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GEW fordert Hitzeschutz-Offensive an Schulen: „Der Klimawandel ist längst im Klassenzimmer angekommen“

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MAINZ. Die Klimakrise macht auch vor dem Klassenzimmer nicht halt: Immer häufiger steigen die Temperaturen in deutschen Schulen auf gesundheitlich bedenkliche Werte – doch verbindliche Vorgaben zum Hitzeschutz fehlen vielerorts. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) warnt vor den Folgen und fordert eine Offensive für hitzetaugliche Schulen. Rheinland-Pfalz zeigt exemplarisch, wie groß der Handlungsbedarf ist.

Heiß hier. Illustration: Shutterstock

Angesichts zunehmender Hitzewellen drängt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Rheinland-Pfalz auf umfassende Vorsorgemaßnahmen für Schulen und Kitas. Die Ausstattung vieler Einrichtungen sei unzureichend, Regelungen lückenhaft oder zu vage – es fehle an klaren und schnellen Handlungsoptionen, kritisiert die GEW. „Es braucht verbindliche Vorgaben für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Bildungseinrichtungen – für Kinder und Beschäftigte gleichermaßen“, so die Gewerkschaft.

Gefordert wird eine Modernisierung der Infrastruktur mit baulichem Hitzeschutz: Gründächer, entsiegelte und begrünte Schulhöfe, Schattenspender, Sonnensegel, Wärmeschutzverglasung und Jalousien sollen Standard werden. Auch eine flächendeckende Versorgung mit kostenlosem Trinkwasser gehört für die GEW dazu. „Wasser sollte grundsätzlich allen Lehrenden und Lernenden zur Verfügung stehen – gerade um in Hitzeperioden gesundheitliche Risiken zu minimieren.“ Ebenso seien Erste-Hilfe- und Sicherheitsschulungen zum Umgang mit Hitze zwingend notwendig.

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Rückendeckung erhält die GEW von der Landesschüler*innenvertretung (LSV). Deren Sprecherin betont: „Die Anliegen der Schülerinnen und Schüler müssen mehr gehört werden – oft sind die Schulen schon am frühen Vormittag unerträglich warm.“

Was aktuell gilt – und was nicht: Trotz wachsender Belastungen durch hohe Temperaturen gibt es in Rheinland-Pfalz bislang keine verbindlichen Regeln, wann der Unterricht wegen Hitze ausfällt oder angepasst wird. Zwar ist Hitzefrei grundsätzlich möglich – vor allem an weiterführenden Schulen. Grundlage ist eine Verwaltungsvorschrift des Bildungsministeriums, wonach bei anhaltender Raumtemperatur von über 27 Grad nach pädagogischem Ermessen die Schulleitung Hitzefrei gewähren kann. In der Praxis bedeutet das: Eine starre Gradgrenze gibt es nicht. Für Grundschulen und Kitas existieren nach Angaben der Bildungsgewerkschaft GEW keine verbindlichen Vorgaben.

Auch für Sportunterricht gibt es keine landesweiten Temperatur-Grenzen. Die Entscheidung, ob Sport in der Halle oder im Freien stattfindet, liegt bei den Lehrkräften. Das Bildungsministerium verweist auf die Verantwortung der Pädagogen, den Unterricht „hitzeangepasst“ zu gestalten. Ähnlich unklar ist die Lage auf dem Außengelände: Viele Einrichtungen reagieren flexibel – mit mehr Pausen im Schatten oder dem Verlegen von Aktivitäten in kühlere Räume. Die GEW fordert auch hier verbindliche Vorgaben und plädiert für entsiegelte, begrünte und beschattete Pausenflächen.

Und was ist mit Kleidung und Trinkwasser? Was den „Beach-Look“ im Klassenzimmer betrifft, gibt es keine landesweit einheitlichen Kleiderordnungen. Kleidung soll laut Schulordnung „dem schulischen Rahmen entsprechen“. Die GEW spricht sich gegen rigide Vorschriften aus – wichtiger sei ein respektvoller Umgang miteinander und die Berücksichtigung des individuellen Temperaturempfindens. Die LSV lehnt jegliche Einschränkungen bei sommerlicher Kleidung grundsätzlich ab: „Kleidung ist dazu da, sich selbst auszudrücken und die Temperaturen auszuhalten.“

Trinkwasser ist in Kitas meist über die Verpflegungspauschale abgedeckt. In Schulen werden zunehmend Trinkbrunnen und Wasserspender installiert, an denen mitgebrachte Flaschen aufgefüllt werden können. Die GEW fordert eine verlässliche, kostenlose Wasserversorgung an allen Schulen und Kitas – auch als gesundheitliche Schutzmaßnahme.

In Kindertagesstätten sind Getränke in der Regel über die Verpflegungspauschale abgedeckt. In den Schulen werden zunehmend Trinkbrunnen oder Wasserspender aufgestellt, die die Kinder und Jugendlichen zum Auffüllen mitgebrachter Trinkflaschen nutzen können.

Die GEW fordert, dass eine kostenfreie Versorgung mit Getränken stets und überall gewährleistet ist – gerade um in Hitzeperioden gesundheitliche Risiken zu minimieren. Wasser sollte grundsätzlich allen Lehrenden und Lernenden zur Verfügung stehen.

Sicherheit geht vor: Für Lehrkräfte in Schulen und pädagogisches Personal in Kitas sind Erste-Hilfe-Kurse verpflichtend. Diese beinhalten auch Schulungen zum Umgang mit Hitze und Ozonbelastung. In Kitas gehören regelmäßige Sicherheitsschulungen laut GEW zum Standard.

Die Sommerferien rücken näher, doch in vielen Klassenzimmern wird es jetzt erst richtig heiß – im wahrsten Sinne. Die GEW fordert: Es darf nicht beim Improvisieren bleiben. Der Hitzeschutz an Schulen muss endlich zur Chefsache werden. News4teachers / mit Material der dpa

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