WIESBADEN. Hessens Kultusministerin Nicola Beer (FDP) sieht damit die versprochene Wahlfreiheit eingelöst: Ein gutes Drittel der Gymnasien in Hessen freut sich wieder auf den neunjährigen Weg bis zum Abitur. Die Opposition will aber auch ein Rückkehrrecht für die jetzigen Fünft- und Sechstklässler.
Der Opposition hielt Beer vor, «einen Popanz» aufgebaut zu haben. Die Behauptung, 90 Prozent der Eltern wollten in Hessen zu G9 zurück, sei falsch gewesen. Die Opposition warf der Kultusministerin dagegen vor, die neue Wahlfreiheit an den Schulen zu behindern.
SPD, Grünen und Linkspartei unterstützen eine Elterninitiative, die dem Landtag eine Petition mit mehr als 22 000 Unterschriften übergab. Die Unterzeichner verlangen, dass auch die derzeitigen Fünft- und Sechstklässler wieder zu G9 zurückkehren können. Dies lehnt die Regierung ab. In den 38 rückkehrwilligen Gymnasien sind davon 8500 Schüler betroffen.
Wirbel um Übergabe von Unterschriften
«Sie wollen keine Wahlfreiheit», hielt der Grünen-Abgeordnete Mathias Wagner der Kultusministerin vor. Beer sei der Elternwillen «wurscht». Das erste Drittel der G9-Rückkehrer unter den Gymnasien sei erst der Anfang, prophezeite Fraktionschef Thorsten Schäfer-Gümbel. Beer sagte, die Fünft- und Sechstklässler an den Gymnasien hätten sich bewusst für G8 entschieden. Die Eltern hätten auch die Möglichkeit gehabt, für ihre Kinder in den Gesamtschulen ein G9-Angebot in Anspruch zu nehmen.
Die Übergabe der Eltern-Petition löste einigen Wirbel im Landtag aus. Die Initiative musste die mehr als 22.000 Unterschriften vor dem Parlament an Vertreter aller Fraktionen – auch CDU und FDP – übergeben. Landtagspräsident Norbert Kartmann (CDU) hatte eine persönliche Annahme abgelehnt. «Ich finde es sehr schade», sagte dazu der Sprecher der Initiative, Andreas Bartels. Er müsse neutral sein, rechtfertigte sich Kartmann. dpa(31.1.2013)