Schulleitungen beklagen schleichende Anhebung der Klassengrößen

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BERLIN. Die Vereinigung der Schulleitungen in der Berliner GEW (VBS) kritisiert eine schleichende Anhebung der Klassengrößen in den Integrierten Sekundar- und Gemeinschaftsschulen. „Leider sehen wir, dass an manchen Sekundar- und Gemeinschaftsschulen siebte Klassen mit bis zu 28 Schüler*innen inzwischen Realität sind, obwohl die Basisfrequenz auf 25 Schüler*innen festgelegt ist. Dies gefährdet massiv die Qualität der schulischen Bildung an den betroffenen Standorten“, sagt Vorstandsmitglied Detlef Pawollek.

Wie viele gehen noch rein? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Bei der Zusammenlegung von Haupt-, Real- und Gesamtschulen in Berlin im Jahr 2010 sei eine Basisfrequenz von 25 Schüler*innen in Abgrenzung zu den Gymnasien verbrieft vorgesehen gewesen, so erklären die Schulleitungen in einer Pressemitteilung. Dies habe den gewachsenen inklusiven Aufgaben des Schultyps und den sozioökonomischen Voraussetzungen der Schüler*innen im Sinne der Bildungsgerechtigkeit Rechnung tragen.

Nach wie vor sei nach der Sekundarstufenverordnung eine Absenkung auf weniger als 25 Schüler*innen in Abstimmung mit der Schulbehörde zulässig. Dies werde aber nicht mehr umgesetzt. „Der politische Druck auf die Schulen und die regionalen Schulaufsichten, weiter zu verdichten, ist enorm. Dass unter diesen Bedingungen aufgrund der vielfältigen Aufgaben einer Sekundar- und Gemeinschaftsschule guter Unterricht nur schwerlich stattfinden kann, liegt auf der Hand”, so heißt es.

Die Schülerinnen und Schüler erhielten nicht die so dringend benötige Unterstützung und Begleitung beim Lernen – und die Belastung der Kollegien wachse kontinuierlich. „Das spiegelt sich dann auch in den schulischen Ergebnissen wider. Steuern wir nicht dagegen, sind die Sekundar- und Gemeinschaftsschulen gegenüber den Gymnasien keine vorteilhafte Alternative, sondern ein unattraktives Übel“, stellt Pawollek klar.

„An Schulen des Startchancen-Programms ist eine Absenkung zur Förderung der Basiskompetenzen schon aus programmatischer Sicht gerechtfertigt“

Die VBS fordert eine gezielte Steuerung seitens der Senatsbildungsverwaltung und die Einhaltung der Vorgaben. „In den Klassen der Integrierten Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen sollte die Frequenz von 26 Schüler*innen nicht überschritten werden. An Schulen des Startchancen-Programms, die als Schulen besonderer Herausforderungen zu betrachten sind, ist eine Absenkung zur Förderung der Basiskompetenzen schon aus programmatischer Sicht gerechtfertigt“, betont VBS-Sprecher Pawollek.

Hintergrund: Über das Startchancen-Programm, ein bundesweites Förderprogramm, sollen über zehn Jahre lang rund 4.000 Schulen im Land – das ist etwa jede zehnte – mit insgesamt 20 Milliarden Euro speziell gefördert werden. Bund und Länder tragen die Kosten gemeinsam. Das Geld ist für Baumaßnahmen, zusätzliches Personal wie Sozialarbeiter und auch zur freien Verwendung der Schulen gedacht. Ziel: Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Defiziten in den Basiskompetenzen zu halbieren. News4teachers

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sagenHAFT
1 Jahr zuvor

War das nicht zu erwarten? Erstens wegen des Lehrermangels, zweitens wegen der gestiegenen Gehälter? Lehrer sind heutzutage teuer für den Staat.

DerechteNorden
1 Jahr zuvor
Antwortet  sagenHAFT

Und weil die Bildung von Kindern hierzulande total unwichtig zu sein scheint. In der Zukunft macht ja eh alles irgend ‘ne KI.//

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  sagenHAFT

Lehrer sind heutzutage teuer für den Staat.”

Lehrer sind noch viel zu billig. Wären sie “teuer”, gäbe es keinen Lehrermangel. Angebot und Nachfrage. Wer eine 10%-tige Reallohnsenkung als “bestes Ergebnis aller Zeiten” verkaufen will, muss sich nicht wundern, wenn sich keiner mehr zum Billigheimer machen lassen will. Die “freie” Wirtschaft lockt Akademiker mit Homeoffice, 4-Tage-Woche und Gewinnbeteiligung.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Der hochteure Preis der (Lehrer)-Personalkosten übersteigt die Mittel eines (potenziellen) Dienstherren. Bei Arzneimitteln gibt es Generika.

Matthias R Matheass
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Sie sprechen unseren Kollegium aus der Seele, Realist!
15%. –
1 Jahr ohne Gehaltssteigerung
und keine verbesserten Bedingungen, während andere Familien und Bekannte 3 Tage im Homeoffice sind und pro Tag 2 Std einsparen.

moi aussi
1 Jahr zuvor
Antwortet  sagenHAFT

Das sind Brücken auch… .

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  moi aussi

Aber die Autofahrerlobby ist stärker …

moi aussi
1 Jahr zuvor
Antwortet  dickebank

… und hat den Einsturz auch nicht verhindert. Scheint also kein Problem zu sein welches sich mit Lobbyarbeit lösen lässt.

dickebank
1 Jahr zuvor
Antwortet  moi aussi

… ist schon klar, gleiches recht für alle. Wenn also die tragfähigkeit des neubaus der Carola-Brücke erhöht werden muss, warum dann nicht gleich auch die Klassenteiler erhöhen? Die Hattie-Studie hat doch längst nachgewiesen, dass die Klassengröße keinen Einfluss auf die Qualität von Schule hat. Mehr Fahrzeuge mit höherem Gewicht hingegen sind für Brücken schädlich:(

Ulrika
1 Jahr zuvor

Die paar Stühle mehr- was soll’s?!
Noch 1320 Tage!

JoE
1 Jahr zuvor

25 SuS an der ISS klingt wirklich schon ganz okay, an den IGS in Niedersachsen liegt der Teiler bei 31. Umso wichtiger ist es, für diese Errungenschaft zu kämpfen und sie auch an anderen integrativen Schulen durchzusetzen und auszubauen.

Blau
1 Jahr zuvor

Lol. Bei uns in NRW ist 28 völlig normal und auch über 30 keine Seltenheit in der 9/10

JoE
1 Jahr zuvor
Antwortet  Blau

Ja und finden Sie das gut oder was wollen Sie damit sagen?

Riesenzwerg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Blau

Machen wir mindestens 40 Schüler pro Klasse und gehen alle schnell in die Dienstunfähigkeit.

DAS bringt zum Nachdenken und vielleicht, eventuell sogar zum UmHANDELN…..

ExLehrerin
1 Jahr zuvor

Als ich vor 9 Jahren in Sachsen angefangen habe, war die Maximalanzahl einer VKA 23 Schüler, nach 8 Jahren waren es schon 28 SuS.
Wer garantiert mir, dass es nicht bald 30 oder 33 werden, wie in der DDR? (Begründung von den “erfahrenen” Kollegen. Die neuen brauchen sich nicht zu beschweren.) Die Kultusminister können so viele neue Stühle daneben verordnen, wie sie wollen, aber dieses Mal ohne mich:))