Bürgerrat-Talk über Schulnoten: Gerechter bewerten – oder bewährtes System behalten?

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BONN. Noten prägen den Schulalltag – doch was sagen sie wirklich aus? Im ersten Bürgerrat-Talk zur Bildungspolitik (Titel: „Keine Noten, keine Leistung? Welchen Wert haben Zensuren in der Schule?“) trafen jetzt drei Positionen aufeinander: Die Vorsitzende des Philologenverbands verteidigte die Ziffernnoten als unverzichtbaren Maßstab, der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz pochte auf individuelles Feedback in den unteren Jahrgängen – und eine Vertreterin des Bürgerrats erklärte, warum anonymisierte Prüfungen für mehr Chancengerechtigkeit sorgen sollen.

Live-Termin verpasst? Kein Problem – hier ist die Aufzeichnung:

„Ich darf Sie heute zu einem überaus langweiligen Thema begrüßen – scheinbar jedenfalls: Schulnoten.“ Mit dieser ironischen Spitze eröffnete News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek die Premiere des neuen Bürgerrat-Talks „Bildung und Lernen im Dialog“. Und er schob sofort nach: Langweilig? Ganz sicher nicht. Denn Zensuren sind seit Jahrzehnten eines der am heftigsten diskutierten Themen der Bildungsrepublik.

Wieso überhaupt könnte das Thema als langweilig gelten? Eine mehrere Jahre alte YouGov-Umfrage zeigt: 75 Prozent der Deutschen halten Schulnoten für sinnvoll, nur 20 Prozent lehnen sie ab – also herrscht große Einigkeit, so scheint es jedenfalls. Doch schon eine tiefergehende Befragung der Körber-Stiftung unter Eltern lieferte ein differenziertes Bild: Immerhin 44 Prozent fordern demnach ein neues System, 52 Prozent wollen am bestehenden festhalten – die Hälfte davon allerdings eher skeptisch und nur aus Ermangelung einer Alternative. Offenbar bröckelt die Einhelligkeit, je intensiver sich Bürgerinnen und Bürger mit dem Thema beschäftigen.

Sich intensiv mit dem Für und Wider zu Zensuren beschäftigen – das hat der Bürgerrat Bildung und Lernen getan. Und unlängst folgende Empfehlung gegeben: Bis Klasse 9 keine Ziffernnoten mehr, sondern individuelles Lern-Feedback, schriftlich wie mündlich. Ab Klasse 9 sollen Noten dann wieder hinzukommen, allerdings verbunden mit anonymisierten Prüfungen, um mehr Fairness und Chancengerechtigkeit zu gewährleisten.

Im Wortlaut heißt es: „Wir wollen den Schüler*innen mit individuellem Lern-Feedback die eigenen Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen und ihnen den Vergleich mit den Anforderungen der Jahrgangsstufe ermöglichen. Für Außenstehende (z. B. Betriebe) schafft dieses ausführliche Lern-Feedback eine größere Transparenz. Die Anonymisierung der Prüfungen vor der Korrektur ermöglicht eine objektivere Bewertung.“

Hintergrund: Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist ein Gremium, das sich aus rund 700 zufällig ausgelosten Menschen zusammensetzt – auch Kinder und Jugendliche bringen dort ihre Perspektiven ein – und das seit 2021 konkrete Vorschläge für ein gerechteres und zukunftsfähiges Bildungssystem erarbeitet. Er wurde von der unabhängigen Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. News4teachers ist Medienpartner des Bürgerrat-Talks.

Lin-Klitzing: „Noten sind ein faires, transparentes und für alle nachvollziehbares Instrument“

Am 26. August wurde die Empfehlung des Bürgerrats in Sachen Noten nun erstmals prominent und öffentlich diskutiert – live im Netz. Zu Gast waren Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands, Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, und Dr. Katharina Roos, Mitglied im Bürgerrat Bildung und Lernen. Moderiert wurde die Runde von Andrej Priboschek.

