STUTTGART. Erst Mangel, jetzt Überschuss – und das in Rekordzeit: Während Schulen in ganz Deutschland noch über fehlende Lehrkräfte klagen, stehen viele angehende Lehrkräfte in Baden-Württemberg plötzlich vor einer ungewissen Zukunft. Das Land stellt für die Gymnasien kaum neue Lehrer ein, Bewerberinnen und Bewerber bleiben auf der Strecke. Jetzt eskaliert der Streit um die Stellenpolitik – mitten in der grün-schwarzen Koalition. Auch die Philologen melden sich zu Wort.

Eigentlich sollte die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) in Baden-Württemberg, so hatte es sich der Philologenverband ausgemalt, ein bildungspolitisches Erfolgsprojekt werden – mit mehr Zeit zum Lernen, weniger Druck für Schülerinnen und Schüler und besseren Voraussetzungen für vertieftes Lernen. Doch ausgerechnet dieser Systemwechsel entpuppt sich nun als Auslöser eines handfesten bildungspolitischen Streits in der grün-schwarzen Landesregierung. Der Grund: Die Gymnasien bekommen zum neuen Schuljahr kaum neue Lehrerstellen. Bewerberinnen und Bewerber bleiben außen vor – und das sorgt für Frust, Kritik und Proteste.
G9 bringt zunächst weniger Stunden – und damit weniger Bedarf
Der Umstieg auf G9 bedeutet, dass die Lehrpläne künftig auf neun statt acht Jahre verteilt werden. Besonders in den Jahrgangsstufen 5 und 6, die ab dem kommenden Schuljahr als erste den neuen Bildungsgang durchlaufen, reduziert sich deshalb der Stundenumfang. Die Folge: Der akute Bedarf an neuen Lehrkräften sinkt.
Laut Kultusministerium müssen zum Schuljahr 2025/26 nur rund 360 neue Stellen an den Gymnasien besetzt werden – bei etwa 1.500 Bewerberinnen und Bewerbern. Ein großer Teil der angehenden Lehrkräfte geht also leer aus. Das Ministerium schlägt stattdessen Umwege vor: Wer kein reguläres Stellenangebot an einem Gymnasium bekommt, könne übergangsweise an einer anderen Schulart unterrichten – etwa an Gemeinschaftsschulen oder beruflichen Schulen. Nach drei Jahren sei dann eine Rückkehr ans Gymnasium möglich.
Philologenverband: „Rückkehrgarantie ist eine Mogelpackung“
Doch genau diese „Rückkehrgarantie“ bringt weitere Kritik ins Rollen. Der Philologenverband Baden-Württemberg (PhV BW) wirft der Landesregierung vor, die Perspektiven junger Gymnasiallehrkräfte zu verschleiern. In einer Pressemitteilung mit dem Titel „Trügerische Rückkehrgarantie – eine Mogelpackung?!“ heißt es: „Die sogenannte Rückkehrgarantie ist in Wahrheit eine Verschiebegarantie – das Kultusministerium verlagert das Problem um drei Jahre in die Zukunft, statt es heute zu lösen“, kritisiert die Landesvorsitzende Martina Scherer.
Zwar werde den Absolventen formal eine Rückkehr ins „gymnasiale Lehramt“ zugesichert – jedoch nicht zwingend an ein allgemeinbildendes Gymnasium, was für viele das eigentliche Ziel sei. Die befristete Zuweisung an andere Schularten, die teils gänzlich andere pädagogische Konzepte verfolgen, sei keine echte Lösung.
Martina Scherer warnt: „Wenn dann in drei Jahren Rückkehrer auf die wenigen Stellen drängen, geraten auch künftige Absolventen unter Druck. Das ist keine nachhaltige Strategie – sondern schlicht ein absehbarer Verdrängungswettbewerb auf dem Rücken der Referendarinnen und Referendare!“
Der Verband fordert daher unter anderem:
- eine verbindliche Rückkehrgarantie ans allgemeinbildende Gymnasium,
- die Einführung eines verlässlichen Einstellungskorridors basierend auf realistischen Bedarfsprognosen,
- den Einstieg zum 1. August (nicht erst zum ersten Schultag),
- und eine Verlängerung des Referendariats auf 24 Monate, um Qualität zu sichern.
