Corona-Krise bringt Eltern dazu, ihre Entscheidung für ein Kind zu bereuen

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Lockdown, Homeschooling, Kita- und Schulschließungen: Die Corona-Pandemie hat Familien hart getroffen. Besonders Eltern hatten an den vergangenen zwei Jahren oft schwer zu knabbern, teilweise bereuen sie sogar ihre Elternschaft («regretting parenthood») – das geht aus Zahlen einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vom Donnerstag hervor.

Manche Frauen bereuen es mittlerweile, ein Kind bekommen zu haben (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Demnach gaben 23 Prozent der befragten Eltern in Deutschland an, dass die Pandemie sie in Bezug auf die Kindererziehung an ihre Grenzen gebracht hat. Väter (25 Prozent) sagten dies häufiger als Mütter (21 Prozent).

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Wirklich verschlechtert hat sich das Eltern-Kind-Verhältnis allerdings nur bei sieben Prozent der Befragten. 13 Prozent gaben an, dass sich das Verhältnis seit Corona sogar verbessert habe. Und für den Großteil – 76 Prozent – ist es unverändert.

20 Prozent der Befragten gaben an, dass sie keine Kinder mehr bekommen wollten, wenn sie sich heute noch einmal entscheiden könnten. 73 Prozent sind nicht dieser Meinung. Jedoch gab etwas mehr als die Hälfte der befragten Eltern (53 Prozent) an, dass sie es nachvollziehen könnten, dass es Frauen gibt, die ihre Mutterschaft auch schon mal bereuen. Väter (56 Prozent) können das der Umfrage zufolge eher nachvollziehen als Mütter (51 Prozent). dpa

Nirgends lassen so wenige Eltern ihre Kinder impfen wie in Deutschland

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TaMu
2 Jahre zuvor

Ich habe mich in der Pandemie aus diesem Grund entschieden, zusätzlich Erziehungsberaterin zu werden. Viele Eltern brauchen Hilfe zur Freude an ihrer Erziehungsaufgabe und auch eine klare, eigene Linie, die sie erst einmal finden müssen. Erziehung ist eine so kreative und schöne Aufgabe, aber nicht jeder kann diese spontan gut bewältigen. Die Pandemie hat gezeigt, wie überfordert viele Mütter und Väter sind, wenn in ihrem Leben Betreuung ausfällt und sie mit ihrem bisherigen Erziehungsstil 24/7 konfrontiert sind. Wo Familien sich nur abends, an Wochenenden und im Urlaub sehen, fallen notgedrungen einige Erziehungsfelder weg. In der Freizeit sind eher unbequeme Themen wie Disziplin, aber auch Langeweile (wenn im homeoffice Telefonkonferenz ansteht) keine großen Themen. Aber wenn Familie funktionieren muss mit allen Facetten und im Nahkontakt, dann fallen die fehlenden Elemente schmerzhaft auf und führen zu Frust, Überforderung und Traurigkeit. Schön ist, wie viele Familien das gut geschafft haben und nun enger verbunden sind als zuvor.

Emil
2 Jahre zuvor

Mein Gott, was für verabscheuungswerte Menschen sind diese sog. „Eltern“!!?? Menschen und Tiere lieben ihre Kinder normalerweise über alles. Und das soll aussetzen, wenn es mal anders läuft als geplant? Diese Menschen sind gnadenlose Egoisten – und die Jugendämter sollten schleunigst tätig werden!!!

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Tiere verlassen ihren Nachwuchs, wenn sie ihn denn überhaupt betreuen, nach wenigen Wochen/Monaten.
Sind Jungtiere lange unselbständig, werden sie von der gesamten Herde/Gruppe betreut, auch bei Naturvölkern übrigens!
„Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen“, hieß es früher.
Heute leben Eltern ziemlich einsam mit ihren Kindern. Kitas, Vereine und Schulen sollen die Aufgaben des „Dorfes“ übernehmen. Auch wenn da das Verhältnis Erwachsene/ Kinder nicht wirklich stimmt!
Wenn aber aufgrund einer Pandemie alles wegbricht, dann kann es schon mal knallen!
Schließlich hat niemand „Eltern“ gelernt!

ein Mitbürger
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

@ Alla

„Als die engste Mutter-Kind-Bindung im Tierreich gilt die der Orang-Utans. Zwei Jahre lang tragen die Menschenaffenmütter ihren Nachwuchs auf dem Bauch, danach auf dem Rücken. Mit drei bis vier Jahren machen die Heranwachsenden auch schon mal Kletterausflüge auf eigene Faust und suchen selber Früchte – gelegentlich nuckeln sie aber immer noch an Mamas Brust und werden weite Strecken getragen. Erst mit sieben bis neun Jahren sind die Urwaldbewohner so selbstständig, dass sie endgültig Abschied von ihren Müttern nehmen.“

Quelle: https://www.tierwelt.ch/news/wildtiere/fuer-ihren-nachwuchs-opfern-muetter-alles

Setzen, 6!

