Gesundheitsfachkräfte an Schulen: Wirksame Unterstützung für Lehrkräfte (sagen Lehrkräfte)

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HAMBURG. Sie helfen bei Stress, Verletzungen und Medienfragen im Schulalltag – und entlasten dadurch Lehrkräfte spürbar: Hamburgs Schulgesundheitsfachkräfte haben sich bewährt. Nach fünf Jahren erfolgreicher Pilotphase setzt die Hansestadt das Modellprojekt nun an – immerhin – elf Grundschulen in benachteiligten Lagen fort.

Schulgesundheitsfachkräfte helfen Schülerinnen und Schülern auch bei akutem Unwohlsein. Symbolfoto: Shutterstock

Schulgesundheitsfachkräfte entlasten Lehrer*innen und stärken das schulische Umfeld. Das zeigen die Evaluationsergebnisse des Hamburger Pilotprojekts. Demnach schätzt die überwiegende Mehrheit der beteiligten Lehrkräfte die Unterstützung der Schulgesundheitsfachkräfte für die gesamte pädagogische Arbeit (84,4 Prozent).

Fast alle Schüler*innen können von mindestens einem positiven Effekt auf ihre Gesundheit oder konkrete Unterstützung berichten (98,6 Prozent). Darüber hinaus tragen die Schulgesundheitsfachkräfte zu einer erhöhten Teilhabe am Unterricht bei: So kehrte ein Großteil Schüler*innen nach gesundheitlichen Zwischenfällen wieder in den Unterricht zurück, anstatt nach Hause zu gehen (68 Prozent).

Fünf jährige Pilotphase mit wissenschaftlicher Begleitung

Das Modellvorhaben „Schulgesundheitsfachkräfte an Hamburger Grundschulen“ startete 2020. Initiiert haben es die Sozialbehörde, die Behörde für Schule, Familie und Berufsbildung, der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) und das Bezirksamt Hamburg Nord. Das Ziel laut Sozialbehörde: „Kinder und Sorgeberechtigte aus sozial benachteiligten Quartieren der Hansestadt gleiche Startbedingungen für ein gesundes Leben zu schaffen“. Dafür sollen Schulgesundheitsfachkräfte Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren im Schulalltag unterstützen. Ihr Fokus liegt dabei auf Präventionsmaßnahmen. Die Pilotphase umfasste fünf Jahre. Die Leuphana Universität Lüneburg begleitete das Projekt wissenschaftlich.

„Mit Gesundheitsförderung und Prävention sollte so früh wie möglich gestartet werden. Zu wissen, was der eigene Körper braucht und wie man sich verhalten kann, um die psychische Gesundheit zu stärken, das ist im späteren Leben ein großer Vorteil“, sagt die Hamburger Schulgesundheitsfachkraft Nike Ebert im Interview mit dem Verband der Ersatzkassen. Im Rahmen ihrer Arbeit widmet sie sich etwa den Themen „ausgewogene Ernährung“, „Stressbewältigung“, „psychosoziale Gesundheit“ und „verantwortungsbewusster Medienkonsum“. „Manche Kinder haben aus vielfältigen Gründen nicht die Chance, diese Dinge zu erlernen aber kein Kind sollte unter dem Radar sein. Aufgrund der Schulpflicht hat man alle Kinder im Blick, unabhängig von ihrer sozialen Lage, man erreicht die Eltern und das Umfeld, kann Aufklärungsarbeit mit allen Beteiligten innerhalb dieses Settings gemeinsam leisten.“

Enge Kooperation zwischen Schulgesundheitsfachkräften und Lehrer*innen

Dabei arbeiten Schulgesundheitsfachkräfte wie Ebert eng mit den Lehrkräften zusammen: „Ich gebe zum Beispiel Ernährungskurse in den Klassen, oder eine Lehrkraft kommt zu mir, und wir entwickeln gemeinsam eine Projektidee.“ Ebert selbst hat mit Klassenlehrkräften etwa ein kleines soziales Training durchgeführt, um das soziale Miteinander in den Klassen zu stärken – mit Erfolg. „Ich habe viele Rückmeldungen bekommen, dass der Umgang in den Klassen zum Teil positiver geworden ist.“ Des Weiteren unterstützt sie beispielsweise bei Elternabenden zu Themen wie „Medienkonsum und Medienmündigkeit“ oder „Ernährung“. Fast drei Viertel der Tätigkeit von Schulgesundheitsfachkräften entfällt laut Evaluation auf solche präventiven Maßnahmen (71,9 Prozent).

