BERLIN/FRANKFURT. Die Ergebnisse des neuen IQB-Bildungstrends lösen in der Bildungslandschaft eine Welle der Besorgnis aus. Mathematik und Naturwissenschaften – seit jeher Königsdisziplinen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands – sind ins Rutschen geraten. Lehrkräfteverbände sprechen unisono von einer dramatischen Entwicklung. Doch die Ursachen, die sie benennen, unterscheiden sich teils deutlich (und mit ihnen die vorgeschlagenen Auswege). Wir haben die Positionen mal sortiert.

„Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System“, sagt Anja Bensinger-Stolze von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der Abwärtstrend der Schülerleistungen habe sich „verschärft fortgesetzt“. Besonders alarmierend sei, „dass die Bildungsstandards im Fach Mathematik und in den Naturwissenschaften von noch weniger jungen Menschen im 9. Schuljahr erreicht werden als bei vorausgegangenen Studien“. Die soziale Schere klaffe zudem „immer weiter auseinander“.
Auch der Deutsche Philologenverband (DPhV) zieht eine düstere Bilanz: „In allen untersuchten Fächern werden die Regelstandards seltener erreicht und die Mindeststandards häufiger nicht erreicht als 2012 und 2018“, heißt es. Besonders besorgniserregend: „Knapp neun Prozent aller Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Fach Mathematik verfehlen den Mindeststandard für den Ersten Schulabschluss und etwa 34 Prozent den für den Mittleren Schulabschluss.“
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) konkretisiert: „Wenn ein Viertel der Jugendlichen, die im Alter sind, einen mittleren Schulabschluss zu erwerben, den Mindeststandard dafür in Mathematik über alle Schulformen hinweg verfehlt, dann ist das kein Zufall. Und wenn das 2018 nur bei 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler der Fall war, sendet das ein sehr deutliches Signal.“
Hinzu kommen, so der DPhV, „große Mental-Health-Probleme der Kinder und Jugendlichen, insbesondere nach der Corona-Pandemie“, eine „sinkende gesellschaftliche Leistungsorientierung“ sowie der „andauernde Lehrkräftemangel“. Der VBE spricht offen von „mentalen Auffälligkeiten der Generation“, die Schulschließungen und Distanzlernen erlebt habe. Diese Jugendlichen, so VBE-Vize Tomi Neckov, müsse man „in ihren Sorgen und Nöten sehen und sich angemessen um sie kümmern“. Das sei „keine Aufgabe für die Lehrkraft, sondern für dafür ausgebildete Therapeuten, Psychologinnen, Sozialarbeiter und Schulgesundheitsfachkräfte“.
Das Fundament bröckelt: Fachfremder Unterricht und Lehrkräftemangel
Ein zentrales Thema in fast allen Stellungnahmen: die Qualifikation der Lehrkräfte. „Ein erheblicher Anteil der Lehrkräfte in den getesteten Klassen verfügt nicht über eine Lehrbefähigung im jeweiligen Fach“, heißt es beim DPhV – „an Gymnasien rund 7 bis 9 Prozent, an nichtgymnasialen Schularten 14 bis 21 Prozent.“
Für DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing ist das kein Zufall: „Wird ein erheblicher Teil des Unterrichts in Mathematik und Naturwissenschaften von Lehrkräften ohne ausreichende Lehrbefähigung erteilt, sind die schlechten Ergebnisse der Studie nicht verwunderlich.“ Der Staat, so Lin-Klitzing weiter, „kann keine ausreichende Bildung der Schülerinnen und Schüler gewährleisten, wenn er selbst nicht professionell aus- und weiterbildet“.
Auch der VBE sieht darin die Wurzel des Problems. „Der neue IQB-Bildungstrend zeigt deutlich: Die Leistungseinbrüche sind Konsequenz von Mangelverwaltung und politisch vorangetriebener Entprofessionalisierung des Lehrkräfteberufs“, sagt Tomi Neckov. „Bis zu 20 Prozent der Lehrenden unterrichten fachfremd. Studien zeigen eine klare Korrelation: Je geringer die fachliche und didaktische Qualifikation, desto schwächer die Leistungen.“
Die GEW wiederum richtet den Blick auf die Folgen dieser Unterfinanzierung: „Das Bildungssystem in Deutschland ist seit Jahrzehnten deutlich unterfinanziert. In allen Bildungsbereichen, insbesondere in Kitas und Schulen, herrscht ein riesiger Fachkräftemangel.“ Statt bessere Bedingungen zu schaffen, verschärften manche Länder die Lage sogar noch: „Anstatt kleinere Klassen einzurichten, vergrößern sie diese“, kritisiert Bensinger-Stolze.