Susanne Lin-Klitzing machte gleich zu Beginn unmissverständlich klar, dass sie für die Beibehaltung von Noten eintritt. „Noten sind ein faires, transparentes und für alle nachvollziehbares Instrument. Sie geben Schülern und Eltern eine klare Rückmeldung – unabhängig davon, wie wortreich oder geschickt jemand formuliert. Eine Zwei ist eine Zwei, und das versteht jeder.“

Sie räumte zwar ein, dass es Ergänzungen brauche: „Natürlich können wir Noten durch Feedback begleiten und erläutern. Aber Noten abzuschaffen, würde den Kindern und Eltern die Orientierung nehmen. Wir dürfen nicht vergessen: Schule muss verständlich bleiben – und dafür braucht es klare Bewertungen.“

Gärtner: „Feedback motiviert mehr als eine Zahl“

Quentin Gärtner widersprach. Der Schülervertreter sagte: „Wir Schüler erleben Noten sehr unterschiedlich. Für viele sind sie ein Druckmittel – etwas, das Angst macht. Wenn ich eine Arbeit zurückbekomme und da steht einfach nur eine Zahl, dann weiß ich oft gar nicht: Was genau war gut, was muss ich verbessern?“

Er betonte, dass er sich vor allem für eine andere Gewichtung in den jüngeren Klassen ausspricht: „Bis Klasse 9 sollte das individuelle Feedback im Vordergrund stehen. Da brauchen wir Rückmeldungen, die uns zeigen, wo wir uns verbessern können. Eine Zahl reicht da nicht aus. Ab der Oberstufe können Noten zusätzlich sinnvoll sein, weil es dann auch um Bewerbungen und Vergleichbarkeit geht.“

Wörtlich führte er aus: „Ich bin nicht grundsätzlich gegen Noten. Aber sie müssen eingebettet sein in eine Rückmeldekultur, die wirklich weiterhilft. Wir wollen lernen – nicht für die Ziffer, sondern fürs Leben. Feedback kann motivieren. Noten allein tun das nicht.“

Roos: „Anonymisierte Prüfungen für mehr Chancengerechtigkeit“

Katharina Roos erläuterte die Sicht des Bürgerrats: „Die Bürgerinnen und Bürger im Rat haben nach intensiven Diskussionen mit großer Mehrheit für das Modell gestimmt: Feedback statt Zensuren in den ersten neun Schuljahren – und ab Klasse 9 Noten mit anonymisierten Prüfungen.“ Sie hob hervor, dass es vor allem um Fairness gehe: „Die Anonymisierung verhindert, dass persönliche Eindrücke oder Vorurteile in die Bewertung einfließen. Erst nach der Korrektur erfahren die Lehrkräfte, welches Kind hinter welcher Arbeit steckt. Dann können sie gezielt fördern.“

Roos machte deutlich, dass die Empfehlung des Bürgerrats nicht leichtfertig entstanden ist: „Wir haben über Monate hinweg diskutiert, gestritten, Argumente abgewogen. Am Ende stand ein klares Votum – 77 Prozent der Erwachsenen und sogar 88 Prozent der Jugendlichen im Bürgerrat haben zugestimmt. Das zeigt, wie groß das Bedürfnis nach Veränderung ist.“

Gleichzeitig warnte sie vor einer zu technischen Sichtweise: „Natürlich müssen rechtliche Fragen zur Anonymisierung von Prüfungen geklärt werden. Natürlich braucht es Fortbildungen für Lehrkräfte, um Feedback professionell zu gestalten. Aber die Botschaft ist eindeutig: Wir wollen ein System, das gerechter ist und das Schülerinnen und Schüler ermutigt, ihr Potenzial auszuschöpfen.“

