Teuber: Schulen “unternehmen einiges”, um Schülern Freude am Lernen zu nehmen

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MAINZ. Der rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber (SPD) spricht sich für weniger Leistungsdruck in der Schule aus. Gerade in den Klassen eins bis acht «braucht es nicht dauernd Tests und Klassenarbeiten», sagt Teuber in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung «Die Zeit». Lehrkräfte sollten stattdessen mehr Zeit haben für «Feedbackgespräche» und «Persönlichkeitsentwicklung». 

Ein Mann aus der Praxis: Sven Teuber. Foto: sventeuber.de

Von unangekündigten Abfragen hält der Minister nichts. «Meine Haltung ist klar: Benotete Spontantests setzen Schüler unnötig unter Druck. Die Lernforschung weiß seit vielen Jahren, dass Druck und Angst das Lernen erschweren», sagt Teuber. Hintergrund: Die Aussagen fallen in einem von der «Zeit» organisierten Streitgespräch mit dem Bildungsforscher Prof. Klaus Zierer aus Anlass der Debatte um die bayerischen Exen, unangekündigte Tests also. Zierer hatte sich mit einem Gastkommentar auf News4teachers für das im Freistaat hitzig umstrittene Instrument ausgesprochen (hier geht es hin).

Teuber spricht sich nun hingegen für eine veränderte Test- und Prüfungskultur an den Schulen aus. «Exen bereiten mit Sicherheit nicht auf den beruflichen Alltag vor, das ist ein schlechtes Argument! Man wird im Job nicht “abgefragt”, viele Aufgaben erledigt man im Team. Meine Haltung ist klar: Benotete Spontantests setzen Schüler unnötig unter Druck. (…) Was ist das außerdem für eine Vorstellung von Autorität? Dass ich als Lehrer Angst verbreiten muss, damit meine Schüler tun, was ich von ihnen verlange! Kinder sind neugierig von Geburt an, aber leider unternehmen wir einiges, um ihnen die Freude am Lernen auszutreiben.»

Stattdessen sollten sich Klausuren und Leistungskontrollen stärker nach dem individuellen Tempo der Schüler richten: «Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Kinder und Jugendliche erst dann zu einer Prüfung melden, wenn sie meinen, den Stoff verstanden zu haben», sagt der Politiker.

Und weiter: «Kinder brauchen Zeit für Entwicklung und keinen Druck! In der Bildungsministerkonferenz der Länder hatten wir kürzlich den Bundesschülersprecher zu Gast. Der berichtete, dass auf den Pausenhöfen gerade alle die Themen mentale Gesundheit und Leistungsdruck umtreiben. Das können wir nicht ignorieren, egal, ob wir Politikerinnen und Politiker, Lehrkräfte oder Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind.»

Wie weit geht das – will Teuber auch Noten abschaffen? «Nein, Noten sind das gesellschaftlich anerkannte Vergleichsinstrument, durch das wir die Stärken und Schwächen von Schülern bewerten. Eltern wie Arbeitgeber wollen sie, insbesondere als Teil von Abschlusszeugnissen“, antwortet der Bildungsminister. Und ergänzt: «Was wir aber viel weniger brauchen, sind Noten als Einzelbewertungen über die gesamte Schullaufbahn hinweg, insbesondere in den Klassen eins bis acht. Hier taugen Zensuren nur, wenn sie von individuellen Rückmeldungen begleitet werden. Denn wir sollten nicht vergessen: Eine Drei beim Lehrer Teuber in Rheinland-Pfalz ist keine Drei beim Lehrer Zierer in Bayern.“ Hintergrund: Beide waren früher selbst Lehrer – Teuber am Gymnasium, Zierer an der Grundschule.

“Ich sehe auch nicht, dass die Kinder heute weniger oder schlechter lernen. Sie lernen anders”

Aber fährt Bayern mit seinem Leistungsdruck in Schulen nicht gut? In Schülerleistungsvergleichen liegt der Freistaat stets vor Rheinland-Pfalz. Teuber: «Das mag sein, aber auch wir haben in unseren Schulen, Universitäten und Betrieben sehr leistungsfähige Absolventinnen und Absolventen. Es ist kein Zufall, dass in Rheinland-Pfalz ein innovatives Weltunternehmen wie BioNTech entstanden ist und den Impfstoff gegen Corona entwickelt hat. Ich sehe auch nicht, dass die Kinder heute weniger oder schlechter lernen. Sie lernen anders – und darauf müssen wir uns pädagogisch besser einstellen. Das gilt für ganz Deutschland.“

