BERLIN. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) will die Krisenvorsorge an Schulen verankern. In einer Doppelstunde pro Schuljahr sollen ältere Schülerinnen und Schüler lernen, welche Bedrohungsszenarien denkbar sind – und wie man sich darauf vorbereitet. Während aus Teilen der Politik Zustimmung kommt, warnen Schulleitungen und Lehrkräfte vor einer Instrumentalisierung der Schulen.

„Mein Vorschlag ist, dass in einem Schuljahr in einer Doppelstunde mit älteren Schülern darüber diskutiert wird, welche Bedrohungsszenarien es geben kann und wie man sich darauf am besten vorbereitet. Kinder sind wichtige Wissensträger in die Familien hinein“, sagte Dobrindt dem Handelsblatt. Der CSU-Politiker will das Thema bei der Innenministerkonferenz Anfang Dezember in Bremen auf die Tagesordnung setzen.
In einer Zeit wachsender Unsicherheiten gehe es darum, „Vorsorge statt Verunsicherung“ zu schaffen, so Dobrindt weiter. Er kündigte zudem einen „Pakt für den Bevölkerungsschutz“ an, mit dem Warnsysteme verbessert und Schutzräume ausgebaut werden sollen. Die Vorbereitung auf Krisen dürfe kein Nischenthema sein, betonte der Minister: „Wer Vorräte, Batterien oder ein Kurbelradio zu Hause hat, sorgt nicht für Panik – er sorgt vor.“
Zustimmung von CDU-Ministerpräsident Rhein – Kritik von Linkspartei
Unterstützung bekommt Dobrindt aus Hessen. Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) nannte die Idee „vollkommen richtig“: „Wir müssen gewappnet sein. Schülerinnen und Schüler müssen wissen, was um sie herum passiert und wie man sich schützen kann.“ Sein Kultusminister Armin Schwarz (CDU) ergänzte, man habe bereits gemeinsame Aktionen mit der „Blaulichtfamilie“ und den Jugendoffizieren der Bundeswehr. Weitere Angebote könnten etwa in Projekttagen umgesetzt werden.
Die Linkspartei reagierte dagegen empört. „Hier sollen ganz offensichtlich Ängste geschürt werden“, sagte Nicole Gohlke, stellvertretende Vorsitzende der Linksfraktion, der Nachrichtenagentur AFP. Sie sprach von „Panikmache, gerade bei Kindern und Jugendlichen“. Die Schule müsse „unbedingt ein Schutzraum bleiben“.
Grünen-Innenexperte Leon Eckert zeigte sich offener: „Jungen Menschen in der Schule aufzuzeigen, wie sie sich und anderen in Krisensituationen helfen können, begrüßen wir.“ Allerdings müsse das Thema in ein breiteres Konzept eingebettet werden. Eckert schlug vor, den bundesweiten Warntag „zu einem bundesweiten Übungstag auszubauen, um Menschen in Krisenvorbereitungen einzubinden“.
Lehrerverband VBE: „Vorsorge ja – aber nachhaltig!“
Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) äußerte sich grundsätzlich positiv, warnte aber vor Symbolpolitik. VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand erklärte: „Katastrophen und politische Ereignisse machen nicht Halt vor den Toren der Schule. Schülerinnen und Schüler wachsen in einer Mediengesellschaft auf und sind tagtäglich mit Nachrichten jeglicher Art konfrontiert. Dies zu thematisieren, gehört bereits heute zum Unterrichtsalltag.“
Eine einzelne Doppelstunde pro Jahr sei jedoch „wenig nachhaltig“. Brand betonte: „Für eine nachhaltige Lösung braucht es mehr als 90 Minuten pro Jahr. Zudem muss das Umfeld der Schule eingebunden werden – etwa das Technische Hilfswerk oder die Feuerwehr.“ Angesichts der Überlastung der Lehrkräfte sei das aber nur mit zusätzlichen Ressourcen möglich. „Sonst bleibt die Verantwortung erneut an den Schulen hängen“, warnte Brand.
Schulleitungsverband: „Schulen sind Orte der Bildung, nicht der Bedrohung“
Deutliche Kritik kam vom Allgemeinen Schulleitungsverband Deutschlands (ASD). Vorsitzender Sven Winkler sagte: „Schulen sind Orte der Bildung, nicht der Bedrohung. Wer über Krisen spricht, muss über Bildung, Vertrauen und Resilienz sprechen – nicht über Angst.“ Eine Ausweitung des Bildungsauftrags auf zivilschutznahe Themen lehne der Verband ab.
Winkler mahnte, Lehrkräfte seien „Pädagoginnen und Pädagogen, keine Katastrophentrainer“. Es fehle an rechtlicher Klarheit, Fortbildungen und Ressourcen. Ohne diese Voraussetzungen drohe die Verantwortung erneut bei den Schulleitungen zu landen. „Statt Angstpädagogik brauche es eine Bildung, die auf Resilienz, Solidarität und Selbstwirksamkeit zielt“, so Winkler.
Er plädiert für altersgerechte Unterrichtsformate und Kooperationen mit Feuerwehr, DRK oder THW im Rahmen der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE): „Krisenkompetenz entsteht nicht durch Alarmübungen, sondern durch Dialog und Vertrauen. Schule darf nicht zur Bühne sicherheitspolitischer Symbolik werden.“ News4teachers / mit Material der dpa









Ich wäre ja für Minister*innen, die ihren Job machen, damit ich kein Kurbelradio brauche. Ich werde nicht in der Schule Krieg spielen.
Reicht schon, wenn Sie Katatrophe spielen.
So ein paar zusammengebrochene Strommasten wie im Westmünsterland sind statistisch gesehen wahrscheinlicher. Daneben hätten wir noch die häufiger auftretenden Extremwetterlagen.
“dass in einem Schuljahr in einer Doppelstunde mit älteren Schülern darüber diskutiert wird”
Was heißt hier “diskutiert”?
Jeder gute Pädagoge weiß, dass nur eigene Erfahrungen, also geübte Praxis, den maximalen Lerneffekt haben:
Also: Schützengräben ausheben, Drohnen bauen und steuern, “Klassenreisen” in den nächsten Wald mit Zelt und Tarnkleidung,…
Nur so gelingt effektiver Kompetenzaufbau! Fragend entwickelnder Unterricht (“diskutieren”) ist doch sowas von gestern…
Aber der Unterricht in den Flakstellungen anno 45 hatte sowohl qualitativ als auch quantitativ schwere Mängel.