Wende prophezeit: Uni Kiel werde mit die besten Lehrer Deutschlands ausbilden

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KIEL. Der Streit zwischen den Universitäten Kiel und Flensburg scheint beigelegt. Dennoch kann sich Schulministerin Waltraud Wende nicht zurücklehnen. Im Landtag gab es heftige Diskussionen um die geplante Reform der Lehrerbildung in Schleswig-Holstein.

Die geplante Reform habe nach Ansicht der CDU bisher nicht mehr als einen politischen Scherbenhaufen hinterlassen. Bildungsministerin Waltraud Wende (parteilos) sei überfordert und das Versprechen von Ministerpräsident Torsten Albig (SPD), die beste Lehrerausbildung zu schaffen, geplatzt, sagte der CDU-Hochschulexperte Daniel Günther am Donnerstag im Landtag. In Hinterzimmern würden Kompromisse gesucht, «um zu retten, was nicht mehr zu retten ist». Es gehe der Regierung nur noch um Gesichtswahrung.

Stand gehörig unter Druck: Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Waltraud Wende. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)
Die beste Lehrerausbildung, die es jemals im Norden gab. Schleswig-Holsteins parteilose Bildungsministerin Waltraud Wende. (Foto: Steffen Voss/Bildungsministerium Schleswig Holstein)

Günther wandte sich wie die FDP und die Fraktion der Piratenpartei gegen Doppelstrukturen für die Sekundarlehrerausbildung in Flensburg und Kiel. Der FDP-Abgeordnete Christopher Vogt bezeichnete den vorliegenden Gesetzentwurf als «nicht beratungsfähig». Fast jeden Tag gebe es eine andere Faktenlage, sagte er mit Blick auf die jüngste Einigung der Hochschulen Kiel und Flensburg über die Aufteilung der künftigen Lehrerausbildung. Zudem werde die Frage der künftigen Besoldung der Lehrer ausgeblendet. Nach Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wird es «in jedem Fall teurer», eine Einschätzung die auch der frühere FDP-Bildungsminister Ekkehard Klug unterstrich.

Dagegen bezeichnete Wende die Einigung mit den Hochschulen als beste mögliche Lösung. Schleswig-Holstein werde die beste Lehrerausbildung bekommen, die es jemals im Norden gab. Sie teilte als Neuigkeit mit, die Uni Kiel werde den pädagogisch-didaktischen Bereich ihrer Lehrerausbildung ausbauen. Damit werde Kiel, fachlich ohnehin international exzellent, mit die besten Lehrer Deutschlands ausbilden. Zur Kritik der Opposition, die bisherige Anhörung zum Gesetzentwurf sei eine Farce, sagte Wende, auch dieser Entwurf werde nicht im ursprünglichen Wortlaut verabschiedet werden, wie dies bei Gesetzentwürfen Praxis sei.

SPD-Fraktionschef Ralf Stegner beglückwünschte Wende für das am Dienstag mit den Hochschulen ausgehandelte «sehr gute Ergebnis». So werden künftig Sekundarlehrer bis zur Klasse 13 in elf Fächern in Flensburg ausgebildet, allerdings nicht – wie zunächst vorgesehen – auch in den Naturwissenschaften. In Flensburg bleibt es in diesen Fächern bei der Ausbildung von Lehrern mit Abschluss Sekundarstufe I (Klasse 5 bis 10) – was Wende zunächst nicht so vorgesehen hatte.

Sie sei aber stolz, so die Ministerin, dass Flensburger Absolventen künftig in Kiel in den Naturwissenschaften eine berufsbegleitende zweisemestrige Master-Ausbildung machen können zum Sekundarlehrer bis Klasse 13 – wenn sie es wollen.

Der Piraten-Abgeordnete Uli König erinnerte an Albigs Versprechen bei der April-Landtagssitzung, die Mint-Ausbildung (naturwissenschaftliche und technische Fächer) in Flensburg auf das Niveau der Uni Kiel anzuheben und dies im Haushalt zu berücksichtigen. Gemäß Kompromiss bleibe aber diese Ausbildung nun weiterhin allein in Kiel. Dass die Regierung dennoch die Investitions- und Personal-Mehrkosten für Flensburg jetzt höher veranschlage als zunächst vom Bildungsministerium genannt, zeige, wie «unseriös» die bisherigen Kostenberechnungen gewesen seien.

Stegner und die Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben bekräftigten das übergeordnete Ziel, allen talentierten Schülern – unabhängig von der Herkunft – ein gleichwertiges Abitur an Gemeinschaftsschulen und Gymnasien zu ermöglichen. Deswegen seien gleich ausgebildete Lehrer notwendig. «Wir brauchen eine grundlegende Reform der Ausbildung», sagte von Kalben. Stegner kündigte an, das Gesetz werde im Sommer verabschiedet. Zuletzt hatte er die geplante Verabschiedung im Juli infrage gestellt und den September genannt.

Ein Gesetzentwurf der FDP zur Lehrerausbildung wurde zur weiteren Beratung in den Bildungsausschuss überwiesen. Der Entwurf sieht eine Rückkehr vom Bachelor zum Staatsexamen vor. Acht Länder hätten diesen Abschluss bereits. Die Liberalen wollen zudem, dass künftige Grundschullehrer als eines ihrer zwei Fächer Deutsch oder Mathematik wählen müssen. An der Aufteilung der Ausbildung wie bisher hält die FDP fest: Lehrer für Gemeinschafts-, Grund- und Sonderschulen sollen in Flensburg studieren, die für Gymnasien in Kiel und die für Berufsschulen an beiden Standorten. Teure Doppelstrukturen und ein Kampf um Studenten würde vermieden.
Zum Bericht: Krisengipfel: Einigung zur Lehrerausbildung – Gesetz doch später?

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