BREMEN. Warum kümmern sich Lehrkräfte um iPads, Evaluationsbögen oder die Organisation von Klassenfahrten statt um Unterricht? Der Sozialwissenschaftler Frank Mußmann forscht seit zehn Jahren zur Arbeitsbelastung von Lehrkräften und fordert eine Neuordnung der Arbeit an Schulen – er hält die rechtlich verpflichtende Arbeitszeiterfassung für einen zentralen Hebel. In Bremen beginnt 2026 ein Modellversuch, der zeigen soll, wie Entlastung praktisch gelingen kann.

Was lange nur beschrieben, bestritten oder relativiert wurde, ist inzwischen empirisch belegt: Lehrkräfte arbeiten deutlich mehr, als ihre Arbeitszeitmodelle vorsehen – und häufig mehr, als das Arbeitsrecht erlaubt. In Hamburg und Berlin jedenfalls. In Hamburg kamen Vollzeitlehrerinnen und -lehrer im Schuljahr 2023/24 im Jahresdurchschnitt auf knapp 42 Stunden pro Woche. Betrachtet man die tatsächlich geleistete Arbeitszeit ausschließlich in den Schulwochen, ergibt sich eine Wochenarbeitszeit von sogar rund 48,5 Stunden. Ein Viertel der Vollzeitkräfte überschritt während der Unterrichtszeit regelmäßig die gesetzliche Höchstarbeitszeit. Insgesamt leisteten 63 Prozent der Lehrkräfte Mehrarbeit.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in Berlin. Dort summieren sich die unbezahlten, nicht angeordneten Überstunden von Lehrkräften auf mehr als zwei Millionen Stunden pro Jahr. Rechnerisch wären über 1.300 zusätzliche Vollzeitstellen nötig, um die Arbeit auf ein zulässiges Maß zu verteilen. Während der Schulwochen überschreiten im Durchschnitt rund 30 Prozent der Vollzeit-Lehrkräfte die gesetzliche Arbeitsschutzgrenze von 48 Stunden pro Woche. Besonders betroffen sind nicht nur Schulleitungen und Gymnasiallehrkräfte, sondern auch Teilzeitkräfte – je geringer der Teilzeitumfang, desto höher fällt die Mehrarbeitsbelastung aus.
Die Zahlen widersprechen dem hartnäckigen Bild vom vermeintlich privilegierten Lehrerberuf mit viel Freizeit und langen Ferien. Sie zeigen zugleich, dass sich die Arbeit von Lehrkräften in den vergangenen Jahren grundlegend verschoben hat. Im Durchschnitt entfällt nur noch rund ein Drittel der Arbeitszeit auf den eigentlichen Unterricht. Weitere gut 30 Prozent entfallen auf Vor- und Nachbereitung. Der Rest besteht aus Aufgaben, die mit Unterrichten nur noch am Rande zu tun haben.
Zentraler Akteur hinter den Erhebungen in Hamburg und Berlin ist der Sozialwissenschaftler Dr. Frank Mußmann von der Universität Göttingen. Seit mehr als zehn Jahren untersucht er die Arbeitsbedingungen von Lehrkräften. Für ihn bestätigen die aktuellen Studien einen Befund, der sich seit Jahren abzeichnet. „Im Durchschnitt über alle Gruppen leisten sie bezogen auf eine 40-Stunden-Woche jeweils zwei Stunden und 14 Minuten unbezahlte Mehrarbeit“, sagt er in einem Zeit-Interview mit Blick auf Berlin. „In Hamburg liegt die Mehrarbeit auf einem ähnlichen Niveau.“
„Arbeitgeber, die das dauerhaft zulassen, verletzen ihre Fürsorgepflicht“
Der häufige Einwand, diese Mehrarbeit werde durch lange Ferien ausgeglichen, greift aus seiner Sicht nicht. „Nein, weil da der 30-Tage-Urlaubsanspruch in den Ferien bereits eingerechnet wurde. Die zwei Stunden und 14 Minuten sind der Mittelwert für ein ganzes Jahr.“ In den Schulwochen liege die Belastung deutlich höher. „Etwa ein Drittel der Vollzeitkräfte in Berlin arbeitet sogar über 48 Stunden. Damit werden regelmäßig Arbeitsschutzgrenzen überschritten und Ruhezeiten nicht eingehalten. Arbeitgeber, die das dauerhaft zulassen, verletzen ihre Fürsorgepflicht.“
Dabei sei die eigentliche Unterrichtsverpflichtung über Generationen hinweg fast gleich geblieben. „Die Stundenzahl, die Lehrer vor einer Klasse stehen, hat sich in den vergangenen 150 Jahren kaum verändert. Ein Volksschullehrer in Preußen hat 30 Wochenstunden unterrichtet, eine Grundschullehrerin in Vollzeit hat heute größtenteils nur zwei Unterrichtsstunden weniger.“ Der entscheidende Wandel liege nicht im Unterricht selbst, sondern in den zusätzlichen Aufgaben. „Die reine Unterrichtszeit macht nur noch ein Drittel der Arbeitszeit aus. Neben der Vor- und Nachbereitung, die ebenfalls ein zweites Drittel der Zeit in Anspruch nimmt, gibt es viel mehr Zusatzaufgaben“, sagt Mußmann.
