DÜSSELDORF. Was tun mit Schülerinnen und Schülern, die in der Unterstufe an der Realschule scheitern – und auf die Hauptschule wechseln müssten, wenn es doch immer weniger Hauptschulen gibt? Die geplante Lösung der schwarz-grünen Landesregierung von Nordrhein-Westfalen: Sie sollen auf der Realschule in ihren Klassen bleiben – in einem Hauptschul-Bildungsgang. Der Verband lehrer nrw (der Realschullehrer vertritt) spricht von einer „pädagogischen Verirrung“. Die GEW begrüßt die Änderung hingegen. Sie sieht damit das endgültige Ende der Schulform Hauptschule heraufziehen.

„Mit dem 17. Schulrechtsänderungsgesetz schlägt die schwarz-grüne Landesregierung einen pädagogischen Irrweg ein“, so heißt es in einer Pressemitteilung von lehrer nrw. Bei der Expertenanhörung zum Gesetzentwurf übte der lehrer nrw-Vorsitzende Sven Christoffer scharfe Kritik. Hoch problematisch ist aus seiner Sicht, dass der Schulträger an Realschulen dann dauerhaft einen Bildungsgang ab Klasse 7 einrichten kann, der zu den Abschlüssen der Hauptschule führt. Die Schülerinnen und Schüler im Hauptschul-Bildungsgang werden im Klassenverband mit Schülerinnen und Schülern des Bildungsganges Realschule unterrichtet.
Aktuell gibt es laut lehrer nrw bereits 18 Realschulen mit Hauptschulbildungsgang in Nordrhein-Westfalen. „Die Möglichkeit, in einer Klasse Kinder parallel nach zwei völlig unterschiedlichen Lehrplänen zu unterrichten, war vor zehn Jahren das Ergebnis eines halbherzigen politischen Kompromisses. Politische Erwägungen hatten seinerzeit Vorrang vor pädagogischen. Die einfache Formel ‚eine Klasse, ein Lehrplan, ein Schulbuch‘ wurde über Bord geworfen“, kritisiert Christoffer.
„Diese in den Strukturen angelegte Überforderung verhindert Unterrichtsqualität. Wer das negiert, hat niemals vor einer Klasse gestanden“
„Leidtragende dieser pädagogischen Verirrung sind die Lehrkräfte, die parallel unterschiedliche Unterrichtsgegenstände behandeln und Lerninhalte vermitteln müssen. Diese in den Strukturen angelegte Überforderung verhindert Unterrichtsqualität. Wer das negiert, hat niemals vor einer Klasse gestanden.“ Betroffene seien aber auch die Schülerinnen und Schüler, die unter schlechteren Bedingungen lernen müssten. Der Verband hält es für zwingend erforderlich, dass die Landesregierung den Realschulen mit Hauptschulbildungsgang die Bildung eigener Hauptschulklassen ermöglicht – getrennt eben von den Realschülern.
„Mit der nun geplanten Institutionalisierung der Realschulen mit Hauptschulbildungsgang im Schulgesetz würde die Landesregierung eine untaugliche Übergangsregelung in eine untaugliche Dauerregelung überführen“, meint Christoffer. „Es ist vollkommen absurd, das differenzierte Schulsystem erhalten zu wollen, indem man die Realschulen mit Hauptschulbildungsgang dazu zwingt, integriert zu unterrichten. Wer trotzdem einen solchen Ansatz verfolgt, muss diesen Realschulen dann aber zumindest die weitaus günstigeren Rahmenbedingungen der integrierten Schulformen zur Verfügung stellen. Das umfasst ein geringeres Pflichtstundendeputat der Lehrkräfte, eine günstigere Lehrer-Schüler-Relation und mehr Funktionsstellen. Länger gemeinsam lernen zu Realschulkonditionen ist mit meinem Verständnis von Gleichbehandlung nicht in Einklang zu bringen.“
„Die Stundendeputate der Lehrkräfte an den Realschulen müssten in Folge der Gesetzesänderung von derzeit 28 Stunden auf 25,5 Stunden reduziert werden“
Die GEW begrüßt die Neuregelung – unter Vorbehalt. „Für die Schüler*innen ist diese Entwicklung sicherlich positiv zu bewerten, ihnen wird ein Schulwechsel und die Erfahrung der ‘Abschulung’ erspart – das deckt sich mit unserer grundsätzlichen Haltung, dass jede Schule aufgenommene Schüler*innen zu einem ersten Abschluss führen sollte“, so heißt es in einer Stellungnahme der Gewerkschaft zum Gesetzesentwurf.