Was nun? Zwischen Professionalisierung, Investitionen und Leistungsforderung
Die Konsequenzen, die aus den Zahlen gezogen werden, fallen je nach Verband unterschiedlich aus. Die GEW fordert einen Kurswechsel in der Bildungspolitik: „Eine bedarfsgerechte Personalausstattung oder eine bessere Unterstützung der Schulen in sozial schwierigen Lagen sind nur mit höheren staatlichen Bildungsausgaben zu erreichen.“ Sie erneuert ihre Forderung nach einem 130-Milliarden-Euro-Programm für Bildung und einer gerechteren Mittelverteilung.
Der VBE dagegen ruft nach einer „Professionalisierungsoffensive“. Dazu gehören, so Neckov, „begleitete Qualifizierungsprogramme für den Seiten- und Quereinstieg mit verbindlichen Standards, strukturelle Entlastung der Schulen durch multiprofessionelle Teams und eine echte Personalplanung statt Mangelverwaltung“.
Der Deutsche Philologenverband geht noch einen Schritt weiter – und sieht den Ursprung der Misere in der „Vereinheitlichung und Verkürzung der Lehrkräftebildung“: „Fast alle Bundesländer haben die gymnasiale Lehrkräftebildung in polyvalente Bachelor-Master-Studiengänge verändert. Wer jedoch schon bei der Lehrkräftebildung spart und vereinheitlicht, spart in der Konsequenz auch die Leistungen der Schülerinnen und Schüler ein – zuungunsten unserer gemeinsamen Zukunft.“
Der Deutsche Lehrerverband (DL) wiederum legt den Fokus auf den Leistungswillen. Präsident Stefan Düll fragt: „Wie oft noch wollen wir uns solch alarmierende Befunde leisten? Wollen wir wirklich den Spitzenplatz Deutschlands als MINT-Nation aufs Spiel setzen?“ Statt „endloser Zuständigkeitsdebatten“ brauche es entschlossenes Handeln: „Schluss mit Systemstreitereien, Ideologiedebatten und Digitalpessimismus. Geben wir den jungen Leuten Zutrauen und Zumutung!“
Düll fordert eine „Schul- und MINT-Offensive“, Investitionen „von der frühkindlichen Förderung bis zur Hochschule“, in Begabtenförderung, Mental Health, Digitalisierung und moderne Schulgebäude. Und er mahnt: „Schulen müssen Orte sein, an denen Leistung zählt und Zukunft entsteht. Das kostet Geld. Leisten wir es uns endlich.“
Einig in der Diagnose – uneinig in der Therapie
In der Analyse herrscht seltene Einigkeit: Das System krankt an Dauerstress, Personalmangel und politischen Fehlsteuerungen. Doch über die Therapie streiten die Verbände.
Die GEW sieht die Ursache vor allem in sozialer Ungleichheit und Unterfinanzierung. Sie will das Schulsystem grundlegend umbauen – „weg von der frühen Aufteilung in unterschiedliche Schulformen“. Der VBE und der DPhV hingegen fokussieren die Qualität des Unterrichts und die Professionalisierung des Lehrberufs. Während der VBE von „Entprofessionalisierung“ spricht, warnt der DPhV vor der „Vereinheitlichung“ der Lehrkräftebildung und fordert eine Rückbesinnung auf die Besonderheiten des Gymnasiums.
Der Deutsche Lehrerverband setzt wiederum auf Leistungsorientierung und MINT-Stärkung – und grenzt sich damit von der GEW deutlich ab.
Was alle eint, ist die Diagnose: Das Fundament des Bildungssystems bröckelt. Lehrkräfte kämpfen mit der Last, Schülerinnen und Schüler mit den Folgen – und Deutschland mit seiner Zukunft. „Gute Bildung und gute Arbeit sind zwei Seiten einer Medaille“, sagt GEW-Vorständin Anja Bensinger-Stolze. Lehrerverbandschef Stefan Düll versucht sich in Optimismus: „Leistung zählt und Zukunft entsteht – wenn wir endlich handeln.“ News4teachers
IQB-Bildungstrend: Warum es mit den Schulleistungen in Deutschland (weiter) bergab geht
Die einzelnen Interessensvertretungen artikulieren wieder einmal, was zu ihrem Profil und ihren Intentionen passt. Der große bildungspolitische Wurf ist nicht dabei, aber wen wundert das angesichts der Problematik.
Es darf die Frage gestattet sein,
ob denn die viel gescholtenen “alten Methoden” nicht doch insgesamt auf die Breite hin erfolgreicher waren??
U.a. El-Mafaalani weist ja immer auch auf den Zusammenhang zwischen sozialer Klasse und Bildung hin.
