AUGSBURG. John Hattie, der wohl renommierteste Bildungsforscher der Welt, hat das gegliederte Schulsystem deutscher Prägung scharf kritisiert. Es sei bestürzt darüber, wie viel Lernerfolg dadurch verloren gehe, Kinder schon nach dem vierten Schuljahr auf unterschiedliche Schulformen zu verteilen.
„Heterogenität ist die Norm in unserem Leben – in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft. Daher sollten Schulen dies widerspiegeln, um den Schülern und Schülerinnen die Fähigkeiten zu vermitteln, andere zu respektieren und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Meine Forschung beweist, dass Gruppierung und Segregation keinem Schüler zugute kommt“, so erklärt Hattie in einem Gespräch mit der „Augsburger Allgemeinen“.
Er betont: „Ich bin übrigens auch erstaunt darüber, dass das deutsche System zu wissen glaubt, was ein elf- oder zwölfjähriger Schüler im Alter von 30 Jahren können wird, und ihn entsprechend einer Schulart zuteilt. Und ich bin bestürzt darüber, wie unglaublich viel Erfolg verloren geht, indem man Kindern einen Stempel verpasst.“
Wichtiger als die Schulstruktur sind dem neuseeländischen Professor zufolge die Lehrerinnen und Lehrer – genauer: deren Haltung gegenüber den Schülerinnen und Schülern. „Zwei Lehrer könnten die gleiche Unterrichtsstunde halten, aber der Erfolg hängt davon ab, ob der Lehrer seine Aufgabe darin sieht, Wirkung bei allen Schülern hervorzurufen, oder ob er es als seine Aufgabe betrachtet, einfach nur sicherzustellen, dass alle Schüler die Arbeit erledigen und sich an die Anweisungen halten. Die großartigen Lehrkräfte tun Ersteres, die nicht so großartigen Letzteres“, erklärt Hattie.
„Ja, die Lehrkraft ist der wichtigste Einfluss innerhalb der Schule. Aber wir müssen das konkretisieren. Das gilt nur, wenn die Lehrkräfte die Wirkung ihres Unterrichts ständig bewerten und hinterfragen, wenn sie hohe Erwartungen haben und das Lernen aus Sicht der Schülerinnen und Schüler sehen“, sagt er und betont: „Die Aussage wird mit den Fortschritten der KI sogar noch wichtiger, da den Schülern und Schülerinnen beigebracht werden muss, beweiskräftige Fragen zu stellen, Richtig und Falsch zu bewerten und kritisch mit den Produkten künstlicher Intelligenz umzugehen.“
Noch immer gilt die sogenannte Hattie-Studie – neben der PISA-Studie – als größter Aufreger der empirischen Bildungsforschung. Hattie fasste darin die Daten von Tausenden internationalen Untersuchungen zusammen, um daraus die Gelingensfaktoren für schulisches Lernen zu extrahieren. Zentrales Ergebnis: Auf das Handeln der Lehrkräfte im Unterricht kommt es an (weniger auf die Rahmenbedingungen).
In diesen Tagen erscheint die deutsche Übersetzung des Nachfolgebuchs „Visible Learning – the Sequel“, neudeutsch getitelt „Visible Learning 2.0“. Gut 15 Jahre nach dem ersten Buch hat sich die Zahl der einbezogenen Metastudien verdreifacht und die von Hattie analysierten Faktoren für sichtbaren Lernerfolg wuchsen von 138 auf 362 an. News4teachers
Was will der gute Mann auch erwarten, wenn das der Bildungsstandart ist…
Genau Standart!! Ich richte meine Standarte auch immer gegen den Vind…
Ich passe mich nur den Gegebenheiten an.
Standarten der römischen Legionen ?
Standard.
Wahrscheinlich geht es um eine besondere Weise des Stehens!?
Oft stehe ich z.B. völlig neben mir – gerade bei neuen Meldungen zum ZuStand unseres Schulsystems … fühle ich mich dann dieser Standart völlig ausgeliefert.
Zuweilen weiß ich dann nicht mehr, wo mir der Kopf steht, ob ich standhaft genug bin, diesen Mist weiter zu ertragen oder ob dieser Dauerbeschuss mit schlechten Nachrichten nicht sogar meine Standfestigkeit in sehr privaten Situationen unterminiert.
Dann höre ich – zur Stärkung meiner inneren Haltung gerne mal „Stand by me“ von Ben E. KING … ob’s hilft kann ich aber erst nach längerem Beistand durch diese Stehhilfe sagen.
Man kann’s auch als „Stand-Art“ im Sinne von „die Kunst des Stehens“ auffassen. Im Sachzusammenhang dann: „Die Kunst, im Bildungsalltag stehen zu bleiben“.
Topp – Danke!! 😉
Da war ich nicht drauf gekommen- bin eher so der bodenständige Typ … oder wie Dean Martin mal sagte:
„Ich bin so lange nicht betrunken, wie ich auf dem Boden liegen kann ohne mich festhalten zu müssen“
Hauptsache da steht noch irgend etwas.
Stehen wir doch für das Eintreten eines Bildungserfolg
unabhängig vom sozialen Status,damit alle die verfassungsgemäßen
Grundrechte wahrnehmen können, und dazu steht das Grundrecht auf Bildung in einem demokratisch geprägten Grundtext.
Die Haltung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung
als Umsetzung eines mitmenschlichen Umgang miteinander
mit der Betonung der Grundrechte aller Individuen, diese sind
nicht überall als Grundhaltung in den Köpfen vorhanden.
Da steht dann eben nach Außen nur die Fahne auf dem Revers,
oft nur noch als nationaler Bimbes missbraucht.
Also gehen die Leistungen aufgrund des Lehrerhandels den Bach runter? Früher waren die Lehrkräfte also besser? Gewagte These.
Gut aufgepasst 🙂
Die Methoden waren in den Grundschulen früher mehr auf das Einüben und die Automatisierung ausgerichtet.
Das war aber bestimmt gaz schlecht vor dem lerntheoretischen Hintergrund gewisser Influenzer aus dem Grundschulbereich, wie dem Fachexperten Herr B. für Grundschuldidaktik der Universitäten Bremen und Siegen.
… und weil ja viele LuL auch „früher“ bereits LuL waren, war also damals ihr Handeln noch besser und heute mit zig weiteren Erfahrungsjahren wird es immer schlechter.
….das kann ich ganz persönlich – quasi mit anekdotischer Evidenz – nur bestätigen.
Mir ist auch schon ganz schlecht.
Lehrerhandel – ein Rezept gegen den Lehrermangel?
(Nicht böse gemeint, ich fand nur den Tippfehler so interessant.)
… und wie wird man jetzt Lehrerdealer? Ist das dann so wie Spielerberater? Wie hoch sind die Provisionen bei Transfers?
Unter den aktuellen Bedingungen quasi unbezahlbar….
Waren das nicht 15.000 pro vermittelter Lehrkraft? Beim Headhuntering irgendeines Bundeslandes?
Ach ja, Rahmenbedingungen spielen also keine Rolle. Nun ja.
Was die Segregation angeht, bin ich teilweise bei Hattie. Allerdings ist Heterogenität, was Leistungsvermögen angeht, aus meiner Sicht später im Leben nicht wirklich gegeben. Da arbeitet Professorin X zwar mit Pfleger Y in einer Abteilung, aber dort nicht so wie in der Schule zusammen in einer Gruppe, die dasselbe mehr oder weniger intensiv lernen soll. Es kommt dort darauf an, dass jeder Bereich funktioniert, damit das große Ganze funktioniert. Darum geht es in Schule nur bedingt. Von daher finde das Prinzip „alle unter einem Dach“ gut, aber „alle im selben Raum“ aus eigener Erfahrung sinnfrei. Projekte, an denen alle gemeinsam arbeiten, kann man gut in so ein Konzept integrieren.
Übertragen auf die Schule sehe „Heterogenität“ wie sie in der Arbeitswelt herrscht, dann so aus:
Marlene löst alle Matheaufgaben und bekommt dafür eine Drei („Fachkraft“ = mittleres Gehalt)
Jakob präsentiert die Ergebnisse und „verkauft“ sie damit der Lehrkraft und bekommt dafür eine Zwei („Verkäufer“ = hohes Gehalt, da Wertschöpfung am Markt)
Max schaltet den Beamer für die Präsentation an und locht die Handouts und bekommt dafür eine VIer („Hilfskraft“ = niedriges Gehalt)
Osman koordiniert das Ganze, d.h. er verteilt die Arbeit und bekommt dafür eine Eins („Manager“ = Spitzengehalt)
Judith saß die ganze Zeit dabei, hat aber nichts getan, da sie weiß, dass sie die Klasse sowieso wiederholen wird und bekommt dafür eine Fünf („gekündigt“ = bekommt eine kleine Abfindung)
Christian hat bei der Aufgabenverteilung leider nichts abbekommen und erhält deshalb eine Sechs („arbeitslos“ = bekommt Bürgergeld)
Immerhin würden so die Schüler auch schon im Unterricht für das Leben lernen. Toller Tipp!
So ein Schwachsinn! Glauben Sie, alle Bürgergeldempfänger waren 6er Kandidaten und alle Gekündigten 5er und alle Hilfskräfte 4er? Die meisten Geringverdiener, Aufstocker ,Berufsabbrecher ect sind alleinerziehende Mütter und mitunter bei den 2er und 3ern.
Sie bestätigen doch nur, was ich gesagt habe.
Überall wird gefordert, dass sich die Schule mehr an der „Lebenswirklichkeit“ orientieren soll. Und Hattie fordert sogar an der „Heterogenität“ in der Arbeitswelt.
In der Schule bekommt Marlene vielleicht aktuell eine Eins, weil sie alle Aufgaben löst.
In der „echten“ Arbeitswelt wäre sie mit diesem Talent aber „nur“ Fachkraft. Deshalb müsste sie in der Schule auch nur eine Drei bekommen, wenn sich Schule an der „echten“ Welt orientieren soll, wie die ganzen „Experten“ immer fordern.
Die „echte“ Welt und inbesondere die Arbeitswelt ist weder fair noch gerecht. Das bestätigen Sie doch gerade selber…
Ja, wenn die Kinder dann noch lernen das sie ein Theater aufführen und in verschiedene Rollen schlüpfen, Top.
Scheint Herr Hattie tatsächlich zu glauben, dass es an schlechtem Unterricht liegt, dass die Schüler in Finnland, Norwegen , Schweden, Dänemark, NL, FR, usw, in der Bildungsstudie PISA deutlich schlechter abschneiden als die in Sachsen und Bayern? Welche Forschungen hat er in DE in welchen Bundesländern durchgeführt? Oder wie soll man die Aussagen verstehen?
Können Sie auch belegen, dass Sachsen und Bayern deutlich besser gewesen sein sollen als die skandinavischen Länder – nicht nur in Nischenbereichen und nicht nur auf Gymnasialschüler bezogen. In den entsprechenden Studien ist dazu nämlich nichts zu finden.
