BONN. „Mehr Demokratie wagen“ – mit dem Versprechen trat Willy Brandt vor 55 Jahren als Bundeskanzler an, und die Forderung wirkt heute so aktuell wie damals. Doch wie umsetzen? Der Bürgerrat Bildung und Lernen, initiiert von der Montag Stiftung Denkwerkstatt, versucht das, indem er zufällig ausgeloste Menschen miteinander über Bildungspolitik beraten lässt – um so gesellschaftliche Diskussionen zu befördern. Wie diese hier: Die Frage, ob und wie demokratische Strukturen im Schulalltag etabliert werden können, steht im Mittelpunkt des Podcasts mit Julia Hahn, die im Bürgerrat Bildung und Lernen aktiv ist, und Marina Weisband, die das Demokratieprojekt „aula“ leitet. Beide betonen die Dringlichkeit, die Stimmen von Kindern stärker zu berücksichtigen.
Marina Weisband, Psychologin und ehemalige Geschäftsführerin der Piraten-Partei, die seit über zehn Jahren das Demokratie-Projekt „aula“ in Schulen bringt, vertritt die Position, dass Schulen grundsätzlich keine demokratischen Orte seien. Die Struktur sei historisch darauf ausgelegt, funktionierende Arbeiter und Soldaten hervorzubringen, nicht mündige Bürgerinnen und Bürger. Der Schulalltag, so Weisband, sei autoritär und vorbestimmt: „Wir kriegen gesagt, wann wir da zu sein haben, wie lange wir uns für bestimmte Fächer zu interessieren haben, und es wird uns diktiert, wann wir hungrig zu sein haben.“ Dies lasse wenig Raum für Eigeninitiative und das Erlernen demokratischer Mitbestimmung.
Die Schule bereite die Kinder eher auf eine passive Rolle vor, in der sie, im besten Fall, Konsumenten von Bildung seien. Was jedoch fehle, sei die Möglichkeit, den Raum aktiv mitzugestalten, Verantwortung zu übernehmen und eigene Bedürfnisse abzuwägen. Dies sei jedoch zentral für die Demokratie: „Demokratie ist in erster Linie nicht das Wissen um Institutionen, sondern das Selbstverständnis: ‚Das hier ist mein Zuhause. Das hier ist meine Gesellschaft. Ich kümmere mich.‘“
Moderator Andreas Bursche (bekannt vom WDR) wendet ein, dass Schüler ja durch die Wahl von Klassensprechern und Schulsprechern bereits beteiligt seien. Weisband lässt dies jedoch nicht gelten: Die Beteiligung beschränke sich auf einen kleinen Teil der Schülerschaft – „es betrifft jeden Dreißigsten“ – und vor allem jene, die bereits das Selbstvertrauen und die Fähigkeiten mitbrächten, sich einzubringen. Sie erinnert sich an ihre eigene Erfahrung als Immigrantenkind und die mangelnde Identifikation mit den Strukturen der Schülervertretung: „Ich bin nicht eine, auf die es ankommt. Ich bin allen egal.“ Die alltägliche Erfahrung, dass Lehrer „eh machen, was sie wollen“, präge das spätere Gefühl vieler Bürgerinnen und Bürger, dass auch „die da oben“ tun, was sie wollen. Demokratie, so Weisband, müsse daher viel tiefer verankert werden, und zwar durch die tägliche Erfahrung, dass man etwas bewirken kann – von früher Kindheit an.
„Kinder spielen in unserer Gesellschaft leider nicht die primäre Rolle“
Julia Hahn, Kindheitspädagogin und Bürgerrats-Mitglied, teilt Weisbands kritische Sicht auf das Schulsystem, geht jedoch einen Schritt weiter, indem sie betont, dass nicht nur demokratische Strukturen in der Schule fehlen, sondern Kinder generell in der Gesellschaft nicht die notwendige Beachtung finden. Ein Beispiel sei die Corona-Pandemie, in der die Bedürfnisse der Kinder stark vernachlässigt worden seien. Hahn sieht dies als Ausdruck einer systematischen Geringschätzung von Kindern: „Kinder spielen in unserer Gesellschaft leider nicht die primäre Rolle.“ Sie verweist auf ihre Arbeit im Bürgerrat Bildung und Lernen, wo sie erlebt, wie wichtig es sei, den Kindern eine Stimme zu geben und sie ernst zu nehmen.
Auf die Frage, warum Bildungspolitik so häufig versäumt werde, weist Hahn darauf hin, dass Bildung oft nur als parteipolitisches Thema innerhalb der Legislaturperioden behandelt werde, was problematisch sei. Bildungserfolge ließen sich nicht kurzfristig messen, sondern seien ein langfristiges Projekt: „Man muss früh investieren, und es zahlt sich erst nach mehreren Jahren aus, nicht nach nur vier Jahren.“ Daher müsse Bildung parteiübergreifend gedacht und behandelt werden, was auch eine zentrale Forderung des Bürgerrats sei.
„Wir machen völlig unsinnige Prüfungen, die überhaupt nicht das messen, was wir messen wollen, nämlich wie gut Kinder etwas gelernt haben“
Weisband stimmt zu, dass die politische Logik der Wiederwahl nicht mit den Anforderungen einer erfolgreichen Bildungspolitik vereinbar sei. Sie weist darauf hin, dass Parteien, die tatsächlich in Bildung investieren, zunächst Schulden machen und dies kurzfristig als negativ bewertet werde. Sie kritisiert zudem, dass das Verständnis von Bildung in Deutschland oft zu eng gefasst sei: „Wir machen völlig unsinnige Prüfungen, die überhaupt nicht das messen, was wir messen wollen, nämlich wie gut Kinder etwas gelernt haben.“ Stattdessen trieben solche Prüfungen sowohl Lehrer als auch Schüler in den Burnout und hinderten aktiv am Lernen.
Als Bursche darauf zu sprechen kommt, ob Kinder tatsächlich immer in der Lage seien, alles zu überblicken und fundierte Entscheidungen zu treffen, antwortet Weisband aus ihrer langjährigen Erfahrung mit dem Projekt „aula“. In diesem Projekt werden Kindern und Jugendlichen ab zehn Jahren verbindliche Mitbestimmungsrechte eingeräumt und sie gestalten die Schule demokratisch mit, etwa in Fragen der Hausordnung. Weisband räumt ein, dass es anfangs „Quatsch-Ideen“ gebe, wie etwa die Forderung nach Killer-Robotern für die Schule. Doch anstatt diese Ideen sofort abzutun, werde jeder Vorschlag ernst genommen, um den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, dass sie wirklich gehört würden. Sobald die Schüler merkten, dass sie ernst genommen würden, entwickelten sie ernsthafte und durchdachte Vorschläge.
Julia Hahn ergänzt, dass Kinder und Jugendliche in vielen Punkten ähnliche Ansichten wie Erwachsene hätten, da sie Experten ihrer eigenen Lebenswelt seien. Im Bürgerrat habe sie erlebt, wie Kinder oft überrascht ausriefen: „Das ist das erste Mal, dass uns Erwachsene zuhören.“ Dies sei eine extrem bereichernde Erfahrung (sowohl für die Kinder als auch für die Erwachsenen).
Ein zentraler Punkt ist dann die Frage, wie Schüler ernsthaft in Entscheidungsprozesse eingebunden werden können. Marina Weisband betont dabei den sogenannten „Labeling-Effekt“: Kinder verhalten sich in der Regel so, wie sie behandelt werden. Wenn man sie ernst nimmt, lernen sie auch, sich mit komplexen Themen ernsthaft auseinanderzusetzen. Sie gibt ein Beispiel aus ihrer eigenen Erfahrung, in dem Fünftklässler darüber diskutierten, ob sie das Kaugummikauverbot an ihrer Schule aufheben wollten. Trotz ihres jungen Alters setzten sich die Kinder intensiv mit den Vor- und Nachteilen auseinander und entschieden sich schließlich dafür, das Verbot beizubehalten. Weisband will damit aufzeigen, dass Jugendliche in der Lage sind, reflektierte Entscheidungen zu treffen, wenn man ihnen die Chance dazu gibt.
Julia Hahn sieht in der Partizipation von Kindern und Jugendlichen keine zusätzliche Belastung, sondern eine Chance. Ihrer Meinung nach lernen Kinder so von klein auf, dass unterschiedliche Meinungen respektiert werden müssen und dass gemeinsam tragfähige Lösungen gefunden werden können. Sie hebt hervor, dass das Demokratieverständnis bereits in frühen Jahren durch respektvolles Verhalten und die Möglichkeit zur Mitentscheidung gefördert werden kann.
Im Bürgerrat, bei dem eben auch Kinder und Jugendliche beteiligt sind, stelle sie fest, dass sich die Vorschläge der Jüngeren kaum von denen der Erwachsenen unterscheiden. Dies zeige, dass die Probleme im Bildungssystem allen Beteiligten bekannt seien und dass Kinder oft sehr konkrete und praxisnahe Vorschläge machten. Zum Beispiel: dass der Unterricht erst um 9 Uhr beginnen sollte, da sie sich früher nicht richtig konzentrieren könnten, oder dass Schulen zu Wohlfühlorten werden sollten.
Weisband unterstreicht, dass Demokratie im Schulalltag nicht als zusätzliche Belastung, sondern als Mittel zur Stressbewältigung gesehen werden sollte. Druckempfinden entstehe aus Ohnmacht, während demokratische Teilhabe das Gefühl der Selbstwirksamkeit fördere. Kinder müssten erfahren, dass ihre Handlungen eine Veränderung bewirken können, was wiederum ihre Resilienz stärke und ihnen helfe, Stress besser zu bewältigen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Weisband anspricht, ist die Verbindlichkeit von Entscheidungen. Häufig gebe es in Schulen nur „Pseudobeteiligung“, bei der die Ergebnisse von Diskussionen oder Wahlen nicht bindend seien. Dies könne zu Frust führen und habe letztlich einen antidemokratischen Effekt, weil Kinder lernen, dass ihre Mitwirkung nichts bewirkt. Sie fordert daher, dass die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen verbindlich und transparent sein muss, um ihr Demokratieverständnis zu stärken und sie auf ihre Rolle als aktive Gestalter der Gesellschaft vorzubereiten.
„Für mich bedeutet Chancengerechtigkeit, dass man, egal wer man ist, wie man aussieht, wo man herkommt, an was man glaubt oder wie viel Geld man hat, die gleichen Möglichkeiten bekommt, zu lernen und sich zu entfalten“
Hahn ergänzt, dass die Probleme im Bildungssystem nicht nur den Betroffenen, sondern auch der Politik und der Wissenschaft bekannt seien. Sie kritisiert jedoch, dass es oft an konkreten Maßnahmen fehle, um diese Probleme zu lösen. Hahn fordert, dass die Politik die Bürgerinnen und Bürger, einschließlich der Kinder und Jugendlichen, mehr einbeziehen sollte. „Für mich bedeutet Chancengerechtigkeit, dass man, egal wer man ist, wie man aussieht, wo man herkommt, an was man glaubt oder wie viel Geld man hat, die gleichen Möglichkeiten bekommt, zu lernen und sich zu entfalten. Und um das zu erreichen, braucht es auch das Recht auf Mitentscheidung von Kindern, wie und was gelernt wird.“ Die Beteiligung der Kinder im Bürgerrat belege, dass ihre Vorschläge ernst genommen und in politische Entscheidungsprozesse integriert werden könnten.
Zum Abschluss betont Weisband, dass es nicht ausreicht, auf die Politik zu warten. Sie ruft dazu auf, sich aktiv in die politischen Prozesse einzubringen, etwa durch das Schreiben von Briefen an Abgeordnete. Nur durch eine lautstarke Interessensvertretung könnten die notwendigen Veränderungen im Bildungssystem erreicht werden. News4teachers
Der Bürgerrat Bildung und Lernen besteht aus mehr als 700 zufällig ausgelosten Teilnehmer*innen aus ganz Deutschland und wurde 2020 von der Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Sie hat auch den vorliegenden Podcast bereitgestellt.