Für bestimmte Lernmethoden wird wohl ein gewisses Maß an sozialem Kapital (Bourdieu) vorausgesetzt, welches aber nur wenige Kinder vorweisen können.
Während dann private Schulen durchaus die Möglichkeit haben nur Lehrkräfte einzustellen, die ins Konzept der Schule passen, müssen staatliche Schulen nehmen was sie vorgesetzt bekommen.
Es ist auch nicht gesagt, dass jede Lehrkraft jede Methode wirklich gut umsetzen kann.
So wie bei der der Bahn, da hat die Privatisierung und die Möglichkeit, Manager – Nieten in Nadelstreifen – auszusuchen, doch wunderbar funktioniert. Einst war die Bahnn lahmarschig und beamtenverschnarscht aber pünktlich, heute ist sie börsennotiert und am Arsch.
Jo. Lemov lässt grüßen. Zurück zu direkter Instruktion. Davon profitieren Lernschwache und Jungen besonders.
Ich finde wieder fraglich, wie das alles sein kann, wo doch seit Jahren und Jahrzehnten am Schulsystem herumgedoktert wird, um alles BESSER zu machen. So viele Dinge sind abgeschaffft worden, so viele wurden eingeführt und es wurde nur schlechter?
Komischerweise erzielen die Klassen mit Lehrern der “alten Schule” immer die besten Ergebnisse. Aber statt daraus zu lernen, wird weiter fleißig auf selbständiges Lernen gesetzt. Lernresistent.
Die Arasie verhindert, dass die Kinder sich zu selbstständigen Arbeiten aufraffen. Das kannten schon die alten Griechen. https://de.wikipedia.org/wiki/Akrasia
Da legt sich das IUnterbewusstsein quer und verhindert Sinnvolleres zu tun. https://www.visiongesund.de/der-akrasia-effekt-warum-wir-aufschieben-und-wie-wir-es-ueberwinden/
Akrasie
Ich frage mich schon lange ob es denn Belege für den Erfolg der *neuen Methoden * gibt.
Gibt es Studien, die belegen, dass Konzepte wie flioped classroom in der Regel besser funktionieren?
Oder ist das einfach nur eine Idee, die man halt in allen Schulen mal ausprobiert?
Und ich würde das wirklich gerne wissen.
Gibt es solche Daten? Auch in Schulen mit schwierigem Klientel?
“Gibt es Studien, die belegen, dass Konzepte wie flipped classroom in der Regel besser funktionieren?”
Zumindest für Chemie hst sich gezeigt, dass Flipped Classroom für Studenten gut funktioniert, wobei bei Schülern m.W. gezeigt wurde, dass es keine fachlichen Vorteile gibt.
Meine persönliche Einschätzung:
Wer lernen will, wird lernen. Wer keinen Bock hat, den erreichen wir auch mit solchen Methoden nicht.
Wer lernen will, wird lernen. Wer keinen Bock hat, den erreichen wir auch mit solchen Methoden nicht.
Oder erst recht nicht….?
Ja gut Studenten sollten auch eine deutlich höhere Motivation haben als die meisten sus.
Was führt dazu, dass Kompetenzorientierung als riesen Fortschritt angesehen wird?
Wenn das ehrlich ohne Belege eingeführt wurde, braucht man sich nicht wundern.
Es gibt überzeugende Studien die klar belegen, dass Direkte Instruktion die Methode ist, die bei schwächeren SuS oder solchen mit herausfordernden Ausgangslagen mit Abstand am besten funktioniert.
Es ist eigentlich ein No Brainer, trotzdem wird in der Diskussion in Deutschland immer noch so getan, als wäre das irgendwie strittig.
Meine praktischen Erfahrungen aus 40 Dienstjahren mit Schülern der Fö-Bedarfe Lernen, Sprache, ESE (und 12 Jahre davon an einer RegelGS im Brennpunkt) haben das auch bestätigt.
Sehe ich genau so.
Dann ist es am Schluss wie bei der Inklusion.
Eine prinzipiell gute Idee scheitert an der Realität.
Weil Wunschdenken keine Rechnungen zahlt und die Finanzminister nicht die entsprechenden summen freigeben.
Ich meine, es liegt vor allem an den Bedingungen in den Schulen, an den Lern- und Arbeitsbedingungen, unter den Lehrer und Schüler arbeiten müssen und das ist alles bekannt. Aber was hat man gemacht? Wie jemand kürzlich für Berlin schrieb: Die Lehrer an Brennpunktschulen bekamen eine Gehaltszulage. Das war’s. Damit sie nicht mehr jammern?! Aber die Bedingungen blieben. Das ist doch symptomatisch für die Bildungspolitik.
