NRW stellt Friedensgruppen für Schulbesuche mit Bundeswehr gleich – Kritik an Abenteuercamps

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DÜSSELDORF. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann will jetzt neben den Bundeswehr-Jugendoffizieren auch den Einsatz von Friedensgruppen in Schulen unterstützen. Rund 1000 mal im Jahr waren die Mitarbeiter der Armee im Jahr 2011 in den Schulen. Die aktive Rolle der Soldaten gegenüber der Jugend wird aber vermehrt kritisiert.

In der politischen Bildung an Schulen in Nordrhein-Westfalen sollen Friedensorganisationen stärker berücksichtigt und gleichberechtigt zur Bundeswehr eingeladen werden. Es gehe nicht darum, Jugendoffiziere an den Schulen zurückzudrängen, betonte ein Sprecher des Schulministeriums am Donnerstag nach einem Bericht der «Neuen Westfälischen». Ziel sei es, in weiterführenden Schulen ein abgerundetes Bild über Friedens- und Sicherheitspolitik zu vermitteln und eine kontroverse Diskussion zu ermöglichen. Ministerium und Bundeswehr hatten eine Kooperationsvereinbarung Ende August entsprechend geändert. in sieben weiteren Bundesländern gibt es ähnliche Vereinbarungen.

In der Schule das diskutieren was die Gesellschaft diskutiert

Dem Ministeriumssprechers zufolge kamen in den vergangenen Jahren Jugendoffiziere im Schnitt zu rund 1000 Besuchen an die weiterführenden Schulen in NRW. Es gehe nun um einen Mehrwert für die Schüler. «Was in der Gesellschaft kontrovers diskutiert wird, muss auch in der Schule kontrovers diskutiert werden können». CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann betonte, die Arbeit von Bundeswehroffizieren an den Schulen habe sich bewährt. «Es geht nicht um Kriegstreiberei, Gewaltverherrlichung oder um Militarismus. Die Information an den Schulen dient dem unbefangenen Umgang mit der Bundeswehr, die in ihrer jahrzehntelangen Geschichte zum wesentlichen Teil unser freiheitlich-demokratischen Grundordnung wurde.»

Die Abenteuercamps sind ein großer Spaß für Jugendliche, das findet zumindest der Veranstalter. (Screenshot: Bravo.de)
Die Abenteuercamps sind ein großer Spaß für Jugendliche, das findet zumindest der Veranstalter. (Screenshot: Bravo.de)

Bundeswehr arbeitet für Nachwuchswerbung mit „Bravo“ zusammen

Die aktive Rolle der Bundeswehr gegenüber der Jugend stand in den letzten Monaten aber immer wieder in der Kritik. Zusammen mit der Jugendzeitschrift „Bravo“ hatte die Bundeswehr für sogenannte „Adventure-Camps“ geworben. In youtube-Werbefilmen ging es dabei um Sonne, Strand und Abenteurer auf Sardinien und in den Alpen. Über die Einsatzrealitäten der Bundeswehr wird kein Wort verloren.

Gegenüber der „taz“ sagte dazu der Kinderrechtler Ralf Willinger von terre des hommes, er finde die Werbung inakzeptabel, denn die Bundeswehr solle sich bei ihrer Nachwuchswerbung auf Erwachsene beschränken und nicht Kinder und Jugendliche locken, die leicht beeinflussbar seien und kaum einschätzen könnten, was eine Verpflichtung und die damit verbundenen Auslandseinsätze für sie bedeuten könnten, schon gar nicht, wenn sie nicht darüber informiert würden.

Laut der Kooperationsvereinbarung in NRW können Jugendoffiziere, «Vertreter anderer Institutionen sowie Organisationen der Friedensbewegung» im Unterricht über Konfliktverhütung und Friedenssicherung berichten. «Jugendoffiziere dürfen nicht für Tätigkeiten innerhalb der Bundeswehr werben», heißt es zudem. «Die Lehrkräfte (…) stellen sicher, dass unterschiedliche Institutionen und Organisationen gleichberechtigt und gleichgewichtig einbezogen und berücksichtigt werden.» Der Sprecher von Grünen-Schulministerin Sylvia Löhrmann sagte, die Referenten müssten aber nicht alle in diesselbe Unterrichtsstunde kommen. nin mit dpa

(11.10.2012)

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