WIESBADEN. Die Debatte um die Arbeitszeiten von Lehrkräften nimmt Fahrt auf: Nachdem das Bundesarbeitsministerium in einem Schreiben bestätigt hat, dass auch für Lehrkräfte die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung gilt – worüber News4teachers exklusiv berichtete –, reagiert nun die GEW Hessen. Die Gewerkschaft startet eine landesweite Kampagne gegen Mehrarbeit und kündigt an, Lehrkräfte bei Klagen zu unterstützen.

Die GEW Hessen sieht sich durch ein aktuelles Schreiben von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas in ihrer Position bestätigt: Auch für Lehrkräfte gilt die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung – und zwar bundesweit. „Das Schreiben der Bundesarbeitsministerin stellt erneut klar, dass es keinerlei rechtliche Argumente gegen die Arbeitszeiterfassung von Lehrkräften gibt“, betonte der hessische GEW-Vorsitzende Thilo Hartmann. Damit sei die Linie der meisten Kultusministerien, auf eine Ausnahmeregelung für den Schuldienst zu setzen, „endgültig gescheitert“.
BMAS stellt klar: Keine Ausnahme für Lehrkräfte
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) hatte den Anspruch von Lehrkräften auf Erfassung ihrer Arbeitszeit schriftlich anerkannt. In einem Brief an den ehemaligen Berliner Staatssekretär Mark Rackles heißt es, die Verpflichtung zur Arbeitszeiterfassung ergebe sich „bereits unmittelbar“ aus der Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts von 2022. Sie gelte schon jetzt für alle angestellten Lehrkräfte. Für beamtete Lehrkräfte seien die Länder zuständig. Klar sei jedoch: Das „Ob“ der Verpflichtung sei entschieden – es gehe nur noch um das „Wie“.
Das Schreiben war vergangene Woche öffentlich geworden, nachdem Rackles es auf LinkedIn veröffentlicht hatte. News4teachers hatte exklusiv daraus berichtet. Rackles, SPD-Politiker und Bildungsexperte, sowie der Sozialwissenschaftler Dr. Frank Mußmann hatten sich zuvor mit einem Appell für die Arbeitszeiterfassung an das BMAS gewandt.
GEW fordert Umsetzung in Hessen – und startet Kampagne
Hartmann fordert mit Blick auf die News4teachers-Berichterstattung nun, das Hessische Kultusministerium müsse „schnellstmöglich mit der konkreten Planung“ beginnen. Seit Jahren zeigten Studien, dass Lehrkräfte regelmäßig mehr arbeiteten, als die offiziellen Regelungen vorsehen – „das gilt für Vollzeit- wie für Teilzeitkräfte, wobei gerade Teilzeitbeschäftigte oft überproportional stark belastet sind“, so Hartmann.
Um den Druck zu erhöhen, startet die GEW Hessen zum neuen Schuljahr die Kampagne „Zuviel ist zu viel – Mehrarbeit gemeinsam sichtbar machen!“. Ziel sei es, die „strukturelle Mehrarbeit“, die von Lehrkräften regelmäßig geleistet werde, offenzulegen. „Vertretungsstunden, zusätzliche Aufgaben, außerunterrichtliche Verpflichtungen – vieles davon wird geleistet, ohne dass zwingende dienstliche Gründe benannt oder Ausgleichsansprüche beachtet werden. Die strukturelle Mehrarbeit wird stillschweigend vorausgesetzt – als wäre die Zeit der Lehrkräfte eine unbegrenzt verfügbare Ressource.“
Gewerkschaft kündigt Rechtshilfe an
Bis zur Umsetzung der Arbeitszeiterfassung will die GEW Hessen Lehrkräfte aktiv unterstützen, die sich gegen die „ausufernde Verwendung ihrer Arbeitszeit“ wehren wollen. Neben gewerkschaftlicher Beratung kündigte Hartmann auch „Rechtshilfe im Einzelfall“ an. Lehrkräfte könnten damit auf Klagewege setzen, um ihre Ansprüche durchzusetzen.
Hintergrund: Mit dem Schreiben aus dem BMAS gerät die bisherige Blockadehaltung vieler Länder ins Wanken. Noch im Sommer hatten Brandenburg und das Saarland betont, an der Linie der Kultusministerkonferenz festhalten zu wollen, wonach Lehrkräfte von der elektronischen Arbeitszeiterfassung ausgenommen bleiben sollen. Doch das BMAS hat diese Position nunmehr abgeräumt.
Einige Bundesländer wie Bremen haben Pilotprojekte zur Arbeitszeiterfassung bereits auf den Weg gebracht. „Die Bundesländer sollten langsam – sechs Jahre nach dem Grundsatzurteil des Europäischen Gerichtshofs – in die Gänge kommen“, kommentierte Rackles. News4teachers
Schöne Sache!
GARANTIERT fressen jetzt diejenigen Kreide, die sonst nur über die GEW abätzen und selbst nichts an den Tisch bringen. 😛
Na ja, der PhV BW hat in dieser Frage schon längst aktiv gehandelt – TUN statt Reden schwingen – , und scheinbar (?) wacht die GEW jetzt auch mal auf..