Gümnasiallehrer a.D.
2 Jahre zuvor
Antwortet  ein Mitbürger

Setz dich selber, du ungebildete Wesen (@ein Mitbürger)

Emil hat recht. Die Aussage war Menschen und Tiere. Erstmal ist der Mensch so oder so ein Tier, ferner sind mit der Aussage alle Tiere gemeint. Und das ist einfach falsch (Ausnshlen sind nicht die Regel) und zeigt ein völlig falsches Verständnis der Tierwelt und Biologie im allgemeinen.

E.K.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

„Regretting Parenthood“ bedeutet ja nicht, dass man die eigenen Kinder nicht liebt.

Laura
2 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Es gibt bei jeder Mutter und bei jedem Vater mal Momente, wo man sagt: Hätte ich dich nie Kinder bekommen.
Gab es so eine Umfrage schon vor der Pandemie?
Ich liebe meine Kinder über alles und würde keines missen wollen. Aber auch ich habe mich schon sagen hören: Das Leben vor den Kindern hatte auch einen Reiz.
Vorallem weil man da auch Zeit für sich selbst hatte. Und in der Pandemie als die Schulen und Kitas geschlossen waren, ist man halt auch mal an seine Grenze gestoßen.
Da muss man sich nicht gleich so ausfällig werden, Emil

Die Berlinerin
2 Jahre zuvor

Ich glaube nicht, dass das eine Folge der Pandemie ist. Das gab es immer schon und wurde auch die Jahre vorher schon berichtet als ein Tabu, über das man reden möchte, dass manche Eltern es aus späterer Sicht bereuen, Kinder bekommen zu haben. Dafür kann es vielfältige Gründe geben.

„teilweise bereuen sie sogar ihre Elternschaft («regretting parenthood»)
Und wozu brauchen wir an dieser Stelle den Hinweis darauf, wie man das auf Englisch sagt? Weil wir es sonst nicht verstanden hätten?

E.K.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Die Berlinerin

Bestimmt wegen dem Buch „Regretting Motherhood“! 😉

W.
2 Jahre zuvor
Antwortet  Die Berlinerin

@Die Berlinerin
Weil „solche Dinge“ ( eben auch tendenziell unangenehme Aspekte im menschlichen Miteinander ) nicht an der deutschen Landesgrenze oder an der Grenze zu deutschsprachigen Ländern aufhören.

Edel
2 Jahre zuvor

Der Hinweis auf die englische Ausdrucksweise betont die besondere Fachlichkeit und erhöht zudem die Chance, in die Liste der psychischen Erkrankungen aufgenommen zu werden, wie z. B. Bewegungsfreiheit, Trauer etc. Dieses wiederum ruft dann für die Begandlund dieser „Störung“ speziell fortgebildete TherapeutInnen auf den Plan….

Alla
2 Jahre zuvor

Ich lehne mich jetzt mal gaaanz weit aus dem Fenster, weil ich alt bin. Jahrgang 1955!

Damals gab es noch keine gewaltfreie Erziehung. Im Haus, am Tisch, mussten wir uns benehmen. Kein Geschrei, kein Herumgezappel, kein Getobe!
Aber nach den Hausaufgaben ging es für die Kinder auf die Straße, auf die Wiese, in den Wald. Dort wurde gespielt, geschrien, getobt.
Die „Großen“ bestimmten und die „Kleinen“ übernahmen die ihnen zugedachten Rollen. War manchmal blöd, aber der natürliche Ausgleich sorgte dafür, dass man irgendwann auch „groß“ und ein Bestimmer war.

Erwachsene sollte man möglichst nicht stören! Je nach Temperament gab es im Falle einer Zuwiderhandlung entweder eine Backpfeife und/ oder eine Beschwerde bei den Eltern, wo dann Strafen drohten (Stubenarrest, ohne Essen ins Bett, Haue oä).
War man hingegen als Kind den Erwachsenen gegenüber rücksichtsvoll und höflich, fiel oft ein Bonsche ab. Und die Eltern bekamen ein Lob, was dann auch eine doppelte Portion Nachtisch bedeutete.

Wir kannten unsere Grenzen und wussten genau, auf welcher „Seite unser Brot gebuttert war“!
Auf den großen Familienfeiern saßen wir brav bei Tisch und genossen das tolle Festessen. Wenn der Kaffee kam, wurden wir zum Spielen herausgeschickt und alle hatten ihren Spaß.
Abends wurden dann die aufgeschlagenen Knie und Schienbeine ausgewaschen und verpflastert. Hauptsache die Kleidung blieb heil, sonst konnte man sich schon mal Ärger einhandeln.

Gewaltfreie Erziehung ist nötig, keine Frage! Aber gleichzeitig wurden in einigen Familien ALLE GRENZEN abgeschafft! Die Kinder dürfen „machen was immer ihnen in den Sinn kommt“.

