Philologen warnen: Gymnasium wird zur Gemeinschaftsschule – sie fordern „Rückbesinnung“ auf leistungsstarke Schülerklientel

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WEILBURG. Der Hessische Philologenverband hat „eine Rückbesinnung auf die Kernfunktion  des Gymnasiums“ gefordert, nämlich: „leistungsstarke und leistungswillige Schülerinnen und Schüler ab der 5. Jahrgangsstufe auf angemessenen Lehr- und Lernwegen zu einer qualifizierten allgemeinen Hochschulreife zu führen“. Oder kürzer: „Das Gymnasium darf nicht zur Gemeinschaftsschule werden!“ Eine entsprechende Resolution hat der Verband auf seiner diesjährigen Vertreterversammlung in Weilburg verabschiedet.

Die Philologen sehen aktuell viele Kinder auf dem Gymnasium überfordert. Foto: Marnie Joyce / flickr (CC BY 2.0)
Die Philologen sehen aktuell viele Kinder auf dem Gymnasium überfordert. Foto: Marnie Joyce / flickr (CC BY 2.0)

Darin verlangen die die Delegierten aus über 260 Schulen eine „Klärung, was das Gymnasium in der heutigen Zeit leisten soll“. In den letzten Jahren habe das Gymnasium „einen breiten Zustrom an Kindern unterschiedlichster Begabung erfahren, die zunehmend nicht dem gymnasialen Anforderungsprofil entsprechen“.  immer mehr Kinder und Jugendliche „mit durchschnittlichem bis mäßigem Lernvermögen“ besuchten das Gymnasium, welches ihnen aufgrund von Arbeitsweise und Struktur nicht die bestmögliche Förderung bieten könne.

Das Grundprinzip der Schul- und Bildungspolitik, so meinen die Gymnasiallehrer, sollte sein: „Fördern und Fordern – nicht überfordern, aber eben auch nicht unterfordern!“ Dazu brauche es „möglichst ideologiefreie Rahmenbedingungen“. Das Gymnasium sollte nach Ansicht des Verbands nicht  zur Gemeinschaftsschule werden, laufe aber Gefahr, dies zu tun. „Der Hessische Philologenverband mahnt dringend eine Abkehr von der einseitigen und schädlichen Fokussierung von Politik, Gesellschaft und Eltern auf das Abitur an. Jedes Kind soll an einer passenden Schule seine Talente und Fähigkeiten bestmöglich entwickeln und Erfolgserlebnisse zur Stärkung seiner Persönlichkeit erfahren können“, so heißt es in der Resolution.

A13 für alle? Nein danke! Philologenverband schießt gegen GEW und VBE quer – und fordert seinerseits: A14 für Gymnasiallehrer

Die Philologen setzen sich für eine effektivere Beratung der Eltern durch die Grundschulen ein, damit diese im Interesse ihrer Kinder am Ende der 4. Klasse einen angemessenen weiterführenden Bildungsgang wählen können. „Der Irrweg der pseudoakademisierten Gesellschaft muss aufgegeben werden, die praktisch-handwerkliche Begabung darf nicht hinter der intellektuellen zurückbleiben“, heißt es. Wie das geschehen soll, dazu hat der Verband eine konkrete Vorstellung – nämlich durch „eine Stärkung der Befugnisse des aufnehmenden Gymnasiums, diejenigen Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen, welche den gymnasialen Anforderungen nicht ausreichend entsprechen können, zu ihrem eigenen Wohl in eine für sie besser geeignete Schulform zu versetzen“. Das (hessische) Schulgesetz sei entsprechend anzupassen.

Darüber hinaus bedürfe es einer deutlichen Stärkung der Grundschulen, „zum Beispiel personell“, um ihnen auch wieder die Förderung leistungsstarker Kinder zu ermöglichen und diese auf den Übergang ins Gymnasium adäquat vorzubereiten.

Kolumne zum Schulrecht: Wenn Eltern mit Klage wegen Schulformempfehlung drohen…

Durch den aktuell starken Zustrom von Kindern „unterschiedlichster Begabung“ ergäben sich Frustrationen doppelter Natur: Zum einen beeinträchtigten sehr heterogene Lerngruppen den Unterrichtserfolg aller Schülerinnen und Schüler. Den Individualisierungsmöglichkeiten beim binnendifferenzierten Unterrichten seien nämlich Grenzen gesetzt. Zum anderen bleibe deshalb der Lernerfolg aufgrund mangelnder Befähigung bei signifikant vielen Lernenden aus – und viele Schülerbiographien nähmen Schaden. „Die sich einstellende Frustration führt bis hin zu Lernverweigerung und zu vermindertem Selbstbewusstsein. Leistungsfähige Kinder und Jugendliche – die Zielgruppe eines Gymnasiums – werden hingegen oft nicht ausreichend gefordert und manch ein (für unsere Gesellschaft so wichtiges) Talent bleibt ungenutzt“, heißt es in der Resolution. N4t

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OMG
6 Jahre zuvor

Der Hessische Philologenverband wäre gut beraten, sich einer modernen Pädagogik zu öffnen. Der Verband agiert immer noch nach dem Prinzip, der Philosoph müsse zum Berg kommen. Peinlich auch: Fordern traut sich der Verband für die Schulform zu, fördern nicht.
Ein Armutszeugnis – halt der Hessische Philologenverband – allerdings mit besten Seilschaften ins HKM, kommen doch die meisten dort auch aus dem Gym – Bereich.
Wird also im Wahljahr wieder richtig schräg.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

OMG: Was meinen Sie denn mit „moderner Pädagogik“ an höheren Schulen? Ist das das Prinzip der angeblichen Gerechtigkeit, nach dem diverse lange SPD-regierte Länder verfahren sind, die Gesamtschulen bevorzugt haben, den Gymnasien argwöhnisch gegenüber standen und die bessere Bildungschancen in der puren Zahl von MSA- und Abiturabschlüssen realisiert sahen?

Oder ist es das Prinzip der maximalen Heterogenität, die ja angeblich für alle so segensreich ist, die Starken wie die Schwachen? Hat man das schon mal empirisch überprüft?
Und wenn jeder hinreichend individuell gefördert wird, dann kann auch jeder Abitur machen? Der Philologenverband meint, dass eine zu große Heterogenität sich eben negativ auswirkt. Das könnte man doch mal genauer diskutieren ohne das Axiom, Heterogenität müsse per se gut sein.

Obwohl ich keiner Partei angehöre, muss ich mal darauf hinweisen, dass die SPD-Schulpolitik in den letzten Jahrzehnten gerade in ihren Hochburgen nicht zu besseren Ergebnissen geführt hat, ganz im Gegensatz zu den eigenen Ansprüchen. In Bayern und Sachsen waren nicht nur die Gymnasiasten besser, sondern die anderen auch. In Berlin, Bremen und NRW sieht es gar nicht gut aus, auch in Hamburg sind die neuen Stadtteilschulen mehr bei der Regierung als im Volke gut angesehen. Man hat jetzt schon eine Werbekampagne für sie angeleiert. Auch Hessen scheint immer noch das Gesamtschulland der früheren Jahre zu sein, als noch die SPD regierte (da hat die CDU nichts Positives bewirkt). Auch Herr Schulz konnte bei der Bildung keine Wunder bewirken, wie sollte er auch (den „Bildungsmonitor“ muss man dabei nicht überbewerten):

http://www.wiwo.de/politik/deutschland/gemeinschaftsschule-und-co-schulz-und-das-scheitern-der-spd-bildungspolitik/20258110-all.html

Kurz und gut: Der Philologenverband mag altmodische Vokabeln benutzen, die eben nicht „modern“ sind, aber wenn die Gymnasien tatsächlich zu heimlichen Gemeinschaftsschulen würden, dann wäre nichts gewonnen.
„Leistungsstark und leistungswillig“, das sind eben keine Vokabeln der „modernen Pädagogik“, in der auch die Begriffe wie „Begabung“ und „Intelligenz“ abgeschafft sind (diese Wörter werden nicht mehr benutzt). Aber eine Abschaffung einer vermeintlich altmodischen Terminologie macht noch keine Moderne und vor allem keinen Erfolg.

Auch Gemeinschaftsschulen sprechen vom „gymnasialen Niveau“, das sie so nebenbei für ihre besseren Schüler realisieren wollen, aber von entsprechenden „gymnasialen Anforderungen“ will man lieber nichts wissen.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

@Cavalieri
„Oder ist es das Prinzip der maximalen Heterogenität, die ja angeblich für alle so segensreich ist, die Starken wie die Schwachen? Hat man das schon mal empirisch überprüft?“

Ja, hat man! Die BIJU-Studie (Bildungsverläufe und psychosoziale Entwicklung im Jugendalter) des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung hat bereits in den 80er und 90er eine ausgedehnte Zwillingsstudie durchgeführt. Darin wurde untersucht, wie die Entwicklung von vergleichbaren Kindern an unterschiedlichen Schulformen verläuft. Danach hätte man schon damals die Gesamtschulen abschaffen müssen, so desaströs war das Ergebnis.