Das Thema ist gerade virulent und wird hier in NEWS4TEACHERS unter verschiedenen Überschriften mehrmals neu aufgerufen. Im ähnlichen Artikel vor wenigen Tagen habe ich dazu schon einige Antworten geschrieben, der Zeitersparnis halber kopiere ich sie teilweise, siehe hier:
https://www.news4teachers.de/2025/08/kultusminister-spielen-verstecken-arbeitszeit-erfassung-fuer-lehrkraefte-unmoeglich-wegen-besonderer-anforderungen/#comments
Auszüge daraus:
Pädagogische Fachkraft(5 Tage zuvor):
Antwortet Onkel Thomas
Hier beim PhV BW sind die Arbeitszeiten von den Kolleginnen und Kollegen präzise erfasst worden. Darauf gründet die Klage, weil der Dienstherr einen Ausgleich oder Bezahlung der vielen Überstunden verweigert. Die einzige logische Folge eines hoffentlich positiven Urteils muss sein, dass die gesamte Arbeitszeit bezahlt wird, dazu muss dann zukünftig eine Erfassung erfolgen, die ja eigentlich schon längst juristisch verpflichtend sein müsste. Aber die Kultusbehörden verhalten sich hier wie Trump: Was geht uns geltendes Recht an?? Hoffentlich fallen sie endlich richtig voll auf die Schnauze mit dieser Überheblichkeit!
Pädagogische Fachkraft (4 Tage zuvor):
Antwortet Onkel Thomas
@Onkel Thomas: Aber bitte mit Klarstellung: Der Philologenverband unterstützt juristisch diese Klagen, nicht etwa die GEW! Es sind Lehrkräfte am Gymnasium, die in BW klagen, und es war der Deutsche Philologenverband, der vor wenigen Jahren deutschlandweit(!) die große Studie LAiW (Lehrerarbeitszeit im Wandel) hat durchführen lassen, die die strukturelle, systembedingte Mehrarbeit der gymnasialen Lehrkräfte zweifelsfrei nachgewiesen hat.
Tun statt große Reden schwingen! Nebenbei: Jede gymnasiale Lehrkraft, die hier mitliest, möge sich mal informieren, was der eigene Mitgliedsbeitrag beim PhV kostet, der sich vorbildlich einsetzt – es ist ca. die Hälfte dessen, was die GEW verlangt….
Onkel Thomas (3 Tage zuvor):
Antwortet Pädagogische Fachkraft
Ich sehe durchaus, dass sich die einzelnen Gewerkschaften um Ihre Mitglieder kümmern und guten Rechtsschutz bieten; wie ver.di, GEW und der DPhV als Teil der dbb Tarifunion (https://www.dbb.de/der-dbb/mitgliedsgewerkschaften.html). Auch sehe ich ein Problem darin, dass sowohl dbb als auch die GEW nur Juniorpartner (https://oeffentlicher-dienst.info/pdf/tv-l/tv-l-nr13.pdf S.1) in den Tarifverhandlungen sind; meine persönliche Meinung, basierend auf der Existenz des $44 im TV-L.
Was ich von unseren Gewerkschaften erhoffe, ist, dass diese sich aktiv für:
Die 0,33% des DPhV sind tatsächlich günstig. Die GEW liegt damit zwischen der ver.di und der DPhV. Persönlich halte ich den Betrag der ver.di eher als angemessen, um eine streikfähige Gewerkschaft zu haben.
Abschließend noch eine Frage an Sie:
Kennen Sie eine Klage eines für uns relevanten Verbandes, der direkt im Klagetext die Einführung einer Arbeitszeiterfassung fordert? Bitte keine Klage die „nur“ darauf abzielt gegebene Überstunden zu entgelten.
Pädagogische Fachkraft (3 Tage zuvor):
Antwortet Onkel Thomas
Nein, ich kenne keine solch dezidierte Klage, wobei die vom PhV BW unterstützten Klagen natürlich beabsichtigen, als Folge die Arbeitszeiterfassung durch den Dienstherrn zu erzwingen. Aber Sie müssen bei allen diesen Forderungen bedenken, dass der Verband nicht selbst klagen kann, sondern “nur” eine betroffene Person, und solche, die dazu bereit sind, muss man erst finden… Dann erst kann die Rechtsberatung und der Rechtsschutz greifen, und im PhV arbeiten auch schon in der Rechtsberatung nur ausgebildete Juristinnen, nicht etwa erfahrene Laien (Personalräte) wie in der GEW!
Nochmal zum Mitgliedsbeitrag der rechnerische Vergleich: beim PhV BW zahlt ein A13-Volldeputatler 23,34€ pro Monat, siehe HP, bei der GEW, deren Leistungen wie Rechtsschutz, Schlüsselversicherung usw. sehr ähnlich sind, laut Berechnungsseite (HP) bei A13 Stufe 3, also als Junglehrer (gym) 45,90€, das steigt noch bei zunehmenden Stufen alle 3 Jahre an. Muss einfach mal gesagt werden…
Das Thema bleibt aktuell!
Volle Zustimmung! Als Mitglied des Sächsischen Philologenverbands distanziere ich mich deutlich von bildungspolitischen Positionen der GEW, die zunehmend von gesellschaftspolitischen Leitbildern geprägt sind und dabei die fachliche Substanz und Leistungsorientierung unserer Schulen aus dem Blick verlieren. Statt sich konsequent für die Interessen der Lehrkräfte einzusetzen, etwa für bessere Rahmenbedingungen, klare Leistungsstandards und eine Stärkung der Fachlichkeit, verheddert sich die GEW allzu oft in ideologischen Debatten, die mit dem schulischen Alltag wenig zu tun haben. Die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitglieder geraten dabei leider ins Hintertreffen.
