken-Politikerin führt derzeit den Vorsitz in der Konferenz der Bildungsminister im Rahmen der KMK.

Im Rahmen des Bürgerrates, der von der Montag Stiftung Denkwerkstatt initiert wurde, kamen nach eigenen Angaben mehr als 700 zufällig ausgewählte Menschen aus ganz Deutschland in wechselnder Zusammensetzung mehrfach zusammen, um über Kita, Schulen und berufliche Bildung zu diskutieren. Die dabei entwickelten Handlungsempfehlungen dienten dem Ziel, die Chancengerechtigkeit zu erhöhen, hieß es. Eine der zentralen Fragen sei gewesen, wie viel Freiheit das Lernen brauche.

Herausgekommen seien 19 konkrete Empfehlungen. Diese könnten auch als Stimmungsbild der Bevölkerung verstanden werden. «Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist wie ein Seismograf für unsere Gesellschaft», erklärte Karl-Heinz Imhäuser, Vorstand der Montag Stiftung Denkwerkstatt.

Zahlreiche weitreichende Reformvorschläge

Nach Überzeugung Oldenburgs bringen die Empfehlungen des Bürgerrates wichtige Anregungen. «Eine gute Bildungspolitik nimmt Kritik und Vorschläge ernst, auch wenn nicht alle Maßnahmen eins zu eins umgesetzt werden können», erklärte sie. Zu den weitreichenden Reformvorschlägen gehören unter anderem eine zweijährige Kita-Pflicht, die Einführung von Noten erst ab der neunten Klasse sowie die Abschaffung von Hausaufgaben zugunsten von Vertiefungsstunden. Schüler sollen die Lerninhalte mitgestalten können. Analoges und digitales Lernen sollen sich sinnvoll ergänzen.

Besonders wertvoll seien Vorschläge zur Förderung von Chancengerechtigkeit sowie zur Stärkung der Demokratiebildung und Partizipation, betonte Oldenburg. «Wo Schülerinnen und Schüler aktiv mitbestimmen und mitgestalten, steigt ihr Engagement, ihre Motivation und ihre soziale Verantwortung», zeigte sie sich überzeugt. Bildung sei der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft, die allen Menschen gleiche Teilhabechancen bietet und ihre individuellen Talente fördert.

Andere Kritiker der aktuellen Bildungspolitik wie Elternverbände, Parteien oder Gewerkschaften verweisen allerdings auf grundlegende Defizite wie fehlende Lehrkräfte oder marode Schulgebäude. News4teachers / mit Material der dpa

Kita-Pflicht, Noten erst ab Klasse 9, Hausaufgaben abschaffen: Was der Bürgerrat Bildung und Lernen empfiehlt

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53 Kommentare
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Tigrib
6 Monate zuvor

Üben in der Schule, OK, das heißt dann Ganztagsschule.
Wollen ja die meisten auch nicht.
Außerdem ist es mittlerweile so schwer, eine gute Lernatmosphäre zu schaffen, dass es sich wohl effektiver zu Hause lernen lässt.

Phantomdiskussion
6 Monate zuvor

Theoretisch nachvollziehbar, aber aufgrund der Tatsache, dass immer weniger Unterrichtszeit netto vorhanden ist, weil….,weil….,weil…., kann auf das Üben oder die Vertiefung und Nacharbeit zu Hause nicht verzichtet werden. Auch wenn viele Eltern das Generve und Kümmern um Hausaufgaben gerne los sein wollen. Kinder, die da nix tun, kommen nicht wirklich weiter- GTS hin oder her, am Gymnasium erst recht nicht.
Wer etwas erreichen will, muss auch selbst was tun.