Allerdings sei dies wohl kaum die Zielperspektive des vorliegenden Gesetzentwurfes, „da die Idee eines ‚Abschulungsverbotes‘ flächendeckend und schulformübergreifend eingerichtet werden müsste“. Vielmehr dränge sich der Eindruck auf, dass die Landesregierung mit dieser Änderung zwar auf einen Bedarf reagiere, der im schulischen Alltag allgegenwärtig sei – ohne allerdings die Konsequenz für das Schulsystem in Gänze zu ziehen und bildungspolitisch wichtige Veränderungen einzuleiten.
Die Konsequenzen seien absehbar: „Wenn Kommunen nun den Hauptschulbildungsgang grundsätzlich an Realschulen anbieten können, ergibt es aus bildungsplanerischer Sicht kaum mehr Sinn an den Hauptschulen festzuhalten und sich stattdessen auf die Realschulen zu fokussieren. Langfristig wird das Sterben der Schulform Hauptschule auf diese Weise fortgeführt, ohne allerdings mit einer klaren, landesweiten Entscheidung den Weg zu ebnen. Vielmehr wird die Verantwortung auf die Kommunen abgewälzt.“
Damit werde nun „ein Prozess des Ausschleichens der Hauptschulen aus dem Bildungssystem“ eingeleitet. Die angedachten Änderungen „zu Ende gedacht“ könnten bedeuten, perspektivisch auf ein zwei Säulen-Modell zuzulaufen. „Wenngleich die GEW NRW grundsätzlich eine andere schulreformerische Lösung avisiert, wäre das ein bedeutender Schritt für die Schulstruktur in NRW.“
Scharf kritisiert die GEW allerdings – im Einklang mit lehrer nrw –, dass die Rahmenbedingungen, unter denen die Entwicklung vonstattengehen soll, nicht angepasst werden. Durch den vorliegenden Entwurf werde die Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte an den Realschulen zusätzlich erhöht, da die innere und äußere Differenzierung einen erheblichen zeitlichen Aufwand erfordert, die Unterrichtsstundenverpflichtung jedoch unverändert bleibt.
Konkret: „Die Stundendeputate der Lehrkräfte an den Realschulen müssten in Folge der Gesetzesänderung von derzeit 28 Stunden auf 25,5 Stunden reduziert werden. Das ist nur ein Beispiel, welches die ungleichen Rahmenbedingungen für die Lehrkräfte an Realschulen belegen soll, sicherlich können noch weitere genannt werden, wie Klassengröße, Schüler-Lehrkräfte-Relation, keine Didaktische Leitung im Schulleitungsteam usw.“, wie es in der Stellungnahme heißt.
Auf den Punkt gebracht: „Die entstehende Mehrarbeit wird nicht aufgefangen in Form einer angedachten Entlastung. Das bedeutet, dass die bereits gelebte strukturelle Mehrarbeit der Beschäftigten erhöht und einkalkuliert zu sein scheint. Dadurch wird die Attraktivität, an einer Realschule zu arbeiten, erheblich sinken.“ News4teachers
SekS und Ge – die Realschullehrkräfte werden schon Wege finden.
In NRW gibt es überhaupt keine Realschullehrer, es gibt nur Lehrkräfte mit der Befähigung für die SekI (HRGe), die an Realschulen eingesetzt sind.
Der pragmatischste Weg wäre ja die Realschulen in Gemeinschaftsschulen bzw. Mittelschulen zu verändern.
Der pragmatische Weg wäre, einen Bildungsgang pro Schulform anzubieten.
Aber die Politik will weiterhin DREI Bildungsgänge mit nur ZWEI Schulformen realisieren lassen.
Klappt bestimmt super.
Noch besser wäre eine Schulform mit drei Bildungsgängen (d.h. äußere Fachleistungsdifferenzierung + einer Förderschule unter demselben Dach.