Diese Zusatzaufgaben seien für Außenstehende oft kaum sichtbar. „Enorm gestiegen ist der Anteil, den Lehrer in Konferenzen sitzen oder Entwicklungsgespräche mit Eltern, Kindern oder Sozialarbeitern führen.“ Hinzu komme, dass Lehrkräfte immer häufiger zusätzliche Rollen übernehmen. „Sie werden Vertrauenslehrer, PC-Beauftragte oder Brandschutzexpertin.“ Auch die Dokumentationspflichten hätten massiv zugenommen. „Lernfortschritte, Inklusionsanträge, Evaluationsbögen müssen immer ausführlicher dokumentiert werden. Fachräume müssen vorbereitet, Unterrichtseinheiten digitalisiert werden.“ Mit diesen außerunterrichtlichen Pflichten verbrächten Lehrkräfte mehr als 15 Stunden pro Woche, im Schnitt mehr als ein weiteres Drittel ihrer Arbeitszeit.
Die Studien zeigen zugleich, dass sich die Belastung zwischen Schulformen und Fächern weniger unterscheidet, als oft behauptet wird. „Was wir auch bemerkt haben: Die Arbeitsbelastung liegt unabhängig von der Fächerkombination, Klassenstufe und Schulform näher beieinander, als vielfach unterstellt wird.“ Auch das verbreitete Klischee vom Sportlehrer mit deutlich weniger Arbeit halte einer empirischen Prüfung nicht stand. „Erstens hat er ein Zweitfach. Zweitens sitzt ein Sportlehrer zwar nicht an Vokabeltests, aber organisiert dafür Schulveranstaltungen, Skifreizeiten oder Bundesjugendspiele.“
„Die Physiksammlung aufräumen oder den Klassenraum für die neuen Erstklässler dekorieren, das wird von vielen Lehrern oft beiläufig erledigt“
Für Mußmann ist deshalb klar, dass eine systematische Erfassung der Arbeitszeit Voraussetzung für Entlastung ist. „Ja, weil vielen erst dann bewusst wird, wie viel sie tatsächlich arbeiten.“ Eine Lehrerin habe ihm nach einer Studie rückgemeldet: „Endlich kann ich mich Freitagnachmittag guten Gewissens ins Wochenende verabschieden, weil ich weiß, was ich alles schon geleistet habe.“ Aktuell sei vielen Lehrkräften unklar, wo Arbeit ende und Freizeit beginne. „Die Physiksammlung aufräumen oder den Klassenraum für die neuen Erstklässler dekorieren, das wird von vielen Lehrern oft beiläufig erledigt.“ Erst wenn Arbeitszeit erfasst werde, würden Zeitfresser sichtbar. „Dann kann man im nächsten Schritt überlegen, ob und wie man Aufgaben anders verteilen und an die Schulrealität anpassen muss.“
In Bremen soll genau das ab dem kommenden Schuljahr praktisch erprobt werden. An zunächst zehn freiwillig teilnehmenden Schulen in Bremen und Bremerhaven sollen Lehrkräfte ihre Arbeitszeit ein Jahr lang per App dokumentieren. Mußmann (der als wissenschaftlicher Berater an dem Projekt beteiligt ist) betont, dass es dabei nicht um zusätzliche Bürokratie gehe. „Für Lehrkräfte sind das wenige Handbewegungen. Sie drücken den Startbutton auf dem iPad, wenn die Arbeit beginnt, und Stopp, wenn sie pausieren.“ Nur eine kleine Gruppe werde zusätzlich gebeten, Tätigkeiten genauer zuzuordnen, um Belastungsmuster zu erkennen.