Nachdem Norwegen schon beim Gesamtschnitt schlechter als der deutsche Durchschnitt war, Finnland bei Schülern mit und ohne Migrationshintergrund ebenfalls schlechter, kann man das m.M. schon als Beweis werten. SWE, DK, NL lagen zwar beim Gesamtschnitt wenige Punkte besser als Gesamt-DE , dort wurden aber nicht nur massiv mehr leistungsschwache SuS aus den Stichproben aussortiert als in DE, sondern auch deutlich mehr als die OECD eigentlich als Höchstgrenze zulässt. Dafür war der Anteil der SuS aus der am höchsten privilegierten Schicht in den Stichprobe ca. doppelt so hoch wie DE. Auch diese Länder wären bei vergleichbaren Stichproben beim Gesamtschnitt schon hinter Gesamt-DE. Dass Bayern und Sachsen bei bei den bundesweiten IQB-Studien im gleichen Jahr wie PISA regelmäßig 20-30 Pkt über dem Bundesschnitt liegen und das bei PISA 2022 dann > 500 Pkt wären, ist natürlich kein Beweis, nur eine Vermutung. Kann man dran glauben oder auch nicht. Haben Sie Beweise, dass sich Herr Hattie mit den Schulsystemen der 16 Bundesländer auskennt und hier schon vergleichende Forschungen betrieben hat?
Konkretes Beispiel: OECD- Höchstgrenze für die Ausschlussquote 5%.
In DE wurden 2,5% der SuS aussortiert , Anteil Migrationshintergrund 26%, Anteil der sozioökonomisch privilegierten SuS in der Stichprobe 31%. In DK wurden 11,5% (!) aussortiert, Migrationshintergrund 11%, privilegierte SuS 59%. Wer da noch von Vergleichbarkeit der Ergebnisse spricht, hat m.M. wenig Ahnung von statistischen Bedingungen.
Vergleichbarkeit ist auch bei Noten nicht wirklich gegeben – und es wird sie dennoch weiterhin geben, da es bisher kein anderes akzeptieres Bewertungssystem gibt.
Daher sollte man die schlechten Pisa-Ergebnisse auch nicht reflexhaft wegdiskutieren, sondern den Status-quo konstruktiv hinterfragen und nach Verbesserungen suchen. Schließlich geht es hier um unsere Zukunft. Und dabei helfen Rückfälle in „Früher war alles besser“ nicht weiter.
1 Woher genau haben Sie diese Zahlen?
2 Ich frage mich gerade, in wessen Interesse es sein sollte, wenn man diese ja skandalösen Vorgehensweise nirgends thematisiert. Das würde doch im Interesse aller deutschen Bildungspolitiker*innen sein. „Leute, wir sind eigentlich viel besser! Die anderen testen nämlich so, dass sie bessere Ergebnisse haben.“
Mich irritiert es, dass die deutschen Verantwortlichen das so hinnehmen, wenn es doch sonst immer nur darum geht, möglichst gut dazustehen. Können Sie sich das erklären?
Habe ich nicht – und auch nicht behauptet.
Ihre Ausführungen klingen durchaus plausibel, stellen aber dennoch keinen Beweis Ihrer Thesen dar. Und „deutlich“ sieht für mich zudem deutlich anders aus.
„Es [müsste es nicht Er heißen?] sei bestürzt darüber, wie viel Lernerfolg dadurch verloren gehe, Kinder schon nach dem vierten Schuljahr auf unterschiedliche Schulformen zu verteilen.“
Und ich bin erstaunt darüber, dass sich dieses Gerücht immer noch so hartnäckig hält. Lediglich Berlin und Brandenburg haben in Deutschland 6 Jahre Grundschule und die sind im Bundesland-Pisa-Ranking ziemlich weit unten, während z.B. Sachsen und Bayern ganz oben sind. Diese Bundesländer haben auch eine höhere Punktzahl als z.B. Finnland, das doch immer so hoch gelobt wird, u.a. weil man so spät differenziert.
Es gibt Dinge die dafür und dagegen sprechen, die Schülerschaft früher oder später auf unterschiedliche Schulformen zu verteilen. Man vergisst dabei z.B., dass leistungsstarke Schüler von der frühen „Verteilung“ eher profitieren, weil sie oft erst dann die nötige Förderung bekommen.
Ich glaube also nicht, dass das der Kern des Problems ist!
(Ggf. meint Hattie nicht binnendifferenzierten Unterricht? Das wird nicht wirklich deutlich in dem Artikel.)
Warum muss man denn Kinder an verschiedene Orte schicken, damit sie auf unterschiedlichen Leistungsniveaus arbeiten können?
Damit die Bildungsbürgy-Kids schön unter sich sein können?
Nimmt man mal an, dass viele Schüler (vor allem in der Pupertät) vom Grundsatz her eher faul (machen nicht mehr als notwendig) sind. Im dreigliedrigen System sind die Hürden gesetzt, über die die Schüler springen müssen. In der Binnendifferenzierung in der Gesamt-/Gemeinschaftsschule, kann man ggf. auch den leichteren Weg gehen, wenn der Lehrer nicht mehr Leistung fordert, weil er das Potential eines jeden Schülers vielleicht noch nicht entdeckt hat. Je nach Klassengröße erscheint mir das eine ziemliche Herausforderung.
Ich habe mich ja nicht für Binnendifferenzierung ausgesprochen, oder? Nur dafür, dass man S*S nicht an unterschiedlichen Schulorten unterrichten sollte.
Weil sie dann besser entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert werden können im Vergleich zu einer sehr heterogenen Gruppe. Was ist außerdem das Problem an verschiedenen Orten? Die Bildungsreinrichtungen sind dann jeweils spezialisiert und können besser auf ihre Schülergruppen eingehen. Ich persönlich habe nie einen Mehrwert darin gesehen, auf Zwang an einer Schule zu bleiben.
Aha, nun dann lassen Sie sich gesagt sein, dass man auf einer Schule (also in einem Gebäude) ja nicht nur einen Raum hat. Es soll Schulen in Deutschland geben, an denen alle Kids aller Niveaus in nach Leistung differenzierten Gruppen getrennt unterrichtet werden. Davon haben hier immer wieder Teilnehmende aber nie gehört. Und weil immer wieder solche Argumente wie die Ihren kommen, gehe ich davon aus, dass es doch eher nach dem Motto „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ läuft.
An meiner Schule (GemS mit Oberstufe) haben wir ein gemischtes Klassen- und Kurssystem. Beispielsweise unterrichte ich gerade einen Gymnasialkurs im 10. Jg.. Das System könnte man noch verbessern, aber die Bildungsministerin interessiert sich nicht für die GemS, sondern nur für die Gymnasien. Okay, was soll man auch von einer CDU-Bildungsministerin erwarten?
Dennoch: Ich finde es sehr befremdlich, immer wieder dieser Unwissenheit (?) begegnen zu müssen.
Für Sie ist also eine andere Meinung gleichzusetzen mit „Unwissenheit“? Da lehnen Sie sich aber ganz schön weit aus dem Fenster.
Überzeugen tun mich Ihre Ausführungen dennoch nicht.
Sie haben doch gar nicht verstanden, worüber ich geschrieben habe, wie Ihr Post nahelegt. Ich habe doch extra geschrieben, dass in integrativen Systemen trotzdem nach Leistung äußerlich differenziert (also in leistungshomogenen Lerngruppen) werden kann. Wie an meiner Schule z.B.
Nachtrag: Diskussionen werden schwierig, wenn Personen per se gegen etwas sind, das sie gar nicht wirklich genau kennen.
Z.B. „Ich finde GemS/Gesamtschulen doof, weil dort immer in heterogenen Lerngruppen gearbeitet wird.“
Wenn man dann erklärt, dass das an diesen Schultypen nicht zwingend so ist, spielt das aber keine Rolle. Das verstehe ich nicht und werde ich auch nie verstehen.
Lassen Sie sich gesagt sein, dass ich beide Systeme kenne (Bundeslandwechsel und versch. Konstellationen in der Familie).
Doch habe ich schon (wieder eine Unterstellung!). Ich bezog mich auf Ihren Satz: „Warum muss man denn Kinder an verschiedene Orte schicken, damit sie auf unterschiedlichen Leistungsniveaus arbeiten können?“
Macht es für mich nicht besser, weil es keinen Sinn ergibt. Warum sollten Kinder an unterschiedlichen Orten unterrichtet werden müssen, um ihren Fähigkeiten entsprechend angemessen gefördert zu werden? Warum reichen da denn nicht leistungshomogene Kurse?
Wenn man dazu noch bedenkt, dass in Bayern bei IQB 2022 nicht nur die Schnitte ca. 45 Punkte höher waren als in BER , sondern auch die Punktabstände zwischen SuS mit und ohne Migrationshintergrund deutlich geringer, ebenso die Abstände zwischen den SuS aus den sozioöonomsich benachteiligten und den privilegierten Schichten geringer ausfielen als in BER, scheint der Kern des Problem vermutlich wirklich woanders zu liegen.
Ist bei uns auf dem Dorf (NDS) auch so. Bessere Lernbedingungen und dadurch bessere Integration. Wir sind also auch besser als Berlin. Wie kommt das nur? (Grübeln, grübeln)
Die Großstädte in Bayern haben Migrantenanteile von ca. 48% – 50%, Berlin ca. 38%.
Ist in Berlin allerdings nicht gleichmäßig auf die Stadtteile verteilt! Daher gibt es große Unterschiede, auch an den Schulen.
Und in welcher deutschen Großstadt soll das Ihrer Meinung nach anders sein?
Genau das ist ja das „Schöne“ an Statistiken! Manche Stadtteile oder Regionen trifft es halt mehr, andere weniger, aber die „Durchschnittswerte“ klingen immer besser. 🙂
Können wir mal mit diesen ganzen Strohmännern aufhören? Berlin und Brandenburg sind nicht wegen 6 Jahre Grundschule hinten, sondern wegen den dort zur Schule gehenden Schülern. Und, wie hier schon gesagt wurde, andere picken mehr oder weniger die Leistungsschwächeren für den Vergleich heraus. Der Migrations Anteil ist mitunter sehr unterschiedlich, der Inklusionanteil auch. Kurz : Das sind alles nur Mogelpackung und Schein-Vergleiche.
Dann sind es sämtliche „Studien“ und Meinungsäußerungen wie die von Hattie aber auch. Dann können wir die Diskussion also lassen.
sämtliche Studien und Meinungsäußerungen, die darauf basieren (wollte ich schreiben).
„und die von Hattie analysierten Faktoren für sichtbaren Lernerfolg wuchsen von 138 auf 362 an.“
Nett. Wenn nun aber der noch unanalysierte Faktor 363 alle anderen auf den Kopf stellen sollte? Es bleibt spannend, denn danach kommt Faktor 364 etc.
Jaja, die Rahmenbedingungen sind völlig egal, Hauptsache der Lehrer will bei allen eine „Wirkung hervorrufen“.
