Deutscher Schulleiterkongress: Zuspruch, die Chefrolle anzunehmen

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DÜSSELDORF. Ist ein Schulleiter ein Chef? Oder lediglich ein Primus inter Parens? Am letzten Tag des Deutschen Schulleiter-Kongresses in Düsseldorf wurden die Teilnehmer – rund 2000 Schulleiter aus ganz Deutschland – dazu ermutigt, mehr als lediglich „Erste unter Gleichen“ sein zu wollen und die Führungsrolle in ihren Kollegien anzunehmen. Auch Sylvia Löhrmann (Grüne), Schulministerin von Nordrhein-Westfalen und Präsidentin der Kultusministerkonferenz, sprach von einem neuen Rollenverständnis: Schulleiter sollten „steuern, nicht rudern“.

KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann auf dem Deutschen Schulleiterkongress. Foto: News4teachers
KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann auf dem Deutschen Schulleiterkongress. Foto: News4teachers

Die Anforderungen an Schulleiter seien vielfältiger und anspruchsvoller geworden; zunehmende Management-Aufgaben seien aber nur die „eine Seite der Medaille“. Die andere Seite: größere Freiräume in der pädagogischen Arbeit, die es zu nutzen gelte (obwohl sie mitunter als Bedrohung verstanden würden). Dabei allerdings, so Löhrmann, sollten Schulleiter auf ihr Team setzen. „Schule lässt sich nicht allein machen“, sagte sie. Schulleiter sollten die Potenziale der Kollegen – ebenso wie die der Eltern und Schüler – erkennen und fördern, um sie konsequent zu nutzen. „Erfolgreiches Schulleitungshandeln folgt ähnlichen Prinzipien wie der Arbeit im Klassenraum“, sagte Löhrmann. Und es baue auf pädagogogisch-didaktischer Kompetenz – weshalb sie sich ein Modell wie in Schweden, wo Schulleiter keine Lehrer sein müssen, in Deutschland nicht vorstellen könne. „Eine Schulleiterin oder ein Schulleiter muss das Kollegium verstehen, muss wissen, was es heißt zu unterrichten“, sagte Löhrmann.

Muss ein Schulleiter deshalb aber auch fast genauso viel unterrichten wie ein normaler Lehrer? Löhrmann rechnete vor: „Seit 2011 hat die NRW-Landesregierung rund 45 Millionen Euro investiert, um die Leitungszeit zu erhöhen. Insgesamt stellt die Landesregierung dafür 870 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung. Das ist auch ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für die verantwortungsvolle Gestaltungsaufgabe von Schulleiterinnen und Schulleitern.“ Daneben benötigten Schulleitungen verlässliche Rahmenbedingungen sowie eine gute Aus- und Weiterbildung, um Herausforderungen wie die zunehmende Heterogenität der bewältigen zu können.

Das vielfältige Programm auch am zweiten offiziellen Veranstaltungstag (nachdem der Kongress am Donnerstag schon vor der offiziellen Eröffnung mit „Pre-Workshops“ gestartet war) ließ Ermutigung, eine Führungsrolle anzunehmen, mitunter aus überraschender Richtung kommen – von einem Dirigenten beispielsweise, genauer: von Peter Stangel, dem künstlerischen Leiter der „taschenphilharmonie“ in München. Die Aufgabe bestehe darin, dem Orchester (oder eben dem Kollegium) zu helfen, sein Potenzial zu entfalten. „Ich kann sagen: Bitte spielen Sie ein bisschen schneller – einfach weil es mir gefällt. Ich bin der Boss. Aber ich pflege alles einzusammeln, was die Musiker mir mitgeben.“ Wenn sich etwa ein Oboist wünsche, mit einem Solo einen zusätzlichen Akzent zu setzen, dann lasse er ihn vorspielen und entscheide dann. Auch wenn der Wunsch schließlich abgelehnt werde, ermögliche die ernste Prüfung des Anliegens dem Oboisten, weiter mit ihm, Stangl, als Dirigenten gut zu arbeiten – auf Augenhöhe.

Doch auch wenn eine Führungskraft alle Prinzipien guter Führung beachte (was vor allem bedeute: die Würde des Gegenübers nicht zu beschädigen) – Probleme gebe es trotzdem, so sagte Stangl mit einem Lächeln voraus. Diese anzusprechen, auch wenn man eigentlich keine Lust dazu habe, dies gehöre zu den wichtigsten Aufgaben von Chefs. In den meisten Fällen zeige sich dann, dass lediglich ein Missverständnis zugrunde lag. Doch auch wenn der Konflikt tiefer reiche: Ein Problem anzusprechen, sei immer schon ein Teil der Lösung. Denn damit werde dem Gegenüber die Anerkennung zuteil, die unerlässlich sei für ein gemeinsames Tun. News4teachers

Zum Kommentar: Der Deutsche Schulleiterkongress – noch jung, und schon unverzichtbar

 

Teilnehmer des Deutschen Schulleiterkongresses. Foto: Susanne Schnabel
Teilnehmer des Deutschen Schulleiterkongresses. Foto: Susanne Schnabel
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