Rot-Grün will mit Klassenräten Schülermitwirkung stärken – CDU und AfD dagegen

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HANNOVER. Mit Klassenräten wollen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen in Niedersachsen das demokratische Verständnis von Schülerinnen und Schülern stärken. Die Oppositionsfraktionen sprechen sich dagegen aus – die einen gegen eine Verpflichtung zur Einrichtung, die anderen grundsätzlich.

Demokratische Prinzipien in der Schule zu vermitteln, braucht Zeit. Foto: Shutterstock
Demokratie ist eine komplexe Staatsform, deren Abläufe und Mechanismen gelernt werden müssen. Foto: Shutterstock

Niedersachsens Schülerinnen und Schüler sollen sich bald in demokratischen Klassenräten organisieren können. Ein entsprechender Antrag wurde im Landtag mit den Stimmen der Regierungsfraktionen von SPD und Grüne beschlossen.

Der Beschluss sieht vor, die Landesregierung aufzufordern, „den Klassenrat als Mittel demokratischer Schulentwicklung einzuführen sowie als Gremium in allen Schulformen zu verankern“, also von der ersten Klasse an. Darüber hinaus sollen feste Regeln, die eine demokratische Wahl von Klassensprecherinnen oder Klassensprechern sicherstellen, definiert werden – auch schon für den Primarbereich und im Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ der Förderschule. Diese Maßnahmen sollen Schülerinnen und Schülern ermöglichen, sich aktiv an der Gestaltung ihres Schulalltags zu beteiligen und erste Erfahrungen mit demokratischen Prozessen zu sammeln. Die Oppositionsfraktionen CDU und AfD stimmten dagegen.

„Zu unserer Demokratie gehört auch, dass junge Menschen ihre Ideen, Wünsche und Forderungen ausdrücken dürfen“

Kultusministerin Julia Willie Hamburg (Grüne) begrüßte die Initiative und befand: „Demokratie zu lernen, da kann man nicht früh genug mit beginnen.“ Lena Nzume (Grüne) betonte: „Demokratie ist ein lebendiger Baum, der nur gedeiht, wenn alle an seiner Pflege beteiligt sind – insbesondere die Kinder.“ Karl-Ludwig von Danwitz (CDU) sprach sich gegen eine Pflicht aus und verwies darauf, dass es eine Möglichkeit zur Einrichtung von Klassenräten ja bereits gebe. Das, was der Antrag fordere, „verbraucht wertvolle und knappe Unterrichtszeit“, kritisierte AfD-Bildungspolitiker Harm Rykena (der unlängst mit einem „Infoportal“ für Schlagzeilen gesorgt hatte, auf dem Lehrkräften unterstellt wird, „unsere Jugend zu instrumentalisieren und zu manipulieren“ – News4teachers berichtete).

„Zu unserer Demokratie gehört auch, dass junge Menschen ihre Ideen, Wünsche und Forderungen ausdrücken dürfen. Sie sollen lernen, Teil einer Gemeinschaft zu sein, die nach demokratischen Regeln funktioniert“, so heißt es in dem Antrag der Regierungsfraktionen zur Begründung.

Und weiter: „Neben der Wahl zur Klassensprecherin bzw. zum Klassensprecher wollen wir deshalb in allen Schulformen Klassenräte als demokratisches Gremium einführen, wie es sie bereits in anderen Bundesländern wie Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt. Im Klassenrat können sich die Schülerinnen und Schüler mit Themen beschäftigen, die den Schulalltag und das Miteinander betreffen. Im gemeinsamen Austausch im Klassenrat können außerdem die Grundprinzipien der Mitwirkung und Mitbestimmung erlernt und geübt werden. Diese sind nicht zuletzt als Teil der Sozial- und Urteilskompetenz auch im späteren Leben wichtig. Gleichzeitig werden hier auch kommunikative Fähigkeiten geschult.“ News4teachers / mit Material der dpa

Umfrage zur Demokratie: Viele Bürgerinnen und Bürger (vor allem jüngere) stellen hohe Erwartungen an Kita und Schule

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David
1 Jahr zuvor

Feste Regeln? Da habe ich ein ganz starkes Nein-Gefühl. Und um dieser Haltung Ausdruck zu verleihen, mache ich, was ich will.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  David

Was machen Sie stattdessen?

