Bürgerrat Bildung und Lernen: Zensuren erst ab Klasse 9? Streitgespräch im Stream

85

BONN. Noten polarisieren – seit Generationen. Für die einen sind sie der Garant von Transparenz und Vergleichbarkeit, für die anderen Symbol für Leistungsdruck und Ungerechtigkeit. Der Bürgerrat Bildung und Lernen hat jetzt eine Empfehlung vorgelegt: Ziffernnoten bis Klasse 9 abschaffen, stattdessen auf individuelles Lern-Feedback setzen. Am 26. August wird dieser Vorstoß erstmals öffentlich diskutiert – live im neuen Bürgerrat-Talk. Seien Sie dabei!

Live-Termin verpasst? Kein Problem – hier ist die Aufzeichnung (beginnt ab Minute 5):

Kaum eine Frage entzweit die Bildungsrepublik so sehr wie diese: Sind Schulnoten ein notwendiges Maß für Leistung – oder ein Relikt, das Schülerinnen und Schüler unnötig unter Druck setzt?

Der Bürgerrat Bildung und Lernen hat dazu nach langen Diskussionen eine klare Empfehlung formuliert: Bis Klasse 9 soll es keine Ziffernnoten mehr geben. Stattdessen sollen Kinder und Jugendliche durch individuelles Lern-Feedback gestärkt werden – ab Klasse 9 sollen Noten ergänzend hinzukommen, verbunden mit anonymisierten Prüfungen, um Fairness und Chancengerechtigkeit zu verbessern.

Ein Vorschlag, dessen Umsetzung weitreichende Folgen hätte – und der jetzt erstmals öffentlich diskutiert wird: Am 26. August, von 18 Uhr bis 19 Uhr, im neuen Bürgerrat-Talk „Bildung und Lernen im Dialog“. Die Premiere mit dem Titel „Keine Noten, keine Leistung? Welchen Wert haben Zensuren in der Schule?“  ist live online zu verfolgen (Zugang gratis). Seien Sie dabei! Im begleitenden Chat können Zuschauerinnen und Zuschauer auch kommentieren und Fragen stellen.

Zu hören sind prominente Stimmen aus der Bildungsdebatte:

  • Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands
  • Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz
  • Dr. Katharina Roos, Mitglied im Bürgerrat Bildung und Lernen

Die Moderation übernimmt News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek. News4teachers ist Medienpartner. Andrej Priboschek freut sich auf das Streitgespräch: „Wir reden über eine pädagogische Grundsatzfrage, zu der viele Menschen eine Meinung haben und die jeden und jede bewegt – von Schülerinnen und Schülern über Eltern bis hin zu Lehrkräften. Ich bin sicher: Das wird eine lebhafte Debatte, die sowohl Einstellungen hinter den Positionen sichtbar macht als auch neue Perspektiven bringen kann.“

Von links: Dr. Katharina Roos, Quentin Gärtern und Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing. Fotos: Montag Stiftung Denkwerkstatt / Landesschülerbeirat Baden-Württemberg / Deutscher Philologenverband

Die Montag Stiftung Denkwerkstatt richtet die Online-Gesprächsreihe aus. Ziel der Diskussion: Die Empfehlung des Bürgerrats mit Fachleuten und Betroffenen sachlich zu beleuchten – aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Und es bleibt nicht bei dieser einen Debatte (der Bürgerrat hat eine Reihe von Empfehlungen vorgelegt): Bereits am 11. September geht es im Bürgerrat-Talk um „Freiheit in der Bildung“, im Oktober folgt ein Streitgespräch über Hausaufgaben, ehe am 21. und 22. November in Berlin die große Bürgerrats-Konferenz stattfindet – mit einem Live-Talk zur Frage, wofür ein gegliedertes Schulsystem eigentlich steht.

Termin: 26. August 2025, 18 Uhr, online auf Youtube (hier geht es hin). 

Wieso es die Bildung – und die Demokratie – voranbringt, wenn Bürger intensiv mitsprechen: der Bürgerrat Bildung und Lernen

 

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

85 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Katze
1 Monat zuvor

Ach nee, der Bürgerrat … schon wieder. Diesmal mit der Empfehlung: Zensuren erst ab Klasse 9. Vermeintliche Lernfreude bis dahin, danach offenbar zurück zur Realität. Für viele Lehrkräfte ist das kein Fortschritt, sondern ein bildungspolitischer Rückschritt. In Foren und Lehrerzimmern wird der Frust offen geteilt – man fühlt sich übergangen von einem Gremium, das mehr auf gefühlte Wahrheiten als auf pädagogische Erfahrung setzt.
Da gab’s ne Zeit, ich denk zurück,
da war Schule mal ’ne Denkfabrik.
Jetzt zählt Gefühl statt klarem Blick,
und Leistung gilt als Taktik-Trick.
Die Anti-Exen-Bewegung rund um Schülerin Amelie liefert den emotionalen Treibstoff, der nun als Reformidee durchgereicht wird. Leistungsmessung? Rückmeldung? Alles angeblich traumatisierend. Stattdessen: Selbstwirksamkeit und das große pädagogische Vielleicht.
Noch ist Bildung die einzige Spielwiese dieser Bürgerexpertokratie. Hoffen wir, dass sich die anderen Bürgerräte nicht zu bald konstituieren. Der Bürgerrat Gesundheit empfiehlt dann Globuli statt Antibiotika, der Bürgerrat Recht ersetzt Urteile durch Gruppenumarmungen und der Bürgerrat Empathie und Energetik, geleitet von Ronny, Reiki-Meister und Klangschalen-Enthusiast, sorgt für die emotionale Tiefenentspannung im Job und in der Schule. Meinung ersetzt Expertise. Hauptsache, es fühlt sich richtig an.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Genau deshalb sollte man alle diese Forderungen sofort und ungefiltert umsetzen.