So würden sich alle Gesellschaftsschichten in der realen Welt begegnen, Spätzündys müssten nicht die Schule wechseln oder später Abschlüsse nachholen
Es gab in unserem Bundesland mal die Schulform KGS (vielleicht erinnern Sie sich noch an Adelby und Elmshorn?). So etwas würde ich bevorzugen.
Deshalb ja die GemS – zwei Bildungsgänge unter einem Dach, ist halt eine kooperative Schulform.
Vielleicht. Nur führt dieser Weg leider in den Abgrund. Verbessern wird sich nichts.
Das bedeutet eine Trennung der Schullandschaft in Gymnasium und Hauptschule plus. Und die Schlucht. zwischen beiden wird von Jahr zu Jahr größer. Letztendlich bedeutet das auch eine Zweiteilung der Gesellschaft. Kann man sich alles in Sachsen ansehen.
Die Trennung würde wohl nur bestehen, wenn auf den Gym ausschliesslich Schüler unterrichtet werden, die tatsächlich für ein Gym geeignet sind. Da es sehr viele Gym gibt und diese alle eine Mindesabzahl von Schülern benötigt um weiterzubestehen, werden die Hürden zum Übertritt und Verbleib sehr niedrigschwellig bleiben.
Sie irren. In den ersten Jahren werden die inhaltlichen Lücken bereits so groß,dass ein Wechsel faktisch nur noch von oben nach unten erfolgen kann. Das ist zumindest meine Erfahrung in Sachsen.
Ebenso in BW!
Ich bin seit 28 Jahren Hauptschullehrer: Nicht schade drum. Mal ganz abgesehen davon, dass es kaum noch Hauptschulen gibt, sind die auch nichts weiter als die Bodenwanne des Schulsystems. Und das sind dann halt in Zukunft die Realschulen.
So ist es.
Warum 2,5 Stunden weniger Deputat?
Wurde das errechnet?
Wie??
Oder, was wahrscheinlich ist: Hat sich das jemand bei der GEW auf dem Klo ausgedacht?
Auf jeden Fall eine „krasse“ Forderung, ich denke sie wird im Ministerium für Erheiterung gesorgt haben.
Als Gymnasiallehrer haben wir hier bspw. ein Deputat von 23,5 Stunden. Da ich an einer Gesamtschule arbeite und dort 24,5 Stunden das normale Deputat sind, muss ich entsprechend diese Anzahl an Stunden unterrrichten.
Laut Text haben in NRW reine Realschullehrer ein Deputat von 28 Stunden, Gesamtschullehrer nur 25,5 Stunden.
Warum sollten Realschullehrer also zusätzliche Aufgaben wie an einer Gesamtschule bekommen, aber nicht den Aufgaben entsprechend das reduzierte Deputat?
Die symbolische Reduktion um 2,5 Stunden dürfte kaum auch nur im Ansatz die Mehrarbeit kompensieren. Zwei Bildungsgänge statt einem klingt für mich eher nach doppelter Aufwand als nach 10% mehr Aufwand.
Am Ende kommt es darauf an, wie man es organisiert:
Bis zur 8. Klasse haben wir an Gesamtschulen tatsächlich Förderschüler, Haupt- und Realschüler, aber auch Gymnasiasten und hochbegabte Kinder in einer Klasse. Im Alltag kann man alleine gar nicht so weit binnendifferenzieren, um dieses Spektrum vernünftig abzudecken. Das ist dann eine gesamtschulische Aufgabe über mehrere Jahre.
Im aktuellen Fall werden einige Realschulen in höheren Jahrgängen vermutlich feste Hauptschulklassen einzurichten versuchen. Oder man wird es wie in Integrierten Gesamtschulen organisieren und in den einzelnen Fächern Kurse auf unterschiedlichem Niveau anbieten.
Mittelfristig ist es dann auch nicht deutlich mehr Aufwand, mal Kurse auf grundlegendem und mal Kurse auf erhöhtem Niveau zu unterrichten. Da verwendet man eher mal anderes Material, was man aber über die Jahre und/oder gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen zusammenstellt.
Ja prima, dann lass uns doch einfach eine superintegrierte Super-Gesamtschule aufmachen. Der ganze Rest ist ja offensichtlich komplett überflüssig.