CDU greift Kultusministerin an (“fahrlässsig”) – Streit in der Koalition
Auch aus den eigenen Reihen der Landesregierung hagelt es Kritik. Der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Sturm, kritisiert das Vorgehen scharf: „Wer heute spart, riskiert morgen einen Zusammenbruch der Unterrichtsversorgung. Das ist nicht vorausschauend – das ist fahrlässig.“
Die CDU fordert einen Kurswechsel von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne). Sie warnt, dass gut ausgebildete Lehrkräfte, die jetzt nicht eingestellt werden, dem System langfristig verloren gehen könnten. Sturm verweist auf die Gefahr der Abwanderung: „Wenn wir jetzt keine Perspektiven bieten, wandern die Leute ab – nach Bayern, nach Hessen oder ganz raus aus dem Beruf. Dann wird es richtig teuer.“
Darüber hinaus schlägt Sturm vor, die überschüssigen Gymnasiallehrkräfte flexibel dort einzusetzen, wo der Bedarf groß sei – etwa in Vorbereitungsklassen für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler ohne ausreichende Deutschkenntnisse. Dort werde dringend pädagogisches Personal gebraucht. Die CDU will sich deshalb noch vor der Sommerpause mit Ministerin Schopper zusammensetzen, um über kurzfristige Maßnahmen zu beraten.
Kretschmann wiegelt ab: „Andere Schularten sind kein Makel“
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) verteidigt die Haltung seiner Regierung. Man könne nicht auf Vorrat einstellen, wenn gleichzeitig in anderen Schularten dringend Personal gebraucht werde – und die Haushaltslage angespannt sei (News4teachers berichtete). Er sieht auch keinen Nachteil darin, wenn angehende Gymnasiallehrkräfte zunächst an anderen Schulen unterrichten: „Ich weiß nicht, was schlimm daran sein sollte, mal zeitweise an einer anderen Schulart zu unterrichten. Ganz im Gegenteil: Es kommt einem nachher sehr zugute, wenn man Erfahrungen gemacht hat auch mit Schülern anderer Schulen.“
Die Philologen vermag diese Einschätzung nicht zu beruhigen. „Das Land investiert in eine hochwertige Ausbildung – und lässt die Absolventinnen und Absolventen danach im Regen stehen. Diese Personalpolitik gefährdet auf Dauer das gymnasiale Bildungsniveau“, so Landeschefin Scherer. News4teachers / mit Material der dpa
Lehrkräfte in der Warteschlange – Umstellung auf G9 sorgt für Lehrerüberschuss
Das ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wenn es dort, wo ich arbeiten will, keine Arbeitsstelle gibt, muss ich mir eine andere suchen oder abwarten und/oder von meinen Rücklagen leben. Und im Zweifel sehen, wie ich meinen Lebensunterhalt bestreite. War zu unserer Zeit nicht anders.
Ein Land hat langfristig zu planen, DARUM haben wir ja Lehrkräftemangel
Wie deckt man aber solche Übergangszeiten ab wie die G9 Einführung? Wäre Kurzarbeit hier eine Lösung? Könnten die Gewerkschaften ja als solidarische Maßnahme vorschlagen, oder?
So etwas ähnliches hat NRW damals gegen Ende der 1990 Jahre versucht, indem Sie Planstellen nur mit 0,75 % besetzt haben. Es hat gar nicht lange gedauert, bis jemand dagegen geklagt hat und Recht bekommen hat….und schwupps einkassiert.
0,75% wäre echt wenig, das ist weniger als ein Hundertstel einer Planstelle.
Sie meinen wohl 75% oder eine 3/4-Stelle.
Ja 🙂
Ich erinnere mich noch daran, dass, als am Ende meiner Ausbildungszeit die Lehrerschwemme groß und die Wartelisten lang waren, in den Lehrerkollegien für Teilzeitarbeit geworben wurde, um den Junglehrern ein bisschen Platz zu machen.
Tun sie wohl nicht. Gründen Sie Ihre eigene Gesellschaft 🙂
Kurzarbeit?
Wer soll das denn machen? Die verbeamteten Lehrer? Ich lach mich schlapp. Netter Versuch.
Die, deren Teilzeitanträge nicht genehmigt wurden, wären wohl sofort dabei.
“Angebot und Nachfrage” trifft eher auf die (Freie) Marktwirtschaft zu, ohne staatliche Einflussnahme.
Im System Schule allerdings plant (wenn auch schlecht) der Staat.
Aber wollen denn nicht alle hier die paradiesischen Zustände der freien Marktwirtschaft?
Wer staatliche Planungenin ultraregulierten Bereichen für Marktwirtschaft hält – für diejenigen hätte ich soooooo viele tolle Geldanlageangebote…
Richtig: Ein Lehramtsstudium enthält ja keine Übernahmegarantie. In den letzten Jahren gab es für Absolventen eine sehr günstige Situation (Lehrermangel).
Sobald es einen Lehrerüberschuss gibt, werden Absolventen leer ausgehen. Das ist doch logisch.
Da die heutigen Absolventen das eben nicht kennengelernt haben, ist die Empörung natürlich groß. Wir Älteren können da leider nur müde lächeln, denn die meisten von uns haben genau das hinter sich.