Dass in etlichen Bundesländern der (offiziell genannte) Migrantenanteil der Testpersonen mittlerweile bei ca. 50 % liegt, soll keine Rolle spielen? Bremen 61,3 %, Berlin 53,4 %, Hamburg 52,2 %, Hessen 51,9 %, Baden-Württemberg 49,0 %, NRW 47,9 %. Sprachschwierigkeiten dürften dabei kaum vermeidbar sein, und auch in den MINT-Fächern enthalten die Testitems viel Text. Unser Schulsystem war und ist auf diese Quantitäten nicht vorbereitet. Auch das “Sprachbad” kann nur wirken, wenn noch genügend viele Muttersprachler in den Klassen sind, die mit der Bildungssprache vertraut sind. Das kann in manchen Stadtteilen schwierig werden. Ein Rezept dagegen ist nicht in Sicht. Alles läuft auf “weiter so” hinaus.
Migrationshintergrund ist ein sehr diverses Feld, da es z.T. schon reicht, wenn ein Elternteil im Ausland geboren ist. Die Kinder der Bundesbildungsministerin würden in manchen Bundesländern z.B. als “Migranten” gewertet.
Wenn man nur die 1. Generation vergleicht, die selber aus dem Ausland zugewandert ist, wären das in Bremen 23,6%, Berlin 17,6%, HH 15,1%, HE 17,9%, BW und NRW 14,3%, Bayern 13%.
Auffällig wäre, dass z.B. in HH Schüler*innen ohne Migrationshintergrund überdurchschnittlich gut in Mathematik abschnitten, während Schüler*innen mit Migrationshintergrund unter dem Schnitt performten. Die 1. Generation in HH lag dabei ungefähr auf dem Niveau wie in Hessen oder NRW.
Auffällig auch Brandenburg, wo Migranten der 2. Generation (= in DE geboren) bundesweit zu den Topperformern gehören, während die 1. Generation zu den Schlusslichtern zählt.
Umgekehrt zählen die Enkel und Urenkel der ursprünglichen Zuwanderer oft nicht mehr zu denen “mit Migrationshintergrund”, selbst wenn in der Familie weiterhin nur Türkisch gesprochen wird. Ebenso bei gewissen Clans, die sich gar nicht integrieren wollen. Die Statistik bei diesen Tests weist keine 3. und 4. Generation aus, zeigt aber jedenfalls deutliche Unterschiede, auch wenn der Begriff “mit Migrationshintergrund” selbst unscharf ist (die Ministerkinder bessern die Statistik eben nicht auf). Und wie man hört, gibt es bei der Einschulung viele Kinder, die kein Deutsch sprechen oder verstehen. Die sind nicht alle in der 1. Generation. Und auch die anderen sprechen nicht alle die Bildungssprache, nicht einmal alle deutschen Muttersprachler. Der Test zeigt doch, dass auch nach 9 Schuljahren Defizite bestehen. Und vor allem: Es bessert sich nicht über die Jahre, die Tendenz zeigt nach unten.
Nach meinen Informationen wird in der Schulstatistik von Bundesländern wie Baden Württemberg oder Bayern auch “mit Migrationshintergrund” erfasst, wenn in der Familie kein Deutsch gesprochen wird. Ich vermute mal, das wird in anderen Bundesländern ähnlich sein.
//Das ist komplett falsch, wie Sie das sehen. Am besten ist nämlich, wenn alle Kinder einer Klasse eine andere Sprache sprechen, dann profitieren nämlich alle. Man muss das einfach mal als Chance begreifen, …(wenn sich Kinder untereinander maximal mit improvisierter Zeichensprache verständigen können.)//
Solange es “Expert*innen” gibt, die so etwas Ähnliches von sich geben, brauchen wir nicht auf Besserung zu hoffen.
Man muss aber bedenken, dass viele mit Migrationshintergrund trotzdem mit Deutsch von Anfang an aufwachsen
„Das ist kein Unfall, sondern ein Fehler im System!” – Nächste Klatsche für die Bildung: die IQB-Studie
Im Abitur 2025 hat man uns in Sachsen erstmals die IQB-Bildungsstandards übergestülpt – zentralisiert, kompetenzorientiert, praxisfern. Für viele MINT-Kollegen nicht nur gefühlt ein weiterer deutlicher Abfall vom fachlichen Niveau. Na sowas.
In einem anderen Beitrag heißt es: „Sachsen – Spitzenreiter, aber mit Abwärtstrend“. Das klingt wie: Ihr wart mal gut, jetzt seid ihr nur noch besser als die Schlechten.