Im Verlauf der Diskussion ging es immer wieder um die Frage, was Noten eigentlich leisten. Lin-Klitzing betonte: „Noten messen Leistung – nicht Verhalten, nicht Persönlichkeit. Sie sind ein Maßstab, der für alle gilt.“ Gärtner sah das anders: „Wir erleben, dass Lehrerinnen und Lehrer sehr unterschiedlich bewerten – und manchmal fließt eben doch mit ein, wie jemand im Unterricht wirkt. Genau das empfinden wir als ungerecht.“

Am Ende bat Moderator Priboschek die Gäste, jeweils eine Eigenschaft für ein faires Bewertungssystem zu nennen. Susanne Lin-Klitzing entschied sich für „Transparenz“. Quentin Gärtner wählte „Motivation“. Katharina Roos betonte „Chancengerechtigkeit“.

Eines wurde klar: Schulnoten sind alles – nur nicht langweilig. Sie bleiben eine pädagogische Grundsatzfrage, die Schüler, Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen bewegt. Und die Debatten um die Empfehlungen des Bürgerrats Bildung und Lernen gehen weiter: Am 11. September folgt der nächste Bürgerrat-Talk zum Thema „Freiheit in der Bildung“. Im Oktober steht ein Streitgespräch über Hausaufgaben an. Den Höhepunkt bildet die große Bürgerrats-Konferenz am 21. und 22. November in Berlin – mit einem Live-Talk zur Frage, wofür das gegliederte Schulsystem eigentlich steht.

Katharina Roos beendete die Runde mit einem klaren Appell: „Es geht nicht darum, Schule bequemer zu machen. Es geht darum, sie gerechter zu machen. Wir wollen, dass jedes Kind die Chance bekommt, seine Stärken zu entwickeln – ohne dass eine Zahl auf dem Papier schon früh über Zukunftschancen entscheidet.“ News4teachers

Wieso es die Bildung – und die Demokratie – voranbringt, wenn Bürger intensiv mitsprechen: der Bürgerrat Bildung und Lernen

 

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Sepp
1 Monat zuvor

Quentin Gärtner widersprach. Der Schülervertreter sagte: „Wir Schüler erleben Noten sehr unterschiedlich. Für viele sind sie ein Druckmittel – etwas, das Angst macht. Wenn ich eine Arbeit zurückbekomme und da steht einfach nur eine Zahl, dann weiß ich oft gar nicht: Was genau war gut, was muss ich verbessern?“

Das ist ja unfassbar: Die Lehrkräfte schreiben also einfach eine Ziffernnote unter die Arbeit und geben sie so zurück? Die armen Schüler wissen dann gar nicht, wo sie Punkte bekommen haben und wo nicht?

Korrekturen, Seitenkommentare und Erwartungshorizonte sind doch ebenso Standard bei Klassenarbeiten, wie das anschließende Besprechen der Aufgaben.

Er betonte, dass er sich vor allem für eine andere Gewichtung in den jüngeren Klassen ausspricht: „Bis Klasse 9 sollte das individuelle Feedback im Vordergrund stehen. Da brauchen wir Rückmeldungen, die uns zeigen, wo wir uns verbessern können. Eine Zahl reicht da nicht aus. Ab der Oberstufe können Noten zusätzlich sinnvoll sein, weil es dann auch um Bewerbungen und Vergleichbarkeit geht.“

Eine Sichtweise aus einer rein gymnasialen Bubble:
An Gesamtschulen haben wir Schüler, die nach der 9. Klasse mit einem Hauptschulabschluss die Schule verlassen und einen Beruf erlernen. Die brauchen natürlich, wie alle Schüler, rechtzeitig ein Notenzeugnis um zu erkennen, ob sie mit der aktuellen Leistung überhaupt ihren Schulabschluss erreichen können.
Selbst wenn man erst ab der 8. Klasse ein Notenzeugnis bekommt, wird es zeitlich eng, im verbleibenden Jahr das Arbeits- und Lernverhalten vernünftig anzupassen.