Am schlimmsten empfand ich es, dass es für die meisten von uns nicht einmal eine Vertretungsstelle gab und wir gezwungen waren uns von jetzt auf gleich völlig umzuorientieren. Viele meiner Mitabsolventen sind ganz aus dem Beruf rausgegangen und haben noch etwas ganz anderes gelernt oder studiert. Einige haben sich mit Nebenjobs jeglicher Art über Wasser gehalten, was sich jetzt natürlich auch auf die Pension (Stichwort Dienstjahre) auswirken wird. Manche sind in die damaligen Brennpunktviertel (Hamm, Dortmund, Gelsenkirchen) an die dortigen Hauptschulen gegangen….
Zwischen Ref und fester Stelle lagen bei mir damals 4 (!) Jahre, die ich mit Vertretungsstellen und Nachhilfe überbrückt habe. Eingestellt wurde ich dann mit „Zwangsteilzeit“ (21 Stunden), glücklicherweise nur für ein Jahr. Komischerweise kam kurz darauf die berüchtigte Vorgriffsstunde, bei der auf einmal alle mehr arbeiten mussten.
Ein weiteres Beispiel für die geniale Fähigkeit der Kultusminister, so zu planen, dass man den Eindruck erhält, sie würden an absoluter Mathe-Inkompetenz leiden. Problem: Sie selbst merken es gar nicht und leiden auch nicht darunter, denn es tut nicht ihnen selbst weh, nur allen anderen! Man denkt nie über die eigene Legislaturperiode hinaus, und die Kinder, die mit 6 oder 7 Jahren in die Schule kommen, sind ja ganz plötzlich vom Himmel gefallen, der Storchhat sie gebracht. Mathe ist im KM einfach nicht beliebt, Statistiken noch weniger, das Alter der Lehrkräfte ein Rätsel und Pensionierungen eine unerwartete Überraschung…
Jede Firma, die so kopflos geleitet wird, geht unter! Aber Kinder und Lehrer sind halt nichts wert.
Wenn man so richtig blöd ist, dann merkt man es nicht, man ist ja schließlich blöd.
Es gibt ja sehr gute Gründe, weshalb jemand Gymnasiallehramt studiert. Es gab auch mal gute Gründe, weshalb jemand Realschullehramt studiert hat. Diese Menschen fanden sich aber plötzlich in einem veränderten baden-württembergischen Bildungssystem wieder, wo das Profil der Realschule verwässert und Gemeinschaftsschulen eingeführt wurden. Ob es gut ist, wenn für diesen Unterricht eine dafür nicht ausgebildete Lehrkraft herangezogen wird, sei mal dahingestellt.
Ich stelle es mir schwer vor, wenn ich als gelernter Gymnasiallehrer plötzlich einen Erstklässler alphabetisieren muss. Von einer Grundschullehrerin erwartet man ja auch nicht, dass sie das Matheabitur des Leistungskurses korrigiert.
Die Grundschullehrerin korrigiert schon mal deswegen nicht das Matheabitur des Leistungskurses, weil ihr dieses berufliche Upgrade trotz MINT-Mangel nicht zusteht.
Wir hatten an den Grundschulen schon so einige “gelernte Gymnasiallehrer”. Einigen hätte es sogar ganz gut gefallen bei uns. Ans Gymnasium zurück sind sie aber alle bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, weil es eben doch etwas anderes ist, ein Vollzeitdeputat von 22 Stunden mit A14 bezahlt zu bekommen statt 28 mit A12.
An Gymnasien in Baden-Wuerttemberg besteht ein Vollzeitdeputat aus 25 Stunden und wird im Allgemeinen mit A13 bezahlt. Das ist sicher ein Mitgrund für den Wechsel der “gelernten Gymnasiallehrer”.
Ich wette, dass es in BW mehr GY-Lehrer mit A14+ gibt als mit A13.
Oder anders gesagt: Wer am GY nach einigen Dienstjahren immer noch A13 haben will, muss sich schon sehr anstrengen, dass wirklich ALLE Funktionsstellen an ihm vorbeiziehen.
“Ich wette, dass es in BW mehr GY-Lehrer mit A14+ gibt als mit A13.”
An ihrer Stelle würde ich nicht wetten…
Sorry, Sie haben keine Ahnung von der aktuellen Situation in BW: Inzwischen stimmt das überhaupt nicht mehr!!! Immer mehr Kolleginnen und Kollegen werden mit A13 pensioniert, weil das Verhältnis A14 zu A13 sehr erniedrigt wurde. Es gibt viel mehr A13-Stellen.