Die Arbeitszeiterfassung sei dabei keine freiwillige Reformidee. „Die Arbeitszeit zu erfassen, ist keine technische Spielerei, sondern gesetzlich vorgeschrieben.“ Sowohl der Europäische Gerichtshof als auch das Bundesarbeitsgericht hätten dazu Grundsatzurteile gefällt. „Die Kultusministerkonferenz hat anschließend versucht, Lehrer von der Arbeitszeiterfassung auszunehmen – ohne Erfolg.“ Hintergrund: Die KMK hatte das Bundesarbeitsministerium angeschrieben, um eine Ausnahmeregelung für Lehrkräfte von der Pflicht zur Arbeitszeiterfassung zu erwirken – und sich dort eine Abfuhr geholt (News4teachers berichtete).
Was bei festgestellter Mehrarbeit geschehe, müsse im Verlauf des Modellversuchs geklärt werden. Mußmann plädiert für transparente Verfahren. „Ab wie viel Stunden Mehrarbeit kommt es zum Gespräch? Ist die Schulleitung dabei? Gibt es neutrale Gremien? Wird Mehrarbeit ausbezahlt oder durch Freizeit ausgeglichen?“ Wichtig sei vor allem, dass Überlastung nicht dauerhaft hingenommen werde. „Ich halte ein Ampelsystem für sinnvoll. Grün heißt, die Stundenzahl ist im Soll. Gelb, über mehrere Monate häufen sich Überstunden an. Und Rot: Die Arbeitszeit wird dauerhaft überschritten, dringender Handlungsbedarf.“
Entscheidend sei, so Mußmann, dass die nun erhobenen Daten nicht als Kontrollinstrument missbraucht würden. „Kein Schulleiter steht mit der Stoppuhr im Lehrerzimmer oder am heimischen Arbeitsplatz. Die Zeit wird eigenständig und vertrauensvoll dokumentiert.“
Für den Sozialwissenschaftler ist die Debatte um Arbeitszeit eng mit der Attraktivität des Lehrberufs verbunden. „Der Beruf ist über die Jahre unattraktiver geworden, weil die Belastung zugenommen hat.“ Die hohe Abbrecherquote im Lehramtsstudium, gesundheitliche Risiken und vorzeitige Ausstiege seien Ausdruck dessen. „Ich bin überzeugt, dass der Job wieder gefragter wird, wenn die Arbeitszeit erfasst wird und sichergestellt ist, dass die Mehrarbeit nicht ausufert.“
„Warum muss sich ein Physiklehrer um die Server und iPads seiner Schule kümmern?“
Entlastung bedeute dabei nicht nur weniger Stunden, sondern andere Strukturen. „Lehrer müssen wieder mehr Lehrer sein“, sagt Mußmann. „Warum muss sich ein Physiklehrer um die Server und iPads seiner Schule kümmern?“ Aufgaben wie IT-Betreuung, Organisation von Klassenfahrten oder Verwaltungsarbeit könnten von Fachkräften übernommen werden, die keine Pädagogen sind. „Das sind erst mal mehr Ausgaben, aber es entlastet die Lehrer. Und davon profitieren letztlich alle.“
Dass Bremen diesen Weg geht, hat angesichts der Rechtslage eine gewaltige politische Dimension – die anderen Bundesländer werden sich den Ergebnissen kaum verschließen können. Pikant: Frank Mußmann hatte gemeinsam mit dem Bildungsexperten Mark Rackles in einem Gutachten das seit 150 Jahren geltende Deputatsmodell als überholt kritisiert. Der Sozialdemokrat Rackles, früher Bildungsstaatssekretär in Berlin, ist inzwischen Bildungssenator in Bremen. Der Modellversuch zur Arbeitszeiterfassung fällt damit in die Verantwortung eines Politikers, der selbst öffentlich festgestellt hat, dass das bisherige System die tatsächliche Arbeit von Lehrkräften nicht mehr abbildet. News4teachers









Um Himmels Willen!
Wir haben akuten Lehrermangel und merken, dass die Jugend wegbleibt. Der Job ist nicht mehr attraktiv genug, schade!