“Die tatsächlichen Bedürfnisse der Mitglieder geraten dabei leider ins Hintertreffen.”
Called it!
Meinen Sie denn nicht, sich bezüglich des Artikels ein versöhnliches Wort an die GEW abringen zu können (oder sind Sie da zu ideologiegetrieben)? 😉
Wenn sogar ich die (Hessen-) GEW dafür lobe, kann Katze das bestimmt auch.
Spricht für Sie.
Ich hoffe ehrlich, dass die GEW Ihre Zustimmung nicht verspielt
“Na ja, der PhV BW hat in dieser Frage schon längst aktiv gehandelt – TUN statt Reden schwingen – , und scheinbar (?) wacht die GEW jetzt auch mal auf..”
Deren Kampagne ging an mir wohl vorbei
Seltsam, Sie haben alles vergessen, wenn/weil es sich um den PhV handelt? Sie haben doch hier bei News4Teachers selber unter dem Artikel kommentiert….
Gerne hier nachlesen, Sie werden sich und hoffentlich auch die Erinnerung an die Meldung über die Aktivitäten des PhV BW entdecken:
https://www.news4teachers.de/2025/06/arbeitszeiterfassung-im-schuldienst-warum-die-klage-eines-einzelnen-lehrers-den-stillstand-jetzt-beenden-kann/
Danke für den Link.
Tatsächlich habe ich diese Kampagne übersehen
Sie übersehen, was im Artikel steht, aber kommentieren zu genau diesem Artikel? Interessant…
“Der Philologenverband fordert eine realistische Anpassung der Lehrkräfte-Arbeitszeitverordnung, die der tatsächlichen Arbeitsbelastung von Gymnasiallehrkräften endlich gerecht werde – was eine Arbeitszeiterfassung voraussetzt.”
Vielleicht erkannte ich unter einer Forderung nicht direkt eine “Kampagne” wie Sie mich zum Glück nachträglich darauf hinwiesen 😉
Naja,der Philologenverband, Niedersachsen hat es bisher nicht hinbekommen, sondern die GEW! Manchmal erscheint es so, als ob die Philologen wegen der vielen Mathematik und Physiklehrer in den Verwaltung und in den Schulen und natürlich auch in dem Verband nicht wollen, dass die Arbeitszeitverordnung (Deputatmodell) geändert wird.
Ja wirklich, eine Klage unterstützt so wie hier in BW?
Nicht nur Forderungen erheben, sondern Klageerhebung beim Verwaltungsgericht:
Siehe hier: https://www.news4teachers.de/2025/06/arbeitszeiterfassung-im-schuldienst-warum-die-klage-eines-einzelnen-lehrers-den-stillstand-jetzt-beenden-kann/
und hier: https://www.phv-bw.de/phv-bw-zum-thema-arbeitszeit-von-lehrkraeften/
und hier: https://www.swp.de/baden-wuerttemberg/brisanter-streit-in-bw-jetzt-also-doch-lehrer-verklagen-das-land-wegen-zu-viel-arbeit-78071318.html
und hier: https://bildungsklick.de/schule/detail/phv-klage-baden-wuerttemberg-arbeitszeit-gymnasiallehrkraeften
und hier: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/lehrer-klage-gegen-land-bw-unbezahlte-ueberstunden-100.html
usw.
Ziel: Echte Erfassung der tatsächlichen Arbeitszeit erstreiten.
Der PhV steht auf der Seite der Lehrkräfte und handelt!
Ja, tatsächlich, es war die GEW, die das bahnbrechende Urteil am 12.2.2025 zur Rückzahlung der Zuviel-Arbeit eines Grundschul Rektors erstritten hat. Nicht der Philologenverband, der sich aus meiner Sicht – selbst Mitglied im Philologenverband, – weigert, dies Thema anzufassen. Warum bloß?
Schade, dass es im Norden nicht so gesehen wird, das kann ich Ihnen und mir auch nicht erklären.Der PhV ist überzeugt, große Erfolgschancen in BW zu haben. Übrigens wurde diese Klage hier in BW schon im Februar 2024 eingereicht (bitte hier nachlesen: https://www.phv-bw.de/phv-bw-zum-thema-arbeitszeitklage/ ), aber damals musste sie 2024 nach ein paar Monaten aus formalen Gründen zunächst wieder zurückgezogen werden.
Erklärung durch einen Auszug aus https://www.phv-bw.de/phv-bw-zum-thema-arbeitszeit-von-lehrkraeften/ – siehe Erläuterung unten in der 2. Seite der Pressemitteilung:
“Das Gericht hat dann aber die Auffassung geäußert, dass es beabsichtigt, die Klage als unzulässig abzuweisen. Hintergrund war, dass die Kläger zunächst ein verwaltungsrechtliches „Vorverfahren“ bei der Schulverwaltung durchführen sollten.
Konkret ging es dem Gericht darum, dass die beiden Lehrkräfte, die vortragen, aufgrund ihrer Unterrichtsverpflichtung regelmäßig über die wöchentliche Arbeitszeit der Beamten hinaus Mehrarbeit leisten zu müssen, bei KM bzw. RP einen Antrag auf Abhilfe stellen müssen.
Erst wenn das Problem auf diese Weise – durch Ablehnung des Antrags und eines entsprechenden Widerspruchs – nicht gelöst werden könne, sei eine Klage zulässig.