Leider wurde die BIJU-Studie nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht und ist mittlerweile selbst in Uni-Bibliotheken kaum noch zu finden (politisch gewollt?). Das Internet hat ein längeres Gedächtnis, dort findet man noch einige Infos dazu. Z.B. welt.de oder schulformdebatte.de

Mittlerweile wird diese Studie von anderen Instituten fortgeführt.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

Vice-Principal: Sehr interessant!

Das mit den Zwillingen wusste ich nicht. Zur BIJU-Studie hatte ich allerdings ein Echo in einer Arbeit von Baumert und Köller gefunden, die ebenfalls nicht schmeichelhaft für die (damaligen) Gesamtschulen war:

https://www.mpib-berlin.mpg.de/volltexte/institut/dok/full/Baumert/bjnuip__/bjnuip__.htm

Im hinteren Teil stehen interessante Vergleiche der Schulformen:

„Beim Vergleich zwischen Real- und Gesamtschule zeigt sich, daß in der Realschule auch nach Kontrolle kognitiver und sozialer Eingangsvariablen die Leistungsentwicklung günstiger als an der Gesamtschule verläuft. Bei gleichen intellektuellen und sozialen Eingangsbedingungen erreichen Realschüler am Ende der Sekundarstufe I etwa in Mathematik einen Wissensvorsprung von etwa zwei Schuljahren.“

Sowas wird heute in der Tat nicht mehr zitiert. Es soll wohl der Eindruck erweckt werden, dass es nicht mehr wahr ist und dass heute (mit der noch größeren Heterogenität) alles anders ist. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Ich bleibe skeptisch.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

In Niedersachsen macht man deshalb die Abschlussprüfungen an Integrierten Gesamtschulen (zumindest im Fach Deutsch, das habe ich jedenfalls mit eigenen Augen gesehen) seit letztem Jahr deutlich leichter. Nur noch einen (Wahlteil) statt drei Teile (Hörverstehen, Basisteil, Wahlteil) bearbeiten und ohne genaue Korrekturvorgaben (sprich: freie Punkte- und damit Notenwahl). Die Schüler der Real- und Oberschule müssen die schwierigere Variante (alle drei Teile) bestehen. Die Literaturthemen sind den IGS-Schülern zwei Jahre vorher bekannt, den anderen Schülern nicht. Für den gleichen Abschluss wohlgemerkt!!! Da scheint man im Vorfeld wohl gemerkt zu haben, dass man zur Rettung der IGS-Abschlussnoten eingreifen muss. Ein Skandal, aber leider interessiert soetwas niemanden!

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Zu den selben Ergebnisse kommt auch die von Herrn Prof.Günther Thome‘ begleitete DESI-Studie, Deutsch-Englische Schülerleistungen von 2007 mit 11.000 untersuchten Gymnasialen, Real-,Gesamt- und Hauptschülern.Die Leistungsunterschiede in der 10.Klasse betrügen zwischen der Gesamtschule und der Realschule 2 Schuljahre.
Gefunden habe ich das in Günther Thome’s ABC und andere Irrtümer über Orthographie,Rechtschreiben, LRS.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Das Display ist eine Katastrophe.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Es waren 2 Schul-Halbjahre zwischen der Gesamtschule in der Realschule und 3 zum Gymnasium.

malum
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

@Vice-Principal
Was Sie von den Abschlussprüfungen an Integrierten Gesamtschulen berichten, ist so unfassbar, dass ich es erst durch Herrn v. Lintigs Bestätigung durch die DESI-Studie so richtig glauben kann.

Sie schreiben zum Schluss: “ Ein Skandal, aber leider interessiert soetwas niemanden!“
Ich denke da anders. Viele Leute würde das brennend interessieren, sie müssten es allerdings erfahren. Was aber wird von den namhaften Medien meist nur veröffentlicht und kommentiert?
Richtig: Alles, was rot-grüner Politik genehm ist wie z.B. die Bertelsmann-Studien oder Verlautbarungen der GEW.

Was jemand nicht weiß, macht ihn nicht heiß, scheint das Motto unserer politisch korrekten Medienlandschaft, die laut Untersuchung zu 75% etwas rot, aber vor allem grün angehaucht ist.
Eine Partei muss nicht viele Wähler haben, Hauptsache ihr Geist besetzt viele Schlüsselstellen in der Gesellschaft. Damit wird mehr erreicht als über Wahlprozente.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

@malum:
„Viele Leute würde das brennend interessieren, sie müssten es allerdings erfahren. Was aber wird von den namhaften Medien meist nur veröffentlicht und kommentiert?“

Wir haben das mit den IGS-Abschlussarbeiten weit gestreut: Opposition im Landtag, Heise-Verlag, Axel Springer-Verlag, Stern, Spiegel, regionale Zeitungen, öffentlich-rechtliches Fernsehen (Monitor, Panorama, Report Mainz,…),… Mit allen Unterlagen: Abschriften, Schriftverkehr mit dem Kultusministerum, offizielle und öffentliche Schreiben an die Schulen mit den Themen. Ergebnis: „Interessant“, „Wir leiten das weiter…“ waren noch die beiden positivsten Antworten. In den meisten Fällen keine Antwort. Ich denke, dass Journalisten, den Vorgang nicht so recht durchblicken. Die Opposition hätte das gut im niedersächsischen Wahlkampf nutzen können. Aber auch hier nichts. Denn wem wurde geschadet? Nur einigen zehntausend Real- und Oberschülern, die mehr leisten mussten für ihren Abschluss. Die Öffentlichkeit interessiert sich aber meist nur für Einzelschicksale. Entmutigend!!!

malum
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Wer ist denn die Öffentlichkeit? Das sind die Bürger im Lande, aber doch nicht die Leute, die Sie aufzählen und die alles dafür tun, um Skandalöses runterzuspielen und durch Nicht-Weitersagen unter der Decke zu halten.
Durch Ihre Antwort, Vice-Principal, sehe ich meine Meinung nicht widerlegt, sondern bestätigt.
Den Politikern und tonangebenden Medien würden sehr schnell ihre Versäumnisse und Sünden auf die Füße fallen, wenn sie nicht so einvernehmlich handelten und nur hin und wieder ein Alibibedenken oder eine Alibikritik an der Bildungspolitik außerten. Alles über den grünen Klee zu loben und nur Erfolgsmeldungen zu produzieren wäre denn doch zu auffällig und fragwürdig.
Ich bleibe dabei: Die breite Öffentlichkeit ist durchaus an Bildungsfragen interessiert, wird aber mit vereinten Kräften im Unklaren gelassen und regelmäßig auf mangelnden Geldeinsatz verwiesen, der für Ungereimtheiten und Defizite in der Bildung alleinverantwortlich sein soll.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

@malum
Ich wollte Ihre Meinung nicht widerlegen, sondern unterstützen! Es wird nicht nur im Bildungsbereich geschönt was das Zeug hält. Deutschland als Hochtechnologiestandort wird das bald auf die Füße fallen. Aber was tun? Sich mit einem Plakat auf die Straße stellen? Die IGS-Eltern dürften sich heimlich freuen, dass ihr Nachwuchs ohne große Anstrengung zu einem guten Abschluss kommt. Und wenn es den benachteiligten Eltern erzählt, dann kommt nur: Hauptsache mein Kind kommt da jetzt irgendwie durch und dann haben wir das Thema Schule abgehakt. Resignation nennt man das!

Ergebnis der Schönerei: Zu viele Akademiker, die nur meinen, dass sie viel können und dann der typische Facharbeiterbereich, der zu viele Defizite hat, dass man sie nur noch an vorprogrammierte Maschinen stellen kann. Aber wer übernimmt dann die Programmierung? Wer sorgt für Innovation, auf der unser Wohlstand basiert?

Der Verlierer der ganzen Reformerei und Schönerei ist der Bildungsmittelstand. Die klassischen Facharbeiter, die früher auch durch Weiterqualifizierung (Meister, Techniker, Fachwirt,…) es zu ansehnlichen Auskommen gebracht haben.