Die MINT-Lehrer? Die kotzen aus Frust. Jahrzehntelang haben sie für Fachlichkeit, Tiefgang und Leistung gekämpft – jetzt dürfen sie zusehen, wie ihre Schüler in einem Raster aus „Kompetenzen“ versinken, das mit echtem Können wenig zu tun hat.
Vielleicht versuchen wir es doch noch mal mit Schule ohne Chillräume, ohne Wohlfühlpädagogik, ohne Kompetenzsimulation. Dafür mit Exen, mit Stoff, mit Anspruch. Und wieder mit Hausaufgaben zum individuellen Vertiefen, Üben und Festigen von im Unterricht Verstandenem. Mit Struktur, mit klaren Anforderungen, mit dem Mut zur Lücke, aber auch zur Leistung.
Kann man schon so sehen.
Die Ergebnisse in Sachsen und Bayern haben zwar nachgelassen, wenn man die IQB-Ergebnisse allerdings auf PISA-2022-Mathematik übertragen würde, lägen die Werte dieser beiden Bundesländer aber immerhin noch besser als z.B. in Estland.
In Physik wurde in der Sek1 in NRW Gesamtschule jegliche Mathematik bis auf Einmaleinsniveau rausgeworfen.
Auf keinen Fall!
Dann müsste ich ja wieder richtig arbeiten.
Z.B. effektive Lernmethoden anwenden, siehe Hattie, und bereits mit Beginn der 3. bzw. am Ende der 2.Klasse fließendes Lesen und Schreiben durch instruierende Anleitung mit Feedback zur schnelleren Automatisierung dieser Kulturtechniken vermitteln. https://visible-learning.org/de/hattie-rangliste-einflussgroessen-effekte-lernerfolg/
Weil zurzeit das gemacht wird, was vor 100 Jahren schon im Stundenplan stand!
Digitales, Fortschritt, Innovation und Eigenanreiz wo?
4-Tage Woche
30 % Homeschoolinganteil
Gehalt 18 % rauf
DB und GK digital!
Nee im Gegenteil. Zu viel Innovation statt Besinnung auf das, was funktioniert.
Für neue Lehrer ist der Beruf nicht mehr attraktiv!!!
Fehlendes Homeoffice, schlechtes Akademikergehalt, kein 13. Monatsgehalt oder eine Bonuszahlung schmälert den Jahresgewinn.
Wir brauchen dringend die 4 Tage Woche und den Ausbau von online Unterricht.
Hasi ist 3 Tage im Homeoffice!!!
Viele Väter sind das auch und verdienen doppelt.
5 oder 6 Tage Präsenz pro Woche mit 10k weniger pro Jahr ?
Nein, für Akademikerfrauen sicher nicht!
Es muss sich dringend ändern und dann der Lehrermangel!
Ich mag dich sehr Petra 🙂
Du bist toll 😉
du bist so resolut und ehrlich
“Bravo” lebt noch, hurra.
Ist wie bei der Titanik, eine Stunde nach der Kollission: Das Loch ist da, die Lage außer Kontrolle – aber jeder hat ne tolle Idee, wie man das zum Untergang verdammte Schiff wieder auf Kurs bringt.
(Aber hauptsache alle 10 Minuten wird neu evaluiert, dass das Loch größer wird.)
Aber da hat wenigstens die Bordkapelle gespielt.
Und der Kapitän ist mit untergegangen.Das hier ist mehr Costa Concordia.
Mit Mundharmonika “Spiel mir das Lied vom Tod”.
Den Ausweg bilden die Gemeinschaftsschulen, die soziale Benachteiligung ausgleichen helfen. Dazu muss jedoch auch über Lehrpläne nachgedacht werden, die nicht mehr auf Bulimieernen ausgerichtet sind, sondern kritisches Denken und Persönlichkeitsentwicklung fördern. Das dreigliedrige Schulsystem zementiert die Unterschiede, besonders schlimm sieht es in Zeiten wirtschaftlicher Rezession aus, die bei Eltern Existenzsorgen hervorrufen. Damit fällt ein wichtiger Stabilitätsfaktor für die Kinder aus.
Nein, einfach nur Gemeinschaftsschule bzw. Gesamtschulen einzurichten, hilft überhaupt nicht.
Da ich an einer GemS arbeite, kann ich Ihnen außerdem versichern, dass es ohne “Bulimie-Lernen” (Schwachxxxxsbegriff!) mitnichten geht. Bei uns steht Persönlichkeitsentwicklung im Mittelpunkt. Es wird insgesamt viel zu wenig gelernt, was unter anderem damit zusammenhängt, dass es sehr, sehr viele außerunterrichtliche Aktivitäten gibt.
Kritisches Denken passiert automatisch, wenn man keine Denkverbote vorgibt und Meinungen zulässt. Außerdem gibt es solche Denkverbote an so gut wie keinen Bildungseinrichtungen in Deutschland mehr. Das geht sogar so weit, dass man an einigen Schulen rechte Gesinnungen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, kundtun kann.