Die Wette werden Sie verlieren. In den meisten Bundesländern gibt es keine regelbeförderungen mehr. An den GY, GE und BK werden Beförderungen im Allgemeinen mit der Übernahme von Aufgaben (Mitarbeit bei …) oder Koordinierungsaufgaben (Koordination von … ) verknüpft. Die Stellenkegel sind entsprechend angepasst worden, so dass nicht jede übernommene, zusätzliche Aufgabe auch zu einer Befördrung führt. Normalerweise macht man diese Aufgaben über einen längeren Zeitraum bevor die Befördrungsstelle ausgeschrieben wird, sofern sie der Schule zugewiesen worden ist. Danach erfolgt dann die Bewerbung auf das Beförderungsamt. Dazu in der Regel noch eine Revison durch die SL und ein entsprechendes Gutachten bzw. bei der Bewerbung auf A15-Stellen eine Revison durch die Schulaufsicht mit den Punkten Unterrichtsbesuch, kollegiale Fallberatung und Konferenzleitung.
Der letzte Punkt ist übrigens besonders gelungen, da die anderen Kolleg*innen der Schule somit einen zusätzlichen Termin haben, an dem sie gute Miene zum “bösen” Spiel machen müssen – ein herrliches Schauspiel:)
Hach was war das früher schön. Ich erinnere mich noch an zwei meiner Lehrer, die A14 bekommen haben für die Organisation der Schulbücherei oder die Aufstellung des Aufsichtsplans. Das ware noch Zeiten…
“…da die anderen Kolleg*innen der Schule somit einen zusätzlichen Termin haben.”
An dem Tag kann die Schulaufsicht (wenn sie es denn will) sehen, ob der Bewerber vom Kollegium geschätzt wird oder nicht.
Spannender ist ja der Punkt, dass an SekI-Schulen die Betreuung der Bücherei bzw. die Erstellung des Aufsichtsplans allenfalls mit A13 vergütet worden ist.
„Unsere“ gelernte Gym-Kollegin wäre gern geblieben. Leider konnte sie keinen festen Vertrag bekommen, sondern nur Vertretungsverträge, offiziell mit der Begründung, weil sie weder Dt. noch Ma. in der Ausbildung gehabt hätte. Jetzt hat sie eine feste Stelle an einer Grundschule im Nachbarkreis bekommen, der unter akutem Lehrermangel leidet…
Die Personalräte spielen da teilweise merkwürdige Spielchen. Und bei Personalangelegenheiten müssen sie zustimmen.
Personalrät*innen stimmen sich i m m e r mit betroffenen Personen ab, zumindest sollten sie das und ich habe es bisher auch noch nicht anders erlebt.
Abstimmung mit den betroffenen Personen und ein echtes Mitspracherecht bei den Personalangelegenheiten sind zwei verschiedene Dinge.
Es gibt kein “unechtes” Mitspracherecht. Beteiligte müssen und werden stets angehört, Entscheidung treffen danach die vom Kollegium gewählten Personalrät*innen.
Vielleicht schreiben wir aneinander vorbei. Ich kenne den Personalrat zwar als Lehrer, aber nicht an jeder Schule selbst verortet. Dafür gibt es den Lehrerrat. Letzterer hat aber bei Stellenbesetzungen meines Wissens kein Mitspracherecht. Ob der Personalrat das hat, wage ich auch zu bezweifeln.
Das mag vielleicht in Hamburg so sein, in NRW gibt es kein Mitspracherecht. Da spricht auch der Personalrat nicht mit Betroffenen Kollegen, es sei denn der Kollege wendet sich an den Personalrat. Dann kommt dieser seiner Beratungstätigkeit nach….
Der Personalrat trifft sich alle zwei Wochen und gibt lediglich sein OK zu den Personalentscheidungen, die andere Gremien (Schulamt, Bezirksregierung) treffen. Das war’s….
In welchem Bundesland? Funktionsstelle oder Beförderungsstelle?
In fast 30 Jahren hat mit mir noch kein Personalrat gesprochen.
Auf meinen Abordnungs-, Versetzungs- und Einsatzschreiben war immer gestanden, der Personalrat habe zugestimmt. Als ich mich dann irgendwann nach dem genauen Procedere dieses Abnickens erkundigt habe, wurde ich übelst beim Schulrat angeschwärzt.
Das klingt doch zumindest nach “bisschen” Marktwirtschaft
Es ist tatsächlich völlig undurchsichtig, welche Anforderungen genau erfüllt sein müssen, um eine Planstelle als GS-Lehrer zu ergattern. Selbst die hiesige Bezirksregierung kann da oft gar nicht weiterhelfen, weil die Vorgaben derartig schwammig sind….