Wir man ernsthaft Rahmenbedingungen (Heterogenität, Sprachkenntnisse, Gruppengröße) vom Lehrerhandeln entkoppelt kann, wird sich mir nie erschließen – aber klar: während ich vor 35 heterogenen, lärmenden, teils der deutschen Sprache nicht mächtigen Kinder, teils Analphabeten stehe, verhalte ich mich anders als im 10 Oberstufenschüler „starken“ Grundkurs…(hatte ich einmal im Leben, war traumhaft, jetzt sind es wieder 29 im GK).
Von daher: Hattie hat recht, da, wo ich anders handele und nicht einfach versuche, die Stunde ohne bleibende Schäden zu überleben, lernen die Kinder besser…und würde ich bei den 10 Oberstufenschülern genau so handeln wie vor den 35 eben beschriebenen, wäre auch da mein Unterricht schlecht und wenig gewinnbringend…
„während ich vor 35 heterogenen, lärmenden, teils der deutschen Sprache nicht mächtigen Kinder, teils Analphabeten“
Hallo? Diese „Heterogenität“ ist doch später im Berufsleben laut Hattie auch so. Wer kennt nicht die analphabetischen Ingenieure am CERN und die lärmenden, unaufmerksamen Ärztinnen im Krankenhaus, ganz zu schweigen von den kein Deutsch sprechenden Redekteuren bei der ZEIT. Du solltest das wirklich mehr wertschätzen und fördern. Dann ist der Bildungserfolg insgesamt geringer, und wenn es für alle keinen Erfolg gibt, kann der auch nicht verloren gehen.
Ich hätte mich auch gern länger von den Dorfjungs aus der Grundschule verprügeln lassen, die im Unterricht nur Trecker-PS-Memory gespielt haben. Dann könnte ich heute viel gelassener in Auseinandersetzungen mit der AfD beim Plakateaufhängen gehen. Und die Dorfjungs, die wären sicher Germanisten statt Industriearbeiter geworden.
Das ist jetzt leider weg vom Thema, aber die Jungs aus deiner Beschreibung sind dann die, die die Traktormagazine dabei hatten und sich über die halbnackten Frauen aufgeregt haben, die vor den schönen -Bildern standen
„Dann könnte ich heute viel gelassener in Auseinandersetzungen mit der AfD beim Plakateaufhängen gehen.“ 🙂 Na, sehen Sie, man weiß doch nie, was für hilfreiche Kompetenzen man so en passant vermittelt bekommt und wofür man sie alles brauchen kann 🙂
Mich würde mal interessieren, ob Prof. Hattie die Bedingungen kennt, unter denen Lehrkräfte in D arbeiten. Die Wirksamkeit des Handelns der Lehrkraft hängt nämlich massiv von den Rahmenbedingungen ab: eine persönliche Beziehung lässt sich zu 15 Kindern besser aufbauen und pflegen als zu über 30. Mich würde mal interessieren, wie Hattie sich das vorstellt: ich hinterfrage mich nach jeder Stunde, ob und wie wirksam mein Unterricht für jeden meiner 30 Individuen war. WANN denn? In den 5 oder zehn Minuten Pause, in denen ich den Raum wechsle und mich mental auf die nächsten 30 vorbereite? Oder auf dem Klo, wenn ich in der großen Pause mal die 5 Minuten abzweigen kann zwischen Kopierer, Telefonat, Gespräch mit Eltern usw.?
Unabdingbar für persönliche Beziehung ist Zeit, um auf den Einzelnen einzugehen- nicht vereinbar mit dem deutschen Schulsystem und den Rahmenplänen. Ohne vernünftige Ausstattung lässt sich schüleraktivierender Unterricht kaum durchführen: unsere Experimentiersätze Physik stammen aus den 50gern des letzten Jahrhunderts.
Letztlich ist mein Fazit aus bald 30 Jahren Berufserfahrung: Jedes noch so hell lodernde Feuer der Begeisterung für diesen wunderschönen Beruf erschöpft sich, wenn man täglich gegen Widrigkeiten obiger Art und noch so viel mehr anrennt, und letztlich doch von seinem Dienstherrn nicht unterstützt wird. Bestes aktuelles Beispiel: Burg.
Vielleicht bin ich inzwischen einfach zu dünnhäutig und Hattie übt Systemkritik, die ich als Lehrerkritik („Großartige Lehrer und nicht so großartige Lehrer“) auffasse, aber unsere Politik versteht nur: „Rahmenbedingungen sind nachrangig, die Verantwortung für Schulerfolg liegt beim Lehrer“ und fügt ein: „Haben wir doch gewusst, diese faulen Säcke sind schuld!“.
Vielleicht sind SuS in Neuseeland anders drauf als hier. Meine SuS sind überwiegend nicht heiß auf Mathe, aufs Lernen und die Schule. Sie machen das, weil es eben so ist, dass man zur Schule muss. Bei vielen bin ich sehr zufrieden, wenn sie die Anweisungen befolgen und ihre Aufgaben erledigen. Laut Hattie bin ich also eine weniger großartige Lehrkraft, weil mir wichtig ist und ich sicherstelle, dass die SuS ihre Aufgaben erledigen (ja, ich bin eine sehr konsequente Lehrkaft!). Dies setzt jedoch voraus, dass sie in der Lage sind, das zu tun (ich spreche grad konkret über Mathe). Und wenn die SuS durch meinen Unterricht in die Lage versetzt wurden, selbstständig ihre Aufgaben zu erledigen: warum ist das schlechter als eine ominöse „Wirkung“ bei allen SuS zu erzeugen?
Sei‘s drum, in jeder der von mir unterrichteten Klassen hat sich bisher mindestens eine Schülerin oder ein Schüler gefunden, auf den der Funke übergesprungen ist und der „was mit Mathe“ studiert hat. Bei anderen bestand die „Wirkung“ eher in der Erleichterung, sich nicht mehr mit Mathe herumplagen zu müssen: wat dem Eenen sin Uhl, is dem Annern sin Nachtigall.
Die SuS in Neuseeland dürften vermutlich tatsächlich anders drauf sein als in vielen deutschen Bundesländern. Da sind die Schüler mit Migrationshintergrund z.B. bei PISA 2022 deutlich besser als die Einheimischen und ziehen die Punkteschnitte nach oben.
Auch bei uns sind die meisten ostasiatischen Schüler Leistungsträger!
O ja! War vor ein paar Wochen bei der Preisverleihung der Landesrunde Mathematikolympiade. War sehr erhellend. Ich habe es nicht durchgerechnet und die Herkunft anhand von Aussehen und Namen nur grob geschätzt, aber ich würde sagen, dass 10 Prozent der Preisträger (oder eher deren Eltern) aus dem ostasiatischen Raum stammten. Deutlich mehr als ihr statistischer Anteil an der Bevölkerung vermuten lassen würde. Interessanterweise „fehlte“ der Raum zwischen dem genannten und dem europäischen komplett, wieder entgegen der Verteilung in der Bevölkerung.
Meiner Meinung nach macht das Elternhaus und die Stellung von Wissen und Bildung in der jeweiligen Herkunftskultur einen Großteil vom Bildungserfolg der Kinder aus.
Womöglich machen auch die Wege nach Deutschland (Flucht, Krieg), der Bildungshintergrund der Eltern (Akademiker), der finanzielle Hintergrund (Fördermöglichkeiten) und die Erfahrungen hierzulande (Ablehnung, Diskriminierung, Rassismus) einen Großteil vom Bildungserfolg von Kindern aus. Wir sind es leid, hier immer wieder kulturell verbrämten Rassismus lesen zu müssen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ist aber auch in anderen Ländern empirisch nachgewiesen, dass Migrantenkinder aus bestimmten Herkunftsländern trotz sozioökonomisch ungünstigen Voraussetzungen deutlich bessere Bildungserfolge erzielen als Einheimische. Ob man das gleich als Rassismus bezeichnen will, muss jeder selber wissen.
Diesselben Herkunftsländer sind auch bei PISA erfolgreich. Dahinter liegt offenbar ein besonderer Arbeitsethos: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/usa-asiatischer-lernethos-macht-schueler-erfolgreicher-a-967794.html
Die Kehrseite: „Doch der schulische Erfolg kommt nicht ohne Nebenwirkungen: Das subjektive Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen asiatischer Abstammung sei geringer als bei den befragten Schülern europäischer Herkunft. Sie könnten weniger Zeit mit Freunden verbringen und hätten auch häufiger Konflikte mit ihren Eltern.“
Und: Das macht Schülerinnen und Schüler mit anderer regionaler Herkunft nicht automatisch schlechter.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie wollen jetzt aber nicht ernsthaft behaupten, dass Länder wie Vietnam, Indien , Pakistan, Bangladesh oder die Philippinen bei PISA besser abschneiden als Länder wie Deutschland, UK, Kanada usw. .
Nein. Wir kennen aber keine Untersuchung, die aufzeigen würde, dass eingewanderte Schülerinnen und Schüler aus diesen Ländern grundsätzlich besser sind als Einheimische (besser worin?). Dafür hätten wir dann gerne Quellen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dass es auch in anderen Ländern Statistiken zu den Schülerleistungen gibt, ist eigentlich schon bekannt. Vielleicht können Sie ja zum Beispiel mit den Daten der Regierung von UK und dem Chart bei 3. ethnicity etwas anfangen
https://www.ethnicity-facts-figures.service.gov.uk/education-skills-and-training/11-to-16-years-old/a-to-c-in-english-and-maths-gcse-attainment-for-children-aged-14-to-16-key-stage-4/latest/#
Jé höher der Prozentwert, desto besser. „white british“ wäre dann die benchmark.
Das sind britische Daten – keine internationalen. Einwanderer aus „China“, die in der Liste weit vorne auftauchen, sind zumeist gut gebildete Menschen aus Hongkong, die vor der autoritären Pekinger Führung geflohen sind. Diese Hongkong-Chinesen werden von Großbritannien angeworben und mit einem besonderen Einwandungsprogramm unterstützt, das unter anderem obligatorische Sprachkurse für die ganzen Familien vorsieht. Daraus ein „Kultur“-Ranking erstellen zu wollen, ist absurd. Gerne hier nachlesen: https://www.gov.uk/guidance/hong-kong-uk-welcome-programme-guidance-for-local-authorities#hong-kong-uk-welcome-programme–summary
Offensichtlich werden hier Gründe notfalls an den Haaren herbeigezogen, Menschen nach Herkunft ab- oder aufwerten zu können. Wir nennen das Rassismus. Auch Großbritannien hat darin übrigens durchaus Tradition: https://www.deutschlandfunk.de/koloniales-erbe-grossbritanniens-blinde-flecken-100.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Rein statistisch sind auch die Migranten aus China in UK überproportional in den sozioökonomisch benachteiligten Schichten zu finden, schneiden aber trotzdem weit überdurchschnittlich ab. Noch extremer die Bangladeshis, die statistisch zur ärmsten Bevölkerungsschicht in UK zählen, mehr als doppelt so häufig von Armutsgefährdung betroffen sind als „white british“ aber trotzdem signifikant bessere Schulleistungen aufweisen. Ähnliche Phänomene lassen sich z.B. bei vietnamesischstämmigen Schülern in Ostdeutschland statistisch beobachten. Auch in Herrn Hatties Neuseeland steigt der Punktevorsprung der Immigranten nochmal um 50% an, wenn das sozioökonomische Profil der Probanden berücksichtigt wird. Auch in Kanada, Australien, USA etc. sind Immigranten aus diesen Regionen rein statistisch deutlich überproportional erfolgreich. Ob man die Erhebung und Veröffentlichung solcher Daten als Rassismus werten will oder nicht, ist dann individuelle Ansichtssache.