RainerZufall
1 Jahr zuvor

Demokratie bedeutet ja auch Kompromisse zu finden und an (bspw. finanzielle Grenzen) zu stoßen.
Wenn es sich einspielt könnten Fachlehrer*innen sogar Zeit sparen, Konflikte für den Klassenrat einzufrieren.

Welche Vorschläge hatten CDU und AfD, die Kinder demokratisch zu stärken? (Den Nachrichten folgend, ist derzeit niemand zufrieden)

MB aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Warum sollte die AfD Kinder demokratisch stärken wollen? Die wollen eher genau das Gegenteil…

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Richtete mich hier eher an echte, demokratische Parteien, wie die CDU oder FDP 😉

Dejott
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Wozu Demokratie? Die Balgen sollen die Klappe halten und gehorchen…..um mal die Ideen von CDU und AFD zusammen zu fassen.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dejott

Der CDU würde ich doch mehr andichten, auch wenn sie – irritierenderweise – diese Art, sich selbst einzubringen, ablehnt

Ukulele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Dejott

Demokratie funktioniert, wenn sich Menschen selbständig eine Meinung bilden und frei dürfen.

Insofern funktioniert die Demokratie in Sachsen bisher genauso gut wie in Hamburg.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ukulele

“Demokratie funktioniert, wenn sich Menschen selbständig eine Meinung bilden und frei dürfen.”

Faschismus, Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Propaganda aus Russland könnten dieses Funktionieren ein wenig einschränken. Siehe Sachsen im Vergleich zu Hamburg 😉

Hellmut
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Wieso kommen die Parteien erst jetzt auf die Idee, die Demokratie und den Schulen zu stärken?
Konnte man all die Jahre nicht einen Zuwachs von Nichtwählern beklagen? Wir reden hier von Quoten zwischen 40 und 20 Prozent, je nach Wahl.

Die politischen Parteien haben jahrelang versäumt, den Kindern Strukturen zu schaffen, in welchen sie die Sinnhaftigkeit des Wählen gehen erleben können. Erst jetzt, wo die Parteien bemerken, dass langsam ihre Felle wegschwimmen, interessieren sie sich plötzlich für “Demokratie”.
Wofür sollten sich die AfD und die CDU der Sache anschließen? Die bisherigen langjährigen Strukturen sind schließlich förderlich für den Wahlerfolg der nächsten Jahre.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellmut

“Wieso kommen die Parteien erst jetzt auf die Idee, die Demokratie und den Schulen zu stärken?”
Kann sein, hat aber der Argumentation nichts entgegen zu setzen.

Oder sollen Alkoholiker*innen aus Prinzip weiterzechen, anstatt gesünder zu leben? 😉

Ukulele
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Die entscheidende Frage ist: Über Themen dürfen die Schüler in diesen Gremien Entscheidungen treffen? Sind es etwa: Beginn der Unterrichts? Auswahl des Klassenlehrers bzw der Lehrer allgemein? Benotungssystem? Festlegung des Lehrplan?

Worauf ich hinaus möchte: Ein solches demokratisches Gremium macht nur dann Sinn, wenn es Entscheidungsbefugnis über wichtige Aspekte der Schule bekommt. Wenn dies nicht der Fall ist lernen die Schüler nur eines: “auch in der Demokratie kann ich mein Leben nicht beeinflussen”

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ukulele

Stimme voll zu. Hier brauch es eine Beweglichkeit des Kollegiums, umgekehrt werden die Schüler*innen Grenzen erfahren, die nicht zur Verhandlung stehen.

Aber Demokratie bedeutet in der Regel, dass andere mitbestimmen können. Am Ende vielleicht nicht nur für die Kinder eine interessante Erfahrung 😉

Dr. Specht
1 Jahr zuvor

Einen Klassenrat kann eine sinnvolle und fruchtbare Einrichtung sein. Im Vorfeld sollte für alle Beteiligteten klar sein, welche Kompetenzen und Rechte auf den verschiedenen Felder des Schullebens dieser besitzt.