Ohne Rücksichtnahme ist ein Zusammenleben aber gar nicht möglich! Und Rücksicht müssen Kinder erst lernen! Es muss ihnen klar werden, dass Rücksicht sich lohnt und Rücksichtslosigkeit unangenehme Konsequenzen hat.

In Familien, in denen Rücksicht eingefordert und belohnt wird, klappte es auch im Lockdown viel besser. Es gab sogar Kinder, die froh waren, dass rücksichtslose Klassenkameraden sie nicht „mobben“ konnten!

Und nun warte ich gefasst auf all die Kommentare, die mir ein rückwärtsgewandtes und kinderfeindliches Weltbild vorwerfen!

TaMu
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Alla@ ich stimme Ihnen zu. Es ist gut für Kinder, Regeln und Grenzen einhalten zu lernen und diese als Teil des sozialen Miteinanders zu begreifen. Sie haben ja bereits gesagt, dass das selbstverständlich ohne körperliche und seelische Gewalt geschehen muss, was durch eine liebevolle Beziehung zwischen Kind und Eltern oder Betreuung auch gelingt. Ich kenne übrigens viele Eltern, die ihre Kinder sehr liebevoll und gleichzeitig konsequent erziehen.

Alla
2 Jahre zuvor
Antwortet  TaMu

Meine Mutter war für heutige Verhältnisse recht streng und – ganz selten – „rutschte ihr auch die Hand aus“! Was aber damals „normal“ war. Danach war aber alles gut, wir wurden nicht ignoriert oder hängen gelassen. Und bei Ungerechtigkeiten setzte sie sich für uns ein.

Schläge gab es übrigens meistens, wenn in der Ehe Stress war, was wir natürlich mitbekamen. Deshalb bin ich auch 100% gegen Handgreiflichkeiten! Die waren überwiegend ungerecht! Wie soll sich ein Kind dagegen wehren?

Wir Kinder haben trotzdem nie daran gezweifelt, dass sie uns liebt, auch wenn das seltenst gesagt wurde. Wir fanden sie manchmal „blöd“, aber wir liebten sie und vertrauten ihr und auch meinem Vater. Wir waren uns stets sicher, gewollt zu sein.
Unsere Eltern waren unsere Eltern und nicht “ best buddies“, bei denen man nie weiß, ob sie morgen auch noch “ best buddies“ sind.

Konsequenz, ohne körperliche oder seelische Gewalt, Zuverlässigkeit und Liebe macht Kinder stark und sozial.
Narrenfreiheit aber ist keine gute Basis für das reale Leben, da man irgendwann einmal aneckt. In Kita, Schule können sich die Eltern noch mit dem Lehrer/ Erzieher streiten und ihn evtl. einschüchtern, irgendwann fällt dem Kind asoziales Verhalten aber auf die Füße. Teilweise schon im Elternhaus beim Lockdown!

Tobias Schramm
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

„Es gab sogar Kinder, die froh waren, dass rücksichtslose Klassenkameraden sie nicht „mobben“ konnten!“

Sehr wichtiger Aspekt, der bisher in der öffentlichen gesellschaftlichen aber auch wissenschaftlichen und politischen Diskussion fast völlig ausgeblendet wird.

Danke!

Siehe auch:

https://www.sueddeutsche.de/karriere/studie-500-000-mobbing-opfer-an-deutschlands-schulen-1.547615

https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article141926473/Viele-Mobbing-Opfer-sind-ein-Leben-lang-gezeichnet.html

Pro Schule
2 Jahre zuvor
Antwortet  Alla

Schön geschrieben. Genau richtig!!

Susi
2 Jahre zuvor

Es ist m. E. ursächlich, dass sich die Menschen im sozialen Umfeld nicht mehr kümmern (dürfen). Viele Familien schaffen das alles nicht alleine. Klar gibt es starke und gestützte, denen das alles leicht fällt. Aber viele sind schon im ‚normalen Alltag‘ überfordert und da spreche ich nicht nicht einmal von den Alleinerziehenden.

Die Pandemie hat gezeigt, dass die stützenden Säulen der Familien Schulen und Betreuungseinrichtungen sind. Die Politik sollte endlich beweisen, wie wichtig ihr diese Säulen sind. Sie hängt die Latte auf und bestimmt die Höhe für die Gesellschaft. Anerkennung und Wertschätzung von Lehrer*innen und Erzieher*innen, anstatt Knechtschaft und vernachlässigte Fürsorge sind mehr als überfällig.

Ich bin selbst Mutter von zwei Kindern. Beruf und Alltag zu bewältigen war ohne große Unterstützung nicht immer leicht. Gezweifelt am Sinn meiner Mutterschaft habe ich nie. Aber das ist meine Geschichte und rechtfertigt nicht, dass ich mir ein Urteil über andere bilde.