Streit um Handy-Verbot: Bildungssenatorin warnt vor “einfachen Lösungen”

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BERLIN. Sollen Handys an Schulen verboten werden? Berlins Bildungssenatorin hält das für den falschen Weg und lässt sich auch nicht von den Plänen im Nachbarland Brandenburg überzeugen. Dort begrüßt die GEW zwar die geplante einheitliche Regelung – meint aber auch, dass die Schulen eigentlich andere Probleme hätten.

Problem gelöst? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Berlins Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) sieht ein pauschales Handyverbot an Schulen skeptisch. Bisher gibt es in Berlin kein solches landesweites Verbot. Es gelte das im Schulgesetz verankerte Prinzip der Eigenverantwortung, teilte ein Sprecher der Bildungsverwaltung auf Anfrage mit. «Jede Schule kann im Rahmen ihrer Schul- und Hausordnung eigenständig regeln, ob und in welchem Umfang Handys mitgeführt oder genutzt werden dürfen.»

Die Entscheidung darüber treffe die Schulkonferenz, der neben der Schulleitung auch Vertreter des pädagogischen Personals, der Eltern und der Schülerschaft angehören.

Brandenburg verbannt Handys aus der Grundschule

An Grundschulen in Brandenburg (wie auch in Bremen und Hessen) sollen Handys dagegen aus dem Unterricht verbannt werden. Vom kommenden Schuljahr an müssen private digitale Endgeräte «während des Unterrichts ausgeschaltet und in Schultaschen, Schränken oder Schließfächern verstaut werden», wie das Bildungsministerium in Potsdam mitteilte.

Brandenburgs Bildungsminister Steffen Freiberg (SPD) argumentierte, die Regelung schaffe mehr Klarheit und Rechtssicherheit für die Schulleitungen und Lehrkräfte. In Ausnahmefällen soll die Handynutzung erlaubt bleiben, etwa wenn Smartphones im Unterricht genutzt werden.

In Berlin bestehe heute bereits die Möglichkeit, die Nutzung von Handys an Schulen einzuschränken oder zu untersagen, so der Sprecher der Bildungsverwaltung. «Viele Berliner Schulen machen davon auch bereits Gebrauch, andere nicht.» Die Bildungssenatorin warne in der aktuellen Debatte vor allzu einfachen Lösungen für komplexe Fragen.

Auch in Berlin gibt es die Forderung nach Handyverboten

«Gleichzeitig verschließt sich Berlin einer sachlichen Diskussion über den Umgang mit digitalen Geräten im Schulalltag nicht», erläuterte der Sprecher. Entscheidend sei, dass Regelungen pädagogisch sinnvoll und gemeinsam mit den Beteiligten entwickelt würden.

Das Thema ist auch in Berlin alles andere als neu. Erst im Januar hatten drei Familien- und Gesundheitsstadträte aus den Bezirken Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg einen offenen Brief an die Bildungssenatorin und an Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) geschrieben.

Darin forderten sie ein umfassendes Handyverbot an allen allgemeinbildenden Schulen. «Aus psychologischer, gesundheitlicher und sozialer Sicht überwiegen die Nachteile einer unkontrollierten Smartphone-Nutzung während der Schulzeit die möglichen Vorteile bei weitem», argumentierten sie. Der Landesschülerausschuss in Berlin sprach sich damals klar gegen ein generelles Handyverbot aus.

Und die Lehrkräfte? Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Brandenburg lobte zwar, dass es dort nun zumindest eine einheitliche Regelung gebe. Es gebe einen Handlungsbedarf, das könne man den Schulen nicht allein überlassen, sagte der Landesvorsitzende Günther Fuchs. Aber es stünden auch noch ungeklärte Fragen – etwa zur Versicherung – im Raum.

Zudem dürfe das Verbot nicht ersetzen, dass an den Schulen mit den Kindern über die Nutzung von Smartphones gesprochen werde. Fuchs beklagte, dass es weitaus wichtigere Themen im Bildungsbereich gebe. Das Handyverbot sei ein «Nebenschauplatz». Die Landesregierung werfe «Nebelkerzen», um von den tiefergehenden Problemen abzulenken. News4teachers / mit Material der dpa

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1 Kommentar
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Rüdiger Vehrenkamp
5 Monate zuvor

Da möchte ich Herrn Fuchs gerne widersprechen: Die immensen Bildschirmzeiten von Jugendlichen SIND ein tiefergehendes Problem, das Auswirkungen auf alle anderen Bereiche des Schullebens hat: Cybermobbing, das Machen ungefragter Bilder und Videos, das Empfangen und Versenden von Gewaltvideos usw. Eine Nebelkerze kann ich hier nicht erkennen, obgleich es natürlich viele andere Probleme gibt, die endlich angepackt werden sollten.