Er betont: «In den jüngeren Jahrgängen braucht es nicht dauernd Tests und Klassenarbeiten, da sollte es Zeit geben für Feedbackgespräche, Persönlichkeitsentwicklung. Da muss man noch kein fertiger Schüler sein, der ständig nach Bestleistungen strebt. Fordern ja, unbedingt, aber so, dass es dem Alter, der Herkunft und dem Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler entspricht. Schlagen wir alle über denselben Leisten, produziert das Ungerechtigkeit und zerstört Motivation.

Rheinland-Pfalz gibt seit 2021 mit der Initiative «Schule der Zukunft» bestimmten Lehrerkollegien größere Freiräume bei der Unterrichtsgestaltung und der Bewertung der Kinder und Jugendlichen: «Wir müssen die Schule so verändern, dass es den Schülerinnen und Schülern an diesem Ort besser geht», sagt der Bildungsminister demnach. News4teachers / mit Material der dpa

Prüfungsergebnisse, auch schlechte, als Motor des Lernens begreifen! Bildungsforscher Zierer zum Streit um die “Exen”

 

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Rüdiger Vehrenkamp
3 Monate zuvor

Witzig. Wer verantwortet denn die Rahmenbedingungen? Die Schulen oder die Politik dahinter? Im Prinzip kritisiert sich der Minister und seine Gefolgschaft selbst.

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Es muss also nur in schneller Reihenfolge das politische Spitzenpersonal ausgetauscht werden und schon gibt es keinerlei Verantwortung mehr für die Rahmenbedingungen.

Und im übrigen sind Ramen japanische Gerichte, folglich sind auch die Japaner für die Ramenbedingungen verantwortlich, obwohl das Gericht ursprünglich aus China kommt. Ich seh schon, die Rote Gefahr unterwandert uns:)

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wie haben die keine Kita im Ministerium, um den eigenen Bediensteten mit Kindern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen?

Realist
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wenn das alles so klar ist, warum ist es dann auch nicht in der Überschrift klar?

Eddi
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Ja dann müsste die Überschrift bzw. das Zitat von Teuber aber auch sinniger heissen „In Schulen passiert einiges, dass…“ und nicht „Schulen unternehmen einiges, dass…“. Das ist der große Unterschied, wie er es letztendlich gesagt hat, so wie es in der Überschrift steht und wie er es vermutlich dann auch gesagt hat, suggeriert es halt, dass es auch im Verantwortungsbereich der Schule liegt.

GriasDi
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Was mich interessieren würde ist, ob das nur durch die Schule kommt, oder, ob es Teil der Entwicklung von Kindern ist.

Pit2020
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

@dickebank

Jetzt habe ich doch tatsächlich “Sitzpersonal” statt “Spitzenpersonal” gelesen.
Naja.
Damit ist bewiesen, dass alle Menschen Fehler machen und sich gegenseitig und ewig noch ganz viel verzeihen müssen. 🙂

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Pit2020

Ich hoffe Spahn kann Lateinisch, ansonsten versteht er das “ego te absolvo” doch gar nicht – außer er nutzt KI. Und dann stellt sich die Frage, warum nur zur Übersetzung und nicht immer?

Rüdiger Vehrenkamp
3 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dann hätte er das Interview vielleicht nicht so schnell geben sollen.

Bla
3 Monate zuvor

Macht er ja hiermit auch.
Ist doch sinnvoll und richtig?

Canishine
3 Monate zuvor

«Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Kinder und Jugendliche erst dann zu einer Prüfung melden, wenn sie meinen, den Stoff verstanden zu haben»
Angenommen, die zu prüfenden Bereiche und damit die Anzahl der Prüfungen ist festgelegt. Damit liegt es in der Verantwortung des Schülers, die Prüfungen zu planen und fristgerecht vorzubereiten, eine Aufgabe, die ich als Grundlage zum eigenverantwortlichen Lernen nicht für falsch halte. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass damit der Druck sinkt, im Gegenteil.