Unsere ExSekII Kollegin hat auch so ein völliges Wirrwarr hinter sich und sie weiß bis heute nicht, ob sie jemals verbeamtet werden kann. Das konnte man ihr nirgendwo kompetent beantworten….
Der Personalrat welches Schulkapitels ist in dem Fall eigentlich zuständig – GY oder GS? In NRW ist es doch so, dass der Laufbahnwechsel beantragte werden muss. Die Lehrkraft mit Lehramt GY/GE kann sich ja nicht so ohne Weiters auf eine GS-Stelle bewerben und die Zustimmung des BPR des GS-Kapitels erwarten. Die versuchen die Planstelle natürlich für eine grundständige GS-Lehrkraft offen halten, auch wenn die momentan gar nicht auf dem Markt verfügbar sind.
Unsere BezReg hat wohl beschlossen, dass unser Kreis als „gut versorgt“ gilt und damit im gesamten Kreis gerade mal 4-5 feste Stellen ausgeschrieben werden dürfen. Die etwa 50 im Herbst fertig werdenden LAA sollen so „überzeugt“ werden, sich im unbeliebten Nachbarkreis zu bewerben.
Grüne Bildungspolitik in Baden-Württemberg kann als tragisches Beispiel für den Gegensatz zwischen naiven Idealismus und reflektierter Praxis gelten:
Fachfremde und naive Menschen mit bisweilen durchaus guten Absichten erklären den langjährigen Praktikern wie es geht, sie selbst würden allerdings – ohne Übertreibung – keine einzelne Unterrichtsstunde selbst in einer gymnasialen (!) Mittelstufenklasse aushalten.
Die Aussagen des Ministerpräsidenten zu bildungspolitischen Fragen rufen nur noch Scham hervor.
In Hamburg wird Flexibilität auch von Lehrkräften erwartet : “Man” sollte sich sich auf unterschiedliche Altersgruppen einstellen – sowie in kurzer Zeit neue Fachinhalte erarbeiten können.
Rein fachlich gelingt die Einarbeitung in neue Inhalte umso besser, je jünger die Zielgruppe ist. Didaktisch wird die Einarbeitung in neue Inhalte umso schwieriger, je jünger die Zielgruppe ist. Personell wird die Sache umso einfacher, je mehr Flexibilität bei den Absolventen verlangt wird.
Fazit: Das Land macht es sich einfach, Unterrichtsqualität ist nebensächlich.
Bis die QA reinschneit und die Unterrichtsqualität bemängelt….
Bei der ist nur die Frage, wie ernst die von nicht an Beförderungen interessierten und schon auf Lebenszeit verbeamteten Lehrern genommen wird.
Bei der ist eher die Frage, wie ernst die von den Schulleitungen genommen wird. Vor der Schulaufsicht will da natürlich keiner dumm dastehen.
Leider, leider folgen dann aber verpflichtende, gaaanz hervorragende Fotbildungsangebote. Dazu ständige Kontrollbesuche der BezReg (ja, die darf sich auch in jeden Unterricht setzen). Das nervt!
Deshalb lieber 3 Tage Show und gaaanz tolle ChatGPT-Konzepte mit hunderten Seiten. Läuft!
Nun ja, die Schule sollte schon ein Eigeninteresse haben, dass die Unterrichtsqualität stimmt. Daher sind Unterrichtsbesuche der SL auch verpflichtend.
Und zum Thema Konzepte: Jede Schule sollte auch hier ein Eigeninteresse haben, die Vereinbarungen zu verschriftlichen, die sie getroffen hat. Denn nichts anders sind ja Konzepte. Das hilft in der täglichen Praxis ungemein. Diese Konzepte müssen auch nicht hübsch und weitschweifig ausformuliert sein. Gerade wenn neue Kollegen dazukommen, kann man ihnen die Einarbeitung mit dererlei Schriftstücken erleichtern.
Auch die UB der SL sind doch reine Schaustunden. Im Leben nicht würde ich mir das für jede Stunde antun, da ginge ich nach spätestens 2 Wochen am berühmten Stock…
Vor allem weil die SuS das Zuhause erzählen. Heute war schon wieder jemand in unserem Unterricht bei Frau/Herrn XYZ.
Naja, aber dann können sie doch dorthin gehen, wo die Lehrer fehlen. Bevor alle Bundesländer wieder verbeamteten, warb man sie sich doch auch offen gegenseitig ab.
Es ist in jeder Legislaturperiode dasselbe, Lehrermangel gefolgt von Lehrerüberschuss. Man hat 5 Jahre studiert und 2 Jahre Ref hinter sich und steht auf der Straße, da die Politker nicht planen können und ihnen auch vollkommen egal ist, was die Lehramtsanwärter machen, um endlich, mit 25+ Jahren, den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Leute werden vergrault, keine Überbrückungsangebote, keine Alternativen werden aufgezeigt, es ist einfach so, basta. Und danach kommt wieder der legendäre Lehrermangel, da keiner mehr Lehramt studiert mit diesen Aussichten.