Warum? Das sehen wir bei Hasi, er hat das gleiche studiert, dann umgesattelt und verdient mittlerweile doppelt, hat 3 Tage Homeoffice, Gleitzeit, Bonuszahlung, dreifaches Weihnachtsgeld und sowas wie Flexurlaub. Er hat 2026 nochmal 10 Tage mehr Urlaub, einfach so oben drauf. Er arbeitet schon, aber diese Bedingungen sind wahnsinn!
Wenn ich die Lehrkräfte da so anschauen, viele mit 50 fix und alle, 50 Stunden Wochen an 5 Tagen präsent vor Ort mit stressiger Anfahrt, keine Extrazahlungen und nix an benefits, dann darf man sich nicht mehr wundern. Die Einen sitzen gemütlich zuhause, vor allem bei diesem Wetter, die Anderen haben Stress und müssen draußen malochen. Ob im Gebäude oder sonst wo.
Daher müssen Lehrer bessere Bedingungen vorfinden, z.B. Deputatssenkung auf 18 Stunden, mehr online Unterricht und die 4 Tage Woche. Die 4 Tage Woche alleine als Gutmachung für diesen Arbeitsunterschied, besonders bei Akademikern.
Oder sollten Präsenzjobs generell besser bezahlt werden als Homeofficearbeit?
Die jungen Leute suchen sich ihre Arbeit aus, viele, laut Realist, wenden sich von Schuljobs ab und machen den Bogen drumrum.
Hasi hat einen Kamin, er hat so viel Auswahl, wo er zuhause arbeiten kann, nech.
Eure Peti aus Ostwestfalen / Lipperland im Winter brrr
Nix Neues, da ist doch selbst im Sommer der Hund verfroren
Liebe Petra,
sie sind die Beste!
fordern gute und zeitgemäße Bedingungen. Hut ab, Madame.
Sie sind eine gute, sehr reflektierte Lehrerin mit Erfahrung!
Sie sagens Petra, einfach nur noch zum Kotzen 🙁
Petra, kann dich irgendwie schon verstehen.
Dieses gesellschaftliche Homeofficemachen geht mir auch total auf den Senkel.
Wenn Bekannte da tageweise von daheim arbeiten und das so chillig ist und andere so richtig arbeiten woanders. Wertet doch den Lehrberuf ab leider 🙁 🙁
Bei meiner Partnerin auch, arbeitet im großen Konzern, 7 Stunden am Tag, 3 Tage Homeoffice und gefühlt so 3 pro Tag.
Ich finde es nicht gut, dass es in den letzten Jahren zu sehr auseinandergedriftet ist, oder Freunde?
Meine Frau ist da meiner Meinung
Die Arbeitsattraktivität sinkt rapide ab,
wir brauchen
4-Tage Woche
30 % Homeschoolinganteil
höhere Gehälter, Inflationsausgleich, 17 statt 7 %
DB und GK online!
vielleicht 35-Stunden Wochen statt 41 auf dem Papier und teilweise 60 in der Realität.
wenn Redakteure auch schon tariflich 36 Stunden haben, wer arbeitet dann noch 41 Stunden?
macht den Beruf attraktiv! 🙂
was Redakteure nur 36 Stunden, ist doch auch von der Allgemeinheit bezahlt mit dem Öff rechtl.
also hier mal 36 und da 41, aja
dann Lehrer auch sofort 35 oder 36
Ist das bei euch so? Immer weniger Stellen, immer weniger Bewerber, keine will‘s mehr machen?
Wie auch?
In Zeiten von Homeoffice, Arbeiten aus dem Ausland und zunehmender Individualisierung oder flexiblen Arbeitszeiten wirkt Lehramt aus der Zeit gefallen.
Schaut euch meinen Stundenplan an, montags bis freitags jeden Tag, immer ab 7.30 in der Schule, 3 lange Tage, 2 bis 15,30. 8 Freistunden 🙁
Die Vorbereitungen und Besprechungen gar nicht erst mitgezählt.
Bin schon etwas betrübt, wenn ich meine Bestie sehe, die 2 Tage entspannt von zuhaus arbeitet und täglich nicht mehr als 7 Stunden arbeitet / Mittagspause sogar dabei. Verdient sogar etwas mehr als ich, weil in den letzten 3 Jahren langsam aufgestiegen.