Ansonsten sind Schulgesundheitsfachkräfte für die Schüler*innen im Tagesverlauf in akuten Situationen ansprechbar. Das gilt nicht nur nach Unfällen, bei Schmerzen oder Unwohlsein, sondern auch, wenn die Kinder psychisch belastet sind, so Ebert. Dann „schauen wir gemeinsam, woran es liegen könnte, welche Unterstützung gibt es, treffen wir uns zu regelmäßigen Gesprächen? An zum Beispiel dieser Stelle kommt die Netzwerkarbeit ins Spiel. Ich gehe auf die betroffenen Eltern zu und zusammen besprechen wir, an welcher Stelle es Unterstützungsbedarf gibt, oder eben Dinge verändert werden sollten.“

Zusätzliche Hilfe durch außerschulische Angebote

Netzwerkarbeit von Schulgesundheitsfachkräften ist allerdings nicht nur in Akutsituationen gefragt; auch grundsätzlich sollen sie die Schulen für außerschulische Angebote öffnen, etwa der Gesundheitsförderung, oder Zugänge zu lokalen Aktivitäten schaffen. Ebert: „Durch die Netzwerkarbeit haben sich viele Ansprechpartner gefunden, mit denen die Arbeit an gemeinsamen Zielen viel Spaß bereitet.“

Kein Wunder, dass sich bei so viel Unterstützung im Schulalltag fast alle im Rahmen der Begleitforschung befragten Lehrkräfte wünschen, dass die Schulgesundheitsfachkräfte dauerhaft an ihren Schulen verbleiben (98,5 Prozent). Ihren Wert haben anscheinend auch die politisch Verantwortlichen erkannt und das Projekt an elf Hamburger Grundschulen verstetigt. News4teachers

Bundesland plant Pilotprojekt: Gesundheitsfachkräfte kommen an Schulen zum Einsatz

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Einer
3 Monate zuvor

Unser jetzige erst-Hilfe-Raum ist ein Raum ohne Fenster. Wem nicht schon schlecht ist, dem wird dort schlecht! Deshalb fände ich es super, wenn wir bei uns am Berufskolleg eine medizinische Kraft hätten. Wenn ein Schüler über irgendwelche Schmerzen (Hals, Kopf oder was auch immer) könnte er dort erstmal hin bevor er wirklich nach Hause gehen darf.

wombatlover
3 Monate zuvor
Antwortet  Einer

Unserer auch. Dazu kommt, dass man den Ventilator unter die Deckenleuchte montiert hat. So kann man zwischen Luft und Licht wählen, bei beidem zusammen bekommt auch der gesündeste Mensch epileptische Anfälle.

Feirefiz
3 Monate zuvor

Ein Traum! Eine Schulkrankenschwester/ ein Schulkrankenpfleger. Diese Kraft würde Ärzte entlasten, aktiv Gesundheitsvorsorge betreiben, viele Schülerfragen zu Sexualität, Ernährung, Drogen etc beantworten können.
Und sie könnte dem ein oder anderen Schüler zeigen, wie attraktiv Pflegeberufe sind.
Nur her damit!

Lera
3 Monate zuvor

Eine 5(!!)-jährige Pilotphase…

… und danach wird „das Projekt“ dann an

(Trommelwirbel)

11 Schulen

„fortgesetzt“.

Merkt ihr was?

potschemutschka
3 Monate zuvor
Antwortet  Lera

Beispiel Land Brandenburg:
https://schulgesundheitsfachkraft.de/de/

TaMu
3 Monate zuvor

Ich befürworte Gesundheitsfachkräfte flächendeckend in der ganzen Bundesrepublik und zwar gleich, ohne jahrelange Pilotphase.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Für Schulen sollten es aber Fachkräfte mit Erfahrungen in Psychatrie sein.

TaMu
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

… Und in Psychotherapie!

Canishine
3 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Und für Lehrer Physiotherapie …

Rainer Zufall
3 Monate zuvor

Freut mich, dass das Konzept erfolgreich arbeiten konnte!

“Mit Gesundheitsförderung und Prävention sollte so früh wie möglich gestartet werden.”
Mir fallen da Einrichtungen ein, die noch vor der Grundschule stattfinden… 😉