Abi-Streich mit Folgen: 7.000 Euro (plus drei Tage Malerarbeiten) Schaden

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ROTTENBURG. Geplant war ein harmloser Abistreich mit abwaschbarer Kreide. Übrig blieb: störrische Farbe, drei Tage Malerarbeit und eine Rechnung, die alles andere als witzig ist.

Strafarbeit (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Eigentlich sollte es nur ein harmloser Spaß werden: ein bisschen Sprühkreide ans Schulgebäude, ein paar lustige Sprüche – und zack, fertig, Abistreich. Doch es kam anders. Das Gekritzel ging nicht ab. Nach ihrem missglückten Abistreich heißt es für die Abiturientinnen und Abiturienten des Eugen-Bolz-Gymnasiums in Rottenburg in den Sommerferien: abkleben, streichen, wegreißen. Und das bei schweißtreibenden Temperaturen.

Abistreich mit Folgen

Die Abschlussklasse hatte in der Nacht zum 10. Juli Wände und Fassaden der Schule mit Kreidespray besprüht – in der Annahme, die Farbe lasse sich wieder abwaschen. Doch die Schüler mussten schnell feststellen, dass der Zusatz «abwaschbar» auf dem Karton offenbar nur im feuchten Zustand galt. Am nächsten Morgen der Schreck: Die Farbe war getrocknet und ließ sich nicht mehr entfernen, wie Schülerin Lina Heege erzählt.

Um den Schaden wiedergutzumachen, griffen die Jugendlichen am Montag an ihrer Schule selbst zu Klebeband, Pinsel und Farbwalze. Unterstützt wurden sie dabei von einem Malermeister und einem seiner Mitarbeiter. Noch bis Mittwoch müssen sie täglich stundenlang ran.

Die dreitägigen Arbeiten sind für die Schüler nicht gerade billig. Zunächst ging man von 9.000 Euro aus. Nun werden es 7.000 Euro. Fünf Eimer Farbe spendete laut Heege die Stadt. Der Malermeister rechnete zudem nur die Arbeitszeit ab, keine Anfahrt und Begutachtung. Für die Summe muss die Stufe selbst aufkommen.

Hilfe: Wir brauchen Geld!

Deshalb startete Schülersprecherin Heege auf der Spendenplattform GoFundMe einen inzwischen eingestellten Aufruf: «Unser Abistreich ist leider ordentlich in die Hose gegangen. In der Annahme und nach mehrmaligem Prüfen, dass die Farbe wasserlöslich sei, hantierten wir mit Sprühkreide im Schulhaus und verschönerten die Wände und Fassaden», schrieb die 18-Jährige. 4.785 Euro kamen bis zum Montag zusammen. Die Differenz werde aus der Stufenkasse und Spenden, die beim Abiball hinzugekommen seien, bezahlt, sagt Heege.

Schulleiter war verständnisvoll

Schulleiter Andreas Greis geht davon aus, dass die Sprayaktion ein Versehen war. Erst aber habe er gedacht: «Das darf doch nicht wahr sein.» «Schulleitung und Hausmeister waren natürlich verständlicherweise zuerst schockiert», erzählt Heege. Im Nachhinein habe man sich noch gut geeinigt, auch mit der Stadt, der Trägerin der Schule.

Greis hofft, dass spätere Jahrgänge nicht nochmal auf dieselbe Idee kommen. Und die Klassenstufe, was denkt sie? «Ich glaube, dass unser Zusammenhalt stärker geworden ist.» Man habe gerne gearbeitet nach dem Motto: «Wir haben es verbockt, wir machen das jetzt wieder richtig.» News4teachers / mit Material der dpa

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Unfassbar
1 Monat zuvor

Da die Stufe keinen Stress macht und den Schaden behoben hat, ist die Aktion eine gute Lehre mit verschmerzbaren Folgen. Hoffentlich auch für die kommenden Jahrgänge.

Ich_bin_neu_hier
1 Monat zuvor
Antwortet  Unfassbar

Tatsächlich finde ich, dass die Schülerinnen und Schüler hier sehr reif mit den Folgen ihres Versehens umgegangen sind.

Rainer Zufall
1 Monat zuvor

Immerhin ein Vermächtnis an küftuge Jahrgänge: So doof will niemand sein 😛

Pauker_In
1 Monat zuvor

“Zunächst an unauffälliger Stelle testen.”
Ich hätte erwartet, dass sich Sprühkreide abbürsten ließe. Was war das denn für ein Untergrund?