Zwischenzeitlich ist das Vorverfahren durchgeführt worden, sodass die Klage am 19. Mai 2025 eingereicht werden konnte.”
Das beweist die Tatkraft des PhV BW! Er war der erste Lehrerverband, der in dieser Hinsicht sehr aktiv wurde.
Schön, dass die GEW die Idee aufgegriffen hat und damit einen Erfolg erzielt.
Zur ganzen Wahrheit gehört aber, dass sich der PhV zum Beispiel in NRW gegen die Arbeitszeiterfassung stellt und sich vom PhV BW distanziert.
So hat sich jedenfalls der Vertreter des PhV NRW auf der letzten Personalversammlung in Düsseldorf geäußert.
Na, dann warten wir eben ab, welche Folgen das (hoffentlich für die Lehrkräfte positive) Verwaltungsgerichtsurteil habenwird. Sollte eine transparente Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften die logische und unausweichliche Konsequenz sein, dann wissen wir, wer das juristisch erstritten hat – der PhV BW und eben nicht die GEW.
Dafür gab es auch schon seit Jahren viel Vorarbeit: Die größte deutschlandweite Arbeitszeitstudie LAiW (Lehrerarbeit im Wandel) des Dachverbands DPhV (Deutscher Philologenverband) hat ja schon klar aufgezeigt, dass Lehrkräfte am Gymnasium deutlich die meisten Überstunden haben, unbezahlt.
Gerne hier nachlesen: https://www.dphv.de/2020/03/05/laiw-studie-lehrerarbeit-im-wandel/
Nö.
1) Habe ich schon mein Anwaltsabo, der Typ ist einfach super.
2) Befürworte ich es, dass die GEW sich in diesem Fall endlich wie eine richtige Gewerkschaft verhält. Zumindest in Hessen.
Fortsetzung solcher Verhaltensweisen steigern die Chance, dass ich dort eintrete.
Armin Schwarz kann darauf nicht antworten, da er wieder nicht im Ministerium ist sondern wie fast jeden Tag im Hessenland unterwegs. Er transformiert das Reisekönigtum gerade in die Neuzeit. Leider hat er dafür dann kaum merh Zeit für die Inhalte seines Amtes. ALlerdings hat er ja auch letztes Jahr schon gesagt, dass es keinen Hessischen Sonderweg geben wird – vermutlich, weil das Navi den nicht in der Liste hat.
Ich bin skeptisch, was eine Arbeitszeiterfassung angeht. Grundsätzlich ist es ja so, dass Beamte alimentiert werden und kein Gehalt/Lohn erhalten. Das ist schon mal was ganz anderes.
Wenn man die Foren so liest, wird der Eindruck erweckt, dass man die Arbeitszeit irgendwo registriert und addiert. Hört sich gut an ABER. Was mache ich, wenn meine Arbeitszeit aufgebraucht ist? Gehe ich dann ab Donnerstag nicht mehr zur Schule? Wer macht dann meinen Unterricht, meine Aufsichten, meine Elterngespräche, etc.? Dann haben wir das (durch Studiumswahl selbstverschuldete) Problem, dass nicht alle Fächer gleich aufwändig sind als andere. Gibt es dann einen Koeffizienten, dass eine Lehrkraft mit Fach X bspw. 20 Prozent weniger unterrichten muss als ein Kollege mit Fach Y? Sollte das alles geklärt sein, dann wird sich der Dienstherr aber auch herausnehmen, auf die 30 Tage Urlaub zu bestehen. Das heißt: Anträge für Abgleiten, Urlaub, Brückentag und selbstverständlich Erreichbarkeit außerhalb dieser Zeiten. Ist es nicht gerade das Schöne, in den Ferien seine Arbeit frei einteilen zu können? Will man das für nur noch mehr Bürokratie und Gängelung aufgeben?
Ich finde die Diskussion grundsätzlich falsch. Eine Arbeitszeiterfassung ändert gar nichts. Sie bringt nur Aufwand, Ärger und Frust.
Was wirklich helfen würde und das Leben von allen am Schulleben beteiligten Personen erleichtern würde wären tiefgreifende strukturelle Änderungen. Mehr Sozialarbeiter, kleinere Klassen (Hattie zum Trotz), weniger unterrichtsfremde Verwaltung, bessere sachliche Ausstattung, vernünftige Bildungspläne, mehr Respekt und Anerkennung für Bildung und Pädagogen… Die Liste ist lang.
Ihr Problem ist doch ganz einfach zu lösen: Wenn eine Lehrkraft in einer Woche zu viel gerbeitet hat, dann wird das auf einem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben. Es sei denn, er arbeitet bereits 48 Stunden in einer Woche, dann verbietet das Arbeitschutzgesetz das Weiterarbeiten. Es wird da wahrscheinlich eine Dienstanweisung geben, die es verbietet in einer Woche so viel zu arbeiten, dass deswegen Unterricht ausfallen muss.
Mehrarbeit, die auf dem Arbeitszeitkonto gesammelt wurde, wird im nächsten Halbjahr (im Ausnahmefall im nächsten Schuljahr ) ausgeglichen. Dafür muss der Schulleiter einen Plan vorlegen. In der Regel wird das durch eine Reduzierung der Unterrichtsverpflichtung geschehen. Aber auch die Befreiung von Klassenfahrten, Projektwochen oder anderen Sonderaufgaben kann dabei eine Rolle spielen.