Die Interpretation – nämlich die Zuordnung von individuellen Eigenschaften auf eine wie auch immer geartete ethnische Herkunft – ist rassistisch. Wie wäre es, Sie würden sich mit ähnlicher Akribie zum Beispiel mal der Geschlechterunterschiede widmen?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Natürlich ist das definitorisch betrachtet Rassismus. Zweifellos.
Es ist auch rassistisch, wenn ich die Realität darstelle, dass die beiden besten SuS meiner Klasse asiatischer Abstammung sind.
Ich könnte ja stattdessen die Herkunft außer Acht lassen und einfach die individuellen Namen, Yin Phang und Guang Thien, nennen.
Es könnten ja auch Theo und Alina sein.
Sind es aber in diesem Fall eben nicht.
Aber all dies ändert ja auch nichts an den Tatsachen und an Erkenntnissen, die sich daraus erschließen lassen.
Unter Umständen ist ein großer Faktor für eine Art Hemmung in der Weiterentwicklung Deutschlands in vielen Bereichen die reflexartige Ablehnung und rigorose Nicht-Beachtung von eventuell hilfreichen Erkenntnissen, die sich jedoch augenscheinlich und definitorisch auf wahrgenommenen Rassismus gründen.
Anstatt zu versuchen, die daraus gewonnenen Erkenntnisse dennoch neutral und objektiv für alternative Lösungsansätze heranzuziehen, ohne permanent die latente Furcht im Hinterkopf zu haben, dass daraus nur noch schlimmerer und womöglich institutionalisierter Rassismus entsteht und in die Bildung und Gesellschaft hineingetragen wird.
Ich kann mir vorstellen, dass diese besonders in Deutschland aber auch allgemein in der Welt wachsende starke (Hyper)Sensibilität für die Wahrnehmung von rassistischen Phänomenen durchaus auch hinderlich für eine bildungstechnische Weiterentwicklung sein kann.
Auch wenn ich mich selbst zu den eher Rassismus-sensiblen Menschen zähle und eine besondere Wahrnehmung in dieser Hinsicht absolut befürworte.
Der Umgang mit dieser Wahrnehmung sollte jedoch mMn in Teilen etwas differenzierter und reflektierter sein.
Es stellt sich die Frage, warum um die nationale Herkunft so ein Fetisch gemacht wird. Warum kommt denn niemand auf die Idee, z. B regionale Herkunft zu thematisieren – vielleicht sind bayerische Kinder ja „kulturell bedingt“ (womit biologischer Rassismus heutzutage ja gerne verbrämt wird) schlauer als zum Beispiel niedersächsische? Oder thüringische fleißiger als hessische? Schon die Absurdität dieser Fragestellungen macht das Problem deutlich: Was soll das – außer Vorurteile zu schüren?
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Also sind die innerdeutschen Vergleichstests des IQB schlicht überflüssig, weil sie eine „absurde Fragestellung“ verfolgen? Die haben deutliche Unterschiede ergeben zwischen Bundesländern, natürlich gibt’s die auch zwischen Städten.
Warum machen eigentlich alle mit dem PISA-Ranking so viel Aufhebens um die unterschiedlichen Nationen?
Es kommt doch keiner auf die Idee, die Verantwortung für die unterschiedlichen Bundesländerergebnisse den Schülerinnen und Schülern (oder ihrer Herkunft) zuzuschieben – absurd. Herzliche Grüße Die Redaktion
@Redaktion
Vielleicht geht es den meisten hier gar nicht um die ethnische Herkunft. MMn. geht es schlicht und ergreifend darum, dass Bildung in anderen Kulturen einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft (und auch bei Eltern) hat als derzeit in Deutschland (früher war es auch hier mal anders). Bildung und Lehrer werden dort mehr wertgeschätzt und respektiert. Nix mit „faule S…“!
Vor ca 10 Jahren hatte ich einen Schüler aus der DomRep. Er sprach schon recht gut deutsch, bekam aber noch 2 h pro Woche Förderung in einer Kleingruppe (damals hatten wir für so etwas noch Kapazitäten). Die ersten Male bedankte er sich nach jeder Stunde bei mir für den Unterricht. Das fand ich interessant und sehr nett. Nach ein paar Wochen „lernte“ er aber schnell, dass das hier nicht so üblich ist. Respekt, nicht Angst, vor Erwachsenen hat in einigen Kulturen einen höheren Stellenwert als bei uns. Das führt manchmal aber auch dazu, dass einige damit nicht klar kommen, wie es bei uns läuft und dann erst recht „austesten“, wo denn hier in DE die Grenzen sind, um dann festzustellen, die sind sehr großzügig bemessen.
„MMn. geht es schlicht und ergreifend darum, dass Bildung in anderen Kulturen einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft (und auch bei Eltern) hat als derzeit in Deutschland.“
In welchem Nationalstaat hat denn Bildung durchgängig keinen Stellenwert? Wir kennen keinen. Und was soll „Kulturen“ in diesem Zusammenhang denn bedeuten – haben rechtsradikale bildungsschwache Hinterwäldler aus Dunkeldeutschland und genderbewegte akademische junge Frauen aus München eine gemeinsame Kultur, nur weil sie zufällig den gleichen Passdeckel haben? Würden wir bestreiten. Und das gilt für jede geografische Herkunft: Es kommt auf die einzelnen Menschen an.
„Kultur“ hat in diesem Zusammenhang schlicht den Begriff „Rasse“ abgelöst (klingt softer) – Menschen werden nach ihrer Herkunft in „gute“ und „schlechte“ sortiert.
Was sagt es aus, dass der Junge in Ihrem Erlebnisbericht aus der Dominikanischen Republik stammt? Mal davon abgesehen, dass es ziemlich schräg ist, aus einer einzigen subjektiven Geschichte irgendeine Gesetzmäßigkeit abzuleiten: Glauben Sie ernsthaft, ein deutschstämmiges Kind aus einem sozialen Brennpunkt im Ruhrgebiet wäre in der Schule respektvoller aufgetreten? Ihr Beispiel zeigt nur eins: Ihre Einstellung Kindern gegenüber. Offensichtlich spielt die Nationalität in Ihrem Erwartungshorizont eine Rolle. Genau dies ist das Problem. Googeln Sie mal „self fulfilling prophecy“.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
@Redaktion
Wenn Sie meinen Kommentar richtig gelesen und verstanden hätten, hätten Sie bemerken können, dass es mir generell um Respekt geht! Und meine Kritik richtet sich vorrangig an die zunehmende Respektlosigkeit in DE. Ist es etwa auch schon Rassismus, wenn ich anmerke, dass andere Kulturen ihren Kindern einen respektvolleren Umgang mit Lehrern und überhaupt Erwachsenen anerziehen? Und dass in anderen Kulturen eine andere Wertschätzung des Lehrerberufs vorhanden ist? Wäre das dann , wenn schon denn schon, nicht Rassismus gegen Bio-Deutsche?
Ergänzung: Es trifft zum Glück nicht auf alle bio-deutsche Eltern und Kinder zu. Aber in meinem langen Leben bemerke ich doch eine zunehmende Verschlechterung! Und ich habe wirklich sehr, sehr viele Schüler unterschiedlichster Herkunft, Religion, Hautfarbe …begleitet. Es gibt überall solche und auch solche, aber die Tendenz ist für mich unübersehbar. Sicherlich habe ich Wahrnehmungsstörungen oder es sind die seelischen Schäden durch meine Ostsozialisation, denn es ist, wie Sie sagen, eigentlich purer Rassismus meinerseits!
Was sind denn „andere Kulturen“ – wieso trennen Sie Kultur nach Nationalität?
Respekt gibt es da, wo der Umgang zwischen Menschen grundsätzlich wertschätzend ist und/oder wo die Repression stark genug ist, Umgangsformen zu erzwingen. Das lässt sich in den Armenvierteln dieser Welt, egal ob in New York, in Kairo oder in Berlin, aber auch in Burg im Spreewald, eher nicht beobachten. Andersherum gibt es kein Land der Welt, in dem Respekt gegenüber Menschen grundsätzlich verpönt ist.
„Rassismus gegenüber Bio-Deutschen“ – was soll das denn schon wieder sein? Welcher Deutsche wird aufgrund seiner Herkunft diskriminiert? Informieren Sie sich seriös – etwa hier: https://www.quarks.de/gesellschaft/gibt-es-rassismus-gegen-weisse/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Ohne mich an dieser Diskussion beteiligen zu wollen:
Worauf genau möchten Sie im Ihrerseits geboteten Link berweisen?
… quarks.de hat hier aber z.T. ein erhebliches Maß an (und in einigen Fällen ist das ein Euphemismus) Elfenbeinturmmentalität dokumentiert, die bisweilen in concept creep u.ä. abdriftet, z.B. bei einigen extrem ‚verkopften‘ Ideen von „Weißsein“, z.B. bei Aladin El-Mafaalan, der rassistische Diskriminierung und hier speziell strukturelle (bzw. systematische) Diskriminierung als einzig ‚tatsächlichen‘ Rassismus definiert wissen will, ebenso z.B. bei Karim Fereidooni, der die Notwendigkeit von „rassistische[n] Traditionslinie[n]“ u.ä. zur Bedingung von ‚richtigem‘ Rassismus machen möchte etc – da werden Subkategorien des Phänomens Rassismus zum Rassismus per se umdefiniert und andere Rassismen als (z.T. kategorial) andere Phänomene relativiert. Das mündet dann in so absurden Checklisten, wie der von Tupoka Ogette, bei der keiner der vier Punkte irgendwie notwendig ist, um „tatsächlich[e] Rassismuserfahrungen“ gemacht zu haben (und es ist ja sogar verlangt, dass alle vier Kriterien zutreffen, bevor man solche Erfahrungen gemacht hätte) – sorry, aber das sit (bestenfalls) arbiträrer Unsinn. Über den EUozentrismus im Artikel u.ä. beschweren sich ja zudem auch diverse Kommentatoren.