S.B.
1 Monat zuvor

Abischerze halte ich nicht mehr für zeitgemäß und gehören abgeschafft. Aber man muss halt an solchen standardisierten Aktionen festhalten.

uesdW
1 Monat zuvor
Antwortet  S.B.

S.B. = SpassBremse?

447
1 Monat zuvor
Antwortet  S.B.

Ich stelle über die letzten Jahre zunehmend fest:

1) Antrieb der SuS zu “Abschlussfeiern” & Co. sinkt:
– wenig und spätes Interesse
– die “immer gleichen” SuS organisieren alles, beschweren dich über Desinteresse der anderen SuS
– wenig bis keine Vorschläge/Ideen zur Gestaltung der Veranstaltungen
– zunehmend mehr SuS bleiben dem ganzen (ausser der Zeugnisübergabe) schlicht fern

2) “Input” durch die Oberstufen-/Schulleitungen steigt:
– ständiges Abfragen und Gedrängel der OS-/10er-Lehrer dazu, SuS “anzusprechen”, zu irgendwelchen Aktionen zu “bewegen”
– teilweise regelrechtes Erzwingen von Abimotto, Themen zum 10er-Abschluss
– kleinteilig-spiessige Kontrolle von Mottos, Themen bis in Details hinein

3) Entsprechende Parties in Mietlokalen oder im privaten Raum nehmen massiv zu, da gibt es auch keine “Motivationsprobleme”.

Zunehmend habe ich das Gefühl, dass es um was ganz anderes geht:
Die Simulation von cringig-normalem “Erfolg” in der Lokalpresse, es soll irgendwie “so sein wie es aussehen soll”, quasi das Gegenstück zu politisierten “Erfolgsmeldungen” auf lokalpolitischer Ebene.

Ich kann die SuS verstehen – die Feiern der letzten Jahre waren im Prinzip komplett “lehrergelenkt durch die Hintertür”: Ja macht doch macht doch macht doch, aber das dies und jenes nicht, das so-und-so…ja mein Gott, dann kann man sich auch EHRLICH machen und ein paar Lehrer organisieren und befehlen das ganze…spart wenigstens dann die Zeit und tausend Treffen für Scheindemokratie.

Und nein, ich bin kein Abiparty-Muffel und finde es auch völlig ok, wenn ich (und andere LuL) halt an dem Tag mal Spiele spielen müssen und wir es eben mal aushalten müssen, den Spiegel vorgehalten zu bekommen, die SuS mussten sich das umgekehrt ja such jahrelang geben. Ehrlicheres feedback wird man nicht kriegen. 🙂

Unsere Schule hat das ganz gut gelöst:

Offizieller Teil in der Schule – unter (offener) Lehrerkontrolle.

Inoffizieller Teil – angemietete location durch volljährige SuS, da kann die Party dann steigen und es ist natürlich freiwillig, wer als Lehrer hingeht. Was da passiert ist dann nicht Problem der Schule.

Ich finde diese Lösung super.

Pauker_In
1 Monat zuvor

(…) halte ich nicht mehr für zeitgemäß (…)
So spricht man, wenn man keine Argumente hat. Streiche waren bei Lehrern noch nie sonderlich beliebt.

Realist
1 Monat zuvor
Antwortet  Pauker_In

Im Zeitalter von TikTok und Co. sind sogenannte “Abi-” und andere “Streiche” nur noch Mittel um Reichweite und Aufmerksamkeit zu erzielen.

Ihr heile, kleine Bullerbü-Schulwelt gibt es schon lange nicht mehr… einfach einmal von der Kreidetafel, den Papierbüchern und Vervielfältigungs-Matrizen aufblicken und in der neuen Welt ankommen.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Realist

So sieht es aus.

S.B.
1 Monat zuvor
Antwortet  Pauker_In

Ich habe genügend Argumente. Und dass Streiche bei Lehrern unbeliebt sein sollen, kennt man nur von alten Pauker-Schwarzweiß-Schinken.

447
1 Monat zuvor
Antwortet  Pauker_In

Meistens ist das “zeitgemäß” einfach eine Leerformel oder das verklausulierte Einknicken vor dummen Forderungen – in diesem speziellen Fall würde ich das aber anders sehen.

Abifeiern & Co. sind zunehmend zu einem erstarrten, eigentlich für die Lehrer und nach deren Vorgaben stattfindenden “Veranstaltungen” geworden.

Abi und 10er ist doch auch nix besonderes mehr, Abi hat jeder zweite.

Was und wie gefeiert wird ändert sich halt.
Für mich war die Abiparty was sehr besonderes – für viele junge Menschen HEUTE scheinbar eher nicht.