Betroffener Lehrer
6 Monate zuvor

So wahr!!!

vhh
6 Monate zuvor

Das Abschaffen der Hausaufgaben nennt sich Lernzeit oder eigenverantwortliches Arbeiten und wird seit zwei Jahren konsequent in D, E, M praktiziert. In der Gesamtschule NRW sind Hausaufgaben in Nebenfächern seit Jahren abgeschafft, mit dem Ergebnis, dass niemand mehr irgendetwas übt und jedes Schuljahr zur Hälfte aus Wiederholungen, besser gesagt erneutem Lernen theoretisch schon bekannter Zusammenhänge besteht.
Test gescheitert, nächster Vorschlag bzw. Änderungen am Konzept? Mehr davon, am besten Schüler schreiben die Kernlehrpläne? Oder doch nur auf der Bewertungsseite justieren, Stichpunkte reichen, gerne per Multiple Choice?
Eine gute Bildungspolitik nimmt Kritik und Vorschläge ernst (es fehlt noch ‘jeder weiß doch’)… Dann fehlt mir das Verständnis für eine gute Bildungspolitik, aber wer versteht schon die Erleuchteten aus der Tiefe der dunklen Niederungen.

ginny92
6 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Plus das hier Noten auch erst ab Klasse 9 so richtig relevant werden und auch das scheitert.

Katze
6 Monate zuvor

“Noten erst ab Klasse 9, Hausaufgaben abschaffen”.
Das ist die Bildungsoffensive, die uns zu chancengleichen hochmotivierten Spitzenkompetenzfachkräften führen wird.
Bildung und Lernen könnten so entspannt sein und noch effektiver auf die Anforderungen in Gesellschaft, Wissenschaft und Arbeitswelt vorbereiten.
Bloß gut, dass uns der Bürgerrat Bildung und Lernen mit den genialen Reformvorschlägen aus der Bildungskrise hilft.
Morgens Unterricht als entspannte Laberrunden,
nachmittags übungsintensive Vertieferstunden.
Doch wo ist motiviertes Personal dafür,
der letzte Lehrer nahm entnervt die Exit-Tür.
Lehrerlein will nicht mehr aktiv mitgestalten,
die kollektive Verblödung nicht länger verwalten.
Bla Bla Blubber Faselei,
Endlich raus, nicht mehr dabei.
Schülerlein entscheidet – was und ob überhaupt mag ich lernen,
ob dies Sinn macht steht in den Sternen.
Ach, machen wir uns keine Sorgen,
das werden die Leistungsträger und Reformer von morgen.
Hauptsache egal!

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Das Kompetenzenkompetentkarussel,
das dreht sich heute richtig schnell!

Auf gehts zum Jahrmarkt,
tritt nur ein,
werf der Bildungsdrohne ‘ne Münze rein!

Schon beginnt es bunt zu blinken,
der Vertigo schwingt sich empor,
alle Schüler singen im Chor:

“447 – foll korräkt,
altes Schuhle schon ver-räkkt,
fühl ich voll,
sigma based,
nur nich cringe sein
isst was zähltt!”

Heut’ war um zwölfe vierzisch aus,
diese Drohne schwebt nach Haus,
war da was, was soll denn sein,
das ist das neue Schullandheim!

Lächeln, Weinen,
Emotion,
gefühlsmässig maximale Mast…äh,
Stimulation!
Das reicht doch heute völlig aus,
was sich gut anfühlt ist gerecht
und alles andere schlecht!

Drum sei gelobt
was blinkt und trötet,
was die Amygdala traktiert
und den frontalen Cortex
ganz schonend isoliert.

Wer richtig fühlt,
der denkt nicht quer,
hat es im Leben auch nie schwer,
kaufi-kaufi,
bauchi-bauchi,
dazu noch das richtige Etikett,
(wie etwa “vegan”)
schon haben wirs doch nett!

Was sagt ihr da?
Von “China”?
Von “Indien” und “USA”?
Diese Länder sind hundertausende
irgendwas weg,
geht uns nix an,
klingt nicht nett!

Und wenn schon,
hihi, die haben keine Hühnereier,
hihi wir sind so überlegen,
weil wir ja Hühnereier haben,
ein richtig großer Sieg,
etwa für Baden-Baden.

Temu, Ebay, Amazon,
Google, Nio,
weisste schon,
Shen Zen, Wuhan, California,
Silicon Valley – trallala?
Tiktok, Twitter, SpaceEx-Rakete,
sowatt hamm wa hier nich,
des is doch alles Kapitalistenknete!

Tesla ist (jetzt) doof
und BYD ja auch,
wir schaffen lieber den Verbrenner noch ab,
was soll das heissen – “bald Schachmatt”?
Apple, Samsung, Nokia,
Lenovo und Nvidia,
AMD, Intel, und so fort,
stammt das etwa alles von “dort”?