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Aber vorher gut die eigenen Warnungen dokumentieren, damit nachher keiner sagen kann, dass wir schuld sind.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

“Schuld” sind wir so oder so, wozu was darauf geben ?

vhh
1 Monat zuvor

Anonymisierte Prüfungen wegen Fairness und Chancengerechtigkeit? Diese Menschen unterstellen also tatsächlich, dass regelmäßig (Einzelfälle könnte man auch anders regeln) die Lehrkräfte abhängig vom Schülernamen bewerten? Danke, wie gut, dass für mich am Horizont mittelfristig ein Ende in Sicht ist. Lasst doch die KI Multiple Choice erstellen, wir unterrichten dann den Fragenkatalog, das ist so schön objektiv und richtig nah an der Kompetenzorientierung.
Vielleicht sind es nicht alles kleine Genies, die von den bösen Lehrern und dem ‘System’ am Wunschabschluss gehindert werden? Vielleicht sind 90% der LK nicht bösartig und hinterhältig, sondern liegen ganz richtig mit ihrer Sicht der zunehmenden Lern- und Konzentrationsprobleme? Vielleicht geben wir in jeder Stunde individuelles Feedback, direkt und situationsbezogen?
Man könnte das noch erweitern, ich bin für ein individuelles Feedback als Abizeuhnis. Das beendet den NC und die Unis haben endlich einen Grund, Eingangsprüfungen abzuhalten. Vielleicht auch später im juristischen Examen oder bei der Ingenieur-Masterarbeit eine Textbewertung? Anatomieschein: findet in der überwiegenden Zahl der Fälle die angegebenen Knochen? Dazu noch eine Persönlichkeitskomponente: X zeigt erste Ansätze, Kritik zu seiner Arbeit positiv zu verarbeiten. In einem zugewandten Arbeitsumfeld bedingt geeignet, eine Anfangsstelle auszufüllen.

ginny92
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Das beste daran ist, dass es in den meisten fällen, wenn SuS bzw. deren Namen bekannt sind/ drauf stehen. Eine eher positive Korrektur vorgenommen wird, weil man zum Beispiel gewisse Formulierung oder andere Bemühungen besser erkennen kann. Zu dem weiß man sehr genau wie die Arbeit ablief, Störungen des Ablaufs kommen gerne mal vor….

vhh
1 Monat zuvor
Antwortet  ginny92

Richtig, das hatte ich lieber nicht erwähnt, weil manche dann wieder ‘also doch’ lesen…Auch die ‘Schwierigen’ sehe ich mir eher mit positivem Blick an, denn positive Rückmeldungen und Hilfen sind erfahrungsgemäß zielführender als ‘es dem mal zu zeigen’. Lehrer gehen nämlich, im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, nicht davon aus, dass anstrengende Schüler sowieso nicht mehr zu retten sind. Verblüffendes Konzept…

447
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Ich denke mittlerweile auch:

Warum eigentlich nicht?

Wozu den ganzen Zinnober um Noten, wenn die Menschen das nicht wollen ?

Ich brauche Notenvergaben jedenfalls nicht, macht viel Arbeit.

Insofern: Bitte, BITTE schafft sie endlich ab.

vhh
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Ohne Noten gibt es keine Widerspruchsverfahren bzw. die Begründungen sind alle schon genannt…JA, BITTE!
Die Menschen wollen leider schon Noten, es müssen nur die richtigen sein.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  vhh

Natürlich.
Dann sollten wir diese liefern.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Ganz simpel: Nur wer Angst vor Anstrengung und Leistung hat, möchte auch die Noten abschaffen. Als Schüler hätte ich das vermutlich auch gefeiert: “Geil, keine Noten mehr, kein Sitzenbleiben mehr, ich muss im Grunde gar nichts mehr machen!” – Wer hier nicht fokussiert und komplett intrinsisch motiviert ist, legt doch die ersten Jahre in der Schule die Füße hoch, ehe er dann schlagartig und kurz vor den Abschlüssen mit den Ziffern konfrontiert wird.

Übrigens: Diese Lernentwicklungsberichte aus den Gemeinschaftsschulen sind für viele Eltern, die wir in der Familienbetreuung haben, oft ein Buch mit sieben Siegeln. Mal liegts an Sprachbarrieren, mal liegts an mangelnder Lesekompetenz, um überhaupt herauszufinden, wie das Kind denn nun wirklich steht, mal liegts auch an beidem. Mit einer Ziffer können hingegen alle etwas anfangen.

H. F.
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

// Wer sich mit der Lernforschung beschäftigt, wird feststellen, dass – wissenschaftlich belegt – Druck ein überaus schlechter Lehrmeister ist. //

Was habt ihr nur immer mit eurem Druck?! Ich ging in den 90ern bis Anfang der 2000er in die Schule und habe niemals “Druck” verspürt.
Es gab halt Dinge, die mussten erledigt werden. Die einen hatten mal Bammel vor der Physik-Klausur, die anderen vor dem Vorsingen, die anderen vor dem Bockspringen. Na und?!

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Erinnert an Fantasy-Literatur…”Laufen lernen” ist biologisches Grundprogramm, das lernten schon Steinzeitmenschen.

Aber niemand braucht sich da von mir stören lassen: Gerne können Noten ab Montag abgeschafft sein.

So ist das in der Demokratie, wenn die Mehrheit das will kommen Noten eben weg.