Unglaublich, so ein Arbeitgeber. Völlig lernresistent.
Ich würde korrigieren auf die Politik plant so lange auf Sparkurs bis es halt nicht mehr geht.
Politik plant maximal für eine Legislaturperiode und das schrittweise von einem Haushalt zum nächsten.
Die Bidlungspolitiker planen gar nicht, würde ich sagen, Bildung hat schon lange keine Priorität mehr und der Blick auf das Budget ist wichtiger als pädagogische Entscheidungen.
Es ist nicht schön, aber es redet sich auch etwas einfach.
Sieben Jahre ist eine lange Zeit. Ein Arbeitgeber, der für sich ausbildet, was hier suggeriert wird, müsste ja dann schon zu Beginn des Studiums festlegen, wenn er nimmt und wenn nicht, sprich so Art Werksstudenten.
Wer mit dem Studium beginnt, muss mit mindestens einer, wenn nicht zwei Legislaturperioden rechnen, in dem sich die Bildungspolitik ändert bzw. ändern kann.
Nichts desto trotz könnte überlegt werden, dass man sicherlich auch mal ein paar Jahre mit mehr Personal überbrücken könnte, aber das muss auch gemanagt werden.
Wenn jemand im System ist, und es steht etwas “Besseres” (wie auch immer das zu bewerten ist), kann ich diesen Einen ja auch nicht einfach für die Tür setzen.
Das sehe ich anders, denn es liegt hauptsächlich an der Unfähigkeit der Bildungsminister, den Bedarf an Personal an Schulen zu planen. Ich kann mich noch gut erinnern, wie damals, als ich vor der Berufsentscheidung stand, heftigst für das Lehramt geworben wurde und man mich bei der Berufsberatung in diese Richtung beeinflusst hat. Mit dem Ergebnis, das ich in einer eklatanten Lehrerschwemme unterging. Offenbar war man sich in den oberen Rängen nicht bewusst, dass die neuen Lehrer erst nach 6-7 Jahren fertig sind und den momentanen Lehrermangel nicht abdecken können. Aber genau so kurzsichtig wird da gedacht. Man beschäftigt hunderte von Experten, Beratern und Statistikern und trotzdem kommt nichts dabei heraus. Same Procedure …….
Und was ich ganz besonders unverschämt fand ist die Tatsache, dass man damals im gesamten Bundesland herumgeschubst (mit dem Hintergedanken, dass man von selbst das Handtuch wirft) oder komplett fallen gelassen wurde. Von der demütigenden Behandlung während der Ref.Zeit ganz zu schweigen.
Und nein, nach diesen Erfahrungen (die dann durchaus in dieser Form weitergingen) kann ich kein gutes Haar an unserem Dienstherrn lassen und auch kein Verständnis aufbringen.
Sie könnten mit mir im Ausbildungsjahrgang gewesen sein!
Kretschmann…?!
Mer könne nix – nich mal Hochdeutsch…
Er sollte dann doch besser in seinen Gartenschuppen gehen und dort gaaannz dünne Bretter hobeln … das kriegt er noch hin – hat er ja in seinem selbstbewerbenden Propagandavideo im damaligen Wahlkampf bewiesen.
Immer wenn sich dieser Ex-Kollege zu Bildungsthemen äußert bekomme ich Schnappatmung und den drängenden Wunsch, mich zu übergeben.
Die anderen (immer nur die anderen) sollen sich mal nicht so anstellen – nicht ständig herumkommen- sondern einfach mal machen, was der “godfather of school” sich herauslambadert.
Warum werden solche Leistungs- und Arbeitsverweigerer in der politischen Führungselite nicht endlich mal in den “unverdient Ruhestand mit Grundsicherung” geschickt, um anderen den Weg zur Beseitigung unserer Probleme frei zu machen?
Nanana.
WK hat lehramt studiert, somit ist er unfehlbar, was Meinungen und Einschätzungen betrifft. Wie alle Lehrer. So wird es den Eltern propagiert. Nur, und wirklich NUR Eltern haben nämlich keine Ahnung.
Ansonsten: einfach besser machen. Eine politische Karriere steht allen offen.
Sie fragen, Drohne antwortet: Weil Wähler.