Eddi
3 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Ich glaube vor allem, dass die Schere dadurch deutlich weiter auseinander geht. Wenn man die beiden Extremfälle von Schülern betrachtet:
-Der intrinsisch motivierte Schüler, wird sich eventuell deutlich mehr Druck aufbauen um Ziele in noch schnellerer Zeit, als erforderlich, zu erreichen.
-Der überhaupt nicht motivierte Schüler, …. tja, das weiß ich leider auch nicht, was bei diesem passiert, der wird ggf. viele Jahre seiner Pubertät einfach verschenken (und kann teilweise nicht mal was dafür) und hinterher alles nachholen müssen.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Außerdem hat kaum ein pubertierender Jugendlicher eine solche Weitsicht. Viel Spaß beim Stellen der zugehörigen Prüfungen.

Rüdiger Vehrenkamp
3 Monate zuvor
Antwortet  Canishine

Das würde so ohnehin nur in Schulen funktionieren. Wenn Tag X kommt, muss nunmal geliefert werden – das gilt vor allem im Berufsleben. Ein Prüfungstermin heißt doch auch, bewusst “auf etwas hinarbeiten” und “sich vorbereiten” und das in einem gewissen vorgegebenen Zeitrahmen. Manchmal sinds halt auch mal mehrere Prüfungen pro Woche. Diese Art von Stresstest ist ja nur ein Vorgeschmack darauf, was einen in späteren Lebensbereichen vielfältig erwartet.

Katze
3 Monate zuvor

Ach nö, da ist er wieder, der böse Leistungsdruck – das bedrohliche Monster. In Wirklichkeit wird doch schon viel zu lange Komfortzone bestellt und den Schülern möglichst jeglicher Stress und Anstrengung erspart. Warum fordern, wenn „weichspülen“ viel besser ankommt? Möglichst keine unangekündigten Tests, Noteninflation, Notenverzicht, Hauptsache, die Kinder fühlen sich immer nur toll – egal, was sie leisten. Das Ergebnis? Leistungsbereitschaft? Fehlanzeige! Statt Ansporn gibt’s nur noch Pamper- und Kuschelkurs, damit ja niemand mehr auf die Idee kommt, sich anzustrengen. Denn wer braucht schon Ehrgeiz, wenn man in einer Welt lebt, in der alles gleich gut ist – auch wenn es eigentlich nichts mehr wert ist?
Und das Schlimmste: Die Schüler selbst entwickeln eine immer geringere Fähigkeit zur realistischen Selbstreflexion bezüglich ihrer eigenen Leistungsfähigkeit. Sie glauben, sie seien super, obwohl die fachliche Kompetenz längst auf Sparflamme läuft. Der Anspruch an Bildung sinkt, die Motivation schwindet (besonders bei kognitiv Begabten), und die Schüler sind zufrieden, wenn sie nur noch die Mindestanforderungen erfüllen – Hauptsache, die Noten sind gut genug, um den Schein zu wahren. So wird aus einem angeblich „zu hohen“ Anspruch eine Selbstzerstörung der Leistungsfähigkeit, während der Niveauverlust und das Schwinden des Leistungsgedankens an den Schulen und Universitäten weiter schön ignoriert werden.

Ureinwohner Nordost
3 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Wie immer, ich gehe da voll mit Ihnen.
Es ist gut zu lesen, dass es in den Weiten des Universums noch klar denkende Wesen gibt.
Meine Beobachtung aus jetzt weiter Ferne zeigt mir:
-man möchte zu den Besten gehören (Wettbewerb), aber keinen Wettbewerb (mit den Besten)
-man möchte”Kompetenzen”, ohne Wissen und Können, ohne Fähigkeiten und Fertigkeiten,
-man möchte “Medienkompetenz”, ohne Lesen und Schreiben und Rechnen zu können,
-man möchte…
Wird es aber so, wie es z.Z. gemacht wird, niemals bekommen.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Katze

Mir ist die Sicht, dass Leistung nur durch Druck entsteht zu einseitig. Es gibt die unterschiedlichsten Typen von Menschen. Was bei dem einen motiviert, führt bei dem nächsten zur Verweigerungshaltung. Die Einen brauchen z. B. Belohnung (nicht zwingend Noten, eher vielleicht ” erst lernen, danach darfst zu das Game zocken”), der nächste Typ braucht Wettbewerb, ein anderer Leistungsdruck über Noten (sonst Ärger zuhause) und dann gibt es noch die, die über Freude oder Wahlfreiheit oder Einsicht lernen.

