„Hessen gibt bildungspolitisch leider kein gutes Bild ab“: Neue GEW-Landesvorsitzenden Koch und Wiedewald zeigen sich kämpferisch

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FRANKFURT/MAIN. Rund 300 Delegierte aus Schule, Kita, Weiterbildung und Hochschule der GEW Hessen haben in Bad Soden am Taunus getagt. Sie waren zu der alle drei Jahre stattfindenden Landesdelegiertenversammlung der Gewerkschaft zusammengekommen, um über aktuelle bildungs- und tarifpolitische Fragen zu diskutieren, den Haushalt zu verabschieden sowie die Vorsitzenden neu zu wählen.

Bei den Wahlen für den Vorsitz erhielten Birgit Koch sowie Maike Wiedwald 88 Prozent der gültigen Stimmen. Die beiden Lehrerinnen kandidierten gemeinsam im Tandem. Birgit Koch war zuletzt an einer Berufsbildenden Schule in Kassel tätig, Maike Wiedwald an einer Gesamtschule in Frankfurt. Birgit Koch hatte seit 2014 den Vorsitz mit Jochen Nagel im Tandem inne, Maike Wiedwald war 2014 zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt worden.

Jochen Nagel, seit dem Jahr 2002 Vorsitzender der GEW Hessen, trat nicht noch einmal für dieses Amt an. Er wurde am Freitagabend feierlich aus dieser Position verabschiedet. Aus diesem Anlass reisen Marlis Tepe, die Bundesvorsitzende der GEW, sowie Stefan Körzell, ehemaliger Vorsitzender des DGB Bezirks Hessen-Thüringen und seit 2014 Mitglied des DGB-Bundesvorstands, an.

Birgit Koch dankte den Delegierten für das ihr und Maike Wiedwald entgegen gebrachte Vertrauen und sah die GEW Hessen gut aufgestellt für die kommenden bildungspolitischen Auseinandersetzungen: „Ob es um den schleppenden Ausbau von echten, qualitativ hochwertigen Ganztagsschulen geht, die unzureichende Umsetzung des Menschenrechts auf inklusive Bildung oder die sich immer weiter verschlechternden Betreuungsrelationen an den Hochschulen: Hessen gibt bildungspolitisch leider kein gutes Bild ab. Wir werden, wie auch in den zurückliegenden Jahren, laut und deutlich gute Bildung von der Kita bis zur Hochschule einfordern. Das gilt ganz besonders auch angesichts der 2018 anstehenden Landtagswahl. Für dieses Ziel werden wir alle Parteien in die Pflicht nehmen.“

Nicht zuletzt angesichts des akuten Lehrkräftemangels forderte Maike Wiedwald gute Arbeitsbedingungen für alle in der Bildung tätigen Professionen: „Lehrerinnen und Lehrer haben in Hessen noch immer bundesweit die höchste Pflichtstundenzahl. Hier muss dringend gegengesteuert werden, um den Beruf wieder attraktiv zu machen. Den Kolleginnen und Kollegen an den Grundschulen darf eine Eingangsbesoldung nach A13, wie sie an allen anderen Schulformen gegeben ist, nicht länger vorenthalten werden. Auch das Befristungsunwesen in Schulen, Hochschulen und Weiterbildung müssen wir zugunsten von verlässlichen Arbeitsverhältnissen überwinden. Wir werden schon die zum Jahresbeginn anstehende Tarifrunde im öffentlichen Dienst der Kommunen und des Bundes nutzen, um insbesondere für die Erzieherinnen und Erzieher in den kommunalen Kindertagesstätten höhere Einkommen durchzusetzen.“

Tony C. Schwarz wurde mit 89 Prozent der Stimmen erstmals zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Der Lehrer aus der südhessischen Bergstraße ist bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für die GEW aktiv, etwa als Vorsitzender im Team im Bezirksverband Südhessen. Zudem ist er Vorsitzender des Gesamtpersonalrats beim Staatlichen Schulamt Bergstraße/Odenwald. Ebenfalls für den stellvertretenden Vorsitz wurde Karola Stötzel gewählt, die 80 Prozent der Delegiertenstimmen erhielt. Die Frankfurterin hatte diese Position bereits in den Vorjahren inne. Sie engagiert sich unter anderem für die GEW-Tarifarbeit und die Belange der Beschäftigten im sozialpädagogischen Bereich und in der Weiterbildung.

Darüber hinaus standen bis zum Ende der Landesdelegiertenversammlung auch die Wahlen für zahlreiche weitere ehrenamtliche Positionen in Fach- und Personengruppen sowie in den verschiedenen Referaten an. Die Delegierten hatten zudem eine Vielzahl an inhaltlichen Anträgen zu beraten, die sich mit aktuellen Themen wie herkunftssprachlichen Unterricht und prekären Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft auseinandersetzen. Die Delegierten verabschiedeten unter anderem die Forderung nach einem auf zehn Jahre angelegtes umfangreiches Investitionsprogramm zur Sanierung maroder Schulgebäude. N4t

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