Extremisten werben gezielt unter Schülern (und sind zunehmend erfolgreich damit)! Dobrindt: Schule soll gegensteuern

43

BERLIN. Die Radikalisierung junger Menschen sei ein „dramatischer Befund“, erklärt Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) bei der Vorstellung des aktuellen Verfassungsschutzberichts. Dobrindts politische Botschaft: Prävention müsse verstärkt vor Ort stattfinden – vor allem in Schulen. Doch ist das realistisch? Der Soziologe und Extremismusexperte David Begrich warnt vor überzogenen Erwartungen an pädagogische Fachkräfte – und fordert zugleich mehr professionelle Jugendarbeit und staatliche Ressourcen.

Jugendliche sind für Extremisten eine wichtige Zielgruppe. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

«Lehrer hassen diese Fragen»: Dieser Slogan prangt auf Flugblättern der rechtsextremen Identitären Bewegung, mit denen gezielt Schüler angesprochen werden. Geschürt wird Angst und Fremdenhass. Auf der Rückseite wird suggeriert, dass die Deutschen mittlerweile in der Minderheit seien, es werden sexuelle Übergriffe durch Migranten behauptet, aber auch die Zukunftsunsicherheit junger Leute, schlechte Rente und hohe Inflation thematisiert. Die «Remigration» – also die Vertreibung von Menschen mit Migrationshintergrund – wird als Lösung der Probleme angepriesen. «Wehr dich!», ist darauf zu lesen.

An Schulen in mehreren Bundesländern sind die Flugblätter aufgetaucht. Die Fälle zeigen: Rechtsextreme wollen Kinder und Jugendliche beeinflussen und rekrutieren. Und sie sind zunehmend erfolgreich damit. Die aktuellen Zahlen des Verfassungsschutzberichts 2024 belegen die beunruhigende Entwicklung: Die radikalisierte Szene wächst – und sie wird jünger.

  • Das rechtsextreme Personenpotenzial in Deutschland liegt mittlerweile bei über 50.000 Menschen – ein Zuwachs von mehr als 20.000 in nur zehn Jahren.
  • Besonders alarmierend: 15.300 gelten als gewaltorientiert, fast 1.000 mehr als im Vorjahr.
  • Auch die linksextreme Szene wächst (38.000 Personen), ebenso wie die islamistische (28.000), mit jeweils rund einem Drittel als gewaltbereit eingestuft.

Sinan Selen, Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, sieht einen klaren Trend: „Wir sehen immer jüngere Menschen, die sich online radikalisieren, angeleitet werden und mitunter zu Aktionen übergehen.“ Besonders gefährlich sei, dass diese jungen Menschen „wenig ideologisch geschult, äußerst gewaltaffin und radikalisiert“ seien. Gruppen wie „Jung & Stark“ oder „Deutsche Jugend Voran“ hätten etwa gezielt Störaktionen gegen den Christopher Street Day organisiert. Ein zentrales Problem: Die Radikalisierung beginnt oft digital – und setzt sich dann im analogen Raum fort.

“Beste Sensorik”: Dobrindt sieht die Schule als Frühwarnsystem

Für Bundesinnenminister Dobrindt ist klar: „Aufklärung gegen diese extreme Propaganda können vor allem Netzwerke vor Ort in den Städten und Kommunen leisten, etwa an Schulen, in Vereinen oder Jugendtreffs.“ Schulen hätten die „beste Sensorik“, um erste Anzeichen von Radikalisierung zu erkennen, so der Minister gegenüber der Funke Mediengruppe. Doch mit dieser Forderung bringt Dobrindt eine Berufsgruppe unter Druck, die ohnehin längst an ihrer Belastungsgrenze arbeitet: Lehrkräfte.

David Begrich, Soziologe und Mitarbeiter der Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim Verein Miteinander in Magdeburg, relativiert Dobrindts Erwartungen deutlich. Die zunehmende Radikalisierung sei nicht nur ein pädagogisches, sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem – das Schulen nicht allein lösen könnten. „Wenn ich mir anschaue, was von Lehrerinnen und Lehrern heutzutage alles erwartet wird, neben der Tatsache, dass sie Mathematik und Deutsch unterrichten sollen, welche Prozesse sie begleiten und steuern sollen, dann ist das auch eine Überforderung“, so Begrich im Interview mit dem WDR.

Statt weitere Aufgaben auf die Schultern der Lehrkräfte zu laden, fordert Begrich ein tragfähiges, professionelles Netz an Sozialarbeit und Prävention: „Wenn wir wollen, dass Jugendliche und junge Erwachsene gut ins Leben starten, dann brauchen sie Begleitung, dann brauchen sie Unterstützung und dann brauchen sie nicht nur politische, sondern auch Aufmerksamkeit, die professionell ist. Wir brauchen gute, professionell ausgestattete Jugendarbeit und Begleitung. Das ist die beste Extremismusprävention.“

„Im Internet gibt es alle Zutaten für Radikalisierung: Gewaltvideos, emotionale Politikvideos, eine Flut von persönlicher Ansprache durch extremistische Influencer“

Begrich verweist auf eine „epidemische Ausbreitung“ von Radikalisierung in den vergangenen Jahren – besonders nach den multiplen gesellschaftlichen Krisen:
Pandemie, Klimakrise, Ukrainekrieg, Nahostkonflikt. Viele Jugendliche suchten Orientierung und Zugehörigkeit – und fänden sie oft online: „Im Internet gibt es alle Zutaten für Radikalisierung: Gewaltvideos, emotionale Politikvideos, eine Flut von persönlicher Ansprache durch extremistische Influencer“, erklärt Begrich. „Gleichzeitig fehlten reale Vergemeinschaftungs-Erfahrungen – etwa durch geschlossene Jugendzentren während der Pandemie.“

So entstehe eine gefährliche Dynamik aus Identitätskrisen und digitalen Echokammern. Begrich warnt vor einem doppelten Wirkmechanismus: Erst geschehen rechtsextreme Aktionen auf der Straße – dann folgt die mediale Verbreitung über soziale Netzwerke, die weitere Jugendliche erreichen.

 

Tatsächlich können Schulen wichtige Frühwarnsysteme sein. Wenn Lehrkräfte rechtzeitig Anzeichen erkennen – plötzlicher Rückzug, extremistische Äußerungen, Verbreitung einschlägiger Symbole –, kann das helfen. Doch dazu braucht es klare Strukturen, Sensibilisierung und Unterstützungsnetzwerke.

Begrich fordert:

  • Mehr Fortbildungen für Lehrkräfte zur Erkennung von Radikalisierungsprozessen
  • Mehr Schulsozialarbeit und externe Beratungsmöglichkeiten
  • Mehr Ressourcen für nicht-schulische Jugendarbeit
  • Grenzsetzung im sozialen Umfeld, auch durch Eltern und Vereine.

„Jugendliche brauchen die Erfahrung, dass es Grenzen gibt, an die sie sich halten müssen – und die auch durchgesetzt werden. Das ist Teil von Sozialisation“, betont Begrich.

Unsere Meinung: Die Zahlen des Verfassungsschutzes und die Fälle junger Gewalttäter zeigen: Radikalisierung ist längst kein Randphänomen mehr. Sie betrifft die Mitte der Gesellschaft und zunehmend auch das Klassenzimmer. Dobrindts Appell, Schulen stärker in die Prävention einzubinden, mag verständlich klingen, ist aber gefährlich verkürzt, wenn daraus kein politischer Wille zur besseren Ausstattung folgt. Ohne professionelle Begleitung, personelle Entlastung und gesellschaftlichen Rückhalt droht Prävention an der Schulrealität zu scheitern. Was es jetzt braucht, ist nicht nur Alarmismus – sondern konkrete Unterstützung für die Menschen, die vor Ort die Demokratie schützen wollen. News4teachers / mit Material der dpa

Bildungsfern, frauenfeindlich, rechtsextrem: Wie die AfD es schafft, junge Männer für sich zu mobilisieren

Anzeige

Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

43 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Rainer Zufall
5 Monate zuvor

Besorgniserregend. Inwiefern diese Entwicklung überraschen soll, wenn nichts verbessert hat, kann ich nicht nachvollziehen :/

Aber ich mache da mal nen Anfang: habe da einen Jungen mit emotionaler Entwicklungsverzögerung, der sich von der ganzen Panikmache gegen Flüchtlinge anstecken ließ und jetzt öffentlich dazu aufruft, Gesetze zu brechen und Gerichte zu ignorieren (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/migration-richter-haben-nicht-immer-recht-meinung-a-b22478b2-78e0-4966-baff-7e9dfe345249)

Was soll ich neben der Abokündigung unternehmen, wenn ich Kindern erklären soll, dass Deportationen gegen den Rechtstaat verstoßen, dies aber laut öffentlichen Meinungen in Ordnung sei? 😉

Ich glaube, den jungen Hüpfer aus meinem Beispiel können wir nicht mehr retten, aber ich hadere ernsthaft damit, Regeln des Zusammenlebens zu vermitteln, wenn Exstremisten als auch die eigene Regierung (!) die gleiche Meinung vertreten 🙁

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ist Ihnen der SPON-Artikel zu differenziert? Passt irgendwie auch nicht zum Artikelthema hier, oder? Diesbzgl. hätte ich btw ein paar speziell für Sie interessante Passagen aus dem Bundesverfassungsschutzbericht, um beim eigtl. Thena zu bleiben. 😉

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Wie gesagt: es fällt mir schwer, die rechtsextremen Forderungen der IB mit den Schülern einzuordnen, wenn die Regierung selbst den Rechtstaat nicht ernst nimmt.

Aber bitte: Wo ist der Artikel Ihrer Meinung nach differenziert, Gerichtsurteile zu ignorieren?

unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Das war kein Urteil, erst einmal nur ein Beschluss mit möglicherweise aufschiebender Wirkung, an den sich Dobrindt aktuell nicht gebunden fühlt.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  unfassbar
Unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Recht verbindlich ist kein Urteil, also vorerst nicht bindend. Das schreibt auch LTO so. Zweifel an der Rechtmäßigkeit von Dobrindts Vorgehen spielen da für seine Anweisungen bis zum Abschluss der Hauptsache keine Rolle.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

“Zum anderen entsprach das Gericht dem Begehren von ProAsyl, die Unionsrechtwidrigkeit der Zurückweisungen von Asylsuchenden grundsätzlich festzustellen. Zwar hat die 6. Kammer formal nur über drei Einzelfälle entschieden. Jedoch dürften die Ausführungen zur Begründung allgemeingültig sein: Die Zurückweisung von Personen, die an der Grenze ein Asylgesuch äußern, verletzt die Garantie, dass in diesem Staat (wenigstens) ein Dublin-Verfahren durchgeführt werden muss.”

Dobrindt hat KEINE rechtliche Grundlage.
Ich fahre doch auch nicht die nächsten Wochen ohne Fahrkarte, bis ein Gericht mir (vielleicht, viel eher nicht) das kostenlose Reisen zugesteht XD

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Wie schauts aus?
Hat Herr Dobrindt inzwischen eine rechtliche Grundlage für sein Handeln “gefunden” oder brechen wir jetzt geltendes Recht ala Trump?

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sie haben leider weder den Artikel verstanden, noch die notwendige Sachkenntnis in rechtlichen Fragen, sind in Ihren Urteilen kompletr unverhältnismäßig… wo sollte ich da anfangen?

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Mit einem Argument

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

[Tippfehler korrigiert]

Das Argument ist, dass Sie den SPON-Text offensichtlich nicht verstanden und von der rechtlichen Sachlage absolut k.A. haben, sich zudem nicht mäßigen können.
(ツ)_/¯

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Schade.
Ich hatte gehofft, Sie würden wieder zu einer konstruktiven Form zurückgefunden haben
(https://www.news4teachers.de/2025/06/bildung-und-erziehung-fangen-in-der-familie-an-das-werde-zu-oft-vergessen-prien-nimmt-eltern-in-die-pflicht/#comment-696237)
Sollte hier nur kindliches “Ätsch! Selber!” folgen, warten Sie bitte nicht auf eine Antwort

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sie meinen also, Sie können hier projektiven Dampf ablassen, aber niemand solle dies so benennen, weil Sie sich dessen bewusst auf impertinente, “kindlische” Art und Weise verwahren?! Ist klar… 😉

Es bleibt dabei: Sie haben weder den Artikel verstanden, noch die notwendige Sachkenntnis, sind in Ihren Urteilen und Ihrem kompletten Verhalten, wie man auch hier wieder sieht, komplett entrückt…. und wollen, wie immer, davon ablenken. Klappt aber nicht. Also: False Flag, Trolling oder Ideologie?
(ツ)_/¯

Unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Rainer als Rechtsaußen? Das halte ich für sehr gewagt. Dann schon eher Troll, der die Kommentarfunktion aufwiegeln soll. Am ehesten glaube ich aber, dass er wirklich glaubt, was er da schreibt, und dass das richtig ist.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Die Identitäre Bewegung und AfD fordern Deportationen. Setzt ein Ignorieren des Rechtstaats und der Menschenrechte voraus.
Leider sprechen sich auf demokratische Parteien und Politiker*innen wie Herr Dobrindt für sowas aus, was mir die Arbeit mit den Kindern erschwert, den Rechtstaat ernstzunehmen.
https://www.tagesschau.de/inland/zurueckweisung-grenze-debatte-100.html

Wo genau sieht Dobrindt die Linie, die ich vermitteln soll? :/

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Das ist albern, mit Verlaub. Sie müssen keine politische Linie vermitteln. Niemand verlangt das von Ihnen.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit?
Ja, hoch umstrittene Linien! 😛

unfassbar
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ganz einfach: Kinder mit deutschem Pass sind unabhängig von der Selbstwahrnehmung Deutsche und können nicht ausgewiesen werden. Kinder ohne deutschen Pass müssen Sie nur sagen, dass sie sich an die Regeln halten und die hierzulande erwarteten Normen und Werte übernehmen, mindestens aber respektieren und akzeptieren sollen, tolerieren reicht nicht.

dickebank
5 Monate zuvor
Antwortet  unfassbar

Aber nur die wenigsten Deutschen verfügen über einen Pass …

Muss ich den jetzt beantragen, um nicht abgeschoben werden zu können?

AvL
5 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Oh Gott. mein Reisepass ist vor Jahren abgelaufen. Womit muss ich denn jetzt rechnen, wenn die Faschisten die Macht übernehmen ?

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  unfassbar

“Kinder ohne deutschen Pass müssen Sie nur sagen, dass sie sich an die Regeln halten und die hierzulande erwarteten Normen und Werte übernehmen, mindestens aber respektieren und akzeptieren sollen, tolerieren reicht nicht.”

Ich hatte schon befürchtet, diese würden gesetzwidrig an der Grenze abgewiesen (https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/vg-berlin-6l19125-zurueckweisungen-rechtswidrig-dublin-system-verordnung-notlage) und trotz Integrationsbemühungen anlasslis abgeschoben (https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/halle/saalekreis/abschiebung-kind-schule-naumburg-kritik-118~amp.html).

Aber ich kann verstehen, dass Sie sich die Situation mit Victimblaiming erträglich machen müssen. Andernfalls wäre es wirklich unmenschlich…

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

off topic: Ihr Link mag zu spiegel.de führen, aber er repräsentiert nicht die Meinung des Spiegels, sondern die Meinung von Nikolas Blome, der eine Kolumne dort hat.
Bei diesem Text handelt es sich nicht um einen Artikel.
Herr Blome repräsentiert auf der oben genannten Plattform quasi eine Gegenposition zu dem, was Sie sonst im Spiegel zu lesen bekommen.
Ich finde auch oft unerträglich, was er so von sich gibt, jedoch verstehe ich die Intention der Macher*innen von spiegel.de durchaus, wenn sie Meinungen wie die von Blome auf ihrer Plattform zulassen.

BTW: Wussten Sie, dass die drei Männer, die Stein des Anstoßes waren, jetzt in Berlin sind? Laut Gesetz dürften sie dort nicht sein, sondern müssten grenznah untergebracht sein. Regen Sie sich über diesen Regelbruch eigentlich auch auf?

Ich finde es richtig, dass man das Vorgehen der Behörden hinterfragt und ggf. eingeschritten wird.
Allerdings finde ich es komplett unangemessen nicht nur Herrn Dobrindt (den ich übrigens aus tiefstem Herzen ablehne), sondern gleich die gesamte Regierung (Zitat aus Ihrem Text: “… wenn Exstremisten als auch die eigene Regierung (!) die gleiche Meinung vertreten”) als quasi-Extremisten, die gegen geltendes Recht verstoßen, darzustellen.
Sie sollten sich in Ihrer Wortwahl wirklich mäßigen.

Und ich wundere mich, dass die Redaktion solche Aussagen stehen lässt

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Danke!

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

“nicht die Meinung des Spiegels, sondern die Meinung von Nikolas Blome, der eine Kolumne dort hat.”
Haben die keine Editor*innen die sagen: “Hey, Du relativierst Rechtsbruch als vermeintliche gleichwertige Meinung.”?
Ich halte Ihre Annahme, dass der Spiegel da keine Einsicht/ Kontrolle hat für etwas naiv.
Oder denken Sie ernsthaft, Gesetzesbrüche seitens des Staates sind eine ernsthafte Gegenposition? 😀

Herr Dobrindt vertritt die Regierung in dieser Hinsicht als Innenminister. Empörungseitens des Kanzlers drang noch nicht zu mir durch. Wissen Sie da mehr?

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Die “Editor*innen” werden den Text und die zugrundeliegende Sachlage korrekt verstanden haben.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  PaPo

Eben hier liegt ja meine Kritik am Spiegel und nicht ausschließlich an der Einzelperson Blome.

PaPo
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Dass den “Editor*innen” nicht wie Ihnen der tatsächliche Inhalt des Textes entgeht, sie diesen ganzheitlich (d.h. nicht dekontextualisierend, verzerrend etc.) rezipieren und Ahnung von der Rechtslage haben, das ‘kritisieren’ Sie? Aaahja…

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Nicht jede Meinung, die von Ihrer abweicht, ist gleich extremistisch.

Übrigens haben Sie noch gar nicht auf meine Frage geantwortet, ob Sie sich auch darüber aufgeregt haben, dass die Männer, um die es bei dem Urteil des Berliner Richters ging, in Berlin sind, obwohl sie dort nach geltendem Gesetz nicht sein dürften?
Immerhin wurde da ja auch ein Gesetz gebrochen.
Nicht, dass ich mich das stören würde, aber es geht Ihnen ja ums Prinzip, oder nicht? Daher meine Frage.

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Mal ungeachtet der Frage, wie die Männer dahingekommen sind und Ihrer Aussage nach das Gesetz brechen mussten, um den Rechtstaat in Anspruch zu nehmen und rech zu erhalten….

Waren die drei Männer Innenminister?
Wir sind uns hoffentlich einer Meinung, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob Normalbürger*innen gegen Gesetze verstoßen oder die Regierung es wiederholt, wider besseren Wissen, mit Ansage macht?

Aber ja, das Gericht sieht nur in den Abschiebungen an der grenze einen unzweifelhaften Rechtsbruch, das Asylverfahren der Männer ist eine eigene Kiste, die es gerichtlich zu klären gilt – sofern der Innenminister nicht darüber hinwegzusetzen gedenkt…

Rainer Zufall
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Ich muss Sie und mich korrigieren: einer der drei Männer war ein (verletztes) Mädchen

David
5 Monate zuvor

“[…]aber auch die Zukunftsunsicherheit junger Leute, schlechte Rente und hohe Inflation thematisiert.”

Dobrindt und co. könnten auch viel gegen diesen Radikalismus tun und diesen Zukunftsängsten entgegenwirken. Dann hätten diese Radikalen nämlich nichts mehr zu versprechen. Aber was weiß ich schon? Sollen’s halt die Lehrer richten, die machen eh nix, den ganzen Tag, außer bei den Überstunden zu schummeln

Uhrmacher
5 Monate zuvor

Ich finde, das sind die immer gleichen Schlussfolgerungen und Konsequenzen, die gezogen werden sollen. Dann hat man was verkündet und dann hat man was getan und ändern tut sich nichts wirklich.

Ich sage nicht, die Schule kann nichts tun. Ich sage, sie tut schon, was sie tun kann. Wertevermittlung findet nicht nur im Lebenskundeunterricht statt. Sie findet in der täglichen Arbeit im Umgang mit den alltäglichen Sorgen und Problemen der Kinder statt. In Deutsch findet sie in jedem Gedicht, in jedem Lesestück, in jedem Buch statt, das man bespricht. Das ist alles schon da. Bei wem es geholfen hat, kann man nicht sehen. Man sieht nur, bei wem es nicht geholfen hat.

Wie erreicht man die anderen? Vor allem, denke ich, muss die Politik die Probleme lösen, die die Menschen plagen. Das sagen die Politiker ja auch. Aber tun sie es? Schaffen sie es?

Sie belassen es bei der 2-Klassen-Medizin. Sie belassen es bei geringen Renten. Sie belassen es bei Arbeitseinkommen, von denen man nicht leben kann. Sie belassen es bei Orten im ländlichen Raum, die kaum noch eine Verkehrsanbindung haben und kaum noch Ärzte, Einkaufszentren, Kultureinrichtungen. Sie blassen es bei der Wohnungsnot.

Es bleibt alles, wie es ist. Sie bekommen es nicht gelöst und dann rufen Sie nach den Schulen und den Lehrern, die mehr tun müssen.

Fußballtor
5 Monate zuvor
Antwortet  Uhrmacher

Sie sagen es.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Uhrmacher

Ich empfinde Ihren Kommentar als extrem treffend.
Nur eine Sache würde ich hinzufügen: Das Wort “aktiv”.

Sie belassen es AKTIV bei X, Y, Z.

Bisher scheint dieses Pokerspiel um die politische Macht (“Ihr müsst so-und-so denken, sonst böse!”) Wahlzyklus für Wahlzyklus dazu zu führen, dass immer mehr Leute darauf mit einem patzigen “Ok, dann lass die Karten mal sehen!” reagieren, was eine randständige Partei ohasenweise auf ca. 24% katapultiert hat.

Reaktion?
“Ääähhh, ich spiel den Bluff erneut?!”

Systemische Reform- und Lernunfähigkeit.

Und komme mir keiner mit “geht nicht”, von landesweiten lockdowns bis “1 Billion Euros aus dem Boden stampfen” geht alles.

Wenn, ja wenn … es gewollt ist.
Aktiv gewollt.

Siebenstern
5 Monate zuvor
Antwortet  Uhrmacher

Sie sagen es. Es ist eigentlich alles bekannt, auch den Politikern, aber irgendwie kriegen sie es nicht hin. Warum? Sind es die falschen Rezepte?!?

sagenHAFT
5 Monate zuvor
Antwortet  Uhrmacher

Es bedeutet letztendlich, die Politik will, dass die Lehrer machen, dass die Menschen die von Ihnen genannten Zustände weiter still ertragen und nichts dagegen tun.

vhh
5 Monate zuvor

Nein!
Ich bin bereit, mich ebenso intensiv zu engagieren wie die Politik. Die hat aber, außer Allgemeinplätzen und Vorschlägen, was andere tun müssten, nichts zu bieten. Also: nein, Schulen sind kein Frühwarnsystem oder gesellschaftlicher Reparaturbetrieb, jedenfalls keiner, der wie eine Autowerkstatt TÜV ok am Ende melden kann.
Mal eine ganz dumme Idee: alle extremistischen Videos und podcasts dürfen nur noch in schriftlicher, reiner Textform verbreitet werden. Das sichert wenigstens ein minimales Bildungsniveau (Lesen können) und das wirkt bekanntlich ein wenig gegen Naivität und einfachste Erklärungen. Sorry, ich habe ganz vergessen, so etwas könnte ja Wähler verärgern, aber keine Sorge, war nicht ernst gemeint.

uesdW
5 Monate zuvor
Antwortet  vhh

“dürfen nur noch in schriftlicher, reiner Textform verbreitet ”
Das würde vermutlich funktionieren, aber nur ohne Bildmarerial.
Zum Vorlesen der Texte gibt es ja schon entsprechende Apps, da muss man nicht lesen können.

GriasDi
5 Monate zuvor

Wer hat nochmal solche Präventionsprogramme gekürzt?

Dejott
5 Monate zuvor

Extremisten dürfen ja sogar unterrichten. Es ist kein Problem,den Lehrerjob und eine AFD Mitgliedschaft zu vereinen. Von daher Herr Innenminister: Hausaufgaben machen, Verbotsverfahren einleiten!

AlexB
5 Monate zuvor

tagesschau.de: “Erneut sprach sich Dobrindt gegen ein AfD-Verbotsverfahren aus. […] Stattdessen wolle er die Partei mit “guter” Politik “wegregieren”.

Auch Dobrindt: Die Schulen sollen es richten. Wir wollen nicht.

Gute Politik sieht anders aus.

Christine
5 Monate zuvor

Wenn Schule immer häufiger zum Gegensteuern benutzt wird, wenn in der Gesellschaft etwas schief läuft, bringt auch sie noch in Schieflage.
Das Ergebnis tritt seit Jahren immer offener zu Tage in fehlender Allgemeinbildung oder mangelnder Beherrschung von Lesen, Schreiben und Rechnen. Sogar das Sozialverhalten der Schüler und ihre politischen Grundeinstellungen werden immer schlechter (radikaler), obwohl sie vom Gegensteuern doch verbessert werden müssten.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Christine

“Schule” darf halt nix.

Von daher ist diese Verantwortungsdelegation bei gleichzeitiger Fesselung in der Handlungsfähigkeit schlicht nicht mehr ernst zu nehmen.