Das ist soooo typisch! 🙁
Statt sich zu freuen, dass genügend Personal vorhanden sein könnte, für bspw. Förderstunden (ja, auch im GY gibt es LRS u. a.), für ggf. Doppelbesetzungen bei Inklusion, für AG
s , die vielleicht sogar das Schulprofil schärfen <u>könnten</u> und den SuS am Ende sogar Spaß machen <u>würden</u>,...Bei den Arbeitsbedingungen für LK und den Bildungserfolgen bei den SuS<u> könnte</u> sich am Ende ja noch was verbessern... Heul!
Aber NEEEEIIIIIIIN!!!!! Nix gibts 🙁
Im Namen des Geldes wird – wie immer und schon seit Jahrzeeeehnten – gedacht (…und geplant) “von der Wand bis zur Tapete”!
OMG, wie komme ich bloß auf die Idee, dass in Bezug auf die Finanzierung von Bildung irgendwas von irgendwem “gedacht” werden könnte…
Das wäre ja noch schöner und unerhört! (Augenroll!)
Wer Zynismus und/oder Ironie findet, darf sie behalten! Seufz!
Solche Dinge sind während meiner Dienstzeit zigmal passiert. Deshalb sind viele Kollegen hier auch so desillusioniert.
Hier, an dieser Stelle z.B. erwarte ich einen gesammelten Aufschrei aller Gruppen: Landesschülerrat, Eltern, Gewerkschaften, Kollegen … Aber das passiert nicht. Deshalb wird jetzt so entschieden und in sieben Jahren sitzt der nächste an Kretschmanns Stelle und wundert sich. Aber wer konnte das denn auch vorausahnen?
Schon der dritte Beitrag zum Thema und es wird leider nicht besser…
Es ist einfach ärgerlich, dass der PhV und interessierte Kreise so tun, als würde der Unterricht an einem Beruflichen Gymnasium (BG) so ungefähr der Tätigkeit in einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche oder in einem sibirischen Gulag entsprechen.
In BW wird jedes dritte Abitur an einem BG erworben und dementsprechend viele Lehrkräfte werden dort auch benötigt. Ganz überwiegend sind die BG tolle Schulen, mit tollen Kollegien und tollen Schülern.
Und nein: Es ist keine gute Idee, Lehrkräfte am AGY einzustellen, damit dort ein schönes AG-Angebot eingerichtet wird, während am BG Lehrermangel herrscht und die Klassen/Kurse aus allen Nähten platzen.
Drastisch ausgedrückt: Wer mit einer solchen Herablassung auf die beruflichen Schulen schaut, dass es für ihn schon eine Zumutung sei, für einige Jahre in der gymnasialen Oberstufe an einem BG zu unterrichten, um den ist es vielleicht nicht schade, wenn er sich am Ende etwas ganz anderes sucht, anstatt die nächsten vierzig Jahre seine Vorurteile im Schuldienst zu pflegen.
Besonders lustig ist der Vorschlag der CDU: Wenn schon die Einstellung an einer beruflichen Schule unzumutbar ist, werden die Referendare bestimmt begeistert auf den Vorschlag anspringen, in Vorbereitungsklassen Deutsch zu unterrichten. (Wer das unbedingt will: Kann man auch an beruflichen Schulen im VAB-O haben.)
Unzumutbar ist es natürlich nicht, an einer anderen Schulform zu unterrichten, aber es muss schon dem jeweiligen Bewerber überlassen bleiben, wie er das sieht, ob er dafür gemacht und bereit ist, und nicht von Kretschmann als Mimimi abgetan werden.
Man hat ja gerade deshalb LA Gym studiert, weil man dort unterrichten möchte und nicht an der Grundschule, Hauptschule, Regelschule oder wie sie auch immer im betreffenden Bundesland heißen.
Eine Freundin ist an einer Grundschule und sie ist meist nicht gerade begeistert von Gym-Kollegen, die ihrer Schule über Abordnungen zugewiesen werden oder solche, die dort die Zeit totschlagen, bis sie am Gymnasium eine Stelle kriegen, denn deren Motivation ist meist eher wenig ausgeprägt, sich auf die völlig andere pädagogische Herausforderung, die Schulgemeinschaft an sich einzulassen oder sich überhaupt in den Lehrplan einzulesen, da sie ja meist ohnehin nicht planen, dort alt zu werden und ihre Klassen eher verwalten, als zu unterrichten.
Insofern ist es auch für die Schüler an den anderen Schulformen meist nicht gut, solche Kollegen, die dort „zwangsweise“ unterrichten, zu bekommen, die bestenfalls mit halbem Hinterteil bei der Sache sind und nur darauf warten, dort wegzukommen und dies bei erster Gelegenheit meist auch tun.