Dabei hilft hier auch eine Herangehensweise, wie sie sich von Ockham’s Razor ableitet, nämlich ein Blick auf basale Definitionen. Anstelle vieler ähnlicher Definitionen, hier diejenige der American Psychological Association:
„Racism is a form of prejudice that generally includes negative emotional reactions to members of a group, acceptance of negative stereotypes, and racial discrimination against individuals; in some cases it can lead to violence.“
Und um auch den Begriff der Diskriminierung zu klären:
„Discrimination refers to the differential treatment of different age, gender, racial, ethnic, religious, national, ability identity, sexual orientation, socioeconomic, and other groups at the individual level and the institutional/structural level. Discrimination is usually the behavioral manifestation of prejudice and involves negative, hostile, and injurious treatment of members of rejected groups“ (https://www.apa.org/topics/racism-bias-discrimination).
Andere Definitionen, wie z.B. (ebenfalls anstelle vieler Gleichartiger) diejenige der Australian Human Rights Commission, schießen über das Ziel hinaus und äquivalieren (wie im Artikel) wieder Subformen von Rassismus als Rassismus per se und wollen bisweilen Rassismus und rassistische Diskriminierung las zwei grundverschiedene Phänomene behandeln (d.h. selsbt rassistische Diskriminierung als im eigtl. Sinne nicht rassistisches Phänomen definieren):
„Racism is the process by which systems and policies, actions and attitudes create inequitable opportunities and outcomes for people based on race. Racism is more than just prejudice in thought or action. It occurs when this prejudice – whether individual or institutional – is accompanied by the power to discriminate against, oppress or limit the rights of others“ (https://humanrights.gov.au/our-work/race-discrimination/what-racism).
Kurzgefasst und zurück zur Checkliste:
„[w]enn jemand zu dir Kartoffel sagt oder dich als Weißen beleidigt, erfährst du situativ eine Diskriminierung“ (Karim Fereidoon) und zwar eine rassistische, auch hierzulande. Man ist damit Opfer von Rassismus. Es ist nicht nitwendig, dass es „für diese benachteiligende Erfahrung einen historisch gewachsenen Hintergrund“ gibt, dass „sich diese benachteiligende Erfahrung in ähnlicher Form auf struktureller oder institutioneller Ebene wider[spiegelt]“ (denn es geht um Rassismus, ncith speziell um strukturellen Rassismus), dass „eine passende Ideologie, wie zum Beispiel die Rassenlehre“ existiert oder dass so eine Erfahrung beim Diskriminierten „eine verinnerlichte Wirkung“ hinterlässt. Wer anderes reklamiert, der hat den Pfad der Seriösität verlassen und ist (bestenfalls) ideologisch unterwegs. Zustimmen könnte man allenfalls graduellen Differenzierungen (i.d.S. dass Gruppe X historisch und kontemporär quali- u./o. quantiativ intensiverem Rassismus und manigfaltigerer rassistischer Diskriminierung im speziellen ausgesetzt ist), nicht aber kategorialen (wie z.B. dass „Weiße“ hierzulande nicht Opfer von Rassismus sein könnten).
Sie versuchen mal wieder, ein gesellschaftliches Problem wegzuschwadronieren. Wenn jemand zu Ihnen „Kartoffel“ sagt, dann ist das vielleicht eine Beleidigung – aber keine Diskriminierung, weil daraus ja keine weiteren Nachteile erwachsen. Kein Deutschstämmiger muss bei der Job- oder Wohnungssuche fürchten, wegen seines Namens oder seiner Hautfarbe aussortiert zu werden. Begleiten Sie mal eine Schulklasse mit Migrantenkindern zu einer Klassenfahrt in den Spreewald. Dann bekommen Sie höchstwahrscheinlich eine Ahnung davon, was Rassismus bedeutet. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/05/rassismus-gibt-es-mittlerweile-regionen-in-deutschland-in-die-schulklassen-nicht-mehr-fahren-koennen/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie haben offenbar selbst „mal wieder“ weder gelesen, was ich tatsächlich geschrieben habe, noch was bei quarks.de zu lesen ist,
Wenn jemand ein Problem „wegschwadroniert“, dann sind Sie es doch, wenn Sie – trotz der Erläuterungen – offenbar…
… (a) zwischen Rassismus und Diskriminierung phänomenologisch differenzieren, obwohl rassistische Diskriminierung lediglich die manifeste Form von Rassismus (im Mindesten und bereits hinreichend definiert als „a form of prejudice„) darstellt und Diskriminierung (im Mindesten und bereits hinreichend definiert als „differential treatment […], usually the behavioral manifestation of prejudice and involv[ing] negative, hostile, and injurious treatment of members of rejected groups„) natürlich auch eine Beleidigung umfasst; d.h. wird ein „Deutschstämmiger“ aufgrund seiner „racial, ethnic, […] national“ o.ä. Merkmale auf dem „individual level“ (mit entsprechend devalvierender Intention) als „Kartoffel“ beleidigt, dann ist das natürlich eine rassistische Beleidigung und damit Rassismus.
… (b) im populären concept creep-Fehlschluss strukturellen Rassismus als Rassismus im eigtl. und ausschl. Sinne fehldeuten und nicht lediglich als Subkategorie von Rassismus (wie es korrekt wäre)… oder was sonst soll Ihre Anmekrung zum Aussoortieren aufgrund des Namens?
Und Ihnen ist da in Ihrer obligatorischen Aversion mir ggü. wohl „mal wieder“ etwas entgangen, was ich tatsächlich geschrieben habe, nämlich dass es die Feststellung, dass es einen graduellen Unterschied in den Rassismuserfahrungen i.d.S. gibt, nämlich dass hierzulande „Gruppe X historisch und kontemporär quali- u./o. quantiativ intensiverem Rassismus und manigfaltigerer rassistischer Diskriminierung im speziellen ausgesetzt ist“ – falls Sie das nicht verstanden haben:
Ich schreibe damit, dass natürlich erheblich mehr Menschen, die nicht als „Weiße“ hierzulande von der entsprechenden „weißen“ Mehrheitsgesellschaft klassifiziert werden, einem quantitativ erheblichem Mehr an rassistischer Diskriminierung anheim fallen und dass dieser Rassismus regelmäßig auch qualitativ erheblicher ist (alleine bereits aufgrund der entsprechenden Mehrheitsverhältnisse), bspw. die vier Kriteriend er Checkliste von Tupoka Ogette erfüllt. Kurz: Quanti- und i.d.R. auch qualitativ wiegt der Rassismus gg. Personen, die nicht „weiß“ sind, schwerer als derjenige gg. „Weiße“.
Ist das jetzt auch ihnen klar genug?
Ich habe mit meinem Ausgangstext keinerlei Gewichtung (und insb. keine zu Ungunsten der nicht „weißen“ Bevölkerung) vorgenommen oder gar das Problem des Rassismus ggü. der nicht „weißen“ Bevölkerung „wegschwadroniert“ – wie kommen Sie auf so einen Unsinn? Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie einmal dabei bleiben würden, was ich wirklich schreibe und nicht immer Ihre ungerechtfertigten Attacken in meine Richtung fahren.
Okay, wenn ich mit ner Neuköllner Schulklasse im Spreewald auf meinen kulturellen Hintergrund bezogen angepöbelt werde, ist es Rassismus. Wenn ich mit ner Brandenburger Dorfeierklasse in Neukölln von dortigen Menschen mit Migrationshintergrund auf meinen kulturellen Hintergrund bezogen angepöbelt werde, ist es kein Rassismus, sondern ne Beleidigung. Leuchtet mir nicht ein, und ich weiß jetzt auch nicht, wie ich das meinen Schülern erklären soll.
Wann wurde eine Brandenburger Schulklasse in Neukölln von Migranten bepöbelt? Wir kennen einen solchen Fall nicht. Herzliche Grüße Die Redaktion
Ich schon. Mit meinen Dorfeiern in Berlin, u.a. in Neukölln gewesen und dort aufs Übelste angepampt worden von Menschen mit augenscheinlichem Migrationshintergrund. Nur weil man Vorfälle nicht zur Anzeige bringt heißt das nicht, dass sie nicht vorkommen.
Dass die Leistungsunterschiede bei PISA 2022 z.B. im Fach Lesen zwischen den Geschlechtern in Finnland, Schweden, Norwegen etc. z.T. mehr als doppelt so hoch sind wie im OECD-Schnitt oder in DE, könnte man m.M. in der Tat so interpretieren, dass dort neben Migrantenkindern mittlerweile auch Jungs zu den Bildungsverlieren gehören. Die Begründung, dass es völlig normal wäre, dass Jungs so viel schlechter im Lesen wären, würde ich mir da nicht zu eigen machen wollen.
Vielleicht ist es auch eine Mischung aus verschiedenen Dingen? Ich persönlich bin es Leid, immer wieder eindimensionale Erklärungen zu hören. Die Gastarbeiter aus Italien, Griechenland und der Türkei hatten alle dieselbe Ausgangssituation (Armut, Misstrauen der Bevölkerung etc.) – und doch gibt es bei ihnen und ihren Nachfahren deutliche Unterschiede, was Integration, Bildungsaffinität und heutige soziale Stellung angeht. Und ich bin es echt Leid, dass daran immer allein der Rassismus der bösen Deutschen Schuld sein soll – aber natürlich keineswegs die Folgen kultureller und religiöser Prägung. Wenn Umfragen ergeben, dass 68 Prozent der Muslime der Meinung sind, dass die Regeln des Koran wichtiger sind als deutsche Gesetze, dann kann ich das beim besten Willen nicht mit Rassismus der Deutschen erklären! Antworten auf solche Fragen sind immer vielschichtig, niemals eindimensional!
Ob Sie das „Leid“ sind, interessiert uns wenig. Offensichtlich verstehen Sie schon mal Religion nicht. Denn auch gläubige Christen würden die Bibel über das Grundgesetz stellen, halten sich aber trotzdem daran. Zahlreiche Studien belegen rassistische Denkmuster in Deutschland. Diese Studien bräuchte eigentlich gar nicht – schon die Umfrageergebnisse der offen rassistischen AfD zeigen ein klares Bild. Zum Rassismus im deutschen Bildungssystem – gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2023/10/schwarze-menschen-beklagen-rassismus-in-deutschland-und-im-deutschen-schulsystem-weit-oefter-als-in-anderen-eu-staaten/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Es geht nicht darum, dass es keinen Rassismus in Deutschland gibt – natürlich gibt es den! Das, was ich mit „Ich bin es Leid“ meine, sind die EINDIMENSIONALEN Erklärungsansätze nach dem Motto „Es liegt NUR am Rassismus“ und. Das stimmt einfach nicht! Die Gründe sind vielschichtig und es müssen auf beiden Seiten Dinge verändert werden.
Da gehen wir mit. Herzliche Grüße Die Redaktion
Nö, sonst würde es nämlich keine z.B. türkischen Wissenschaftler*innen geben, oder?
Es scheint vielmehr so zu sein, dass der soziale Hintergrund eine wichtige Rolle spielt. Ist doch bei „bio-deutschen“ Kids auch so.