Ja, absolut! Allerdings mit äußerer Fachleistungsdifferenzierung.
Könnte es sein, wenn man es richtig machte und nicht nur flickschustert. In so vielen anderen Ländern findet unsere Trennung der SuS nicht statt und er läuft gut. Aber wir klammern uns weiterhin daran, das Gymnasium unbedingt behalten zu wollen. Jammern gleichzeitig, dass das Nivesu dort immer weiter sinkt. Was nicht verwunderlich ist, wenn man “Restschulen” produziert, die für Eltern unattraktiv sind, weil zu schlecht für gemeinsames Lernen ausgestattet. Das erfordert mehr Personal, Ausstattung und vor allem passende Konzepte. Diese undurchdachte, eher auf Kostenreduktion ausgerichteten Aktion verschlimmern nur mehr das Bildungsniveau – auf allen Schulformen.
Würde mich dann als Hauptschullehrer auch interessieren. Wir arbeiten 28 Stunden. Und hatten zumindest in der Vergangenheit auch das ganze Spektrum (von GL geistige Entwicklung bis Abiturient*in, aus meiner letzten 10 haben 5 das Abitur gemacht). Jetzt allerdings zugegebenermaßen nicht mehr. Wir können noch nicht mal mehr Realschulabschlüsse vergeben.
Wann war dieses “in der Vergangenheit”?
Und bei wie vielen pro Klasse wären aktuell Realschulabschlüsse durchaus drin, wenn sie ihren Auftrag als Schüler wirklich ernst nehmen würden?
Meine letzte Klasse (bin kein Klassenlehrer mehr) war vor 10 Jahren. Seitdem ist das Niveau an den Hauptschulen noch mal dramatisch gesunken, wir können kaum noch Realschulabschlüsse vergeben, Qualifikationen schon mal gar nicht und KEIN Abschluss bewegt sich in Richtung ein Drittel. Und klar, entweder leistungschwache Schhüler*innen oder psychosoziale Probleme ohne Ende.
Bisher war ich immer der Meinung, dass Frau Löhrmann (die grüne Pest) die SchleSchaZ (Schlechteste Schulministerin aller Zeiten) gewesen ist. Dicht gefolgt von Frau Gebauer. Aber Frau Feller stellt das alte und gewachsene Gefüge in Frage.
Wie kann man nur so etwas machen? Vielleicht sollte Frau Verwaltungsjuristin mal in den Schulen nachsehen. Das kann doch gar nicht funktionieren. Andererseits ist das ungeschlagen billig. Es bleibt ja die Realschule mit 28 Stunden Deputat und ohne Funktionsstellen. Von daher kann ich das schon nachvollziehen. Arbeitszeiterfassung jetzt!!!
Es gibt übrigens gerade im Ruhrgebiet wieder viele Kommunen, die über Schaffung neuer(!) Hauptschulen nachdenken. Die vorhandenen schließen wollen die meisten auch nicht. Man hat ja genügend abschreckende Beispiele, wie das dann wird. Aber gut, lernen durch Schmerzen. Dann gibt es bald nur noch Gymansium und Hauptschule … äähhh Gesamtschule.
Ach ja und: GEW? – NEE!
Liegt halt daran, dass Real- oder Sekundarschulen ohne Realschulabschlüsse bei den Absolventen gleich Hauptschule genannt werden können.
Dann kann man gleich die Realschulen in Selundarschulen ohne Oberstufe umbenennen.
Im übrigen wurden nicht die Hauptschulen abgeschafft, sondern faktisch die Realschulen.
Es wurde beides abgeschafft, die Realschulen wurden massenhaft dicht gemacht (das hatte ich als Hauptschullehrer gar nicht auf dem Schirm bis ich mal auf einem Zertifikatskurs viele Realschullehrer*innen kennengelernt habe deren Schulen geschlossen wurden.
Das Geschirr im Schrank der Verantwortlichen erscheint mir unvollständig…?
Ansonsten wurde hier schon alles gesagt.
