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PISA-Chef Schleicher warnt: Migration bringt viele Schulen aus dem Gleichgewicht

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BERLIN. Das deutsche Bildungssystem kümmert sich nicht ausreichend um Kinder mit Migrationshintergrund – das kritisiert Andreas Schleicher, Bildungsdirektor der OECD. Ganze Schulen gerieten dadurch „aus dem Gleichgewicht“, warnt er. Schleicher fordert verbindliche Sprachtests, mehr frühkindliche Förderung – und befeuert damit eine Debatte, die seit dem Vorstoß von Bildungsministerin Karin Prien wieder Fahrt aufgenommen hat: Soll der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund an Schulen begrenzt werden?

“Hier wird in Deutschland zu wenig getan.” Foto: Shutterstock

Der Bildungsdirektor der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Andreas Schleicher, bescheinigt dem deutschen Bildungssystem gravierende Mängel beim Umgang mit Kindern mit Migrationshintergrund. «Es ist ein riesiges Problem, wenn ein Bildungssystem sich nicht ausreichend und nicht erfolgreich um Kinder mit Migrationshintergrund kümmert», sagte Schleicher der «Stuttgarter Zeitung» und den «Stuttgarter Nachrichten».

«Und wenn dadurch ganze Schulen aus dem Gleichgewicht geraten. Das ist in Deutschland leider viel zu oft der Fall», sagte Schleicher, der auch für den internationalen Schulleistungsvergleich Pisa verantwortlich ist.

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Frühe Sprachvermittlung als Schlüssel

Als Gründe für die Schwierigkeiten nannte Schleicher mangelnde frühkindliche Bildung und eine falsche Verteilung von Ressourcen im Bildungssystem. Gut ausgestattete Kitas mit klarem Bildungsauftrag seien der beste Weg, um sicherzustellen, dass alle Mädchen und Jungen die Sprache ausreichend beherrschten, sagte Schleicher. Dazu gehörten verbindliche Sprachtests und frühe Diagnostik.

«Hier wird in Deutschland zu wenig getan», kritisierte er. Wenn die sprachliche Grundlage bei zu vielen Kindern in einer Klasse fehle, werde es für die Lehrerinnen und Lehrer schwer. Sie bräuchten mehr Unterstützung.

Schleicher äußerte Verständnis für Eltern, die für ihre Kinder die bestmögliche Schule auswählen. «Natürlich kann ich Eltern verstehen, wenn sie ihre Kinder lieber auf eine Schule schicken wollen, an der es die entsprechenden Probleme nicht gibt. Wer wünscht sich nicht die beste Bildung für seine Kinder?», fragte der Experte.

Schleicher hatte unlängst Zustimmung zum Vorschlag von Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) erkennen lassen, Migrationsquoten an Schulen einzuführen (News4teachers berichtete). Studien sprächen durchaus für die Einführung einer Obergrenzen, erklärte er gegenüber der «Welt».

Zu Priens Vorschlag sagt er: «Ich sehe das ähnlich, wir wissen aus unseren Vergleichsstudien, dass die Konzentration von Schülern mit Migrationshintergrund ein ganz entscheidender Faktor für Schulleistungen ist. Das heißt, Bildungssysteme, die Schüler mit Migrationshintergrund gleichmäßig verteilen, haben einen ganz entscheidenden Vorteil.» News4teachers / mit Material der dpa

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