Im Sinne einer lebendigen Demokratie diskutieren die Mitglieder des Bürgerrats gemeinsam über gesellschaftliche und bildungspolitische Fragen. Welche Probleme und Herausforderungen müssen im Bildungsbereich dringend bearbeitet werden? Wie könnten bildungspolitische Reformen aussehen, die Probleme lösen und gleichzeitig in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind? Und: Wie soll gerechte Bildung in Zukunft aussehen?
Ein umfassendes Papier mit Empfehlungen wurde bereits erarbeitet und an die KMK übergeben. Im November steht eine weitere Sitzung in Leipzig an, auf der die weiterführende Frage diskutiert werden soll: „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“
Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist aktuell der einzige Bürgerrat, der auf Bundesebene aktiv ist und auch Kinder und Jugendliche einbezieht. Die mehr als 250 Schülerinnen und Schüler kommen über sogenannte Schulwerkstätten der Bundesländer dazu und sind vollwertige Mitglieder des Bürgerrats Bildung Lernen. Darüber hinaus haben sie aber auch eigene Empfehlungen entwickelt sowie einen offenen Brief unter dem Titel „Hört und zu!“ geschrieben.
Hier geht es zu weiteren Folgen der News4teachers-Podcasts:
Den Podcast finden Sie auch auf
Und es bleibt dabei, dass sie trotzdem nicht alles überblicken können. Wenn Schulen um 9 uhr beginnen vergessen viele Schüler, dass sie dann auch oft bis 17 anstatt 16 Uhr gehen und dass dies in Zukunft mit der Klimaerwärmung und den schlechten Gebäuden für viel Ausfall sorgen wird.
Ich selbst bin übrigens vor 9 Uhr nicht fit.
Man darf such nicht vergessen, dass Schule auf das Leben vorbereiten soll. Mehr als jeder 30. , der sich engagiert, hat auch später im Berufsleben nichts zu melden, und weil besagte Frau das offensichtlich nicht weiss: Auch die Lehrer haben in den wichtigen Entscheidungen übrigens nichts zu melden.
“Ein Jahr, nachdem den Schülerden zuliebe der Unterrichtsbeginn bundeseinheitlich auf 09:00 Uhr festgelegt wurde, tauchten inden entsprechenden Foren Forderungen nach einem späteren Unterrichtsbeginn (jedoch nicht vor 10:00 Uhr) auf. Diese Forderungen wurden mit entsprechenden Studien belegt, die an den Lehrstühlen für Biorhythmus und reine Lebensgestaltung erstellt wurden.”
So oder ähnlich sehe ich die Schlagzeilen vor mir.
Klimaanlagen in Schulen … nicht bei den gerade an der Macht sitzenden Klimanwandel-hat-für-Schulen-keine-Auswirkungen-Akteuren.
Zum Unterrichtsbeginn: Vielleicht könnte man da auch flexiblere Möglichkeiten schaffen, da jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse hat. Wenn demokratisch diskutiert wird, könnten sich da bestimmt ganz viele tolle neue Möglichkeiten eröffnen. Auch Digitalisierung und KI könnten da zukünftig sicher eine Rolle spielen.
Ich bin auch sehr dafür, dass alle KuK zusammen den Stundenplan selber basteln….bitte mit allen Befindlichkeiten….
Das könnte ungefähr sechs Wochen der Sommerferien dauern….chacka, Ihr schafft das mit KI und Digitalisierung!!!
Aber nur, wenn ich mehr zu sagen habe als die anderen mit ihren komischen Ansprüchen wegen kleiner Kinder oder pflegebedürftiger Eltern oder so`n Quark …
Wichtig ist mir ja nur, dass ich montags frei habe und keinen Tag vor der dritten Stunde anfangen muss und mittwochs und donnerstags nicht mehr nach 14:30 Uhr unterrichten muss und die gemeinsame Stunde für die anderen LR-Mitglieder und mich nicht dienstags in der sechsten Stunde liegt. Und bitte keine Busaufsichten und keine Aufsichten im Außenbereich während der kalten Jahreszeit …
Das, was Sie hier in überzogener Art und Weise darzustellen versuchen, nennt sich Demokratie.
Nee, gesellschftspolitisch schädlicher Egoismus. Es stellt den Versuch dar, eigene Interessen gegenüber anderen durchzusetzen.
Es sollte nicht jeder neue Gedanke kategorisch abgelehnt werden. Am Gymnasium Plochingen wurde beispielsweise ein flexibler Unterrichtsbeginn erfolgreich erprobt, ohne dass das Schulende zurückverlegt wurde. Schüler:innen haben dort beispielsweise Freistunden genutzt, um Inhalte selbstreguliert zu bearbeiten.
Die Erprobung steht wohl noch ziemlich am Anfang, denn es geht zunächst um eine Klasse. Der initiierende Lehrer ist z.B. hier im Interview:
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/gleitzeit-gymnasium-plochingen-soll-weitergehen-100.html
Beim letzten Satz habe ich herzlich lachen müssen.
“Mehr als jeder 30. , der sich engagiert, hat auch später im Berufsleben nichts zu melden”
Es geht ja nicht um das Bestimmen, sondern die Möglichkeit der Mitbestimmung in der Gesellschaft.
Dazu gehört zum Einen das Entgegentreten gegen ein Ohnmachtsgefühl, zum Anderen aber auch das Finden und Aushalten von Kompromissen, auch wenn man selbst etwas anderes wollte.
Sehe daher nur geringe Bezugspunkte zur Arbeit (vielleicht ist sie unter anderem aus diesen Gründen auch entsprechend unbeliebt…)
Auch das Arbeitsleben kann demokratisch gestaltet werden.
Zugegeben, auch wenn sich das teils schwierig gestaltet (Gewerkschaftsfeindlichkeit etc.)
Den Bezug des Projekts sehe ich dennoch mehr auf dem gesellschaftlichen Fokus, darüber hinaus sehe ich eben in der Schule einen großen Unterschied zum späteren Arbeitsleben (in Bezug auf Heinz usw.)
„Alles überblicken“ tun auch Erwachsene nicht, wenn sie beispielsweise zur Wahl gehen. Warum sollten wir diesen Anspruch also an Kinder und Jugendliche haben als Voraussetzung für ein demokratisches Miteinander? – Und auch das Berufsleben sollte sich zu mehr Beteiligung und Mitbestimmung wandeln, was es natürlich auch schon in vielen Bereichen getan hat. Davon profitieren nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Arbeitgeber.
Und noch nen Hinweis: Weil Schüler ihre Mitbestimmungsrechte eben nicht Ernst nehmen oft, auch nicht nach kurzer Zeit, wie die Frau behauptet, kommen Sie oft nicht zu Fachkonferenzen oder wählenn aus Spass bei der Juniorwahl die AFD
Quatschköpfe gibt es immer, aber es geht am Ende ja um das Finden ersthafter Vorschläge, das sollte in den meisten Fällen drin sein.
Darüber hinaus gibt es auch bei Aula Punkte, die nicht verhandelbar sind (falls Schlaumeier*innen Mathematik o.ä. abschaffen wollen 😉 )
In einem demokratischen System würde dieser Vorschlag ernstgenommen und das Für und Wider ausgiebig diskutiert. Und ich würde fast wetten, dass die Entscheidung letztendlich für die Beibehaltung des Mathematikunterrichts ausfallen würde.
Nein, wir diskutieren nicht jedes Mal über den gesamten Rahmen der Demokratie, auch wenn AfD oder Kalifat-Fans dies regelmäßig behaupten. (etwas ermüdend)
Ja, die Grundprinzipien der Demokratie sollen natürlich nicht in Frage gestellt werden.
Das liegt dann wahrscheinlich an der „Pseudobeteiligung“, bei der die Ergebnisse von Diskussionen oder Wahlen nicht bindend sind, wie auch Frau Weisband bemängelt.
Schulen sind nicht demokratisch – Bildungs-/Lehrpläne kommen von oben;Stundenpläne sind nicht verhandelbar; über Vertretungspläne wird auch nicht debattiert und über das was, das wann und das wie entscheidet derjenige mit der größeren Expertise. Verordnungen und Gesetze geben einen unverhandelbaren Rahmen vor. Auch da wird nichts mehrheitlich beschlossen.
Zu Inhalten lässt sich diskutieren, über Inhalte nicht.
Mitbestimmungsrechte gibt es schon lange – SMV – Schulkonferenz, etc.
“Verordnungen und Gesetze geben einen unverhandelbaren Rahmen vor.”
Die stehen ja auch nicht zur Verhandlung.
Aber es gibt Bereiche der Schulgemeinschaft und des Schulalltags, in den man die Kinder einbinden kann.
Als etwas überzogenes Ziel: Vielleicht machen die Schüler*innen seltener die Toiletten kaputt, wenn sie sich an der Schule wohl und als ein Teil dieser fühlen 😉
Auch Gesetze können bekanntermaßen geändert werden. Und bei der SMV stellt sich die Frage, inwiefern sie unter den Begriff der „Pseudobeteiligung“ fällt.
Dann schaffen Sie bei der nächsten Wahl doch mal die Menschenwürde aus dem Grundgesetz ab (augenroll)
Wer hat vom Grundgesetz und der Menschenwürde gesprochen? (augenroll)
“Quatschköpfe gibt es immer, …” -( Zitat RainerZufall hier im thread weiter oben!)
q.e.d. 🙂
Noice!
Haben Sie sonst eine Meinung zur Demokratiebildung in Schulen oder sorgen Sie sich ebenfalls vor bösen Auswüchsen, welche wichtigen Gesetze/ Regeln der Schule abgeschafft würden? 😉
„Wir machen völlig unsinnige Prüfungen, die überhaupt nicht das messen, was wir messen wollen, nämlich wie gut Kinder etwas gelernt haben.“ Stattdessen trieben solche Prüfungen sowohl Lehrer als auch Schüler in den Burnout und hinderten aktiv am Lernen.
Das lese ich ständig irgendwo, allerdings ohne Hintergrund, wie man darauf kommt und ohne Alternativvorschlag. Warum sind Prüfungen heute “völlig unsinnig”? (Empfinde ich persönlich überhaupt nicht so). Ich kann an meinen Prüfungen sehr gut sehen, wie gut Kinder den Stoff gelernt haben. Und was bitte wären denn “sinnvolle” Prüfungen?
Emotions-/Wohlstandsdegeneration der Gesellschaft, ganz easy.
Es soll so sein, also wird so lange gequakt, bis es so gemacht wird.
Prüfungen abschaffen?
Noten abschaffen?
Klingt wie eine massive Arbeitsersparnis für mich – bin dafür, unser Kind ist ja mit gutem Erfolg durch.
Macht mal…
Glückwunsch an den Nachwuchs!
Bei PISA kamen nicht allzu viele mit gutem Erfolg durch. Da muss man über das Iniduum hinaus planen
Da würde ich Ihnen völlig zustimmen.
Es liegt auch an Unterricht? Oder meinen Sie, es liegt ausschließlich an den Schülern?
Aus Schülersicht ist die sinnvollste Prüfung eine Prüfung, die nicht stattfindet.
Ich kann an Prüfungen gut sehen, wenn die Kinder individuell etwas gelernt haben, wenn sie im Vergleich zu vorher besser individuell besser ausfiel. Leider viel zu oft zeigen meine Prüfungsergebnisse das, was die Schüler an Arbeit zu investieren bereit waren und nicht das, wozu sie von ihrem Intellekt her fähig sein könnten.
“Aus Schülersicht ist die sinnvollste Prüfung eine Prüfung, die nicht stattfindet.”
So sehen sie ihre Schüler? Tatsächlich? Woran es mag bloß liegen?
Ah, ja, an den Schülern und Eltern. Nicht?
Wirklich, Leute, warum sind einige von euch überhaupt Lehrer geworden ist ein Rätsel.
Ich denke, da bezieht sich viel auf Boulemie-Lernen zu Prüfungen, die Untersuchungsergebnisse zur Stressbelastungen von Kindern an Schulen und letztlich die Ergebnisse bei PISA…
Zu “sinnvollen Prüfungen” gibt es bestimmt viel Literatur, k.A.
Prozessbegleitendes Feedback und Benotung?
Es heißt Bulimie.
Danke. Musste erfreulicherweise das bisher noch nie schreiben ^^
Freue mich jetzt auf geistreiche Antworten, die über meinen Rechtschreibfehler hinauszugehen vermögen. Die werden ja IRGENDEINE Antwort zum Inhalt aufbringen 😛
Was ist denn Boulemie-Lernen?
Wenn ich das mache, lerne ich dann Frikadellen zuzubereiten oder gehts ums spielerische Werfen von Kugeln? Vielleicht sogar um spielerisches Frikadellenwerfen? Nee, dass wäre ja Lebensmittelmissbrauch.
Der war gut 🙂
Ich weiß nicht, was “Boulemie” ist.
Inwieweit ist “prozessbegleitendes Feedback” eine sinnvolle Prüfungsform? Also was genau ist daran sinnvoll? Ich soll z.B. in den Fremdsprachen den Prozess des Wortschatzerwerbs bewerten (super, du weißt jeden Monat ein Wort mehr!?) und wenn am Ende alles falsch im Text steht, ist es auch ok, weil der Prozess ja zählt und nicht das Ergebnis? Ich hoffe, ich gerate nie an einen Arzt, der so ausgebildet wurde…
Warum sollten Ergebnisorientierung und Prozessbegleitung unvereinbar sein ?
s.o.
Genau so steht es in dem Konzept, gut gemacht
Wenn sich der Prüfungshinweis tatsächlich auf Bowle-Lernen (Prost:-) bezieht, dann stimmt es schon, dass dann Prüfungen sinnlos sind. Sofern man Vokabeln auslässt, ist Bulimie-Lernen ja eigentlich ein Gegenteil von Lernen, weil i.d.R. keine Einordnung in ein Wissensnetz mehr stattfindet.
Wie oft bekomme ich Jugendliche in meinen Nachhilfeunterricht, die in früheren Themen gute Noten geschrieben haben, aber nichts mehr von dem Thema wissen. Klassisches Ergebnis von Bulimie-Lernen. Und erstmal völlig überrascht sind, wenn sie merken, dass die Formeln und Rechnunge tatsächlich einen Sinn ergeben.
Genau das meine ich auch!
Und ich dachte, `ne Bowl wär was zum Essen:)
Prozessbegleitend: Da trauen sich auch einige Schüler nicht, etwas im Unterricht beizutragen, könnte ja falsch sein und eine schwache Note geben.
Bei Prüfungen kommt nur raus, wer fleißig den Stoff auswendig gelernt hat, was LuL ihm/ihr vorgekaut hat. Nicht mehr und nicht weniger. Ist es das, was wir wissen wollen? Ich denke, das ist zu kurz gedacht…
Eben Bulimie-Lernen.
Wobei ich hörte, immer mehr Leute würden es “Boulemie-Lernen” schreiben 😛
Köstlich gekontert 🙂
Ja, und was ist so schlimm daran, wenn jemand die Vokabeln fleißig gelernt hat und daher eine Fremdsprache versteht und sich darin ausdrücken kann? Oder dass einer die Formeln in Mathematik gelernt hat und Aufgaben ausrechnen kann? Oder in Deutsch gelernt hat, wie eine Erzählung aufgebaut ist und nach diesem Schema dann eine schöne Erzählung schreibt? Wenn Sie es “Vorkauen” nennen, wenn die LuL in ihrem Unterricht tagtäglich versuchen, den SuS den Stoff nahezubringen und verschiedene Aufgabenformen einzuüben, finde ich das ziemlich abwertend.
Meine Intention ist nicht, Ihre Arbeit abzuwerten, sondern das System zu kritisieren. Ich weiß, dass das schwer voneinander zu trennen ist. Ich weiß, dass LuL in diesem System aber die Rolle nunmal haben müssen.
Zu Ihren Bsp. fällt mir ein, dass Vokabeln und Grammatik schön und gut sind, aber das Sprechen, die Satzbildung oder die Kultur dahinter wichtiger scheinen.
Bei Mathe ist es leichter zu verdeutlichen: was hilft mir das Auswendiglernen und Anwenden der Formel, wenn ich sie nicht herleiten oder weiß, wofür ich gebrauchen kann.
Die Kids müssen nichts selbst erdenken oder nach Lösungen suchen oder sich selbst Wissen aneignen. Aber das müssen sie später können. Es gibt immer wieder Neues auf der Welt und man bekommt es dann nicht mehr serviert. Bsp. KI: die meisten Arbeitnehmer*innen bringen sich den Umgang durch Recherche und learning by doing selbst bei. Man bekommt nicht für alles eine WB.
Daher mein Wunsch, dass die Kompetenz Fleiß nicht so wichtig genommen wird. Damit alleine kommt man im Leben nicht weiter.
Mensch, wieso bin ich eigentlich zur Schule gegangen?! Das war also alles irgendwie sinnfrei, da ich in dem System, das damals ja noch viel schlimmer als heute war, gar nichts gelernt habe. 13 Jahre verschenkt. Hätten meine Eltern mich doch wohl besser irgendwo versteckt, dann hätte ich einfach learning by doing praktizieren können und wäre von alleine mit ein bisschen Anleitung von meinen Eltern (?) … geworden.
Jetzt bin ich nur eine doofe Lehrerin, die jungen Menschen im Alter von 10 bis 19 Jahren nichts beibringt.//
BTW: Ich bin kein fleißiger Mensch.
Der Punkt ist doch, dass weniger intelligente Menschen mit Fleiß vieles ausgleichen können. Und das Gehirn vergisst nichts, was so viel heißt wie “Auswendiglernen ist gar nicht so schlecht wie sein Ruf”.
Meine persönliche Erfahrung ist tatsächlich, dass ich die meisten Dinge aus der Schulzeit wieder vergessen habe. Wir (also LuL und andere Akademiker*innen) haben das selbständige Lernen damals in der Uni gelernt, was mir im Berufsleben sehr weiterhilft. Aber auch das wurde durch das Einführen von Bachelor und Master weitestgehend verschult :(.
Auswendiglernen ist meiner Meinung nach nicht nachhaltig, trainiert allerdings das Gehirn. Sobald man das Gelernte aber nicht mehr anwendet, verschwindet es im Nirvana…
Daher denke ich, dass eine Verschlankung des Lehrplans gepaart mit selbständigem Lernen nachhaltiger wäre. Ist meine persönliche Meinung und kein Angriff auf die Leistungen der LuL.
Und btw. nur weil wir da durch mussten, muss es nicht gut gewesen sein 😉
Beispiel Mathe: Ich kann nur etwas herleiten, wenn ich den Stoff durchdrungen habe. Natürlich, wenn ich die Formeln auswendig lerne, dann bedeutet es noch nicht, dass ich es verstanden habe. Allerdings sind mir noch keine Schüler untergekommen, die ohne Lernen den Stoff durchdringen. Lernen, auch Auswendig lernen, ist oft Voraussetzung, dass man die nächste Stufe erreicht.
Genau so sehe ich es auch. Was nützt mir außerdem, die Satzstellung zu können (in Bezug auf den Post von Alese20), ohne dann die Vokabeln parat zu haben, die ich auch noch für den Satz brauche. Das eine geht nicht ohne das andere. Zur Satzstellung: Manche SuS können sich nicht einmal S-V-O merken. Drei Buchstaben als Stütze für die Satzstellung…!
Das Eine vielleicht tun und das Andere nicht lassen könnte doch ein Kompromiss sein ;). Es gibt bereits Lernmethoden dafür, aber ich bin da nicht in der Tiefe drin. Ich weiß aber, dass die Alemannenschule Wutöschingen da seit Jahren Erfolg mit hat. Bei Interesse kann man da ja mal schauen https://asw-wutoeschingen.de/
Der Staat ist per se kein demokratisches Gebilde, was seine Beamtenschaft angeht, bei der doch die Idee des ” Staatsdiener” dabei ist. Auch Lehrer werden nicht gefragt, ob sie ihr Fach beispielsweise ganz anders aufbauen würden.
Eine andere Frage ist, ob Menschen und auch junge Menschen stets und immer überhaupt entscheiden wollen. Das ist anstrengend.
Ich hatte immer schon einen großen Anteil Schüler, der mit nicht zu anstrengenden Aufgaben zufrieden war, die aber bewältigt werden können. ” Dürfen wir von der Tafel abschreiben?” “Dürfen wir das Bild anmalen?”
Wie sollen Kinder ohne jeden Input den Output gestalten? Es wären doch wieder eher die Eloquenten an der Macht.
Schauen Sie mal in die aula-Sachen rein, da geht es mehr um Schule als Raum des Lebens und Wohlfühlens – Gemeinschaft eben.
„Auch Lehrer werden nicht gefragt, ob sie ihr Fach beispielsweise ganz anders aufbauen würden.“ Wäre es nicht wünschenswert, dass auch das geändert wird? In einem demokratischen System würden alle am Schulleben Beteiligte mehr Möglichkeiten zur Mitbestimmung erhalten.
Ja, fände ich gut, wenn unsere Hausis mitreden dürften, was ich so im Englischunterricht gemacht werden soll.
” Dürfen wir von der Tafel abschreiben?” “Dürfen wir das Bild anmalen?”
Ohhh, unterrichtest du auch in der Oberstufe – so wie ich? 😉
4 Tage Woche
1 Lern/ Projekttag
Auch mal ein paar Stunden homeschooling/ mehr Homeoffice
Offene und praktischorientierte Angebote sind gut 🙂
Gute Idee mit den 4 Tagen und 1 Praxistag.
Lehrer können dann zuhause bleiben 🙂
Es geht darum, Schüler*innen einzubinden und (letztendlich) emotional zu binden und intrinsisch zu motivieren.
Habe ehrlichgesagt kein Kind getroffen, welches sich homeschooling zurückwünscht (trotz Ausschlafen!)
Ich kenne sehr viele Kinder und vor allem Jugendliche, die es durchaus genossen haben selbstbestimmt, in Ruhe und ohne Ablenkung zuhause in ihrem eigenen Tempo lernen zu können. Ich denke, dass das eine mögliche Option sein sollte. Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich.
Danke! Sehe ich auch so!
Das bestritt ich ja nie.
Aber wie viele Kinder wünschen sich ernsthaft Homeschooling anstelle von Schule? Ich schätze diese Zahlen doch eher für sehr gering und ggf. eher von Schulschwänzenden stammend
Wieviel Prozent der Familien Homeschooling nutzen ist von Land zu Land unterschiedlich und liegt in der Regel im einstelligen Prozentbereich. Bei der Gleichsetzung von Homeschooling mit Schuleschwänzen unterliegen Sie einem vorurteilsbehafteten Glaubenssatz. Die Möglichkeit zum Homeschooling nutzen im Gegenteil in der Regel nur sehr engagierte Familien. Studien, beispielsweise aus den USA, zeigen, dass Kinder, die Homeschooling machen, oft bei standardisierten Tests (wie z. B. den SATs oder ACTs) überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen. Sie schneiden in der Regel besser ab als ihre Altersgenossen aus öffentlichen oder auch privaten Schulen. Ein ebenfalls weit verbreitetes Vorurteil ist, dass Homeschooler sozial isoliert sind. Studien zeigen jedoch, dass viele Homeschool-Kinder durch außerschulische Aktivitäten, Sportvereine, Musikunterricht oder Gemeinschaftsprojekte gut sozialisiert sind und sogar höhere soziale Kompetenz aufweisen als ihre Altersgenossen.
Denken Sie doch bitte einmal an diejenigen Kids, die keine Eltern haben, die dafür sorgen, dass sie wirklich zuhause lernen können, im Verein usw. aktiv sind!
Schule soll auch ein solidarisches System sein, das es Menschen aus weniger privilegierten Bevölkerungsschichten ermöglicht teilzuhaben. (Ja, das ist absolut ausbaufähig, dennoch vom Prinzip her richtig.)
Wollen Sie also den privilegierten Eltern erlauben, ihre Kids zuhause behalten zu können, damit sie schön unter sich bleiben? DAS ist nämlich der Punkt.
Ihr Beispiel aus den USA besagt nur, dass viele Schulen dort noch viel schlechter aufgestellt sind als in Deutschland, nicht dass die Schulpflicht falsch wäre.
