Wirtschaft sucht händeringend Nachwuchs: Zahl der Auszubildenden sinkt weiter

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BERLIN. Die Zahl neuer Ausbildungsverträge sinkt, offene Stellen bleiben unbesetzt. Politik und Verbände betonen die Chancen der Berufsausbildung.

Wer schraubt künftig noch? Symbolfoto: Shutterstock/Pressmaster

Vertreter von Bundesregierung, Bundesländern, Wirtschaft und Gewerkschaften haben für die duale Berufsausbildung in Deutschland geworben und auf akute Probleme auf dem Ausbildungsmarkt hingewiesen. Die Lage sei mehr als herausfordernd, sagte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bei einem Spitzentreffen der sogenannten Allianz für Aus- und Weiterbildung in Berlin.

«Das Matching besser hinkriegen»

Die Herausforderung bestehe darin, den richtigen Bewerber überhaupt noch zu finden. Es gebe mehr offene Stellen als Bewerber. «Es geht in den nächsten Jahren darum, hier besser zu werden, das Matching besser hinzukriegen.» DIHK-Präsident Peter Adrian sagte, die Berufsausbildung in Deutschland sei auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten immer noch ein wichtiges Aushängeschild der Wirtschaft und ein Standortvorteil.

In der Allianz für Aus- und Weiterbildung haben sich Bundesregierung, Bundesagentur für Arbeit, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften und Länder zusammengeschlossen, mit dem Ziel für die duale Berufsausbildung in Deutschland und deren Karrieremöglichkeiten zu werben.

Wirtschaft braucht dringend Nachwuchs

Die Wirtschaft ist dringend auf Nachwuchs und Fachkräfte angewiesen. Im vergangenen Jahr hatte sich die nach Corona eingesetzte leichte Erholung auf dem Ausbildungsmarkt nicht mehr fortgesetzt. Die Zahl neuer Ausbildungsverträge ging mit 470.900 im Vergleich zu 2023 um 1,8 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt im Frühjahr mitgeteilt hatte. Verwiesen wurde in der Allianz auch auf den letzten Berufsbildungsbericht, demzufolge 2,9 Millionen Menschen unter 35 keine Ausbildung haben.

Rund 1,2 Millionen Menschen machen laut Statistik aktuell eine Ausbildung, mehr als die Hälfte davon (688.500) im Bereich Industrie und Handel. Danach kommt das Handwerk (337.800) vor den freien Berufen (111.000), dem Öffentlichen Dienst (41.500) und der Landwirtschaft (31.700). News4teachers / mit Material der dpa

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Gelbe Tulpe
1 Monat zuvor

Im öffentlichen Dienst werden derzeit viele fertig gewordene Auszubildende nicht von ihren Behörden übernommen. So etwas spricht sich natürlich herum, gerade weil man ja angeblich so sehr neue Verwaltungskräfte suchen würde.

Sporack
1 Monat zuvor

“Wir brauchen Absolventen von Studiengägen”
(etwa 2006 https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/weltweiter-bildungsvergleich-deutschland-fehlen-die-akademiker-a-436589.html )

und “etwas” später

“Uns fehlen (unstudierte) Fachkräfte”
(etwa 2025 https://www.spiegel.de/wirtschaft/fachkraeftemangel-84-prozent-der-betriebe-beklagen-mangel-an-qualifizierten-arbeitskraeften-a-2d399f7c-bb42-4234-8246-cb876cf5e300 )

Man könnte also als “Schulabgänger/in” zu der Idee kommen:
Grundsätzlich genau das Gegenteil von dem anstreben, was aktuell gesucht wird.

Denn bis man Markt tauglich ist : Praktikum : Ausbildung oder Studium : ggf Auslandsaufenthalt, “Weiterbildung und Schulung” ist man 10 Jahre älter.

Gelbe Tulpe
1 Monat zuvor
Antwortet  Sporack

Stimmt. BWL war um 2000 stark gefragt von den Arbeitgebern, aber ist seit der Finanzkrise von 2008 völlig überlaufen. Daher besser nicht mit etwas anfangen, was heute von Arbeitgebern stark gesucht wird.

Feirefiz
1 Monat zuvor

Wer studiert startet mit Mitte/Ende 20 ins Arbeitsleben, wer eine Ausbildung macht oft schon mit 20 Jahren.
Solange aber alle zum selben Zeitpunkt in die Rente gehen, sind die Menschen mit Ausbildung diejenigen, die deutlich länger arbeiten müssen. In der Diskussion ist auch ein späterer Renteneintritt mit 69 oder höher. Niemand verliert dabei auch nur ein Wort darüber, dass man manche Berufe, und dazu gehören auch körperlich fordernde, im hohen Alter nicht mehr ausführen kann.
Und dann bleiben nur Abzüge bei der Mini-Rente.
Das will fast niemand für seine Kinder, also gibt es auch immer weniger Handwerker.

Sporack
1 Monat zuvor
Antwortet  Feirefiz

Folgender Datenvergleich ist “Papier-Wissen”:
In NRW gilt die erweiterte Schulpflicht bis zum 18 Lebensjahr (unabhängig von der Schulform.)

Ab 18 Jahren steht man daher in NRW grundsätzlich dem Arbeitsmarkt “ungelernt” zur Verfügung.
(SchulG NRW §38 (3) Für Jugendliche ohne Berufsausbildungsverhältnis dauert die Schulpflicht bis zum Ablauf des Schuljahres, in dem sie das achtzehnte Lebensjahr vollenden.)

Das 18 Lebensjahr markiert etwa Ende der Klasse 12 oder 13, je nachdem wann man eingeschult wurde. (Abgang vom Berufskolleg, Gesamtschule Sek 2, Gymanisum Sek 2)

Anschließend Ausbildung dauert etwa 3 Jahre.
(Berufsbildungsgesetz BBiG §5 (1) 2.die Ausbildungsdauer; sie soll nicht mehr als drei und nicht weniger als zwei Jahre betragen,)
Bachelor-Studium dauert etwa 3 Jahre.
(Hochschulrahmengesetz HRG § 19 (2) Die Regelstudienzeit beträgt mindestens drei und höchstens vier Jahre.)

Mit 18 + 3 = 21.

Mit 21 Jahren könnte Ausbildung wie erster akademischer Berufsabschluss fertig sein.
Die Praxis zeigt, dass dies (meist) nicht so funktioniert, aber das sind persönliche und strukturelle “Probleme”.

@Feirefiz: Wie Sie auf die Idee kommen, dass Personen mit Ausbildung grundsätzlich früher eigene Betriebe haben oder im Betrieb angestellt werden, verstehe ich noch nicht.