„Vergleicht man ihre Bildungssituation (also die von Kindern mit Migrationshintergrund, d. Red.) mit der von sozial ähnlich gestellten Schülerinnen und Schülern ohne Zuwanderungshintergrund, zeigt sich für beide Gruppen ein sehr ähnliches Bild.“ Quelle: https://www.bpb.de/themen/bildung/dossier-bildung/211879/ethnische-bildungsungleichheiten/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das ist jetzt ein Witz, oder? Ich habe den Artikel jetzt wirklich ausführlich gelesen und der Tenor ist eindeutig: Die unterschiedlichen Schulerfolge lassen sich eben nicht v.a. mit Diskriminierung (Rassismus) begründen, sondern liegen v.a. im sozialen Status. Die Nebenstudie von PISA hat ergeben, dass die Migranten in Deutschland – im Vergleich zu z.B. klassischen Einwanderungsländern wie Kanada – deutlich ungünstigere sozioökonomische Voraussetzungen (also Bildung und Bildungsaffinität) haben. Dann kann man doch nicht hingehen und das ernsthaft mit alleinigem Rassismus der bösen Deutschen vom Tisch wischen. Das Neutralste, was man also sagen kann, ist: Sie können nichts dafür, weil sie es nicht besser wissen und können – genau wie bei unseren sozialschwachen Einheimischen. Also muss man dazu zwingen, das in Anspruch zu nehmen, was es braucht, z.B. Deutsch zu lernen Und das geht am Besten über verpflichtende (GT)-Angebote und Sprachförderkurse. Gott sei Dank gehen ja Bestrebungen, wie in Hamburg oder jetzt auch in BW geplant, in die richtige Richtung.
Wieso muss man sie „dazu zwingen“? Wie wäre es, DaF-Kurse in Kitas und Grundschulen überhaupt erst einmal flächendeckend anzubieten. Die Realität sieht allzu häufig so aus, wie aktuell in Ludwigshafen zu beobachten ist: Brennpunktschule muss ein Drittel der Erstklässler die Klasse wegen fehlender Sprachkenntnisse die Klasse wiederholen lassen – medialer Aufschrei in ganz Deutschland – Bildungsministerium schickt Studierende für sechs Wochen (sic!) zur Unterstützung – nächster Jahrgang: das gleiche Problem (oh Wunder).
Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/04/an-der-not-der-graefenau-schule-hat-sich-praktisch-nichts-geaendert-schon-wieder-bleibt-wohl-ein-drittel-der-erstklaessler-sitzen/
Das tieferliegende Problem: Deutschland hat bis heute nicht verstanden, dass es – seit Jahrzehnten – ein Einwanderungsland ist. Deshalb fehlen alle Strukturen, die erfolgreiche Einwanderungsländer aufweisen. Das hat Gründe: In Deutschland sind Ressentiments gegenüber „Fremden“ weit verbreitet. Das betrifft alle, die „anders“ sind: Jüdinnen und Juden, Schwarze Menschen, Migrantinnen und Migranten… Mit Fremdenfreundlichkeit lässt sich hierzulande politisch nicht punkten, was neben der AfD insbesondere die Union verstanden hat und immer wieder die Vorurteile bedient. Noch 2006 hat die CDU (Schäuble) erklärt: „Deutschland ist kein Einwanderungsland“. Diese Lebenslüge prägt Deutschland bis heute.
Deshalb kommen Leute wie Sie auf die Idee, eingewanderte Familien wären strunzdoof und müssten dazu gezwungen werden, ihre Kinder auf die Schule vorzubereiten. Das können sie aber gar nicht. Wer nicht Deutsch kann, kann es seinen Kindern auch nicht beibringen.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Das spricht mit total aus der Seele nach nunmehr über 30 Jahren Mathe/Physik. Im Übrigen habe ich mich vor zehn Jahren als Frau noch nicht benachteiligt gefühlt- mittlerweile aber schon.
„Hattie übt Systemkritik, die ich als Lehrerkritik auffasse, aber unsere Politik versteht nur: „Rahmenbedingungen sind nachrangig, die Verantwortung für Schulerfolg liegt beim Lehrer“‘
Man kann Hattie sicherlich in vielen Punkten zu Recht kritisieren, aber dafür trägt er eher nicht die Verantwortung. Ich würde übrigens weitergehen und sagen, dass die Politik etwa mit dem Festhalten am unzureichenden, teilweise Persönlichkeit und psychische Gesundheit deformierenden Ausbildungssystem für Lehrkräfte und krankmachenden Arbeitsbedingungen mit einer oft einschüchternden Hierarchie sogar für das vermeintlich „persönliche Versagen“ von Lehrkräften direkt verantwortlich zu machen ist. Wie viele Lehrkräfte kommen voller Ideale und Enthusiasmus aus dem Studium und werden im Referendariat bzw. den ersten Jahren im Job regelrecht gebrochen? Das Problem ist durch und durch ein systemisches. Und ja, das wirkt sich natürlich auch auf die Einstellung der Schüler zum Unterricht aus. Schon der Vergleich zwischen einem durchschnittlichen Gymnasium und einer guten IGS zeigt, wie Schule besser funktionieren kann, wenn man sich vom Gedanken des Aussiebens verabschiedet, den man als Lehrkraft nach ein paar Jahren am Gymnasium als notwendig und richtig empfindet, obwohl man eigentlich selbst darunter gelitten hat. Aber wie gesagt: Dafür ist nicht die einzelne Lehrkraft verantwortlich und sie kann es auch nicht ändern.
Wer behauptet denn ernsthaft, dass er wisse, wo ein Schüler mit 30 Jahren stehen werde? Die Allokation findet aber berechtigt zu einem Zeitpunkt statt, wo sich das Abstraktionsvermögen entwickelt, bei dem einen deutlich, bei der anderen weniger deutlich – auch wenn das nicht immer gerne gehört wird. Das dreigliedrige Schulsystem ist mittlerweile so durchlässig, dass später flexibel gewechselt werden kann, was ja auch sehr begrüßenswert ist.
Zumal – wenn man es vielleicht mit 10 noch nicht weiß, weiß man das mit 12 oder 14 besser? Ich bezweifle es!
Doch, natürlich kann das Heureka in jedem Moment eines Schülerlebens stattfinden. Deshalb gibt es ein durchlässiges Schulsystem.
Ich bin überzeugt davon, weil ich selbst ein Beispiel dafür bin.
Ich habe Hauptschule, Realschule und Gymnasium besucht, und insgesamt ein Jahr “ verloren“ dem gegenüber, wenn ich gleich aufs Gymnasium gekommen wäre. Das ist zu verschmerzen. Und das muss möglich sein und ist es. Das spricht aber nicht gegen das dreigliedrige Schulsystem.
Aber auch nicht dafür.
Auch hier Zustimmung.
Uch erlebe dies tagtäglich an BS, FOS/ BOS…..
Doch, das kommt sogar viel öfter vor, als man denkt. Da ich an einer Gemeinschaftsschule unterrichte, erlebe ich recht viele Kids, die in der 5. Klasse beinahe wir Förderschülys wirken oder sogar welche sind (FB Lernen), die dann später aber einen ordentlichen MSA absolvieren. Wir haben auch regelmäßig ehemalige Förder-Kids, die Abitur machen.
Ich kann das nur bestätigen. In meinem privaten Umfeld habe ich sogar einen ehemaligen Förderschüler, der gerade promoviert.
Es gibt auch Studien, die den Wechsel von Grundschule zur weiterführenden Schule nach Klasse 6 kritisch sehen. Die Kinder stecken mitten in der Pubertät. Nicht passender Bildungshabitus und dadurch als hoch empfundener Schuldruck erzeugen bei den Kindern eine Krise, die entweder mit Anpassung an schulische Anforderungen beantwortet wird oder mit Hinwendung zu einer Peergroup, die einem Anerkennung ermöglicht. Oftmals fördert das negative und der Bildung nicht zuträgliche Verhaltensweisen.
Deshalb sind Integrative Systeme auch viel besser.
Der Erfolg hängt davon ab, ob der Lehrer sich mit seinem Tun (seiner ihm zugewiesenen Rolle) identifizieren kann und ob er von der Sinnhaftigkeit seines Agierens im Unterricht überzeugt ist. Nur wenn KuK authentisch (sein dürfen) sind, werden sie auch eine glaubhafte Wirkung auf SuS haben.
Eine zeitgeistkonforme, uns aufgezwungene den Leistungs- und Wettbewerbsgedanken negierende Wohlfühl-Didaktik gepaart mit der stetigen Verflachung fachlicher Ansprüche und zunehmender Disziplinlosigkeit in allen Schularten lässt viele KuK an ihrer Unterrichtsrealität und ihrer Wirkung als Lehrende auf die Lernenden (ver)zweifeln und lähmt die letzten Enthusiasten.
„Auf das Handeln der Lehrkräfte im Unterricht kommt es an.“ Na dann lasst uns doch, ihr Klugsch…..!
Wie ist den unser Bildungssystem in eine derartige Schieflage geraten? War wohl eine Tri Tra Trullala- Metastudie zu wenig? Sind die Lehrpläne eigentlich schon leer genug – da geht sicher noch was. Wenn keine Inhalte mehr zu vermitteln sind, brauchts auch keine Lehrenden mit Wirkung mehr. Wenn weniger gelernt werden muss, stellt sich auch der Lernerfolg schneller ein. So einfach!
Ach ja, das dreigliedrige Schulsystem, dass ja in Deutschland über gleich und vorhanden ist. Da kann man nur den Kopf schütteln.
In NRW ist das so. Es gibt entweder ein viergliedriges oder ein zweigliedriges System, je nachdem, ob Real- und Hauptschulen überhaupt noch vorhanden sind. Bei uns ist das so. Nach dem 4.Schuljahr bekommen dann die Kinder eine Empfehlung und besuchen dann die weiterführende Schule. An der Gesamtschule ist bekanntlich das Abitur genauso möglich, wie am Gymnasium, also geht hier schonmal kein Erfolg verloren. Und bei den Realschulen wechselnd ca. 50% der Schüler nach Erhalt der Quali an eine Gesamtschule, ein Gymnasium oder (tataaa) an ein Berufskolleg für ein Vollabi. Sogar an der Hauptschule wechselt ein beachtlicher Teil der Kinder an ein BK für ein Fachabi. Viele Realschüler ohne Quali machen das auch. Nur etwa ein Viertel geht in die Berufsausbildung!
Dazu kommt, dass die Schuljahre 5 und 6 ja die Orientierungsphase darstellen. Auch hier wechseln regelmäßig Kinder an die (ich nenne es mal so) „höhere“ Schulform. Der Grund dafür, dass mehr Kinder den umgekehrten Weg gehen, liegt an den Eltern, die ihre hochbegabten Kinder natürlich immer am Gymnasium unterbringen wollen, weil sie ja sonst den Rest ihres Lebens Steine klopfen müssen…
Dann kommen noch die Art von Spätzünder, die sich nach erfolgreicher Ausbildung noch für den akademischen Weg entscheiden möchten. Auch das ist problemlos (auch ohne Abi) möglich.
