BAD SALZUFLEN. Wie sieht die Schule der Zukunft aus? Antworten darauf geben derzeit Schülerinnen und Schüler aus ganz Nordrhein-Westfalen – im Rahmen des Beteiligungsformats „Your Vision Schule NRW“. Rund 140 Schulen sind inzwischen Teil des Programms, das das Schulministerium gemeinsam mit der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) gestartet hat. Schulministerin Dorothee Feller (CDU) informierte sich jetzt am Rudolph-Brandes-Gymnasium in Bad Salzuflen über die Ideen und diskutierte mit Jugendlichen vor Ort.

Am Bad Salzufler Gymnasium beschäftigen sich Sechst- und Siebtklässler mit ganz praktischen Fragen: Sie entwerfen Pläne für eine Überdachung des Schulhofs, schlagen frische Farben für die Klassenräume vor, fordern mehr iPads für den Unterricht und wollen eine motivierende Hausaufgabenregelung einführen. Diskutiert wird in unterschiedlichen Beteiligungsformaten – immer mit Blick auf Mehrheiten und Umsetzbarkeit.
„Die Jugendlichen machen genau das, was eine Demokratie auszeichnet – mitgestalten, Haltung zeigen, mit Respekt vor Gegenmeinungen debattieren, entscheiden“, heißt es aus dem Ministerium. Feller zeigte sich beeindruckt: „Unsere Demokratie gerät aktuell von vielen Seiten unter Druck. Deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein für unsere Demokratie an unseren Schulen zu stärken und schon frühzeitig eine stabile Akzeptanz für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung zu schaffen.“ Dazu gehöre, Jugendlichen auch tatsächlich Räume zur Mitgestaltung einzuräumen.
Demokratie lernen durch Mitbestimmung
Im Gespräch mit den Jugendlichen machte die Ministerin allerdings auch klar, dass Beteiligung nicht grenzenlos sei. „Demokratie bedeutet eben auch, dass nicht alles möglich ist, sondern dass man sich verständigen, Kompromissfähigkeit zeigen und auf Lösungen einigen muss, die umsetzbar sind“, sagte sie.
Dass solche Prozesse Wirkung entfalten können, zeigen Beispiele aus anderen Schulen: An der Esther-Bejarano-Gesamtschule in Freudenberg entwickelten Jugendliche im Rahmen von „Your Vision“ eine Mobbing-Beratung, bei der betroffene Schülerinnen und Schüler andere Betroffene unterstützen sollen. In Düsseldorf hat die St.-Benedikt-Schule mithilfe der Schülerideen bereits Flure und Pausenbereiche neu gestaltet – auch hier war das Ziel, die Diskussionskultur zu stärken und Mitsprache lohnend zu machen.
„Ihre Stimmen werden gehört“
Sarah Vazquez, Programmleiterin bei der DKJS, hob die Signalwirkung des Projekts hervor: „Die jungen Menschen zeigen uns eindrücklich, wie viel Potenzial in ihren Ideen für die Schule von morgen steckt. Mit Your Vision Schule NRW schaffen wir Räume, in denen ihre Stimmen gehört werden und konkrete Veränderungen angestoßen werden können. Wir wissen: Wer mitbestimmen und mitgestalten kann, erlebt Selbstwirksamkeit. Und gerade in Zeiten, in denen Bildung und Zusammenhalt wichtiger sind denn je, brauchen wir die Perspektiven junger Menschen.“
Von der Erkundung bis zur Politik
Das Programm umfasst mehrere Stufen: Bis Mitte Oktober unterstützt die DKJS die Schulen mit Materialien und Workshops, um die Meinungen der Schülerinnen und Schüler zu sammeln. Die Ideen reichen von Podcasts über neue SV-Satzungen bis zu Bauprojekten. Anfang 2026 ist eine große Dialogveranstaltung im Landtag geplant, bei der bis zu 150 Schülerinnen und Schüler ihre Vorschläge direkt mit Ministerin Feller und Vertreterinnen und Vertretern der Bildungsverwaltung diskutieren sollen. Ab März 2026 werden die Ergebnisse gebündelt – mit dem Ziel, Handlungsansätze sowohl auf Landes- als auch auf Schulebene zu entwickeln.
Ein Schritt in Richtung „Schule von morgen“
Das Ministerium setzt mit „Your Vision“ nach eigenen Angaben bewusst auf frühzeitige Beteiligung. Bis 2026 sollen landesweit neue Beteiligungsprozesse etabliert werden, die Schülerinnen und Schüler befähigen, ihren Lern- und Lebensraum Schule aktiv mitzugestalten. Feller: „Genau dies schafft das YourVision-Programm, in dessen Rahmen sich Schulen wie hier das Rudolph-Brandes-Gymnasium vorbildlich für die Förderung von Demokratiekompetenz einsetzen.“ News4teachers