Aber WIR!
WIR sind wieder wer!
Denn wir,
wir sind bald CO2-neutral,
800 Milliarden,
das geht doch nochmal!
Ist doch nur Geld,
der Freiheitsdienst steht,
wird Zeit das da so richtig was geht!

Die dummen anderen,
die sind alle doof,
intolerant und ignorant,
nicht umweltbewusst
und mathefixiert,
üble Prüfungen,
nicht schülerorientiert!

Die haben die falsche “Haltung”,
und nur so Doofkram
wie Macht, Maschinen, Technik und Geld,
(oder wenigstens Öl und Gas und günstigen Strom)
dabei wäre die work-life-balance das,
was wirklich zählt!

Die verstehen das alles nicht,
wir jedoch schon,
also auf zur professoralen
“Schule als Gemeindelebenstherapiezentrum”-Revolution!

Katze
6 Monate zuvor
Antwortet  447

Gemeindelebenstherapiezentrum! Genau dahin fährt die Karre.
Ein älterer MINT-Kollege von mir sang vorhin im Vorbereitungszimmer:
“Wehr dich, leiste Widerstand
gegen die Verblödung hier im Land”.
Der hat als renitenter Revoluzzer gut reden bzw. singen. Es ist sein letztes Schuljahr.

mama51
6 Monate zuvor
Antwortet  Katze

“Wehr dich, leiste Widerstand
gegen die Verblödung hier im Land”.
Der hat als renitenter Revoluzzer gut reden bzw. singen. Es ist sein letztes Schuljahr.

Naja, vielleicht sollten Sie alle mitsingen? Sein Text ist super!
Im Ernst: Singen ist gut für Leib und Seele und kann sehr befreiend wirken.
Ich gehe davon aus, dass der Kollege das weiß – gerade weil es sein letztes Jahr ist.

Rüdiger Vehrenkamp
6 Monate zuvor

Übungsphasen in den Schulen? Meines Wissens gibt es die – nur reichen sie nicht, um all die vorhandenen Defizite aufzufangen. Gut, es sei dahingestellt, ob Hausaufgaben, die dann eh nicht gemacht oder schnell mit der KI angefertigt werden, noch Mittel der Wahl sind. Alternative wäre eventuell die viel gepriesene und unter Personalnot mangelnde Ganztagsschule bis in den späten Abend rein. Das sollte reichen, um genügend Übungsphasen unterbringen zu können. Vielleicht hilfts.

Monika, BY
6 Monate zuvor

Aus pädagogischer Sicht und auch im Vergleich mit anderen Ländern kann man mit gutem Grund sagen, dass die deutschen Schulprogramme oft überladen sind.

Besonders in den höheren Klassen werden in kurzer Zeit sehr komplexe Inhalte durchgenommen, oft ohne die Möglichkeit, sie wirklich zu verinnerlichen. Es geht leider häufig eher um das „Durchkommen“, nicht um das Verstehen. Ein Tag hat nur eine begrenzte Anzahl an Stunden

Lernen braucht Wiederholung und Anwendung. Doch gerade das kommt oft zu kurz. Sobald ein Thema abgeschlossen ist, folgt direkt das nächste. Selbst Feedback aus Klassenarbeiten wird kaum nachbearbeitet.

13 bis 15 Fächer parallel und wöchentlich bedeuten einen ständigen Wechsel zwischen Inhalten, Methoden und Anforderungen. Das überfordert viele Schüler besonders wenn auch noch Hausaufgaben, Referate, Projekte und Tests dazukommen.

Die Programme und zwar schon seit der Grundschule scheinen oft auf eine Idealwelt zugeschnitten, in der jedes Kind gleich schnell lernt, zu Hause betreut wird, nie krank ist und keine andere Probleme außer schulischen hat. Die Realität sieht aber anders aus.

ed840
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Kann ich nicht genau beurteilen. Ich bin kein Pädagoge und meine Kenntnisse über die Schulprogramme der 16 Bundesländer und anderer Länder sind auch ziemlich begrenzt. Ich bin nur in der Lage die Ergebnisse von Vergleichsstudien wie PISA, IQB etc. zu lesen und auszuwerten.