In einer Abstimmung (na gut, sooooo demokratisch will man es hier ja auch nicht 😀 ) würde ich sofort der Abschaffung von Noten zustimmen.

Und warum bei Klasse 9 aufhören ?

Eigentlich könnte man Schule auch bis zum Abi ohne Noten stattfinden lassen.

Brennpunktschule
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich möchte zweischrittig antworten und anschließend auf die Frage Notengebung/keine Notengebung eingehen:

“Wer sich mit der Lernforschung beschäftigt, wird feststellen, dass – wissenschaftlich belegt – Druck ein überaus schlechter Lehrmeister ist.”
Dies ist durch Studien belegt. Lernen funktioniert nicht gut, wenn ausschließlich durch Zwang gelernt werden soll, und Angst ein vorherschendes Gefühl im Klassenraum ist.

Das bedeutet allerdings auf keinen Fall, dass Lernen nur funktioniert, wenn überhaupt keine Anforderungen gestellt werden. Das sind zwei verschiedene Kategorien. Angst und Anforderungen sind nicht identisch, und Anforderungen von außen lösen auch nicht automatisch Angst aus. Das ist ja eben eine der wichtigen Aufgaben der Lehrkraft, in einer Beziehung mit dem Lernenden sicherzustellen, dass dieser Wertschätzung erfährt, auch wenn äußere Anforderungen nicht vollständig oder auch gar nicht erfüllt werden.

“Kinder lernen von Geburt an in riesigen Entwicklungsschritten, also weit vor Schule und Noten. Kein Kind braucht eine Note, um Laufen, Sprechen, soziales Interagieren zu lernen. Die meisten seiner Kompetenzen eignet sich der Mensch noch vor der Einschulung an. Lediglich ein kleinerer Teil wird während der Schul- und Ausbildungszeit gelernt.”
Das ist vollkommen richtig.

Es hat aber nichts mit der Diskussion um Noten zu tun. Es handelt sich – nach meiner fachlich fundierten und durch Studien sehr gut gestützten Ansicht – um ein weit verbreitetes Argument, das zu vielen pädagogischen Philosophien und Mythen insbesondere in Deutschland führt.

Für biologisch sekundäre Fähigkeiten (= Schulwissen) sind strukturierte, lehrergeleitete Instruktion mit systematischem Feedback essentiell. Die “Redaktion” verwechselt intrinsische Motivation bei evolutionär verankerten Fähigkeiten mit der völlig anderen Lernrealität bei kulturellen Fertigkeiten. Es ist in diesem Zusammenhang ein wissenschaftlich nicht haltbarer Vergleich, der die Komplexität schulischen Lernens unterschätzt. Damit schwächt die “Redaktion” ihre Argumentation.

Notengebung hat ohne Zweifel viele belegte Nachteile. Und es ist keineswegs so, dass wer die Abschaffung von Noten fordert, automatisch gegen Anstrengung und Leistung argumentiert. Sie hat aber eben auch wesentliche Vorteile.

Diese spezifischen Vor- und Nachteile sollten in einer ernsthaften Diskussion bedacht und gegeneinander abgewogen werden. Es soll ja auch bei Abschaffung der Noten nicht auf eine Rückmeldung verzichtet werden. Nach meiner Ansicht sollte man sich anschauen, welche Funktionen Noten zur Zeit erfüllen, und ob diese Funktionen in unserer Gesellschaft alle gewünscht sind – z.B. die Frage des Vergleichs mit anderen Lernenden.

Dann kann man in einem zweiten Schritt überlegen, ob andere Rückmeldesysteme die erforderlichen und gewünschten Funktionen genauso gut oder sogar besser erfüllen.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Wieso verwenden Sie das Wort Druck und nicht das Wort Ehrgeiz?

Sepp
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

“Die meisten seiner Kompetenzen eignet sich der Mensch noch vor der Einschulung an. Lediglich ein kleinerer Teil wird während der Schul- und Ausbildungszeit gelernt.”

Dann können wir doch Schule ganz abschaffen und Kinder einfach ab 6 Jahren arbeiten lassen. Sie lernen doch eh nicht mehr viel in der Schule. Oder war das so nicht gemeint?

“Wieso – wenn doch Druck und Noten allein der Treiber von Leistumg sein sollen?”

Wir alle kennen sie, die intrinsisch hoch-motivierten “Pubertiere”, die man geradezu vom Lernen abhalten muss. Oder doch nicht?

Die Neurobiologie zeigt eben auch, dass sich in der Pubertät einiges im Gehirn umbaut, eben wenig intrinsische Motivation vorhanden ist und (a)soziale Medien tun das Übrige…

Wenn wir außerhalb einer gymnasialen Bubble denken, ist es eben so, dass schon in der 9. Klasse ein Schulabschluss erworben wird. Schon mit dem Halbjahreszeugnis bewirbt man sich. Da zum ersten Mal Ziffernnoten zu vergeben wäre eine fatale Entscheidung.

Ansonsten ist auch hier in der Debatte, dass es gar nicht um eine “entweder / oder”-Entscheidung geht:
Wir brauchen liebevolle Zuwendung, Unterstützung und Begleitung, aber eben auch einen gewissen – nicht übertriebenen – Druck, sich wirklich anzustrengen.

Heinz
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja weil es leider so ist, dass in Schulen Dinge gelernt werden müssen, die nicht dem natürlichen Lernen entsprechen mit Inhalten, die biologisch gesehen auch nicht notwendig sind.

Wir zwingen die Kinder ja dazu etwas zu lernen, was sie überhaupt nicht möchten und mit ihrer Lebenserfahrung auch zu diesem Zeitpunkt nicht benötigen um zu überleben, da ist die intrinsische Motivation bei vielen natürlich eine andere.