Ich bedauere die KuK von Herzen, die das ausbaden müssen 🙁
Diese Form der Bildungspolitik führte in Baden-Württemberg zum drastischen Absturz im Länderranking. Die Realschulen werden so zu neuen Hauptschulen gemacht, nicht etwa umgekehrt. Dieser Einheitsbrei wird seitens der Gewerkschaft sogar noch beklatscht. So bleibt am Ende die Wahl zwischen Gymnasium und einer Schule für „den Rest“, in der Lehrkräfte in einem Klassenzimmer mit 25+ Schülern mehrere Niveaus gleichzeitig unterrichten sollen.
Aber, aber… es gibt doch vielleicht bis zu 2,5 Stunden weniger Deputat. Damit lässt sich das ganz easy wuppen. Meint die GEW.
Was soll so ein verfälschender, irreführender und polemischer Kommentar? Haben Sie den Artikel nicht gelesen?
Und wenn Sie sich schon ärgern, warum ägern Sie sich nicht über diejenigen, die den Unsinn an erster Stelle verzapfen – nämlich das Ministerium? Warum dreschen Sie auf eine Gewerkschaft ein, die versucht, konstruktive Lösungen anzubieten?
Ich hätte nicht gesehen, dass Sie hier konstruktive Gegenvorschläge machen, Sie hetzen nur gegen die GEW. Hinweis: Davon wird nichts besser.
2,5 Stunden zu fordern, ist einfach läppisch und steht in keinem Verhältnis zum Mehraufwand.
Ich halte das nicht für „konstruktiv“.
Dass die KM doof sind, setz’ ich als bekannt voraus… 😉
Das Problem ist die verordnete Binnendifferenzierung an den GemS in Ba-Wü.
Man kann GemS auch anders gestalten, nämlich mit äußerer Fachleistungsdifferenzierung. Meine Schule in SH hat eine Dreierdifferenzierung.
Unser Problem in SH ist, dass das Ministry unbedingt viele Kids in der Oberstufe haben will, weshalb die Noten einfach umgerechnet werden. Eine “Realschul-2” wird in den Jahrgangsstufen 9 und 10 einfach zu einer Gym-3 deklariert, obwohl Kids nie auf Gymnasialniveau gearbeitet haben. Und so hat man dann lauter wenig geeignete junge Menschen in den Oberstufen.
Anstatt dieses dämliche Notensystem zu ändern, sollen wir dann mit Berufsorientierung noch und nöcher junge Menschen dazu bringen, eine Ausbildung nach der 10. Klasse zu beginnen. Wir stecken so viele Stunden in die BO, dass vieles andere (z.B. Mathe, Deutsch, politische Bildung) vernachlässigt wird. Nichts gegen BO, aber man kann es auch übertreiben. Ich kann aber nicht erkennen, dass das wirklich hilft.
Was ich gelesen habe, wird in SH auch geplant Unterrichtsstunden in der SEK I zu streichen und das dann mit besserer Unterichtsqualität zu kompensieren. Erinnert irgendwie an Sprüche von Politkern wie “viel hilft nicht viel, es kommt immer auf die Qualität an”. Die Erfolgsaussichten solcher Maßnahmen sehe ich als pädgogischer Laie aber eher skeptisch.
@ed840
Zu derartigen Poitikersprüchen fällt mir nur ein:
“Breitgetretener Quark wird nicht leckerer.” 😉
Ja, es werden vier Stunden am Gymnasium und sechs Stunden an den GemS gestrichen. Dazu kommt noch die Umwidmung von vier Stunden zu Informatik (nicht Medienkunde). Unsere Fördys werden da ganz groß rauskommen;-)
Und die Qualität steigt durchs Streichen.
Wir gehen davon aus, dass Frau Prien in SH demnächst verbrannte Erde hinterlässt. Berlin ruft.
Gesamtschule vergessen. Die gibt es auch noch und steht beim Elternwunsch weit vor der Realschule.
Das kann ich so nicht bestätigen. In Baden-Württemberg sind Gesamtschulen zudem nicht gängig.
In NRW schon. Das liegt aber daran, dass Realschulen in Sekundarschulen umgewandelt wurden und viele Eltern auf die dortige Klientel keine Lust haben.
Hauptschulen plus Inklusion plus Realschule. D.h. Drei Zweige in einer Klasse. Da sitzen dann Kinder, welche rein gar nichts aufnehmen mit Kindern, welche eigentlich im G-Zweig sitzen könnten.
Wenn man meint schlimmer geht’s nicht mehr….
