Auf Mehrarbeit für Lehrer verzichten? Nur unter einer Bedingung: Aufschwung

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POTSDAM. An den Brandenburger Schulen herrscht Lehrermangel. SPD und BSW sehen im kommenden Haushalt aber Kürzungen für Schulen vor. Sie signalisieren nun unter einer Bedingung Offenheit für mehr Mittel.

Aufschwung? Kommt sofort. Illustration: Shutterstock

Die SPD/BSW-Koalition in Brandenburg stellt angesichts großer Proteste gegen Kürzungen mögliche zusätzliche Mittel für Schulen in Aussicht – aber unter Bedingungen. Wenn die finanziellen Möglichkeiten durch einen wirtschaftlichen Aufschwung oder durch Umschichtungen da seien, werde «der Bildungsbereich sicherlich der erste sein, in dem wir dann auch wieder Verbesserungen vornehmen», sagte SPD-Fraktionschef Björn Lüttmann. Er räumte ein, dass es durch Kürzungen im Haushalt «in einem gewissen Maße eine Belastung geben» werde.

Nach Angaben des Bildungsministeriums wird es für Schulen im nächsten Schuljahr ein um 50 Millionen Euro geringeres Personalbudget geben. Zudem werden 345 Stellen weniger zur Verfügung stehen als im aktuellen Schuljahr. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen eine Stunde mehr Unterricht geben, aber von anderen Aufgaben entlastet werden.

Die Bildungsgewerkschaft GEW und Lehrerverbände überreichten Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke eine Petition mit rund 15.000 Unterschriften gegen die geplante Mehrstunde und gegen die Kürzungen. Der GEW-Landesvorsitzende Günther Fuchs sagte: «Das ist ein verheerendes Signal.»

Proteste gegen Kürzungen

Tausende Menschen hatten bei Demonstrationen gegen Kürzungen bei Schulen und Kitas demonstriert. Der Landtag entscheidet am Freitag endgültig über den Doppelhaushalt.

Die SPD-Fraktion verwies darauf, dass das Budget für Vertretungslehrer für Schulen für dieses Jahr um rund 14,5 Millionen Euro und im nächsten Jahr um 3,6 Millionen Euro aufgestockt werden solle. Der Parlamentarische Geschäftsführer der BSW-Fraktion, Falk Peschel, sagte trotz der Kürzungen: «Bildung hat Priorität.» Wenn die Haushaltslage es zulasse, werde das Stellenbudget geändert.

CDU-Fraktionschef Jan Redmann warf der Koalition eine falsche Weichenstellung vor. «Da, wo es um Zukunft geht», werde auch noch gespart, sagte Redmann. Es sei jetzt schon eine Lücke absehbar im ersten Halbjahr des nächsten Schuljahres, vor allem auf dem Land. News4teachers / mit Material der dpa

Unterrichten Lehrkräfte bald eine Stunde mehr? GEW droht mit juristischen Mitteln

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8 Kommentare
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tozitna
3 Monate zuvor

Alles Lüge – es gibt de facto keine Entlastung!!! Wir sind zutiefst frustriert…

Kami
3 Monate zuvor
Antwortet  tozitna

Ich finde, dass man den Nachsatz “sollen aber an anderer Stelle entlastet werden”, der an buchstäblich jeder nur möglichen Stelle verwendet wird, weglassen muss, denn er ist pure Augenwischerei. Er dient allen, die das Klischee vom faulen Sack vor sich her tragen, als Rechtfertigung für Lehrerbashing. Ich liebe meine Arbeit, aber da ist inzwischen fast nur noch Frust über das System. Nichts als leere Worte.

Sepp
3 Monate zuvor

Dann muss ja als Konsequenz eine stärkere Fokussierung auf die eigentlichen Kernaufgaben geschehen, also Unterricht und Bewertung.

Abstriche müssten dann in Bereichen gemacht werden wie z.B.
– Differenzierung des Unterrichts
– Klassenfahrten und Ausflüge
– Projektwochen
– Elternabende, Elternsprechtage
– Konferenzen, Dienstbesprechungen usw. (weniger, kürzer, …)
– Schulentwicklungsprojekte
– …

ABC
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Die brauchen echt einen Mathe- Kurs zusätzlich. Oder?

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  ABC

Wieso, bei denen muss man grundsätzlich mit allem rechnen.

Silke hinterm Berg
3 Monate zuvor

definitiv nicht, eher runter mit den Deputaten
34 Stunden Wochen sind überall attraktiv!

Ureinwohner Nordost
3 Monate zuvor

Der Verzicht/ die Zurücknahme der verordneten Mehrarbeit nur unter der Bedingung: Aufschwung wird also nie stattfinden. Denn an Aufschwung ist in den nächsten Jahren in der BRD nicht zu denken.

Canishine
3 Monate zuvor

Wenn Lehrer also durch mehr Arbeit den fehlenden Aufschwung mitfinanzieren sollen, dann könnten das SPD und BSW ja auch von anderen Arbeitnehmern erwarten.