Nirgends lassen so wenige Eltern ihre Kinder impfen wie in Deutschland

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HAMBURG. In Deutschland wollen nur etwas mehr als die Hälfte der Eltern ihre Kinder impfen lassen – die Bundesrepublik landet damit in einem Vergleich von sieben europäischen Staaten auf dem letzten Platz. Die Impfbereitschaft ist sogar gesunken.

Die zögerliche Haltung der Stiko hat viele Eltern offenbar verunsichert. Foto: Shutterstock

Unter den befragten Eltern gaben einer repräsentativen Umfrage des European Covid Survey  zufolge 56 Prozent an, ihre Kinder impfen zu lassen – vier Punkte weniger als im September. Damit liegt Deutschland unter den acht untersuchten europäischen Ländern auf dem letzten Platz. Ganz vorne sind Eltern aus Spanien. Von ihnen gaben 85 Prozent an, ihre Kinder impfen zu lassen. Strikt gegen das Impfen ihrer Kinder sind 27 Prozent der deutschen Eltern. Mehr Impfgegner gibt es den Angaben zufolge nur in den Niederlanden (28 Prozent) und in Frankreich (30 Prozent).

Fast zwei Drittel der Menschen in Deutschland (65 Prozent) sind laut einer Umfrage für eine Corona-Impfpflicht für Erwachsene. Eine Impfpflicht für alle Altersgruppen, also auch für Kinder und Jugendliche, unterstützten 60 Prozent, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Befragung des European Covid Survey. Eine Impfpflicht für einzelne Gruppen wie medizinisches Personal, den öffentlichen Dienst oder Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere befürworten demnach jeweils rund 70 Prozent.

«Geringe Werte bei der Impfbereitschaft finden wir vor allem bei den Menschen, die nur geringes Vertrauen in die Regierung haben»

Obwohl nur jeder Zweite derzeit mit dem Management der Impfkampagne zufrieden sei, sei die Impfbereitschaft in Deutschland auf 86 Prozent gestiegen – vier Prozentpunkte mehr als im September 2021. Im Westen und Süden Deutschlands kletterte sie auf 90 Prozent, im Osten um fünf Punkte auf 77 Prozent. «Geringe Werte bei der Impfbereitschaft finden wir vor allem bei den Menschen, die nur geringes Vertrauen in die Regierung haben», sagte der wissenschaftliche Direktor des Hamburg Center für Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg, Jonas Schreyögg.

Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge vom 23. Dezember 2021 bis zum 11. Januar 2022 in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Portugal und Spanien rund 8000 Menschen befragt. Die Umfrage werde seit April 2020 etwa alle zwei Monate wiederholt. dpa

Überfordert? Stiko-Chef sorgt (wieder) für Verwirrung: Er würde sein eigenes Kind nicht impfen lassen

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Dil Uhlenspiegel
2 Jahre zuvor

Das alte „Infektion ist natürlich“ und so? – Na dann: Toi, toi, toi, Kinners.

Jan aus H
2 Jahre zuvor

„In Deutschland wollen nur etwas mehr als die Hälfte der Eltern ihre Kinder impfen lassen“

Wundert das jemanden nach etwa 21 Monaten „Corona ist für Kinder harmlos“-Dauerfeuer von den KM?

Klugscheisser
2 Jahre zuvor
Antwortet  Jan aus H

Genau das war zu erwarten.

Reichtlangsam
2 Jahre zuvor

Das Problem ist doch hausgemacht: Rki.de:
Wissenschaftliche Begründung der STIKO zur Empfehlung der Impfung gegen COVID-19 bei Kindern im Alter von 5 – 11 Jahren
Der COVID-19-mRNA-Impfstoff Comirnaty ist in Europa seit dem 25.11.2021 mit einer reduzierten Impfstoffdosis (10 μg) für die Impfung gegen COVID-19 von Kindern im Alter von 5 – 11 Jahren durch die EMA zugelassen. Wie das Epidemiologische Bulletin 1/2022 ausführt, besteht nach sorgfältiger Analyse der verfügbaren Daten – auch aus der aktuellen vierten Infektionswelle – nach Ansicht der STIKO derzeit für Kinder ohne Vorerkrankungen im Alter von 5 – 11 Jahren nur ein geringes Risiko für eine schwere COVID-19-Erkrankung, Hospitalisierung und Intensivbehandlung. Nach abschließender Risiko-Nutzen-Abwägung hat die STIKO daher zum jetzigen Zeitpunkt entschieden, vorerst lediglich eine Indikationsimpfempfehlung und keine allgemeine COVID-19-Impfempfehlung für 5- bis 11-Jährige auszusprechen.

Solange sich an der Empfehlung nichts ändern und Menschen auf diese Empfehlung vertrauen, wird sich so schnell auch nichts ändern…

Tina+2
2 Jahre zuvor

«Geringe Werte bei der Impfbereitschaft finden wir vor allem bei den Menschen, die nur geringes Vertrauen in die Regierung haben»

Mein Vertrauen in den Staat und seine Zwangsdurchseuchungspolitik ist auch unterirdisch. Genau deshalb habe ich meine Kinder impfen lassen.

Koogle
2 Jahre zuvor

Unser oberster Impfexperte von der STIKO Mertens würde seine Kinder nicht impfen lassen.

Besser kann man die Impfbereitschaft nicht sabotieren.