Das Problem mit unserem System ist, dass es niemals diese verschiedenen Typen abdecken wird.

Außerdem werden die Kids zurzeit eher dazu trainiert, das System Schule zu knacken. Ziel ist es eher mit so wenig wie möglich Aufwand, das beste Ergebnis zu erzielen. Es geht nicht darum Dinge gut zu lernen und zu verstehen, sondern möglichst gute Noten zu erzielen. Das klappt erstaunlich gut auch ohne wirkliches Können. Einfach in den Nebenfächern am Anfang einen richtig guten Eindruck hinterlassen, bei wichtigen Dingen, wie Präsentationen oder Test bißchen Zeit investieren, ansonsten auf Sparflamme ruhig mitschwimmen – zack 1 auf dem Zeugnis. Wen man aber tiefer nachfragt, hat das Kind nur wenig verstanden – war ja auch nicht das Ziel….

Hans Malz
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Dafür gibt es doch die vielen verschiedenen Schulformen und Schwerpunkt an den einzelnen Schulen. Dumm nur, wenn die Eltern trotz aller Beratung, die Kinder dann doch am Gymnasium anmelden, weil sie es besser wissen.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Aber die verschiedenen öffentlichen Schularten agieren doch alle sehr ähnlich. Lediglich die Schwere des Inhalts oder wie schnell der Stoff durchgenommen wird, unterscheidet sich. Am Ende läuft es auf den Druck der Note hinaus. Oder irre ich da?

Lediglich Montessorischulen oder die neueren Schulformen mit SOL gehen auch mal andere Wege, aber die sind rar.

Hans Malz
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Nein, machen sie nicht. Hier gibt es eine Waldorfschule, eine Privatschule, eine Montessorischule mit anderen Konzepten. Dazu eine Gesamtschule, die auf freies und selbstbstimmtes Lernen setzt und noch ein paar mehr. BK’s mit SOL Schwerpnkt zum Beispiel oder Schulen mit verschiedenen Konzeptklassen (Musik, MINT etc.) … für jedes Alter etwas.

Aaaaber die Eltern schicken ihre Kinder lieber auf die bösen Gymnasien mit voll Leistungsdruck und so, denn die sollen ja was lernen.

Am Ende stehen immer die Abschlussprüfungen und Noten. In Wutschöningen ja auch. Wie soll das auch sonst gehen?

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Wir hatten diese Auswahl leider nicht. Bis auf eine Waldorfschule weit und breit nichts Alternatives. Und wir leben in einer Großstadt.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Aber wie wird Leistung in Schule definiert? Man hat was geleistet, wenn man eine gute Note hat, oder? Somit wird die gute Note zum Ziel. Dieses ist allerdings auch gerne ohne das eigentliche Ziel “verstanden und anwendfähig bzw. übertragbar” gut zu erreichen.

Oder wie fordern Sie sonst Leistung ein, außer über den Faktor Note?

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Im Physikunterricht als Arbeit je Zeit bzw. Kraft mal Weg durch Zeit bzw. Kraft mal Geschwindigkeit.
Sonst noch Fragen?

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Musikunterricht geben Sie nicht, wie Ihren Einlassungen zu entnehmen ist.

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Und wie definieren Sie Leistung? Macht brav alle Hausaufgaben und macht im Unterricht mit?

Alese20
3 Monate zuvor
Antwortet  Alese20

Danke für die genaue Darstellung.
Mit dem “brav” wollte ich nur abklopfen, ob sie zu der LuL-Species gehören, die nur wollen, dass die SuS tun, wann man ihnen sagt (befiehlt).
Ihre genaue Darstellung zeigt mir allerdings, dass dem nicht so ist.

schmiddi
3 Monate zuvor
Antwortet  Katze

” Hauptsache, die Noten sind gut genug, um den Schein zu wahren. “

Ja, weil es das Ziel ist. Ob dies so gewollt ist? Weil wenn es das ist, ist mit “Noten die gut genug sind” doch alles gut. Das es aus Schülersicht in der Schule darum geht gute Noten zu bekommen, liegt daran, weil ständig getestet wird.