Hauptschule+Inklusion (Förderbedarf Lernen) +Realschüler+ Intensivschüler (in Deutschland Neuangekommene).
Wie soll da vernünftiges Lernen stattfinden?
Einfach am mindset arbeiten.
Heterogenität als Chance sehen!
Bla blupp
Einfach mal ‘nen Sitzkreis bilden lassen (5 Min. mit Rumräumen geschafft), Schüler über ihre Emotionen reden lassen (19 Min. geschafft), Raum wieder einräumen (5 Min.) – Anwesenheit, Ordnungsdienst, Klassensprecherbericht….WOOOOOOCHEEEEEENDE.
Eingetragen: “Schüler über igre Gefühle sprechen lassen.”
Oh Gott, Klassenbuchkontrolle, bibber!
Anmerkung: “Toll, dass Du ihnen dafür Raum gibst!”
Ich so innerlich:
https://tinyurl.com/n9unk887
Profi!
Sie machen da eine folgenschwere Grundannahme:
Dass es in Schule heute auch in echt (!) noch um Lernen und Wissen ginge.
Das wirkliche Ziel ist ein hybrides potkeminsches Dorf:
1) SuS weg vom örtlichen Hbf/Unterführung
2) Für die Eltern möglichst lange wegbetreute Kinder und “gut aussehende” Noten.
3) Lehrer: Sollen bunt und kreativ wirkendes Handeln organisieren, um die Stunden zu füllen, das nach dem aussieht, was Eltern und Schüler sich unter “modernem Lernen” vorstellen – quasi “Beihilfe zum Selbstbelügen” leisten.
Deswegen kommen Sie ja mit jedem Unsinn als Lehrkraft nicht nur durch, sondern werden dafür “belohnt” (positive Aussagen, Lob, positive Emotionsregungen) und werden “bestraft” (haben immer mehr Konflikte), wenn Sie den Fokus auf echte Schularbeit legen.
Seit meinem radikalen Kurswechsel bin ich allerorten “Korrähktestah Lehra!!!” – was mich daran schockiert ist nicht die positive Reaktion der SuS, sondern die des Großteils der ANDEREN angeblichen “Lehrer”… 😀 / 🙁
Vor 10 Jahren meine letzte 10 (die ich von Anfang an hatte): Gemeinsames Lernen LB 3 Schüler*innen, GB 2 Schüler*innen, schwache Hauptschüler*innen, Realschüler*innen und 5 Schüler*innen die später Abitur gemacht haben, 4 Vollabitur, ein Fachabitur. Binnendifferenzierung bis Ende 9, dann haben wir D,E,M äußerlich differenziert. Geht.
Was soll das GEW-Bashing? Bitte den Bericht genau lesen, denn die GEW fordert für die Realschule in NRW nur die gleichen Bedingungen wie sie auch für die anderen Schulformen gelten. Durch den vorliegenden Schulrechtsänderungsentwurf wird die Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte an den Realschulen zusätzlich erhöht, jedoch bleibt die Unterrichtsstundenverpflichtung unverändert. Dies führt in der Folge zu einer weiteren Ungleichbehandlung der Beschäftigten in der Sekundarstufe 1.
Allerdings sollte man sich in NRW Gedanken machen, wie es mit der Schulstruktur weitergehen soll, wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr an der Hauptschule anmelden.
Äpfel sind keine Birnen
Da ist er wieder, der Vergleich von Äpfeln und Birnen. Sie sehen sich manchmal wohl zu ähnlich. Doch ist es sehr wichtig die Unterschiede genau zu betrachten.
Das Zusammenfassen von Hauptschule und Realschule ist definitiv keine „Schule für alle“. Hier irrt das Bündnis gewaltig und somit ist die Kritik fehlgeleitet. Diesen Versuch der Einverleibung der Hauptschule in die Realschulen hat BW schon unternommen und tatsächlich kann es dabei passieren, dass das Niveau absinkt, denn damit ist der Schulalltag noch nicht neu und gut strukturiert. Das hilft weder den Lehrkräften noch den Schülern und Schülerinnen. Dabei steht der Kostenfaktor wohl eher im Vordergrund und nicht die Verbesserung der Schullandschaft.