Unfassbar
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

13-15 Fächer parallel? Können Sie das bitte belegen.
Abgesehen davon müssen Sie mal die heutigen Lehrpläne und Versetzungsbedingungen mit denen aus Ihrer eigenen Kindheit vergleichen.

Ragnar Danneskjoeld
6 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

13 Fächer parallel haben bereits unsere Siebtklässler (Gym, BW). In der 10. Klasse sind es dann 16.

Katinka
6 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Haben meine Kinder (6./9., Gym/BY) nicht.

Katinka
6 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ok, hab nochmal nachgesehen; sie haben 10 bzw. 13 Fächer. Allerdings muss man sich für Sport und Kunst in aller Regel nicht vorbereiten oder lernen, also bleiben effektiv 8 bzw. 11 Fächer und manche davon (Ethik, Geschichte) nur 1x in der Woche, das ist überschaubar.

Monika, BY
6 Monate zuvor
Antwortet  Katinka

Das hängt stark von der Schule und den Lehrkräften ab. An unserer Schule ist das Niveau extrem hoch. Weder Biologie, Musik, Geschichte noch Ethik – und schon gar nicht Informatik (45 Minuten pro Woche) – sind in der 6. Klasse einfach. Im Gegenteil: Der Stoff ist mindestens auf dem Niveau von zwei Jahrgangsstufen darüber angehoben. Die Tests bestehen vom ersten bis zum letzten Aufgabenpunkt aus Transferaufgaben – bereits ab der 5. Klasse.
Es reicht längst nicht mehr aus, die Grundlagen zu lernen, um eine 4 zu schreiben. Wer eine 4 will, muss den kompletten Stoff aus dem Schulbuch können, um überhaupt transferieren zu können. Für eine 1 – selbst in den Nebenfächern – muss man lernen wie für ein Hauptfach.
Beim ersten Kind war das Niveau noch nicht so hoch. Selbst die fleißigsten und ausdauerndsten Schüler schaffen es heute kaum, in allen Fächern mitzuhalten, weil es einfach zu viel ist. Der Sinn dieser Stofffülle ist fraglich, denn durch die schiere Menge geht die Qualität verloren. Die Kinder lernen nicht einmal die Grundlagen richtig – im Grunde lernen sie gar nichts. Stattdessen wird schnell und noch schneller täglich nur auswendig gelernt, um eine gute Note zu bekommen – nicht aus Verständnis oder echtem Wissen. Und das ist falsch.

Monika, BY
6 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

9.Kl. bei uns 14 Fächer, 10 Kl. 15. – ist bei euch anders?

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Sie beschreiben das völlig richtig.

So hat etwa mein schulinterner Lehrplan so viele Unterpunkte, dass es mehr dieser Unterpunkte als 45 Min.-Stunden bis zur Klausur gibt – OHNE Berufsorientierungsquatsch, Europakram und Medienkonzept! 😀

Tjoah, ich schreibe ehrlich auf was ich mache, wenn das falsch ist wird mich wohl jemand darauf hinweisen.

Caro
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Bitte wechseln Sie mit Ihren geplagten Kindern infach in das Schulsystem eines Landes, das Ihnen genehm ist!

Monika, BY
6 Monate zuvor
Antwortet  Caro

Warum dieser beleidegende Ton? Fühlt man sich danach besser? Meine Kinder heben den Notendurchschnitt ihrer Klassen – sie gehören tatsächlich zu dem einen Prozent, das es schafft, inmitten der überzogenen Anforderungen und überladenen Lehrpläne zu jonglieren. Wirklich, was genau möchten Sie mit diesem Kommentar erreichen?

Monika, BY
6 Monate zuvor
Antwortet  Caro

Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber in beiden Klassen meiner Kinder gehören ausgerechnet die ausländischen Schüler zu den fünf leistungsstärksten Kindern. Es tut mir leid, wenn das für Sie so ernüchternd und schmerzhaft ist – aber das ist nun einmal Fakt.

Monika, BY
6 Monate zuvor
Antwortet  Caro

Mir ist völlig klar, dass die meisten Berichte, die im Internet kursieren, davon sprechen, dass Kinder mit Migrationshintergrund besondere Unterstützung und Hilfe benötigen und dass sie angeblich für den niedrigen Klassendurchschnitt verantwortlich sind. Doch vor Ort sieht das Bild in der Realität etwas anders aus.