Minusstunden werden selbstverständlich auch auf einem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben. Wer zu wenig gearbeitet hat, muss im nächsten Halbjahr entsprechend mehr Unterricht übernehmen.
Ein ähnliches System gibt es in kleinerem Umfang heute ja schon mit den Entlastungsstunden (zumindest in NRW).
Danke für den Einwand. Aber das ist doch genau mein Punkt. Eine Arbeitszeiterfassung änder doch am Kerngeschäft nichts. Das muss gemacht werden. Was den Leuten so vorschwebt (zumindest mein Eindruck) ist, dass man ohne Kontrollmechanismen nicht klarkommt. Die Schulleitung (mal wieder) soll nun auch noch kontrollieren, auf Plausibilität prüfen, Gespräche führen, Zeiten nicht anerkennen… Man fördert also Zwietracht und bringt das Kollegium dazu, sich gegenseitig die Freiräume zu neiden. Ein weiteres Problem ist, wie Sie ansprechen, die Arbeitszeitverordnung. Nehmen wir mal an, Sie sind von 7.00 bis 14 Uhr an der Schule. Das sind dann mit Pausenabzug schon mal 6,5 Stunden. Sie können also noch regulär etwas über 1,5 Stunden arbeiten, dann ist der Arbeitstag rum. Im Sommer bietet es sich vielleicht an, das Wetter zu nutzen und eine kleine Wanderung zu machen. Das ist der Gesundheit und Konzentration förderlich. Wenn Sie nun Abends nochmal hinsetzen und korrigieren, wird Ihnen die Arbeitszeiterfassung sagen: Ist nicht! Arbeitszeit bis max. z.B. 19 Uhr. Oder: Ruhezeiten beachten! Unterricht am Filgetag ab 7.30 Uhr… Hmm. Was nun? Ohne Arbeitszeiterfassung arbeiten? Mittags direkt an den Schreibtisch? Ich sehe durchaus die Probleme aber ganz ernst und sachlich. Die Erfassung der Arbeitszeit wird nichts ändern außer noch mehr Bürokratie. Es braucht andere Ideen.
„Wenn Sie nun Abends nochmal hinsetzen und korrigieren, wird Ihnen die Arbeitszeiterfassung sagen: Ist nicht! Arbeitszeit bis max. z.B. 19 Uhr.“
Andere AN können ja auch Überstunden machen, die dann ausbezahlt oder abgebummelt werden. Was spricht dagegen, wenn LuL diese in der (Sommer-)Ferienzeit abbummeln, falls sie sie nicht vergütet bekommen möchten?
Der nächste Punkt
Ich arbeite ständig am Wochenende und den Feiertagen
Das kann ich dann nicht, weil ich es nicht erfassen darf und dann gehe ich hin , füge die Stunden montags an und werde aber beim Einkaufen gesehen
Und schon wird mir Betrug vorgeworfen
Die Erfassung nimmt genau die Freiräume
Gerade für Mütter ein riesiges Problem, die eben arbeiten, wenn die Kinder im Bett sind oder am Sonntag korrigieren
Dazu zähle ich zwar nicht, aber das hört man von vielen Müttern und ich selbst habe mir auch angewöhnt den Sonntag zum Arbeitstag zu machen
Tja, dann machen sie etwas falsch. Nur weil sie es so handhaben, müssen andere darunter nicht leiden.
Ich möchte an Feiertagen nicht arbeiten, muss es aber, weil es anders nicht geht. Nachweisen kann ich es am Ende nicht, da es hierfür keine Richtlinien gibt.
Die Arbeitszeiterfassung ist selbstverständlich Pflicht, und es ist lächerlich, dass darüber noch diskutiert wird. Unter angestellten Lehrkräften wird so etwas weniger debattiert. Den Stress, den eine Lehrkraft in der Schule hat, kann man mit Luftlotsen vergleichen, die alle 30 Minuten eine 15-minütige Pause einlegen.
„Decision fatigue“ nennt sich die Last, die Kolleginnen und Kollegen in der Schule oft in den Burnout treibt.
Wir sind jetzt da, wo wir sind, weil Beamte, die nie in der Wirtschaft gearbeitet haben, ihre Rechte nicht kennen. Von Schule zu Schule zu wechseln, ist der Grund, warum wir in dieser Situation sind.
Doch, selbstverständlich ändert das etwas am Kerngeschäft.
Lerkräfte mit sehr vielen Korrekturen wie zum Beispiel Deutschlehrkräfte, die vor allem in der Oberstufe unterrichten, werden deutlich weniger unterrichten müssen, da sie die Korrekturzeit wegen des großen Umfangs gar nicht durch den Wegfall von anderen Tätigkeiten ausgleichen können.
Für Kolleg:innen ohne Korrekturbelastung und ohne Funktionsstelle wird sich auch etwas ändern. Sie müssen unter Umständen mehr unterrichten.
Lieber Herr Hasenbrot! Ich würde mich wahnsinnig gerne mit Ihnen auf eine Diskussion einlassen. Vermutlich sind wir mit unseren Standpunkten gar nicht so weit auseinander und sind auch nicht so naiv, dass wir glauben, dass es genügt, einfach die Arbeitszeiten aufzuaddieren.
Ich bin jetzt raus aus dieser Diskussion und wünsche allen einen schönen Abend.