Unfassbar
1 Monat zuvor
Antwortet  Sepp

An Gesamtschulen kommt erschwerend dazu, dass die Kinder leistungslos bis in die 9 kommen. Von der 9 in die 10 gibt es (geringe) Mindestanforderungen, die Noten zählen aber schon für die ZP mit.

dickebank
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Lassen Sie es einfach, wenn Sie keine Kenntnis der APO-SI bzgl. der gesamtschultypischen Regelungen für die GE haben.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Das ist (in Wirklichkeit) halt der grösste Filter, die fieseste Falle: Wer sich von 5-9 Chaos & Chillen angewöhnt hat, kriegt die Kurve normalerweise eh nicht.

Witzig daran;

Fall A, reguläres Schulsystem:

– Gerechtigkeis-NPCs: “Soooooo diskriminiiiieeeeerend, dass nur [erst 5, dann 15, jetzt 50] Prozent Abitur kriegen! Raaawwwr, brüll!”

Fall B, Gesamtschulen:
Regelmässig ist die Oberstufe so (grob) im Verhältnis zur Sek I 1200 zu 120, 1000 zu 200…also…äh…kriegen grob 80% KEIN Abitur…

– Gerechtigkeits-NPCs: “<3 <3 <3 Gesamtschule so gereeeeecht, wir sollten nur noch GS haben! <3 <3 <3"

Und dabei ist der substantielle Effekt von hochgeschulten (i.d.R. sehr fleissigen) Realschülern oder (notenoptimierenden) GY-Wechslern noch nicht mal eingerechnet… 😀

Kannste Dir nicht ausdenken…Ideologie fressen Hirn…

Illuminator
1 Monat zuvor
Antwortet  447

“Kannste Dir nicht ausdenken…Ideologie fressen Hirn…”
Selbsterkenntnis?

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  Sepp

ALLE mir bekannten Lehrkräfte (die meiner Kinder und die, mit denen wir in Kontakt sind) geben den Schülern ein Feedback abseits der Ziffernnote, nehmen sich Zeit in Gesprächen, machen Anmerkungen am Rand, besprechen die Klassenarbeiten im Plenum etc.

Für mich bringt der Schülervertreter nur Scheinargumente, die davon überzeugen sollen, Noten abzuschaffen, weil sie als unbequem wahrgenommen werden.

Katze
1 Monat zuvor

Volle Zustimmung! 
Ihre Beobachtungen spiegeln genau das wider, was im schulischen Alltag vieler engagierter Lehrkräfte Realität ist. Die pauschale Kritik an Ziffernnoten verkennt, wie differenziert und verantwortungsvoll Lehrerinnen und Lehrer heute bereits bewerten: mit Randbemerkungen, persönlichen Gesprächen und ausführlichen Rückmeldungen im Klassenverband.
Gerade deshalb ist es so wichtig, dass in der aktuellen Debatte jemand wie Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing mit klarem Sachverstand und einer konsequent leistungsorientierten Perspektive argumentiert. Sie bringt die nötige Differenzierung ein und zeigt, dass Noten nicht im Widerspruch zu individueller Förderung stehen, sondern Teil eines transparenten und nachvollziehbaren Leistungsbildes sind. Ihre Stimme hebt sich wohltuend ab von den emotional gefärbten und wenig fundierten Beiträgen des Schülervertreters und der Vertreterin des Bürgerrats Frau Roos, die lediglich auf Abschaffung von Noten bis Klasse 9 setzen.

447
1 Monat zuvor

Es stellt sich nur die Frage, ob man (ganz im Sinne eines ganz großen Päda-Klassikers) nicht einfach voll mitgehen sollte.
Denn ohne Noten – ist schon nice, relaxt, weniger Arbeit.

Bei seinen eigenen Kindern kann man es ja richtig machen.