Gerade viele Kinder mit Migrationshintergrund arbeiten unglaublich hart, ziehen wie Pferde und heben den Klassendurchschnitt – andernfalls wäre die Situation noch drastischer, als sie ohnehin schon ist.

Natürlich gibt es Schulen – vor allem in bestimmten Stadtteilen – in denen viele Kinder kaum Deutsch sprechen. Aber das sind Ausnahmen, keinesfalls die Regel.

Deutschland und viele Deutsche tun sich noch immer schwer damit, die Realität zu akzeptieren: Dieses Land ist kein isolierter Inselstaat, sondern Teil einer globalisierten Welt – und auf Menschen aus anderen Ländern dringend angewiesen, besonders im Hinblick auf den Arbeitsmarkt und den demografischen Wandel.

Wenn weiterhin nationalistische Tendenzen gepflegt werden, statt Vielfalt als Chance zu begreifen, wird Deutschland in naher Zukunft einen gewaltigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenbruch erleben. Integration, Bildung und Respekt sind der einzige Weg nach vorn.

Monika, BY
6 Monate zuvor
Antwortet  Caro

Ich hoffe nur, dass gerade Sie keine Lehrkraft sind. Falls Sie es doch sind, tut mir die Kinder leid, die von Ihnen unterrichtet werden.

Die Schüler von heute haben doch etwas Besseres verdient.

Die Dogmen der 40er-Jahre sind längst überholt.

Damals durfte man seine Meinung und Haltung nicht frei äußern, man durfte nicht auf Fehler im System hinweisen. Man musste nur gehorsam als ein Rädchen im System mitmachen – ohne jegliches Mitspracherecht.

Die Kinder von heute – ganz gleich welchen Hintergrunds – sind besser als das.

Alex
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Tja, wer Hausaufgaben abschaffen will, muss die dadurch verlorene Übungszeit dem Unterricht zusätzlich zur Verfügung stellen. Heißt noch mehr Unterrichtsstunden und noch größerer Lehrermangel.

ginny92
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Muss und sollte man die Lehrpläne überarbeiten mit Sicherheit. Man müsste auch das gesamte Schulprogramm entschlacken. Aber all das ändert nichts an der Tatsache, dass Hausaufgaben wie 1×1 lernen, Texte lesen, kleinere Schreibübungen etc. unerlässlich bleiben. Über die Menge und Frequenz kann man sicher sprechen.

Ragnar Danneskjoeld
6 Monate zuvor
Antwortet  ginny92

Ich kann das Wort “entschlacken” nicht mehr hören. Immer mehr werden die Fächer entkernt, so dass das fachliche Fundament quasi einsturzgefährdet ist.

Katze
6 Monate zuvor

So ist es. Unsere abgespeckten, entschlackten MINT-Lehrpläne sind derzeit schon Leerpläne beraubt des roten Fadens bezüglich der fachlichen Strukturiertheit und Sinnhaftigkeit.

Monika, BY
6 Monate zuvor

Wie gesagt, das ist nicht überall so. In einigen Schulen wird der Lehrplan nicht entschlackt – ganz im Gegenteil, er wird entweder durch zusätzlichen Stoff erweitert oder es wird in einer Schulstunde mehr Inhalt durchgenommen, als in 45 Minuten überhaupt Platz hat.

Dass der Lehrplan entschlackt wurde, sehe ich in keinem Fach. In den Schulbüchern wird nichts ausgelassen – bis zum Schuljahresende wird alles durchgenommen, plus zusätzliches Material, Projekte, Präsentationen. Wie die einzelnen Schüler das alles mitverfolgen und auf einem ordentlichen Niveau halten sollen, bleibt fraglich. Der Lehrplan wird jedenfalls nicht an die Schüler angepasst – selbst in extrem schwachen Klassen nicht. Stattdessen müssen sich die Schüler dem Programm anpassen.

Wie gesagt: Diesem Druck halten nur die extrem fleißigen, belastbaren, anpassungsfähigen und besonders schnell begreifenden Schüler stand – in jedem von vielen und ganz unterschiedlichen Fächer – und das ist selbstverständlich noch seltener – ein bis zwei Schüler pro Klasse. In letzter Zeit müssen die Notenschlüssel ständig nach unten angepasst werden – denn sonst müsste man fast jeden Test wiederholen.