Einen Punkt möchte ich doch noch ergänzen. Sie haben sicherlich recht. Ich unterrichte inzwischen zu wenig, um beim Thema Unterricht/Vorbereitung/Korrektur mitzureden. Dafür sehe ich seit über 20 Jahren die Seite der Schulleitung (mit Herzblut und Engagement). Was man da aber so erlebt ist auch nicht immer lustig.
„Für Kolleg:innen ohne Korrekturbelastung und ohne Funktionsstelle wird sich auch etwas ändern. Sie müssen unter Umständen mehr unterrichten.“
ODER:
Für „Kollegen“ mit ganz viel GEDÖNS wird sich auch etwas ändern.
SIE müssen das GEDÖNS REDUZIEREN und primär ihr Deputat erfüllen, bevor sie sich mit so super wichtigen Aufgaben wie Bibliotheksbeauftragter, Wellness-Ausschuss-Vorsitzender oder Projektsteuergruppen-Co-Koordinator „belasten“.
Solidarische Grüße von der Schulform ohne Funktionsstellen
Oder man passt die Klausuren und die Korrekturvorgaben an. Ich denke eher, dass das passieren wird.
Also meine Kollegin mit Deutsch hatte sei Anfang Mai kein Unterricht mehr am beruflichen Gymnasium
Das sind immerhin 5 Stunden pro Woche
Dazu kommt noch, dass man in fast allen Ferien dann acht Stunden die Woche arbeiten muss, wenn man keine Überstunden macht
Ich sage jetzt schon, die meisten ohne Funktionelle kommen da am Ende null auf null heraus
Also genau da ist das nächste Problem
Ich bin damit beschäftigt in den Pausen Türöffner zu spielen, GFS zu betreuen, Klassenarbeiten an fehlende Schüler zu verteilen … Und dann bekommt man das pauschal abgezogen und das Kopieren nicht vergessen und Fehlzeiten kontrollieren
Ich habe jede Pause bewusst gefüllt, weil ich Leerlauf nicht brauche
Bilanzierte Über- und Unterstunden sind regelmäßig im Stundenplan eines Unterrichtshalbjahres angeordnete Abweichungen von der Soll-Stundenzahl.
Ich finde nicht, dass in NRW mit dem Entlastungsstundenprinzip ein ähnliches System besteht. Die Entlastungsstunden sind doch gerade in NRW nur ein Tropfen auf den heißen Stein, damit nicht alles bei der Schulleitung hängen bleibt.
Bis auf die wenigen Aufgaben, wo die Entlastungsstunden aus einem externen Topf kommen (BWO-Koordination, Praktikanten-Koordination, Ausbildungsbeauftragte), sind mir keine Aufgaben bekannt, wo die Entlastungsstunden die Mehrarbeit ausgleichen würde. Die Schulen bekommen viel zu wenig Entlastungsstunden und sollen diese dann eigenverantwortlich verteilen, so kann man den schwarzen Peter dann immer den Schulen zuordnen, falls ungerecht verteilt wurde. Das führt dann dazu, dass man an vielen Stunden für eine Klassenleitung so lächerliche Anerkennung wie eine Viertelstunde Entlastung bekommt, oder dass es zum Beispiel für den gesamten Lehrerrat nur eine Stunde Entlastung gibt oder dass auch gerne mal Kollegen, die noch was erreichen möchten, einfach gar keine Entlastung bekommen.
Jepp, die Anrechnungsstunden sind ein Witz…..wir haben ganze 4 zu verteilen….davon bekommen die Medienbeauftragten je eine, die Sportbeauftragte (Orga und Begleitung aller Sportveranstaltungen) eine und der LR teilt sich auch eine….
Alles Aufgaben, die weit mehr Zeit verschlingen….
Anerkennung eben, nicht Ausgleich.
Walter kann ja mal zusammenrechnen, wie viele Entlastungsstunden an seinem Institut so vergeben werden.
Und sich dann trotzdem dolle benachteiligt fühlen.
In dem Punkt, dass der Umfang der Entlastungsstunden viel zu gering ist, gebe ich Ihnen Recht. Ich bezog mich mit meiner Assage, es gebe schon eine ähnliches System auch nicht auf den Umfang, sondern auf die Art und Weise, wie man mit einem Arbeitszeitkonto umgehen kann.
Wie viele sind es denn bei Ihnen? 😉
Ja, genau das ist das Problem warum ich es nicht machen möchte
Es wird dazu führen, dass Leute bewusst langsam arbeiten, damit sie bloß im nächsten Jahr entlastet werden
Das geht nur, wenn alles standardisiert wird
Ansonsten wird belohnt, wer trödelt
Zum letzten Abschnitt stimme ich zu. Eine Arbeitszeiterfassung stünde nicht auf der Wunschliste vieler Lehrer, wenn deren reale Arbeitszeit nicht in den letzten Jahren durch immer mehr Aufgaben und Belastungen einen kritischen Punkt erreicht oder überschritten hätte. Da man das den Lehrern aber anscheinend nicht glaubt oder glauben will oder nicht die Konsequenzen daraus ziehen will, bleibt eigentlich nur, das Recht auf systematische Erfassung einzufordern, in der Hoffnung, dass Ihre Verbesserungsvorschläge dann umgesetzt werden. Wenn es denn dazu kommt, wird es mit den von Ihnen beschriebenen Konsequenzen einen riesigen Wirbel geben oder bei scheibchenweiser, taktisch zögerlicher Umsetzung zu jahrelangem Dauerfrust führen. Aber den wird es ohne Änderungen ohnehin geben, ggf. auf anderer Ebene.
