Die „Polarstern“: Reise ins dunkle Eismeer – bis zum Frühjahr

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BREMERHAVEN. Das Forschungsschiff «Polarstern» hat Bremerhaven in Richtung Antarktis verlassen. Es ist eine Reise in die Polarnacht: Das Schiff soll im Eismeer überwintern. Forscher erhoffen sich Erkenntnisse über den Klimawandel und das Ökosystem.

Die "Polarstern" ist jetzt aufgebrochen zu einer Reise in die Dunkelheit. Foto: Wikimedia Commons
Die „Polarstern“ ist jetzt aufgebrochen zu einer Reise in die Dunkelheit. Foto: Wikimedia Commons

Minus 30 Grad, Schneestürme und kaum Tageslicht: Im Packeis der Antarktis erwarten die Wissenschaftler auf dem Forschungsschiff «Polarstern» harte Bedingungen. Das Schiff ist jetzt in Bremerhaven in See gestochen, erst im Frühjahr 2014 soll es zurückkehren. Warum die Forscher im Südpolarmeer überwintern wollen, erklärt Expeditionsleiter Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven in einem Interview.

Was soll auf der «Polarstern» erforscht werden?

Lemke: «Im Sommer wurde gemessen, dass in der Arktis das Eis rapide abgenommen hat. Gleichzeitig hat das Eis in der Antarktis zugenommen und die größte Ausdehnung seit mindestens 40 Jahren erreicht, seit das gemessen wird. Die Frage ist, warum arktische und antarktische Packeisgebiete so unterschiedlich sind.»

Das Eis wächst trotz Klimaerwärmung?

Lemke: «Ein Grund ist, dass der Polarwirbel und damit die Westwinde, durch das Ozonloch stärker geworden sind und das Eis nach außen treiben. Deswegen wollen wir jetzt messen: Ist es auch dicker geworden? Oder hat es sich nur ausgebreitet?»

Und warum muss man dafür in die Polarnacht?

Lemke: «Wir wollen zweitens auch sehen, wie aus der Dunkelheit der Polarnacht bei Sonnenaufgang der Jahresrhythmus des Ökosystems beginnt. Wir nehmen Proben im Eis und untersuchen, was darin lebt. Eis ist ja ein poröses Medium, in dem Algen und kleine Krebse leben. Wir wollen die Wintersituation im Packeis der Antarktis anschauen. Seit 1992 waren wir nicht in der Gegend, das ist lange her.

Ist die Antarktis schlechter erforscht als ihr nördliches Gegenstück?

Lemke: «Sie ist sicherlich weniger erforscht. Sie ist so weit weg, und sie ist riesig. Aber auch in der Arktis sind wir meistens im Sommer. Im Winter können wir nicht hinfahren, weil das Eis so dick ist. Das Packeis in der Antarktis geht ja nur bis 70 Grad Süd, dann beginnt der Kontinent. Es ist immer beweglich, in Schollen unterbrochen, und das Schiff wird sich bewegen können. 2006 bei unserer letzten Winterexpedition, waren wir praktisch nur am Rand der antarktischen Halbinsel. Diesmal wollen wir tatsächlich bis zum Kontinent durchfahren.»

Ist so eine Reise ins Dunkle sehr belastend für die Menschen an Bord?

Lemke: «Es geht. Die Reise ist in Abschnitte geteilt. Die Besatzung ist meistens drei oder vier Monate dabei, dann wird sie ausgetauscht. Wir Wissenschaftler fahren auf unserem Fahrtabschnitt am 8. Juni in Kapstadt los nach Süden und kommen am 12. August in Südamerika an, dann werden wir auch ausgetauscht. An Bord gibt es einen Arzt, die Wäsche wird gewaschen und gebügelt. Aber das frische Obst ist nach vier Wochen natürlich aufgebraucht, und es ist lästig, wenn bei einem Sturm die Wellen 20 Meter hoch sind.» Interview: Teresa Dapp, dpa

Hier – bei Planet Schule – gibt es Filme und Unterrichtsmaterial zum Thema Antarktis.

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