Die Frage, die sich dabei stellt, ist: Was ist eigentlich das endgültige Ziel eines solchen Programms. Geht es nur darum, die „Besten“ auszusieben – was auch immer das im schulischen Kontext bedeuten soll. Wenn das wirklich der Maßstab ist, dann bleiben am Ende höchstens fünf bis zehn Schüler pro Klasse übrig – es sei denn, eine Note 4 und irgendwie „durchkommen“ ist das eigentliche Ziel, dem man hinterherläuft.

Wenn es so weitergeht, werden wir in zehn Jahren noch eine größere Anzahl junger Menschen ohne einen abgeschlossenen Schulabschluss haben – und das wird erst dann ein echtes Problem für die Wirtschaft und ein ohnehin geschwächtes Land sein.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  ginny92

Also, ich kann das nicht bestätigen, dass das unerlässlich ist.
Seit etwas über ‘nem Jahr.
Es beschwert sich auch niemand, im Gegenteil…es wegzulassen vereinfacht das Leben aller Beteiligten enorm – und es geht doch um gute Fühli-fühlis im Bauchi-bauchi sowie leuchtende Kinderaugen.
Hab isch jelernd.

447
6 Monate zuvor

Erneut bin ich ganz vorne auf der Welle, Hausaufgaben gibt es bei mir nicht.

Hans Malz
6 Monate zuvor
Antwortet  447

Und ich verkaufe mich schon seit langem immer als Lernbegleiter in meinen Kursen und berate die Schüler für ihr weiterkommen. Sehr entspannend…

Katze
6 Monate zuvor
Antwortet  447

Hausaufgaben, die für mich Aufwand bedeuten, gibt es für mich auch nicht mehr.
Fachliches Sachwissen wird im Unterricht erworben, es wird experimentiert und Zusammenhänge werden erklärt.
Meine mündliche Hausaufgabe heißt: “Festige die Unterrichtsinhalte mit Hilfe der (didaktisch tief reduzierten) Arbeitsblätter und Unterlagen aus dem Unterricht und löse individuell die Anwendungsaufgaben im Lehrbuch. Nutze hierbei gern auch die KI oder irgendeinen Sofatutor. Bereite dich so auf den Unterricht vor, dass du zumindest einen blassen Schimmer hast, was inhaltlich Thema der letzten Unterrichtsstunde war. Alles freiwillig natürlich und ohne Druck.
Meine Frage zu Beginn jeder Stunde: “Ist jemand bei seiner umfangreichen individuellen Vor- und Nachbereitung der letzten Stunde auf Probleme gestoßen? Kann ich helfen? Gibt es Fragen zu Aufgaben im Lehrbuch, welche freiwillig geübt wurden? NÖÖÖÖÖÖÖ – es gibt nie Probleme oder Fragen. Alles easy!
Kontrolliert wird die vertiefende häusliche Lernarbeit, dann im nächsten schriftlichen Test, der folgenden Klassenarbeit oder Klausur (die muss ich eh in bestimmter Anzahl schreiben).
Bei den besonders lernwilligen Vertieferexemplaren, die nie Fragen haben und bei welchen ich froh bin, dass sie wissen welche Fächer ich unterrichte, ist dann mein Korrekturaufwand besonders in Chemie sehr minimalistisch – easy peasy jetzt für mich. Steht ja kaum noch umfangreich fachlich Korrektes und sinnvoll Formuliertes auf den abgegebenen Blättern. Viele Aufgaben werden weggelassen. Das korrigiert die Drohne quasi im Vorbeifliegen am Schreibtisch.
Meckerei über die “hart erarbeiteten Noten” bleibt auch zunehmend aus. Man hätte ja individuell üben und nachfragen können. Ich erkläre gern nochmal und beantworte alle fachlichen Fragen. Diesbezüglich wird jedoch kaum bestellt, ich liefere dann die uninflationierte Note zur individuellen Einzelleistung.
“Wer nicht will, der hat schon,” pflegte meine Großmutter zu sagen.

Mr X
6 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Deswegen sollen ja auch die Noten abgeschafft werden – zunächst bis Klasse 9.
Mal schauen was dann kommt 🙂

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Genau so geht es.
Das ist der Weg.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Besonders das ritualisierte Nachfragen deutlich hörbar vor allen, ob wer Fragen hat oder Zusatzaufgaben möchte stärkt die (rechtssicher dokumentierte) Verhandlungsposition.