MB aus NRW
1 Monat zuvor
Antwortet  Sepp

Ich lege meine Hand dafür ins Feuer: es gibt an meiner Schule nicht einen einzigen Lehrer, der nur eine Ziffer unter eine Arbeit schreibt. Punkte, Korrekturzeichen, Randbemerkungen, dazu (außer bei einer guten/sehr guten Arbeit) ein Kommentar unter der Arbeit, ab Note 4 ein individueller Förderplan mit Aufgaben zum Üben der Lücken – das ist absolute Pflicht bei uns und wird auch eingefordert und kontrolliert.
Meine Erfahrung: viele (nicht alle) interessiert nur die Note.
Eine Fortbildung zu Feedback war übrigens ein völliger Witz. Da wurden nur Dinge erzählt, die ohnehin jedem klar waren…

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Würden Sie Ihre Hand dafür ins Feuer legen, dass alle Schüler*innen nicht nur einen flüchtigen Blick auf die Note werfen, sondern auch die Kommentare und Erläuterungen lesen, bei der Besprechung aufmerksam zuhören, sich notieren wo und warum sie falsch lagen und das anschließend auch nacharbeiten?

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Mal Hand aufs Herz, würden Sie denn noch nacharbeiten, wenn das Thema abgehakt ist und schon ein Neues angefangen hat? Wollte man es mit Mehrwert haben, dann müsste man 2-Wochen vor der Arbeit eine Probearbeit mit Feedback machen. Dann sind die Kids vielleicht eher motiviert, noch mal die Lücken zu füllen.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Was soll man dann von Behauptungen halten, die Noten müssten weg, weil man als Schüler wegen der Note keine Möglichkeit hätte herauszufinden was man verkehrt gemacht hätte und verbessern müsste , aber wenn statt der Note ein Text stünde, wären man sofort Feuer und Flamme, würde alles sorgfältig lesen, die Besprechung konzentriert verfolgen und dann alles zuverlässig nacharbeiten?

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Erstens ist das ja nicht mein Argument, dass Noten weg müssen ( auch, wenn ich grundsätzlich nichts dagegen hätte). Und zweitens ist es doch immer das Argument, dass hauptsächlich Noten zum Lernen anspornen, daher fände ich eine Probearbeit nur fair, um zu erkennen, wo noch Bedarf zum Lernen besteht.

Ich bin nicht so naiv, zu glauben, dass ohne Noten dann alles freiwillig nachgearbeitet würde. Da müsste man schon einführen, dass man so lange probiert (also Gelingensnachweise nachschreiben muss) bis das Thema zumindest verstanden wurde. Das geht nur nicht mit unserem Schulsystem des Gleichschritts. Daher mein Vorschlag mit der Probearbeit.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Der Lehrer bedankt sich, wenn er vor der eigentlichen Klassenarbeit jedesmal noch einen Klassensatz an Probearbeiten konzipieren und korrigieren darf.

Alese20
1 Monat zuvor

Das ist mir durchaus klar, daher habe ich in einem anderen Forum hier bei n4t ja auch mal geschrieben, dass ich es gar nicht so schlecht fände, wenn KI eingesetzt würde, um Kids häufiger Rückmeldung zu geben, was sie schon gut machen und was sie noch nachholen müssten. Ich glaube nämlich nicht, dass SuS das in Gänze wirklich gut selber abschätzen können.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Sie denken da zu kompliziert.

Feedback wird “nicht gehört” im Sinne von “produktiv aufgenommen”, weil das ARBEIT macht und die SuS nicht dazu zwingen kann.

Und, ganz ehrlich: Ich kann die Schüler verstehen. Die sitzen schon bis X Uhr in der Schile, KLAR haben die dann keinen Bock mehr.

Und JA, ich gebe trotzdem (schon aus juristischen Gründen) massenweise ultra-sensibles feedback, als fester Teil der Jahresplanung.
Ja, mit Einzelgesprächen.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  447

Ich glaube, dass nicht alle SuS vor der Klassenarbeit garnicht drauf reagieren würden. Das hängt vom jeweiligen Kind ab.
Allerdings bei einem Feedback nach der Arbeit gebe ich Ihnen recht.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Das mit der Probearbeit vorher und Abschlusstest nachher wäre auch meiner Meinung nach der sinnvollste Weg Lernfortschritte zu messen.

