Deutscher Schulpreis: „Geflasht wie nie zuvor“ – Wie die Maria-Leo-Grundschule Architektur und Pädagogik zusammenbringt

0

BERLIN. Die Berliner Maria-Leo-Grundschule hat für ihr pädagogisches Konzept und ihre praktische Arbeit den Deutschen Schulpreis gewonnen – das neue Schulgebäude und die Schulausstattung spielen dabei allerdings eine wichtige Rolle. Es handelt sich um eine sogenannte Compartment-Schule, mit kleineren, flexibel nutzbaren Unterrichtsbereichen – und einem Forum im Mittelpunkt. Das Beispiel zeigt, wie eng Architektur und Pädagogik zusammengedacht werden können.

Offene Räume, vielfältiger Unterricht: die Maria-Leo-Grundschule. Foto: SenBJF

Die Maria-Leo-Grundschule in Berlin-Prenzlauer Berg hat den Deutschen Schulpreis 2025 gewonnen – und zwar nicht nur wegen ihres innovativen Unterrichtskonzepts, sondern auch, weil sie zeigt, Das Compartment-Gebäude, die Teamstrukturen und die konsequente Ausrichtung an den Bedürfnissen der Kinder machen die Schule zu einem Vorbild – auch für ganz normale Grundschulen ohne Neubau.

„Noch nie hat mich eine Schule und ihr Konzept so beeindruckt.“ Mit diesen Worten beschreibt Nicole Schäfer, Schulleiterin der Franz-Leuninger-Schule in Mengerskirchen und Mitglied der Jury des Deutschen Schulpreises, ihren ersten Eindruck von der Maria-Leo-Grundschule in Berlin-Prenzlauer Berg. Schäfer, seit 25 Jahren im Schuldienst, viele Hospitationen und vier Jahre Juryarbeit auf dem Buckel – eine erfahrene Pädagogin, die nicht leicht zu beeindrucken ist. Doch hier, sagt sie, sei sie „geflasht“ gewesen.

„Bemerkenswert ist, dass hier nichts dem Zufall überlassen wird“, erklärt Schäfer im Interview des Deutschen Schulpreises. „Das Team hat die Chance des neuen Gebäudes genutzt, um jedes Detail zu durchdenken: Wie lassen sich Räume, pädagogischer Auftrag und Lernfreude so verbinden, dass alle gerne kommen und bestmöglich lernen?“

Pädagogisches Konzept trifft Architektur

Die Maria-Leo-Grundschule ist nicht einfach nur ein Neubau. Sie ist eine der ersten Berliner Schulen, die nach dem Raumkonzept der sogenannten Compartmentschulen errichtet wurde – ein Modell, das mit der traditionellen Flurschule bricht. Statt langer, dunkler Gänge und klassischer Klassenzimmer finden sich hier Lernhäuser, kleine Einheiten mit offenen Foren, Gruppenräumen, Rückzugsorten und Teamzonen für Lehrkräfte.

Wir gratulieren! Nienhuis Montessori

Kinder lernen durch die aktive Auseinandersetzung mit ihrer Umgebung. Diese Grundlage der Montessori-Pädagogik wird auch an der Maria-Leo-Grundschule wertgeschätzt – wir gratulieren herzlich zum Deutschen Schulpreis.

Wir von Nienhuis Montessori durften die Maria-Leo-Grundschule mit Montessori-Materialien ausstatten. Diese speziell entwickelten, hochwertigen Materialien laden die Kinder zur aktiven Auseinandersetzung ein. Jedes Material ist darauf ausgerichtet, die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern. Indem sie lernen, ihre eigenen Handlungen kritisch zu hinterfragen, entwickeln sie eine positive Einstellung zu Fehlern. Diese Haltung unterstützt sie auf ihrem Weg der Selbstverbesserung – ein Prinzip, das Nienhuis stets im Blick behält. Für jede Entwicklungs- oder Unterstufe bieten wir Materialien an, die Kinder dabei unterstützen, zu entdecken, ihre Neugier zu bewahren und in seinem eigenen Tempo zu wachsen.