Ceterumcenseo
6 Monate zuvor

In einigen Fächern sind aber Hausaufgaben unumgänglich. Haus-/Übungsphasen können aufgrund verschiedenster Rahmenbedingungen nicht in der Schule stattfinden. Ruhe und eigenständiges Üben in einem „Ruheraum“. Lach. Ich kenne die in Presse und Politik gelobten Ruhe-/Cafeteriaräume. In realen Situationen ist es da alles, nur nicht ruhig. Übungsphasen wären während des Unterrichts denkbar, aber dann müssen Curricula deutlich entschlackt werden und neue Stunden den Fächern zur Verfügung gestellt werden. On the top funktioniert das nicht! BTW auch genügend Lehrer der klassischen Hausaufgaben-/Übungsfächer sollte man haben.
Mal sehen wann es bspw. den Relilehrern einfällt, dass sie für ihr Fach jetzt auch unbedingt Hausaufgaben brauchen;-)

Ragnar Danneskjoeld
6 Monate zuvor
Antwortet  Ceterumcenseo

Sie sagen es, danke! Wo und wann sollten die Schüler denn sonst den neuen Wortschatz in den Fremdsprachen üben?

447
6 Monate zuvor

“Üben” ist autoritärer Quatsch, die Schüler erwerben Kompetenzen und können dann kompetent sprechen.
Dies ist die wahre Bildungswissenschaft.

Petra OWL
6 Monate zuvor

Wir sollten endlich mal online-Unterricht probieren, besonders die älteren Jugendlichen.
Später brauchen sie das eh in der Arbeitswelt und das muss auch geübt werden,
Mein Ehemann hat zB 3 Tage Homeoffice!!!

Pit2020
6 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

@Petra OWL

“Mein Ehemann hat zB 3 Tage Homeoffice!!!”

Lächerlich!!!
Oder pure Ausbeutung?
Viele Schüler haben schon die 7-Tage-ganz-ohne-Arbeit-Woche.
Geht ja.
Sollten wir endlich alle machen.
Daher bin ich für NULL Tage Woche!!!, etwas online-Unterricht z.B. in der 1 bis 13 Klasse und endlich höhere Gehälter besonders für Schüler bei der Inflation bzw durch den schwachen Eurokurs.

Irgendwann muss es doch mal besser werden.

🙂 DAS musst jetzt mal raus … (spielerischer Nachahmungstrieb). 😉

Butterblume
6 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Laaangweilig, das immer gleiche Rufen nach Homeoffice für Lehrer und Schüler!! Die Erfahrungen der Coronazeit haben doch schon längst gezeigt, dass Onlineunterricht in den seltensten Fällen funktioniert. Außerdem ist der Kontakt zu den Kindern das was mir am meisten Spaß macht und durch die entstandene Bindung auch die Kids zur Mitarbeit motiviert.

Sepp
6 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Liebe Petra,

Wie schon an anderer Stelle geschrieben, empfehle ich Ihnen dringend, den unglücklich-machenden Job zu verlassen und in der Firma des Gatten anzufangen.

Im Artikel geht es übrigens darum, dass die Schüler explizit nicht zu Hause arbeiten sollen, nichtmal Hausaufgaben machen sollen, sondern alles in der Schule erledigen sollen!

Da schmilzt ihr Traum von einer 3-Tage-Woche oder 4-Tage-Woche ganz schnell dahin.

Mannkannesnichtfassen
6 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Wir haben Onlineunterricht während Corona ausprobiert. Überraschung! Technik war okay, der Lernertrag nicht.

Einer
6 Monate zuvor
Antwortet  Petra OWL

Als IT-Lehrer ist für mich völlig klar, dass lehren beziehungsarbeit ist und ich möchte keine Beziehung zu meinem Bildschirm, sondern zu meinen Schülern! Homeoffice ist super für mich, wenn ich Klausuren korrigiere oder Unterricht vorbereiten will. Für Schüler ist Homeoffice auch super um Hausaufgaben anzufertigen. Für die Vermittlung von Unterrichtsinhalten ist Homeoffice völliger quatsch. Da lernen die Schüler genau so viel wie beim schauen einer Netflix-Doku mit anschließendem Gespräch darüber.
Homeoffice ist natürlich angenehmer, wenn ich sowieso Angst vor meinen Schülern habe.