Ein Kind möchte auf einen Baum klettern, herunterfallen, sich weh tun und lernt dann, dass dies entweder nicht mehr macht oder anders klettert. Wir enthalten unseren Kindern diese natürlichen Lernerfahrungen aber immer mehr vor und zwingen sie 8 Stunden in einem geschlossenen Raum in Reih und Glied zu sitzen und etwas vollkommen unnatürliches zu lernen.

Canishine
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Das menschliche Leben besteht nicht nur (aber sicherlich auch) aus dem im Wald herum laufen und sich an Blümchen erfreuen, auch wenn dies unbestreitbar schön ist. Der Mensch zu ist enormen geistigen Leistungen fähig, was sich in der Wissenschaft, Kunst, Literatur, Musik, Architektur oder auch im Erfindungsreichtum usw. zeigt, und aus meiner Sicht gehört das Ausgestalten dieser Fähigkeiten zum „natürlichen“ Menschsein dazu. Teil davon ist aber sicherlich auch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Sinn seines Tun und Schaffens, wie es u.a. in den Gesellschaftswissenschaften geschieht. Beide Aspekte (und noch andere) setzen ein hohes Maß an Lernen voraus, Lernen ist also nicht nur zum Bestehen in der Realität wichtig (, die allerdings tatsächlich teilweise zu wenig Raum zur geistigen Entfaltung lässt). Da muss man sich auch schon mal ein paar Stunden hinsetzen, ggf. sogar in Reih und Glied.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Das bestreite ich nicht mal. Ich vermute, dass jedem Menschen eine intrinsische Motivation innewohnt, Sprechen, Laufen und soziales Interagieren zu lernen. Ob sich das auch auf Gedichtinterpretationen, das Periodensystem der Elemente, Englischvokabeln und Bruchrechnen anwenden lässt, bezweifele ich jedoch stark.

Ich will lernen, wie das neue Videospiel funktioniert, ich will lernen, wie ich Posts auf sozialen Medien mache und Bildfilter benutze, ich will lernen, wie ich möglichst wenig für die Schule tun muss… Für all das, was ich eventuell nicht intrinsisch lernen will, braucht es dann aber Druck von außen. Oder man löst alle Lehrpläne auf und jedes Kind macht einfach, was es will. Ansätze dazu gibt es ja bereits. Ob sich damit jedoch eine solidarische Gesellschaft im Wohlstand aufrechterhalten lässt? Ich denke nicht.

Sepp
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Es gibt Schulen, die vormachen, dass es geht. Hat allerdings auch damit zu tun, Kindern den Sinn dessen zu vermitteln, was und warum sie lernen sollen: “Es muss für die Kinder Sinn ergeben, warum sie Lesen, Schreiben und Rechnen lernen”.

Ich frage mich, wie viele Kollegen es wohl gibt, die einfach ins Blaue hinein unterrichten und nicht erklären, was in der Einheit und der anstehenden Stunde behandelt wird und wozu es gelernt werden sollte.

Das hier genannte “Periodensystem der Elemente” ist bspw. die Grundlage, um den Aufbau von Atomen abzulesen und davon ausgehend chemische Bindungen und Reaktionen zu verstehen. Was aber, wenn ein Schüler zwar anerkennt, dass es sinnvoll ist, aber keine Lust darauf hat?

Sicher ist es auch sinnvoll, eine Fremdsprache zu lernen, wenn man bspw. in den Urlaub fährt. Aber trägt diese einfach Erkenntnis so weit, dass man dazu über Jahre kontinuierlich Vokabeln, Aussprache und Grammatik paukt?

Nur weil der Sinn nicht gesehen wird / werden will – gibt’s vielleicht doch einen. Aber der alleine reicht ggf. nicht, um über längere Zeiträume Motivation zu erzeugen.

Ureinwohner Nordost
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Was die Mathematik und Naturwissenschaften betrifft, ist dieses Wissen auf jeden Fall auch für die 2. Hälfte der 2000er Jahre wichtig.
Es sei denn, man möchte sich auf Computer mit künstlicher Intelligenz verlassen.
Allerdings, wozu braucht es dann noch Menschen? Die können dann auch aussterben. Vielleicht führt ja auch der Klimawandel genau dazu?
Was da an Menschen gebundener Biomasse freigesetzt wird (8 Mrd. Menschen a 75 kg Masse – kann man ja hochrechnen, wenn man kann) 😉

Lothar Möllmann
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ganz einfach: weil diese Kompetenzen dem Kind “etwas bringen”: es kann sich von A nach B fortbewegen und mit der Umwelt kommunizieren. Evolutionär bedingt würde ein Kind nicht überleben, wenn es diese Kompetenzen irgendwann nicht beherrscht.
Ganz anders sieht es im jetzigen Leben aus: in vielen Fällen ist dem Kind nicht klar, warum es Inhalte aus den einzelnen Fächern lernen soll (vollkommen berechtigt aus meiner (Lehrer-)Sicht – es hat für das Leben des Kindes keine Relevanz.

