
Das Berliner Verwaltungsgericht hat den umstrittenen Probeunterricht beim Wechsel aufs Gymnasium erneut für rechtens erklärt. Es wies in zehn Eilverfahren die Beschwerde gegen die neue Zugangshürde ab, wie eine Gerichtssprecherin mitteilte. Die Ausgestaltung des Probeunterrichts und die jeweils konkreten Bewertungen seien rechtlich nicht zu beanstanden, hieß es.
Das Thema wird die Justiz noch länger beschäftigen: Dem Verwaltungsgericht liegen nach Angaben der Sprecherin noch 20 weitere Eilverfahren vor. Bislang entschieden wurden 14 Eilverfahren. Auch in diesen Fällen hatten die Schüler keinen Erfolg. Die Betroffenen können jeweils Beschwerde bei der nächsthöheren Instanz einlegen, dem Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg.
Neben Eilverfahren auch Klagen
Dem Verwaltungsgericht liegen außerdem insgesamt 36 Klagen von Betroffenen vor. Das Gericht wird sich daher noch tiefergehend mit der Thematik befassen. Wann dies der Fall sein wird, sei noch nicht absehbar, so die Sprecherin. Im aktuellen Fall waren nach den Angaben Schüler vor Gericht gezogen, die weniger als die geforderten 75 Prozent der erreichbaren Bewertungseinheiten beim Probeunterricht erzielten.
Nur wenige bestehen Probeunterricht
Angehende Siebtklässler bekommen nur bei einer Durchschnittsnote bis 2,2 eine Empfehlung für das Gymnasium und ab 2,3 eine für eine integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule. Grundsätzlich galt das auch bisher. Schulen hatten bei einem Notenschnitt von 2,3 bis 2,7 aber noch Ermessensspielraum für eine Empfehlung.
Schüler, deren Eltern trotz nicht ausreichender Noten auf einem Besuch des Gymnasiums bestanden, konnten dort ein Probejahr absolvieren. Dieses Modell wird durch den Probeunterricht abgelöst.
Einen ersten Durchlauf des Probeunterrichts bestanden laut Bildungsverwaltung nur 2,6 Prozent der 1.937 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler. News4teachers / mit Material der dpa
Neues Verfahren, um Zugang zu Gymnasien zu beschränken, sorgt für Wirbel: Eltern laufen Sturm
Hier ein paar Kommentare zu dem Artikel beim rbb24:
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/04/berlin-probeunterricht-gymnasien-verwaltungsgericht-rechtmaessig.html
“An meinem wohnortnahen Gymnasium wurden in den letzten Jahren vermehrt Grundschüler angemeldet, die die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt hatten. Hinter vorgehaltener Hand war das Hauptargument derer Eltern, dass das Kind auf keinen Fall ein wenig nachgefragtes ISS besuchen soll, um sie vor Diskriminierung, Mobbing und schlechtem Umfeld fernhalten zu können. Deutlich argumentierten die Eltern übereinstimmend, dass die Anmeldung am Gymnasium einzig aus diesem Grund erfolgte und weil der Durchschnitt für eine nachgefragte ISS nicht reicht und somit die Befürchtungen vorprogrammiert seien. Aktuell werden Privatschulen auch deshalb regelrecht überrannt. Schade, dass dieser von den meisten genannte Hauptgrund nicht genannt oder diskutiert wird”
“An meinem wohnortnahen Gymnasium wurden in den letzten Jahren vermehrt Grundschüler angemeldet, die die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt hatten. Hinter vorgehaltener Hand war das Hauptargument derer Eltern, dass das Kind auf keinen Fall ein wenig nachgefragtes ISS besuchen soll, um sie vor Diskriminierung, Mobbing und schlechtem Umfeld fernhalten zu können. Deutlich argumentierten die Eltern übereinstimmend, dass die Anmeldung am Gymnasium einzig aus diesem Grund erfolgte und weil der Durchschnitt für eine nachgefragte ISS nicht reicht und somit die Befürchtungen vorprogrammiert seien. Aktuell werden Privatschulen auch deshalb regelrecht überrannt. Schade, dass dieser von den meisten genannte Hauptgrund nicht genannt oder diskutiert wird.”
“Genau! In Friedrichshain ist es genauso: an der ISS ellen-key-schule haben sich über 290 Kinder beworben… der NC ist seit Jahren bei 1,4 … wie erklärt man einem Kind mit 1,6, dass es nicht gut genug für seine ausgesuchte Schule ist?”
Diese Kommentare erklären zum Teil den Frust der Eltern.
Wenn sich eine Firma ihre Bewerber aussuchen kann, dann nimmt sie die nach ihrem Eindruck besten. Auch mit einem Notenschnitt von 1,6 nach dem Referendariat wird man an der einen Schule nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen, an der anderen Schule ohne nennenswerte Diskussion sofort eingestellt.
Ja klagen. Das ist das Beste was man tun kann. Dadurch wurden unsere Schulen schließlich bisher immer besser und gerechter. Dank Klagen und einknickenden Schulleitungen ist nun an vielen Schulen und in vielen Klassen gar kein Unterricht mehr möglich. Läuft.
Schule ist eben immer auch ein Grundriss der Gesellschaft innerhalb eines bestimmten Raumes. Da gibt es genauso Delinquenten wie im öffentlichen Raum, nur mit dem Unterschied, dass es für die Kids (und Lehrer) keinen Schutz gibt. Die verhaltensauffälligen, die SuS, vor denen andere Angst haben oder die einfach den Unterricht stören, können von Lehrkräften oder der Schule kaum kontrolliert oder gar gemaßregelt werden. Das hat sich unter den Eltern natürlich auch herumgesprochen. Da muss man sich nicht wundern, wenn diese alles versuchen, um an ein Gymnasium zu kommen, wo man hofft, den Kindern einen ruhigeren Rahmen bieten zu können. Die Politk muss sich daher dringend Gedanken machen, wie sie die Autorität von Schule wieder herstellen kann und auch echte Hilfen für Kinder in Problemlagen schaffen kann.
Die Eltern sind da halt immer das größere Problem.