Besuchen Sie uns! Hier geht es zu unserem Sortiment: www.nienhuis.com/de/

Schäfer betont, wie stark die Architektur und das pädagogische Konzept zusammenspielen: „Von Beginn an hat sich das Kollegium intensiv mit Unterrichtsqualität beschäftigt, und die Kriterien konstruktive Unterstützung, kognitive Aktivierung und Classroom Management sind hier nicht nur Schlagworte, sondern gelebte Praxis – spürbar in jedem Raum und in jeder Lernsituation.“

Szenen aus dem Alltag – ein Schulhaus, das anders funktioniert

Wer das Konzept verstehen will, muss durch die Schule gehen – oder, wie es das Deutsche Schulportal beschreibt, sogar mit einer App auf Schnitzeljagd gehen. Erste Station ist das Teamzimmer, nicht größer als ein Klassenraum, unscheinbar, aber zentral. Hier treffen sich die Pädagog:innen einer Etage, stimmen sich ab, planen gemeinsam – und sorgen so dafür, dass „jedes Kind im Blick bleibt“.

Im Lernhaus bewegen sich die Kinder frei. Die „Mikros“ (Jahrgänge 1–3) werden eng begleitet, die „Makros“ (Jahrgänge 4–6) arbeiten schon selbstständiger und dürfen ihre Lernorte eigenständig wählen – Aquarium, Höhle oder Matheteppich. Die Reportage  schildert, wie die Drittklässlerin Elsa mit leuchtenden Augen ihre „Eintrittskarte“ zu den Makros erhält: ein Ritual, das Eigenverantwortung und Selbstständigkeit feiert.

Material in der Maria-Leo-Grundschule. Foto: SenBJF

Das sogenannte Level-up-Konzept, das Schäfer besonders beeindruckt hat, gibt diesem Anspruch Struktur: Von „Explorer“ über „Explainer“ bis „Expert“ steigen die Kinder je nach Reife und Zuverlässigkeit auf. Nicht die Lehrkräfte entscheiden, sondern die Kinder bewerben sich selbst – inklusive Coachinggespräch. „Das war ein echter Gänsehautmoment“, erinnert sich Schäfer, als sie einen Morgenkreis erlebte, in dem eine Klavierlehrerin am Flügel spielte und die Kinder sangen.

Compartmentschulen: Berlins Antwort auf den Schulplatzmangel

Doch die Maria-Leo-Grundschule ist nicht nur eine pädagogische, sondern auch eine baupolitische Antwort. Berlin wächst, die Schüler:innenzahlen steigen rapide. Deshalb hat der Senat die Berliner Schulbauoffensive gestartet – und setzt dabei konsequent auf Compartmentschulen.

Laut der Senatsbildungsverwaltung sind diese „mehrere kleinere Schulen in einer großen“. Jeder Bereich – das Compartment – umfasst Stammgruppenräume, Gruppenräume, ein Forum, Rückzugsräume und einen Teamraum für die Lehrkräfte. Vorteile: flexible Nutzung, viel Licht, Räume für Inklusion und Ganztag, moderne Ausstattung von WLAN bis Whiteboard. Statt Fluren entstehen offene Lernlandschaften.

Die Maria-Leo-Grundschule war von Anfang an Teil dieser Offensive. Auf ihrer Homepage erinnert sich das Team: Zunächst startete die Schule 2019 als Filiale im Modulbau auf dem Parkplatz des Velodroms. Erst im Sommer 2023 konnte das neue Gebäude an der Conrad-Blenkle-Straße bezogen werden. Heute lernen hier 358 Kinder mit 32 Lehrkräften – und perspektivisch wird der Campus auf fast 600 Schüler:innen anwachsen.

„Unsere Schule ist ein Dorf“

Auf ihrer Homepage beschreibt sich die Maria-Leo-Grundschule selbstbewusst als „ein Dorf – ein Ort des Lernens, der Vielfalt und der Begegnung“. Häuser, Plätze und Wege stehen für die unterschiedlichen Bedürfnisse und Talente der Kinder. Mit einer klaren Vision für die Zukunft der Bildung will die Schule Räume schaffen, „in denen Lernen weit über die bloße Wissensvermittlung hinausgeht“.