Laura
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

“Kinder lernen von Geburt an in riesigen Entwicklungsschritten, also weit vor Schule und Noten. Kein Kind braucht eine Note, um Laufen, Sprechen, soziales Interagieren zu lernen.”
Das ist zwar richtig, aber ein abwegiger Vergleich. Laufen, Sprechen und soziales Interagieren gehören zu den angeborenen Entwicklungsschritten der Menschen, die sich automatisch vollziehen. Schulwissen steht jedoch auf einem ganz anderen Blatt. Es gehört nicht mehr zu der naturgesteuerten, gleich ablaufenden Entwicklung jedes Menschen, sondern zu den abgekoppelten, bewusst und gezielt vorgenommenen Schritten unterschiedlicher Gesellschaften und Kulturkreise. Bei diesen Lernschritten gab es durchaus Druck und es muss ihn auch geben. Wer dazugehören und anerkannt werden will, muss sich anpassen und anstrengen. Man muss einfach lernen, innere Widerstände wie Gefühle der Unlust zu überwinden.
Das Lernen von “Laufen, Sprechen, soziales Interagieren” geschieht von allein. Dazu braucht es in der Tat keine Noten. Wenn Sie aus dieser Tatsache aber ableiten, dass schulisches und damit kulturelles oder zivilisatorisches Lernen genauso funktionieren, sind Sie auf einem folgenschweren Irrweg.
Eine Diskussion über Maß und Art von Druck ist durchaus sinnvoll. Hier gibt es immer wieder Fehler, sowohl bei zu viel Druck oder auch zu wenig. Noten stellen meiner Meinung nach keinen zu hohen, sondern notwenigen und bewährten Druck dar.

Canishine
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Universitätsschule untersucht, ob es auch anders geht.

Ureinwohner Nordost
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Handfeste Ergebnisse gibt es doch von der Versuchsschule noch gar nicht.
Oder sind Ihnen die Qualifikationen der Absolventen nachschulisch bekannt? Welche Lehrabschlüsse, welche Studienabschlüsse haben denn die Absolventen erreicht?
Wie sagte ein bekannter Bayer: schau mer mal.
😉

GriasDi
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Das Lernen von Laufen, Sprechen usw. ist aber genetisch so angelegt und hat mit dem Lernen in der Schule nichts zu tun.

GriasDi
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Manche mehr manche weniger, manche viel weniger, schon vor der Kita gibt es große Unterschiede.

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Okay, das mit dem Laufen lernen klappt im Allgemeinen von allein. Aber schon beim Lesen und Schreiben eben nicht mehr. Sollen wir (die Erwachsenen/Eltern/Lehrer) also abwarten, bis das Kind von selber das Bedürfnis nach, zum Beispiel, Lesen äußert und sich dahingehend anstrengt? Das wäre bestimmt ein überaus spannender und absolut unverantwortlicher Feldversuch.

Wenn man erwachsen wird, stellt man fest, dass sich Prioritäten verändern und bestimmte Einsichten hinzuwachsen. Dann reut es so manchem, sich in irgendetwas (eine Sprache, einen Sport oder ein Musikinstrument) aus Bequemlichkeit nicht mehr reingehängt zu haben. Und so manch einer verzeiht seinen Eltern nicht, dass diese seine angelegten Möglichkeiten nicht vehementer gefördert (und gefordert) haben.

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich bin sicher, ich kenne rein von der Profession her deutlich mehr Kinder als Sie. Zwar weniger die Grundschulkinder, aber auch Grundschullehrer scheinen eher weniger auf Ihrer ideologischen (und dieses Wort verwende ich hier mit Absicht, da Ihre Ansichten immer sehr theoretisch und quasi ohne Praxisbezug daherkommen) Linie zu sein, wenn man dieses Forum als Maßstab nimmt.

Die Liste der (meiner Meinung nach erstrebenswerten) Kulturerungenschaften ist lang und geht zudem weit übers Lesen und Schreiben hinaus. Und selbst beim Lesen und Schreiben gibt es eine enorme Kompetenzbandbreite. (Wie las ich jüngst zum Thema lesende Jugendliche? “Also, ich lese eher so Straßenschilder….”)
Sie wollen also allen Ernstes behaupten, für eine Gesellschaft wäre es das Beste, wenn jeder nur das lernen würde, was er selbst gerade will?
Damit bürden Sie Kindern (!) die Verantwortung für ein Durchhalten auf, dass die allerwenigsten Kinder tragen können. Das ist unverantwortlich!

Ich habe im Übrigen “Druck” auf mein Kind ausgeübt, das Schleifebinden zu übern. Alleine wollte es das definitiv nicht lernen. (Können vielleicht schon, aber üben eben nicht.)
Jetzt bin ich nicht der Meinung, ohne Schleife würde das Abendland untergehen, aber es ist ja nur ein Mosaikstein im Gesamtbild. Wenn ich Leute wie Sie so schreiben lese, wundert es mich nicht, dass die Fähigkeiten der Kinder Jahr für Jahr weniger werden.
(Und hier können Sie gerne wieder bei den Leuten nachfragen, die sich schon beruflich viel mit Kindern beschäftigen.)

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Schleife-LERNEN geht vielleicht spielerisch. Das mit dem Üben schon nicht mehr. (Es mag allerdings Kinder geben, die das “jetzt gucken wir mal, wer die schönsten/schnellsten Schleifen binden kann” nicht so schnell durchschauen.)
Als mein Kind regelmäßig Zähneputzen sollte, habe ich hoffnungsvoll einen Elternzeitschriftkniff ausprobiert und dem Kind farbige Zahnbürsten zum Aussuchen angeboten. Das hat genau ein Mal geklappt. Dann ließ sich mein Kind nicht mehr von der Nebelkerze der Farbwahl davon ablenken, dass es seine Zeit doch lieber mit einem selbstgewählten Spiel verbringen wollte.

Ich vermute, wenn Sie “Druck” lesen, haben Sie die Vorstellung, ich hätte entweder mit dem Rohrstock neben meinem Kind gestanden und ihm eines für jede schlechte Schleife auf die Finger gegeben oder zumindest mit Essens-, Fernseh-, Handy- oder gar Liebesentzug gedroht, oder?
Mitnichten!
Trotzdem muss man nicht jedes wohlfeiles Kindsverhalten durch Belohnung (sei es Spielzeug, Sticker, Spiel oder Medaille) herauskitzeln. Das geht dann eher in die Richtung Dressur und hat mit Erziehung weniger zu tun.

447
1 Monat zuvor

“Redaktion” liebt diese flappsigen re-frames, zählt in vielen Kreisen als Argument.

Natürlich ist jedem klar, was mit “lernen” gemeint ist – und indem man dann einen auf Rabulistik macht (“Ach ja, leeeernen? Was heisst Lernen überhaupt? Auch Hunde lernen! Geht es um’lernen’ oder ‘Lernen’ ?”) soll dann wohl vergessen gemacht werden, dass jenseits von Steinzeit-Theorien und Asta-Buden NATÜRLICH dasjenige abstrakt-kognitive Lernen gemeint ist, das alles ermöglicht was über den Naturzustand positiv hinausgeht.

Aber hey, jeder wie er mag…

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Ich befürchte, so manchem, dem das abstrakt-kognitive Lernen in seinem Leben vielleicht weniger häufig untergekommen ist, ist das wohlmöglich nicht ganz so klar.

Pauker_In
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Der genannte Artikel verweist auf die durch Corona aufgelaufenen psychischen Belastungen von Schülern und deren Familien und betont, dass, wenn
(…) Schüler eine Leistung allein und unter Zeitdruck abrufen müssen, ist besonders für Kinder mit psychischen Belastungen häufig eine Überforderung, (…).
Es geht also vor allem darum, Kinder mit psychischen Beeinträchtigungen zu schonen.
Aber Schule ist keine therapeutische Einrichtung, und die Abschaffung der Noten und Prüfungen für alle, obwohl nur wenige profitieren würden, wäre der falsche Weg. Für psychisch Erkrankte müssen individuelle Lösungen gefunden werden.

questioner
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Für die Entstehung psychischer Störungen gibt es allerdings sehr viele unterschiedliche Ursachen, z. B. Trennung der Eltern, Erziehungsverhalten der Eltern, Armut, Sucht, genetische Ursachen und viele andere. Wieviele der, oben genannten, 20% Prozent sind auf die Noten und Prüfungen in der Schule zurückzuführen?
https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/kinder-und-jugendliche/entstehung/
https://www.elternleben.de/gesundheit-ernaehrung/mentale-gesundheit/psychische-belastung-bei-kindern-und-jugendlichen/

GriasDi
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Je behüteter eine Generation aufwächst, desto häufiger treten Angsstörungen auf.

Sepp
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Dann müsste eine möglichst schlimme Kindheit überaus wünschenswert sein. Wohl eher richtig: Je gestörter eine Generation aufwächst, desto häufiger treten Angststörungen auf.

Wenn jemand darauf hinweist, dass es durch übertriebene Hygiene zu vermehrtem Auftreten von Allergien kommt,
antworten Sie dann auch, dass man nach der Logik Kinder in Jauchegruben halten sollte?

Kinder in Watte zu packen und überzubehüten wird sie nicht gerade resilienter machen. Darum ging es wohl GriasDi.

Ansonsten wäre doch eher die Frage, ob man wirklich überstimulierten Kindern die Notengebung ersparen sollte, damit sie danach noch härter fallen und keine Abschluss schaffen, oder ob es dann nicht sinnvoller wäre, die Quelle der Überstimulation zeitweise wegzunehmen.

unverzagte
1 Monat zuvor
Antwortet  GriasDi

Entnehmen Sie dies Ihren persönlichen Erfahrungen ?

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

“Die Schule soll nicht dazu beitragen, Millionen von Kindern in psychische Erkrankungen zu treiben.”

Sicherlich nicht.
Aber woher nehmen Sie die Belege für die ursächliche Schuld der Schule an diesen “Millionen psychisch erkrankter Kinder”?

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich stelle hier mal die These auf, dass die Schule sehr viel dazu beiträgt, dass Kinder Ängste wegen z.B. Krieg oder Klima verarbeiten können. Wie kommen Sie zu der Vorstellung, ohne Schule wären Kinder diesen Ängsten und Herausforderungen eher gewachsen?
Oder ist es nur wieder Ihre Vorstellung von der ach so bösen, leistungsfordernden “Schule von Gestern”? Die Friede-Freude-Ponyhof-Schule ist mit Sicherheit ANGENEHMER für die Schüler, doch ob sie dabei helfen kann, die Probleme der Welt (die ja viele Ängste auslösen) zu lösen, ist doch sehr fraglich. Wer soll denn z.B. die Klimakrise bewältigen? Die Kinder, die sich schon zu (Grund-)Schulzeiten aus rein intrinsischer Motivation intensiv mit Energiegewinnung, Abfallmanagement, Batterieforschung, Konfliktforschung, Klimamodellen … (Liste beliebig weiterführbar) beschäftigt haben? Ernsthaft?

Ich glaube, es hilft Menschen (besonders auch Kindern!) bei Ängsten ungemein, wenn sie feststellen, dass sie mit ihrem Verhalten, Können und Wissen etwas bewirken können. Und die Schule kann helfen, das Durchhalten auf dem Weg zu Können und Wissen zu bewältigen.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Da würde ich teilweise mitgehen.

Allerdings dreht sich ohne Ressourcen alles im Kreis:
Eine ernsthafte, echte Zuwendung erfordert Zeit. (Und wenn es nur die berühmten ‘nur 5 Minuten’ sind)
Synthetische, kollektive”Gießkannenzuwendung” bringt nix.

Bei bis zu 34 SuS pro Klasse und 45 Minuten…für den Rest braucht man kein Mathe-Abi.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Genau so ist es.

Gleichzeitig können dann die ganzen Meckerer und Elfenbeintürmler (die es ja so richtig doll besser können, ausser halt wenn es ernst wird, wie bei Corona) mal uns dummen “Frontschw****n” mal zeigen, wie man das Bildungsparadies errichtet.

Den ganzen Tag mit Kindern/Jufendlichen abhängen und Lernangebote machen?

Aber gerne, immer her damit!
Wäre soooooo viel relaxter als Pflichtunterricht mit Benotung…

Canishine
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Wenn ich als Lehrer meine Korrekturen vor mir herschiebe, dann gerate ich auch unter Druck. Also weg mit den Noten!

Canishine
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Aber auch ganz ohne Noten kann bei Kindern großer Druck entstehen, gerade wenn sie beim Älterwerden mit anderen Kindern (und Menschen) vermehrt in Kontakt treten und sich dann z.B. zu vergleichen beginnen. Der Leistungsdruck kommt beinahe von allein.
Der verlinkte Artikel spricht übrigens nicht von Noten als Ursache von Leistungsdruck.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Canishine

Was passiert eigentlich, wenn “notendruckgeschützte Traumschulkinder aus Fühli-fühli-Land” …
– in der internationalen Wirtschaft der globalisierten Welt
– an den weit offenen Landesgrenzen
– im (logischerweise in jeder mittelgroßen Stadt schon) globalisierten Sozialleben
auf die (dann schon erwachsenen) Kinder aus anderen Ländern treffen?

Und diese irgendwie so garnicht Rücksicht darauf nehmen, weil die gewinnen wollen ? 😀

Ich sehe die “Bildungsbürgerräte” der Zukunft schon vor mir, bei der nächsten work-life-psychotherapy-Diskussion! 🙂

Wird Inder, Chinesen, Amerikaner & Co. auch ganz dolle interessieren. 😀

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Hey, ich habe es oft genug geschrieben:
Von mir aus können Noten jederzeit abgeschafft werden.

Nur zu, auf geht es.

Lera
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Montessori-Schulen kommen ohne Noten aus … und weitestgehend ohne Menschen aus “schwierigen” Verhältnissen … (Feigenblätter bestätigen die Regel).

Woran liegt nun “der Erfolg”?

a) nur am pädagogischen Konzept
b) nur an der selektierten Schülerschaft
c) Eventuell hat beides was damit zu tun.

Ich tippe c) – schon deshalb, weil mir eine monokausale Erklärung unwahrscheinlich erscheint.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Lera

Wenn Sie Albert Einstein oder Voltaire oder oder oder…
– in ‘ne Montessorischule stecken
– in ‘nen bürgerliches Gymnasium
– in “Schloß Salem”
– in ‘ne Waldorfschule
– in die “Realschule ums Eck”

würde/hätte das irgendwas daran ändern, dass selbige bahnbrechende Entdeckungen machen ?

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Funktioniert aber nicht für alle Kinder. Ich kann aus meinem Umfeld auch ganz viele Beispiel gescheiterter Montessori Schüler nennen.

Verschiedene Kinder – verschiedene Lernsettings. Also doch nicht ganz so einfach.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Ich mache das mal wie Sie und reframe einfach flappsig, ohne irgendwie auf Argumente einzugehen:

“Ach so, der Montessori-Nabelschau verdanken wir also asozial-narzisstische US-Spionagenetzwerke (die mittletweile auch die Russen fluten), die hunderttausende in die Smartphonesucht treiben. Oder ein völlig ineffizientes Betriebssystem, dessen Hardwarehunger Milliardenkosten verursacht und seltene Erden verschlingt. Da ist uns die tolle Mitessori-Pädagogik ja gerade recht!!!111”.

Ne, mal ernsthaft:

Einen Bill Gates oder Marc Z. (oder auch früher ‘nen Albert E. 😉 ) können Sie in jedes Schulsystem setzen. Oder in ‘ne Garage, dann startet das Genie eben von da aus durch.

Genies sind nie der Maßstab für ein Massensystem.

Und wenn wir in der REAL EXISTIERENDEN Schulwelt (nicht an 1-3 Leuchttürmen) in das Erkennen von individuellen Potentialen in der BRD ÜBERHAUPT MAL EINSTEIGEN wollen (also, so echte Potentiale, so, die Art wo nachher Milliarden-Erfindungen rauskommen) bräuchte es als erstes mal:

– konsequent tiefe Klassenteiler, damit man seine SuS auch mal ruhig beobachten kann und die individuelle Zuwendungszeit steigen kann (bloß, wie ginge das ohne Druck auf die Politiker, die Sie [ausser Söder] so liebend gerne verteidigen ?)

– ein POSITIVES Verhältnis zu Leistung und Begabung(oh je, ich sehe die Redaktionsstube schon toben 😉 ), “Streber” muss ein Ehrentitel werden (dazu müsste man die sanktionieren, die “Streber” schreien, uiuiui, wahrscheinlich “schwarze Pädagigik”)

Damit könnte man mal anfangen.

Ganz einfache, schlichte, unspektakuläre BASISARBEIT.

Alles beginnt an der Basisarbeit.

Pit2020
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

@Mika

“Akzeptiert muss dann allerdings auch werden, wenn eine SoS in zehn Schuljahren halt nur den Stand eines heutigen Viertklässlers erreicht.”

… in zehn Schuljahren
… Stand eines heutigen Viertklässlers erreicht.