Wer in der ersten Arbeit noch 92 Prozent, in der zweiten dann 94%, hatte, dessen Lernfortschritt müsste natürlich schlechter bewertet werden, als bei jemand , der sich von 25% auf 45% gesteigert hätte.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  ed840

Ich würde die Probearbeit gar nicht bewerten. Die soll doch nur helfen, Lücken aufzuzeigen.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Ich glaube das auch nicht grundsätzlich, hier wird allerdings immer geschrieben, dass die SuS ohne Noten gar nichts mehr tun würden.

Alese20
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Aber Noten haben Gewicht in unserer Gesellschaft. Daher lernen – glaube ich – einige nur für die Note ( mit möglichst wenig Aufwand)

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Alese20

Mit Hand auf dem Herzen: Würde ich vielleicht auch nicht.
Aber schließlich war es gerade das, was der Schülervertreter “forderte”: Mehr Feedback.

Rüdiger Vehrenkamp
1 Monat zuvor

Er fordert das, weil er Noten abschaffen und durch Textbewertungen ersetzen möchte. Die sind natürlich weniger plakativ, aber auch die Stiftung Warentest vergibt am Ende eine Note und verlässt sich nicht nur rein auf den Text. Eine Note ist unmissverständlich.

Wie es heutzutage um die Lese- und Verstehenskompetenz von Schülern steht, können wir ja regelmäßig auf N4T nachlesen. Alleine deshalb sollte man von rein textgebundenen Rückmeldungen Abstand nehmen. Wir müssen gemeinsam mit den Eltern am Schuljahresende immer wieder die textgebundenen Zeugnisse von Gemeinschaftsschulen durchgehen, da diese oft überhaupt nicht verstanden werden.

Am Ende wollen Schüler auch kein unendliches Feedback. Ich seh es an meinen Kindern: Die interessiert nur die Note und dann das nächste Thema. Und so geht es den meisten Kids.

Katze
1 Monat zuvor

Ich habe mir gestern den Bürgerrat-Talk angesehen und bin in meiner bisherigen Einschätzung bestätigt worden. Und wieder einmal erweist sich der Bürgerrat Bildung und Lernen als Paradebeispiel dafür, wie man mit viel Meinung und wenig Ahnung große bildungspolitische Visionen entwirft. Da sitzen Menschen, die weder Unterricht gestalten noch Prüfungen korrigieren, aber genau wissen, wie Schule künftig aussehen soll – am besten stressfrei, leistungsfrei und möglichst konfliktfrei. Pädagogische Expertise? Wird überschätzt. Stattdessen gibt es ein buntes Potpourri aus wohlklingenden Allgemeinplätzen, die sich hervorragend zur weiteren Abkehr vom Leistungsgedanken eignen – ganz im Sinne eines Systems, das lieber Erwartungen senkt als Potenziale hebt.
Auch der Schülervertreter, der als „Bildungsbetroffener“ auftritt, reiht sich in diese Argumentationslinie ein. Seine Beiträge wirken weniger wie reflektierte Positionen aus eigener Erfahrung, sondern eher wie das Echo einer leistungsaversen Reformagenda. Die Forderung nach Abschaffung von Ziffernnoten erscheint mir dabei nicht als konstruktiver Vorschlag, sondern als Versuch, sich unbequemen Bewertungen zu entziehen.
Inmitten dieser ideologisch aufgeladenen Kulisse sticht Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing als Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands wohltuend hervor. Sie ist die Einzige, die mit klarem Sachverstand, realitätsnaher Perspektive und konsequenter Leistungsorientierung argumentierte und damit genau jene Stimme einbrachte, die dieser Debatte an Tiefe und Realitätsbezug sonst schmerzlich fehlt.