Sepp
6 Monate zuvor

Und auch dieser Artikel zeigt, dass ein Bürgerrat eben nicht in der Lage ist, eine vernünftige, differenzierte Sichtweise zu vertreten:

Ganz platt gesagt stellt sich der Bürgerrat gegen jede Aufgabe, die ein Schüler zu Hause erledigt. Aber ist alles, was man in der Schule macht alleine dadurch gut? Und ist alles, was ein Kind zu Hause macht alleine dadurch schlecht?

Es werden immer mehr – durchaus auch sinnvolle – Themen auf Schulen übertragen, von politischer Bildung, Rassismus, Antisemitismus, LGBTQ, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung, gesunde Ernährung usw.
Dadurch steht immer weniger echte Unterrichtszeit zur Verfügung, um den gleichen Stoff zu vermitteln. Wer dann etwas länger braucht, muss sich Inhalte auch noch mal zu Hause anschauen.

Unabhängig von der Zeit ist eine Aufgabe nicht alleine dadurch schlecht, dass sie nicht im Schulgebäude bearbeitet wird. Was spricht gegen das Lesen der Lektüre oder gegen das Lernen von Vokabeln zu Hause, im Park oder am See? Warum soll ein Kind nicht nachmittags mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren und bspw. Blätter für ein Herbarium sammeln?

Es wird immer betont, dass Schüler aufgrund von Digitalität jederzeit und von jedem Ort aus lernen können. Moderne Ansätze wie “flipped classroom” leben davon, dass man sich Inhalte anhand von Videos zu Hause erarbeitet und dann mehr Zeit in der Schule für smartes Üben, haptisches Lernen und Experimentieren hat. – Ist das nun auch unerwünscht?

Mr X
6 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Jetzt seien Sie doch nicht so konservativ!

Sie zementieren die Unterschiede und die Fleißigen werden auch noch klüger!
Alle sollen gleich sein! Und wenn dafür die Hausaufgaben und Noten abgeschafft werden müssen, dann ist es eben so!!!!
Hauptsache alle sind gleich!

Von wo kenne ich noch mal Rätedemokratie? Hmm, ich fürchte das habe ich mal in einer Hausaufgabe oder gar in einer LEHRERZENTRIERTEN Stunde gelernt…oO

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Mr X

Der CO2-neutrale Elektro-Lada ist zur Klärung eines Missverständnisses bereits unterwegs zu Ihnen.
Halten Sie bitte einen Bademantel bereit.

Katze
6 Monate zuvor
Antwortet  447

Ich frag für nen Freund. Muss es ein weißer Bademantel sein?
Was gehört noch ins Starterpaket?

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Diese Drohne hilft gerne weiter:
https://i.imgflip.com/50iuvd.jpg

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Mr X

Keine, schon länger nicht mehr. 🙂

Oh Marxisten, wie tief seid ihr gefallen?
Von edgy und “Blaumann als Uniform” zu Berlin-Mitte, von “Kampf dem internationalen Kapitalismus” zu “”Hausaufgaben sind buuuurgeeeooo-aaaiiis!”.

Zur Stärkung der Kadermoral:

https://tinyurl.com/4a8d5pzt

Monika, BY
6 Monate zuvor

Genau so ist es. Je größer der öffentliche Aufschrei, desto klarer wird eigentlich die unausgesprochene Regel: An deutschen staatlichen Schulen wird oft nur das absolute Minimum geboten. Das war schon immer so. Es gibt kaum jemanden, der hier die Schule durchlaufen hat und das nicht bestätigen kann.
Staatliche Schulen folgen dem Prinzip „Selbst ist der Schüler“ – man geht zur Schule, weil man muss, aber dort bekommt man oft nur grobe Hinweise darauf, was man alles können sollte. Wie man es lernt, bleibt einem selbst, den Eltern oder der Nachhilfe überlassen.

Hausaufgaben an sich sind nicht schlecht – aber auch sie stellen nur das absolute Minimum dar – das entspricht ungefähr einer Note 4 oder 5.