Katrin Löwig, Boomerin
3 Monate zuvor

Tipptopp, unser neuer Chef!

ed840
3 Monate zuvor

Es gäbe schon so einge Dinge, die man machen könnte:

Klassenräumen abschaffen und durch offene Lernlandschaften ersetzen

Lehrpläne von konkreten fachlichen Inhalten auf abstrakte Kompetenzformulierungen umstellen

Lehrkräften zu Lernbegleitern machen

statt direkter Instruktion auf SOL setzen

statt Schulbüchern digitale Arbeitsblätter einsetzen

Vorschläge von Bildungsforschern, die noch keine längere Praxiserprobung aufweisen trotzdem durchdrücken

bei der Umsetzung der Maßnahmen nicht auf die Meinung der betroffenen Personen vor Ort Rücksicht nehmen, sondern “Commitment” einforden

usw. usw.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Wenn all diese Dinge von den Ländern ohne meine eigene Arbeitszeit oder gar Freizeit realisiert werden, könnte ich mir all den Vorschlägen sogar leben. Wird zwar im Arbeitsalltag ziemlich langweilig, weil ich nur noch in der Landschaft meine Zeit absitzen muss und sporadisch Fragen beantworten muss, aber beim gleichen Geld bin ich zu Kompromissen bereit.

Realist
3 Monate zuvor
Antwortet  ed840

Satire bitte kennzeichnen!

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Satire ein “Nur weil solche Dinge in anderen Ländern Europas mit massiv sinkenden Bildungserfolgen einher gingen, müsste das ja nicht zwangsläufig auch in RLP so kommen. Könnte dort ja auch ne zufällige Korrealtion gewesen sein. ” Satire aus.

vhh
3 Monate zuvor

Es dürfte recht schwierig werden, einen Stoffbereich zu prüfen, wenn es dafür nahezu beliebig viele Termine gibt. Woher kommen die Themen, woher die Zeit, statt einer Klassenarbeit zehn Prüfungen vorzubereiten?
Jetzt ist jede Arbeit ein Kompromiss aus ‘unbedingt gefordert’ und ‘nicht zu schwer’ und kann nach durchschnittlichem erreichtem Lernstand angepasst werden. Mit den heutigen heterogenen Klassen liegt zwischen oberen und unteren 10% mindestens ein Jahr, bekommen die alle das gleiche Niveau als Prüfung? Und wie lange wird das Thema behandelt, bis die letzten sich fit fühlen? Oder einfach weiter und Langsame haben dann eben doppelte Arbeit mit altem und neuem Stoff?
Man könnte auch einen Katalog zu jedem Themenkomplex haben, mit schönen Fragen, wie beim Führerschein. Endlich auswendig lernbare, klare Anforderungen. Natürlich bleibt es bei der Kompetenzorientierung als Vorgabe, wo ist da schon ein Widerspruch?
“Dass ich als Lehrer Angst verbreiten muss, damit meine Schüler tun, was ich von ihnen verlange!” – ich habe keine Lust mehr, es reicht. Gut, der Mann ist nicht mein Chef, aber was ist das für ein Bild, weshalb es Prüfungen bzw, Test/Klassenarbeiten gibt? Jeder Notenspiegel ist ein Bild meiner Arbeit, keine 5 kommt aus dem Wunsch, es jetzt mal Schüler X so richtig zu zeigen. Er tut mir leid, das ist jämmerlich, aber wenn Bundesschülersprecher in der KMK zu Gast sind, unterrichtende Lehrer aber kaum einmal im eigenen Ministerium gehört werden, woher soll da mehr Erkenntnis kommen?
Noten in den Zeugnissen sollen bleiben, aber bitte keine Teilleistungen abfragen, wie schön. Warum fragt uns dann die Schulaufsicht bei jedem noch so absurden Widerspruch nach Einzelnoten, Tests und Klausuren? Wenn die doch so wenig aussagen, würde man einer Lehrkraft sagen: ja, wir gehen mit deiner begründeten pädagogischen Meinung vor Gericht?
Wer die Klassengröße auf 30+ mit Inklusion, Migration und sozialen Problemen festlegt, sollte besser nicht von Feedbackgesprächen und Persönlichkeitsentwicklung reden, kommt nicht so gut.
Wer keine Ahnung hat, einfach mal…. oder vorher mit anderen über seine Ideen reden. Vielleicht auch: An ihren Taten sollt ihr sie messen…

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Die Alternative ist folgende: Alle Bücher und andere Materialien liegen in der offenen Lernlandschaft aus. Die Fünftklässler kriegen die Inhalte genannt, die sie am Ende der 10 können müssen. Viel Erfolg bei der Vorbereitung und bis in etwa 5,5 Jahren. Zwischentests zu gewissen Themen gibt es dann und dann, Teilnahme freiwillig.