Ansonsten besteht die große Gefahr, dass aus (bisweilen ronantisierenden) hohen Erwartungen tiefe Frustrationserlebnisse werden.

Zudem müssen die dazu nötigen zeitlichen und materiellen Ressourcen eindeutig im Landeshaushalt ausgewiesen werden.

JoE
1 Jahr zuvor

Schön zu sehen, wenn Ideen binnen weniger Monate von der schulischen Basis bis ganz nach oben wandern. Wäre das doch in allen Feldern der Bildungspolitik so einfach.

Hellmut
1 Jahr zuvor

Diese angebliche Demokratie im aktuellen Schulsystem ist ein absoluter Witz. Jeder der eine Lehrerkonferent besucht hat kennt das zu genüge: Vom Ministerium (etc. ) wird eine neue Regel den Schulen aufs Auge gedrückt, welche dann diskutiert und abgestimmt werden dürfen. Falls Abstimmungsergebnis nicht passend ist, muss es trotzdem umgesetzt werden.

Wer glaubt denn, dass die Kinder das System nicht ebenfalls schnell durchblicken. Klassenregeln demokratisch abstimmen? Aber nur, wenn es die üblichen Regeln sind. Handys und Kaugummis werden trotzdem verboten. Notfalls wird ganz demokratisch stundenlang darüber geredet.

Sorry, mehr als die Klassensprecherwahl und SV ist im System demokratisch nicht vorgesehen. Und selbst SV kann nicht viel erreichen, wenn es um kritische Dinge geht. Neue Toiletten? Sorry. Schulträger ist Pleite. Aufenthaltsräume? Sorry, Schule ist zu klein.

JoE
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellmut

Sie sind ein bisschen zu pessimistisch. Wenn die Schulgemeinschaft bereit ist, kann man durchaus die Freiheiten innerhalb des Regelkorsetts nutzen. An meiner Schule hat die SV eine starke Rolle und nutzt diese verantwortungsvoll für kleine, aber sinnvolle Verbesserungen.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellmut

Genau das.

Ich befürchte eher, dass dadurch Demokratiefrustration zementiert wird.

Diese Simulation durchschauen doch GERADE intelligente, engagierte SuS blitzschnell.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Was also stattdessen anbieten?
Oder soll Demokratiefrustration zum Programm gehören?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Nix.
Unterricht machen, LERNEN, nach Hause gehen und Freizeit haben.

Sich entwickeln, spielen, mit Freunden diskutieren, im Verein sein, NICHT zum staatlich dauerinstitutionalisierten Menschen heranwachsen.

Für die LuL-Beschäftigung ist ja mit Korrekturen auch im Nachmittagsbereich durchaus gesorgt.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

“NICHT zum staatlich dauerinstitutionalisierten Menschen heranwachsen.”
Echte Mitbestimmung an der Schule würde dem doch entgegenwirken, als das stumpfe Kopf runter und gehorchen (Sie fassten es unter “LERNEN” zusammen)

Allerdings scheinen Sie – sofern ich Ihre Verwendung dey Begriffs “dauerinstitutionalisiert” einschätze – auch schon die einfachsten Grundrechte der Menschen in Verzweiflung zu treiben 😉

MB aus NRW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellmut

Hmmm…also bei uns wurden Hand in Hand von Lehrern und Schülern Räume und auch Toiletten saniert und renoviert und es wurden u.a. Möglichkeiten zum Aufenthalt geschaffen…es geht schon…

Ulrika-verwundert
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Das ist ja löblich, aber wahrlich nicht Ihre Aufgabe.
Lehrer:innen, die sich permanent selbst ausbeuten, dürfen sich auch nicht wundern.
Noch 1399 Tage!