So oder so, dies liegt nicht in der Verantwortung der Lehrer. Letztlich dienen die von Ihnen aufgezählten (und nicht aufgezählten) konsequenten Verbesserungen vor allen Dingen der Bildung selbst, vermutlich mehr als jedes pädagogisches Musterkonzept. Im Grund muss man sich entscheiden, ob man auch die Bildung weiterhin wie die Infrastruktur auf Verschleiß fahren will (und damit meine ich hier nicht die Schulgebäude).
“Grundsätzlich ist es ja so, dass Beamte alimentiert werden und kein Gehalt/Lohn erhalten. Das ist schon mal was ganz anderes.”
Wo ist das “was anderes”?
Gibt es bei Beamten keine Zeit?
Falls es bei Beamten auch “Zeit” gibt … Wie bei allen anderen Menschen auch … Kann auch schon erfasst werden.
Mehr braucht es dazu nämlich stark reduziert gar nicht.
Bekommen Beamte letztendlich nicht auch Geld? Egal, wie man das nennt – Alimente, Lohn, Gehalt, Zasta, Mücken, Scheinchen, Kohle, Geld …
30 Tage “Urlaub” bedeutet aber auch, dass ich zum Großteil (wie andere AN gesetzlich eben auch) diesen selbst mitbestimmen darf. Auch in meiner Unterrichtszeit/Unterrichtstagen.
Auch das ist dann die logische Konsequenz. Und ja, das kann der AG machen. Wer dann den Unterricht usw. in dieser Zeit übernimmt – das muss der Arbeitgeber als Rahmen dann auch stellen. Konzept ist AG-Sache.
Nicht nur Fächer sind unterschiedlich “anspruchsvoll”, sondern auch innerhalb der Fächer wiederum der Aufwand.
Ich kann eine Sportstunde “äußerst stark reduzieren”. Oder immens viel Aufwand reinstecken.
Das sieht man oft bei einigen “in der Realität” im Vergleich zum “im Referendariat”.
Das ist das “Min – Max” Prinzip.
Und warum sollte man dann nicht ggf. eben – falls man mehr Zeit “übrig” hat – Projekte durchführen oder irgendwo mithelfen oder mehr vertreten oder sonst was.
Bürokratie und Gängelung bedeutet Aufwand. Beiderseits. Dementsprechend geht dann logischerweise die Arbeitzeit in der Erfassung nach oben. Das ist Arbeitszeit.
Wovor hat man hier bitte “Bedenken” oder “Angst”?
Dann wäre die Priorisierung durch den AG “Gängelung”, “Bürokratie”. Auch okay. Wird man langfristig wahrscheinlich nicht sonderlich weit kommen, außer alle sche…. sich ein.
“Ich finde die Diskussion grundsätzlich falsch. ”
Klar. Dürfen Sie auch so finden. Ihr Empfinden.
Ich sehe das halt bspw. anders.
Und jetzt?
Ich würde das auch “grundsätzlich falsch” finden, wenn ich bspw. deutlich weniger durch Deputat arbeiten müsste und trotzdem alles innerhalb der Zeit gewissenhaft erledigt wäre.
Aber so?
“Eine Arbeitszeiterfassung ändert gar nichts.”
Doch? Die Arbeitzeit wird erfasst?
Bestenfalls kommt man dann irgendwann mal auf die Idee, dass die Schule auch ein Ort des Arbeitens ist. Und dass man hier auch Rahmenbedingungen stellen könnte.
“Sie bringt nur Aufwand, Ärger und Frust.”
Wenn man sich alles gefallen lässt, dann schon.
Und wenn man (deutlich) weniger als seine eigentliche Arbeitszeit (40/42 Std/Woche) arbeitet, dann ggf. auch.
Ansonsten wohl eher nicht … Warum denn? Wie denn?
“Was wirklich helfen würde und das Leben von allen am Schulleben beteiligten Personen erleichtern würde wären tiefgreifende strukturelle Änderungen. Mehr Sozialarbeiter, kleinere Klassen (Hattie zum Trotz), weniger unterrichtsfremde Verwaltung, bessere sachliche Ausstattung, vernünftige Bildungspläne, mehr Respekt und Anerkennung für Bildung und Pädagogen… Die Liste ist lang.”
Hattie ist nicht “gegen kleinere Klassen”. Das wird nur immer wieder so falsch ausgelegt.
Zum einen sind die Erhebungen diesbezüglich in der Hattie Studie aus den 70ern?
Dazu nicht primär aus Deutschland.
Zudem sind sie innerhalb dieser Erfassung schon eingegrenzt. Also hier sind innerhalb der Erfassung schon grundlegend kleinere Klassen als Faktor inkludiert.
Warum Politiker dies entweder wissentlich immer wieder falsch erwähnen und anführen oder sie keine Ahnung haben oder sie diese Erhebungen nicht verstehen … Das muss man dann den/die jeweilige Person fragen.
Kann man durchaus machen. Sollte man auch.
Ansonsten haben Sie recht. Aber: Wurde das gemacht? Innerhalb des Deputatmodells? Glauben Sie ernsthaft, dass dies ein “entweder/oder” in egal welche Richtung wäre?
Faktisch sehen wir, dass zumindest die Rahmenbedingungen im Deputatsmodell äußerst schlecht sind.