Prognose: klappt nicht, entspricht aber dem Zeitgeist.

vhh
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Perfekt, die Lehrer liegen dann im Ruheraum neben der Lernlandschaft, für jedes Fach so 1-2. Wer sagt, dass Kooperation nicht zu guten Lösungen führen kann. Hallo, du, Herr Teuber, wir haben da was…

Katze
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Genau! Offene Landschaften verkommen mitunter zu Brachflächen.
Eine Brachfläche wiederum ist ein Ärgernis oder ein Möglichkeitsraum, kommt ganz auf die Betrachtungsweise an.
Aber blühende (Lern)Landschaften verspricht Politik ja nicht zum ersten Mal.

Hysterican
3 Monate zuvor
Antwortet  vhh

“Man könnte auch einen Katalog zu jedem Themenkomplex haben, mit schönen Fragen, wie beim Führerschein. Endlich auswendig lernbare, klare Anforderungen. ”

Wenn ich mitbekommen, wie viele unserer Gymnasial-SuS seit Jahren (z.T. wiederholt) durch die theoretische Fahrprüfung fallen, dann wird mir schlecht bei dieser Idee.
Den Fahrschulen ist es wumpe, weil sie mehr Kohle verdienen und es keine zeitlichen Vorgaben für den Erwerb eines Lappens gibt.
Bei uns allerdings …

dickebank
3 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Abi is eben leichter als Führerscheinprüfung – letztere hat Gott-sei-Dank schon mal keine praktische Prüfung:)

Ureinwohner Nordost
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Oh doch, in den schriftlichen mündlichen Prüfungen (MR und Abitur) war immer ein Experiment, anhand derer Ergebnisse die Theorie abgespult wurde.
Das hat den Prüflingen und der Kommission immer Freude bereitet. 😉

Ureinwohner Nordost
3 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

PS: Prüfungen in MINT, natürlich

Gerlinde
3 Monate zuvor

Die Ausführungen des Ministers lesen sich nett und gefällig. Sie sind eher an (potenzielle) Wähler gerichtet als an die Praktiker in den Schulen.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Gerlinde

Leistungsfähige Absolventinnen und Absolventen liest sich schon gefällig. Aber ob er tatsächlich glaubt, dass recht viele potentielle Wähler in RLP nicht mitbekommen hätten, wo der Gründer von Biontech Schulausbildung und Studium absolviert hat?

Realist
3 Monate zuvor

Super Herr Teuber,

bin voll bei Ihnen, alle Schülerinnen und Schüler sollten die Möglichkeit haben, individuell, mit Freude, mit viel persönlichem Feedback zu lernen, so dass “leistungsfähige Absolventinnen und Absolventen” herauskommen, also so wie hier:
https://www.youtube.com/watch?v=oyW05mRsavE

Diese Eliteschule scheint das alles verwirklichen zu können, hat nur einen Haken: Das kosten 160.000€ pro Schüler und Jahr. Ok, ist ein Privatbetrieb in den Schweizer Bergen, aber ich vermute ohne Gewinnorientierung und in “normaler” Lage würden wir das auch für 80.000€ pro Schüler und Jahr hier bei uns hinkriegen.

Also Herr Teuber, wann liefern Sie? Bildungsetat verzehnfachen (also 80.000€ pro Schüler und Jahr und nicht nur knausrige 8.000€), das Geld dann wirklich in die Schulen stecken und nicht in “Bildungsexperten”, “Studien”, “Leuchtturmprojekte” oder Ministerialbeamte. Dann kriegen wir das hin. Versprochen!

Marie
3 Monate zuvor

Mmh, will er denn dann auch VERA 3 und 8 abschaffen? Ist doch ein dann unnötiger Test…

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Marie

Auf keinen Fall. Das wäre ja wirklich eine sinnvolle Erleichterung

Hans Malz
3 Monate zuvor

“Exen bereiten mit Sicherheit nicht auf den beruflichen Alltag vor, das ist ein schlechtes Argument! Man wird im Job nicht “abgefragt””

Ähm, doch. Z.B. als ITler vor allem beim Kunden. Wenn ich dem dann Mist erzähle, merkt der das eventuell und ich bin raus. “Tut mir leid, das muss ich erst ChatGPT fragen” – Yeah.

