Nach interner Umfrage: Schulkleidung an rheinland-pfälzischer Gesamtschule nur noch freiwillig

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CONTWIG. Zehn Jahre lang war an der Gesamtschule Contwig das Tragen von Schulkleidung Pflicht. Doch der Rückhalt unter Lehrern, Eltern und Schülern war offenbar geschwunden. Einheitliche Schulkleidung gibt es jetzt nur noch an einigen Privatgymnasien im Land.

Schuluniformen gibt es nicht mehr? An einer Schule in der Pfalz war zehn Jahre lang zumindest eine abgeschwächte Variante vorgeschrieben. Jetzt wird auf Freiwilligkeit gesetzt – obwohl die Gründe für die Einführung aus Sicht des Schulleiters nach wie vor gelten.

Schüler in Uniformen
In vielen Ländern sind Schuluniformen selbstverständlich. Foto: pamhule / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Freiwillig statt verpflichtend: Seit Beginn des Schuljahres können die Schüler der Integrierten Gesamtschule Contwig selbst entscheiden, ob sie Schulkleidung tragen oder nicht. Zehn Jahre lang war die Schule in der Südwestpfalz nach eigenen Angaben die einzige staatliche in Rheinland-Pfalz, die das Tragen einer einheitlichen Oberbekleidung vorgeschrieben hatte. «Die Schulkleidung ist auf keinen Fall abgeschafft», sagte Schulleiter Thomas Höchst. Statt Zwang setze man jetzt auf die Eigenverantwortung von Schülern und Eltern. «Mit Zwang verfehlt man auch ein Stück weit die pädagogische Wirkung.»

Auslöser für die Neuregelung war eine Umfrage unter Schülern, Eltern und Lehrern. Nur 20 Prozent wollten die Schulkleidung in ihrer jetzigen Form behalten, 45 Prozent votierten für die Abschaffung, wie Höchst berichtete. Die restlichen 35 Prozent sprachen sich für eine überarbeitete Schulkleidung aus. Allerdings seien die Wünsche so vielfältig gewesen, dass sie kaum unter einen Hut zu bekommen seien. «Wie ein gutes Wirtschaftsunternehmen haben auch wir nach einer gewissen Zeit reflektiert und diskutiert», sagte der Schulleiter.

Manche Schüler hätten die einheitliche Kleidung doch als ein Stück Zwang empfunden. «Viele Lehrer mussten zu Beginn jeder Stunde fünf Minuten diskutieren, bis alle die Kleidung anhatten», sagte Höchst. Das habe Unterrichtszeit gekostet. Auch viele Eltern hätten von endlosen Diskussionen zu Hause berichtet.

Dabei wehrt sich Höchst gegen den Begriff der Schuluniform. «Das ist es nie gewesen – es betrifft nur die Oberbekleidung, und wir haben je zwölf Modelle für Jungen und Mädchen zur Auswahl.» Darunter seien etwa T-Shirts, Polohemden und Kapuzenpullover in weiß und blau oder einer Kombination beider Farben.

Die Gründe, warum die Schulkleidung 2006 eingeführt wurde, hält Höchst auch heute noch für richtig: «Schule ist keine Modebühne, sondern ein Arbeitsplatz.» Durch die Kleidung bringe man zum Ausdruck, dass die Individualität der Schüler wichtiger sei als die Marke, die sie tragen. Zudem könne der Einheitslook die soziale Gemeinschaft stärken. Viele andere Schulen hätten sich das Konzept angeschaut, aber keine sei nachgezogen. «Wir sind ein kleines gallisches Dorf», sagte der Schulleiter.

Nach Angaben des Bildungsministeriums in Mainz gibt es noch einige Privatgymnasien im Land, die sich für einheitliche Schulkleidung entschieden haben. Wenn sich die Schulgemeinschaft darauf einige, sei nichts dagegen einzuwenden. Das Ministerium sehe keine Notwendigkeit für Regelungen und Vorgaben.

In Contwig würde derzeit noch etwa ein Drittel der Schüler die Kleidung tragen, schätzt Höchst. «Der Anfangselan ist natürlich: Jetzt trage ich sie nicht mehr.» Er gehe aber davon aus, dass die Zahl mit der Zeit nach oben geht. «Ich hoffe schon, dass die Schüler das annehmen.» (dpa)

zum Bericht: Knigge-Expertin: Jogginghose und Schule passen einfach nicht zusammen

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