Sind wir da nicht im Hamsterrad 🙁
Und an den Langtagen ausser den acht Freistunden noch jeweils mindestens 60 Minuten Mittagspause.
Breaking News: Es gibt Berufe, deren Ausübung von zuhause aus keinen Sinn ergibt.
Es gibt Berufe, deren Ausübung auch vom Büro aus keinen Sinn ergibt.
Und dann gibt es noch sinnlose Berufe bzw. den Beruf des Lehrers der durch weltfremde Vorgaben immer weiter sinnentleert wird.
Ja, bei uns auch im Bekanntenkreis. Kann ich schon nicht mehr mit ansehen.
Wenn sich das nicht schnell ändert, bin ich raus.
Meine Nichte wollte auch, dann hat sie Lehramt abgebrochen, genau deshalb 🙁
Kenne auch so viele, wertet den Lehrberuf ab 🙁
Schön dumm. Keine Verbeamtung. Keine Pension. Keine unbegrenzte 100 Prozent Gehaltsfortzahlung im Krankheitsfalle. Keine bis zu 900 Euro Kindergeldzuschlag. Usw. Schön dumm!
meine Ehefrau wird mit 61 langsam in den Ruhestand gehen, bei mir wird es irgendwas mit 5-7 Jahren später sein. Das finde ich dann schon irgendwie schwierig vermittelbar, Freunde. Vor allem weil sie schon 3 Tage Homeoffice hat und so 3 Stunden effektiv ist, 7 Stunden muss sie.
Stimmt auch- aber wie immer muss man eben einen Tod sterben. Und bis zur Pension durchhalten :-))
Hatten wir diese Aussage nicht schon vor geraumer Zeit? Sie diskreditiert jede ehrliche Arbeitszeiterfassung. Wenn es stimmen würde, dass meine Unterrichtszeit nur ein Drittel meiner Arbeitszeit ausmacht, dann bedeutet das ja, wie seinerzeit schon dargelegt wurde, dass ich 28 Unterrichtsstunden (a 45 Minuten) pro Woche arbeite und noch einmal 56 Stunden a 45 Minuten nebenher. Also täglich 5-6 Unterrichtsstunden in der Schule und nochmal 10-12 Schulstunden dazu. Täglich!!!! Wie soll denn das gehen, selbst wenn man täglich 1 Stunde Aufsichten einbezieht?
Nochmal: Täglich 10-12 Schulstunden Arbeit zu den 5-6 Unterrichtsstunden dazu? Jeden Tag?! Das ist einfach unredlich. Was soll das? Ich möchte nicht von solchen Leuten vertreten werden, die sowas ernsthaft behaupten und unseren ganzen Berufsstand in Misskredit bringen.
Die Rechnung passt schon. 26 mal 0.75 sind 19.50 Stunden reine Unterrichtszeit pro Woche. Bei einer 60h Woche also ein Drittel.
dann lieber Homeoffice und 35 Stunden Woche oder wie Redakteure zumindest 36 🙁
Und in den Ferien wird gar nicht unterrichtet, dafür aber trotzdem gearbeitet. Das relativiert dann die 60h-Woche. 48h Stunden sind auch so schon zu viel.
Das habe ich gerade mal zwischen zwei Klassenarbeitskorrekturen geschrieben.
Diese Jahr musste ich wenigstens nicht an den Weihnachtsfeiertagen korrigieren.
Nein. Ich bin da ganz bei der @”Feinabstimmung”. Es ist maßlos übertrieben und schadet damit unserem Ansehen nur.
60 h die Woche? Davon 20 h in der Schule, also gut 4 h am Tag? Macht ja auch täglich 8 h Arbeit daheim. 8 h daheim??? Und lassen Sie es 7 sein, weil Sie davon noch täglich 1 h in der Schule für Aufsicht veranschlagen. Wer hat 1 h Aufsicht täglich in der Schule?!
Solche Aussagen schaden unserem Ansehen mehr als sie nützen. Sie sind eine Frechheit!
An Berufsschulen schwierigen Klassen sind 60h völlig normal bei einer Vollzeitstelle.
ja, bei mir sind es auch 48.
Meine Frau hat zB 3 Tage Homeoffice und sowieso nur 7 pro Tag. Krass
Wenn man alle Pausenzeiten der SuS pro Tag zusammenrechnet, in denen man als LK ja seltenst auch Pause hat kommt man locker auf die 1h pro Tag.