Ein wirklich effektiv förderndes und differenzierendes Schulsystem haben wir im gegliederten System nirgends. Das würde bedeuten, dass ein Kind mindestens wöchentlich „diagnostiziert“ und dementsprechend gefördert würde. (Ein Dank an dieser Stelle, an all die Lehrkräfte, die das tatsächlich tun, und sich damit sehr abmühen, weil ihnen das System dabei nicht hilft.)
Mir ist bislang weder ein Gymnasium noch eine Real- oder Hauptschule begegnet, die im Ganzen so arbeitet. Sollte jemand eine kennen, dann bin ich offen für Hinweise. In Förderschulen mag es mehr Diagnostik und individuelle Förderung geben, doch fehlt hier Partizipation. Es handelt sich immer um abgeschlossene Einheiten, die man gerne Schutzraum nennen darf, aber viel wichtiger wäre ein Schutzraum in der Regeleinrichtung, um nicht zu einer trennenden und exkludierenden Struktur beizutragen, denn das trägt nicht zu demokratischen Strukturen bei.
Da wir keine ausreichenden Schutzräume in Regelschulen bereitstellen, sind gute inklusive Angebote begrenzt und das ist ein Versäumnis der Regierungen und nicht der Personen, die sich für einen Schutzraum entscheiden. (Hier geht mein Dank auch an die Lehrkräfte, die sich sehr einsetzen.)
Kommen wir noch mal auf den Begriff „Einheitsschule“ zu sprechen. Er soll eine Schule mit „allen“ Kindern abwertend etikettieren, beschreibt aber doch viel eher die Arbeit und die Prüfungsform der gegliederten Schularten, die viele von uns kennen und mit Schule in Verbindung bringen. Einheitliches Buchaufschlagen und das gleichzeitige Bearbeiten der Aufgaben (wenn auch mittlerweile mit verschiedenen Niveaus der Aufgaben – da die Schulbuchverlage dies als nette Unterstützung anbieten –, um so zu tun, als würde niemand unter- oder überfordert), einheitliches und gleichzeitiges Abfragen der Lerneinheiten und einheitliches Prüfen in Schularbeiten (so heißen Klassenarbeiten in Bayern) kommt dem Begriff „Einheitsschule“ viel näher, als dem Arbeiten in einer guten „Schule für alle“. Dort steht im Idealfall (siehe unten) dem „Einheitsbrei“ des üblichen Unterrichts eine Lernbegleitung gegenüber, die individuelle Pläne mit den Lernenden entwickelt und im jeweiligen Coaching-Gespräch gemeinsam mit dem aktiv Lernenden überlegt, was gut war, wo Hilfe benötigt wird und was als Nächstes ansteht.
Keine Frage: So arbeiten auch viele Gesamt- und Gemeinschaftsschulen nicht gänzlich. Aber damit es so werden kann, braucht es z.B. eine gute Durchmischung der heterogenen Gruppe. Da braucht es Starke und Schwächere, die sich gemeinsam mit Unterstützung auf den Weg machen können und da müssen beide gesehen und begleitet werden. Und das geht!
Dazu sollte eine Landesregierung die Voraussetzungen schaffen und nicht mit Scheinlösungen eine Debatte lostreten, die niemandem hilft. Schon gar nicht den Kindern und den Lehrkräften. Das Elitedenken des Bündnisses steht einer neuen demokratischen Lernkultur diametral entgegen. Denn die entstehende „Elite“ einer „Schule für alle“ wird keine abgehobene Gruppe sein, die nur auf andere herunterschaut, wie es z.B. der Philologenverband tut, sondern eine gut gebildete Gruppe junger unterschiedlicher Menschen, die gelernt hat, innovative Gedanken zu entwickeln, die alle weiterbringen können.
Wie lange wollen wir noch warten, bis wir die Notwendigkeit erkennen, dass es die Herangehensweise in Schule grundsätzlich ist, die diese Gesellschaft spaltet. Sie ist Gift für die Demokratie und festigt nur den immer wieder entstehenden Gedanken „Mein-Kind-ist-besser-als-das-andere“ (das ist diskriminierend). Hier der Link zum Vortrag über die Schule, die so arbeitet:
https://www.kh-freiburg.de/de/hochschule/news/2025/07-24-schule-ohne-unterricht