Es würde im Fall der Fälle ja niemand gezwungen, Homeschooling in Anspruch zu nehmen. Die reguläre Schulbildung würde dadurch nicht eingeschränkt. – In diesem Zusammenhang ist außerdem wichtig zu betonen, dass die Schülergruppe, die Sie beschreiben, bekanntermaßen auch jetzt schon zu den Bildungsverlierern gehört. Wie wir alle wissen, hängt der Bildungserfolg in Deutschland nämlich maßgeblich vom Elternhaus ab. – Und genau daran müsste sich etwas ändern, um „Solidarität“, wie Sie es nennen, zu gewährleisten. Da ist die Frage, ob Bildungspflicht oder Schulanwesenheitspflicht jedoch ein komplett irrelevanter Faktor. Vielmehr müssten individuelle Bedarfe erkannt und spezifische Unterstützungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Beispielsweise am Nachmittag durch spezielle Angebote, um denjenigen Kindern, die nicht vom Elternhaus unterstützt werden, ganz gezielt helfen zu können. Aber auch hier mangelt es, wie wir alle wissen, leider an den nötigen Investitionen. – Und in Zeiten von Lehrermangel und überfüllten Klassen sollte man zudem doch über jede Entlastung des Systems durch Nutzung von Potenzialen dankbar sein? Dazu zählt für mich nicht nur die Möglichkeit von Homeschooling, sondern beispielsweise auch das Angebot des selbstregulierten Lernens für die Schüler, die dies möchten und dazu in der Lage sind, um mehr Zeit für diejenigen, zu gewinnen, die (noch) auf Unterstützung angewiesen sind. Selbstreguliertes Lernen als Ziel dürfte ja außer Frage stehen.
Warum muss das System entlastet werden?
Das System muss umgekehrt ausgebaut werden, damit Kinder ab Klasse 1 überhaupt selbstreguliertes Lernen erlernen können.
Und selbstreguliertes Lernen, das eine soziale Distanzierung von anderen ermöglicht, finde ich falsch.
Ich arbeite in einem integrativen System, zu dem ich stehe. Ich wünsche mir lediglich, dass es massiv verkleinert wird, indem die Anzahl der S*S halbiert und der Umfang des Personals mindestens gleichbleibt.
Ich möchte keine soziale Segregation, da ich sie für gesellschaftsschädlich halte.
Danke, Rainer Zufall, dass Sie hier so positiv argumentieren. Alle Foren hier sind immer so “anti Neues”. Wie erfrischend auch mal von offenen Menschen zu lesen, die nicht immer nur das “ABER” sehen.
Keine Sorge, Sie werden mich bestimmt bald leid sein.
Aber Danke 🙂
Mal sehen
“Die Struktur sei historisch darauf ausgelegt, funktionierende Arbeiter und Soldaten hervorzubringen, nicht mündige Bürger.”
Warum werden solche Leute dann nicht alle Lehrer und setzen all das Zeug um, was die so fordern. Ich bin dabei!
Man sagt ja, das genau die Menschen Psychologen werden, die sich selber therapieren wollen. Vielleicht ist da ja was dran.
Ekeliger Hassfakt: Ohne funktionierende Arbeiter (igiiiiitt! “funktionieren”, “arbeiten”, da zucken die alten Reflexe aus der Asta-Kommune aber noch mal richtig heftig…und, wie man zeitgeschichtlich unter großen inneren Verwindungen aktuell wieder festellt: Soldaten! Doppel-Igitt!) gibt es auch keine “Bürger”, die sich über eine funktionierende Kommunikations- und Versorgungsinfrastruktur darüber aufregen / im Salon echauffieren können, dass jemand doch tatsächlich “funktionieren” muss.
Na ja, ich sach mahl so, näch…
MESA
“Die Struktur sei historisch darauf ausgelegt, funktionierende Arbeiter und Soldaten hervorzubringen, nicht mündige Bürgerinnen und Bürger.” Das ist leider so. Historisch gesehen wurde die deutsche Schulpflicht 1938 erstmalig eingeführt.
https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/185878/kurze-geschichte-der-allgemeinen-schulpflicht/
1919, nicht 1938.
1938 verankerte man, dass Behinderte (mit schwereren Behinderungen) bildungsunfähig sind.
1919 wurde mit dem Weimarer Schulkompromiss vertagt – bis 1938. Sic!
Nein, das ist nicht so. Das ist nur populistisches und durch keinen einzigen Beleg unterfüttertes Bla-Bla.
Ich sag’s ja, es wird endlich Zeit den VW-Konzern abzuwickeln und nicht wieder mit Steuergeldern künstlich am Leben zu halten wie bei seiner Gründung, zufälligerweise fast dasselbe Jahr wie die Einführung der Schulpflicht,
Das stimmt leider so nicht.
Bereits mit der Weimarer Verfassung 1919 gab es eine einheitliche, allgemeine Schulpflicht für ganz Deutschland.
In manchen Fürstentümern gab es schon im 16. Jahrhundert eine Schulpflicht. Im 18. Jahrhundert führte Preußen eine Unterrichts- bzw Schulpflicht ein. Eigentlich gabe es im 19. Jahrhundert fast überall in Deutschland eine Schulpflicht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schulpflicht#Schulpflicht_in_Deutschland
1919 gab es nur eine Idee in der Weimarer Verfassung. Mehr nicht. Es ging weiter wie vorher. – In Gesetzesform wurde die Schulpflicht erst 1938 aufgenommen.
Wir reden hier von der Schulpflicht mit Schulzwang und Zwangsvorführung. Dem Zwang als bestimmendem Element!
Sie widersprechen also renommierten Experten der historischen Bildungsforschung:
https://monde-diplomatique.de/artikel/!827733
Natürlich gab es in der Weimarer Republik Parallelwelten, etwa in Kreisen des ehemaligen sog. “Adels” besonders in den ostelbischen Provinzen und vielleicht rutschten ein paar andere auch durch, etwa in vormodernen Strömungen, wie bei den Anthroposophen, von einer Nicht-Schulpflicht zu sprechen, das führt aber zu weit. Bitte nennen Sie dazu seriöse Quellen.
Die gesetzlichen Regelungen haben mit der Bildungsforschung nur sehr wenig gemeinsam. Sie argumentieren auf einer anderen Ebene.
Die Schulpflicht deutscher Prägung mit Schulzwang als Kernelement ist eine Verwaltungsvorgabe, die der Pädagogik Rahmen und Ziel sehr klar vorgibt. Damit wird die Pädagogik natürlich degradiert. Aber so ist es nun mal. Mir fehlt de Fantasie, wie man mit pädagogischen Mitteln in einer autoritären Konstruktion Demokratie als Bildungsziel ernsthaft vermitteln soll.
Bitte nennen Sie zumindest ein seriöses wissenschaftliches Werk, welches Ihre These stützt.
Interessantes Thema, das mich auch interessieren würde. Was in einer Verfassung steht ist leider nicht viel wert, sonst wäre die DDR ein Staat der Meinungsfreiheit gewesen.
Liebe Redaktion, die Geschichte der Schulpflicht wäre doch sicher mal einen Artikel wert.
Gab’s schon früher, wurde nur noch nicht genauso genannt. Hatten wir aber schonmal das Thema.
Haarspalterei. …
Und lustig ist, dass unser “super-fieses undemokratisches Nazi-Schulsystem” kaum Arbeiter und Soldaten hervorbringt.
Also stimmt da was mit Ihrer Sichtweise nicht.
Vielleicht funktioniert es nicht mehr, weil die Erziehung Zuhause sich verändert hat…Zuhause mitreden dürfen, erklärt bekommen, warum etwas getan werden muss, bei guter Argumentation auch mal recht bekommen, stehen im krassen Widerspruch zum Schulsystem – das führt zu Frust. Zumindest ist es bei uns Zuhause so. Aber ich werde meine Erziehung nicht einem veralteten Schulsystem anpassen.
Ähm, der Großteil der Elternhäuser sieht genauso aus … nicht!
Meinen Sie wirklich, dass die Mehrheit noch autoritär erzieht?
Am Gymnasium in Plochingen vielleicht nicht. Wobe die “Wohlstandsverwahrlosung” auch ein Problem ist.
Im Brennpunkt wird oft gar nicht erzogen oder eben autoritär. Sie glauben gar nicht, was man so mitbekommt. Wenn wir den Kindern keine Struktur geben, dann haben sie keine. Die Kunst dabei ist, dabei immer mehr lockern, dass sie am Ende selbständiger sind. Mittlerweile gibt es ja auch Studien, die das belegen.
Manche Eltern, die zu Hause ihr Bestes geben, können sich das nicht vorstellen. Der Großteil der negativen Kommentare hier kommen aber aus der Praxis (von Lehrern) und drücken eher Resignation aus, statt Angst vor Neuem. Und nein, wir können das mit den gegebenen Ressourcen nicht selber ändern…
Vermutlich haben Sie recht damit, dass viele Kids zu wenig erzogen werden. Und vermutlich lebe ich auch in meiner Blase ( wie jeder ).
Ich streite auch nicht ab, dass manche Kids erstmal Struktur lernen müssen, wenn dann der Schritt Richtung Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit auch irgendwann ( vielleicht ab Kl. 8) gemacht wird.
Und natürlich schaffen das nicht die LuL in diesem System. Deshalb bin ich ja für einen Umbruch, damit das endlich mal möglich wird. Gerne mit mehr Soz.Päds. an allen Schulformen.
Zwei Stellen ausgeschrieben – 0 Bewerber!
Das System sollte man nur ändern, wenn man etwas Besseres hat, ansonsten läuft das wie immer: Wir haben eine tolle Idee, setz mal um. Du kriegst aber keine Unterstützung von uns.
Da wir das mittlerweile von fast täglich von allen Seiten von “außen” hören, geht das dem Großteil der Kollegen ziemlich auf den Zeiger. Zumal sich die Vorschläge der unterschiedlichen Interessengruppen oft entgegenstehen.
Wir brauchen erstmal einen gesellschaftlichen Konsens, was wir als Schule leisten sollen. Dann die Bereitstellung von Ressourcen und danach erst die Umsetzung. Nach über 20 Jahren bin ich da ziemlich desillusioniert. Aber “i do my best”! Dann will ich aber nicht von allen Seiten von Leuten zugequatscht werden, die von den realen Bedinungen keine Ahnung haben. Auch wenn das jetzt böse klingt.
Klingt nicht böse, nur genervt. Was voll verständlich ist. Sie haben recht damit, dass Sie keine Hilfestellung bekommen, was echter Mist ist. Zurzeit hängt jeder Fortschritt leider noch von einem extrem hohen Engagement und unbedingtem Willen der Schulleitung und dem LuL Team ab. Ein Umbau der Schulstrukturen innerhalb des System beinhaltet viel Recherche über andere Schulen, die das bereits gemacht haben, Kontaktaufnahme, Erfahrungsaustausch, Machbarkeitsprüfung, ggf. Sponsoren finden usw. Das sollte so nicht sein! Und ich verstehe alle Beteiligte, wenn sie sich dagegen entscheiden, weil es wahnsinnig viel zusätzliche Arbeit wäre.
Na, da nähern wir uns doch langsam an 😉
Genau. Und deshalb könnte man ja die Schulpflicht wieder abschaffen. Dann kommen nur noch die, die lernen wollen und von denen die Eltern wollen, dass gelernt wird. Im Umkehrschluss müssen dann die Schulen auch nicht die Kinder aufnehmen, die keine Leistung bringen und die Eltern nur Betreuung wollen ….dann wäre nämlich endlich Schluss mit der Dienstleistungsmentalität.
Ach, jetzt flirten Sie aber mit mir!
*erröten*
“Immer macht Du solche Versprechungen!”
*Türknall*
Betreuung sollte tatsächlich von der Schule entkoppelt werden, da Betreuung nicht zu den originären Aufgaben von Schule gehört. – Und statt Schulpflicht sollte man wie in anderen Ländern auch eine Bildungspflicht anbieten, sodass auch Homeschooling möglich ist. Jeder Schüler hat unterschiedliche Präferenzen, wie er am besten lernen kann.