Dabei verbindet die Maria-Leo-Grundschule die Werte der Montessori-Pädagogik – jahrgangsübergreifendes und projektorientiertes Lernen, individuelle Förderung, Selbstständigkeit – mit klarer Leistungsorientierung. Das Ziel sei eine „professionelle Schulentwicklung, die stetiges Wachstum und Weiterentwicklung fördert“.

Zwischen Vision und Realität: Die Arbeit des Kollegiums

Die Architektur ist wichtig, aber sie bringt auch Herausforderungen. Schulleiterin Sandra Scheffel, die den Aufbau von Anfang an begleitet hat, sagte im Gespräch mit dem Deutschen Schulportal: „Erst jetzt wurde deutlich, was es wirklich bedeutet, wenn die Lehrkräfte nicht mehr ihre eigenen Räume haben, die sie nach ihren Vorstellungen gestalten.“

Das Kollegium musste sich auf eine gemeinsame Vision einigen – und auf Coaching setzen, um den Kindern Struktur in der offenen Lernumgebung zu geben. Scheffel engagierte eine externe Coachin, die Kinder individuell begleitete und zugleich das Team entlastete. „Ursprünglich war es eine Notlösung“, so Scheffel. „Doch mittlerweile ist es die beste Lösung, die wir uns vorstellen können.“

Verantwortung übernehmen – und dabei wachsen

Die Schulpreisjury lobte nicht nur die Architektur und die Lernkonzepte, sondern auch, wie viel Verantwortung die Kinder übernehmen. Sie arbeiten als Kinderhausmeisterinnen, organisieren selbstständig die Spieleausleihe oder gestalten das Schülerparlament. Ihre Leistungen in den VERA-Studien sind kontinuierlich besser geworden.

Besonders bemerkenswert: Die Maria-Leo-Grundschule ist keine Eliteeinrichtung mit Sonderbudgets, sondern eine ganz normale öffentliche Grundschule. Sie liegt in einem gemischten Stadtteil: Kinder aus wohlsituierten Prenzlauer-Berg-Familien lernen hier gemeinsam mit Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen und geflüchteten Familien. Manche können schon lesen, wenn sie eingeschult werden, andere sprechen noch kein Wort Deutsch. Viele haben eine Behinderung. Und trotzdem – oder gerade deswegen – funktioniert das Konzept.

Nicole Schäfer: „Eine Schule, die Mut macht“

Für Jurymitglied Nicole Schäfer ist genau das der entscheidende Punkt: „Diese Schule macht Lust auf Unterrichtsentwicklung, denn sie zeigt überzeugend, was alles möglich ist“, sagt sie. Was sie besonders beeindruckt: „Die feste Gruppe von Pädagog:innen, die Kinder über drei Jahre hinweg begleitet, sorgt für Nähe und Vertrauen. Jedes Kind wird genau gesehen. Und das Zusammenspiel mit dem multiprofessionellen Team ermöglicht eine Förderung, die weit über das hinausgeht, was ich an vielen anderen Schulen erlebt habe.“

Auch die Verantwortung der Kinder würdigt Schäfer: „Sie übernehmen Aufgaben, die weit über ihr Alter hinausweisen – und wachsen daran. Das Schülerparlament, die selbstständige Organisation des Alltags, das Level-up-Konzept: All das zeigt, dass die Kinder hier lernen, nicht nur für sich, sondern auch für die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen.“

Schäfers Fazit: „Ja, die Maria-Leo-Grundschule ist ein Neubau. Aber ihr Geheimnis liegt nicht im Gebäude. Es liegt in der Haltung, mit der hier gearbeitet wird: dem Vertrauen in die Kinder, dem Mut zu neuen Wegen und der Freude daran, Schule jeden Tag weiterzuentwickeln.“ News4teachers

Hier geht es zu allen Beiträgen des Themenmonats “Schulbau & Schulausstattung”. 

Und noch ein Rekord… Das neue Redaktionskonzept von News4teachers zieht!

 

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

0 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments