WIEN. Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ) nennt den Vorstoß „unerträglich“: Die Gewerkschaft der Pflichtschullehrer hat härtere Strafen für störende Schüler und deren Eltern gefordert – bis hin zum Einfrieren der Familienbeihilfe.
Die Diskussion ist in Österreich voll entbrannt: Brauchen Lehrer mehr disziplinarische Möglichkeiten, um gegen Unterrichtsstörungen vorgehen zu können? Paul Kimberger, Vorsitzender der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, meint: ja. Der Tageszeitung „Die Presse“ zufolge wünscht er sich von der Politik ein ganzes Bündel von Maßnahmen. Fünf Prozent der Schüler würden den Schulbetrieb massiv stören, und um dieser Gruppe Herr zu werden, bedürfe es eines drastisch verschärften Strafenkatalogs. Laut „Presse“ schlägt Kimberger vor, Störer aus der Klasse zu nehmen und in einem „Time-out“-Zimmer unterzubringen. Darüber hinaus fordert er Geldstrafen oder soziale Arbeit als Strafe bei Vandalismus. Eltern, die nicht mit der Schule kooperieren, solle die Familienbeihilfe zeitweilig nicht ausgezahlt werden.
Ministerin Schmied zeigte sich dem Bericht zufolge entsetzt über die Vorschläge. Sie lehne es ab, „in diese Richtung überhaupt zu argumentieren“. Unterstützung für Kimbergers Forderungen kommt hingegen von ÖVP-Bildungssprecher Werner Amon. Die Politik wäre gut beraten, einen solchen Hilferuf aus der Praxis ernst zu nehmen, erklärte er. Daher sollten die Vorschläge geprüft und offen diskutiert werden. Amon: “Die Lehrerinnen und Lehrer haben – nicht zuletzt durch den grundsätzlich positiven Ausbau ganztägiger Schulformen – immer mehr Erziehungsaufgaben zu bewältigen, die der Schule delegiert werden. Wenn die Lehrerinnen und Lehrer sagen, die derzeitigen Erziehungsmittel reichen nicht, müssen wir das ernst nehmen.“