Vielleicht wäre eine Arbeitszeiterfassung der erste Schritt? Dann könnte man sich eine soooo ineffiziente und “zeitverschwendendes” System nicht mehr so leisten?
Auch darüber sollten Sie vielleicht mal nachdenken.
Wie gesagt … Wir haben jetzt wie lange Deputatsmodell ohne gute Rahmenbedingungen?
Vielleicht mal ein Versuch wert etwas fundamentales zu ändern, worauf der AG aber sowas von “kein Bock” hat zu ändern. Vielleicht … Vielleicht aus ganz guten Gründen [“Ausbeute”].
Könnte man mal überlegen.
Was helfen würde, wäre Verwaltungskräfte zu beschäftigen, die Aufgaben übernehmen, die aktuell von Lehrern gemacht werden.
Die Erkenntnis vermisse ich
Was ich hier zudem vermisse, ist die Erwähnung, dass sich viele um die Übernahme von Aufgaben streiten, um schneller befördert zu werden. Es ist bei uns selten so, eigentlich nie, dass man gezwungen wird zusätzliche Aufgaben zu übernehmen.
Einige übernehmen bei uns so viele freiwillige Aufgaben, dass ich gar nicht weiß, wann die noch Unterricht vorbereiten
Ich bin dankbar für die freie Zeiteinteilung und will da keine Kontrolle und denke sehr stark darüber nach, ob ich mich nicht langfristig umorientieren soll
Wer am Ende ein gutes Zeitmanagement hat und sich auf den Job und nicht das Nebengeschäft konzentriert, wird am Ende der Dumme sein und mit Mehrarbeit bestraft
„Einige Bundesländer wie Bremen haben Pilotprojekte zur Arbeitszeiterfassung bereits auf den Weg gebracht.“
Kleine Korrektur:
Bremen hat KEIN Pilotprojekt zur ArbeitszeitERFASSUNG,
sondern zur ArbeitszeitERFAKUNG.
Es reicht schon die Deputate auf 19-30 zu senken.
Die Lösung wird sein: Lehrer müssen von 8:00 bis 17:00 in der Schule präsent sein. Es wird keine andere Lösung geben können.
Dazu müsste der AG aber entsprechende Arbeitsräume und Ausstattungen liefern. Um das liefern zu können, müsste er den Kommunen als Sachaufwandsträger gewaltige Investitionsmittel zur Verfügung stellen, da denen die Grundstücke und Gebäude gehören.
Also wird es die wirtschaftlichste Variante werden, und die ist mobiles Arbeiten. Die Voraussetzungen für Homeoffice haben die Länder bis jetzt nicht getragen und werden es in Zukunft auch nicht tun. Also keine Angst!
Der Arbeitgeber muss auch jetzt dafür sorgen, dass diese Bedingungen erfüllt sind.
Fragen Sie sich mal, wie viele im Homeoffice arbeitende Bekannte vom Arbeitgeber bestimmte Arbeitsmaterialien gestellt bekommen. Das fängt bei ergonomischen Stühlen an und hört bei Teilbeträgen für Internetkosten oder Kommunikationsgeräte auf.
Nur sind die Lehrkräfte wieder die schlafenden Schafe, die alles mitmachen.
Deshalb sage ich doch, dass Lehrkräfte zuhause “mobil arbeiten” und keine Arbeit im Home-Office erledigen. Die rechtlichen Verpflichtungen für das Ermöglichen von mobilem Arbeiten sind für den AG ganz andere als beim HO.
Arbeitsstättenverordnung erfordert für den Lehrberuf eine entsprechende Ruhe unter 55 DB, die eigentlich nur in Einzelbüros gewährleistet werden kann und sicher nicht im Lehrerzimmer
Also ich kann nicht korrigieren, wenn mich das Schmatzen meines Gegenübers ablenkt
Das bedeutet an unserer Schule mehr als 100 Büros, außer man ignoriert die Konzentration, die nötig ist
Die heutige Jugend fordert Homeoffice und Flexibilität, da ist die Idee nach starren Arbeitszeiten ein Witz
Ich habe letztes Jahr mal ein ganzes Jahr jede Zeit notiert, wo ich für die Schule gearbeitet habe. In den Ferien arbeite ich auch regelmäßig, nicht nur Unterrichtsvorbereitung, sondern auch Organisatorisches. Also wirklich über 365 Tage gemittelt! 50-60Std pro Woche. Heißt, ich habe keinen Urlaub und arbeite mehr, als offiziell vorgesehen. Ich arbeite gern, aber es wäre schön, wenn das auch anerkannt werden würde! Wenn man sich dann immer anhören muss, man hätte so viel Ferien und Freizeit ist das schon ärgerlich
Über 365 Kalendertage gemittelt? Glaub ich nicht, halte ich für eine Übertreibung oder schlichtweg für oder schlechte stochastische Kompetenz. Die mehr als 2900 Arbeitsstunden im Jahr wage ich zu bezweifeln, sorry.
Aussage gegen Aussage – was machen wir nun?
Es ist im Interesse aller, eine Richtlinie zur Arbeitszeiterfassung zu haben, damit solche Handlungen nicht vorkommen.
Eine andere Frage ist: Wie produktiv muss eine Lehrkraft eigentlich sein?
Das Pensum, das Lehrkräfte haben, lässt sich mit Arbeit und Entlohnung in der Wirtschaft vergleichen.
Eckkneibe oder gehobene Gastronomie?