Vielleicht sollte der mal arbeiten gehen. Aber dann müsste der ja den bösen “Druck” aushalten und könnte nicht so viel Blödsinn verzapfen.

GriasDi
3 Monate zuvor

Soll er es doch ändern.

Ich_bin_neu_hier
3 Monate zuvor

‘Schulen “unternehmen einiges”, um Schülern Freude am Lernen zu nehmen’.

Es ist bezeichnend, dass niemand auf die Idee kommt, das einfach mal auf Lehrkräfte anzuwenden:

“Die deutsche Gesellschaft unternimmt so einiges, um Lehrenden die Freude am Lehren zu nehmen.”

Ich meine ja nur… Lohnt sich vielleicht, darüber auch nachzudenken – besonders mitten im selbstverschuldeten Lehrermangel.

Sepp
3 Monate zuvor

«Exen bereiten mit Sicherheit nicht auf den beruflichen Alltag vor, das ist ein schlechtes Argument! Man wird im Job nicht “abgefragt”, viele Aufgaben erledigt man im Team.

Klar, ob ich nun notfallmäßig beim Arzt bin oder bei der Bank oder Gemeinde nach etwas frage, es wirkt unglaublich professionell, wenn immer erst nachgelesen oder Kollegen gefragt werden müssen.

Dass ich als Lehrer Angst verbreiten muss, damit meine Schüler tun, was ich von ihnen verlange! Kinder sind neugierig von Geburt an, aber leider unternehmen wir einiges, um ihnen die Freude am Lernen auszutreiben.

Alle Kinder sind total gut sozialisiert, funktionieren perfekt in Gruppen und wollen Wissen aufsaugen wie ein Schwamm. Und wenn das nicht so ist, sind die bösen Lehrkräfte Schuld…

Stattdessen sollten sich Klausuren und Leistungskontrollen stärker nach dem individuellen Tempo der Schüler richten: «Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Kinder und Jugendliche erst dann zu einer Prüfung melden, wenn sie meinen, den Stoff verstanden zu haben», sagt der Politiker.

Natürlich, dann erstellt man als Lehrkraft entsprechend 15-30 verschiedene Klausuren, die sich unterscheiden müssen, aber einen vergleichbaren Schwierigkeitsgrad haben. Danke für die unbezahlte Mehrarbeit.

Offener Unterricht funktioniert m.E. vor allem eher bei motivierten und leistungsstarken Schülern. Es ist nämlich ganz schön anstrengend für Kinder, sich sich selbst diszipliniert Wissen anzueignen.

Dass man Unterricht nur öffnen muss und damit unmotivierte Kinder zum Lernen und guten Leistungen bringt, ist m.E. ein Fehlschluss, den man bei uns auch beobachten kann: Gerne wollen die unmotivierten Schüler “draußen arbeiten”; da wird meist aber über alles mögliche gequatscht, nur nicht gearbeitet. Wenn die Kinder damit “durchkommen”, demotiviert man damit auch die Schüler, die mehr leisten könnten.

Was wir aber viel weniger brauchen, sind Noten als Einzelbewertungen über die gesamte Schullaufbahn hinweg, insbesondere in den Klassen eins bis acht. Hier taugen Zensuren nur, wenn sie von individuellen Rückmeldungen begleitet werden.

Das ist eine sehr gymnasiale Betrachtung. Jahrgang 9 ist für einige Schüler schon ein Abschlussjahrgang. Man hilft den Schülern eben nicht, wenn sie bis inklusive Jahrgang 8 einfach nur (meist positiv-formuliertes) feedback bekommen und dann in Jg-9 plötzlich aus allen Wolken fallen, da sie nichtmal den Hauptschulabschluss schaffen werden.

«Das mag sein, aber auch wir haben in unseren Schulen, Universitäten und Betrieben sehr leistungsfähige Absolventinnen und Absolventen. Es ist kein Zufall, dass in Rheinland-Pfalz ein innovatives Weltunternehmen wie BioNTech entstanden ist und den Impfstoff gegen Corona entwickelt hat.