Genau! Und man muss nicht mit den Schmuddelkindern spielen. Die sollen mal alle schön unter sich bleiben.//
?
Haben Sie das nicht verstanden?
Es kommt dann nur noch jenes Klientel in die Schule, welches zuhause nicht gefördert werden kann (die Schmuddelkinder halt), eine soziale Heterogenität ist damit nicht mehr gegeben…..
Ich merke schon, wie bei mir der Fluchtreflex bei dieser Vorstellung einsetzt….
Nein, das ist nicht so. Zeigt sich in allen Ländern, in denen es bereits eine Bildungspflicht gibt. Dafür nehmen diese viel zu wenige Familien in Anspruch. Genauso könnte man zudem gegen die Existenz von Privatschulen argumentieren. Und wenn einem tatsächlich benachteiligte Kinder (Schmuddelkinder ist sehr stigmatisierend) am Herzen liegen, so könnte man sich für Konzepte der Chancengleichheit engagieren, die in anderen Ländern deutlich weiter fortgeschritten sind als bei uns. In Deutschland hängt der Bildungserfolg maßgeblich vom Elternhaus ab, da Kinder aus bildungsfernen oder sozioökonomisch schlechter gestellten Familien nicht ausreichend Unterstützung durch das Bildungssystem erfahren. Das würde deutlich mehr bewegen, als diese Kinder zu instrumentalisieren, um gegen die Bildungspflicht zu argumentieren.
Man erkennt, dass Sie ein*e Aktivist*in sind, was diese Bildungspflicht aka “Homeschooling” betrifft, wenn Sie uns vorwerfen, sozialbenachteiligte Kinder zu instrumentalisieren. Und dass Sie die Ironie der Verwendung des Wortes “Schmuddelkinder”, um genau das Gegenteil (JEDES Kind ist wertvoll, weshalb auch bessergestellte Menschen sich nicht abgrenzen sollen!) auszusagen, nicht erkennen, nun ja …
Ich bin tatsächlich gegen Privatschulen, weil sie Segregation befördern. Eltern, die ihre Kinder für viel Geld anderswo beschulen lassen, wären nämlich – ganz pragmatisch und gesellschaftspolitisch betrachtet – hilfreiche Mitstreiter*innen für ein besser ausgestattetes Schulsystem, denn sie haben Macht und könnten Druck auf die Politik ausüben. So müssen die KuMi sich nur mit irgendwelchen Gewerkschaften, die immer nur einen Teil der Lehrkräfte vertreten, auseinandersetzen. Wie wenig das bringt, sehen wir quasi täglich.
Wir brauchen kein Homeschooling, damit Eltern ihre Kinder von “unerwünschten Einflüssen” fernhalten können, wir brauchen besser ausgestattete Schulen, damit ALLE Kinder ausreichend gefördert und gefordert werden können.
@Fräulein Rottenmeier als Grundschulleiterin und meine Kolleg*innen und ich als GemS-Lehrer*innen setzen uns bereits dafür ein, eine bessere Chancengleichheit herzustellen.
Um Ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ich befürworte Gemeinschaftsschulen. Aber wirkliche Gemeinschaftsschulen. Keine Gemeinschaftsschulen als Anhängsel des sog. dreigliedrigen Schulsystems. Ich denke, dass man der Heterogenität der Schülerschaft nur durch innere Differenzierung gerecht werden kann, nicht durch äußere Differenzierung.
Setzen Sie das nicht ein wenig sehr spät an?
“Seit 1919 schrieb die Weimarer Verfassung die allgemeine Schulpflicht für ganz Deutschland fest.”
Quelle: Wikipedia
Ja und? Nicht umgesetzt.
Erst 1938 umgesetzt mit dem Zusatz Schulzwang.
Vor allem ist Deutschland eins der wenigen Länder mit Schulanwesenheitspflicht. In den meisten anderen Ländern gibt es eine Bildungspflicht mit der Wahl zwischen herkömmlichen Schulunterricht oder Homeschooling.
DK z.B. Allerdings werden dort Kinder den Eltern auch viel eher weggenommen. Das ist bestimmt schöner.//
Interessant: https://www.youtube.com/watch?v=dBfikhW_iEw
Zu Zwangsadoptionen in Dänemark kann ich mich nicht äußern, da mir dazu das Wissen fehlt.
Ich frage mich, wieso sich hier zwei Frauen, die Schulen in der Allgemeinheit (außer der Handvoll, auf denen sie beide zufällig waren) weder aus Lehrer- noch aus Eltern- noch aus Schülerperspektive kennen, meinen, sich hier äußern zu können und zu müssen.
Beispiel: Warum fangen Schulen nicht um 9 an? Ja, warum wohl? Weil möglicherweise die Eltern dann nicht arbeiten können oder erst später?
Und warum setzen sie schlicht Unwahrheiten in die Welt? Wird bewusst gelogen, um eine Agenda zu verfolgen? In Schulkonferenzen in Schleswig-Holstein, dem höchsten Entscheidungsgremium einer Schule, stellen die Schüler ein Drittel der Delegierten. Ebenso viele wie Eltern und Lehrkräfte.
Ich erzähle einem Gehirnchirurgen auch nicht, wie er operieren soll, weil ich einfach keine Ahnung habe. Das sollten Frau Weisband und Frau Hahn aus machen.
“Warum fangen Schulen nicht um 9 an? Ja, warum wohl? Weil möglicherweise die Eltern dann nicht arbeiten können oder erst später?”
Sie denken einfach nicht flexibel genug. Man könnte eine Art “Gleitzeit” einrichten, wer will kommt dann früher und wird von seinen Lehrkräften mit einem leckeren Frühstück empfangen. Dort kann man dann auch über die Probleme des Alltags, Demokratie und sicheres Verhalten im Straßenverkehr reden. Und darüber, dass Messer in der Schule unnötig sind. Und das Beste daran: Da es sich um keinen Unterricht handelt, ist das ganze auch arbeitszeitneutral für Lehrkräfte, da die Deputatsstunden dadurch vollumfänglich erhalten bleiben.
Also ein “4-fach-WIn” für alle Beteiligten: Die Eltern sind ihre Sprösslinge bei Bedarf los, die Schüler “gleiten” in den Schultag mit einem gesunden, frisch zubereiteten Frühstück, die Glorreichen brauchen dafür kein neues Personal einstellen (“unbegrenzter Erziehungsauftrag”) und die Lehrkräfte… die tun endlich einmal etwas Sinnvolles!
Hören Sie auf, ich sehe es schon kommen!
*turboflugmässig wegdüs*
Treffend! Mein Humor.
Einwand: Das Messer wird aber fürs Frühstück gebraucht?!
Wie verbindlich sind denn die Entscheidungen der Schüler:innen in der Schulkonferenz? Ich glaube das ist der Punkt, auf den Weisband und Hahn hinauswollen. Keine Pseudobeteiligungen. Und dass die Beiden keine Ahnung haben, möchte ich bestreiten.
? In SH sind diese Entscheidungen bindend.
Ich habe schlecht formuliert und wollte eigentlich zum Ausdruck bringen, dass der Einfluss gering ist, da viele Entscheidungen von übergeordneten Instanzen getroffen werden wie beispielsweise von staatlichen Behörden oder Ministerien, sodass die Umsetzung vieler Dinge in der Schule oft ohne direkte Beteiligung der Schüler (oder auch Lehrer) erfolgt. Es gibt viele strukturelle Merkmale, die wenig Raum für Mitbestimmung lassen.
Gesetze werden nun mal von den gewählten Vertretern gemacht und das ist auch gut so. Aber bei Fragen wie “Handyverbot in der Schule und wenn ja, bis zu welchem Alter” haben die SuS genau den gleichen Einfluss wie der Lehrkräfte oder Eltern. Ebenso bei Fragen des Schulnamens, der Schulordnung (z.B. welche Klassenstufen dürfen in der Pause im Gebäude sein), der Pausenlängen, welche Klassenfahrten im Rahmen des Budgets gemacht werden (z.B. lieber in Klasse 8 oder 10) usw. usw.
Es ist schlicht gelogen oder pure Inkompetenz, wenn behauptet wird, es gäbe keine oder kaum pädagogische Prozesse.
“Demokratische Prozesse” sollte das natürlich heißen
Meine Schule: Schulkonferenz kann nicht beginnen, weil nicht ein! Schülervertreter aufgetaucht ist. Es musste hinterher telefoniert werden…
Das ist formal aber nicht korrekt. Es besteht für die Vertreter der drei Gruppen keine Anwesenheitspflicht. Verzichtet eine Gruppe oder einzelne Mitglieder einer der drei Gruppen auf die Wahrnehmung seines Mandates, ist das Gremium dennoch beschlussfähig.
Keine 50 % Anwesenheitsvorgabe zur Beschlussfähigkeit?
Strittige Frage; beziehen sich die 50% auf das gesamte Gremium oder die einzelnen Vertretergruppen?
Ausweg: Einberufung des Eilausschusses und nachträgliche Einholung der Zustimmung auf der nächsten Sitzung. Die GO hält eine große Anzahl legaler Möglichkeiten bereit:)
Ist die SV-Lehrkraft (Vertrauenslehrkraft) z.B. gewähltes Ersatzmitglied der SchuKo, kann sie bei Fehlen eines Lehrkräftevertreters auch auf die Lehrerbank wechseln, wenn dort jemand abwesend ist. Gibt es dann wegen internen Beratungsbedarfes in der Schülergruppe eine Unterbrechung der Sitzung, muss die SV-Lehrkraft zurück zu ihrer Funktion als Vertrauenslehrkraft.
Welche Schulform/Klassenstufe?
In NRW alle allgemein- und berufsbildenden weiterführenden Schulen. Die Vertreter*innen der Schülerschaft in der Schulkonferenz werden vom Schülerrat – also der Zusammenkunft aller Klassensprecher und Jahrgangsstufenvertreter mit Stimmenmehrheit gewählt. Das passive Wahlrecht setzt ein Mindestalter von 14 Jahren voraus. Die Anzahl der stimmberechtigten Mitglieder der Schulkonferenz hängt von der Größe der Schülerschaft ab (Näheres gem. Schulgesetz NRW §§65 ff).
Interessiert die SL an unserem GYM nur überhaupt nicht, frei nach: haben wir immer so ohne Schüler in Konferrenz hinbekommen.
Möchte schon gar nicht wissen, wo überall genau so verfahren wird.
Höchstens da, wo sich niemand beschwert.
Also, wie ich vermutete, keine kleinen Kinder mehr, sondern “demokratiebewusste” Jugendliche, die da bei @Na ja “geschwänzt” haben? Also die, die mehr Mitbestimmung in der Schule wünschen? Ich hoffe, an anderen Schulen sieht die Teilnahme besser aus.
Hat mit Schwänzen wenig zu tun, es geht um Fehlen – sprich: Abwesenheit.
Dafür kann es mehrere Gründe geben:
a) die Einladung zur SchuKo ist nicht schriftlich oder nicht fristgemäß an die Teilnehmer*innen versandt worden.
b) Die SuS hatten keine Möglichkeit Absprachen bezüglich der Teilnahme zu treffen. Für jedes gewählte Mitglied gibt es ein Esatzmitglied.
c) Ein bewusster Protest, der zur fehlenden Anwesenheit bzw. zum Boykott der Sitzung führt.
In all den Jahren in denen ich gewähltes Mitglied einer SchuKo – sowohl als Eltern- als auch als Lehrkräftevertreter – habe ich es aber nie erlebt, dass eine “komplette Bank” gefehlt hat. Häufiger hingegen ist es gewesen, dass eine “Bank” nicht komplett war. Das betraf sowohl die Elternschaft als auch die Schülerschaft und die Lehrerschaft.
Okay, danke. Bei @Na ja klang das fast so, als käme das öfter vor und ohne Entschuldigung. Deshalb meine Nachfrage.
Keine der Antwortmöglichkeiten traf so richtig zu: Einladung fristgerecht, kein offener Protest, eher ein offensichtliches Desinteresse an der Sache und auch daran, sich um eine Vertretung zu kümmern.