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Sorry, aber für solche Kollegen habe ich nur Verachtung übrig. Wie kann man so rückgratlos sein und darauf verzichten, z.B. mithilfe des Arbeitsschutzes und/oder der Presse angemessene Arbeitsbedingungen einzufordern? Und dann noch unter dem Risiko, in Regress genommen zu werden (was passiert, wenn Arbeiten nicht sachgerecht ausgeführt werden und die “Sanierung” Zusatzkosten bewirken?) die eigene Freizeit opfern!

mathea kühnel
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Interessant “Hand in Hand von Schülern und Lehrern”.
Ich möchte als Lehrerin weder die Räume und schon gar nicht die Toiletten renovieren und sanieren. Ist auch nicht meine Aufgabe, passt aber ins Bild dessen, was in Deutschland in Bezug auf Bildung und den damit verbundenen Gebäuden passier; nämlich nichts.

Ukulele
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Das ist Eigeninitiative.

Aber Demokratie?

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ukulele

Eigenintiative?

Eher Dummheit. Lehrer sanieren gemeinsam mit Schülern Toiletten und Räume, damit der Schulträger Geld spart und die Handwerker eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich haben?

Ukulele
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Naivität würde besser passen. Dummheit würde ich es nicht nennen.

Andere Frage: Welche Handwerker bekommen denn eine 4 Tage Woche bei vollem Lohnausgleich?

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ukulele

Sorry, aber ich muss einfach fragen.
ARBEITEN Sie an einer Schule? 😀

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ukulele

Viele – die Rechnung für die Betriebe ist 4 mal 9,25 Stunden tägliche Arbeitszeit. Bei einer tariflichen Arbeitszeit sind das 1,5 Wochenstunden weniger. Aber dafür entfallen Rüst- und Fahrtzeiten am fünften Tag. Das kann sich für die einzelnen Betriebe durchaus rechnen, vor allem dann, wenn die Produktivität an den 4 Präsenztagen sich steigern lässt. Und das ist ja schon dadurch der Fall, dass sich die Relation von Rüst- sowie Fahrtzeiten zu der effektiven Arbeitszeit bei einer Vier-Tage-Woche positiv verändert.
In vielen Betrieben ist es doch jetzt schon so, das die tägliche Arbeitszeit von Mo bis Do 8,5 Stunden beträgt und Freitags dann noch 4,5 Stunden geschafft wird.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Sie meinen, der Schulträger hat soch finanziell nicht beteiligt? Das wäre wirklich frech!

Aber diese “Dummheit”, die Sie kritisierten, wurde schon erklärt. Sie machten es GEMEINSAM. Sie erkennen hoffentlich beim zweiten Anlauf den Sinn, vielleicht sogar einen Mehrwert dieser Aktion 😉

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ukulele

Die Kinder haben wahrscheinlich für noch hässlichere Toiletten gestimmt und wurden übrrgangen (augenroll)

Achin
1 Jahr zuvor
Antwortet  MB aus NRW

Ich bitte um Aufklärung:
Wurden die Renovationen im Rahmem der regulären Unterrichtszeiten durchgeführt? Warum kümmert sich die Kommune als Schulträger nicht?

Einer
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellmut

Demokratie endet im Klassenraum an der Türschwelle!

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  Einer

Ich kenn nur keinen öffentlichen Bau, in dem es noch Türschwellen gibt. Tempi passati.

Hellmut
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

Also gelangt die Demokratie noch nichtmals bis zur Türschwelle. Das erklärt Einiges. En Passant.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Hellmut

“Aber nur, wenn es die üblichen Regeln sind. Handys und Kaugummis werden trotzdem verboten.”
Eben! Es geht ja gerade darum, echte Teilhabe zu ermöglichen und ggf. Konsequenzen zu tragen (z.B. alljährliches Kaugummis von Tischen zu kratzen 😉 )

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  RainerZufall

Ich finde Ihren Ansatz da garnicht schlecht.

Da ich aber Schule kenne, weiß ich wie das ausgehen wird:

1. Die Freiheiten und Boni werden genommen.

2. Bei den KONSEQUENZEN wird sich ganz schnell aufs Schulrecht zurückgezogen werden (“Sie können mich nicht zwingen Kaugummis abzukratzen!” – tja, stimmt halt, kann ich nicht)

3. Das Ausbaden des Erfebnisses wird “wegen Kinder”/”wegen Rechtslage” in die Verantwortung der LuL geschoben (“Ja, das wussten wir ja vorher nicht” /”Kaugummis abkratzen, das sind doch NUR 5 MINUTEN, wenn alle Kollegen mitmachen!”)