Die Zusammensetzung an den Schulen hat sich komplett um eine Stufe nach oben verschoben. An den Gymnasien sitzen die Gymnasial- und Realschüler, an den Realschulen die Hauptschüler und an den Hauptschulen die Förderschüler. Und der Verschiebungsdruck geht noch weiter, da auch jetzt schon Schüler mit einer Hauptschulempfehlung auf dem Gymnasium landen. Verlierer sind in so einem System alle!

Abgeguckt/Begründet hat man sich das Gesamtschulsystem ja in Finnland, da dies in der ersten PISA-Studie ja so gut abgeschnitten hat. Man hat aber erst in den 90er Jahren in Finnland auf das Integrierte Gesamtschulsystem umgestellt. Vorher war es sehr frontalunterrichtlastig und leistungsorientiert. Da waren trotz der Umstellung noch viele Lehrer, die nun an den Gesamtschulen so weitergemacht haben (Lehrer sind nun mal schwerfällig). Da haben die bei der ersten PISA-Studie natürlich noch profitiert. Seitdem geht es mit Finnland Stück für Stück bergab.

realo
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

@Vice-Principal
Danke für Ihren Hinweis auf diese Studie. Mit großem Interesse habe ich unter dem nachfolgenden Link darüber gelesen:
http://www.schulformdebatte.de/contentbox/data/514.pdf

Die Studie ist ein einziger Schlag ins Gesicht des Gesamt- beziehungsweise Gemeinschaftsschulgedankens. Sogar über das „soziale Lernen“ heißt es gegen Ende:

„In dem erwähnten 2. BIJU-Zwischenbericht des MPIB von 1996 (S.21-23) sowie in jenem von Baumert und Köller 1998 veröffentlichten Aufsatz (S.17/18) wird bezüglich der „psychosozialen Entwicklung“ der untersuchten Schüler mitgeteilt, dass bei Gesamtschülern anders als bei den Schülern des dreigliedrigen Systems bis zum 10. Jahrgang die egoistischen Motivationen zunehmen und die altruistischen, prosozialen Motivationen abnehmen. Diese Befunde sind insofern besonders enttäuschend, als ‚das soziale Lernen‘ die eigentliche Stärke der Gesamtschule sein sollte.“

Stefan
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Was ist eine „moderne Pädagogik“, OMG, für die sich der Philologenverband öffnen soll?
Mir jagt der Begriff nur noch Schauer über den Rücken. Ich verbinde mit ihm Lern- und Leistungsverlust, Gleichmacherei auf niedrigem Niveau und Vernachlässigung begabter Schüler zum Zwecke möglichst gleichverteilter, angeblich „gerechter“ (Mangel)Bildung.
Bildungssozialismus führt wie jeder Sozialismus über kurz oder lang in den Ruin. Vorboten gibt es reichlich. Man muss sie nur wahrnehmen wollen anstatt die sozialistische Fahne immer hektischer zu schwenken und das Glaubensbekenntnis von modern und gerecht immer inbrünstiger aufzusagen.

OMG
6 Jahre zuvor

Zudem: Ist dem Hessische Philologenverband schon aufgefallen, wie viel Schüler ohne das klassische Gymnasium die ALlgemeine Hochschulreife über die Beruflichen Gymnasien erreichen???!!! Die Zahlen sind eine schallende Ohrfeige für den Verband.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

„… die Allgemeine Hochschulreife über die Beruflichen Gymnasien erreichen…“

Die Kritik besteht doch gerade darin, dass die „allgemeine Hochschulreife “ auf dem Papier nicht mit dem tatsächlichen Stand der Fähigkeiten zusammenpasst. Hat man je versucht, das zu testen?
Studienabbrecher kommen daher viel häufiger von Bildungsgängen ohne ein klassisches Abitur (bes. Fachgymnasien), amtlich festgestellt vom HIS:

http://www.dzhw.eu/pdf/21/studienabbruch_ursachen.pdf

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

OMG: Sie können offenbar nicht zwischen Studierberechtigung und Studierfähigkeit unterscheiden bzw. setzen beide Begriffe gleich.
Ich setze einne These dagegen: Wer auf einem Gymnasium eine 3 vor dem Komma und auf einem beruiflichen Gymnasium eine 2 oder 3 vor dem Komma im Abiturschnitt hat, ist zu 90% nicht studierfähig.
Die Studenabbrecherzahlen lassen kaum einen anderen Schluss zu.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Die Schüler, die zuerst eine Real- oder Oberschule besucht haben und im Anschluss ein berufliches Gymnasium, sind die typischen Spätstarter. Sie hätten das Abitur auf dem allgemeinen Gymnasium höchstwahrscheinlich gar nicht oder mit wesentlich schlechterem Schnitt erworben. Der Weg über die Real- oder Oberschule verhindert Überforderung und Lernfrust für diese Klientel! Und diese Schüler haben bereits bei der Wahl des beruflichen Gymnasiums eine berufliche Zielrichtung!

sofawolf
6 Jahre zuvor

Ich finde alles richtig, was der Philologenverband da beschlossen hat und fordert.

Ich komme zwar aus der „Einheitsschule“ im Osten, finde aber immer öfter, dass ab einem bestimmten Alter getrennte Bildungswege (je nach Begabungen und Fähigkeiten und Perspektiven) sinnvoll sind. Es muss ja nicht nach Klasse 4 sein, vielleicht am besten nach Klasse 8. (???) Alle Varianten davor halte ich noch für zu früh.

Emil
6 Jahre zuvor

Die armen Philologen, da könnten sie fast in die Bedrängnis kommen, mal innere Differenz durchzuführen und ihre Unterrichtskonzepte zu überarbeiten.
Eins ist gewiss, das wird dazu führen, dass die Überheblichkeit gegenüber den Grundschullehrern sinkt. Und es soll sich bloß keiner über die Arbeitsbelastung beschweren, die haben anderen schon jahrelang!

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Sie müssen nun nicht jede Äußerung immer gleich auf sich beziehen. Glauben Sie ernsthaft, an einem Gymnasium würde keine innere Differenzierung geben? Glauben Sie ernsthaft, es würde den Philologen in diesem Fall um die Arbeitsbelastung gehen? Kommen Sie mal raus aus ihrer „Alle missachten Grundschullehrer“-Welt!!!

Emil
6 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Das hat mit mir persönlich nichts zu tun. Aber das Bild, das die Gymnasiallehrer hier von sich präsentieren, lässt keine anderen Schlüsse zu.
Gott sei Dank weiß ich aus meinem privaten Umfeld, dass es auch andere Gymnasiallehrer gibt. Die würden sich allerdings gruseln, wenn sie die Kommentare ihrer Kollegen hier lesen würden.

Davon ab, alle anderen Schulformen dürften deutlich mehr innere Differenzierung durchführen als ausgerechnet das Gymnasium!

Wilma Pause
6 Jahre zuvor
Antwortet  Emil

Emil schrieb: „Davon ab, alle anderen Schulformen dürften deutlich mehr innere Differenzierung durchführen als ausgerechnet das Gymnasium!“

Sie müssen’s ja wissen…

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Genau, da sagte doch mal jemand (Palim?), dass von Grundschulen keine Ahnung habe und deshalb nicht mitreden dürfe, wer dort nur mal ein Kind lernen und abends einen Yoga-Kurs hatte.

Das müsste ja dann nun auch umgekehrt gelten, nicht wahr?!

Emil
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Da Gymnasien keine Lernbehinderten, keine geistig Behinderten, keine allgemein lernschwachen, keine hohe Migrantenquote, etc., etc. haben, oder anders herum gesagt die im Vergleich mit den anderen Schulferien homogenste Schülerschaft haben, ist der Schluss reine Logik.

Im übrigen ist das eine Äußerung einer Bekannten, die nach jahrelanger Tätigkeit an einer Gesamtschule zum Gymnasium gewechselt ist…..

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Emil: „keine hohe Migrantenquote“

Ihr logischer Schluss greift nicht, weil Ihre Voraussetzungen nicht erfüllt sind. Hier können Sie sehen, dass es längst Gymnasien mit über 90 % Migrantenanteil gibt:

http://www.gymnasium-berlin.net/migrationshintergrund

Emil
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Ausnahmen bestätigen die Regel! 🙂

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Emil
An unserem Gymnasium und auch anderen in NRW werden Schüler mit einer Lernbehinderte inklusiv beschuldigt.Außerdem bescherte uns die Schließung der hiesigen Realschule einen deutlichen Anstieg der Anmeldebogen.
Allerdings haben viele Schüler auf Grund der Spitta/Bügelmann Pädagogik erhebliche Defizite in der Orthographie,im Satzbau, im sprachlichen Gebrauch,im Ausdruck und in der Kreativität.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

Lernbehinderung Anmeldungen

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  Wilma Pause

beschult

xxx
6 Jahre zuvor

Es gibt noch immer (oder überhaupt oder erneut) Menschen, die die ursächliche Aufgabe des Gymnasiums nicht oder nicht mehr kennen und dies mit einer fehlenden Anpassungsfähigkeit des Philologenverbandes an die moderne Zeit rechtfertigen.