Gymnasium
Weil LuL mittlerweile “betriebsblind” sind und auch mal Ideen von Außen brauchen. Das gibt es in anderen Branchen auch und kann sehr hilfreich sein, mal nicht nur im eigenen Saft zu schmoren. Man sollte natürlich auch offen dafür sein und sich nicht sofort angegriffen fühlen 😉
Ich werde dem örtlichen Gehirnchirurgen auch gerne ein paar Tipps für die nächste OP geben.
Ach, kommen Sie…muss es gleich der Gefäßchirurg sein. Geht es nicht ne Nummer kleiner ;)? Ich verstehe ja, dass sich nicht jeder ungefragt in seine/ihre Arbeit reinreden lassen will. Aber vielleicht ist ja doch ein winziger Punkt dabei, den man vorher einfach nicht gesehen hat. Dafür sind zum Beispiel gemischte Teams immer gut. Ich arbeite selbst hin und wieder in einem. Mir hat es schon oft weitergeholfen.
Wenn der Gehirnchirurg mich zwingen würde mich operieren zu lassen, egal ob ich will oder nicht, hätte ich mit dem Menschen einiges in Fraktur zu besprechen.
Leider orientiern sich die Ideen von “außen” sehr selten an der Realität. Jede Woche kommt jemand von “außen” und erklärt uns unseren Beruf. Viele haben das einfach satt. Ich empfehle da immer mal eine Hospitation. Da gehen manchen die Augen auf. An manchen Tagen stehe ich in der Klasse und denke selber noch: “Was machst du hier eigentlich? Wenn du das jemandem erzählst, dann glaubt das doch keiner.”
Wenn sich die von “außen” mal mit denen von “innen” zusammensetzen würden und nachdem die wohlfeilen Forderung formuliert sind, dann auch mal über die nötigen Ressourcen zur Umsetzung geredet würde, dann wären viele Kollegen dabei. Aber solange jeder, der mal in der Schule war, sich als Fachmann fühlt, bin ich raus.
Das glaube ich gerne. Je nach Schule ist das Arbeiten mit Sicherheit frustrierend. Das scheint hier in den Foren überall durch. Mein persönlicher Eindruck von “außen” 😉 ist da eben, dass vielen dieser Frust im Wege steht. Was wirklich schade ist…
Nein! Nicht der Frust ist im Weg! Die Schulbürokratie und alle, die unerfüllbare Forderungen stellen ohne zu sagen, wie es gehen soll.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass viele von denen, die hier negativ schreiben, gute Lehrer sind und ihren Beruf eigentlich mögen. Aber die Grüntischstrategen und Interessengruppen, die in ihrer Blas leben, nehmen die Realität nicht wahr.
Meiner Forderung: Jeder Politiker / Verbandsvertreter / Lobbyist sollte einen Monat Vollzeit in verschiedenen Schulen hostpitieren bevor (!) er/sie/es seinen Stuß ins nächste Mikrofon tutet.
Meine Meinung hab ich schon oben kundgetan. Wir sind uns da ja einig. Ein Masterplan mit Unterstützung durch die Kultusministerien wäre der Weg, um SuS und LuL zu helfen. So kann es ja für alle Beteiligten nicht weitergehen. Frust auf allen Seiten… 🙁
Da stimme ich zu.
Danke! So ist das!
Meine Arbeit macht mir nämlich trotz der schlechten Bildungspolitik viel Freude.
Ey sach ma, für Spaß anne arbeit wirse hier aber nicht gelöhnt!
Nach meiner Erfahrung endet Partizipation auch gerne dort, wo die Bequemlichkeit und die Bedürfnisse der (lautesten) Eltern tangiert werden.
“Die alltägliche Erfahrung, dass Lehrer „eh machen, was sie wollen“, präge das spätere Gefühl vieler Bürgerinnen und Bürger, dass auch „die da oben“ tun, was sie wollen. Demokratie, so Weisband, müsse daher viel tiefer verankert werden, und zwar durch die tägliche Erfahrung, dass man etwas bewirken kann – von früher Kindheit an.”
Das ist Unfug.
Das Vertrauen in die Demokratie ist heute hierzulande höher als in anderen europäischen Ländern aber deutlich niedriger als 1958.
Damals hatten die Kinder genau überhaupt kein Mitbestimmungsrecht.
Gegen das Gefühl, dass “die da oben” tun, was sie wollen hilft es, wenn “die da oben” tun, was sie vor der Wahl versprochen haben und es denen “da unten” gefühlt gut geht oder zumindest das Vertrauen darauf besteht, dass es nicht noch schlechter wird.
Die Mitbestimmung in der Schule hat damit herzlich wenig zu tun.
“Gegen das Gefühl, dass ‘die da oben’ tun, was sie wollen hilft es, wenn ‘die da oben’ tun, was sie vor der Wahl versprochen haben und es denen ‘da unten’ gefühlt gut geht oder zumindest das Vertrauen darauf besteht, dass es nicht noch schlechter wird.”
Offenbar gelingt es demokratischen Regierungen praktisch nirgends mehr (jüngstes Beispiel: Österreich), diesen Anspruch zu erfüllen. Dürfte am Anspruch liegen. Denn Regierungen sind nicht für Gefühle zuständig – schon gar nicht, wenn die mehr durch die sozialen Medien als durch Fakten beeinflusst werden.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wenn Politikern etwas nicht gelingt müssen natürlich – ist ja ganz logisch!- Sozialarb….äh, Ernährungsbera…halt, Therapeu…ach, Mist, LEHRER, ja, Lehrer ran.
Glasklare Sache.
Also sind die “Gefühle” der Menschen an den letzten Wahlergebnissen schuld? Dann frage ich mich, warum sich die Gefühle der Menschen in ganz Europa in den letzten Jahren so geändert haben. Liegt es an Corona? Hmmm, ich glaube, das begann schon davor … ???
Der Anspruch, dass demokratische Politik für gute Gefühle zuständig sein soll, ist vermessen und falsch. Politik in einer freien Gesellschaft ist für die Rahmenbedingungen zuständig. Die Verantwortung für ihr eigenes Glück müssen die einzelnen Bürgerinnen und Bürger dann aber schon selbst übernehmen.
Dummerweise gerät das zunehmend in Vergessenheit – und der Wahlzettel wird als Bestellzettel betrachtet. Welche Umstände herrschen (Krieg und Krisen) spielt dann keine Rolle mehr. Es muss geliefert werden, aber pronto. Sonst wird abgewählt und die nächsten werden abgewatscht. Keine gute Entwicklung.
Bemerkenswerterweise machen Bürgerinnen und Bürger, die sich ernsthaft und seriös mit gesellschaftlichen Themen beschäftigen (wie im Bürgerrat Bildung und Lernen), dann sehr schnell die Erfahrung, dass demokratische Politik eben nicht so einfach ist – dass abgewogen werden muss, weil unterschiedliche Interessen auszutarieren sind. Diese Erfahrung sollten Kinder und Jugendliche auch schon machen. Welche Institution könnte sie vermitteln – wenn nicht die Schule, wo alle zusammenkommen?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die Bürgerräte als Baustein der Demokratie? Steile These.
Sie können ein belebendes Element in der Demokratie sein. Gerne hier nachlesen: https://www.deutschlandfunk.de/buergerraete-demokratie-buergerbeteiligung-100.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ein belebendes Element können sie sein, sofern sie von den Abgeordneten ernst genommen werden. Das macht sie m. E. aber nicht zu “Bausteinen”. Diese tragen grundsätzlich zum Bauwerk bei, belebende Elemente sind eher das Efeu an der Wand… Wenn man sie nicht mehr will, lässt man sie halt vertrocknen oder entfernt sie gleich.
Da ein Bürgerrat nur berät, und das auch (vom Parlament initiiert) erstmal nur zum Thema Ernährung, würde ich seine Bedeutung nicht zu hoch hängen und erstmal nur ein Experiment darin sehen. Ein interessantes aber durchaus!
Was spricht Ihrer Meinung nach dagegen?
@Redaktion
Das klingt alles sehr einleuchtend. Es beantwortet aber nicht meine Frage: Warum sich die Gefühle der Menschen anscheinend in ganz Europa geändert haben? Warum haben die Menschen früher anders gewählt, welche anderen “Gefühle” haben sie bei der Wahl beeinflusst oder hatten die Menschen früher einfach weniger “Gefühle”, die von der “Politik” umgesetzt werden sollten?
“Dummerweise gerät das zunehmend in Vergessenheit– und der Wahlzettel wird als Bestellzettel betrachtet.”…” Es muss geliefert werden, aber pronto.” – Warum ist das jetzt so? Diese Fragen sind ernstgemeint. Ich verstehe es wirklich nicht.
Dann schauen Sie mal in die (un)sozialen Medien – dann verstehen Sie es womöglich. Gerne hier nachlesen: https://www.rbb24.de/politik/beitrag/2024/02/soziale-medien-hass-im-netz-bundesfamilienministerium.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Und dass in der Politik der etabierten Parteien etwas grundsätzlich schief laufen könnte und immer mehr Bürger deshalb unzufrieden sind, das schließen Sie als Option aus?
Das müsste dann etwas sein, was in praktisch allen Demokratien “grundsätzlich schief läuft” – also auch in denen, in denen die etablierten Parteien längst perdu sind (Frankreich).
“Die politische Erklärung besagt, dass es die Unzufriedenheit mit der Funktionsweise des politischen Systems ist, die von den autoritären Populisten für ihre Zwecke instrumentalisiert wird. Zum einen fühlen sich viele Menschen durch ihre Parlamente nicht angemessen repräsentiert. Es wird eine professionalisierte politische Klasse und Blase wahrgenommen, die abgehoben von den Interessen der Wähler, Wählerinnen agiert. Zum anderen sind in den letzten drei Jahrzehnten in beachtlichem Ausmaß Entscheidungskompetenzen von Mehrheitsinstitutionen (MIs) wie Parlamenten hin zu nichtmajoritären Institutionen (NMIs) wie Zentralbanken, Verfassungsgerichten und internationalen Institutionen verlagert worden. Entscheidungen werden zunehmend von Institutionen getroffen, die weder dem Mehrheitsprinzip noch den Rechenschaftspflichten repräsentativer Gremien unterliegen. Der Zweck vieler NMIs besteht darin, den dreifachen Liberalismus aus individuellen Rechten, internationalen Regeln und offenen Märkten durchzusetzen.” https://www.blog.cas.uni-muenchen.de/topics/dissecting-democracy/zum-aufstieg-des-autoritaeren-populismus
Mit anderen Worten: Die rechtstaatliche, international vernetzte Demokratie selbst ist für viele Menschen das Problem. Demokratische Politik mit ihrer Gewaltenteilung und mit ihren föderalistischen Ebenen ist so komplex geworden, dass sie von vielen nicht mehr durchblickt wird. Populisten liefern einfache Antworten auf komplexe Fragen – und erwecken den Eindruck, Menschen könnten Probleme einfach mal abwählen (Klimawandel). Das ist offenbar hoch attraktiv. Wie wenig davon realistisch ist, zeigt dann die praktische Politik von Populisten: Die Brexiteers haben Großbriannien zum Beispiel ökonomisch und sozial vor die Wand gefahren und alle Probleme potenziert, die sie angeblich lösen wollten.
Dagegen hilft nur eins: Demokratische Bildung – siehe Beitrag oben.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Vielen Dank dass Sie sich die Mühe für so eine ausführliche Antwort machen.
Zwei Sachen dazu:
Demokratische Bildung ist sicher sinnvoll, aber wenn die demokratische Bildung am Ende nur die Wahl lässt, die AfD doof zu finden und die anderen gut, sonst ist man Demokratiefeind ist, dann wird das nicht funktionieren.
Damit wird man bei denen, die schon eine Meinung zur AfD haben (sowohl dafür als auch dagegen), nur die Wagenburgmentalität stärken, im schlimmsten Fall fördert man Feindschaften.
Und bei allen anderen gibt es gute Chancen, dass sie das nicht als Bildung empfinden, sondern als Indoktrination. Bildung heißt ja, dass man sich selber eine eigene Meinung bilden soll. In dem Fall passiert genau das nicht, sondern das Denkergebnis wird faktisch vorgegeben. Das ist übrigens nicht immer falsch, bei einigen Sachen lässt man keine (legitime) Wahl. Aber wenn man das als demokratische Bildung verkauft, wird man damit straucheln.