Wirklich kritisches Denken setzt allerdings Wissen, das man sich zuvor angeeignet hat, voraus.
Ich schliesse mich DerechteNorden an.
Wer glaubt, dass heute (und dann noch an GemS!) “Bulemielernen” stattfindet … hat wenig Bezug zu real stattfindendem Unterricht.
Ich persönlich habe/hatte keine Lust mehr auf “Bulemielernen” und “seitenweise Schreiben”, da ich damit im Endeffekt extrem viel Ärger hatte, auch wenn die Ergebnisse top waren.
Für ***genau Leute*** wie Sie, Frau Müller-David, gibt es bei mir jetzt genau das, was Sie sich wahrscheinlich so unter “modernem” Unterricht vorstellen.
Seitdem bin ich allseits beliebt bei SuS, Eltern und (selbst ungebildeten) Kollegen. Ausserdem habe ich halt massiv weniger Arbeit und endlich ein ausfüllendes Privatleben, zunehmend gehe ich nur noch mit Tablet und einem Stück Kreide in den Unterricht – vorbereiten muss man diesen Kompetenzquatsch eh nicht.
Dass dabei natürlich nur die guten Kinder was lernen, da alle anderen logischerweise GPT & Co. nutzen bzw. presenter…was kratzt es mich ?
Geliefert wie bestellt.
Das eine tun und das andere nicht lassen. Also Wert auf Wissen UND Persönlichkeitsentwicklung bzw. Kompetenzentwicklung setzen. Deshalb mag ich persönlich die Schmetterlingspädagogik: morgens Wissen erlernen (nicht über dozieren) und nachmittags Persönlichkeit entwickeln über Erleben.
Ob man das so pauschal sagen kann?
Es gibt ja z.B. ein Bundesland ganz ohne Gemeinschaftsschulen, in dem nach der 4. Klasse nach Notenschnitten auf weiterführende Schulen verteilt wird.
Dort erbringen die Schüler*innen mit und ohne Migrationshintergrund bei IQB regelmäßig Spitzenleistungen und die Quoten der Schüler*innen ohne ESA oder Berufsabschluss sind bundesweit auch am niedrigsten.
Lustigerweise schneiden diejenigen Länder am besten ab, die ihre Schulsysteme über die Jahre möglichst unverändert gelassen haben: Sachsen und Bayern. Mit G8 die einen, mit dreigliedrigem System (und Exen!!) die anderen.
In der RUHE IM SYSTEM liegt die Kraft.
NRW dagegen scheucht regelmäßig mehr Säue durchs Dorf, als die Metzger wolfen können:
Dreigliedriges System, dann Hauptschulen weg, dafür Gesamtschulen dazu; Realschulen bleiben mancherorts erhalten wegen Elternrebellion; Sekundarschulen kamen hinzu, die mit Gymnasien kooperieren wg. Oberstufe; Einführung des Ganztags an allen Schulformen. Pseudo-Inklusion hatten wir ja bereits diskutiert. Wechsel von G9 nach G8 und rumsbums zurück nach G9.
Und ständig PISA-Panik und IGLU-Panik und IQB-Panik, KompetenzenKompetenzen, AlarmAlarmAlarm!!!
Alle naselang copy-pasten wir neue Lehrpläne zusammen und reichen sie ein (liest den ganzen Scheiß eigentlich noch irgendwer? Unsere eingebauten kleinen Provokationen jedenfalls blieben unkommentiert).
Aber klar, die Corona-Krise vor fünf Jahren, da waren für ein paar Wochen die Butzen dicht, die ist natürlich für die ganze Misere verantwortlich.
Welcher Lehrplan priorisiert ‘Bulimielernen’ (wer diesen Schwachsinnsbegriff noch benutzt, sollte eigentlich nicht erwarten, dass jemand weiterliest) gegenüber Persönlichkeitsentwicklung und kritischem Denken? Noch deutlicher, in welchem Kollegium gibt es noch Lehrkräfte in nennenswerter Anzahl, die das so sehen und so unterrichten? Ich erlebe einige Eltern, die ihre Kinder gerne bei dieser Art ‘Lernen’ sehen würden, Aufgaben abhaken, möglichst viele, auswendig lernen usw. Denen dürfen wir immer erklären, dass ‘ich habe alles auswendig gelernt, aber ich wusste nicht, was wo gefragt war’ eben nicht für eine eins reicht.