4. Ich werde doof angeguckt, wenn ich das gleiche mache wie die SuS (“Herr SL, Sie können mich nicht zum Abkratzen von Kaugummis zwingen!” – stimmt, kann er nicht…) 🙁

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Stimme Ihnen da zu.
Werde mich das kommende Schuljahr im Zweifelsfall doof ansehen lassen 😉

Lanayah
1 Jahr zuvor

Klassensprecher*innen wählen wir. Die Stunde für den Klassenrat muss vom Fachunterricht abgezwackt werden. Die ist leider in der Stundentafel bisher nicht vorgesehen. Wäre super, wenn sich das ändert.
Problem ist nur, dass inhaltlich kein Freiraum besteht. Ich kann mit den Kindern nicht besprechen, welches Thema sie beispielsweisr im Sachunterricht interessieren würde, weil ich diesen Freiraum nicht habe, sondern meinen Unterricht nach ziemlich strikten Vorgaben ertelen muss. Das war früher übrigens mal anders, als es noch Rahmenrichtlinien und kein Kerncurriculum gab.

Doro
1 Jahr zuvor

Aber gerne doch, machen wir alles.
Nur bitte dazu sagen, welche andere Wochenstunde dafür wegfallen soll!

Jedenfalls nicht die 3. Mathestunde in der Woche, bloß weil die Klassenleitung zufällig Mathe unterrichtet.

RainerZufall
1 Jahr zuvor
Antwortet  Doro

Würde es nicht auch Fachlehrer*innen entlasten, Konflikte und Diskussionen auf den Klassenrat (der Klassenleitung – selbstverständlich) zu vertagen?

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor

Wenn man dies nicht vom Fachunterricht nehmen möchte, bedeutet dies einen Stellenbedarf von ca. 3% zusätzlich. Da bin ich doch mal gespannt, ob unter diesen Voraussetzungen die Ministerin das immer noch für eine gute Idee hält.

Oder sie muss halt sagen, welches Fach bzw. welche Fächer bluten sollen.

H. F.
1 Jahr zuvor

Ich stelle mir die erste Sitzungen sehr spannend vor:

“Frage: Wo drückt der Schuh?”
“In der Turnhalle tropft das Wasser von der Decke!”
“Ich hätte nach zwei Jahren Ausfall gern mal wieder Physik!”
“Wir sollten die Sicherheit erhöhen, ich werde wöchentlich von Mitschülern ausgeraubt!”
“In der Jungentoilette fehlen die Kabinentüren!”
“Wir müssen den Essenanbieter wechseln, ich hatte schon drei rostige Nägel im Kartoffelpü!”
“Herr Mayer glotzt mir immer den Ausschnitt…”
“Das Klettergerüst ist morsch”
“…”

Was wird sich wohl für ein Gefühl einstellen, wenn man nach drei Sitzungen feststellt, dass man nur über die Farbe des Neuanstrichs für das hinrottende Klettergerüst mitbestimmen darf?

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  H. F.

Genau das Gefühl, dessen Ergebnisse/Folgen gerade alle Medien und die Politik beschäftigen… 🙁

AlterHase
1 Jahr zuvor

Kaum gibt es eine neue Idee wie den “Klassenrat”, schon gibt es auch eine Dissertation darüber (schon von 2013, 300 Seiten dick):
https://www.schulpaedagogik.uni-bayreuth.de/pool/dokumente/Diss-bauer.pdf
Gleichzeitig mangelt es an den sog. “Basiskompetenzen” wie lesen und schreiben, alle Tests zeigen das. Ich denke, man macht sich zu viele Illusionen über die großartige Wirkung von solchen Neuerungen. Hat der Klassenrat dort, wo er schon länger besteht, die Erwartungen erfüllt? Irgendwie absorbiert das doch Teile der Aufmerksamkeit von SuS, und irgendwas anderes geht dafür verloren. Und viel Unterricht fällt aus, darf dann auch mal der Klassenrat ausfallen?