Das ganze System ist durchlässig, wie ein Schweizer Käse. Also wo geht da „Erfolg verloren“? Ich fasse es nicht, dass jeder Schwätzer in völliger Unkenntnis des Gesamtsystems seine kruden Thesen überall verbreiten darf. Warum fragt die Augsburger Allgemeine da nicht mal nach?
Ich beziehe mich in meinem Text nur auf NRW, aber ich weiß natürlich auch, dass die Durchlässigkeit in den anderen Bundesländern ebenfalls gegeben ist. Nur kenne ich mich da nicht so gut aus.
„ Sogar an der Hauptschule wechselt ein beachtlicher Teil der Kinder an ein BK für ein Fachabi. “ Nein, schon seit Jahren nicht mehr- An den heutigen städtischen Hauptschulen in NRW macht inzwischen (pro Jahrgang) einer/e den FOR. Ohne Qualifikation.
Hattie interpretiert ja nur Daten, die er nicht selbst erhoben hat. Deshalb gilt auch weiterhin seine eigene Aussage:
„Meine Aufgabe sehe ich darin, eine Folge von Thesen mit hohem Erklärungswert vorzustellen, die viele (anfechtbare) Vermutungen enthalten.“
Damit ist alles über seine Forschung gesagt….
Ich wünsche Herrn Hattie viel Erfolg bei der Marketingtour für sein auf Deutsch übersetztes neues Buch!
Provokante Äußerungen können da nur helfen, die Kasse muss klingeln!
It’s capitalism, you know…
Dann muss man ja gar kein Neuseeländisch können, um das Buch von der KI zusammenfassen zu lassen – volle cool.
🙂
@Dil Uhlenspiegel
Ah!
Ok!
Echt volle cool.
Dann lass ich mal meine Oma wieder aus dem Keller raus …
Da habe ich sie einquartiert, damit sie das Buch in Ruhe übersetzen kann.
Meine Oma funktioniert nämlich sogar ohne Strom, die ist ökologisch viel wertvoller und trotzdem preisgünstiger als 10 KIs im Vorteilspack!
Bestimmt sind Kerzen, Wasser und Brot aber auch schon aufgebraucht. 😉
Vielleicht kannst du sie in Standby versetzen, bis zum nächsten Mal?
Natürlich hinterfrage ich ständig mein Handeln und erörtere, soweit es möglich ist, Lösungsstrategien mit Kindern und Eltern, um einen ansprechenden Unterricht zu gestalten, der die Kinder fordert. Wer aber behauptet, dass die Rahmenbedingungen nicht ausschlaggebend sind, hat noch nie alleine eine Klasse mit 25-30 Kindern besucht, die alle unterschiedlichste Voraussetzungen mitbringen.
Meine Haltung an meinem unterrocht ändert nichts daran, dass X oft einfach rausrennt, Y schreit, um Aufmerksamkeit zu bekommen, die es daheim nicht bekommt und Z mal wieder einen Stuhl wirft, oder die Trinkflasche über einem Kind entleert, welches in die falsche Richtung guckt.
Sollte natürlich *Unterricht* heißen.
Da warst du wohl laut Hattie nicht wirksam genug. Oder Deine Wirkung auf Schüler äußert sich darin, dass die halt ausflippen. In ersterem Falle nicht so großartiger Lehrer. In letzterem Falle großartiger Lehrer: Wirkung auf alle SuS.
Und nein, laut Hattie sind die Rahmenbedingungen Rille! Jetzt warte ich eigentlich darauf, dass in den Klassen 60 Kinder sitzen, weil: die Klassengröße hat ja keinen Einfluss auf den Lernerfolg!
Pst!!!
Nicht so laut!!!
Sie (die KuMis) könnten es hören!!!
Ich freue mich schon auf die Großraumklassen, kann ich noch mehr wirken. :p
Etwas arrogant der Herr. ‚Meine Forschung beweist…‘, Wissenschaft mit absolutem Anspruch. Für jedes Land, jede Gruppe, jede Leistungsstufe soll das gelten? Er ist längst in der Politik und nicht mehr in der Wissenschaft unterwegs, sollte deshalb auch nicht als Wissenschaftler auftreten.
Kennt er das deutsche Schulsystem, die Berufsausbildung, die Durchlässigkeit auch später, das gesellschaftliche Ansehen einer Ausbildung in Deutschland (warum heißt das im Englischen eigentlich nur ‚vocational training‘ statt ‚vocational education‘?). Hat vielleicht Neuseeland die bessere Lösung? Überfordern bis ‚dropout‘? https://www.nzherald.co.nz/nz/school-drop-out-crisis-youth-employment-agencies-seeing-increasingly-young-people-leaving-school/HLJEP65A3NEKPEVY2SDES6MCIU/ ? Oder Studenten, die das BA-Studium zum Erwerb von Allgemeinbildung nutzen müssen, weil bis zum Ende der Schulzeit die Heterogenität alles nach unten nivelliert hat?
Sich an die Anweisungen halten und Aufgaben erledigen, könnte auch die Vorstufe von ‚Wirkung hervorrufen‘ darstellen! Meistens ist es nämlich recht hilfreich, wenn die Kleinen zumindest die Grundlagen für Fragen kennen, um dann interessante Aspekte anzugehen, zu ‚interessieren‘. Geht theoretisch auch anders, richtig, aber die intrinsische Bereitschaft zum Mitdenken ist in der typischen Mittelstufenklasse eher gering. Liegt sicher an mir…
Liefer nur weiter der Politik das Lehrerargument. Selbst wenn gemeint wäre: wir brauchen eine andere Schule, mit einer anderen Form von Unterricht (was ich nicht glaube), das kommt nicht so an. Am Ende sind es in der Öffentlichkeit die Lehrer, die versagen. Wie groß ist eigentlich der Einfluss der Lehrkraft im Vergleich zur Summe aller anderen Einflüsse? Ach, das führt in die falsche Richtung?…
Für mich klingt das eher so, als ob ihm jemand eingeflüstert hätte, dass in DE nach der 4. Klasse die Bildungskarrieren unwiderruflich festgelegt würden und wer es nicht aufs Gymnasium schafft keine Chance mehr auf eine akademische Ausbildung hätte.
Die sagen es selbst: Nicht die Forschung wird berühmt, sondern es ist umgekehrt – Politik sucht sich die Forscher raus und macht sie berühmt, die zu Narrativ passen.
Wir finden es gruselig, wenn Lehrkräfte – die Schülerinnen und Schülern Erkenntnisse der Wissenschaft nahebringen sollen – solche anti-wissenschaftlichen Verschwörungsmärchen verbreiten. Herzliche Grüße Die Redaktion
Hach, es gibt doch nichts Schöneres als beizeiten einen leichten Grusel- wenn’s den Rücken langsam rauf und wieder runter läuft.
Deshalb hat das Genre ja solche Erfolge in TV, Kino und Büchern.
Das bekommt ihr in der Redaktion von uns aus dem Forum also quasi gratis dazu. 😉
Vielleicht liegt hier ja auch ein Problem im deutschen Bildungssystem: Anti-wissenschaftlich eingestellte Lehrer:innen.
Und wie, tiktok reicht vollkommen
( wenn ich über so manche Schultern schaue) Ohhhhhhhjhhj!!
Verraten Sie mir bitte auch noch, wie jemand antiwissenschaftlich studiert und 50+x Prüfungen macht ( sind dann alle Lehrer Queris? )
– Sonst muss der Kollege wieder klopfen, bin fast an meinem Brötchen erstickt und habe meinen Überlebenskaffee verschüttet !
Ihr gutes Recht.
Ist bestimmt nur Zufall, dass exakt null „Bildungsforscher“ „berühmt“ (bzw. entsprechend medial und politisch empfangen und aufgewertet) werden, die Sachen sagen wie:
– „Klassen müssen kleiner werden“
oder
– „Es braucht zwingend mehr Personal, Konzept-Gerede ist Unsinn
Verschwörungsmärchen, Teil zwo.
Ist halt komplexer, die Realität wahrzunehmen, als es sich in der Opferrolle bequem zu machen. Gerne hier nachlesen: https://www.news4teachers.de/2024/01/pisa-schock-bildungsforscher-zierer-verlangt-humanpakt-statt-digitalpakt-fuer-schulen/
Oder hier: https://www.news4teachers.de/2022/11/bildungsforscher-grosser-fehler-nicht-auf-veraenderte-schuelerschaft-reagiert-zu-haben/
Oder hier: https://www.news4teachers.de/2022/03/schon-wieder-falsch-vbe-zeigt-auf-kultusminister-schaffen-es-nicht-tatsaechlichen-lehrkraeftebedarf-zu-ermitteln/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Dass Sie darüber berichten ist ja auch völlig richtig.
Das kommt nur „oben“ nicht an.
Im übrigen habe ich auch nichts gegen Herrn Hattie oder sonstwen. Die machen halt igre Arbeit, deren Kühlschränke müssen auch gefüllt sein.
Das habe ich nicht geschrieben und auch nicht gemeint! Forscher vertreten ihre Thesen, die eventuell öffentlich breit diskutiert werden, nehmen daran teil und vergessen über politischen Diskussionen, ob die ursprüngliche wissenschaftliche Basis das noch so hergibt. ‚Das deutsche Schulsystem legt den Lebensweg von Zehnjährigen fest‘ ist so eine politische These, die durch Wiederholung nicht wahrer wird. Zu ihrer Widerlegung reichen auch unzählige Beispiele für ’nichtlineare Erwerbsbiographien‘ offensichtlich nicht aus.
Das meine ich ja.
Und selbst aus so Dingen wie „Hattie“ hatten wir hier schon Kollegen, die im news4teachers-forum im Detail rausgeschnüffelt hatten, dass so manche Verdrehung/Unterstellung aus der „Studienwelt“ (Klassiker: „Klassengröße egal“) ***so*** garnicht dort stand bzw. entscheidende Informationen weggelassen wurden.
Oder das jahrelang hochgejubelte finnische System…wo ein Mitforist dann auch rausschnüffelte (mit Zitat): Ach, die gemessenen Kinder waren noch frontal unterrichtet worden – seit dem Wechsel gehts dann auch bergab…
Gern geschehen! ^^
*schnüffelschnüffek*
Zur Überschrift zitiere ich hier mal die Redaktion: „Wir halten die Schulstrukturdebatte in Deutschland für grandios überbewertet.“
„Hattie fasste darin die Daten von Tausenden internationalen Untersuchungen zusammen, um daraus die Gelingensfaktoren für schulisches Lernen zu extrahieren.“
Leider lediglich eine Metaanalyse von Metaanalysen und methodisch recht fragwürdig, s. https://www.news4teachers.de/2023/10/exklusiv-ein-blick-vorab-in-die-neue-hattie-studie-welche-faktoren-das-lernen-beguenstigen-und-welche-dafuer-schaedlich-sind/#comment-548110
Maßlos überbewertet, weil regelmäßig unkritisch rezipiert.