Auch ich gebe dem Philologenverband recht. Weniger Gymnasiasten (maximal 30% eines Jahrgangs) machen alle Schulformen zu besseren Institutionen:
– Das gymnasiale Abitur kann man als wieder studierbefähigend bezeichnen.
– Die Gesamt-, Gemeinschafts- und Sekundarschule wird sozial durch (ehemals) mittelmäßige Gymnasiasten und damit gute „mittlere Schüler“ bereichert. Damit kann man auch den mittleren Schulabschluss wieder berufsvorbereitend gestalten.
– Die Hauptschule, soweit es sie noch gibt, ist nicht mehr die Restmülldeponie. Klingt respektlos, aber so werden sich etliche Hauptschüler fühlen und sich entsprechend verhalten.

Eine Umsetzung kann ich mir aber kaum vorstellen, weil so viele Gymnasien in Existenznöte gerieten.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Das würde aber auch bedeuten: Weniger Gym-Lehrer. Bei den Überhängen, die die Gymnasien personell in Hessen haben und diese nicht an die unterversorgten anderen Schulformen abgeben müsse, wäre ein Personalkahlschlag notwednig. Armer Verband.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Das kommt dazu. Zwangsläufig müssten diverse Gymnasien in Gesamtschulen o.ä. umgewidmet werden. Für das Schulsystem wäre es aber trotzdem das beste.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

@ OMG

Zu anderen Zeiten in anderen Bundesländern bedeutet ein „Lehrerüberhang“ für die Kollegen vor allem Teilzeit und fast keine Neueinstellungen.

Das wäre die eine Möglichkeit. Die andere wäre Einstellung an anderen Schularten (ich fände in Ordnung, wenn sie dort „schulartenspezifisch“ entlohnt werden).

Letzte Möglichkeit wäre wohl die Kündigung, Versetzung in den Ruhestand etc.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Ne ne, die sind seit Jahren an ihrer STammschule. Mit den Überhängen werden AGs usw. gamacht. Das berufliche Gym. nebenan hat aber trotzdem eine größere Oberstufe und mehr Abiturienten.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Wenn mit den „Überhängen“ AGs gemacht und Klassengrößen reduziert werden können, wäre das doch super!

Ich bin nicht dagegen.

Das andere sind ja Notlösungen.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

OMG: „Personalkahlschlag“. Ich lese wohl nicht richtig!

Ist es nicht ein tragendes Prinzip, dass die Gesamtschulen bzw. Gemeinschafts-schulen auch viele Gymnasiallehrer haben? Wie anders sollen sie denn ihre gymnasiale Oberstufe versorgen, und wie anders sollen sie denn von Anfang an ein „gymnasiales“ Niveau anbieten können? Ist davon nicht immer die Rede? Oder ist das blasse Theorie (Papier ist geduldig), und niemand nimmt es ernst?

In Baden-Württemberg hat man Gemeinschaftsschulen gegründet, vom „gymnasialen Niveau“ geredet, und dann waren doch hauptsächlich Haupt- und Realschullehrer an diesen Schulen. Ob das so gutgehen kann?
Außerdem las ich irgendwo, dass man schon „überzählige“ Gymnasiallehrer an Grundschulen schickt. Sind die eigentlich als Quereinsteiger zu bewerten und müssen dann noch mal Referendar spielen?
Zu guter letzt: Droht nicht eine Pensionierungswelle? Notfalls könnte man ja bei schrumpfenden Gymnasien immer noch die Klassen verkleinern, nicht wahr?

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

„Außerdem las ich irgendwo, dass man schon „überzählige“ Gymnasiallehrer an Grundschulen schickt. Sind die eigentlich als Quereinsteiger zu bewerten und müssen dann noch mal Referendar spielen?“

Kann man so bewerten und stimmt dadurch zu, dass das Grundschullehrkräfte besondere Zusatzqualifikationen benötigen und entsprechend vergütet werden sollten.

Invictus
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Im Normalfall wäre das so. Man muss auch als GYGE -Sek2 eine Zusatzqualifikation erbringen, wenn man sich an einer Gesamtschule auf eine HRGe-Sek1-Stelle bewirbt. Im konkreten Fall sind wohl ein paar Wochenenden aufbringen, jedoch kein vollständiges Ref. nachzuholen, da die Zeit an der GS auf zwei Jahre begrenzt ist und eine automatische Versetzung an ein Gymnasium oder in vergleichbarer Stellung an eine Gesamtschule folgt. Da würde dann die Verhältnismäßigkeit nicht mehr passen: 1,5 Jahre Ref. für 2 Jahre Anstellung. Wie sich die gute Frau Ministerin das allerdings vorstellt, ist mir schleierhaft. Auf einer Haupt- oder Realschule würde ich wohl noch klarkommen, aber ein GS ist schon was anderes.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

„Wie sich die gute Frau Ministerin das allerdings vorstellt, ist mir schleierhaft.
Ja, mir auch.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Die Philologen glauben doch nicht wirklich, dass sie dazu kommen, in Zukunft 30% der SuS mit dem bestehenden Personal unterrichten zu können und den Überhang für AGs etc. nutzen zu können? Unabhängig, ob sie dem Glauben schenken, frage ich mich, ob sie das wirklich wollen!

Andere Schulen sind bei 75% Unterrichtsversorgung und die Gymnasien binden dann die Stunden?
Personalkahlschlag bedeutet dann Abordnung an andere Schulformen, an denen ja dann auch viel mehr SuS zu beschulen sind. Vermutlich werden dann auch Gymnasien zusammengelegt an einen Standort, um am anderen eine GeSa oder Oberschule (Realschule Plus … wie man das auch immer nennt) zu eröffnen. Wo soll man sonst hin mit denen, die bisher das Gymnasium besuchen, dann aber vor verschlossenen Türen stehen?
An den Orientierungsstufen in Nds. mussten damals zu einem bestimmten Prozentsatz Gymnasiallehrkräfte eingesetzt werden. Ich nehme an, Gleiches gilt auch für GeSas und Oberschulen.
Dann können wir ja demnächst über Philologen 1. und 2. Klasse reden und was sie in Zukunft am Gymnasium „verdienen“ und „erhalten“ sollten.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Nach ihrer eigenen Argumentation (A 13) soll man ja bezahlt werden nach Länge der Ausbildung und Name des Abschlusses. DAS ist doch das DAS Argument für A 13 für alle.

Da müssten also Gymnasiallehrer an anderen Schularten nichts fürchten und müssten ja von IHnen (!) unterstützt werden darin, weiterhin ihr Gehalt zu bekommen.

Ansonsten würde mancher sicher froh, bevor er arbeitslos wird, 500 Euro weniger zu verdienen und immer noch mehr als 3000,- Euro zu bekommen, oder?

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Sie verkürzen mal wieder eine Aussage rein aufs Geld.
Ja, davon habe ich auch geschrieben, aber weit mehr über Bedingungen, Abordnung, Schulformen.

Ich verstehe nicht, warum SIE einerseits unterstellen, man würde immer NUR aufs Geld schauen, und andererseits stets selbst den Fokus ALLEIN darauf setzen.

Wenn man nach Länge der Ausbildung besondet würde, hätten wir alle A13, und es gäbe an allen Schulen gleiche Möglichkeiten und Bedingungen, die nächst höhere Besoldung zu erreichen.
Dann fällt Philologen kein Zacken aus der Krone, wenn sie an GeSas oder Grundschulen eingesetzt werden – sie behalten ja ihre Bezüge und müssen lediglich ein paar Stunden mehr unterrichten, die anderen Lehrkräfte bekommen aber ebenfalls A13.

Da ja zurzeit kein Mangel oder nur ein sehr geringer Mangel an Philologen herrscht, wohl aber in anderen Lehrämtern, allen voran für die Grundschule, wird man sich überlegen müssen, wo die übrig bleibenden Philologen bleiben und warum sie nicht an anderen Schulen eingesetzt werden.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

ZITAT (Palim): „Ich verstehe nicht, warum SIE einerseits unterstellen, man würde immer NUR aufs Geld schauen, und andererseits stets selbst den Fokus ALLEIN darauf setzen.“

Na langsam finde ich Sie ja irgendwie niedlich. Weil ich gegen die ständigen Forderungen nach mehr Geld (Gehalt) argumentiere und dabei das Wort „Geld“ in den Mund nehme, geht es mir auch immer nur ums Geld.