Und die Arbeit zu Hause ist auch dadurch so hoch, dass LK Mo-Fr in der Schule & Zuhause arbeiten und auch am Wochenende noch korrigieren
Wenn man die Arbeit über das Jahr verteilt rechnet, ist das sicherlich nicht falsch:
In den MINT-Fächern sind wir immer dabei, irgendwelche Sachen aufzubauen und wieder wegzuräumen, Lösungen anzusetzen, ggf. Versuche auszuprobieren. Da gehen regelmäßig Nachmittage bei drauf. Alleine für eine Klausur mit Experiment (betrifft alle meine Leistungskurs-Klausuren) ist man locker zwei Nachmittage am Ausprobieren, Abfüllen und Etikettieren.
Mit Außnahme der Sommerferien hat man in fast allen Ferien irgendwelche Korrekturen, bspw. habe ich gerade vier Stapel hier liegen, vielen Kollegen geht es ähnlich.
Wenn man Facharbeiten mit Experimenten oder Wettbewerbsarbeiten betreut, verbringt man manche Nachmittage mit Schülern in der Schule. Wenn es dann ums Fertigwerden geht, ist auch das Stresslevel und die Arbeitsbelastung für die Betreuer hoch.
In Hoch-Zeiten hatten wir an der Schule jede Woche alleine einen Nachmittag mit verschiedenen Konferenzen, Fachdienstbesprechungen, Jahrgangdienstbesprechungen, Schulvorstand usw. Dazu Zielgespräche mit den großen Schülern und immer mal wieder Elterngespräche wegen der kleinen Schüler.
Dann rechnen Sie mal Exkursionen und eine 5-tägige Klassen- oder Kursfahrt mit rein, inklusive der ganzen Organisation davor.
Vieles läppert sich auch: Immer mal wieder Rückläufer einsammeln hier, Entschuldigungen abheften dort, kurz auf eine E-Mail antworten, digitale Einträge machen, Nachteilsausgleiche erstellen und aktualisieren etc.
Dann denken Sie mal an die Halb- und Ganzjahreszeugnisse oder einfach die Klassenarbeiten. Wir tragen alles digital ein, müssen dann aber doch zu jeder Klassenarbeit einen Ergebnisspiegel und regelmäßig Notenlisten ausgedruckt und unterschrieben abgeben. Und das nur, damit jemand drauf schauen und ein Feedback schreiben kann.
Tatsächlich habe ich auch den Eindruck, deutlich mehr “drum herum” zu machen als eigentlich zu unterrichten. Und das ist schade, weil das Unterrichten doch gerade das ist, was Freude macht…
Ich denke, in vielen Fällen könnte man sich das Leben leichter machen. Viele Arbeiten sind doch redundant und könnten nachhaltiger erledigt werden.
In Zeiten der leeren Kassen, der “Freisetzung” von Arbeitskräften in vielen Branchen dreht sich der Wind (bereits jetzt). Sicherheit ist Trumpf bei den jungen Leuten- da wird mit der Chance auf die Urkunde auch das Lehramt wieder attraktiv werden. Und bis dahin presst man aus den Bestandlehrkräften heraus, was geht. Politisch opportun ist das doch allemal: Beamtenbashing und Lehrerschelte- da macht man beim Wahlvolk doch gleich 2 Punkte auf einmal!
Und wenn man Leute bekommt, die dann die IT betreuen, die Fahrten organisieren etc., werden wir Lehrkräfte weiter mitmischen (weil wir das immer so gemacht haben und schwer lassen können, weil man sich im Prinzip doch selbst kümmern muss etc.). Und wenn wir ja sooo entlastet werden, daaan können wir ja mehr Unterricht machen!
Kolleginnen und Kollegen, streut euch doch nicht selbst Sand in die Augen! Mittelfristig ändert sich gar nichts!
Rette sich also, wer kann!
Darf Ungerechtes nicht mehr ungerecht genannt werden, weil die Nutznießer der Ungerechtigkeiten sich dann darüber ärgern und Angst haben um ihre Privilegien?
Doch natürlich- das soll, gar muss man auch. Aber man sollte nicht erwarten oder damit rechnen, dass sich da etwas ändert auf absehbare Zeit- das habe ich ja ausgeführt.
Das geht wie beim Thema Arbeitszeiterfassung- da sind hier viele auch einfach zu blauäugig.