Ach Männo, da wird ja schon wiiiiieder Druck aufgebaut! 😉

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Redaktion

Und in der Ausbildung macht der Meister dem Azubi dann “Lernangebote”. 😉
Uiii, das hört sich vielversprechend an.

DerechteNorden
1 Monat zuvor

Setzen Sie sich für Kompetenzraster ein! Die sind wirklich kein Hexenwerk und geben dezidiert Auskunft.

Heinz
1 Monat zuvor

Wie stellt sich der Bürgerrat denn das Individuelle Feedback vor? Soll dann die Schule eine Woche schließen um dieses zu geben? Ich empfehle allen, die immer nur einen einzigen Schüler im Kopf haben, Zeiten einfach mal auf alle Schüler hochzurechnen.

Mit einem normalen Studendeputat und normaler Anzahl an Schülern und Klassen, kommt man, wenn pro Fach und Schüler nur 10min. für ein Feedback investiert werden (egal ob in Beratungsform oder in schriftlicher Form), ohne Probleme auf eine Stundenzahl von 40 Stunden bleiben noch ca 6 Stunden für Lehrer übrig, für den normalen alltäglichen Wahnsinn, aber nichts mehr für Unterricht.

Wieso ist das eigentlich für Außenstehende so unfassbar schwer, einfach mal nen Taschenrechner in die Hand zu nehmen?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Weil es NULL um Realität geht.

“Schule” wird als eine Art Mischung aus “Bespaßungsunterbringung” und “Therapieanstalt” begriffen.

Motto: “Eltern zufrieden, Kinder nicht am örtlichen Hauptbahnhof sichtbar, jetzt noch die Lehrer auf Spur bringen und Noten ganz weg, dann passt es!”

Das gefällt auch allen gut: Starke SuS bleiben stark und ziehen noch weiter davon, schwache SuS chillen und scheitern erst nach der Schulzeit – die erst Jahrzehnte später eintretenden Folgen blendet man einfach aus bzw. schiebt alles auf das, was in 10 Jahren oder so “Corona!!!!11!1” ist.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Heinz

Vielleicht mal schauen, wie das Schulen organisieren, die das praktizieren (z.b. Montessorischulen). Deren Tag hat ja auch nicht mehr Stunden. Es geht, wenn man nicht nur eine Sache ändern will, sondern ein dickes Brett bohrt und das System ganz ändert. Viele hier sehen das verständlicherweise nur aus ihrer jetzigen Sicht auf ihre derzeitige Arbeitssituation und da ist das sicherlich auch nicht gut umsetzbar. Vielleicht muss es heißen, was muss sich wie ändern, damit Feedback gut möglich ist?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Was sich dazu ändern müsste ist genau das, worum hier letztlich alle Diskussionen immer kreisen:
– genug richtiges Personal
– genug attraktive Räume
– Zeit/Geld
– Lehrer leiten den Laden (denn sonst endet so manches high potential am empfangenden Ende von Kevins Furz-App oder dessen Faust, weil “Streber” – und Kevin und dessen Eltern haben halt aktuell genau so das Recht “to f**k things up” bis “Schulzeit Ende” wie Physik-Paula mit IQ 120 auf ein zunehemend wertloses und sie unterforderndes Abitur…)

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor

Also, vielleicht sollte man überlegen, auch das ganze Gedöns mit der parlamentarischen Demokratie mitsamt dem ungeheuren Aufwand von Wahlen etc. einfach abzuschaffen. Dann beruft irgendeine undurchsichtige Stelle einfach einen Bürgerrat aus hundert Leuten ein, der dann alle politischen Entscheidungen ausdiskutiert. Das ist doch einfacher, billiger und so viel basisnäher.

Das war Ironie und soll meine Meinung zu “Bürgerräten” illustrieren. Besonders zu dem oben erwähnten, den ich – nach seinen bisherigen Absonderungen zu urteilen – weder für besonders kompetent in der Sache noch für repräsentativ für Volkes Willen halten kann.

Saturo Gojo
1 Monat zuvor

Bezüglich der anonymisierten Arbeiten:

Meine Erfahrung bei den Abiturprüfungen ist, dass die Erstkorrektur von der eigenen Lehrkraft quasi immer eunen ticken besser ausfallen als die Zweitkorrektur, die eine Lehrkraft einer anderen Schule anonymisierter macht.

Das wird in den meisten Fällen eher ein Schuss ins eigene Knie

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Saturo Gojo

Wenn Korrekturen tatsächlich anonym erfolgen (das wurde schon ausprobiert), passiert das gleiche wie bei (wirklich) anonymen Bewerbungen – auch damit hat “man” es schon probiert.

Es passierte das gleiche wie bei nicht zensierten KIs bzw. deren Vorläufer (z.B. im US-Justizsystem).

Es gibt dann “böse” Ergebnisse, die muss man dann mühselig “gut machen”.

Lera
1 Monat zuvor

Ich habe mir den Stream angeschaut.

Dr. Katarina Roos vom Bürgerrat hat da wirklich viele interessante Einblicke ermöglicht, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind. Ein bisschen war es ihr dann wohl auch selbst unangenehm, jedenfalls druckste sie da auffällig herum und suchte verzweifelt nach Formulierungen für: Wir haben die Leute solange bearbeitet, bis es gepasst hat.

Interessant war auch, dass Frau Prof. Lin-Klitzing regelrechte Argumente hatte und auf die Beiträge der anderen einging, während Frau Dr. Roos meist Anekdoten erzählt und abgelenkt hat.

Inhaltlich hatte sie nichts entgegenzusetzen.

Dieses Gespräch sollte wirklich jeder sehen, der Fan vom Bürgerrat ist – sehr aufschlussreich!

Vielen Dank auch für die Moderation.