Es geht um 16 Bundesländer, in allen haben sich die Leistungen verschlechtert, mal mehr mal weniger. Da ist wirklich jedes Schulsystem vertreten, ob es nun Gemeinschaftsschulen sind oder ein hierarchisches dreigliedriges System, die Ergebnisse ähneln sich sehr. Sehr ambitioniert, daraus ein bestimmtes System als Lösung abzuleiten!
“Ergebnisse ähneln sich sehr” ist ein dehnbarer Begriff.
Die Durchschnittspunktzahlen in Mathematik unterscheiden sich zwischen den Bundesländern bei “ohne Migrationshintergrund” um bis zu 65 Pkt, bei 2. Generation um bis zu 97 Pkt , bei 1. Generation um bis zu 64 Pkt.
“Kritisches Denken” und “Persönlichkeitsentwicklung” rechnen keine einzige Zahl aus.
Normativ erwünschte Persönlichkeitswerte und geistige Fähigkeiten sind zwei paar Schuhe.
Im übrigen sind die von Ihnen angesprochenen (und mit einer echten Bildungsgrundlage versehen: sehr wichtigen, erstrebenswerten und guten!) Werte im deutschen Schulsystem in der Regel damit synonym, der schulkulturellen und bildungsministerialen Definition von “kritisch” usw. zu folgen – das heisst heute (und wurde in Lehrplänen auch schon genau so definiert), dass man eben genau NICHT kritisch ist.
“Kritisches Denken”, dass mehr als wohlfeiles Nachplappern von Zeitgeist und/oder narzistisches Getue ist braucht zunächst *Wissen* und *Fähigkeiten*.
Weg mit gebundenem Ganztag, hin zu individueller Förderung!
Der Nachmittag sollte flexibel genutzt werden für Kleingruppenförderung in den Hauptfächern für Lernschwache, Forderkurse für besonders Begabte, Hausaufgabenbetreuung in halber Klassenstärke wenn man es zuhause nicht alleine schafft sowie AGs oder Freistellung für Teilnahme an Vereinssport und Co. Nachmittags frühestens ab Kl.8 Unterricht in Klassenstärke.
Was ist mit den Kindern, die fast alles davon brauchen?
Wochenende
Wundert mich nicht, wenn ich daran denke, wie irreführend etwa die Ableitung von e- und ln-Funktion gelehrt wird. Ein Mathebuch, anhand dessen man gut den Stoff selbst nochmal lernen kann, habe ich auch noch nicht gefunden.
EInfach eins von vor 20 Jahren suchen. Die sind deutlich besser.
Mathe und MINT-Fächer sind wichtig, aber es ist Unfug, sie als “Königsfächer” zu bezeichnen. Lesekompetenz und Verstehen der Texte rund um mathematisches und natrwissenschaftliches Regelwerk sind die Voraussetzung dafür, in Mathe und MINT-Fächern zurecht zu kommen. Und für die “Zukunftsfähigkeit” unseres Landes, zugleich für die Persönlichkeitsentwicklung und persönliche Zukunftsperspektiven der Kinder und Jugendlichen sind Politische Bildung (die Politik, Geschichte, Recht, Geographie, Medienkompetenz umfasst), Ethik/Religion musische Fächer, Sport genau so wichtig.
Die Bildungsmisere speist sich aus einem ganzen Bündel von jahrzehntelangen Fehlenwicklungen:
Im Rest der Welt bleiben Kinder bis einschließlich 8., 9. oder 10. Klasse zusammen. Die unprofessionelle Gewissheit von Grundschullehrer*innen, Prognosen für die Lernfähigkeit der ihnen anvertrauten Kleinen über mehrere Jahre hinaus abgeben zu können, muss schlicht durch Abschaffen des Sortierens von 10-Jährigen unnötig gemacht werden.Im Rest der Welt ist Schule von morgens, irgendwann zwischen 8 und 9, bis nachmittags, irgendwann zwischen 15 und 16.00 Uhr. Hausaufgaben, das Alleinlassen gerade der Kinder, denen zuhause niemand gut helfen kann, ist das zweite Grundübel.Die Erstausbildung von Lehrkräfen an den Unis ist meist berufsfern. Im Referendariat konzentriert sich dann alles auf hübsch präsentierte 45-Minuten-Stündchen. Der Beruf der Lehrerinnen und Lehrer ist komplex. Im Rest Europas unterrichten Lehrkräfte 22 bis 23 Unterrichtstunden. Das kommt nicht von Arbeitgeberfreundlichkeit, sondern von der Erkenntnis, was alles zum Berufsalltag in der Schule und rund um die Schule dazugehört.Wir haben tatsächlich noch Lehramtsstudiengänge mit Numerus Clausus. Wir haben Bachelor-Studiengänge, die nichts mit dem Beruf in der Schule zu tun haben. An den Unis bilden