Und als Beleg dafür führe ich einfach die aktuelle Entwicklung an. Es zeigt sich ja, dass die Warnungen ihre Wirkung verlieren.
Zweiter Punkt:
„einen fühlen sich viele Menschen durch ihre Parlamente nicht angemessen repräsentiert. Es wird eine professionalisierte politische Klasse und Blase wahrgenommen, die abgehoben von den Interessen der Wähler, Wählerinnen agiert“
Daraus kann man doch nicht schließen dass „die rechtstaatliche, international vernetzte Demokratie selbst für viele Menschen das Problem“ ist.
Das hieße ja, dass, wenn Bevölkerungen unzufrieden mit dem politischen Personal sind, automatisch das Volk daneben liegt und nie die Politiker. Da sollte ja schon ein oberflächlicher Blick in ein Geschichtsbuch zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit in eine andere Richtung zeigt.
„Das müsste dann etwas sein, was in praktisch allen Demokratien “grundsätzlich schief läuft” – also auch in denen, in denen die etablierten Parteien längst perdu sind (Frankreich).“
Es läuft ja auch im (fast) gesamten Westen etwas grundsätzlich schief. Die Verschiebungen im Parteiengefüge sind ja der Beleg dafür.
“Demokratische Bildung ist sicher sinnvoll, aber wenn die demokratische Bildung am Ende nur die Wahl lässt, die AfD doof zu finden und die anderen gut, sonst ist man Demokratiefeind ist, dann wird das nicht funktionieren.”
Zur demokratischen Bildung gehört schon, deutlich zu machen, was das Grundgesetz aussagt, wo die Grenzen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit liegen – und wo die Feinde von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu finden sind. Der Verfassungsschutzbericht zur AfD macht das sehr deutlich:
“In Verlautbarungen der AfD (rechtsextremistischer Verdachtsfall) und ihrer Repräsentantinnen und Repräsentanten kommt vielfach ein völkisch-abstammungsmäßig geprägtes Volksverständnis zum Ausdruck, das im Widerspruch zum Volksverständnis des Grundgesetzes steht. Darüber hinaus fanden sich auch im Berichtsjahr zahlreiche fremden- und muslimfeindliche Positionen in den Verlautbarungen der AfD (Verdachtsfall). Insbesondere Asylsuchenden und Migrantinnen und Migranten aus islamisch geprägten Herkunftsländern wurden oftmals pauschal eine kulturelle Inkompatibilität und ein ausgeprägter Hang zur Kriminalität unterstellt. Innerhalb der AfD (Verdachtsfall) waren auch im Jahr 2023 von
zahlreichen AfD-Funktionären und -Mandatstragenden gefestigte Verbindungen zu Akteuren und Organisationen des extremistischen Teils der Neuen Rechten feststellbar. Dabei handelt es sich nicht um zufällige, sondern um strukturelle Verbindungen innerhalb eines strategisch agierenden Netzwerks.” Und: “Das extremistische Personenpotenzial innerhalb der AfD (Verdachtsfall) beträgt etwa 11.000 Personen.” Quelle: https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/publikationen/DE/verfassungsschutzberichte/2024-06-18-verfassungsschutzbericht-2023-fakten-und-tendenzen-kurzzusammenfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=8
“Es läuft ja auch im (fast) gesamten Westen etwas grundsätzlich schief.” Dann halten Sie gerne mal dagegen, was in den Diktaturen des Ostens (Russland, Iran, China, Nordkorea) grundsätzlich schief läuft – um einen vernünftigen Maßstab zu bekommen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die genannten Länder sind doch kein Maßstab für unsere Demokratien.
Ich vergleiche lieber z.B. das Deutschland des “Sommermärchens” 2006 mit dem heutigen Deutschland und da sehe ich einige Verschlechterungen.
Ja, wir bei uns auch: So maches Zipperlein ist dazugekommen. Und bei der Fußball-Europameisterschaft war für Deutschland auch schon im Viertelfinale Schluss. Sorry, was für ein unsinniger Maßstab. Corona, Krieg, Klimakrise – gab es 2006 in dieser Form noch nicht. Trotzdem ist das Wohlstandsniveau in Deutschland stetig gewachsen, auch nach 2006.
“Die Vermögen privater Haushalte in Deutschland sind zwischen 2017 und 2021 gestiegen. So erhöhte sich das durchschnittliche Nettovermögen der Haushalte zwischen 2017 und 2021 um 83.600 Euro auf 316.500 Euro. Insbesondere bei Haushalten mit geringem Vermögen gab es relativ zum bisher vorhandenen Vermögen starke Zuwächse. Das geht aus einer Studie der Bundesbank hervor, die die Vermögen und Finanzen der Haushalte regelmäßig untersucht.” Quelle:
https://www.bundesbank.de/de/aufgaben/themen/monatsbericht-vermoegen-in-deutschland-sind-deutlich-gestiegen-907726
Sogar die Lebenserwartung in Deutschland ist, trotz Corona, seit 2006 noch einmal gestiegen. Gerne hier nachschauen: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/sterbetafel.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@Redaktion
Wenn also nur die (a)sozialen Medien Schuld sind an den schlechten Gefühlen der Menschen, braucht man doch diese einfach nur umzupolen, also im Gegenzug massiv positive Gefühle über die (dann) sozialen) Medien vermitteln. Besser wäre es natürlich, wenn alle Medien insgesamt mehr positive Gefühle vermitteln würden. Warum tun die das nicht? (ernstgemeinte Frage)
“Braucht man doch diese einfach nur umzupolen…” Ihnen ist schon bewusst, dass wir nicht in China, sondern in einer freien Gesellschaft leben, die sich nicht mal eben “umpolen” lässt? Dass sich negative Gefühle stärker und schneller ausbreiten als positive, liegt nunmal in der Natur des Menschen: “Aufmerksamer und erregter: Menschen reagieren stärker auf schlechte Nachrichten als auf gute.” Quelle https://www.tagesspiegel.de/wissen/menschen-reagieren-starker-auf-schlechte-nachrichten-als-auf-gute-6646207.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
… und Umpolen geht bei Dioden so wie so nicht!
Nord- und Südpol der Erde sind aber nicht so starr(sinnig)! Und was das “Umpolen” von Dioden betrifft … müsste man mal einen Physiklehrer fragen, was da passiert, wenn man es versucht. 🙂
Welche Pole meinen Sie? Die Schnittpunkte der Meridiane, geographisch Nord – das Gradnetz ist ohnehin willkürlich festgelegt.
Polarität des Erdschwerenetzes und erst recht die magnetische Polarität könnten auch kippen – sich quasi Umpolen.
Nix ist wirklich sicher. Nur die LED weiß, dass sie sich nicht umpolen lässt:)
@Redaktion
Das heißt also, Medien orientieren sich meist gewinnbringend an den “Interessen” der Menschen, weil höhere Verkaufszahlen durch negative Artikel erreicht werden. Hinterher beschweren sie sich aber, dass die Menschen alles nur negativ sehen?
Und was hat jetzt China damit zu tun?
Sind Sie gerade vom Mars geplumpst? Soziale Medien und journalistische Medien sind nicht das Gleiche.
China steuert seine sozialen Medien (freien Journalismus gibt es erst recht dort nicht) – das hat China damit zu tun. Gerne hier nachlesen: https://www.freiheit.org/de/deutschland/ueberwachung-china-alles-unter-kontrolle
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Warum setzen journalistische Medien den sozialen Medien nichts entgegen? Auch da dominieren meist die negativen Schlagzeilen (zumindest in den Headlines). IUnd laut Ihrer Quelle, gilt: “Dass sich negative Gefühle stärker und schneller ausbreiten als positive, liegt nunmal in der Natur des Menschen: “Aufmerksamer und erregter: Menschen reagieren stärker auf schlechte Nachrichten als auf gute.” – für Medien allgemein. Für die einen mehr, für die anderen vielleicht ein bisschen weniger.
Wir setzen den Stammtischparolen der sozialen Medien tagtäglich seriöse Information entgegen – mit unseren Berichten, aber auch in unseren Leserforen, wo wir falschen Behauptungen Fakten entgegenstellen und auf Fragen wie Ihre antworten.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das bestreite ich ja auch nicht. Es gibt aber noch viel mehr journalistische Medien in DE und da stelle ich mir eben solche Fragen, wenn mich z. B.beim Bäcker die Überschriften verschiedener Zeitungen “anspringen”.
Wir sind nicht die Sprecher des Verlegerverbands. Herzliche Grüße Die Redaktion
Schade! 🙂
“Wenn also nur die (a)sozialen Medien Schuld sind an den schlechten Gefühlen der Menschen, braucht man doch diese einfach nur umzupolen”
Sie leben wohl noch ein wenig in er Vergangenheit 😉
@RainerZufall
In der Vergangenheit gab es noch keine “sozialen Medien”. Und nun? ISSO? Müssen wir uns damit abfinden, dass da so vieles schief läuft? Oder was wollten Sie mir sagen?
Bevor Sie Leute wählen, welche die Menschen umpolen wollen – Ja! 🙂
Den Versuch gab es 2015 zeitweise tatsächlich, da haben einige versucht eine Art Sommermärchen draus zu machen und das ging komplett in die Hose.
Meinen Sie 2006, das “Fußball-Sommermärchen”?
ja
Meinen Sie bei dem Kommentar direkt davor? Da meine ich die Flüchtlingssituation 2015 mit den Applausorgien am Münchner Hauptbahnhof usw.
Eine Situation, die sehr unterschiedlich aufgenommen wurde, aber zeitweise medial soz. gefeiert wurde.
Da gilt dann das Wort von Bert Brecht, ich kann es nur paraphrasieren: Das wenn die Regierenden so unzufrieden sind mit dem Volk, sie es auflösen sollten und neu wählen…
Diese Vergötzung des Begriffs “Volk” ist ein Problem – als ob es eine homogene Masse mit einem einzigen “Willen” gäbe. Dass “das Volk” (zumindest große Teile davon) mächtig falsch liegen kann, haben die Wahlen in Deutschland 1933 gezeigt.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Am Bundestag steht ” Dem deutschen Volke”. Urteile werden ” im Namen des Volkes” gesprochen. Demo – kratie – Herrschaft des Volkes.
Es ist nicht homogen, doch in einigen Bereichen ist es durchaus legitim, es als eine Einheit zu behandeln.
Wenn allerdings mein Volk einem anderen Volk den Krieg erklärt, würde ich vermutlich ” Ich nicht!” rufen.
“Es ist nicht homogen, doch in einigen Bereichen ist es durchaus legitim, es als eine Einheit zu behandeln.”
Selbstverständlich – und zwar bei den Grundrechten. Die stehen nämlich allen Menschen, und damit dem Volk, zu (weshalb die von Ihnen angeführten Formeln existieren). Dummerweise haben es diejenigen, die so gerne auf “das Volk” pochen, gerade damit nicht so sehr. Gerne hier nachlesen: https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500819/voelkisch/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Interessanter Gedanke: führt also das russische Volk Krieg gegen die Ukraine oder nur Putin?
@RainerZufall
Interessante Frage! Was meinen Sie denn?
Ich halte die Regierung Russlands für Verantwortlich, vielleicht erschrecke ich aber auch vor der Alternative 🙁
Auch das nahezu reibungslose Übernehmen von Lügen des Kreml ist verblüffend.
Es ist nur ein Übungsmanöver, man will den jüdischen Nazi vertreiben, es ist nur eine Spezialoperation, es gebe keine zivilen Opfer/ es seien nur Schauspieler/ die waren schon vorher da gewesen, man beschieße keine Kirchen/ es wäre ein Fake/ der Feind habe sie beschossen/ es war ein geheimes Waffenlager, welches beschossen werden musste… Irre
@RainerZufall
Sie wiederholen hier allgemein Bekanntes, aber was genau haben diese Ausführungen jetzt mit dem Kommentar von @Lisa zu tun? Und was mit dem gesamten russischen Volk (welches allerdings auch nicht sehr homogen ist – im Gegenteil)? Was genau wollten Sie mit Ihrem Kommentar eigentlich (aus)sagen? Oder wollten Sie wieder einmal nur irgendwas “Schwammiges” hier schreiben? Wie gut kennen Sie sich im heutigen Russland aus?