Das ist ja wie Ihre grandiose Fehlinterpretation, als ich schrieb, wer hätte nicht mehr Geld, woraus Sie das Gleiche wie oben ableiteten, aber den zweiten Teil unterschlugen, in dem ich schrieb, das sei jetzt aber nicht das Wichtigste.

Und weil Sie meine Kommentare zu anderen Themen nicht lesen, schließen Sie daraus, dass ich keine anderen Kommentare zu anderen Themen schriebe.

Sind Sie wirklich eine Lehrerin? Ich glaube es nicht mehr.

Maren
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Komisch, sofawolf, dieselbe Frage habe ich mir auch schon gestellt. Mir geht es wie Ihnen, ich möchte auch die Arbeitsbedingungen diskutiert und geändert haben statt des Gehalts.
Hier aber wird ständig das Geld in den Mittelpunkt gerückt und dadurch von Wichtigerem abgelenkt.

Die Lehrerschaft an den Grundschulen hadert nach meiner Kenntnis nicht mit der Besoldung, sondern mit den kaum mehr zu schaffenden Aufgaben. So mancher würde gern den Beruf wechseln, wenn das einfacher wäre. Mit unserer Ausbildung lässt sich außerhalb der Schule leider wenig anfangen.
Stundenreduzierung ist ein Mittel um durchzuhalten und das tägliche Übel zu verkleinern. Ich und andere brauchen nicht mehr Lohn, sondern mehr Zeit, Entlastung, Entspannung und Erholung.
Mich vertritt in der Debatte hier kein „Kollege“, der ständig die Gymnasiallehrer und deren Gehälter aufs Korn nimmt.
Diese Ablenkung durch falsche Feindbilder brauche ich nicht, um mich wohler zu fühlen und die eigentlichen Übel samt ihrer Verantwortlichen zu vergessen.
Dieses Vergessen hätte mancher anscheinend gern.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@Maren
Sie können weniger Stunden in Teilzeit arbeiten. Bei uns geht das schon mit kleinen Einschränkungen.
Insgesamt stimmt es aber, die Unterrichtsverpflichtung bei vollem Deputat in der Grundschule mit 28 oder 29 Stunden ist viel zu hoch, das vermute ich aber auch bei den Hauptschulen so. Für das ganze Drumherum geht viel zu viel Zeit drauf. Mit vollem Deputat ist es keine Seltenheit, dass man eine 50-60 Stundenwoche hat. Wer es sich finanziell leisten kann, der reduziert. An meiner Schule haben bis auf eine Ausnahme nur die ein volles Deputat, die Hauptverdiener in der Familie sind.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

ZITAT (Maren): „Ich und andere brauchen nicht mehr Lohn, sondern mehr Zeit, Entlastung, Entspannung und Erholung.
Mich vertritt in der Debatte hier kein „Kollege“, der ständig die Gymnasiallehrer und deren Gehälter aufs Korn nimmt.“

Danke für den Zuspruch.

Genau so sehe ich das ja auch und ich weiß, dass die wenigen „geldaffinen“ Grundschullehrer hier (eine Hand voll) auch nicht für alle anderen Grundschullehrer sprechen.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

ZITAT (ysnp): „Insgesamt stimmt es aber, die Unterrichtsverpflichtung bei vollem Deputat in der Grundschule mit 28 oder 29 Stunden ist viel zu hoch, das vermute ich aber auch bei den Hauptschulen so. Für das ganze Drumherum geht viel zu viel Zeit drauf. Mit vollem Deputat ist es keine Seltenheit, dass man eine 50-60 Stundenwoche hat.“

Sehen Sie, wir liegen gar nicht so weit auseinander!

Machen Sie „bei uns“ mit. Ich sage noch einmal, wir können nicht erwarten, dass die „sprudelnden Steuereinnahmen“ einzig und alleine für die Lehrer ausgegeben werden. Was jetzt nötig ist, ist nicht mehr Gehalt! (usw.)

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Weitere Antwort @ Maren
Ich denke nicht, dass die Kriterien, um die es geht, sich gegenseitig ausschließen.
Für die Entlastung der Grundschullehrer gäbe es verschiedene Hebel, wo man ansetzen könnte:
– weniger Unterrichtsverpflichtung (ist bei dem Lehrermangel immer weniger umsetzbar)
– Unterstüzung durch multiprofessionelle Teams (wäre eine psychische Entlastung, aber keine zeitliche, weil Besprechungen dazukommen)
– Supervisionsangebote (das hält einem evtl. davon ab, den Beruf wechseln zu wollen)

Die Gehaltsfrage steht auf einem anderen Blatt. Da geht es grundsätzlich darum, dass alle Lehrerberufe durch ein gleiches Einstiegsgehalt erst einmal dieselbe Wertschätzung erfahren und im Wettbewerb untereinander gleich gestellt sind. Wie danach die Aufstiegschancen in eine andere Gehaltsstufe sind, muss noch geklärt werden. Heutzutage müssen Gehälter und Aufstiegschancen attraktiv gestaltet werden, sonst wird der Lehrermangel immer größer und alle schon im Schuldienst tätigen Lehrer leiden darunter, weil sie auch das auffangen müssen. Im Studium hat das durch den Bachelor- oder Masterabschluss schon einmal geklappt. Das ist schon einmal der erste Schritt.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Als ich darauf hinwies, dass einseitige Gehaltserhöhungen nur zu noch mehr Teilzeit führen, also den Lehrermangel verschärfen, hieß es hier (ich weiß nicht mehr, von wem), dass es gar nicht so viel Teilzeit gäbe und das machten doch nur die, die Zeit für ihre Kinder haben wollen usw. Und es wäre gar nicht überall so einfach möglich, in Teilzeit zu gehen.

Hm, nun wird zu Teilzeit geraten, wenn sich jemand zu sehr belastet fühlt. Das ist grotesk, wenn nicht gar zynisch. Aber es stimmt schon, Teilzeit muss man sich auch leisten können! Das heißt ja eben doch, dass höhere Gehälter (ohne Entlastung) zu mehr Teilzeit-(Interessenten) führen.

Dann wäre es doch klüger, die Arbeitsbedingungen so stark zu verbessern, dass man gar nicht in Teilzeit gehen muss, um den Job auszuhalten bzw. nicht daran kaputtzugehen. Und das Gehalt sinkt auch nicht. (Dafür tritt ja niemand ein!) Und der Lehrermangel wird wenigstens nicht noch verschärft, wenn nicht sogar gelindert und manche Teilzeitkräfte machen dann auch wieder Vollzeit (in einigen Fällen sogar ganz automatisch, weil ihre Teilzeit dann eine Vollzeit geworden ist, wodurch ihr Gehalt auch automatisch steigt).

Man kann es drehen und wenden, wie man will. Immer mehr Geld und gleichzeitig deutliche Entlastungen bekommen wir nicht. Die Lehrer leben nicht allein auf dieser Welt. Dann aber bitte die Entlastungen, davon haben wir alle was und verdienen tun wir genug.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@ ysnp,

an den nun erstmals von einem Philologenverband geäußerten Forderungen nach A 14 für die Gymnasiallehrer, wenn die Grundschullehrer A 13 bekommen, sehen Sie, dass das eine Spirale ohne Ende ist.

Und keines unserer Probleme wird dadurch gelöst !

Monika Niemann
6 Jahre zuvor

Ich kann das Gejammer der Gymnasialen über sinkende Leistungen der Schüler nicht mehr ertragen. Niemand zwingt sie dazu, die Ungeeigneten bis zur 9. Klasse durchzuschleppen, bis die dann völlig demotiviert und mit lausiger Arbeitshaltung bei und in der 10. Realschulklasse landen. Wir können dann die Reste zusammenfegen. Bei den Informatiosabenden der Gyms wird dann Werbung gemacht: „HS-Empfehlung kein Problem.“

Um diese Strategie einzuordnen, muss man wissen, dass die Anzahl von gut bezahlten Funktionsstellen abhängig ist von der Schülerzahl. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Invictus
6 Jahre zuvor
Antwortet  Monika Niemann

Es wird bei der Anmeldung mit den Eltern und den Schülern (wenn sie denn mitkommen) das Übergangszeugnis besprochen und bei einer HS-Empfehlung wird kein Direktor/in sagen, dass sei doch alles kein Problem, das letzte Kinderspiel hier. Der Direktor muss aber auf Nachfrage bestätigen, dass die Schule einen Schüler zumindest in NRW nicht aufgrund einer HS-Empfehlung ablehnen darf.
Wie kommen Sie überhaupt auf den Schwachsinn, dass Gymnasien SuS mit HA-Empfehlung anwerben, um A14-Stellen zu bekommen?