Hans Malz
1 Monat zuvor
Antwortet  Katze

Haben Sie denn wirklich etwas anderes erwartet?

Katze
1 Monat zuvor
Antwortet  Hans Malz

Nein! Nö!

Einer
1 Monat zuvor

Noten werden doch sowieso schon verschenkt. Wir haben vor den Sommerferien eine Anweisung der Bezirksregierung erhalten in allen Vollzeitbildungsgängen einen speziellen Notenschlüssel zu verwenden. Verbunden mit dem Hinweis, dass sollten wir über einen anderen Schlüssel abstimmen und beschließen, jedem Widerspruch eines Schülers stattgegeben wird. Nun gibt es eine 1 bis 85 % und wenn 40 % korrekt sind ist es immer noch ausreichend. Nun müssen wir als Lehrer halt das Niveau anheben.

ed840
1 Monat zuvor
Antwortet  Einer

Das wäre nach meinen Informationen dann der normale Abiturnotenschlüssel.

Allerdings gilt m.W, das Abitur insgesamt bereits mit 300 von 900 Punkten = 33,3% als bestanden .

Pit2020
1 Monat zuvor

@Mika

“Wenn ich eine Arbeit zurückbekomme und da steht einfach nur eine Zahl, dann weiß ich oft gar nicht: Was genau war gut, was muss ich verbessern?“

Ich verstehe auch nicht was der Schülersprecher mit dieser Aussage meint.

Der junge Herr weiß doch um die Existenz der Plattform “news4teachers” und ebenso vermute ich, dass er Kenntnis von diesem Artikel hier hat.

Darum:
Lieber Quentin Gärtner, bitte erklären Sie uns, was genau Sie uns vermitteln wollten.
Wie oft und in welchem Setting wurden Sie
zwecks Rückmeldung durch die Lehrkraft ausschließlich (!) nur mit einer Ziffer – also ohne jegliche weitere Einordnung Ihrer Leistung – konfrontiert?

Ich selbst kenne das von dem jungen “Bildungsbetroffenen” dargestellte Szenario aber überhaupt nicht aus dem “echten” Leben, d.h. aus meiner persönlichen Erfahrung mit der “Lebenswirklichkeit Schule” …
Ich kenne es nicht aus meiner gesamten (!) eigenen Schulzeit (NRW, frühe 70er bis Mitte der 80er Jahre).
Ich kenne so etwas auch nicht aus meiner langjährigen Tätigkeit als Nachhilfelehrer in den 90er Jahren (Studienfinanzierung) mit SuS sämtlicher (!) Schulformen von Grundschule bis Abitur, keine der mir von den Nachilfeschülern vorgelegten und von den Lehrern der Regelschulen bewerteten Arbeiten glichen dem, was Quentin Gärtner beschrieben hat.

Ich kenne so etwas auch nicht aus meiner eigenen Lehrtätigkeit (Referendariat + weit mehr als 20 Jahre als Vollzeitlehrkraft) und auch nicht aus der Arbeit meiner tatsächlich existenten Kollegen (m/w/d?).

Fazit:
Ich stimme @Mikas Aussage zu:
“Ich verstehe es einfach nicht.”

@Quentin Gärtner, bitte klären Sie uns auf.
Vielen Dank im voraus.

A.J. Wiedenhammer
1 Monat zuvor
Antwortet  Pit2020

Bestimmt “anekdotische Einzelfälle”, Ihre Erfahrungen 😉

Pit2020
1 Monat zuvor

@A.J. Wiedenhammer

Na klar, was sonst?
😉

Simon
1 Monat zuvor

Genau das habe ich mich auch gefragt, alle Arbeiten werden mit vielen Hinweisen korrigiert zurückgegeben. In Deutsch sind ausführliche Erläuterungen nötig, die die Note begründen. Ich kann die Schülerposition beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Ich bezweifle zudem, dass die Anonymisierung der Korrektur wirklich so viel Unterschied machen würde. Ich war an zahlreichen Mathematikabiturprüfungen als Erst- oder Zweitkorrektor tätig, in den meisten Fällen waren wir uns bezüglich der Punktezahl 0-15 einig. In zehn Prozent der Fälle geschätzt gab es Abweichungen von einem Punkt.

