SAARBRÜCKEN. Mehr Personal und mehr Geld fordert der Ganztagsschulverband für seine Schulen. Auf dem anstehenden Bundeskongress, der vom 28. bis 30. November in Saarbrücken stattfindet, wollen die rund 400 Teilnehmer um Verbandspräsident Stefan Appel vor allem die Erfahrungen anderer Länder mit Ganztagsschulen diskutieren.
Nur voll ausgestattete Schulen könnten die gewünschten bildungspolitischen Effekte erzielen, sagt Verbandspräsident Stefan Appel. Laut Kultusministerkonferenz lag ihre Zahl in Deutschland 2010 bei rund 14 000. Ein Kurzinterview mit dem Ganztagsexperten:
In welchem Bereich sehen Sie die größten Probleme beim Ausbau des Ganztagsschulangebots?
Stefan Appel: «Bei der Qualität. Wir haben jetzt etwa 14 000 Schulen, die auf dem Papier Ganztagsangebote haben. Aber das heißt noch nicht viel. Vielleicht gibt es eine Cafeteria, vielleicht nur eine Hausaufgabenbetreuung. Wenn sich aber die gewünschten bildungspolitischen Effekte einstellen sollen, brauchen wir mehr voll ausgestattete Ganztagsschulen. Nur: Es fehlt Personal. Für eine gebundene Ganztagsschule braucht man beispielsweise etwa 30 Prozent mehr Personal – in vielen Regionen werden Sie es in dieser Größenordnung nicht finden.»
Wie hat sich die Lage der Ganztagsschulen entwickelt?
Appel: «Neu ist sicherlich, dass es einen Konsens zum Ausbau des Angebots über alle Parteien hinweg gibt. Allerdings betreiben einige Bundesländer ihn nur halbherzig. Einige wollen zwar zusätzliche Adressen mit Ganztagsangeboten auf dem Papier, insgesamt verändert sich aber in der Praxis der Schulen, was reformpädagogisch orientierten Unterricht angeht, nicht genug. Es braucht vor allem den politischen Willen, etwas zu ändern. Dann lassen sich auch entsprechende Gelder in den Haushaltsetats der Bundesländer und Kommunen rekrutieren.»
Sind die Lehrer ausreichend auf die Ganztagsbetreuung vorbereitet?
Appel: «Bei Ganztagsunterricht soll es zum Beispiel nach Möglichkeit keine Hausaufgaben mehr geben. Das heißt, auch die Lehrkräfte müssen sich bei den Unterrichtstechniken fortbilden. Der reine Wissensvermittler ist nicht mehr gefragt, sondern die erziehende Lehrkraft mit lebensbezogenem Unterricht ist wichtig. Wir brauchen auf allen Ebenen einen Paradigmenwechsel.» Interview Jonas-Erik Schmidt/dpa
Hier geht es zur Webseite von Stefan Appel
(27.11.2012)