Jepp, Aaaaaaber … er ist der größte und beste und anerkannteste Bildungsforscher unter den Bildungsforschern und wird mit seinem neuen Werk auf Jahre hinaus die Debatten von Bildungsforschern für Bildungsforscher bestimmen.
Das ist doch was!
Sie schon wieder ! 😉
Womöglich auch noch die Debatten von Bildungsforschern ÜBER Bildungsforscher ( Diese lästern auch, nicht nur wir )
Im Übrigen glaube ich, dass es auch gefährlich für SuS ( besonders kleine ) ist, zu sehr auf einen Lehrer abzufahren. Momentan passieren zu viele schnelle Lehrerwechsel, auch Versetzungen, dem Lehrermangel geschuldet.
Bei den Großen hat man eindeutig den joker, wenn die Chemie passt.
Eigentlich
sind aber unsere meist kritischen Rezeptionen auch nichts anderes – allerdings auf lebendiger Erfahrung basierend.
Da muss ich wohl am Wochenende mal auf Geschichts- und Sciencefictionlektüre verzichten und genauer Hattisieren, – um ihm nicht Unrecht zu tun.
Ich fürchte aber, dass er für mich nicht zum Papst wird – vor allem, weil Lehrer- Schüler- Beziehungen und ! Lehrer-Eltern- Interaktion in allen Ländern anders sind.
Der einfache Nenner: Wenn Lehrer und Schüler gut miteinander auskommen
(warum auch immer, teils triviale Gründe), geht auch Unterricht besser, bedarf für mich keiner Studie
( basierend auf vielen Metastudien mit ungleichen Variablen ).
Ich finde es wirklich bezeichnend, dass Lehrer und deren Verbände diese Erkenntnisse reflexhaft zurückweisen.
Es liegt nie an den Lehrern, nie an deren Unterricht, sondern an den schlechten Räumen, an der schlechten Ausstattung, den schlechten Schülern usw. usw..
Bin gespannt, wer die Dinge auch in Deutschland mal so deutlich anspricht wie Hattie.
Hmmmm, wenn Dir auf der Autobahn alle auf Deiner Seite entgegenkommen, sind die alle Falschfahrer, stimmts?
Und der schlechten Bezahlung!
@HarGeh
Ihrem zweiten Absatz stimme ich zu, aber Sie haben einen wichtigen Punkt vergessen:
Es liegt nicht nur „auch“ sondern ganz maßgeblich auch an den Millionen von Bundestrainern – oh nee, sorry – an den Millionen von „Experten“, die dadurch zu „Experten“ wurden, dass sie auch mal eine Schule von innen gesehen haben … und vielleicht auch schon mal ein durchgekautes Papierkügelchen durch den Klassenraum geschnippst haben. 😉
Dabei sind wir Lehrer doch nach Hattie großartig, lediglich in zwei Abstufungen: großartig und nicht ganz so großartig (aber immer noch großartig).
Großartig?!
Danke!! …. jetzt fühle ich mich gleichviel besser … Danke, dass Sie das nochmal angemerkt haben!
Großartig…. hach, das klingt gut gut. Das nehme ich mit in meinen Tag. 😉
Großartigkeit muss ich für mich leider ablehnen, auch in der geringeren Ausprägung. (Bzgl. artig muss ich Fraulau fragen.)
„Es liegt nie an den Lehrern, nie an deren Unterricht,…“
…. hey … topp …. Sie haben es verstanden!! 😉
Ich sprech es mal ganz deutlich an:
Nach neuester Erkenntnis schmeckt versalzene Suppe gut. – Bitteschön. Los geht’s …
Das Problem ist, dass viele (sowohl die von Ihnen angesprochenen Verbände und Lehrkräfte als auch Sie) Hattie komplett missverstehen. Lehrkräfte habe tatsächlich sehr wenig Gestaltungsspielraum und werden durch die autoritär organisierte Ausbildung im Referendariat als auch durch das hierarchische Schulsystem in ihrer Professionalität geformt oder vielmehr deformiert. Und wenn man dieses brutale System durchlaufen hat, identifiziert man sich oft sogar damit, denn sonst wäre das Leiden ja sinnlos gewesen.
Ich würde sagen, dass ich mich in über 30 Jahren stets fortgebildet habe, alle Neuentwicklungen mitgemacht, mich weiter entwickelt habe. Ich unterrichte mit sehr großem Engagement.
Möchte sagen, mein Unterricht ist eher besser geworden.
Trotzdem ist es von Jahr zu Jahr schwieriger geworden, die grundlegenden Fähigkeiten: Lesen, Schreiben, Rechnen, Denken, Weltwissen erwerben, … meinen Grundschulkindern zu vermitteln.
Die Ausstattung mit Lehrkräften ist zurück gefahren worden.
Als dreizügige Grundschule gibt es nie Klassen unter 20 Kindern.
Stundenpool für Stützkurse wurde zusammen gekürzt.
Immer weniger Kinder sprechen bei der Einschulung Deutsch.
Immer weniger Kinder kommen mit einer früher üblichen Selbstständigkeit und motoischen Sicherheit in die 1.Klasse.
Beeinträchtigte Kinder werden, ohne, dass sie zum Klassenteiler zählen, einfach mitbetreut= INKLUSION!
Die Heterogenität in der 1. Klasse beträgt inzwischen meh als 2 Entwicklungsjahre.
Aber nach HATTIE ist folgendes der Grund:
Zwei Lehrer könnten die gleiche Unterrichtsstunde halten, aber der Erfolg hängt davon ab, ob der Lehrer seine Aufgabe darin sieht, Wirkung bei allen Schülern hervorzurufen, oder ob er es als seine Aufgabe betrachtet, einfach nur sicherzustellen, dass alle Schüler die Arbeit erledigen und sich an die Anweisungen halten
Suche den Fehler!
„….oder ob er es als seine Aufgabe betrachtet, einfach nur sicherzustellen, dass alle Schüler die Arbeit erledigen und sich an die Anweisungen halten. Die großartigen Lehrkräfte tun Ersteres, die nicht so großartigen Letzteres“, erklärt Hattie.“
Alle Schüler können die Aufgaben erledigen und sich an die Anweisungen halten? Also mir würde das als Erfolg reichen. Man muss nicht immer großartig sein.
Och nööhhh … nicht das Gefühl wieder kaputtmachen … ich will das Gefühl für großartig noch ein wenig genießen. 😉
@Hysterican
Männo Andre!
Sei groß – nicht artig!
…
Und mach dir die Welt widdewiddewie sie dir gefällt. 😉
Ach Pit … das mit der Größe ist ja – unbestätigten Gerüchten folgend – sehr relativ…. bzgl ‚artig‘ weiß ich mit absoluter Sicherheit, dass meine SL mich für alles mögliche hält – aber nicht für das. 😉
Genieße den „Vatertag“ und den -hoffentlich auch für dich folgenden- Brückentag am Freitag … und dann natürlich das Wochenende…
😉 … nur, um man wieder die Neiddebatte ein wenig anzuheizen.
„Zentrales Ergebnis: Auf das Handeln der Lehrkräfte im Unterricht kommt es an (weniger auf die Rahmenbedingungen).“
Aber die Rahmenbedingungen haben doch Einfluss auf das Handeln der Lehrkräfte im Unterricht. Bei meiner Arbeit beeinflussen die Rahmenbedingungen mich ebenfalls. Je mehr Zeit ich für Papierkram brauche (und das wird leider immer mehr), umso weniger Zeit habe ich in der sozialen Arbeit in die Familien zu gehen bzw. bei mir zu empfangen.
Ein Arzt kann nur so gut sein, wie die Ausstattung seiner Praxis und wie die Informationen, die sein Patient ihm gibt. Ohne Bildungsforscher zu sein: So ist es doch auch bei den Lehrern und ihren Schülern. Je mehr auffällige Schüler ich in die Klasse gesetzt kriege, umso mehr muss ich erziehen und umso weniger kann ich den Rest adäquat unterrichten. Für mich gehen die Forschungsergebnisse von Herrn Hattie nicht auf.
Weniger Einfluss heißt nicht kein Einfluss. Der am Fuß verlinkte Artikel gibt Auskunft über die gemessenen Effektstärken.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
In allem Ernst: ich halte diese Forschung für wichtig und sinnstiftend/ als Anlass zur Reflexion.
Aber: ein guter Trainr erklärt mir nicht nur, welche Regionen zum Abnehmen effektiv sind, sondern er weiß, WIE er mich dazu bringt.
WAS sollen wir tun, um Wirkung bei ALLEN Kindern zu erreichen? Welcher Stoff soll weggekürzt werden? Ehrlichgesagt wurde es in meiner Schule sogar mehr Pflichtstoff, weil ein Fächerverbund aufgelöst wurde…
„Ich bin übrigens auch erstaunt darüber, dass das deutsche System zu wissen glaubt, was ein elf- oder zwölfjähriger Schüler im Alter von 30 Jahren können wird […]“
Warum lässt sich der Erfolg noch VOR der Pubertät überhaupt bestimmen? Vielleicht mag Hattie ja Studien bei Altersgruppen anstreben, die nicht mehr im Würgegriff ihrer Körperchemie sind 😉
„Vielleicht mag Hattie ja Studien bei Altersgruppen anstreben, die nicht mehr im Würgegriff ihrer Körperchemie sind“
Ein Leben ohne Körperchemie, soso …
(Auweia, keine Körperchemie ist leider lebensfeindlich.)
Weniger „Körperchemie“ bezogen auf hormonelle Schwankungen?
Das ist dann wohl erst nach den Wechseljahren der Fall.
Kann man machen, fehlt noch in der Sammlung von „guten“ Ideen zur Bildung aka Betreuung.
„.. Wichtiger als die Schulstruktur sind dem neuseeländischen Professor zufolge die Lehrerinnen und Lehrer – genauer: deren Haltung gegenüber den Schülerinnen und Schülern… “
..und umgekehrt Herr Professor? Wie verhält es sich da ?
Hattie: „Ich bin übrigens auch erstaunt darüber, dass das deutsche System zu wissen glaubt, was ein elf- oder zwölfjähriger Schüler im Alter von 30 Jahren können wird, und ihn entsprechend einer Schulart zuteilt.“ – Er hat das deutsche System überhaupt nicht verstanden. „Das System“ stellt keine Prognosen darüber an, was ein Schüler mit 30 Jahren leisten kann, sondern darüber, was er mit 10-15 leisten kann. Im übrigen lügen sich Länder, die nicht „gliedern“, was in die Tasche – auch dort gibt es anspruchsvolle und anspruchslose Schulen bzw. „Zweige“, es wird den Eltern nur schwerer gemacht, die passende Schule zu finden und ihren Schüler da reinzubringen.