zu viele Hochschul-Lehrende künftige Lehrkräfte aus, die selbst mit Schule seit ihrem Abi oder Referendariat nichs mehr zu tun hatten.Wir haben Fächersalat – 4 bis 5 Fächer am Tag statt mehr fächerübergreifendes Probleme entdecken, verstehen und lösen.Die IT-Aussattung und die nur selten ausgebikdete IT-Kompetenz und (!) IT-Didaktik und IT-Methodik der Lehrkräfte bedeuten nicht nur Stillstand, sondern Chancenverhinderung.Weder Fort-und Weiterbildung noch systematische Schulinspektion mit “Nachsorge-Ressourcen” sorgen in Deutchland angemessen für Qualität. Anspruchsvolle Betriebe, die von ihren Beschäftigten Abitur und Studium fordern, aber sie dann 40 Jahre vor sich hinarbeiten lassen, gehen pleite.Schulleitung ist, abgesehen vn “Chefs” in sehr großen Schulen, Hobbytätgigkeit mit lächerlichem Zeitbudget. Das ist ein weiterer deutche Sonderweg.Die Zwergstaaterei mit 16 Schulgesetzen, Dutzenden von Schulform-Details, hunderten unterschidelicher Verordnungen muss durch verbindliche bundesweite Kooperation und durch Staatsverträge zwsichen je 5 oder 6 Bundesländern überwunden werden. Da bleibt dann immer noch genug Föderalismus.Und natürlich muss durch eine groß angelegte quantitative und qualitative Ausweitung von Krippen und Kitas und die Aufwertung der Berufe von Erzieher*innen in Ausbildung, Bezahlung und Arbeitsbedingungen endlich ein Fundamanet dafür gelegt werden, dass alle, auch Kinder, die zuhause eine anderen Spfrache sprechen, echte Bildungschancen haben.Das alles ist von CDU/CSU, FDP und den Funktonären der Standesverbände Phlilogen-und Realschullehrerverband so, wie es ist, gewollt. In der alten Bundesrepublik wurden die Schulveränderungen der 50er und 60er Jahre in Europa schkicht ignoriert, Gesamtschulen bekämpft und Stoffhuberei zum didaktischen Prinzip gemacht. In der DDR gab es der Form nach bis zur 10. Klasse ine Schule für alle, aber sie war autoitär, zentralistisch dirigiert und ideologisch missbraucht. Nach 1990 wurde das westdeutsche Schulsystem übergestülpt. Was wir jetzt haben, ist das Prinzip: Aufs Gymasium gehören die”geeigneten Kinder” – und MEINS. Schulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen bauen wir wieder aus, statt inklusiv zu fördern – und 50.000 Schulabgänger pro Jahr ohne Abschluss sind bedeuaerlich, aber solange MEIN Kind nicht betroffen ist, muss sich nichts ändern.Privatschulen in nie gekanntem Ausmaß umgehen immer öfter das “Sonderungsverbot” – die, die Geld genug haben, brauchen sich so um das staatliche Schulsystem nicht mehr zu kümmern.Trotzdem müssen die, die’s besser wissen, für die notwendigen Reformen weiter argumentieren und eintreten. Für die “Zukunftsfähigkeit” unseres Landes und die Zukunft unserer – aller – Kinder.
Unabhängig davon, dass ich mit Ihrer Meinung mitgehe…
“Die unprofessionelle Gewissheit von Grundschullehrer*innen, Prognosen für die Lernfähigkeit der ihnen anvertrauten Kleinen über mehrere Jahre hinaus abgeben zu können, muss schlicht durch Abschaffen …”
Was soll denn dieser Seitenhieb. In Brandenburg entscheiden dies 1. der Notendurchschnitt und 2. die Eltern.
Und die Grundschullehrer die ich kenne, haben überhaupt keinen Bock auf eine Prognose, ich auch nicht, weil wir keine Hellseher sind.
Und außerdem geht die Grundschule in Berlin und Brandenburg bis Klasse 6. Die Entscheidung über die weiterführende Schule erfolgt dort also erst später und die Lehrer können die Schüler dadurch noch besser einschätzen!
Unverhandelbarer Teil der Lösung des Problems muss die Maxime ‘back to the roots’ sei, in einem Gros der Bereiche also ein U-Turn: https://www.news4teachers.de/2022/12/nie-wieder-burnout-der-lehrerberuf-muss-zurueck-zu-seinen-wurzeln-dem-unterrichten-ein-news4teachers-leser-kommentiert/?noamp=mobile – das bedeutet auch, dass massiv Geld, Geld, Geld im das System gesteckt wird (und insb. auch daran wird es scheitern)…
Zu viele Korrekturen…
*sein
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