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Monika Niemann

Da ist schon etwas dran, Monika Niemann, ich sehe es eher unter dem Aspekt das Lehrpersonal zu halten. Vor ein paar Jahren beklagte sich einmal der örtliche Gymnasium darüber, dass von uns zu wenig Schüler übertreten. Da geht dann die Angst um, Lehrkräfte zu verlieren und keine Schule verliert gerne Lehrkräfte. Außerdem ist viel von der Größe der Schule abhängig wie z.B. das Gehalt des Direktors, die Anzahl der Sekretärinnen, die erweiterte Schulleitung usw.

Invictus
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Ich kann nur für meine Schule sprechen und wir sehen die große Anzahl derer, die mit HS-Empfehlung zu uns kommen mit Sorge. Entweder die SuS blühen im neuen Umfeld auf und alle Sorge war grundlos, oder – und das kommt leider häufiger vor – die SuS wurschteln sich durch die S1, scheitern dann in der EF zwei Mal und müssen dann die Schule mit 17 Jahren und ohne Schulabschluss (HA nach Klasse 9) verlassen. Entgegen der Andeutung von Frau Niemann sind Real- und Hauptschulen nämlich nicht dazu verpflichtet, Schülerinnen und Schüler noch nach der 9. Klasse aufzunehmen.

Ich bin mit Ihnen einer Meinung, dass sich viele Schulleitungen Sorgen um den Fortbestand ihrer Schule machen – besonders im ländlichen Bereich – aber daraus gleich zu schließen, dass sie die SuS anlocken und mit Nachdruck in Verderben stürzen, nur um im Zweifelsfall noch eine A14-Stelle mehr rauszuschlagen, finde ich ein wenig weit hergeholt. In Einzelfällen mag sowas sicherlich vorkommen, dann ist das aber in einem äußerst perfiden Charakter der Schulleitung und nicht in der Schulform an sich begründet.

Monika Niemann
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

Ich bin seit 29 Jahren im Dienst, davon 18 Jahre in Schulleitung und kenne die Wanderungsbewegungen ganz genau. Ich weiß, was ich bei Aufnahmegesprächen von Eltern der Rückläufer/innen höre. Ich weiß, was Gymnasialkollegen/kolleginnen hinter vorgehaltener Hand sagen. Und ich war bei einer Informationsveranstaltung selbst anwesend, wo von einem Gym damit geworben wurde, dass HS-Empfohlene Schüler/innen (als es noch die Empfehlung gab) viel Förderung bekommen würde und man solle es ruhig versuchen. Das Erhalten von Schülerzahlen zur Erhaltung von Funktionsstellen ist an vielen Gymnasien Standardprozedur und wird von Schulleitungen im persönlichen Gespräch nicht einmal abgestritten.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

Invictus: „… scheitern dann in der EF zwei Mal und müssen dann die Schule mit 17 Jahren und ohne Schulabschluss verlassen.“

Das ist dann aber im Schulgesetz vermurkst. In Berlin/Brandenburg müssen alle Gymnasiasten einen MSA erwerben. Sie schreiben nach Klasse 10 die üblichen Klausuren, und nur 1-2 % scheitern daran. Diese Klausuren sind eben für Gymnasial-verhältnisse leicht:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/schulabschluss-in-berlin-lehrer-finden-mathe-pruefungen-pillepalle/13756836.html

Zu meiner Schulzeit hat man schwachen Gymnasiasten nach Klasse 10 ein (ehrenvolles) Abgangszeugnis gegeben, das als „mittlere Reife“ anerkannt wurde. Wenn die natürlich sooo schwach sind, dass es auch dafür nicht reicht, sollte man sie vorher wegschicken.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Monika Niemann

Frau Niemann: „…bis zur 9. Klasse durchzuschleppen…“

Ich habe schon in Koalitionsverträgen von rot/grün (z.B. NRW) gelesen, dass alle Schulen alle einmal aufgenommenen Schüler zu einem Abschluss führen sollen. „Abschulen “ ist inzwischen verpönt. Das gilt auch für die Gymnasien, auch wenn nicht jeder ein Abitur bekommen muss. Aber der MSA muss es schon sein, nehme ich an.
Was Sie beschreiben, sind dann die Nebenwirkungen solcher Regelungen. Fragen wir unseren Apotheker …

mississippi
6 Jahre zuvor

Genau, Monika Niemann. Die Gymnasien bieten hier wie alle anderen weiterführenden Schulen auch einen Tag der offenen Tür an. Da werden Dinge gezeigt, die mit dem späteren Schulalltag wenig zu tun haben.

Man sollte die Kinder lieber in eine Mathe – oder Lateinstunde setzen, so wie sie alltäglich abläuft. Dann gäbe es auch bestimmt weniger Anmeldungen (aber alle anderen Schulen werben ja auch um SuS, nur jammern die dann nicht über die ungeeigneten SuS).

ysnp
6 Jahre zuvor

„Darin verlangen die die Delegierten aus über 260 Schulen eine „Klärung, was das Gymnasium in der heutigen Zeit leisten soll“.“
Richtig, das muss dringend geklärt werden. Wenn es in Richtung „begabtengerecht“ geht, dann muss es irgendwann eine Auslese geben. Entweder in der Grundschule oder durch Aufnahmeprüfung oder durch Probezeit. Als Grundschullehrer wäre es mir natürlich recht, wenn ich nicht den schwarzen Peter hätte. ; – )
Wenn sehr viele durchs Gymnasium kommen sollen, dann muss das Niveau gesenkt werden. Alles kann man nicht haben. Was ebenso betont werden muss: Gymnasium ist nicht der einzigste Weg zum Abitur. Es gibt zig Wege.

Invictus
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

“ Als Grundschullehrer wäre es mir natürlich recht, wenn ich nicht den schwarzen Peter hätte.“

In NRW ist es ja so, aber so ganz grün werde ich damit auch nicht. Ich stelle mir vor, dass ich einen Schüler über vier Jahre begleite, seinen Leistungsfortschritt, seine Perönlichkeitsausbildung kontinuierlich beobachte, um auf Grundlage von zig Faktoren eine Empfehlung auszusprechen, die dann aber vollkommen egal und wertlos ist. Irgendwie würde mich das demotivieren und ich würde nur noch die zwei höchsten Empfehlungen aussprechen, wenn die Eltern eh machen, was sie wollen. Nun ist ja genau das ihr gutes Recht und davon soll auch jeder Gebrauch machen, wenn er es für nötig hält. Ich würde die heutige Regelung jedoch um einen Punkt erweitern. Ich würde alle Eltern, die ihr Kind mehr als eine Stufe über der ausgesprochenen einschulen möchten, zu einer verpflichtenden Beratung schicken. (Die Beratung sollte außerhalb der Schule bei einem städtischen Dienst stattfinden.)

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

Ehrlich gesagt beraten wir 4 Jahre lang auch zu ganz anderen Themen als dem Schulübertritt, der in Klasse 1 z.B. noch keine Rolle spielen sollte.
Üben? Zu Hause kann mein Kind alles!
Therapie? Mein Kind hat nichts!
Sportverein? Sowas mag mein Kind nicht.
Fehlverhalten? Das hat er noch nie gemacht!

Wenn die Gymnasien Hauptschulempfohlene bewerben, aufnehmen und durchschluren, liegt das ja gerade mal nicht an den Grundschullehrkräften, die eben eine Hauptschulempfehlung ausgesprochen haben.

Invictus
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Muss man als Grundschullehrer denn hinter jedem Kommentar was Böses vermuten? Ich sagte lediglich, dass ihr vier Jahre lang das Kind aus professioneller Sicht beurteilt und zu einem fundierten Urteil kommt, welcher Weg für das Kind wohl der beste sei und dass es mich an eurer statt demotivieren würde, wenn sich Eltern dann durch meine Expertise beleidigt fühlten und sie nicht mal in Betracht zögen.

Des Weiteren möchte ich Sie bitten, mir den Link zur Homepage des Gymnasiums zu schicken, das offen um Hauptschulempfehlungen wirbt.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

Mich demotivieren ganz andere Sachen… auch im Hinblick auf Beratung und Empfehlungen… dazu gehört, dass man bei manchen Kindern dabei zugucken muss, wie sich keiner kümmert, keiner sorgt, keiner hilft oder Hilfe sucht oder annimmt, bei anderen womöglich, dass Eltern völlig überzogene Erwartungen hegen.