Stromdoktor
2 Jahre zuvor

Laut RKI haben ca. 62 % der 12 – 17-jährigen bereits ihre erste Impfung enthalten. In der Gruppe der 5 – 11-jährigen sind es bereits 32 %. Aus meiner Sicht zeichnen sich höhere Quoten ab. Liegt ggf. an der sich auftürmenden Omikronwelle und der damit verbundenen „Einsicht“.

Interessant wäre demnach noch die Definition von „Kindern“.

Auffallend auch ein Stück weit die regionale Differenzierung. (z. B. 77,1% in SH vs. 40,3% in Sachsen / Gruppe 12 – 17 Jahre).

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Daten/Impfquoten-Tab.html

Peter aus W.
2 Jahre zuvor

Das liegt vielleicht auch daran daß „Zwang“ und „Pflicht“ noch nie ein gutes Mittel war, jemanden zu überzeugen. Funktioniert nicht in China, nicht in Russland und hat im Sozialismus auch nie funktioniert. Bereitschaft ergibt sich aus Freiwilligkeit. Alles andere sorgt für das Gegenteil bis hin zum Widerstand. Mich wundert, dass es den Author der dpa wundert.

Dirk Z
2 Jahre zuvor

Was mich von einigen mal interessiert: Gibt es Regionen, wo Eltern und Schüler dafür sind, daß die Kinder geimpft werden, aber es scheitert an Impfangeboten bzw. an der räumlichen Erreichbarkeit und trotz Bemühungen bekommt man keinen Impftermin? Das kann irgendwann dazu führen dass man es lässt.

Indra Rupp
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dirk Z

Wir werden vom Kinderarzt angerufen, wenn ein Termin für meine Tochter (11) zur Verfügung steht. ( Landkreis Osnabrück). Der Große (15) musste vier Wochen auf einen Termin warten und hatte dann zufällig eine Fiebererkrankung und musste dann noch einmal fünf Wochen warten.

Jan aus H
2 Jahre zuvor
Antwortet  Dirk Z

Ich denke, dass das extrem an den lokalen Gesundheitsämtern und deren Einstellung liegt. Wenn da Impfgegner oder Coronaverharmloser arbeiten, dann wird das wohl nichts mit sinnvoll organisierten Impfabläufen.

Unser GA ist sehr umsichtig und hat bereits VOR Weihnachten das große Impfzentrum volle drei Tage (17.-19.12.) nur für U12-Impfungen geöffnet. Seitdem gab es weitere solche Aktionen, so dass hier eigentlich niemand bei irgendwelchen Kinderärzten betteln muss oder sich in schlecht gelüftete Wartezimmer setzen muss.

Im Impfzentrum war alles professionell und sehr gut organisiert – Impfung ging ebenso wie die Zweitimpfung drei Wochen später sehr schnell.

J.S.
2 Jahre zuvor

Wozu soll ich mein Kind impfen lassen, wenn die Impfung nur 6 Monate hält? Alle 6 Monate eine Auffrischung zu erhalten ist für viele in Deutschland scheinbar too much. Und Kinder haben kein erhöhtes Risiko einen schweren Verlauf zu bekommen.

Dirk Z
2 Jahre zuvor
Antwortet  J.S.

@J.S.: Ich bin überzeugt, daß diese Einstellung fatal ist. Auch Sie wollen bestimmt, daß Ihr Kind bald wieder einen gewissen normalen Alltag ohne Masken, Lüften usw. hat. Dazu sind gewisse Voraussetzungen schon notwendig und selbst wenn der Omikron-Schutz schlechter als bei Delta ist ist es mit ein Baustein zur Normalität, der hier hilfreich ist.
Ob wir uns noch weitere Male boostern oder mit Variantenimpfstoffen impfen lassen müssen, steht noch nicht fest.

Lehrer mit Seele
2 Jahre zuvor

Impfen wird einem ja auch echt leicht gemacht. Mobile Imlfteams impfen hier zu 80% nur ü18, damit die armen Impfgegner doch auch endlich mal eine Chance haben. Die Kinder u12 müssen zum völlig überlasteten Hausarzt, die Kinderärzte haben größtenteils gar nicht die Kapazität und impfen deshalb erst gar nicht.

In der Grundschule meiner Kinder liegt bei Impfbereitschaft bei ca 50%. Nach den Weihnachtsferien waren meine Kinder die Einzigen, die einen vollen Impfschutz vorweisen konnten.. Mittlerweile haben wenigstens ein Großteil der Kinder, die geimpft werden sollen die Erstimpfung. Dafür waren Fahrten von 20-250km nötig. Wir sehen also es war ein Leichtes für impfwillige Eltern ihre Kinder zu schützen.

Die Zweit Impfung soll ja zwischen 3-6 Wochen nach der Erstimpfung stattfinden. Dieser Zeitraum wird hier komplett ausgereizt. Wir haben errechnet, dass nach den uns bekannten Terminen alle Impfwilligen bis Ende März geschützt sein dürften, vorausgesetzt, dass keine Erkältung alles durcheinander bringt.

Vielleicht sollten wir Corona einfach bitten doch so lange zu warten. Ach ne da ist ein Rechenfehler. Wir haben die Kinder u5 vergessen. Dann müssen wir natürlich auch warten, bis die geimpft werden dürfen. Ist ja eine Kleinigkeit bei offenen Fenstern und Minusgraden