Uğur Şahin ist in NRW aufgewachsen, hat dort das Abitur gemacht und studiert Er war erst in Köln und ist später ins Saarland gegangen. Özlem Türeci war in Niedersachsen in der Schule und hat im Saarland studiert und promoviert. Klar, beide sind inzwischen in Mainz. Aber es ist schon vermessen, ihren Werdegang mit der tollen Bildung in RLP zu begründen.
«Wir müssen die Schule so verändern, dass es den Schülerinnen und Schülern an diesem Ort besser geht», sagt der Bildungsminister demnach.

Ja, das muss das Ziel sein. Kinder sollten nicht mit Angst in die Schule kommen, sie sollten motiviert sein, etwas lernen können und ggf. auch mit leichtem Druck in die richtige Richtung gebracht werden. Dazu muss es vielleicht nicht ständig unangekündigte Tests geben. Aber es braucht klare Strukturen und eine ebenso klare Leistungserwartung an Schüler.
Und entsprechend muss es auch gute Noten für gute Leistungen geben. Wer aber keine ausreichende Leistung erbringt, darf auch keine ausreichende Note bekommen. Denn damit fördert man keine Leistungsmotivation, sondern demotiviert die leistungsstarken Schüler.

ed840
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Politiker scheinen darauf zu spekulieren, dass ein größerer Teil der Wähler recht wenig mitbekommt.

Teacher Andi
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Sehr gut gekontert. Es bleibt noch zu ergänzen: nicht nur die schüler leiden unter dem System Schule, sondern auch die Lehrer, die jeden Mist, der da von “oben” kommt mit minimalsten Werkzeugen und in einer oft beengten Lernumgebung umsetzen müssen. So wie fast alle Bildungsminister hat dieser feine Herr keinerlei Ahnung von der Schulrealität, und ich bezweifle, dass er das Ruder herumreißen wird.

Hans Malz
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Dr. Google lässt grüßen.

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Nicht Google, die Lebensläufe von Sahin und Türeci habe ich mir bei Wikipedia angeschaut.
Es ist hier wohl auch niemand davon ausgegangen, dass ich sie auswendig kenne…

Es war einfach sehr unwahrscheinlich, dass beide in Mainz aufgewachsen, dort zur Schule gegangen, dort Abitur gemacht, dort studiert, promoviert, habilitiert und dann dort auch noch BioNTech gegründet haben. Bei solchen Karrieren bleibt man i.d.R. nicht fest an einem Ort. Und das wird auch Minister Teuber wissen…

Sepp
3 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Entschuldigung, ich glaube, ich habe Ihren Beitrag eben völlig falsch verstanden und auf mich bezogen.
Sie meinten wohl den sog. “Psychiater”…

Katze
3 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

“Denn damit fördert man keine Leistungsmotivation, sondern demotiviert die leistungsstarken Schüler.”

Volle Zustimmung! Die leistungsstarken Spitzen werden so abgebrochen, denn das Low-Performer-Mindset reicht doch für eine akzeptable (weil geschönte) Note bzw. um durchgewunken zu werden.
Ich kann die Mär vom bösen allgegenwärtigen Leistungsdruck durch zu hohe Forderungen (lang ist’s her, da war’s noch keine Mär) an unseren Schulen nicht mehr hören (lesen).

AvL
3 Monate zuvor

Der böse Leistungsdruck beim Lernen in der Schule. Lernen macht Spaß, wenn man in Folge eigenen Lernens Erfolg hat. Und regelmäßige Leistungsüberprüfungen dienen dem Nachweis des eigenen Lernerfolg, um Wissen anzuwenden zu können.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  AvL

Richtig. Und deshalb braucht es eine Außendifferenzierung nach Leistungsfähigkeit und wirkungsvolle Handlungsmöglichkeiten bei Motivationsproblemen, insbesondere wenn dadurch Mitschüler gestört werden.

AvL
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

-bei vorliegen von ADHS ist die Konzentrationsfähigkeit nur durch die geeigneten Medikamente zu erzielen
-sinnvoll sind strukturierte Unterrichtskonzepte mit einer guten Anleitung und zeitlich versetzten nachfolgenden Übungsphasen
-Teile der Kinder zu überfordern indem zu starke Leistungsunterschiede zwischen den Schülern bestehen führen zur Ausgrenzung der leistungsschwächeren Kinder
-wer stört erfährt eine besondere kommunikative Zuwendung, und in der Pause sitzen die störenden Schüler eben auch einmal beim Rektor und arbeiten nach