P.S.: @Lisa – ich glaube nicht, dass Sie in Russland laut rufen würden: “Ich nicht!” Es sei denn, Sie sind Masochist und ohne Rücksicht auf die eigene Familie, oder suizidal.
“Wenn allerdings mein Volk einem anderen Volk den Krieg erklärt, würde ich vermutlich ” Ich nicht!” rufen.”
Ich fragte ja, welches Volk sie meint, da müssen Sie Lisa fragen. Aufgrund früherer Kommentare würde ich raten, sie bezieht sich auf das Deutsche, welches sich an der Verteidigung der Ukraine beteiligt.
Entsprechend stellte ich die Frage zu Russland, dem Agressor des Krieges.
Was die Schwammigkeit betrifft, schenken Sie mir diesbezüglich nicht viel, indem Sie der russischen Bebölkerung vom Widerspruch abraten… =/
@RainerZufall
Wieviele Russen und Ukrainer kennen sie persönlich? Ich kenne einige, sowohl aus der Zeit vor Beginn des Ukrainekriegs und einige (Geflüchtete) erst seit dieser Zeit. Wir treffen uns wöchentlich hier im Kiez in der russisch-sprachigen Community. Ich denke, ich weiß ein bisschen mehr über die “Befindlichkeiten” dieser Menschen als Sie aus der “Theorie”.
Mit welcher Regierung auf die sich Brecht bezog, würden Sie unsere jetzige vergleichen?
Hier finden Sie den Ursprung Ihres Gedankens:
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/siebzehnter-juni-dreiundfuenfzig-bertolt-brecht-100.html
Ein beeindruckendes Gedicht, man kann es gut in einer 9. Klasse behandeln, weil selbst eher unmotivierte Schüler*innen über die zentrale Formulierung stolpern.
Fraglich wird es, wenn das Werk von Querdenkern oder Populisten auf die heutige Situation übertragen wird, die DDR war eine Diktatur, die Bundesrepublik ist, bei allem Reformbedarf, eine liberale Demokratie.
Natürlich sind die Regierungen für ihr Handeln und die resultierende Wahrnehmung verantwortlich.
Wer denn sonst?
Steckt doch schon im Amtseid, dass sie den Nutzen des Volkes mehren sollen.
Gelingt dies, sind alle zufrieden.
Und Demokratie hat extrem viel mit Emotionen zu tun.
Die meisten Wähler haben nicht ein einziges Wahlprogramm gelesen sondern entscheiden aus dem Bauch (Gefühl) heraus.
“Gelingt dies, sind alle zufrieden.” Sie haben offensichtlich Demokratie nicht verstanden – dass “alle zufrieden” sind, kann nicht sein. In der Politik geht es stets um die Verteilung knapper Ressourcen. Was dem einen zukommt, kann nicht an den anderen fließen. Kompromisse sind nötig – und die machen nicht “alle zufrieden”. Und wenn die Ergebnisse von Regierungshandeln dann doch mal alle zufrieden machen könnte (zum Beispiel: die gelungene Bekämpfung der Inflation), dann interessiert das kaum jemanden, weil sich niemand mehr an das Problem erinnern kann. Emotionen haben eben kein Gedächtnis.
Was sich an Wahlergebnissen ablesen lässt. Demokratische Regierungen werden nie mit 90 Prozent im Amt bestätigt.
Es wird behauptet, die hohe Zustimmung zur AfD liege in der Unzufriedenheit mit der Ampel-Regierung begründet. Nun, in Österreich gibt es keine Ampel – trotzdem hat die rechtsradikale FPÖ die jüngste Wahl dort gewonnen. Natürlich haben Sie recht: “Demokratie hat extrem viel mit Emotionen zu tun.” In der Praxis jedenfalls. Dummerweise liegt genau darin die Gefahr, dass sich Demokratie selbst zerstört. Denn Demokratie funktioniert nicht ohne Verstand.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie schreiben ganz Vieles a priori. Mein erster Diskussionspunkt wäre: Sind die Ressourcen denn so knapp?
Ganz oft wird von ” Deutschland ist doch soo ein reiches Land ” geredet, wenn es darum geht, Gelder für die genehme politische Richtung locker zu machen.
Was also ist knapp und warum? Und wenn es Misswirtschaft und Korruption sein sollten, dann könnten sie auch wieder korrigiert werden.
“Sind die Ressourcen denn so knapp?”
Ressourcen sind per definitionem knapp. Was nicht knapp ist (Luft – aber selbst die ist begrenzt, in guter Qualität jedenfalls), muss ja nicht verteilt werden. Gerne hier nachlesen: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/ressourcen-122425
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Die Schuldenbremse ist ein Gesetz – kein Naturgesetz.
Der Staat ist keine schwäbische Hausfrau.
Geld ist genau dann da, wenn man es politisch will – siehe Sondervermögen Bundeswehr.
Sorry, das ist Unsinn. Auch wenn Schulden aufgenommen werden, sind die Mittel begrenzt. Einen unendlichen Kredit gibt es nicht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sorry, das ist Unsinn. Ein Staat mit Notenbank hat unendlich Kredit. Haben Sie das Geldsystem eventuell nicht vollständig durchdrungen?
Gerne hier informieren:
https://fiscalfuture.de/media/pages/fachtexte/finanzpolitik-fuer-die-naechste-generation-keine-angst-vor-staatsverschuldung/449864fe02-1686909481/finanzpolitik-fur-die-nachste-generation.pdf
Bitte gerne.
Ein Staat mit – unabhängiger – Notenbank hat selbstverständlich nicht unendlich Kredit. Deshalb sind EZB und Bundesbank ja unabhängig.
Gerne hier nachlesen: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/unabhaengigkeit-der-zentralbank-47065
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Vielleicht hat Lindner doch recht und es bedarf finanzieller Mindestbildung an Schulen…
Sie verwechseln Investitionen mit unendlichem Kredit.
Der Unterschied besteht in der riten Linie, einer Endlichkeit von Krediten, an welcher der Staat praktisch bankrott geht – egal wie viele Schubkarren Sie zum Bäcker schieben.
Es geht vielmehr um nachhaltige Investitionen, welche des Kredit tilgen und neues Wachstum antreiben.
Da stimme ich Ihnen auch zu – die schwäbische Hausfrau ist ein völlig untaugliches Vorbild für eine Marktwirtschaft
Es ist nicht “da”, es wird ausgegeben. NOCH haben die Beführworter*innen der “Eigenverantwortung” noch keinen verlässlichen Weg gefunden, sich vollständig aus Kriegen herauszuziehen und sie ausschließlich dem Gemeinwesen aufzuzwingen 🙁
Ich halte mal nüchtern fest, dass ich zwei Quellen gepostet habe, die für meinen Standpunkt argumentieren. Demgegenüber stehen Ihre kryptischen Aussagen, deren Entschlüsselung mein Zeit- und Motivationsbudget überschreitet. Das sind endliche Ressourcen, wie Sie ja – vermeintlich, vermutlich – wissen.
Und natürlich nicht zu vergessen das Gabler Wirtschaftslexikon mit dem geronnenen Lehrbuchwissen der klassischen Ökonomie, deren Anhänger zu sein ich aus Freundlichkeit erstmal niemandem unterstellen würde – nicht mal Ihnen. Aber vermeintlich vermutlich ist es auch einfach schon eine Neuigkeit, dass es verschiedene Denkschulen innerhalb der Ökonomie gibt. Passiert vielen: der CDU, FDP, AFD, der FAZ, Welt, Bild. Naja. Solche Leute eben.
Das Ziel der Demokratie ist, dass die Bürger an der politischen Willensbildung partizipieren. Dabei werden konsentuelle Mehrheiten gebildet.
Bekommt die Mehrheit der Gesellschaft ihren Willen, ist die Gesellschaft mehrheitlich zufrieden.
Man wählt eine Partei, weil ein bestimmtes Thema oder idealerweise viele Themen eigenen Anliegen entsprechen.
Die Partei, die die meisten Wähler motivieren kann, ihre Stimmen für sie abzugeben, gewinnt.
Machen wir ein konkretes Beispiel:
Wenn mir die Nichtraucherpartei verspricht, sich für das Nichtrauchen in der Nähe von Kindern stark zu machen, wähle ich diese mit dem starken Wunsch, dass diese sich dafür einsetzt, dass nicht mehr neben Kindern geraucht wird.
Wenn diese Partei in Regierungsverantwortung ist und die Raucher trotzdem weiter neben Kindern rauchen dürfen, dann wähle ich nächstes Mal eine andere Partei, weil ich von der Nichtraucherpartei maximal enttäuscht bin.
Wird das Thema nie aufgegriffen obwohl es mir immer versprochen und trotz Regierungsbeteiligung nicht angegangen wird, resigniere ich und verliere das Vertrauen in die Demokratie.
In Krisenzeiten sinkt das Vertrauen in die Demokratie übrigens regelmäßig. Das liegt daran, dass die Lebensqualität der Bürger sinkt, Preise steigen usw.
In Österreich lief es mit der FPÖ ziemlich genau so ab wie mit der AFD bei uns. Es wurde eine Brandmauer errichtet und die Partei so lange isoliert, bis sie wirklich viele Wähler auf sich bündeln könnte ohne überhaupt die Möglichkeit zu haben, entzaubert zu werden. Der Zug Parteiverbot ist in DE auch abgefahren, da in einigen Bundesländern beinahe jeder dritte AFD wählt. Die Auswirkungen können unvorstellbar sein.
Für eine Entzauberung als Juniorpartner ist die AFD mittlerweile zu stark. Das wäre mMn allerdings der einzig noch gangbare Weg.
Sonst bleibt nur noch abwarten und weiter wie bisher.
Wenn die AFD allerdings erst einmal Platz 1 hat, wird es bestenfalls so wie in Österreich.
Entzaubern – so wie die Nationalsozialisten 1933? Oder, um es ein paar Nummern kleiner zu machen: wie Orban in Ungarn oder Trump in den USA? Wir empfehlen mal zur Lektüre das Buch: “Wie Demokratien sterben”: https://www.politische-bildung.nrw.de/publikationen/titelverzeichnis/details/print/wie-demokratien-sterben
“Demokratien ‘sterben’ mit einem Knall oder gehen einem langsamen Siechtum entgegen. Der Knall, hervorgerufen durch einen Putsch, einen Krieg oder eine Revolution, ist spektakulär. Doch das Dahinsiechen einer Demokratie ist alltäglicher und gefährlicher, weil viele Bürger erst aufwachen, wenn es zu spät ist.”
Entzaubern funktioniert offensichtlich nicht. Welches Wahlversprechen hat die Ampel eigentlich gebrochen? Die Kritik entzündet sich nach unserer Beobachtung daran, dass sie genau das umzusetzen versucht, was sie versprochen hat: mehr Klimaschutz zum Beispiel. Darüber hinaus wird kritisiert, dass sich die Koalition ständig streitet – was aber fast zwingend Folge einer Dreier-Koalition ist, die der Wähler ja nunmal mit einer Mehrheit ausgestattet hat. Was macht also der von Ihnen behauptete Wahlbetrug aus, der die Menschen in die Fänge von Rechtsextremen treibt? Wir können keinen erkennen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das sehen Sie falsch:
Wenn Sie als Wähler der “Nichtraucherpartei” so handeln, dann werden Sie erstmal ordentlich belehrt – was fällt Ihnen als gemeiner Bürger auch ein, eine “Partei an Wahlversprechen zu messen”, das ist ja “unfair”.
Ausserdem sind Sie dann “Populist”.
“So, basta!”
*Türknall*
Wer bemisst denn Regierungen tatsächlich an ihren Wahlversprechen? Bitte konkret: Welches Wahlversprechen hat zum Beispiel die Ampel gebrochen?
Die Behauptung “Wahlbetrug” ohne Begründung anonym ins Netz zu hauen – ist, ja, Populismus (noch im besseren Fall). So kann Demokratie nicht funktionieren.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Wo hat 447 etwas von Betrug geschrieben?