Außerdem: In den unteren Klassen ist es für mich bei der Korrektur wichtig zu wissen, wen ich korrigiere. Was viele nicht wissen, ist, dass zumindest in Bayern eine Note immer eine pädagogische Note ist. Ich könnte sogar, wenn ein Schüler nach meinem Notenschlüssel eine 3 verdient hätte, trotzdem eine 2 geben. Mache ich natürlich nicht, weil ich keine Lust auf Diskussionen habe. Aber ich gebe schon auch bei dem ein oder anderen Schüler pädagogisch Punkte, sodass vielleicht eine 3- anstatt einer 4+ herauskommt (beispielsweise bei einem schwer durch Krankheit oder ungünstige familiäre Verhältnisse gebeutelten Schüler oder jemand hat sich stark angestrengt in letzter Zeit). Wenn ich immer bewerten würde ohne den Schüler zu sehen, würde es bei dem ein oder anderen schlechter aussehen. Auch bezüglich des Bestehens des Schuljahres lässt sich so noch etwas machen, wenn ich mir sicher bin, dass eine Wiederholung in meinem Fach keinen Sinn machen würde. Aber es wird einem leider immer unterstellt, man würde nicht das Beste wollen…

Hans Malz
1 Monat zuvor

Der Feedbackbogen ist bei uns Pflicht. Ganz unten stehen dann die Lern- und Förderempfehlungen. Macht ja auch nicht mehr Arbeit, da ich ja den Bewertungshorizont eh irgendwo stehen haben muss.

Fun fact: Die meisten, die es angeht lesen das nicht (inklusive der Eltern). Für mehr fehlt mir aber die Zeit…

Alese20
1 Monat zuvor

Ist vielleicht einfach eine Frage der Definition: Fehler an Arbeit anstreichen ist für mich persönlich auch kein ausreichendes Feedback – so ein Feedbackbogen, den “Hans Malz” weiter unten erwähnt, allerdings schon. Da geht es eben nicht nur um Fehler in der Ausführung (Rechtschreibung, Zeichensetzung, Ausdruck etc.), sondern auch mehr um Inhaltliches Feedback sowie Förderempfehlungen.

Katinka
1 Monat zuvor

Ich mache mir oft sogar die Mühe, noch 1-2 Sätze unter die Arbeit zu schreiben, woran es gehapert hat oder was schon viel besser läuft. In den Fremdsprachen machen wir auch eine Positiv-Korrektur, wenn also eine 5 unter der Arbeit steht, muss man sich das nur genauer ansehen und sich damit auseinandersetzen, dann versteht man, warum es nicht lief.

Katinka
1 Monat zuvor

Ach ja: Bei den Fremdsprachen gibt es in BY auch Bewertungsraster, nach denen wir uns bei der Bewertung von Schreibaufgaben richten, die den SuS bekannt sind bzw. im Internet zu finden sind.

AvL
1 Monat zuvor

Wenn ich Dehaene richtig verstanden habe, so argumentiert er auf Grund seiner neurowissenschaftlichen Erkenntnisse gegen Ziffernoten bis zur 9.Klasse, das negative Zahlennoten viel zu spät ein Feedback zu Fehlen geben und eher als eine Bestrafung wahrgenommen werden.
Auf der anderen Seite sieht er selbsterforschendes Lernen ohne eine Anleitung sehr kritisch, da selbst entdeckendes Lernen weniger Umfangreich Wissen vermittelt, weniger komplex und weniger abstrakt Inhalte vermittelt.