Wenn Eltern einen anderen Weg für ihr Kind wählen, ist es ihre Entscheidung, nicht meine. Für meine Region und für meine Schülerschaft kann ich sagen, dass dies nur Einzelfälle sind. Es gibt nur wenige Kinder, bei denen die Wahl der Eltern auf eine komplett andere Schulform fällt.

Letztlich ist für mich von Interesse, ob meine Einschätzung womöglich falsch war, weil das Kinder mehr leisten kann, als ich gedacht hätte, oder ob das Gymnasium erheblich niedrigere Leistungen erwartet, als ich annehme.
In meinem Bundesland bekommt man an der Grundschule nach dem 1. udn 2. Jahr Rückmeldungen zu den Noten der ans Gymnasium abgegbenen SuS und hat dadurch selbst eine Rückmeldung. Davon abgesehen kann man sich auch erkundigen, ob bestimmte Schüler weiterhin die zunächst gewählte Schulform besuchen oder nicht.

Wenn also schwache Schüler nach ein, zwei oder weiteren Schuljahren mit zufriedenstellenden Noten das Gymnasium besuchen, muss ich mir doch die Frage stellen, ob meine Anspruchshaltung zu hoch ist und ich meine Beratung dahingehend korrigieren sollte, dass weit mehr Schüler am Gymnasium bestehen können, als ich bisher dachte.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

Bei uns geht es nach Noten, das ist vielleicht etwas anders. Dennoch würde ich Eltern manchen im Gespräch empfehlen, eine andere weiterführende Schule zu wählen, wie der Notenschnitt aussagt oder was sie ins Auge gefasst haben. Das kam schon öfter vor, einmal in die eine, ein anders Mal in die andere Richtung. Ich sehe mich da immer in der Rolle des Beraters. Entweder wird sie von den Eltern akzeptiert oder sie machen etwas anders. Die Konsequenzen haben letztendlich die Eltern zu tragen; der Leidensdruck kann da ganz schön zunehmen, wenn das Kind auf der falschen Schule ist. Meine Erfahrung ist, wenn Eltern eine andere Meinung haben und davon überzeugt sind, werden sie sich von mir nicht anders beraten lassen. Ehrlich gesagt, demotiviert mich das nicht. Jeder ist seines Glückes Schmied. Wer Beratung nicht annimmt, trägt die Konsequenzen. Außerdem weiß man nicht, wie sich das Kind entwickelt, das kann selbst ein Grundschullehrer nicht voraussehen.
Mich nervt/ärgert eher, wenn ich Eltern auf bestimmte Dinge während des Schuljahrs hinweise (fehlende Hausaufgaben, ungenügende Vorbereitung auf Arbeiten, unvollständige Arbeitsmaterialien usw.) und es passiert nichts, weil ich diese Folgen tagtäglich mitbekomme.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

@Palim
Da haben wir unabhängg voneinander im Prinzip dasselbe ausgesagt, nur ich habe länger gebraucht, bis ich den Text geschrieben hatte. ; -)

Monika Niemann
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

Sie glauben doch nicht, dass die betreffenden Gyms das auf ihre Homepage stellen. diese Aussagen werden mündlich bei Informationsveranstaltungen für künftige F
ünftklässler gemacht oder im Einzelgespräch mit Eltern.

Sophia St.
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

@Monika Niemann
Leider muss ich Ihnen Recht geben. Unser Gymnasium wirbt auf Informationsveranstaltungen am Ende des 4. Schuljahrs mit Förderunterricht für wacklige Schüler.
Dadurch werden die Eltern ermuntert, auch Kinder zum Gymnasium zu schicken, die dort nach Meinung der Grundschullehrer eigentlich nicht hingehören.
Wenn hier immer wieder kritisiert wird, dass die Quote der Gymnasialschüler zu hoch sei und zu viele schwache Kadetten das Niveau drückten oder scheiterten, muss ich regelmäßig an den Lockruf „Förderunterricht“ denken.
Auf lange Sicht schneiden sich die Gymnasien mit solchen Praktiken ins eigene Fleisch. Sie tragen dazu bei, dass sie allmählich zu einer Art Volksschule für alle werden und ihren Status verlieren.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Invictus

@ Sophia
Die Gymnasien sind schon die neuen Haupt- oder Volksschulen, weil der Anteil Schüler am Gymnasium bereits der größte im Vergleich zu den anderen Schulformen ist. In absoluten Zahlen nähert sich die Gymnasialquote ein einigen Bundesländern auch schon den 50%.

Die Werbung mit Förderunterricht ist politisch vorgegeben und macht sich gut im Schulprogramm. Ohne die Wackelschüler sind je nach Einzugsgebiet die Klassenteiler und damit die Anzahl Lehrer- bzw. noch wichtiger Beförderungsstellen in Gefahr.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

@ysnp
Eine Aufnahmeprüfung ist grundsätzlich eine gute Idee. Leider wird dann eine Entwicklung einsetzen, die darauf hinaus läuft, dass die Grundschulkinder gezielt auf diese Aufnahmeprüfung vorbereitet werden. Zusätzlich wird es auch dann private und kommerzielle Angebote in die Richtung geben.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

@ Vice und ysnp,

ja, das sehe ich auch so. Eine Aufnahmeprüfung hört sich erstmal gut an, wird aber nur noch den Druck auf die Grundschulen erhöhen – wie bei all diesen Vergleichstest.

Und wenn zu viele Schüler die Aufnahmeprüfung nicht schaffen, wer wird für schuldig erklärt? Der Lehrer.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Außerdem wollen die Gymnasien ihre Klassen voll kriegen. Allzu anspruchsvoll wird diese Prüfung dann nicht sein.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Vielleicht doch wieder in Klasse 5 und 6 eine Orientierungsstufe einführen? So schlecht fand ich das damals nicht. Obwohl man bei den meisten Schüler schon in Klasse 5 merken konnte wohin die Reise geht.

Aber würde das heute noch funktionieren, wo Eltern einen solchen Druck aufbauen? Früher (vor 30 Jahren) hat sich da kaum jemand Gedanken gemacht. Als damals mittelmäßigem Schüler war einem das egal. Da ging es auf die Realschule und fertig. An das Gymnasium habe ich zu dem Zeitpunkt keinen Gedanken verschwendet und das war auch gut so. Alles hat seine Zeit. Mehr Gelassenheit würde vielen Eltern gut tun!

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

Die mittelmäßig begabten Schüler sind heute bereits auf dem Gymnasium und schaffen sogar die Anforderungen. Problem sind die zu vielen doch eher schwachen Schüler und — noch schlimmer — die Eltern mit überzogenen Erwartungen an ihre total überbehüteten Kinder, die zudem die Leistungsfähigkeit der Kinder massiv überschätzen, aber die Lehrer dafür verantwortlich machen.

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

Die mittelmäßigen Schüler sollten gar nicht auf dem Gymnasium sein und da sie die Anforderungen so gerade eben schaffen, dann sind die Anforderungen auf dem Gymnasium eben auch mittelmäßig. Und mittelmäßig dürften unsere Gymnasien nun nicht sein.

Das führt nämlich dazu, dass die mittelmäßigen Schüler mit 4,0 im Schnitt bis zur Klasse 10 durchgezogen werden und dann ohne Abschlussprüfung den (erweiterten) Realschulabschluss erreichen (gilt jedenfalls in NDS). Dann muss man sich nicht wundern, wenn Eltern ihre mittelmäßig begabten) Kinder auf das Gymnasium schicken.

In den größeren Städten in NDS geht mittlerweile die Panik bei den Eltern um:
höher begabtes Kind = Gymnasium = Glück gehabt;
mittelmäßig begabtes Kind = hoffentlich gewonnenes Auswahlverfahren bei der Integrierten Gesamtschule = viel Spaß und wenig geforderte Leistung = aber auch noch Glück gehabt;
mittelmäßig begabtes Kind = nicht gewonnenes Auswahlverfahren bei der Integrierten Gesamtschule = Oberschule = Pech gehabt
wenig begabtes Kind = Oberschule = Pech gehabt
Oberschulen in den Städten in Konkurrenz zu Gesamtschulen gelten dort als Restschulen (schlimmes Wort, ich weiß)
Die Gesamtschulen dürfen sich ihre Schüler aussuchen. Offiziell ist es ein Losverfahren. Aber komischerweise werden Schüler mit schlechtem Arbeits- und Sozialverhalten nie ausgelost. Hinter vorgehaltener Hand spricht man von gläsernen Losen. Am Ende werden dann noch die Abschlussprüfungen (auch Abiprüfungen!) frisiert und man hat super Abschlüsse. Die zukünftigen Arbeitgeber oder Uni-Professoren raufen sich dann zwar die Haare, aber das interessiert dann niemanden mehr.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

Sie haben das Problem korrekt beschrieben, nur dass die mittelmäßigen Schüler (in NRW) das Abitur sogar schaffen. An der Uni raufen sich die ernsthaften Dozenten die Haare, Ideologiestudiengänge in den Geisteswissenschaften freuen sich mangels kognitiven Fähigkeiten über Widerspruchsfreiheit bei den Veranstaltungen, die Absolventen später über sich selbst, weil sie keinen Job finden.

