„Ist Beamen möglich?“ – Star-Trek-Weihnachtsvorlesung ist Kult für Fans

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ZWEIBRÜCKEN. «Beam me up, Scotty» ist vermutlich der legendärste Satz aus «Star Trek». Doch ist Beamen technisch überhaupt möglich? Damit beschäftigt sich die diesjährige «Star Trek-Weihnachtsvorlesung» in Zweibrücken.

Die Veranstaltung ist Kult: «Trekkies» aus ganz Deutschland werden am 19. Dezember, Sternzeit -309033,4, zur «Star Trek-Weihnachtsvorlesung» in Zweibrücken erwartet. Alle Jahre wieder drängen sich mehr als 500 Zuhörer im Hörsaal und sitzen teils auf den Treppen, um den wissenschaftlichen Ausführungen von Diplomingenieur Hubert Zitt zu «Star Trek»-Phänomenen zu folgen. Rund 1000 weitere Fans verfolgen die Weihnachtsvorlesung im Internet. Viel mehr würde der Stream nicht hergeben, sagt der Initiator der Vorlesungen, der an der Fachhochschule Zweibrücken als Dozent für Informatik arbeitet und in diesem Jahr über Beamen referieren wird.

Dabei fing alles ganz klein an: 1996 hielt Dr. Zitt erstmals eine «Star Trek»-Weihnachtsvorlesung. Die Idee hatte er von seinem Studium in Saarbrücken mitgebracht – dort boten Chemiker Weihnachtsvorträge an, die immer gut besucht waren. Zitt ging einen Schritt weiter: Er verband sein Hobby «Star Trek» mit dem wissenschaftlichen Vortrag. «Wenn man mir damals erzählt hätte, dass ich einmal deutschlandweit zu Vorträgen eingeladen und in den USA regelmäßig Vorlesungen zu «Star Trek» halten würde, hätte ich das niemals geglaubt», sagt er.

Ob Spock, Captain Kirk, Uhura oder Picard – mit seinen Vorträgen hat Zitt fast alle Originalschauspieler der Ursprungsserie kennengelernt. Sie fänden seine Idee meist ziemlich gut, sagt der 50-Jährige.

Auch beim Deutschen Hochschulverband (DHV) kommt Zitts Vortragsmodell gut an. Er halte es für eine «pfiffige Idee», meint ein DHV-Sprecher. Schließlich biete sich Science-Fiction für Wissenschaftsvorträge an, denn dort kämen öfter Visionen vor, die später Wirklichkeit würden. Und mit so lockeren Themen würden auch Menschen für die Wissenschaft begeistert, die sonst eher keinen Bezug dazu hätten.

Eine Nachbildung der Fernsehkulisse aus „Raumschiff Enterprise“ (Foto: Cory Doctorow/Wikimedia CC BY-SA 2.0)
Eine Nachbildung der Fernsehkulisse aus „Raumschiff Enterprise“ (Foto: Cory Doctorow/Wikimedia CC BY-SA 2.0)

Bei Zitt funktioniert dieses Rezept offensichtlich prima: Die Weihnachtsveranstaltung in diesem Jahr ist seine 150. «Star Trek»-Vorlesung. «Ich kann nicht mehr alle Einladungen annehmen», sagt Zitt. Pro Jahr gingen 30 bis 40 Einladungen ein. Doch mehr als 20 bis 25 Vorträge seien nicht drin, schließlich müsse er nebenbei noch arbeiten. Auch eine Facebook-Seite gibt es.

Wer glaubt, dass Zitts Vorträge über «Star Trek» und Einstein, Zeitreisen oder Holodecks nur junge männliche Nerds begeistert, liegt falsch: Im Publikum sind sowohl Frauen als auch Männer, 18-Jährige sitzen neben 80-Jährigen, und längst nicht alle haben einen wissenschaftlichen Hintergrund. Manchmal sind sogar Drei- bis Vierjährige dabei. «Sie sitzen dann neben den Eltern, futtern eine Banane und haben ein «Star Trek»-Lätzchen um», lacht Zitt.

Der Spaßfaktor spielt eine Rolle. Wenn Zitt zur Weihnachtsvorlesung einlädt, kommen viele Fans in passenden Kostümen, es gibt dampfende Cocktails, «Föderationsbrezeln» und einen kleinen Klingonisch-Kurs.

Die Kultserie biete sich quasi für wissenschaftliche Vorträge an, sagt Zitt. Die Filmemacher hätten stets dafür gesorgt, dass alle Technikspielereien, so futuristisch sie auch seien, wissenschaftlich zumindest möglich seien. Vieles, was früher in der Serie noch als Zukunftsmusik galt, ist heute Realität – etwa Flachbildschirme, Touchscreens und Pads oder der Kommunikator von Captain Kirk. «Derzeit stehen wir kurz davor, das Holodeck umzusetzen», sagt Zitt.

Ist «Beam me up, Scotty» ebenfalls machbar? Eigentlich sei Beamen eine tricktechnisch billige Möglichkeit gewesen, die Besatzung des Raumschiffs Enterprise auf einen Planeten zu bringen, verrät Zitt. Aber inzwischen gebe es dazu ernsthafte Forschung – und bereits erste Experimente. So werde bei der Quantenteleportation versucht, Informationen von Elementarteilchen auf andere zu übertragen. Das sähen viele «Star Trek»-Fans als erste Stufe zum Beamen an.

In seinem Vortrag will der Dozent nicht nur auf technische Dinge eingehen. Es geht auch um witzige Details – etwa spektakuläre Szenen, wo beim Beamen etwas schieflief. Viel will Zitt nicht verraten, nur ein kleines Beispiel: «Da gibt es eine Szene, bei der eine Frau vom Raumschiff auf einen sandigen Planeten gebeamt wird», sagt er. Oben habe sie noch schicke High Heels, unten aber ganz andere Schuhe an. Ob das ein Argument für oder gegen das Beamen ist, sei dahingestellt. Sandra Schipp/dpa

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