Warum sollten sie sich aus ihrer Sicht dort auch tief einarbeiten, sich engagieren, wenn sie dort sowieso nicht sein wollen und hoffen, nach einem Jahr wieder weg zu sein? Das bringt Unruhe und Unfrieden ins Kollegium zwischen den Kollegen, die dort bewusst hingegangen sind, sich für ihre Schule engagieren und sich dort zuhause fühlen und denjenigen, für die es nur ein Absitzen der Zeit ist, bevor sie ihre „richtige“ Stelle bekommen, denn Motivation kann man nun mal nicht verordnen.
Ja, die anderen Schulformen brauchen in BW offensichtlich (wie bei uns in Thüringen auch) jede Menge Kollegen und theoretisch könnte das auch eine gute Chance sein, die jetzt fertig gewordenen Referendare zu halten. Da braucht es dann aber auch Anreize wie die Verbeamtung mit A13 (und keine Halbjahresverträge oder ähnliches) mit Stufenaufstieg und sowas wie eine vertraglich zugesicherte problemlose Rückkehrmöglichkeit ans Gymnasium, nicht die Wischiwaschi-Möglichkeit an eine Gesamtschule.
Ich selbst war nach meinem Referendariat in Bayern 2012 auch in der Situation, dass ich an Gymnasien keine Stelle bekommen hatte, ich habe mich dann zwei Jahre mit Halbjahresverträgen (samt Arbeitslosigkeit in den Sommerferien) über Wasser gehalten, aber auch an Realschulen hätte es nur befristete Verträge gegeben (die Möglichkeit der Verbeamtung an Realschulen gab es nicht so einfach, da zu der Zeit dort kein Mangel herrschte), an die Hauptschule wollte ich nicht, dafür muss man auch gemacht sein und das war einfach nicht das, was ich die nächsten 40 Jahre machen wollte.
Es gibt nämlich auch die Möglichkeit, in ein anderes Bundesland zu gehen, und diese Chance habe ich dann ergriffen, bin nach Thüringen gegangen und habe es nicht bereut, im Gegenteil, zunächst an ein privates Gymnasium, später dann an ein staatliches Gymnasium mit Verbeamtung in der selben Stadt. Wenn man also räumlich nicht gebunden ist, ist das eben auch eine gute Möglichkeit und ich würde nach inzwischen elf Jahren gar nicht mehr ins bayerische Schulsystem zurück wollen und dort wieder bei Null anfangen, selbst wenn Bayern Bedarf für mich haben sollte.
Entsprechend denke ich auch, dass die jungen Lehrer, die jetzt keine gymnasiale Perspektive für sich in BW sehen und nicht an anderen Schularten ihre „Zeit totschlagen“ wollen ohne feste Perspektive, mittelfristig eine Stelle am Gymnasium zu finden, so wie ich abwandern, denn wir reden hier nicht von ein oder zwei Jahren. Bis 2032 vergeht so viel Zeit und jemand, der sich dort eingelebt, angekommen ist und sich eine Existenz mit Familie dort aufgebaut hat (was bei sieben Jahren Wartezeit realistisch ist), der kommt nicht mehr zurück, wenn es dem KM in BW dann nach sieben Jahren genehm ist, ihm jetzt doch nach eine Stelle anzubieten. Bayern kann auf mich langfristig sicher locker verzichten, aber in BW werden diese Lehrer in sieben Jahren gebraucht und daher sollte man die jetzt nicht unbedingt vergraulen.
Lassen wir die GS einmal weg, dann bleibt festzuhalten, dass zwei Drittel aller SuS eines GY in Klassen der SekI sind und lediglich ein Drittel in der GOSt. D.h. der überwiegende teil der erteilten Unterrichtsstunden an einem GY fällt in der SekI an. Bis auf Orchideenfächer wie Lateinisch und Griechisch werden die gleichen Fächer wie an allen anderen Schulen der SekI mit den gleichen Inhalten unterrichtet.
Der einzige Unterschied, den ich sehe ist, dass die Lehrkräfte, die in einer GOSt eingesetzt sind, wissenschaftspropädeutische Aspekte berücksichtigen müssen, die in der SekI für die vermittlung der unterrichtsinhalte keine Bedeutung haben.
Also in NRW studiert man Lehramt SekII. Das beinhaltet GY, GE und BK. Da sind die jungen Leute eben schlecht beraten worden.
Und, wie dickebank schon geschrieben hat, der Großteil der Unterrichtstätigkeit findet immer noch in der SekI statt, egal an welcher Schulform man unterrichtet (gut, BK jetzt nicht).
… aber nur weil die BK grundsätzlich Schulen der SekII sind.
Auch wenn es die Berufsvorbereitungsklasse oder das Berufsgrundschuljahr ist, die SuS dieser Gruppen sind SekII-SuS. und der hauptschullehrstoff muss denen von SekII-Lehrkräften vermittelt werden.