Cavalieri
6 Jahre zuvor

Maren: „Die Lehrerschaft an den Grundschulen hadert nach meiner Kenntnis nicht mit der Besoldung, sondern mit den kaum mehr zu schaffenden Aufgaben.“

Das glaube ich ohne weiteres. Man fügt additiv immer mehr Aufgaben hinzu, ohne das es Entlastung an anderer Stelle gibt. Die Evaluationsbürokratie kommt noch hinzu.
Und genau das scheint in anderen Ländern anders zu sein. Hier steht, dass Deutschland etwa dreimal so viele Lehrer wie die Niederlande hat. Aber Deutschland hat bekanntlich fast fünfmal so viele Einwohner, also ganz grob auch fünfmal so viele Kinder:

https://de.wikipedia.org/wiki/Schullehrer

Deutschland hat danach auch weniger als viermal so viele Lehrer wie Österreich, aber neunmal (!) so viele Einwohner. Die Besoldung allerdings ist wohl in den allermeisten Ländern schlechter als in Deutschland.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ ZITAT (Vice):

„Die Zusammensetzung an den Schulen hat sich komplett um eine Stufe nach oben verschoben. An den Gymnasien sitzen die Gymnasial- und Realschüler, an den Realschulen die Hauptschüler und an den Hauptschulen die Förderschüler. Und der Verschiebungsdruck geht noch weiter, da auch jetzt schon Schüler mit einer Hauptschulempfehlung auf dem Gymnasium landen. Verlierer sind in so einem System alle!

Abgeguckt/Begründet hat man sich das Gesamtschulsystem ja in Finnland, da dies in der ersten PISA-Studie ja so gut abgeschnitten hat. Man hat aber erst in den 90er Jahren in Finnland auf das Integrierte Gesamtschulsystem umgestellt. Vorher war es sehr frontalunterrichtlastig und leistungsorientiert. Da waren trotz der Umstellung noch viele Lehrer, die nun an den Gesamtschulen so weitergemacht haben (Lehrer sind nun mal schwerfällig). Da haben die bei der ersten PISA-Studie natürlich noch profitiert. Seitdem geht es mit Finnland Stück für Stück bergab.“

Das finde ich richtig und möchte es hiermit hervorheben.

Wie ich anderswo schon schrieb, komme ich selbst ja aus dem Einheitsschulsystem. (Gewöhnlich favorisiert man ja, was man kennt.) Inzwischen komme ich mehr und mehr zu der Überzeugung, dass das gegliederte Schulsystem, das die Kinder nach ihren Fähigkeiten fördert, sehr sinnvoll ist. Unkompliziertes Wechseln muss natürlich gewähleistet sein und über den Zeitpunkt der Aufteilung ist zu reden (ich favorisiere doch eher nach der 8. Klasse).

Vice-Principal
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

@sofawolf
Irgendwann kommt ein schlauer Politiker oder Wissenschaftler daher und stellt ein völlig neuartiges Schulsystem vor. In diesem werden dann alle Schüler gemäß ihrem Leistungsvermögen entsprechend in getrennten Schulen/Klassen unterrichtet, damit jeder in seinem Tempo und Tiefe Lernen kann. Man nennt es dann differenziertes und gegliedertes Schulwesen. Und alle werden sagen: „Ohh, das ist aber toll!“ Politiker klopfen sich gegenseitig auf die Schulter, Wissenschaftler applaudieren. Und ein paar alte Lehrer werden denken: Das hatten wir doch schon ein mal!

Ein Französisch-Kollege hat mir mal erzählt, dass die französischen Lehrer schon in den 70/80er-Jahren ganz neidisch auf unser tolles gegliedertes Schulwesen in Deutschland blickten und das eigene Einheitsschulsystem völlig ineffizent fanden.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

Frankreich hatte ein gegliedertes Schulsystem, aber der sozialistische Schulminister Jospin hat irgendwann ein einheitliches System eingeführt. Zu Vor- und Nachteilen steht was bei der Friedrich-Ebert-Stiftung:

http://library.fes.de/pdf-files/bueros/paris/04166.pdf

Es klingt nicht so, als sei das ein voller Erfolg gewesen. Vielmehr ist es anders gekommen als geplant. Genau das würde auch in Deutschland passieren, wenn wir so dumm wären, den Franzosen das nachzumachen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

In Deutschland kommt auch alles, jedoch mentalitätsbedingt etwas verzögert. Das hat Vor- aber auch Nachteile.

Cavalieri
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Das hier kommt hoffentlich so nicht:

https://www.welt.de/politik/ausland/article6423755/Lehrer-streiken-fuer-Sicherheit-an-Schulen-in-Paris.html

Und das in dem einheitlichen Gemeinschafts- und Ganztagsschulsystem im Nachbarland, das doch für Bildungsgerechtigkeit sorgen soll. Im Artikel ist die Rede davon, dass Schulen Zuwanderern gegenüber „feindliche Institutionen“ seien. Es ist auch von „Misere“ die Rede. Das könnte man ja auch in unserem gegliederten System haben …

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  Vice-Principal

@ Vice,

das höre ich oft von älteren Kollegen, dass das alles schon mal da war, was jetzt jemand neu erfunden zu haben glaubt.

🙂

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ xxx (ZITAT):

„Auch ich gebe dem Philologenverband recht. Weniger Gymnasiasten (maximal 30% eines Jahrgangs) machen alle Schulformen zu besseren Institutionen: …“

Bei uns im Osten gingen damals im Schnitt 2-3 Kinder pro Klasse ans „Gymnasium“ ( = EOS). Zuletzt nach der 10. Klasse, früher aber schon nach der 8. Klasse. (Auch die DDR-Lehrer bemängelten schon, dass nach der 10. Klasse zu spät sei, denn das ganze 11. Schuljahr ginge für die Eingewöhnung drauf und das Abitur legte man ja nach der 12., also am Ende der 12. Klasse ab.)

Wie viel Prozent mögen das gewesen sein. 10 Prozent?

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

PS: Wenn mich nicht alles täuscht, durfte der Notendurchschnitt nicht schlechter als 1,5 sein (nur für sogenannte künftige Offiziersschüler galt das nicht.)

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

PS-2: Vor diesem Hintergrund bekommt mein Gedanke einer Grundschullehrerausbildung ohne Hochschulstudium wohl auch einen ganz anderen „Beigeschmack“? Das waren ja trotzdem noch vergleichsweise leistungsstarke Schüler mit 1,7 oder 2,1 Notendurchschnitt.

(Darauf hätte ich natürlich hinweisen müssen.) 🙂

Cavalieri
6 Jahre zuvor

In Berlin gibt es nur noch Gymnasien und integrierte Sekundarschulen (ISS). Der Übergang von der Grundschule ist so geregelt, dass die Eltern drei Wünsche äußern dürfen. Wenn bei der Wunschschule die Plätze nicht reichen, dann ist das so geregelt:

„Bei Übernachfrage einer weiterführenden Schule greift folgende Regelung:
– Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden vorab aufgenommen.
– Maximal 10 Prozent der dann noch verfügbaren Plätze werden für Härtefälle vorgehalten.
– 60 Prozent der Plätze werden nach transparenten und objektivierbaren Kriterien wie Noten, profilbezogene Testergebnisse oder entsprechende Erfolge in praktischen
Übungen vergeben.
– 30 Prozent der Plätze werden durch Losentscheid verteilt.
– Die Wohnungsnähe der Schule wird als Entscheidungs-kriterium nicht mehr herangezogen.“

Moderne pädagogische Welt: Präferenz für die Inklusion, es wird mehr gelost als je zuvor, und die Schulwege werden weiter als je zuvor (in Berlin gibt es Entfernungen von einer Stunde und mehr mit öffentl. Verkehrsmitteln, in einer Richtung).

Quelle (Seite 15 dort):

https://www.dipf.de/de/forschung/aktuelle-projekte/pdf/steubis/Zusammenfassung_BERLIN_Studie_PK_10062013.pdf

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

auf diese weise kann man relativ einfach 60% der Schüler doch irgendwie wohnortbezogen auswählen, also Schüler aus brennpunkten erstmal ablehnen.